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Begleiten Sie Roman auf seine Zeitreise in die Epoche der Romantik. Auf der Suche nach dem allesumfassenden Einklang der Menschen mit der Natur wird Roman Zeuge der Frankfurter Zeitgeschichte zwischen 1785 und 1820. Im Laufe seiner Reise trifft er unter anderem Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich von Schiller, die drei Brüder Grimm, Caspar David Friedrich und Ludwig van Beethoven. Seine eigene Seele führt ihn bald an eine bedeutsame Lichtung im Wald, als wartete dort das ganze Glück der Welt in einer einzigen blauen Blume auf ihn…
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Seitenzahl: 189
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Romans romantische Reise
Andreas Kalk
Impressum
© 2019 Andreas Kalk
1. Auflage
Umschlaggestaltung:
Ferdinand Gerstner,
www.gerstnergestaltung.de
Verlag und Druck:
tredition GmbH,Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN: 978-3-7482-0119-9 (Paperback)
ISBN: 978-3-7482-0120-5 (Hardcover)
ISBN: 978-3-7482-0121-2 (e-Book)
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Romans romantische Reise
∞
Für die Liebe
Inhaltsverzeichnis
Prolog
I. Akt 1785 – „Neugeborenes Erwachen“
II. Akt 1800 – „Quo vadis, Novalis?”
III. Akt 1803 – „Schillernde Gestalten“
IV. Akt 1806 – „Ein märchenhaftes Unterfangen“
V. Akt 1809 – „Reiseschreibfedern und Farbkreise“
VI. Akt 1812 – „Dichtende Märchenbrüder“
VII. Akt 1815 – „Ein freies Stück Natur“
VIII. Akt 1817 – „Wundervoller Wäldchestag“
IX. Akt 1818 – „Abgründe der Seele“
X. Akt 1820 – „Treffen wir das Zauberwort?“
Epilog
Märchen: „Der Förster und seine Frau“
Übersicht: Die auftretenden Personen
Bildnachweise
∞
„Ja - wer auch nur eine Seele
sein nennt auf dem Erdenrund!
Und wer's nie gekonnt, der stehle
weinend sich aus diesem Bund!
Freude heißt die starke Feder
in der ewigen Natur.
Freude, Freude treibt die Räder
in der großen Weltenuhr. “
(aus der Ode „An die Freude“, Friedrich von Schiller, 1785)
Prolog:
Liebe Leser, nehmet Platz
und lasst euch etwas präsentieren!
Zunächst noch möchte ich euch briefen:
Denn ihr haltet einen Schatz,
könnt euch in dieser Welt verlieren,
euch dort ganz und gar vertiefen.
Nehmt euch dafür etwas Zeit
und seid für die Poesie bereit.
So kann dieses kleine
Büchlein, dieses feine,
euch in seinen Banne ziehen,
voller Glück und Fantasien.
Aus einer Zeit, als man noch dachte,
tanzte, Leute traf und lachte
und sich niemand überwachte…
Aus dieser Zeit stammt dieses Stück.
Es handelt von dem großen Glück.
Doch: Worum geht es nun exakt
im gleich folgenden ersten Akt?
Liebe Leser, seid gespannt
blättert um mit einer Hand…
Bevor wir an der Zeit gleich drehen,
auf guten alten Pfaden gehen,
um Vergangenes zu sehen,
müssen wir erst, liebe Leute,
hier beginnen, ja, im Heute!
Unserer Zeit der Gigabyte.
In eben dieser Zeit wurde Roman, unser Held, im Frühling des Jahres 1985 in Frankfurt am Main geboren. Wie alle Geschöpfe dieser Erde passte er sich seiner Umwelt an, nahm die Dinge als gegeben hin, lernte, was es zu lernen gab und wurde schließlich älter. Aus dem Neugeborenen wurde ein fröhliches Kind, aus diesem mit den Jahren ein anständiger Junge, um anschließend als junger Mann seinen eigenen Alltag zu bestreiten. Nach der Schule besuchte er seine Freunde oder ging zum Sport. Er verfolgte ähnliche Interessen und nahm an denselben Veranstaltungen wie seine Gleichaltrigen teil. Doch irgendetwas fehlte ihm, tief in seinem Innersten loderte eine kleine Flamme, derer er sich erst jetzt gewahr wurde. Eine brennende, noch nicht zu benennende Sehnsucht.
Wie im Herzen eines jeden wahren Romantikers lebte in ihm der Drang nach dem wahren Wunderbaren, dem traumhaft Schönen und dem übersinnlichen Guten. Unbewusst geformt von seiner Seele, die in absoluter Freiheit und Unabhängigkeit einen Körper gewählt hatte, um in diesem Sein, in diesem einen Leben nur nach dem Besten ganz zu streben. So bescherte die Seele nur dem ausgewählten Körper außergewöhnliche Fähigkeiten, die es dem wahren Romantiker ermöglichte, unbeschreibliche Emotionen zu fühlen, Sehnsüchte zu spüren und Magie zu erleben, die den gewöhnlichen Menschen nur in seltenen Fällen vollkommener Fantasieempfindung in all ihren prachtvollen und bezaubernden Weisen begegneten.
Oft geschah es, dass Roman wiederholt des Nachts nicht ruhen konnte. So kam es auch heute. Wach lag er in seinem Bett, lauschte in die tiefe, dunkle Nacht hinein und es kam ihm der Gedanke, aus einem bestimmten Grund nicht schlafen zu können. Nicht hatte schlafen sollen. Ein tiefer, wohlklingender Ton von außerhalb seines spärlich aufgeräumten Zimmers riss ihn aus diesen Gedanken. So griff er nach dem großen Fenster, um es vorsichtig zu öffnen. Der tiefe Ton hallte etwas nach, bevor er eine kurze Zeit später erneut zu vernehmen war. Roman streckte seinen Kopf in die frische Nachtluft und blickte zu der Seite, aus der die Geräusche kamen. Er erblickte die Turmglocke, die sich mitsamt der Kirche keine zwei Straßen weiter befand. In dieser großen Stadt, die ihm nicht heimisch war. All die Menschen, der endlose Lärm, alles war ihm so ganz und gar fremd. Die Schulkameraden, die alle nur nach vorne hetzten. Richtung Abitur, um sich anschließend ins Studium und daraufhin in die große weite Berufswelt zu stürzen. Immer nur auf der Jagd nach dem Geld, dem Ruhm, der Macht… Traurig schloss er das Fenster wieder. Nicht jedoch um sich schlafen zu legen. Stattdessen kramte er in seinen unaufgeräumten Schreibtischunterlagen nach einem Schreibblock und einem Stift. Nach kurzer Suche fand er beides und setzte sich damit aufs Bett. „Ich muss bis morgen warten“, dachte Roman müde, während er das Schreibzeug neben sich fallen ließ. Doch plötzlich durchfuhr es ihn wie ein Blitz. Sofort saß er kerzengerade auf seiner Matratze. Roman schnappte sich die Schreibutensilien wieder und begann das weiße Blatt mit Tinte zu füllen…
Ich höre die Turmuhr draußen schlagen,
sie scheint mir innerlich zu sagen:
Die Zeit des Kummers und der Klagen
sei noch nicht einmal erreicht.
Nachdenklich gestimmt wegen dieser soeben niedergeschriebenen Worte legte sich Roman ins Bett und wäre beinahe eingeschlafen, als er von einem weiteren Geräusch aufgeschreckt wurde. Dieses stammte jedoch nicht von außerhalb des Zimmers. Eine kleine leuchtende Lichtquelle erschien. Sie strahlte ihn an, mitten in sein Gesicht. Er schauderte und hielt den Atem an, als dieses klitzekleine, glitzernde Etwas plötzlich zu ihm sprach:
GLITZERNDES ETWAS:
Dein wahres Ich ist grad erwacht,
beim zwölften Glockenschlag heut Nacht.
Aus dem Dunkel kam es zu dir
Begleitet dich für immer hier.
Ich bin das Licht, das dich erhellt
und in deine Gedanken schnellt.
„Seele“, kannst du mich gern nennen,
mich als wahres Selbst erkennen.
Ich begleite dich in deinem Herzen ab sofort.
Voller Güte, voller Treue, hin zu jedem Ort.
So sprach das Licht und war sofort verschwunden.
Der Jüngling spürte es, er war mit ihm verbunden.
Sofort sprang er auf, wie vom Blitze getroffen, vom Donner gerührt, konnte sich kaum halten. Voller Energie. Tief beseelt. Er suchte das Zimmer ab, wo war das magische Licht hin? Wo hatte diese magische Kraftquelle seinen Ursprung genommen? Etwas trieb ihn an, sich selbst zu betrachten. Im Spiegel. Um Antworten zu finden auf all die neuen Fragen, die er sich gerade gestellt hatte. Er stürmte aus seinem Zimmer in Richtung Bad. In dem Wissen, dass gerade irgendetwas Besonderes mit ihm geschehen war. Was waren die letzten Worte, dieser selbsternannten Seele?
Ich begleite dich in deinem Herzen ab sofort.
Voller Güte, voller Treue, hin zu jedem Ort.
Roman riss die Badezimmertür auf. All die Gedanken, die heute Nachmittag noch um die anstehende Abiturprüfung kreisten, waren verschwunden. Er ließ alle belanglosen Alltagssorgen ziehen. Stattdessen drehten sich seine Gedanken immer unaufhaltsamer allein um diese eine Frage: Was geschieht mit mir? Die Müdigkeit, die ihn die letzten Tage und Wochen so bedrückt hatte, verging mit einem Mal. Nun hob Roman den Blick und betrachtete sein Spiegelbild. Erschrocken wollte er sich abwenden. War er das etwa? Sichtbar gealtert. Wo waren die letzten Jahre geblieben? Lag es etwa bloß am fehlenden Schlaf und der Müdigkeit? Er konnte sich nicht erinnern was genau geschehen war. Oder war bislang einfach noch nichts Bedeutendes in seinem Leben passiert? Hatte ihn der Alltag geschluckt? Das stumme, gefühllose Funktionieren in der heutigen Zeit, in dem man selbst nichts weiter war als eine Kaufkraft, ein Produkt, eine Marionette der Gesellschaft? Nur noch als digitale ID existierend, anstatt tatsächlich eigene Ideen verfolgen zu können? Tag um Tag, Jahr für Jahr? Bestand sein Leben selbst nur im Konsum und in der trostlosen Abstumpfung ins Bedeutungslose? Kurz senkte er seinen Blick, hing diesen Gedanken nach, doch dann sah er wieder in den Spiegel. In sein Gesicht. Mit einem Mal schlug sein Herz höher, als er wie aus dem Nichts endlich wieder die Stimme seiner Seele vernehmen konnte.
SEINE SEELE:
Zeit verging, verstrich, verflog,
als unaufhaltsam starker Sog.
Jetztt ist´s soweit, wir halten an
und reisen rückwärts durch sie dann.
ROMAN:
Neues Licht
durchbricht die Nacht.
Direkt vor meinen Augen.
SEINE SEELE:
Du erscheinst
und strahlst,
als wenn
das Licht
an sich
geboren
würde.
ROMAN:
Was geschieht mit mir,
wer blickt mir da entgegen?
Wen sehe ich hier?
Ist´s Fluch oder doch Segen?
Ich schau dich an
und frage mich
was du in mir siehst.
Dein Blick spricht Bände.
Wenn ich bloß wüsste
wo ich diese Bände fände.
Kontakt der Augen!
Du stehst gebannt
vor mir und liest.
Lesen ohne Worte!
Nimmst von mir
was ich einst sah.
Ich blicke zurück
und doch nach vorne.
Während
Spiegel
an der Wand
sich krümmen,
zeigen sie,
wie die
Dinge sind.
Manchmal
lassen sie
sich Zeit.
Wie du!
Bist mehr als Glas.
Erkenne nun,
wie nie zuvor,
mein wahres Ich.
Tief in dir
und doch so nah.
Blicke ich nach vorne, sehe ich mein gläsernes Gesicht.
Mir fällt mit mir selbst nicht mehr ein als ein Gedicht:
Ich kam, sah und suchte, nahm wahr und fand
mit jedem meiner Schritte ein wenig Verstand.
Ich kam, sah und suchte erst die helfende Hand,
bevor ich begriff, dass dort ein Spiegel bloß stand.
Spielende Schriften vieler spiegelnder Wände
fanden fabelhafterweise ihren Weg in meine Hände.
Während ich sah, lief und las
durch hoch wachsendes Gras,
Jahr für Jahr, tief, versessen,
schien ich mich selbst zu vergessen.
Dabei sein ist eines.
Doch etwas wirklich Feines
wird dein Dasein erst beim Verstehen
selbst in deinem Mittelpunkt zu stehen.
Ich gab, lieh und stand
am Ende selbst mit leerer Hand
da. Doch damals dachte
ich, dass mir das was brachte.
Ich kam, sah und war
bislang weder weit noch viel.
Doch nahm wahr und sah
Teile eines großen Ziels.
SEINE SEELE:
So könnte dies hier enden,
du hältst es selbst in Händen.
Dreh dich zu mir hin.
flüsterte sie ihm leise zu
ROMAN:
Ich sehe dich! Ja! Ich bin –
verschwunden bist du.
Ich nahm wahr und fand
deine Stimme – mein Verstand.
Seine Seele:
Du bist bereit! Du bist erwacht
aus langen, tiefen, dunklen Träumen.
Eben grad in dieser Nacht,
nun geh zu ruhigen alten Räumen.
Seit vielen Jahren warte ich, dass wir uns beide finden,
um in die wahre Epoche deines Ichs zu entschwinden.
Du gehörst hier gar nicht her!
Das zu merken fiel dir schwer,
denn diese Welt hielt dich gefangen,
bedeckte dich wie einen Schleier.
Nun hast du ihn dir abgestreift,
kannst atmen und wirst freier.
ROMAN:
Doch wie kann ich ihr bloß entfliehen, dieser Zeit,
die alle hetzt mit rasender Geschwindigkeit?
Seine Seele:
Wir blicken beide kurz zurück,
nur ein winzig kleines Stück.
Beschau dich als neugeboren´ Glück
in der Stadt Frankfurt am Main.
Das Jahr fünfundachtzig soll es sein.
Nun geschah etwas Besonderes in dem Moment,
das wahrlich kaum beschreibbar ist, es geschah jedoch!
Ein Funkeln, ein Lodern, so als ob die Erde brennt.
Raum und Zeit brachen auf, genauso wie ein schwarzes Loch!
Bevor wir es selbst recht verstehen
war es auch schon geschehen.
Was können wir nun sehen?
Roman, vor dem Spiegel stehen.
Doch die Zeit, das sei gesagt,
und klingt es auch noch so gewagt,
ist nicht mehr die gleiche – auch der Ort,
er wird’s in Kürze selbst staunend erfahren dort:
1. AKT: „Neugeborenes Erwachen“
Frankfurt, 1785
Geborgen liegt ein Kindchen da
in einer Nacht so sternenklar.
Es fühlt sich so hilflos, blickt um sich, nur Licht.
Etwas Genaues erkennt es noch nicht.
Was wir hier lesen ist Romans zweite Geburt.
Spät in der Nacht, nah am Main in Frankfurt.
So ist im Schutz der Dunkelheit
dies kleine Wesen angetan
vom Firmament, das ihn befreit
mit seiner unendlichen Bahn.
Gereist durch Raum und Zeit,
um sein wahres Wesen zu erfahr´n.
Da sprach seine Seele zu ihm gütig,
ermutigte ihn gar sehr sanftmütig:
SEINE SEELE:
Willkommen in Frankfurt am Main,
dein Abenteuer soll es hier sein!
Siebzehnhundertfünfundachtzig, oh, ja!
Begrüßen den Frühling in diesem Jahr.
Viele Eindrücke kannst du gewinnen,
atme sie ein, deine Zeit kann beginnen…
Am nächsten Morgen zu früher Stunde,
mancher Hesse drehte so seine Runde,
gingen auch Frauen zum Ufer des Mains
und fanden das kleine Geschöpfe, seins.
Ohne zu zögern retteten sie das Kind.
Sie drückten es wärmend an sich geschwind.
Man trug es sofort zu guten Leuten,
die seine Ankunft auch niemals bereuten.
So wuchs dieses Kindchen behütet auf
und sein kleines Schicksal nahm seinen Lauf.
Etwa nach seinem ersten halben Lebensjahr
war`s, als etwas Besonderes geschah.
In Frankfurt, dieser freien Stadt der Hessen,
gab es stets allerlei Feste und Messen.
Im Oktober, zur goldenen Herbstes-Zeit
war es hier nun also wieder soweit.
Jean-Pierre Blanchard hieß der Mann,
der heute allerlei Herzen für sich gewann.
Er wollte Neuartiges erfinden,
um in die Lüfte zu fliegen und dort zu verschwinden.
Tatsächlich kamen Menschenmassen.
Sie standen staunend regungslos da.
Tausende Frankfurter konnten es kaum fassen,
als es vor ihren eigenen Augen geschah:
Vor der Bornheimer Heide, ihr kennt
diesen Ort heute als den Stadtteil Nordend,
winkte Jean-Pierre den Schaulustigen zu,
hochkonzentriert geschah es im Nu.
Dass in einem riesigen Ballon er sich erhob,
und sanft die weichen Wolken zur Seite schob.
Die erste Luftreise in diesem Land
wurde an diesem Tage bekannt.
Bis nach Weilburg an der Lahn,
so haben es später die Menschen erfahr´n,
führte ihn heute seine besondere Reise,
machte auch bekannt ihn in weitem Kreise.
Nun wisset ihr gütigen Leser hier,
während ihr blicket auf dieses Papier,
dass dies nicht einfach nur grundlos geschah,
sondern alles mit allem verwoben war!
Manchmal bemerken die menschlichsten Wesen,
seien sie selbst noch so schlau und belesen,
und meinten, sie wären stets gut informiert,
nur selten, was um sie herum wirklich passiert.
Das Leben verknüpft, verwebt und verbindet
Geschehnisse, Dinge, die man einfach findet
zu einem großen Ganzen, Wunderbaren!
Nur die Wenigsten können dies leider erfahren.
Doch zurück zu diesem, unserem, deinem Stück,
auf der Spur, auf der Reise, der Suche nach Glück.
II. Akt: „Quo vadis, Novalis?“
Frankfurt, 1800
auftretende Personen:
Roman
In jeder Zeit mögen diese ähnlichen Gesetze gelten:
An seine ersten Lebensjahre erinnert man sich selten.
Auch unser Held, durch die Umstellung der Zeit,
fühlt sich erst in Kürze selbst bewusst und bereit.
15 Jahre sind seit der Luftfahrt vergangen. Ebenso viele seit seiner Geburt. Wir springen erneut in der Zeit, aber diesmal nach vorne und nicht mehr zurück. Er wird gleich gänzlich zu sich kommen, verstehen müssen, was alles geschah. Mit seinen jugendlichen Jahren muss er nun sehr viel Neues erfahren. Die Zeiten vorbei, in denen er vor dem Spiegel stand und seine Reise zum eigenen Ich begann. Es wird also Zeit sich ins Leben zu stürzen…
So erwacht er alsbald im folgenden Moment,
wenn sein Spiegelbild sein Antlitz erkennt.
ROMAN:
Ich sehe zwar Glas und mein eigen Gesicht,
doch irgendetwas stimmt hier nicht.
Meine Haare, kann man Frisur das noch nennen?
Diese Kleidung, ich kann mich selbst kaum erkennen.
Ich bin nicht mehr in der gewohnten Zeit,
es ist, als ob mein Innerstes vor Freude schreit!
All das Alte ist fern, und das Neue ist nah,
es ist kaum zu glauben, doch ich sehe es ja!
Das Neue ist alt und das Alte ist das Neue.
Oh, wie ich mich von Herzen freue.
Die Kleidung, sie passt, ist angenehm,
bin sicher beinah adrett anzuseh´n.
Mein Herz schlägt warm unter einer Weste
in gelblichen Farben, doch jetzt das Beste:
Mich kleidet ein Tuchfrack in dunklem Blau,
dieser steht mir gewiss, ja das weiß ich genau.
Dazu Kniehosen aus gelbem Leder,
so etwas trägt sicher nicht ein jeder.
Selbst die Stulpenstiefel gefallen mir gut.
In meiner Hand halte ich einen grauen Filzhut.
Nun, auf dich werde ich wohl verzichten,
meine Aufgaben hier ohne dich verrichten.
Da kommt mir endlich eines in den Sinn,
die Frage, weshalb ich hier zugegen bin.
So stehe ich hier nun in der Werther-Tracht,
unwissend, weil gerade eben erst erwacht.
Ich steh also gänzlich allein
in meinem neuen, eignen Sein,
doch wo befinde ich mich?
Dies fragte er schließlich sich.
Also ging er zum Fenster, um hinauszuschauen.
Er konnte seinen eigenen Augen kaum trauen!
Den Filzhut legte er am Bette noch ab,
bevor er sich zum Fenster begab.
Reckte den Kopfe aus ebendiesem heraus.
Genau so schaute er aus dem Fachwerkhaus.
Was er erblickte, entzückte ihn sofort,
die Frankfurter Altstadt war sein Aufenthaltsort.
Bereit für die Reise, nach dem Mantel gegriffen,
beim Verlassen des Hauses begeistert gepfiffen.
Nichts wie auf die Straße hinaus im Morgengrauen,
um sich gespannt nach allen Seiten umzuschauen.
ROMAN:
Ich streife allein durch mein Frankfurt am Main.
Hier werd ich in Zukunft geboren sein…
Erblicke den Römer, betrachte die Gassen,
bedenke das Datum und lache gelassen.
Wie das Zeitalter wechseln konnte, war mir nicht klar.
Doch was hilft alles rätseln? Nun bin ich ja da.
Bevor laut zu grübeln: Was ich jetzt wohl mache?
Entscheid ich mich für die mir bekannte Hauptwache.
Als ersten Ort den ich betrachte,
dachte er für sich leise und lachte.
Ich nahm mich nie wichtig,
ich wusste nicht vieles,
nur: Hier bin ich richtig.
Ob es nur ein Spiel ist?
Oder ein Traum?
Diese Zeit, dieser Raum.
Erfreue mich liebevoll leise
über diese romantische Reise.
Sag, liebe Seele, bist du noch bei mir?
SEINE SEELE:
Selbstverständlich bin ich noch hier!
Um dich zu begleiten
in diesen Zeiten.
Es erwartet dich ein beträchtliches Abenteuer,
sei mutig, doch spiele nicht mit dem Feuer.
Zur selben Zeit, also quasi im Heute
leben auch andere wichtige Leute.
Du wirst Menschen begegnen, die du schon kennst,
allein wenn du ihre berühmten Namen nennst.
Manche stammen aus Frankfurt am Main,
doch nicht alle, das wäre zu einseitig, nein!
Andere triffst du in weiteren Städten und Orten,
auch ferne Länder wirst du bereisen,
dort mit vielen Persönlichkeiten Speisen:
Eintöpfe, Brote, Kuchen und Torten.
Mit welchem Namen fange ich an?
Bettina, Jacob, Wilhelm, Johann?
Georg, Carl, Friedrich und Ludwig,
jeder auf seine Art gut und mutig.
Du wirst sie sprechen, hören und sehen
und ihre Ansichten später verstehen.
Größere Mächte wollen dich sozusagen
hier wirken sehen, mit gutem Betragen.
Unser Universum verbindet so viel,
alles dient einem höheren Ziel.
Wer nun noch an Zufälle glaubt,
ist seiner besten Sinne beraubt.
ROMAN:
Doch sag, was ist mein Wirken hier wert?
Gibt es Aufgaben zu lösen für mich?
SEINE SEELE:
Über seinen eigenen Nutzen und Wert
ein gutes Herz hoffentlich erfährt!
Früh oder wenigstens beizeiten,
doch darüber lass dich nicht verleiten.
Du bist noch in recht jungen Jahren,
du darfst dich auch selbst erfahren!
Ich will dir nicht noch mehr verraten.
Zu viel zu wissen schadet doch nur!
Sei tapfer und wirke gute Taten.
Sei selbst ein freies Stück Natur.
Gehe, wo immer es hin dich treibt!
Besuche, belebe jeden Ort.
Nur ein Tor, der stehen bleibt,
der niemals läuft zu einem „Dort“!
ROMAN:
Meinen Seelenauftrag habe ich empfangen.
Ich danke dir von Herzen und
ich sollte die Reise jetzt wohl anfangen.
Bin munter, hoffnungsvoll, gesund!
SEINE SEELE:
Ich werde als sichtbares Wesen
für eine lange Zeit verschwinden.
Doch das war´s nicht ganz gewesen,
denn stets bleibe ich bei dir!
Wirst mich in deinem Herzen finden.
Sind ein unzertrennlich Wir!
Das Licht verschwand,
er streckte die Hand,
so als ob er verstand.
Fühlte ihr nach, bald schon lächelte er leise.
Wusste nicht vieles, doch für heute genug.
Ja er wusste, dass er sie tief in sich trug,
dass sie ihn begleitete auf seiner Reise.
Sodass er einfach lächelte nun.
Längst wusste er ja, was zu tun.
Er stand vor der Hauptwache und schaute,
drehte und wendete seinen Blick.
Leise vernahm er bald schon die Laute.
Er folgte den Tönen mit ruhigem Geschick.
Da standen einige junge Menschen, die sich wohl versammelt hatten. Also ging er zu ihnen hin, um nach dem Grunde zu fragen. Sie erzählten ihm von dem Feste, welches bald beginnen würde. Sie wollten dem Ereignis beiwohnen und luden ihn herzlich ein, sie zu begleiten. Einige stiegen in die bereitstehenden Kutschen am Straßenrand. Da die meisten jedoch zu Fuß marschierten, schloss er sich gerne ihnen an. Unterwegs fragte er, wo die Feierlichkeiten sich ereignen würden. Man erzählte ihm also vom Bornheimer Volksfeste, welches bereits seit über 200 Jahren alljährlich am zweiten Augustwochenende stattfand. Nach einem strammen Fußmarsch gelangte man schließlich ans Ziel.
Frankfurt - Bornheim
auftretende Personen:
ROMAN:
So befind ich mich nun unter vielen Gästen
und mancher gibt ein Lied zum Besten!
Gute Gesellschaft ist sehr schnell gefunden,
nach kaum mehr als ein, zwei Stunden.
Auf der Bornheimer Kerb gibt´s viel zu sehen,
schein hier bereits fast im Mittelpunkt zu stehen.
Ich freue mich, lauf besser noch ein Stück,
leg ein paar weitere Schritte zurück.
Betrachte das Treiben, der Blick schweift umher,
munter unter Freunden, was will ich auch mehr?
Oh, wer steht denn da vorne, er scheint mir bekannt!
Ich geh einfach mal hin und gebe ihm die Hand.
So traf er Herrn von Hardenberg, „Novalis“ genannt.
Dieser trug längere Haare und war gut gekleidet,
fast hätte er ihn um dessen Wracke beneidet.
Da sprach Novalis wie aus dem Nichts voller Wonne
von Planeten als Sinne; der Mensch selbst sei Sonne.
NOVALIS:
Kann der Mensch nicht viel mehr erleben,
wenn er seine Sinne schärft? Sein Leben
ist erst der einfache Beginn.
Es lockt viel größerer Gewinn.
Mein neuer Freund, komm sage mir:
Welche Lebensziele schweben vor dir?
ROMAN:
Eine gute und sinnvolle Frage,
die ich mir nun selbst zu stellen wage:
Was ist denn mein Bestreben im Leben?
Sei´s von Gott oder sonst wem gegeben.
Quo vadis? Wohin soll ich strebend nun gehen?
Versuch ich im Innern mich selbst zu verstehen.
Mir ist´s gar oft als sei ich allein,
diese eine Freude bleibt aber mein:
Schöne Wörter zu schöneren Sätzen
mit gütlicher Liebe zusammenzusetzen.
Doch mich sehnt es auch nach einer Frau.
Das spüre ich tief in mir ganz genau.
Mein eigenes Herz wäre endlich erfüllt,
wär der klarste Gedanke in Liebe gehüllt.
NOVALIS:
So sprichst du die feinen kleinen Dinge an,
die uns umgeben; deine, meine Stimmung heben.
Ein wacher Geist bewohnt den guten Mann.
Das ist es doch wofür wir wahrhaft leben!
Ich sehe unsre Schriften als Kunst und Konstrukt,
wie einen allumfassenden geistigen Tanz,
der, sobald man auf ihn nur mit Hingabe guckt,
ein jedes Herz erstrahlen lässt im Glanz.
Um es mal so zu nennen, die Fantasie
wird lebendig in unserer Poesie.
Sie lindert das Leid von alten Gestalten,