Royal: Princess. Der Tag der Entscheidung (Royal-Spin-off) - Valentina Fast - E-Book
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Royal: Princess. Der Tag der Entscheidung (Royal-Spin-off) E-Book

Valentina Fast

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Beschreibung

**Eine rebellische Prinzessin kurz vor der Prinzenwahl** Viterra, das Königreich unter einer Glaskuppel, lässt seine royalen Kinder seit Anbeginn der Zeiten im Verborgenen aufwachsen. Das gilt nicht nur für den Prinzen, der gerade eine aufwendige Prinzessinnenwahl durchlaufen musste, sondern auch für seine Schwester Evelina, deren Prinzenwahl noch bevorsteht. Nur leider ist Evelina alles andere als eine typische Prinzessin und kein Mädchen, das sich gerne versteckt hält. Und dennoch ist es ausgerechnet ein Maskenball, der ihr den Weg in die Freiheit zeigen wird... //Textauszug: »Ich weiß nicht, was ich glauben soll. Du hast mich entführt, weil du die Prinzessin retten wolltest. Was ist, wenn ich nicht die Prinzessin bin? Was wäre, wenn ich einfach nur eine ihrer Freundinnen bin und mich als Prinzessin ausgebe?« Einer seiner Mundwinkel hob sich zu einem schiefen Lächeln. »Ich würde dich trotzdem mögen.« Ich schluckte. »Du magst mich?« »Natürlich. Du bist ein guter Mensch. Und…« Er machte eine kurze Pause, in der er vollends zu lächeln begann. »Und du bist wunderschön. Mehr noch als die Gerüchte besagen.«// //Alle Bände der königlichen Bestseller-Reihe: -- Royal 1: Ein Leben aus Glas -- Royal 2: Ein Königreich aus Seide -- Royal 3: Ein Schloss aus Alabaster -- Royal 4: Eine Krone aus Stahl -- Royal 5: Eine Hochzeit aus Brokat -- Royal 6: Eine Liebe aus Samt -- Royal: Alle sechs Bände in einer E-Box -- Royal: Princess. Der Tag der Entscheidung (Royal-Spin-off)// Die Royal-Reihe ist abgeschlossen.

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Im.press Ein Imprint der CARLSEN Verlag GmbH © der Originalausgabe by CARLSEN Verlag GmbH, Hamburg 2016 Text © Valentina Fast, 2016 Lektorat: Konstanze Bergner Umschlagbild: shutterstock.com / © Ileysen / © Leigh Prather / © Claire McAdams / © mythja / © Tata Mamai Umschlaggestaltung: formlabor Gestaltung E-Book-Template: Gunta Lauck Schrift: Alegreya, gestaltet von Juan Pablo del Peral Satz und E-Book-Umsetzung: readbox publishing, Dortmund ISBN 978-3-646-60201-2www.carlsen.de

PROLOG

»Tante Lina!« Mein Neffe Henry sprang mir entgegen und drückte mich zu einer stürmischen Umarmung an sich.

Lächelnd erwiderte ich die liebevolle Begrüßung des Zwölfjährigen, der seinem Vater so wundervoll ähnlich war. Dann hauchte ich meiner Schwägerin Tanya einen Kuss auf die Wange. »Ganz schön aufgeweckt, euer Sohn. Du hättest während der Schwangerschaft wirklich weniger Sport treiben sollen.«

Tanya lachte nur und schlug mir freundschaftlich auf den Arm. »Und du, Evelina, bist mal wieder ganz schön vorlaut.«

»Danke für das Kompliment«, entgegnete ich ungerührt und begrüßte nun auch die restlichen Anwesenden, die sich in diesem Salon des Palastes für den Nachmittagstee eingefunden hatten: meinen Bruder Phillip, Tanyas Schwester Katja, deren Mann Markus, meine Nichte Alina, die eine ebensolche Schönheit zu werden versprach wie ihre Mutter, und zu guter Letzt natürlich meine Eltern, König Alexander und Königin Lilyana von Viterra.

Da sprang Henry wieder an meine Seite. »Tante Lina, wo warst du, als Mama Papa gerettet hat? Bitte, bitte. Heute musst du es mir endlich erzählen.« Mein Neffe schaute mich flehentlich an, zweifelsohne ganz wild darauf, alle schmutzigen, kleinen Details des nun schon etliche Jahre zurückliegenden Kampfes zu erfahren. In letzter Zeit interessierte er sich außerordentlich stark für die Vergangenheit seiner Familie.

»Das ist keine Geschichte, die man Kindern erzählt, wie oft habe ich dir das schon gesagt«, entgegnete ich betont ernst.

»Ach, komm schon, Tantchen!«

Ich seufzte leise, während ich in seine vor Neugier weit aufgerissenen Augen blickte. Ich liebte ihn von ganzem Herzen, schon seitdem ich ihn als kleines Bündel zum ersten Mal auf dem Arm gehalten hatte, und war mir sicher, dass er irgendwann reihenweise Herzen würde brechen können.

Vorsichtig schaute ich zu Tanya hinüber, deren Finger in die von Phillip verschlungen waren, bat sie stumm um ihr Einverständnis. Sie kannte meine Geschichte und all die Feigheit darin.

Ihr strahlendes Lächeln war Antwort genug. Oh ja, sie war die perfekte Prinzessin für dieses Königreich, viel mehr, als ich es jemals hätte sein können. »Du kannst doch die nicht kindertauglichen Stellen einfach weglassen«, ermutigte sie mich sogar.

Ich seufzte abermals und ließ mich dann auf einem bequemen Ohrensessel nieder. Mein Blick schweifte für kurze Zeit unstet durch den Salon und blieb schließlich an dem prunkvollen Kronleuchter hängen, der den Raum schon erhellte, seitdem ich denken konnte. Mich meiner Vergangenheit zu stellen, fiel mir anscheinend schwerer, als ich mir selbst eingestehen wollte.

Um meine Unsicherheit zu überspielen, genehmigte ich mir zunächst noch ein Gebäck und tat so, als würde ich nachdenken. Genaugenommen war es auch so.

Verstohlen blinzelte ich meine Eltern an, freute mich darüber, wie zufrieden, ja wie glücklich sie heutzutage wirkten. Endlich war das Geheimnis rund um Viterra gelüftet und sie konnten ihrem Volk gegenüber ehrlich sein.

Apropos Geheimnis lüften …

»Ich weiß überhaupt nicht, wo ich anfangen soll«, murmelte ich leise.

»Wie wäre es, wenn du dort anfängst, wo die Auswahl begonnen hat«, schlug Katja vor, die gerade mit abgespreiztem kleinem Finger eine Tasse Tee trank. Ihre sittsame Haltung konnte nicht davon ablenken, wie kämpferisch sie doch eigentlich war.

»Na dann.« Ich straffte meine Schultern. »Macht euch mal auf etwas gefasst. Ich war im Gegensatz zu meinem Bruder nämlich nie das brave Kind. Sogar wenn ich es gewollt hätte, wäre es mir niemals gelungen, so perfekt für den künftigen Thron zu sein, wie Phillip es ist.«

»Du weißt, dass das nicht stimmt.« Meine Mutter, die hoheitsvoll neben meinem Vater auf einem Zweiersofa saß, presste nun ihre Lippen zusammen. Wie so oft war das Bedauern in ihren Augen nicht zu übersehen. Selbst vor den anderen konnte sie es schlecht verbergen. Und auch wenn ich ihr bereits alles verziehen hatte, würde es wohl immer aufflammen, wenn wir uns anblickten.

Ich lächelte sie begütigend an und versuchte den Kloß in meinem Hals hinunterzuschlucken. »Irgendwer muss ja schließlich der Böse sein und wahrscheinlich bin ich es in dieser Geschichte.«

»Jetzt wird es spannend.« Katjas Mann Markus beugte sich vor und schaute mich interessiert an. »Eine Prinzessin als die böse Figur in einer Geschichte? Das hört sich wahnsinnig aufregend an.«

»Sei nicht so neugierig«, tadelte Katja, dabei konnte sie sich selbst kaum ihr freudiges Grinsen verkneifen.

Die Kinder setzten sich auf den Boden und schauten voller Erwartung zu mir auf.

Ich atmete tief durch, dann begann ich: »Ihr habt es so gewollt: Nun erzähle ich euch die Wahrheit über den großen Aufstand vor dem Palast zu jener Zeit.«

1. KAPITEL

LASSE NIEMALS EINE SICH BIETENDE GELEGENHEIT VERSTREICHEN

»Lina, du weißt, dass wir das nicht dürfen.« Cassandras Stimme zitterte leicht – wie immer, wenn sie nervös war.

Ich raffte unbeirrt den Rock meines dunkelblauen Tageskleides zusammen und arbeitete mich weiter auf dem Vorsprung voran. »Cassie, du solltest endlich etwas lockerer werden. Ich habe einfach keine Lust mehr, noch länger in diesem elendigen Loch zu bleiben.«

»Das ist kein Loch, es ist unser Zuhause!«

»Nein, der Palast ist unser Zuhause. Hier wurden wir nur hingeschickt, weil uns niemand während der Auswahl sehen darf«, erwiderte ich mit einem Lächeln und blickte zu meiner Freundin empor, die nun ebenfalls ihren Rock hob und durch das Fenster des kleinen, unscheinbaren Gasthofs ins Freie kletterte.

»Richtig«, entgegnete sie keuchend. »Wieso siehst du es nicht einfach mal als Urlaub an? Wir haben es hier so schön und in nur wenigen Wochen können wir doch wieder zurück.«

»Du sagst es! Das ist unsere einzige Chance, etwas anderes von der Welt zu sehen als nur den Palast. Hast du unser ständiges Versteckspiel nicht auch manchmal satt? Ich möchte auf Bälle gehen, Menschen kennenlernen, etwas erleben und mich amüsieren. Verheiratet sein werde ich noch früh genug. Ich will einfach mehr vom Leben.«

Nachdenklich blieb ich auf dem Mauervorsprung stehen und schaute hinunter. Knapp drei Meter unter mir lag der Erdboden, doch nur ein paar Schritte weiter rechts befand sich die Feuertreppe.

»Du bist die Prinzessin und wirst in einem Jahr genauso glücklich sein wie dein Bruder Phillip. Sobald du volljährig bist, beginnt die nächste Auswahl und dann bist du frei.« Cassies Stimme überschlug sich fast. Sie liebte die Vorstellung von der Auswahl und freute sich mehr als jede andere von uns darauf. Obwohl meine übrigen Gefährtinnen Laura und Melissa ebenfalls nicht abgeneigt waren. Momentan schliefen die beiden und meine beste Freundin Cassie hatte einfach das Pech gehabt, mich zu überraschen, als ich mich gerade hinausschleichen wollte.

»Frei? Pah! Ich werde mit irgendeinem Schönling verheiratet sein, der es sowieso nur auf den Ruhm und das Geld abgesehen hat. Denn wer macht schon bei so einem bescheuerten Wettbewerb mit, um sich zu verlieben?«

»Deine Eltern lieben sich«, befand Cassie und klammerte sich ein wenig verzweifelt, wie es schien, an den Fenstersims, während ich mich weiter vorantastete.

»Das ist etwas anderes. Meine Mutter hat Vater schon immer geliebt. So etwas habe ich nicht vorzuweisen.« Glücklich erreichte ich die Feuertreppe und atmete erleichtert auf, bevor ich mich zu meiner Freundin umdrehte. »Kommst du?«

»Kann ich nicht einfach hierbleiben?«, fragte sie kläglich.

»Damit Martha dich ausquetschen kann? Natürlich nicht!«

»Du bist so egoistisch«, zischte Cassie, doch sie kam langsam auf mich zu. Auf dem letzten Stück des Vorsprungs wurde sie unwillkürlich schneller, bis sie mir mit einem kleinen Seufzer halb in die Arme sprang und ich mich abmühte, mein Gleichgewicht zu halten.

Von hier aus wirkte der Vorsprung doch recht … schmal. Aber ich ließ es mir nicht anmerken, obwohl ich insgeheim tatsächlich ein wenig Zweifel hatte, ob das Ganze hier wirklich so klug war.

Cassie knuffte mich in die Seite und funkelte mich an. »Herrisch bist du auch!«

»Das weiß ich schon«, winkte ich ab und grinste wieder voller Vorfreude. »Dann lass uns mal schauen, was die Hauptstadt so zu bieten hat.«

»Ich fasse noch mal kurz zusammen: Du bist minderjährig, eine Frau und ohne Begleitung. Das ist verboten.« Cassie strich ihr dunkelgrünes Kleid glatt und fuhr sich über ihre Haare, um sie wieder zu ordnen, obwohl sie wie immer perfekt lagen. »Ich weiß wirklich nicht, was du damit bezwecken willst.«

»Das sagte ich dir doch bereits«, entgegnete ich ein wenig ungehalten. »Ich will doch nur ein wenig mehr von der Welt sehen. Du weißt, wie sehr ich es hasse, eingesperrt zu sein. Ich werde nicht einmal Königin und muss trotzdem ein Leben hinter hohen Mauern führen. Bei Phillip kann ich die Sicherheitsvorkehrungen ja noch verstehen, aber bei mir ist es doch vollkommen unnötig.« Mein Blick schweifte in die Ferne, suchte die Stelle, wo die Kuppel den Horizont berührte, und ein Lächeln umspielte meine Lippen. Klar, die Kuppel schützte uns, doch nahm sie uns auch so viel weg. »Manchmal wünschte ich mir, ich könnte jemand anderes sein«, entfuhr es mir leise.

»Wer willst du denn sein?« Cassie schob sich neben mich und wirkte traurig. Ich wusste, sie verstand mich, auch wenn es ihr schwerfiel, da sie mein Leben bewunderte.

»Ich will normal sein«, gab ich zu und machte mich daran, die Feuerleiter hinunterzuklettern. »Und für eine gewisse Zeit werde ich das jetzt auch sein.«

»Was ist, wenn sie uns erwischen?«, fragte Cassie ängstlich, folgte mir jedoch trotzdem.

»Dann sage ich die Wahrheit – nämlich dass es meine Idee war und du mich nur begleitet hast, um mich vor schlimmerem Unheil zu bewahren. Sollen sie mir doch Hausarrest aufbrummen, das ist mir egal. Das wird es wert sein, ganz sicher.« Ich lächelte versonnen und kletterte unbeirrt weiter, bis ich den Boden erreichte.

Cassie kam kurz nach mir an und atmete tief durch. »Und jetzt? Laufen wir einfach dem Horizont entgegen und warten darauf, dass wir von einem Psychopathen gefangen werden?«

»Du solltest weniger von diesen Krimis aus der Alten Welt lesen«, lachte ich und lief durch den Hinterhof des Gasthofes, in dem wir untergebracht waren. »Außerdem gibt es hier so etwas nicht mehr.«

»Sicher?« Meine Freundin warf mir einen skeptischen Seitenblick zu.

»Natürlich bin ich mir da sicher. In Viterra sind alle Menschen absolut harmlos. Der Letzte, der vor Urzeiten in den Kerker geworfen worden war, hatte das Schwein seines Nachbarn geschlachtet, da er es für fetter als sein eigenes hielt.«

»Das ist doch nicht wahr!«, kicherte Cassie, hielt sich aber schnell ihre Hand vor den Mund, ganz wie unsere Vertraute Martha es uns beigebracht hatte.

»Doch, Phillip hat es mir erzählt. Er hat gelauscht, als Vater sich mit General Wilhelm darüber unterhalten hat.«

»Unglaublich! Einfach ein Schwein zu töten.«

»Dachte ich auch. Aber ihn in den Kerker zu werfen, war dennoch ein wenig übertrieben, finde ich. Natürlich wollten sie, dass er die Schwere seiner Tat einsieht. Aber genauso willkommen war ihnen das bisschen Aufregung, das damit verbunden war. Bei all der Eintönigkeit hier jeden Tag ist das auch nicht verwunderlich.«

Als ich an der Ecke zur Straße ankam, drückte ich mich an die Wand und schaute mich vorsichtig um.

»Hoffentlich sieht uns keiner. Das ist so peinlich«, murmelte Cassie und stellte sich mit verschränkten Armen neben mich.

»Sei leise«, zischte ich und drückte meine Freundin an die Wand. Obwohl es bereits nach Mitternacht war, erblickte ich noch überraschend viele Menschen – vorwiegend Männer, die zuvor in der Gaststätte unserer Herberge gewesen waren. Der Gasthof war mehr als unscheinbar und somit perfekt, um uns hier zu verstecken. Sogar wenn irgendwem auffallen sollte, dass vier junge Damen und eine ältere Frau hier wohnten, würde er doch niemals auf die Idee kommen, dass eine von ihnen die Prinzessin sein könnte. Zwar ahnten die Menschen von Viterra, dass ich mich irgendwo in der Hauptstadt aufhalten musste, aber bestimmt stellten sie sich meine Unterkunft ganz anders vor. Immerhin war diese hier weit unter königlichem Standard. Nicht, dass ich mich beschweren würde. Es war sauber und nett. Trotzdem kam sicher niemand auf die Idee, dass wir ausgerechnet hier untergebracht worden waren, während sich der Prinz von Viterra gemeinsam mit seinen drei besten Freunden im prunkvollen Palast auf Brautschau begab.

Ohne uns zu bemerken, wankten Männer an unserer kleinen, dunklen Gasse vorbei und unterhielten sich dabei laut. Der Gestank nach Alkohol wehte zu mir herüber und ließ mich schlucken. Bier: ein ekelhaftes Getränk, das verboten werden sollte. Aber es war tatsächlich eines der wenigen Laster, die den Einwohnern Viterras zugestanden wurden. Zum Glück! Ich würde es nicht aushalten, wenn hier Menschen die Luft auch noch mit glühenden Stängeln verpesten würden. Selbst wenn ich zugeben musste, dass ich mir nicht wirklich etwas darunter vorstellen konnte. Martha war bei bestimmten Sachen immer auffallend ungenau in ihren Erklärungen.

»Wie wäre es, wenn wir wieder zurückgehen würden? Du hast doch genug gesehen. Außerdem finde ich es hier ziemlich ungemütlich«, jammerte Cassie und ging mir damit bereits ein wenig auf die Nerven.

Ich wollte mich gerade zu ihr umdrehen, als ich an der gegenüberliegenden Wand ein kleines Plakat entdeckte. »Schau doch! Morgen findet nicht weit von hier ein Maskenball statt. Ich habe schon davon gehört, dass einige Bürger so etwas privat veranstalten, aber ich war noch nie auf solch einem. Wie wäre es, wenn wir diesen besuchen?«

»Woher weißt du, dass es nicht weit weg ist?« Argwöhnisch betrachtete mich meine Freundin und schob ihre rosigen Lippen vor.

Augenrollend stemmte ich meine Hände in die Hüfte und blickte sie streng an. »Weil ich auf der Kutschfahrt hierher Martha zugehört habe. Sie hat uns ein kleineres Museum gezeigt. Und dort auf dem Plakat steht, dass neben diesem Museum der Ball stattfindet.«

»Aber wieso sollten sie uns reinlassen?«, entgegnete Cassie skeptisch.

»Da steht: Freier Einlass für alle Bürger von Viterra«, grinste ich zufrieden und biss mir voller Vorfreude auf meine Unterlippe.

»Ich fühle, dass es eine schlechte Idee ist«, murmelte Cassie und seufzte. »Können wir jetzt wenigstens zurückgehen?«

»Sehr gerne. Es gibt schließlich noch viel zu planen.« Freudig hüpfte ich auf und ab und tänzelte ausgelassen zur Feuertreppe. Vergessen waren alle Vorsichtsmaßnahmen.

Während ich die Leiter erklomm, hörte ich Cassie hinter mir aufstöhnen. Meine Freundin verkörperte in perfekter Manier die Tochter aus gutem Hause. Sie würde alles dafür tun, um mit mir zu tauschen, Prinzessin zu sein und das zu haben, was sich wahrscheinlich auch jede andere junge Dame Viterras wünschte: ein Krönchen. Und ich musste zugeben, dass ich bei einer sich bietenden Gelegenheit keineswegs abgeneigt wäre, alles herzugeben.

2. KAPITEL

WENN VERBUNDENHEIT BLEIBT

Als Cassie die Vorhänge unseres Zimmers beiseite zog, weckten mich die Strahlen der aufgehenden Sonne mit ihrer unbarmherzigen Macht. Stöhnend rollte ich mich auf den Bauch und drückte das Gesicht in mein Kissen, das penetrant nach Blumen duftete. Ich hasste es, dass Martha das ständig machen musste. Überall verteilte sie Blumenparfüm, weil sie glaubte, das wäre gut gegen meine aufbrausende Art. So ein Unsinn!

»Lina, wir müssen aufstehen.«

»Geh weg«, murrte ich noch im Halbschlaf.

»Das werde ich nicht. Wenn ich dich nicht aus dem Bett hole, dann wird es Martha in wenigen Minuten tun. Und du weißt, wie schlecht sie morgens drauf ist.« Ich spürte Cassies Gewicht auf meinem Bett. Reflexartig wickelte ich die Decke um meine Beine, damit sie mir diese nicht wegnehmen konnte.

»Ich will aber noch schlafen.« Meine Stimme war kaum zu hören, verklang in dem Kissen, doch Cassie verstand mich ganz sicher.

»Steh auf!«, befahl sie resolut. »Du benimmst dich gerade echt wie eine Prinzessin. Fürchterlich! Schläfst bis zehn Uhr und bist immer noch müde. Und das alles nur, weil du diesen dummen Ausflug machen wolltest.«

Schlagartig war ich hellwach, richtete mich auf und blickte die nunmehr erschrockene Cassie an. »Du hast Recht. Wir müssen uns doch noch überlegen, was wir heute Nacht tragen werden. Ohne Maske können wir schließlich nicht auf einem Maskenball aufkreuzen. Wie schön, dass Martha heute sowieso einkaufen gehen wollte.«

Mit einem Mal euphorisch, sprang ich aus dem Bett und lief zum Schrank hinüber, um mir ein fliederfarbenes Tageskleid überzustreifen, das perfekt zu meinen dunkelbraunen Haaren passte. Ohne Cassies überraschtes Gesicht zu beachten, lief ich ins Badezimmer, wusch mir mein Gesicht und machte mich für den Tag zurecht.

Gerade als ich zurück ins Schlafzimmer kam, wurde die Tür aufgestoßen. »Evelina, stehen Sie gefälligst auf! Es ist ungehörig für eine Prinzessin –« Marthas Zetern verstummte augenblicklich, als sie mich entdeckte. »Oh.«

»Einen schönen guten Morgen, Martha. Ich hoffe ebenfalls, dass Sie gut geschlafen haben.« Ich neigte leicht meinen Kopf zur Begrüßung und lief dann an ihr vorbei in den Flur. Erst einige Sekunden später folgten mir Cassie und unsere Vertraute, die gleichzeitig auch unsere Lehrerin war, solange wir hier leben mussten.

Im Frühstückszimmer, das eigens für uns gemietet worden war, saßen bereits Laura und Melissa. Sie erfüllten die gleiche Aufgabe wie die Freunde meines Bruders und lebten eigens für den Zweck bei uns, dass sie irgendwann einmal an der Auswahl teilnehmen konnten. Beide waren Töchter vom Alten Adel und liebten es, im Palast zu leben. Laura hatte langes, blondes Haar, das in der Sonne wie Gold glänzte, und dazu war sie noch groß und schlank. Melissas Haare waren fast so dunkel wie meine und ihre braunen Augen hatten immer einen verträumten Glanz, der meiner Auffassung nach aber nur daher rührte, dass sie sich ständig vorstellte, wie sie sich bei unserer Auswahl einen reichen Kerl angeln würde. Überhaupt schienen es beide Mädchen sehr zu genießen, im Palast zu leben. Nein, ich konnte nicht sagen, dass ich sie wirklich mochte, hatte es wohl noch nie getan.

»Guten Morgen, ihr Lieben«, begrüßte ich sie dennoch freundlich. »Freut ihr euch auch so auf den Einkaufsbummel? Ich bin heute mit einer Vision aufgewacht und brauche dringend eine Maske.« Grinsend lief ich zum Büfett und bediente mich dort.

»Wozu brauchen Sie denn eine Maske?«, fragte Martha missbilligend. Sie war direkt hinter mir in das Frühstückszimmer getreten und stellte sich nun neben mich ans Büfett, ebenso wie Cassie.

Ich wandte mich mit einem breiten Lächeln zu den beiden um, ignorierte Cassies warnenden Gesichtsausdruck und strahlte unsere Vertraute an. »Weil ich gern irgendwann einmal einen Maskenball geben möchte. Und dann muss ich eine Maske haben. Da dies jedoch noch einige Jahre dauern wird, könnte ich mir wenigstens bereits jetzt diese eine kleine Freude erfüllen.«

Marthas Augen zogen sich zu schmalen Schlitzen zusammen, wie immer, wenn sie nicht wusste, ob sie mir glauben sollte oder nicht. Eigentlich sollte mich das stören, tat es aber nicht, weil ich schon so oft ausgerissen war oder sie angelogen hatte, dass ihr Misstrauen vielleicht nicht ganz unbegründet schien.

Doch dann nickte sie und ich konnte mir nur schwer ein erleichtertes Aufatmen verkneifen.

»Soweit ich gestern erkennen konnte, hat die Schneiderin einige Masken in ihrem Sortiment, Prinzessin.«

»Dann ist doch alles geklärt. Oh, wie sehr ich mich freue!« Ich tänzelte zu meinem Platz am Tisch und lächelte Laura und Melissa vergnügt an, um gute Stimmung zwischen uns bemüht. Sie lächelten höflich zurück, doch schienen überrascht zu sein angesichts meiner Ausgelassenheit. Verständlich, da ich sonst eher ein Morgenmuffel war, der mit halboffenen Augen am Tisch saß und keinen Ton von sich gab, bis er endlich seinen ersten Kaffee getrunken hatte.

Da Martha sich aber gerade neben mich setzte, fragten sie nicht weiter nach, sondern schauten mich nur mit hochgezogenen Augenbrauen an. Sie schienen etwas zu ahnen. Doch solange Cassie nichts sagte, würden sie meinen geheimen Plan auch nicht aufdecken. Ich wollte nicht, dass sie es wussten. Sie verstanden sich außerordentlich gut mit Martha und manchmal überkam mich das Gefühl, sie würden ihr über jeden einzelnen meiner Schritte Bericht erstatten. Allein das war schon ein Grund, ihnen nicht zu vertrauen.

Der Gedanke daran dämpfte meine zuvor empfundene Euphorie etwas und ich sackte ein wenig in mich zusammen. Nicht viel natürlich, da mir von klein auf eingetrichtert worden war, wie eine Prinzessin zu gehen, zu stehen und zu niesen hatte, doch genug, um mir selbst vor Augen zu führen, dass ich mit meinem Leben mehr als unglücklich war.

Nach außen hin hielt ich meine Fassade aufrecht, lächelte noch immer, betrieb weiterhin Konversation und aß fröhlich mein Frühstück auf. Tief in mir drinnen seufzte ich leise.

***

Als das Frühstück beendet war, verließen wir den Gasthof, vor dem bereits eine unscheinbare Kutsche auf uns wartete. Melissa, Laura und Cassie redeten durchgehend von den Farben, die ihre neuen Kleider bald haben würden. Ich hielt mich in dieser Diskussion bewusst zurück, da ich bereits so ziemlich alles besaß und es für mich einfach nichts Besonderes mehr war, irgendwelche Kleider zu bestellen. Nichtsdestotrotz fühlte ich mich heute mehr denn je ausgeschlossen.

Cassie warf mir regelmäßig Blicke zu, die mir aufzeigen sollten, wie unangebracht sie meine Idee vom Maskenball fand. Ich hasste es, wenn sie das tat. Immer wieder wurde mir eingetrichtert, wie ich mich zu verhalten hatte, wie sich eine Prinzessin zu benehmen hatte. Ich war ihnen allen zu aufgeweckt, zu abenteuerlustig und eindeutig zu neugierig. Wenn es nach meinen Freundinnen, meiner Vertrauten und nach meinen Eltern gegangen wäre, dürften meine einzigen Interessen das Malen, das Gesellschaften und mein Aussehen sein. Nicht einmal meine Mutter hieß es gut, dass ich nach mehr strebte als nach diesen Dingen. Ich hingegen wollte Reiten, Bogenschießen und Jagen lernen. Doch das war natürlich alles viel zu gefährlich und viel zu unschicklich. Wie oft ich auch fragte, sie bläuten mir ein, dass dies keine Beschäftigungen für eine Prinzessin waren.

»Da wären wir. Meine Damen, bitte trödeln Sie nicht so. Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.« Martha scheuchte uns schon aus der Kutsche, als diese kaum vor einem Modesalon gehalten hatte.

Ich folgte den anderen hinaus und gemeinsam betraten wir das Geschäft, wo uns bereits die Schneiderin erwartete. Gestern erst hatten wir um einen Termin gebeten und ihn auch sofort erhalten. Obwohl alles streng geheim sein sollte, schien die Schneiderin bereits zu ahnen, dass wir vier zum Königshaus gehörten. Es war wohl eben doch ein klein wenig auffällig, dass wir uns hier verhältnismäßig teure Kleider gönnten, während im Palast die Auswahl stattfand, und die Prinzessin wie vom Erdboden verschluckt war. So sickerten schnell Gerüchte über unseren Aufenthalt in der Hauptstadt durch. Natürlich wurde niemals über uns berichtet. Doch die Bewohner der Hauptstadt tuschelten hinter vorgehaltener Hand miteinander, wenn sie uns sahen. Nächstes Jahr würde genau dies ganz Viterra tun. Denn schon in einem Jahr würde ich zwanzig junge Männer in den Palast laden und mich gemeinsam mit Cassie, Laura und Melissa an die Auswahl meines zukünftigen Ehemanns begeben. Doch damit nicht genug! Weder Viterra noch die jungen Männer selbst wussten, wer von uns vieren die Prinzessin war. Das bedeutete also für mich, dass ich mich eventuell verlieben würde, der junge Mann aber womöglich eine der anderen drei Mädchen favorisieren würde – ob aus echter Liebe oder bloßem Kalkül, blieb dahingestellt.

Bei dem Gedanken daran huschte ein Schauer über meine Arme und ließ mich erzittern. Die Auswahl war meiner Meinung nach der größte Schwachsinn, doch als traditionsverhaftete Prinzessin hatte ich keine andere Wahl, als dort mitzumachen.

»Guten Tag. Ich freue mich sehr, dass Sie hier sind«, hieß uns die Schneiderin freundlich willkommen. »Bitte setzen Sie sich doch, solange ich die Erste von Ihnen vermesse. Wer möchte mir folgen?« Sie vollführte eine einladende Geste, wahrscheinlich in der Hoffnung, uns anhand der gewählten Reihenfolge zu entlocken, wer die Prinzessin wäre.

»Ich möchte gerne.« Laura trat bereitwillig vor, woraufhin sie mit der Schneiderin hinter einem Vorhang verschwand. Martha setzte sich auf einen der Stühle, während Cassie und Melissa zwischen den Tischen hin und her flanierten und sich die Bänder, Knöpfe und Broschen anschauten. Ich hingegen lief direkt auf die Wand zu, an der die Masken hingen.

Gleichermaßen kunstvolle wie grazile Gebilde, die das halbe Gesicht verdecken würden, strahlten mir entgegen und ließen mein Herz höherschlagen. Von einer besonders schönen dunklen Maske mit goldenen Perlen und schwarzer Spitze fühlte ich mich wie magisch angezogen. Sie würde perfekt zu meinem goldenen Kleid passen, das im Gasthof hing. Zum Glück hatte Martha mich genötigt, eines meiner Ballkleider mitzunehmen, falls einmal etwas Besonderes anstehen sollte. Entgegen landläufiger Annahmen wurde ich zur Bescheidenheit erzogen, so dass es für mich verständlich schien, mich selbst an- und auszuziehen. Genauso hielt ich es mit meinen Frisuren. Später einmal würde ich eine Zofe haben, doch erst mit einem passenden Mann an meiner Seite ein Umstand, der für mich fast noch weniger Sinn ergab als die gesamte Auswahl.

Vorsichtig, fast zärtlich nahm ich die Maske in meine Hände und lief damit zu Martha. »Diese hätte ich gerne.«

Meine Vertraute musterte sie einen Moment, bevor sie nickte und meinen Wunsch damit absegnete. »Sehr schön. Suchen Sie sich doch noch eine bunte Maske aus. Wenn Sie schon kein Kleid möchten, dann wäre dies doch die perfekte Kleinigkeit, um sich den Tag zu verschönern.«

»Vielen Dank, das werde ich.« Ich lächelte meine Vertraute an und lief zurück, um noch eine Maske zu wählen. Natürlich hätte ich sie nicht um Erlaubnis fragen müssen, doch schien es mir unangebracht, einfach alles zu nehmen, was ich haben wollte.

Als ich mich schließlich für eine weitere Maske entschieden hatte – sie leuchtete in einem warmen Rot –, durchflutete mich wilde Vorfreude, weshalb ich Cassie und Melissa erst bemerkte, als sie schon neben mir standen.

»Wofür sind die Masken denn nun wirklich?«, fragte Melissa neugierig und beugte sich in gespielter Vertrautheit weiter zu mir vor, so dass sich unsere Arme berührten.

Nur mühsam widerstand ich dem Drang, von ihr abzurücken, und hob nur betont hochmütig meine Nase. »Das hatte ich bereits erklärt.«

»Mach uns doch nichts vor«, winkte Melissa ab. »Du tust nichts ohne Hintergedanken.« Sie musterte die beiden Masken in meinen Händen abschätzig und sah dann wieder mich an. Ihr gelang es stets mehr schlecht als recht zu verbergen, dass sie mich nicht leiden konnte und mir meine Position als Prinzessin missgönnte.

Hilfesuchend schaute ich zu Cassie hinüber und für einen kurzen Moment wirkte sie wie zerrissen. Doch schnell festigte sich ihre Miene wieder und sie lächelte Melissa beschwichtigend an. »Du siehst Gespenster. Die Maske ist für einen Maskenball in der Zukunft, wie Lina schon sagte. Ich finde die Idee übrigens ganz reizend. Schaut, diese werde ich mir kaufen lassen.« Sie nahm eine weiße Maske mit pinken Verzierungen in die Hand und zwinkerte mir zu.

Erleichterung machte sich in mir breit. Einen beklemmenden Augenblick lang hatte ich tatsächlich geglaubt, sie würde mich verraten. Doch obwohl sie sich in letzter Zeit merklich verändert hatte, traute ich ihr das eigentlich nicht zu. Immerhin waren wir seit dem Sandkasten beste Freundinnen, fast so etwas wie Schwestern – ein passendes Stichwort, war sie doch die Schwester von Charles, einem der engsten Freunde meines Bruders und dazu noch Pseudo-Prinz bei der derzeitigen Auswahl. Falls wir uns also mal nicht so gut verstanden, hatten wir uns trotzdem noch gern. Diese Freundschaft würde sie niemals einfach so wegwerfen. Hoffte ich zumindest …

Ich wandte mich zu Martha um, die nun ebenfalls näher gekommen war, um die Masken in Augenschein zu nehmen. Bittend sah ich sie an. »Ich habe vorhin einen Buchladen auf der gegenüberliegenden Straßenseite entdeckt. Dürfte ich mich dort ein wenig umschauen?«

Sofort wurde ihr Mund zu einer harten Linie, wie immer, wenn sie kurz davor stand, mir etwas abzuschlagen.

»Ich werde auch Eddi bitten, mich zu begleiten«, fügte ich schnell hinzu.

»Nennen Sie ihn bitte Edward«, ermahnte sie mich mit erhobenen Augenbrauen und seufzte schwer. »Gut, solange er in Ihrer Nähe ist, wird wohl nichts passieren. Der Stalljunge kann sicher auch alleine auf die Kutsche aufpassen.«

Freudig strahlte ich sie an, bevor ich mich zu meinen Gefährtinnen umdrehte. »Möchtet ihr auch mitkommen?«

»Nein, wir müssen doch noch unsere Kleider bestellen«, antwortete Melissa für Cassie mit. Mit ganz viel Mühe versuchte sie dabei nicht zu überheblich zu klingen, konnte sich ein Augenrollen jedoch nicht verkneifen.

»Miss Melissa«, wies Martha sie zurecht, was diese allerdings nur wenig zu interessieren schien.

»Wie ihr wollt«, lenkte ich ein. »Ich werde bald wieder zurück sein.« Schnell übergab ich Martha die beiden Masken und ging dann hinaus.

Edward, unser Kutscher mit leicht grauem Haaransatz, einer schlaksigen Figur und einem sonnengebräunten Gesicht, sprang sofort von seinem Platz auf und kam mir entgegen. »Miss Evelina, wie kann ich Ihnen helfen?«

»Würden Sie mich bitte zum Buchladen begleiten? Sicher kann Luther, Ihr Lehrling, in der Zwischenzeit auf die Kutsche aufpassen.« Ich lächelte dem Vierzehnjährigen zu, der sofort errötete. Insgeheim vermutete ich, dass er ein wenig in mich verliebt war. Vielleicht lag es aber auch nur an seinem Alter, in dem sich junge Männer generell seltsam gegenüber jungen Damen verhielten.

Edward folgte meinem Blick stirnrunzelnd, bevor er nickte. »Natürlich. – Luther, pass hier auf, bis Miss Evelina und ich wieder zurück sind!«

Luther nickte hastig und begab sich auf den Platz, wo zuvor noch Edward gesessen hatte. Sein Lehrmeister und ich hingegen überquerten schnell die Straße und steuerten die Buchhandlung an.

Kurz vor dem Eingang wurde ich langsamer. »Edward, ich benötige Ihre Hilfe und auch Ihre Verschwiegenheit.«

»Alles, was Sie wünschen.« Er nickte langsam und deutete damit eine Verneigung an, die er in der Öffentlichkeit nicht vollständig ausführen durfte. Sogar die Dienerschaft musste unsere Tarnung aufrechterhalten. Wie ich dieses verlogene Leben hasste!

»Sehr schön.« Ich schaute mich noch einmal vorsichtig um, bevor ich meine Stimme senkte. »Cassandra und ich möchten heute Nacht einen Maskenball besuchen und benötigen dafür jemanden, der uns begleitet. Eine Anstandsdame wäre zwar besser, aber Ihre Anwesenheit dürfte bei solch einem Ereignis genügen.«

»Aber Miss –«

»Keine Sorge«, versuchte ich ihn gleich zu beschwichtigen. »Es ist ein Maskenball. Niemand wird uns erkennen.« Hastig kramte ich in meiner kleinen Handtasche nach dem restlichen Geld, das mir zur freien Verfügung stand. »Hier, während ich in der Buchhandlung bin, wäre es lieb, wenn Sie schon einmal alle Sachen besorgen könnten, die Sie brauchen: einen Anzug mitsamt allem Schnickschnack, falls Sie keinen haben, eine Maske und natürlich angemessene Schuhe. Das müsste hierfür reichen. Doch beeilen Sie sich bitte, damit Martha Sie nicht noch sieht.«

»Aber Miss Evelina, das kann ich nicht machen. Es widerspricht jedem Schwur, den ich gegenüber Ihren Eltern geleistet habe«, erklärte er langsam, nicht geneigt, meinem Wunsch sofort zuzustimmen. Ich wusste jedoch, dass er nicht lange durchhalten würde. Er kannte mich schon seit meiner frühen Kindheit. Immer, wenn ich raus aus dem Palast wollte, war ich zu den Ställen geschlichen und hatte mich dort auf dem Heuboden versteckt. Und stets hatte er mir aus der Klemme geholfen, wenn mich jemand gesucht hatte.

Tief einatmend umklammerte ich das Geld in meiner Hand, spürte den leichten Anflug eines schlechten Gewissens. »Ich weiß. Aber bitte tun Sie es für mich. Niemand wird es je erfahren. Heute ist die erste Auswahl der Kandidatinnen und alle werden viel zu sehr beschäftigt mit diesem Thema sein. Bitte Eddi, Sie wissen, wie schrecklich ich das alles hier finde.«

Seine Augen wurden weicher, er schien sich ebenfalls an die Tage zurückzubesinnen, an denen ich ständig zu ihm gekommen war und um Reitstunden gebettelt hatte. Diesen Gefallen musste er mir damals verwehren, da es ihm strengstens untersagt worden war. Doch vielleicht würde er mir heute ein wenig Leben ermöglichen?

»Nun gut, mehr als eine halbe Stunde werden wir nicht herausschlagen können. Ich werde sehen, was ich in der Zeit auftreiben kann. Falls Martha auftaucht, werden Sie sich jedoch eine gute Ausrede einfallen lassen müssen.«

»Oh, vielen, vielen Dank!« Ich biss mir schnell in die Wange, um nicht lauthals loszujubeln, und verschwand schnell in der Buchhandlung, während Eddi sich auf den Weg die Straße hinunter machte.

3. KAPITEL

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