Rückblicke – Autobiographie – Teil 1 - Jürgen Ruszkowski - E-Book

Rückblicke – Autobiographie – Teil 1 E-Book

Jürgen Ruszkowski

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Beschreibung

Erster Teil: Kriegskind – 1945 Flucht aus Hinterpommern – Weg zur Kirche und Jugend im Nachkriegs-Mecklenburg. – Zweiter Teil: Flucht aus der DDR über West-Berlin – Dritter Teil: fünf Jahre harte Schule im Rauhen Haus in Hamburg-Horn – vom Werden eines Diakons – Vierter Teil: Fürsorger bei jungen Bergleuten, Stahlwerkern und Bierbrauern in Dortmund – Geschäftsführer bei der Inneren Mission im malerischen Soest in Westfalen – Fünfter Teil: 27 Jahre Himmelslotse im Seemannsheim in Hamburg Sechster Teil: Rückblicke und Reflexionen im kreativeen Ruhestand als Hobby-Verleger

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Ähnliche


Jürgen Ruszkowski

Rückblicke – Autobiographie – Teil 1

Ganz persönliche Erinnerungen - Herkunft - Kindheit - Jugend

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Vorwort

Widmung

Arbeitsplatz

Herkunft

Kindheit

Kindheit im Krieg

Dörfliche Idylle in Dischenhagen im Kreis Cammin

Flucht vor der Sowjetarmee 1945

Neue Heimat: Grevesmühlen in Mecklenburg

Schulzeit in Grevesmühlen

Mein Weg zur Kirche

Dobbertiner Bruderschaft

Kirchentag in Berlin 1951

Leitbilder

Toitenwinkel

Bei der Post in Schwerin

Junge Gemeinde – „Tarnorganisation der westlichen Imperialisten“

Die maritime gelbe Buchreihe

Impressum neobooks

Vorwort

Zu den von mir bevorzugt gelesenen Büchern gehören Auseinandersetzungen mit der Zeitgeschichte und Biographien. Menschen und ihre Geschichte sind immer interessant.

Ich weiß, dass mein Leben und meine Reflexion darüber nur wenige Mitmenschen interessiert. Warum dann diese Autobiographie? Im Jahre 1987 erhielt ich einen empörten Brief in Kinderschrift von Marelina Lüneburg, einer Urenkelin des Diakons Friedrich Wilhelm Koch, des ersten Hausvaters im Hamburger Seemannsheim, in dem diese sich bitter darüber beklagte, dass die diversen Seemannspastoren in einer 1966 erschienenen Jubiläumsschrift der Seemannsmission ausgiebig gewürdigt worden waren, ihr Urgroßvater jedoch kaum Erwähnung gefunden hatte, obwohl er von 1906 bis 1933 – wie ich 27 Jahre lang – die Verantwortung der Heimleitung in schwierigen Zeiten getragen hatte. Für eine Schulprojekt-Aufgabe, in der sie über ihren Urgroßvater berichten sollte, hatte sie Informationen über den Urahn mühevoll sammeln müssen. So soll es meinen Enkelinnen Stella und Lara und eventuellen Urenkeln nicht ergehen.

Ich wollte mit diesen Rückblicken keinen spannenden Lebensbericht schreiben, sondern möglichst detailgenau mein individuelles Erleben in den zeitgeschichtlichen Zusammenhängen deutlich machen und für Nachfahren festhalten. Anstoß zu dieser Lebensreflexion gab mir ein Vortrag von Professor Wolfgang Braun anlässlich des 25jährigen Bestehens der Fachhochschule für Diakonie und Sozialarbeit des Rauhen Hauses und der darauf folgenden kontroversen Leserreaktionen von Diakonen-Kollegen. Ich erinnerte mich an alte Tagebuchnotizen aus den 1950er Jahren und blätterte darin, um mir die Situation meiner eigenen Diakonenausbildung besser vergegenwärtigen zu können. Die Erlebnisse der Jugendjahre erwachten zu intensiver Erinnerung und ich beschloss, sie in Reinschrift zu bringen, damit mein erstes Enkelkind, das zu dieser Zeit auf die Welt kommen sollte, einmal würde nachlesen können, was den Opa in jungen Jahren bewegt hat. Aus dieser Tagebuchreinschrift entwickelte sich diese Autobiographie zu einer Lebensreflexion für mich. Meine hier zitierten Tagebuchaufzeichnungen sind in der Sprache des 15- bis 22jährigen Jünglings in der seinerzeitigen Gedanken- und Erlebniswelt verfasst. Ich habe sie mit nur geringfügigen redaktionellen Änderungen wiedergegeben, weil sie große Aussagekraft über mein damaliges Befinden und Erleben haben. Manche Abschnitte werden daher für den an diesen Vorgängen nicht direkt beteiligten Leser sicherlich langweilig sein. Diese Zitate, Tagebuchnotizen und für den Leser nebensächliche Abschnitte mag man dann gerne überfliegen.

Im Zusammenhang mit meinen Reflexionen über mein Berufsleben stieß ich auch auf Michael Häuslers Dissertation über die Emanzipation der Männlichen Diakonie zwischen 1913 und 1947, die 1995 unter dem Titel „Dienst an Kirche und Volk“ bei Kohlhammer als Buch (ISBN 3-17-013779-4) erschien. Diese Arbeit hat mich gerade wegen ihrer angenehm sachlichen Objektivität und Gründlichkeit stark beeindruckt. Die Emanzipation der Diakone von Pfarrgehilfen zu selbstverantwortlichen Mitarbeitern in Diakonie und Kirche war ein oft dornenvoller und interessanter Weg, den ich teilweise noch miterlebt habe. – Zwischen den 1930er und 90er Jahren haben sich im gesellschaftlichen, politischen, religiösen, kirchlichen und Alltagsleben so gewaltige Entwicklungen und Umwälzungen ergeben, dass es für nachfolgende Generationen nicht immer ganz einfach sein wird, vor Jahrzehnten Erlebtes und Empfundenes nachvollziehen zu können. Zu diesem Verständnis mitzuhelfen, mögen meine Rückblicke beitragen.

Aber darum geht es erst in einem späteren Teil dieser Autobiographie. Wegen der vielen Bilder und sich daraus ergebenden Dateigröße muss ich das ebook aus technischen Gründen aufteilen. Hier zunächst Fakten zu meiner Familien-Herkunft und ein Bericht über meine Kindheit und Jugend. Im zweiten Teil lesen Sie meinen weiteren Lebensweg nach dem Verlassen der DDR und meinen Weg „go west“, im dritten ebook über meine fünfjährige Ausbildung zum Diakon und Dipl.-Sozialpädagogen im Rauhen Haus in Hamburg. Später folgen dann Berichte über meine Berufstätigkeit als Diakon und über meinen kreativen Ruhestand als Hobby-Verleger und Internetbuchhändler.

Hamburg, 2002 / 2005 / 2016 Jürgen Ruszkowski

Widmung

für Stella-Simone und Lara Sophie

als Information über den Großvater

Arbeitsplatz

Mein Ruhestands-Arbeitsplatz

Von hier aus betreibe ich meinen Hobby-Verlag, gestalte die Bücher, verpacke und verschicke die Büchersendungen und gestalte meine Internet-Websites.

Herkunft

Die Landschaft meiner Kindheit: Stettin und westliches Hinterpommern

Die Landschaft meiner Kindheit: Stettin, Dammscher See

In der Hafenstadt Stettin erblicke ich am 16. Januar 1935 im katholischen Carolus-Stift, das den Krieg überdauerte und heute noch von den Polen genutzt wird, bei einer Kaiserschnittgeburt das Licht der Welt. Meine Mutter hatte als Kind die „englische Krankheit“ – Rachitis – und dadurch eine Beckenverengung, die keine natürliche Geburt zuließ.

Carolus-Stift in Stettin

Im Jahre 1935 ist zwar noch Friedenszeit, aber der Verbrecher Hitler hat sich den Machtapparat bereits voll angeeignet und alle ihm nicht passenden Kräfte entmachtet oder gar hinter Stacheldraht gebracht. Die Folgen des 1. Weltkrieges, die Weltwirtschaftskrise und deren Nachwirkungen werden langsam überwunden. Nach und nach nimmt die verheerende Massenarbeitslosigkeit ein Ende. Es kommt der große Hoffnungsaufbruch nach Wirtschaftschaos und Notstand mit Adolf, dem Rattenfänger: Mitte der dreißiger Jahre geht es durch Ankurbelung der Rüstungsindustrie steil aufwärts und langsam in Vollbeschäftigung über. Meine Mutter Erna, geborene Dollerschell, ist 24 Jahre alt, mein Vater Karl 29. Ich bin ihr erstes Kind.

Mütterlicherseits entstamme ich kleinbäuerlichem und väterlicherseits großstädtisch-proletarischem Milieu. Die Vorfahren meiner Mutter kommen aus der Gegend östlich des Oderhaffs in Hinterpommern (siehe obige Karte), mein Großvater väterlicherseits aus dem damals westpreußischen Weichselraum. Mitte der 1930er Jahre wird von jedem öffentlich Bediensteten, auch von einem Telegraphenbauarbeiter der Deutschen Reichspost, ein Ariernachweis gefordert. So habe ich das Glück, durch entsprechende Nachforschung meiner Eltern in den Kirchenbüchern Details über meine Herkunft zu wissen.

Die nachfolgenden, etwas langatmigen Personalien mag der eilige Leser gern überfliegen. Mein aus dem Polnischen stammender Familienname, der ursprünglich im Bereich von Litauen verbreitet war und zu einem später verarmten polnischen Adelsgeschlecht zählte, welches das Lubicz-Wappen führte,ist wahrscheinlich auf eine Ortsbezeichnung zurückzuführen.

Nach einem polnischer Historiker ist dies das Familienwappen der Ruszkowskis.

Einen Ort Ruszkowo fand ich auf der Karte unmittelbar südlich der früheren Grenze (zwischen Ostpreußen und Polen vor 1939) südwestlich von Olsztyn/Allenstein, südöstlich der Kernsdorfer Höhe. Der Ort wäre nur etwa 110 km vom Wohnort meiner Urgroßmutter entfernt. Meine Urgroßmutter Marianna Ruszkowska, wurde am 9.05.1854 in Schönau, Kreis Schwetz, polnisch Przechowo, powiat Swiecie-Pomorze, an der Weichsel in Westpreußen als Kind der Juliana Ruszkowska, geborene Spichalska und des Felix Ruszkowski geboren. Geburts- und Taufzeugnis wurden aus dem Polnischen übersetzt.  Mein Vater KarlRuszkowski (sprich: Ruschkowski), geboren am 3.01.1906 in Stettin, war der älteste Sohn des Arbeiters Julius Ruszkowski und seiner Ehefrau Johanna, geborene Runge. Julius wurde am 29.07.1877 in Wendisch-Neudorf, Kreis Kulm im damaligen Westpreußen geboren. Ursprünglich war er römisch-katholisch. Er verstarb 1947 in Bad Segeberg direkt nach der Zwangsumsiedlung aus dem seit 1945 polnischen Stettin. Er war als Kind zusammen mit seiner Mutter Marianna, die nach seiner Geburt einen Weißenberger geheiratet hatte, nach Stettin gekommen. Meine Großmutter Johanna hatte ihn über ihre Schwester kennen gelernt, die mit seinem Halbbruder Weißenberger verheiratet war. Oma Johanna Ruszkowski war eine geborene Runge und am 10.04.1879 in Stettin als Tochter des Schuhmachermeisters und Kirchendieners Johann Heinrich Karl Runge und der Johanne Charlotte Henriette, geborene Ganz, zur Welt gekommen.

Großmutter Johanna, Vater Karl und Onkel Werner

Mein Vater Karl hatte die Realschule bis zur 8. Klasse besucht und dann Maschinenschlosser gelernt. Den schon begonnenen Besuch der Maschinenbauschule musste er wegen Geldmangels abbrechen. Er erwarb den Führerschein und verdingte sich als Treckerfahrer bei einer Firma, die für ein landwirtschaftliches Gut in Röhrchen unweit von Lübzin östlich der Oder Wiesen umpflügte.

Mein ältester mir bekannter Vorfahre der großmütterlichen Linie Macheel war Jakob Macheel, geboren im Jahre 1766 in Altsarnow im Kreis Cammin in Hinterpommern, der mit Dorothea Sophia, geborene Schmidt, verheiratet war. Zwei seiner acht Kinder, Dorothea Charlotte und Johann David, wanderten nach Amerika aus. Die Nachkommen leben heute in Fox Lake, Wisconsin/USA. Über deren Erscheinungsbild und Ergehen erfahre ich immer mal wieder über facebook. Dorotheas und Jakobs Sohn war der Bauer Michael Macheel, verheiratet mit Caroline Ernestine, geborene Groth. Als deren Sohn wurde am 13.4.1831 Carl Macheel, – meiner Mutter Großvater – in Altsarnow im Kreis Cammin geboren. Carl heiratete Johanna Friedericke Christine Radloff, geboren am 7.1.1840 in Lanke, Tochter der Marie Christine, geborene Groth und des Christian Friedrich Radloff. Es waren die Eltern meiner Großmutter Martha Dollerschell, geborene Macheel, die am 30.11.1877 – auch in Altsarnow – das Licht der Welt erblickte.

Oma Martha hatte acht Geschwister. Der älteste Bruder war mein Großonkel August. Dessen Tochter Hedwig Otto hatte in Altdamm in der Innenstadt einen Friseursalon. An Besuche dort kann ich mich noch gut erinnern. Zu ihren Kindern Ilse und Günther hatte meine Mutter noch in Schwerin-Lankow bis in die 1970er und 90er Jahre Kontakt. – Großonkel Michael und Großtante Toni hatten den Hof von Urgroßvater Carl Macheel in Altsarnow geerbt. Großtante Emma, Marthas Schwester, hatte Wilhelm Groth in Dischenhagen (Kreis Cammin) geheiratet. Die Ehe blieb kinderlos. Deshalb boten sie meinem Onkel Walter Dollerschell nach dessen Konfirmation an, als Hoferbe nach Dischenhagen zu kommen.

Das Haus in Dischenhagen heute in Polen

Onkel Franz und Walter, beide im Krieg „vermisst“

Walter hatte bereits eine Tischlerlehrstelle in Gollnow in Aussicht gehabt. – In Dischenhagen fanden wir von Juli 1943 bis März 1945 Zuflucht, dazu später Näheres. – Großonkel Emil war Schneider in Stettin und mit Großtante Anna verheiratet. Nach zwei Totgeburten blieb die Ehe kinderlos, weil es damals noch nicht den ärztlichen Kunstgriff des Kaiserschnitts gab. Sie luden meine Mutter im Alter von 15-17 Jahren des Öfteren für 2-3 Tage nach Stettin ein, gingen mit ihr ins Theater und wollten sie einmal auf einem Dampferausflug von Stettin nach Rügen mit ihrem Schneidergehilfen verkuppeln.

Dieser junge Mann sagte meiner Mutter jedoch nicht sonderlich zu. Dessen Freund, der mit an Bord war, gefiel ihr viel besser, und so tanzte sie an Bord fast nur mit jenem. Das sah Großtante Anna jedoch nicht gerne und verbot dem Kavalier die Tänze mit Erna. An diesen Ausflug erinnerte sich meine Mutter sehr gerne. Vor Stubbenkammer wurden die Reisenden ausgebootet, und man bestieg die Kreidesteilküste, um dann nach Saßnitz zu wandern, wo das Schiff sie wieder für die Rückreise an Bord nahm. – Großtante Marie war die Witwe von Großonkel Otto, einem Vetter von Oma Martha, der als Brandmeister bei der Feuerwehr bei einem Löscheinsatz tödlich verunglückt war. Wenn sie zum Nähen nach Lübzin kam, saß Klein-Erna immer bei ihr mit an der Nähmaschine. Zitat der Großtante: „Martha, die Erna muss mal Schneiderin werden.“ – Großonkel Ferdinand aus Harkenwalde war Stellmacher und Landwirt. Er war mit der anderen Großtante Anna verheiratet. Die beiden Annas waren grundverschieden in Wesen und Charakter. – Ernas Mutter Martha war das drittjüngste Kind. Bei ihrer Konfirmation hatte der Pastor von Altsarnow Besuch aus Stettin. Diese Leute nahmen Martha als Kindermädchen mit in die Stadt. In Stettin lernte Oma Martha kochen und war später bei einem Kommerzienrat „in Stellung“. Beim Einkauf musste sie für die Dienstboten immer „Leutewurst“ extra beschaffen. Dort in Stettin lernte sie dann auch ihren späteren Mann, Karl Dollerschell aus Lübzin, kennen, der in Stettin als Arbeiter lebte.

Großvater Karl Dollerschell

Mein ältester mir bekannter Vorfahre der mütterlichen Dollerschell-Linie war der Schmied und Viktuarienhändler Johann Heinrich Georg Dollerschell