Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Salina ist Priesterin im Tempel der Tadelda und hat geschworen, das magische Reich Maradeom zu schützen. Als sie in einer Vision sieht, wie ihre geliebte Heimat bedroht wird, reist sie in die Hauptstadt, um dort Hilfe zu erbitten. Doch als sie diese Unterstützung in Form von drei jungen Männern findet, entwickelt sich ihre Reise in eine ganz andere Richtung.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 71
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Salinas Herz
Impressum
EineDie Sagen der AveninKurzgeschichte
Sunya Grace Bold
Copyright: © 2016 Sunya Grace Bold
Covergestaltung: Anna Sophia Bolze
Kontakt zur Autorin:
Web: www.sunyagracebold.de
Mail: [email protected]
Facebook: www.facebook.com/sunyagracebold.author
Twitter: twitter.com/sunyagbold
Adresse:
Sunya Grace Bold
Autorin für High Fantasy Romance
Werderstr. 29
17268 Templin
Es war ein lauer Frühlingstag, als die Priesterin Salina die Hauptstadt erreichte. Sie schirmte die Augen mit der Hand ab und ließ den Blick über die Mauer schweifen, die Rogulda umgab. Die Dächer der Häuser waren dahinter zu sehen und um den Hügel im Herzen der Stadt eine zweite Mauer, hinter der nur noch die spitzen Türme des Schlosses hervorragten.
Es war das erste Mal, dass Salina die Hauptstadt des Reiches besuchte. Die Hohepriesterin vom Schrein der Tadelda, dem Salina angehörte, hatte ihr erlaubt dorthin zu reisen, um Hilfe zu erbitten. Salina hatte in einer ihrer Visionen ein böses Omen erblickt, das — wenn sie sich nicht irrte — die Königsfamilie von Maradeom betraf. Sie hatte nicht verstanden, was es bedeuten sollte, doch sicher konnte man ihr in der Hauptstadt dabei helfen, das herauszufinden.
Salina reihte sich hinter den anderen Menschen ein, die Einlass in die Stadt begehrten, und warf einen Blick durch das Eingangstor: Sie sah einen Mann in weißer Uniform am Rand hinter dem Tor stehen, der die Menschenschlange beobachtete. Die Sonne, das Wappen der Königsfamilie, war darauf gestickt. Er war ein Magier in ihren Diensten, einer der Edélin, die auserwählt waren, das Reich zu schützen. Das waren die Männer, von denen Salina sich Hilfe erhoffte.
Salina atmete erleichtert auf. Sie hatte Sorge gehabt, dass sie der Aufgabe nicht gerecht wurde, die sie mit ihrer Vision empfangen hatte, doch jetzt, wo sie den Magier gesehen hatte, wusste sie, dass das unbegründet war: Wenn er sie zu seinem Anführer brachte, wäre ihre Aufgabe in Windeseile gelöst. Und Salina hatte vor, ihre Aufgabe schnell zu lösen. Sie wusste nicht, ob sie je wieder nach Rogulda kommen würde, schließlich hatte sie Aufgaben im Tempel der Tadelda. Wenn sie jetzt nicht die Chance nutzte, war es für immer zu spät.
Die Reihe vor Salina lichtete sich langsam und sie beeilte sich, nicht den Anschluss zu verlieren. Zwei Ritter kontrollierten vorn den Wagen eines Besuchers und die Tasche, die seine Frau dabei hatte. Salina fragte sich, wonach sie suchten, und griff geistesabwesend nach ihrer eigenen Tasche. Sie hatte alles mitgenommen, was sie für ihre Aufgabe gebrauchen könnte. Im Grunde alles, was sie besaß, denn im Schrein der Tadelda sollten sich die Priesterinnen nicht von weltlichen Dingen ablenken lassen. Sie waren Seherinnen und durch diese Gabe verpflichtet, vorrangig an das Wohl ihres Königreichs Maradeom zu denken.
Die Ritter winkten die letzte Person vor ihr durchs Tor. Salina trat vor und öffnete die Tasche, damit sie hinein sehen konnten. Sie glaubte nicht, dass sie Probleme bekommen würde. Alles, was sich darin befand, wurde für Rituale verwendet.
Sie irrte sich.
»Was ist das?« Einer der Männer, ein Dunkelhaariger mit stechend grünen Augen, griff hinein und zog ein Messer heraus. Sein Blick bohrte sich in ihren und Salina hatte das Gefühl zu schrumpfen.
»Das ist ein Athame. Wir benutzen es im Tempel.« Sie deutete auf das weiße Faltenkleid, das sie trug. Es war das traditionelle Gewand der Priesterinnen vom Orden der Tadelda. Die Legende besagte, dass die erste Seherin, Tadelda, der zu Ehren der Schrein errichtet worden war, ein solches Kleid getragen hatte, als sie die Gründung Maradeoms vorhersagte.
Die Ritter ließen den Blick über ihre Gestalt gleiten, zeigten sich jedoch nicht beeindruckt, als würden sie vermuten, dass das Gewand nicht echt war. »Das könnt Ihr jedenfalls nicht mit in die Stadt bringen.« Der Dunkelhaarige reichte es an seinen Kollegen weiter, der es in eine Kiste hinter sich warf. Darin lagen bereits andere Dinge, die nicht genehmigt worden waren. Der Großteil davon aber eher Gerätschaften, die scharfe Klingen beinhalteten, statt einzelnen Messern.
Salina überkam ein ungutes Gefühl. Der Ritter bedeutete ihr, die Tasche abzulegen, und sie streifte sie widerstrebend ab. Darin befand sich alles, was sie an Besitztümern in dieser Welt hatte. Sie hoffte, sie konnte sich diese Dinge später wieder abholen, falls man ihr noch mehr abnahm.
Der Ritter förderte ein kleines Täschchen hervor und sah sie fragend an.
»Kristalle?«, murmelte Salina fragend und sah zu, wie er es öffnete und sich einen Teil davon in die Handfläche schüttete.
Der zweite beugte sich darüber. »Sieht giftig aus. Schau dir mal die Farbe an. Normaler Kristall ist das jedenfalls nicht.«
Der erste nickte, schüttete die Steine zurück und knotete das lederne Säckchen wieder zu. Mit einem grimmigen Blick zu Salina wischte er sich die Finger am Saum seines Umhangs ab, während der zweite das Säckchen in die Kiste fallen ließ. Gemeinsam blickten sie auf den Rest des Inhalts in der Tasche.
»Wenn du mich fragst, sind das da giftige Kräuter.«
»Und ein Buch mit Zaubersprüchen.«
»Sieht gefährlich aus.« Der Dunkelhaarige zog ein Buch hervor und wollte es weiterreichen, doch Salina griff zu, bevor der zweite es fortwerfen konnte.
»Nein, bitte nicht!« Sie trat einen Schritt zurück und drückte es an sich. Die Blicke der Ritter verfinsterten sich. »Das … Das ist sehr wichtig für mich.«
»Das möchte ich wetten. Wie siehst du das, Pares? Das sieht alles höchst verdächtig aus. Als könnte man den Bewohnern von Rogulda damit schaden.«
»Was?« Salina sah von ihm zu dem anderen, doch der kam zu demselben Ergebnis.
»Ein Buch mit Zaubersprüchen, die sonst niemand in Maradeom benutzt, ein Dolch für irgendwelche Blutrituale und giftige Kräuter? Und dann gibt sie sich noch als Priesterin aus! Wenn du mich fragst, sollten wir jemanden an den Brunnen abstellen, bevor sie das Wasser vergiften kann.«
»Wir sollten sie zum General bringen.« Der Dunkelhaarige griff sie beim Arm und winkte einen dritten Ritter heran. »Mach du mit der Kontrolle weiter. Pares, hol nochmal die Dinge raus, die sie dabei hatte. Das wird General Avenin sehen wollen.«
»Verstanden!« Der zweite Ritter schnappte sich ihre Tasche, legte das Athame und das Säckchen mit den Kristallen wieder hinein und folgte ihnen die Straße hinauf.
Salina spürte die Blicke der wartenden Menschen im Rücken und senkte den Blick, als sie anfingen, hinter vorgehaltener Hand über sie zu sprechen. Mit Schrecken dachte sie daran, was die Hohepriesterin sagen würde, wenn sie von ihrem Versagen erfuhr. Das hatte sie sicher nicht erwartet, als sie Salina erlaubte, nach Rogulda zu reisen, obwohl die Priesterinnen eigentlich immer im Tempel blieben.
»General Avenin! General Avenin!« Der dunkelhaarige Ritter klopfte lautstark gegen die Tür, während der zweite Salina festhielt. Sie hatten sie ins Schloss gebracht, um sie von ihrem Befehlshaber richten zu lassen.
Salina drückte ihr Buch an sich. Der Griff des Ritters schmerzte und ihr Herz klopfte immer schneller. Sie fragte sich, was man mit ihr tun würde. Sie einsperren? Sie töten? Sie wollte noch nicht sterben!
»Nicht, bitte!« Sie versuchte sich loszureißen, doch der Mann fing sie sofort wieder ein und verstärkte seinen Griff noch zusätzlich. Seine Hand fuhr zu der Waffe an seiner Hüfte und Salina erstarrte.
»Ja bitte?« Die Stimme des Generals klang jünger, als Salina erwartet hatte, und ihre Hoffnung stieg. Sie hatte befürchtet, auf einen Mann zu treffen, der nach vielen vielen Dienstjahren schon gegen alles abgehärtet war. Ein jüngerer Mann war sicher zugänglicher und würde sie zumindest anhören. So konnte sie das ganze Missverständnis aufklären!
Die Ritter stießen die Tür auf und sie hinein. Salina fiel, das Buch rutschte ihr aus den Händen und sie schaffte gerade noch, sich am Boden abzufangen. Der General sprang auf und beugte sich über den Tisch zwischen ihnen vor, um sie zu sehen.
»Diese Hexe haben wir am Eingangstor festgenommen, General Avenin!« Der dunkelhaarige Ritter deutete anklagend auf sie, während der andere nach vorn ging und dem General die Tasche hinstellte.
»Sie hatte lauter merkwürdige Sachen dabei.« Er holte das Athame und das Säckchen mit den Kristallen heraus und legte ihm beides hin. »Und ein Buch mit Zaubersprüchen, aber das hat sie sich geschnappt, bevor wir es sicherstellen konnten.«
Der General starrte die beiden mit offenem Mund an, warf einen Blick auf die Gegenstände auf dem Tisch und hob in einer Geste zwischen Resignation und Unglauben die Brauen. »Ist das euer Ernst?« Er kam um den Tisch herum und ging neben ihr in die Knie. »Ist mit Euch alles in Ordnung, Fräulein? Habt Ihr Euch verletzt?« Er griff ihre Hand und half ihr auf. Salina konnte ihn nur groß ansehen. Sie verstand nicht, was auf einmal geschehen war. »Hier, setzt Euch.« Er führte sie zu dem Stuhl vor seinem Tisch und schob ihn ihr zurecht. Mit einem Lächeln beugte er sich nach dem Buch, das ihr heruntergefallen war, und hob es für sie auf. Ungläubig sah sie zu, wie er den Staub vom Einband klopfte und noch einmal sanft darüber strich, als wollte er die goldenen Lettern erspüren.
Er seufzte und reichte es ihr. »Ich muss mich in aller Form bei Euch entschuldigen. Ich weiß nicht, wie meine Männer sich so verhalten konnten. Man könnte meinen, sie hätten in ihrem Leben noch keine Priesterin gesehen.« Sein Blick fuhr über ihr Kleid und Salina dämmerte, was geschehen war: Der General hatte das traditionelle Gewand der Tadelda erkannt, als er sich über den Tisch beugte, um herauszufinden, was geschehen war. Und offenbar hatte er mehr Vertrauen in diese Dinge als die beiden anderen Ritter.