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Sommerstimmung auf Hiddensee. Der Polizist Ole Damp kehrt nach drei Jahren auf die Insel zurück. Gleich an seinem ersten Arbeitstag als Revierleiter kommt es zur Kollision zwischen einem Fahrgastschiff und einem Kutter im Schaproder Bodden. Bei der Untersuchung des Bootes entdecken Damp und Hauptkommissar Stefan Rieder die Leiche des Fischers Peter Kaut. Schnell geraten Umweltschützer in Verdacht, Kaut aus Rache getötet zu haben. Er soll Nationalparkchef Thomas Förster angegriffen und schwer verletzt haben, als er die Zerstörung einer Vogelkolonie zu verhindern versuchte. Aber auch unter den Fischern der Insel hat sich Kaut viele Feinde gemacht. … Wieder vereint, ermitteln die Kommissare Rieder und Damp, dieses Mal im Streit zwischen Fischern und Umweltschützern, der nicht nur ein Opfer fordert. Spannend und mit viel Liebe zu „seinem“ Hiddensee und ihren Bewohnern erzählt Tim Herden auch den siebten Fall der Inselkrimis in typischer Ostseemanier.
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Seitenzahl: 465
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Die Personen und die Handlung des Buchs sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten oder lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig.
Tim Herden, geboren 1965 in Halle (Saale), arbeitete nach dem Studium der Journalistik in Leipzig zunächst als wissenschaftlicher Assistent und Journalist, ehe er 1991 Redakteur beim Mitteldeutschen Rundfunk in Dresden wurde. Heute leitet er das Hauptstadtstudio des Senders in Berlin. 2010 veröffentlichte er seinen ersten Hiddensee-Krimi „Gellengold“ im Mitteldeutschen Verlag. Regelmäßig folgte alle zwei Jahre eine Fortsetzung: „Toter Kerl“ (2012), „Norderende“ (2014), „Harter Ort“ (2016), „Schwarzer Peter“ (2018) und „Süderende“ (2020). Mit „Schabernack“ liegt nun der siebte Titel der erfolgreichen Reihe um Kommissar Rieder vor.
Es war völlig windstill in dieser Nacht. Das Reusenboot zerschnitt die spiegelglatte Wasserfläche des Boddens. Nur leise tuckerte der Diesel. Mit geringem Tempo trieb er den Kahn vorwärts. Im Dunst tauchten Büsche und kleine Bäume auf. Das Ziel war erreicht. Der Gänsewerder. Mitten im Schaproder Bodden. Östlich des Gellens, der Südspitze Hiddensees.
Der Motor verstummte. Unter dem Kiel knirschte der Sand. Vorsichtig stiegen zwei Männer ins Wasser. Sie wollten die Vögel nicht aufscheuchen. Jedenfalls jetzt noch nicht. Die Kormorane hockten auf ihren Nestern in den Sträuchern. Durch ihr langes schwarzes Gefieder wirkten sie Geistern gleich. Neugierig schauten sie zu den Eindringlingen. Die Nähe von Menschen waren sie gewohnt.
Gemeinsam hoben die Männer eine Holzkiste aus dem Kahn. Schleppten sie an Land.
„Der Gestank ist unerträglich.“
„Tritt nur nicht in die Vogelscheiße. Will das nicht im Boot haben.“
Sie nahmen den Deckel ab, klappten die Seitenwände zur Seite. Zum Vorschein kam eine kleine Kanone.
„Wo haste die her?“
„Aus dem Internet. Ist eine Böllerkanone. Eigentlich macht die nur puff. Aber ich habe mir etwas bessere Munition besorgt. Nun macht sie mehr als puff.“ Ein kurzes, leises Lachen. „Sie macht jetzt puff-paff.“
Sie schoben die Kanone in den Sand.
„Wir müssen noch die Munition holen.“
Eine weitere Kiste wurde an Land getragen. Darin drei Granaten.
„Die habe ich mir von einem der Typen besorgt, die immer den Krieg gegen Napoleon in Stralsund nachspielen und in alten Uniformen rumspringen. War nicht billig. Die Kanone übrigens auch nicht. Wenn es funktioniert, spielen wir das locker wieder ein. Dann fressen uns die Viecher nicht weiter den Fisch aus dem Bodden und der Ostsee weg. Besonders hier unten. Wo jetzt der Dorsch steht.“
Die erste Granate wurde ins Kanonenrohr geschoben, das Abzugsseil befestigt. Sie steckten sich Stöpsel in die Ohren, gingen hinter dem Kahn in Deckung. Einer der Männer spannte und zählte: „Drei, zwei, eins, Feuer!“
Mit einem heftigen Ruck wurde das Seil angezogen. Ein lauter Knall. Vorn aus dem Rohr schoss ein roter Feuerstrahl. Grauer Pulverdampf stieg auf. Kreischend flogen die Vögel auf.
„Meine Fresse!“
„Gleich noch einen hinterher. Damit die gar nicht erst zurückkommen. Hauptsache, die Eier sind kalt und die Brut tot.“
Sie rannten zur Kanone, öffneten den Verschluss. Die Hülse flog heraus. Erneut wurde die Kanone beladen, ein zweites Mal abgefeuert. Bisher kreisten die aufgeschreckten Vögel mit lautem Geschrei über der kleinen Insel. Nun nahmen sie Kurs auf die offene See.
„Eine haben wir noch.“
„Meinste nicht, das reicht. Wenn es jemand mitbekommt.“
„Ach Quatsch. Wer soll das mitkriegen. Die Ranger vom Nationalpark schlafen jetzt schön in ihren Betten.“
„Aber der Krach. In Neuendorf hat man das bestimmt gehört. Und drüben auf Ummanz sicher auch.“
„Das hebt keinen an. Alle sind froh, wenn die Kormorane weg sind.“
Sie machten die Kanone erneut schussbereit. Da näherten sich von der Gellenspitze drei Lichtpunkte. Rot, grün und weiß. Das Geräusch eines Außenborders wurde lauter.
„Da kommen welche!“
„Mist! Da muss jemand gequatscht haben.“
„Los, lass uns abhauen!“
„Wir können doch die Kanone nicht stehen lassen.“
„Scheiß auf die Kanone. Wenn es Gebauer mit seinem Boot von der Wasserschutzpolizei ist … Der fackelt nicht lange. Lass uns verschwinden.“
Da krachte ein Schuss. Ein roter Lichtball zerplatzte am Himmel. In seinem hellen, glühenden Schweif konnten sie ein flaches Motorboot erkennen. Es war schon ganz nah. Auch lautes Rufen war zu hören. Noch einmal stemmten sich beide gegen das Boot. Langsam glitt es über den nassen Sand ins Wasser, bis es endlich aufschwamm. Da raste neben ihnen ein Motorboot auf den Strand. Jemand sprang an Land, rannte auf sie zu.
„Stehen bleiben!“
„Das ist Förster!“
Einer schaffte es, in den Kahn zu springen. Den anderen griff der Nationalparkchef an der Schulter, hielt ihn fest. Da traf ihn ein harter Schlag. Förster taumelte, aber fing sich wieder. Er unternahm einen Gegenangriff. Seine Fäuste trafen den Gegner im Gesicht. Doch dann kassierte er einen heftigen Hieb in den Unterleib. Er krümmte sich. Der andere trommelte weiter heftig auf ihn ein. Schwere Haken trafen seinen Bauch und sein Gesicht. Förster schrie vor Schmerz, versuchte hilflos, sich zu schützen. Dann stürzte er ins Wasser. Neben sich hörte er schnelle Schritte. Spritzer trafen ihn.
„Wir können ihn doch nicht so zurücklassen. Was, wenn er ertrinkt?“
„Wir können auch in den Knast gehen. Wenn dir das lieber ist? Schon blöd genug, dass wir die Kanone an Land zurücklassen. Da haben sie schnell unsere Fingerabdrücke.“
Einer der Männer sprang ins Wasser, stapfte an Land. Förster kam noch einmal schwach zu Bewusstsein. Verschwommen sah er den Mann an der Kanone hantieren. Er verband ein Tau mit dem Abzugsseil. Dann rannte er wieder zurück zum Boot. Ohne Förster zu beachten.
„Los jetzt, gib Stoff! Wir versenken das Teil im Bodden.“
Der Motor heulte auf. Das Boot kam nur langsam auf Touren. Zu schwer war die Last des Geschützes. Endlich begann die Kanone zu rollen. Im Wasser bekam sie Auftrieb durch die Geschwindigkeit des Bootes. Dann wurde das Tau gekappt. Die Kanone sank in die Tiefe. Förster streckte seine Arme aus. Seine Hände gruben sich tief in den nassen Schlick am Strand. Der Mond verschwand hinter einer dunklen Wolke. Sie hüllte den Bodden in tiefdunkle Nacht.
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
„Ihr Knie sieht gut aus. Das neue Gelenk ist gut eingewachsen.“ Möselbeck legte die Röntgenaufnahmen zur Seite. „Nehmen Sie noch einmal auf der Liege Platz. Ich will Ihr Bein trotzdem abtasten.“
Rieder hatte extra kurze Hosen angezogen. Er wollte das Bein beim Ausziehen nicht belasten. Dabei durchfuhr ihn immer noch ein stechender Schmerz. Ebenso, wenn er es beugte oder streckte. Möselbeck sollte das nicht merken. Rieder wollte endlich wieder „voll diensttauglich“ geschrieben werden. Vor drei Monaten war es passiert. Da hatte er sich bei einem Sprung in einen Keller die Fraktur zugezogen. Er hatte so seinen Freund und Kollegen Tom Schade geschützt vor den Splittern einer Handgranate und ihm damit das Leben gerettet. Durch den Sprung hatte er allerdings Schade die Hüfte gebrochen und sich selbst das linke Knie zertrümmert. Nach der Operation hatte sich Rieder ziemlich schnell erholt. Die Wunde war gut verheilt. Mit viel Physiotherapie konnte er bald wieder laufen. Erst an Krücken. Nun schon wieder ohne. Nur ein leichtes Hinken war geblieben. Und die Schmerzen.
Anders Tom Schade. Er befand sich seit Wochen in einer Rehabilitationsklinik auf Usedom. Eigentlich war die Operation gelungen. Die künstliche Hüfte gut eingewachsen. Aber die Nachbehandlung zeigte nicht den gewünschten Erfolg. Schade hatte eine schwere Depression befallen. Oft fehlten ihm der Antrieb und die Kraft für die Rehabilitationsmaßnahmen. Rieder plagten Schuldgefühle. Er versuchte, Tom so oft wie möglich zu besuchen. So umständlich und beschwerlich es auch war. Mit dem verletzten Knie durfte er nicht Auto fahren. So musste er erst mit dem Schiff nach Stralsund, dann mit Bus vom Hafen zum Bahnhof und per Zug nach Zinnowitz. Von dort mit dem Taxi in die Klinik. Tom traf er meist auf dem Balkon seines Zimmers. Er saß apathisch in einem Korbstuhl. Sein Blick verlor sich in den Weiten der Ostsee. Nichts erinnerte mehr an den lebenslustigen Rheinländer, immer mit einem flotten Spruch auf den Lippen. Nun sprach er nur noch selten. Und wenn, zweifelte er an seinem Job als Polizist, sprach vom Aufhören. Polizeidirektor Bökemüller hatte ihm einen Job im Innendienst angeboten. Schade hatte rundweg abgelehnt.
„Ich bin Polizist, ganz oder gar nicht. Dann gebe ich lieber meine Dienstmarke ab. Ich will nicht als Halbinvalide in irgendeinem Büro vor mich hin vegetieren. Dabei immer die mitleidigen Blicke der Kollegen ertragen. Dann ist eben Schluss.“
Rieder fiel dagegen auf Hiddensee die Decke auf den Kopf. Oder vielmehr der blaue Sommerhimmel. Das Nichtstun schaffte ihn. Bökemüller hatte ihm zugestanden, im Revier auf der Insel Dienst zu tun. Erst zwei, nun schon vier Stunden am Tag. Sein Chef hatte es auch aus Eigennutz getan. Der Posten des Hiddenseer Revierleiters war verwaist. Mitten in der Hochsaison. Die bisherige Inselpolizistin, Nelly Blohm, war zur Soko „Ostseeküste“ nach Stralsund gewechselt. Sie kümmerte sich dort um alles, was bei der Ermittlungsarbeit mit Daten, Internet und Telekommunikation zu tun hatte. Ihr Abschied von der Insel hatte einer Flucht geglichen. Innerhalb von vierundzwanzig Stunden verließ sie mit Sack und Pack sowie Sohn und Mutter Hiddensee. Die Insulaner weinten „Lady Gnadenlos“ keine Träne nach. Mit ihrer strengen Art hatte sie sich in den drei Jahren Dienst auf der Insel keine Freunde gemacht. Nun konnte man wieder Rad fahren. Ohne Licht und sichere Bremsen.
Zu Rieder hatte sie den Kontakt völlig abgebrochen. Bei seinen seltenen Besuchen in der Sonderkommission ging sie ihm aus dem Weg. Lange würde sie das nicht mehr tun können. Offiziell war er immer noch der Chef der Sonderkommission. Trotz seiner Erkrankung. Er wollte so schnell wie möglich in seinen alten Job zurück. Dann würde Nelly Blohm mit ihm direkt zusammenarbeiten müssen. Da sah er einige Probleme auf sich zukommen. Seine Kollegin und ehemalige Geliebte ermittelte gern auf eigene Faust, hielt sich selten an Anweisungen und betrachtete Vorgesetzte als leidiges Übel.
Doktor Möselbeck befühlte Rieders linkes Bein. Rieder hatte eine Strategie entwickelt, den Schmerz zu ignorieren. Er konzentrierte sich auf die Untersuchung. Als sei er ein Beobachter und kein Patient. Es war eine Art Selbstsuggestion. Er versuchte, sein Gesicht völlig zu entspannen, sobald der Arzt das verletzte Bein untersuchte. Langsam tastete er sich vom Fuß über das Schienbein vor. Jetzt kam gleich die entscheidende Stelle unterhalb des Knies. Jede Berührung tat dort höllisch weh. Rieder biss die Zähne zusammen. Kein Muskel in seinem Gesicht bewegte sich.
„Interessant“, bemerkte Möselbeck. „Nach der Aufnahme hätte ich angenommen, dass hier noch nicht wieder alles richtig im Lot ist.“ Er sah Rieder ungläubig an. „Und Sie spüren wirklich nichts?“
Rieder schüttelte den Kopf. Noch einmal drückte der Inselarzt auf das Knie. Rieder versuchte, vorsichtig und möglichst unbemerkt auszuatmen. Möselbeck behielt ihn genau im Auge. Rieder schien die selbst auferlegte Mutprobe bestanden zu haben.
„Gut.“ Möselbeck nickte anerkennend. Er setzte sich wieder an seinen Schreibtisch.
„Wir machen mal weiter wie bisher. Volle Dienstfähigkeit kann ich Ihnen weiter nicht bescheinigen. Wir bleiben bei vier Stunden Dienst am Tag. Mindestens noch die nächsten vierzehn Tage.“
Dann deutete er auf die Röntgenaufnahmen.
„Das Knie muss noch weiter ausheilen.“ Rieder ließ die Schultern hängen. Möselbeck sah ihn an.
„Sie müssen sich langsam wieder an die Belastungen des Dienstes gewöhnen. Wenn Sie zu früh einsteigen, könnten Spätfolgen auftreten. Schon mit vier Stunden am Tag gehe ich an die Grenze, die ich verantworten kann.“
Er widmete sich wieder Rieders Krankenakte und machte darin einige Notizen.
„Dafür ist Ihre Körperbeherrschung wirklich bewundernswert. Auf den Bildern ist an der Stelle unter Ihrem Knie eine deutliche Schwellung zu sehen. Wahrscheinlich eine Entzündung. Sie haben das Bein zu sehr belastet oder es gibt dort eine Reibung zwischen dem neuen Kniegelenk und dem Gewebe. Ich schreibe Ihnen eine Salbe auf, die Sie bitte zweimal am Tag auftragen.“
Rieder sah ihn verwundert an. Möselbeck lächelte.
„Sie sollten nicht versuchen, mich auszutricksen. So viel Mühe Sie sich auch geben, ich kann trotzdem an Ihrem Knie spüren, ob Sie Schmerzen haben oder nicht. Fahren Sie weiter schön Fahrrad. Auch ihren Elektrostreifenwagen können Sie wieder nutzen. Hat ja keine Kupplung. Genießen Sie die Zeit mit Ihrer Tochter. Gerade jetzt im Sommer. Beides erscheint mir derzeit die beste Therapie für Leib und Seele.“
Da hatte Möselbeck nicht unrecht. Sophies Mutter, Charlotte Dobbert, hatte Rieder gestattet, seine Tochter nach dem Mittagsschlaf aus dem Kindergarten abzuholen. Zusammen verbrachten beide den Nachmittag. Im Garten an seinem Häuschen im Wiesenweg, auf dem Spielplatz hinterm Supermarkt oder am Strand in Vitte. Zur Freude seiner Tochter hatte sich Rieder zum perfekten Baumeister von Kleckerburgen entwickelt. Unter seiner Anleitung hatte sie angefangen, schwimmen zu lernen. Selbst das Verhältnis zu seiner Ex-Lebensgefährtin hatte sich gewandelt. Nach dem Ende der Reha und Rückkehr auf die Insel hatte Charlotte seine Pflege übernommen. Eigentlich wollten sich Rieders Nachbarn, Malte Fittkau und seine Frau Dora, um ihn kümmern. Doch Charlotte hatte darauf bestanden, Rieder zu betreuen. Sie hatte ihn in einer Ferienwohnung über ihrem „Strandcafé“ in Neuendorf einquartiert, kaufte für ihn ein, half ihm beim Duschen und beim Behandeln der Wunde. Sie organisierte, dass die Physiotherapeutin aus Kloster extra in das südliche Inseldorf geradelt kam. Rieder wunderte sich über dieses Engagement. Ebenso Dora und Malte. Früher hatte es zwischen Rieder und Charlotte oft Streit gegeben. Besonders wegen seines Verhältnisses zu Nelly Blohm. Nun war Nelly von der Insel verschwunden und Charlotte wie verwandelt. Rieder wurde aus ihrem Verhalten nicht richtig schlau. Trotz ihrer Fürsorge hatte sie ihn nicht aufgehalten, als er wieder in sein Haus in Vitte zurückgezogen war, nachdem er wieder laufen und Fahrrad fahren konnte. Aber wenn er jetzt am Abend Sophie nach Hause brachte und es der Andrang im „Strandcafé“ zuließ, aßen sie zusammen zu Abend. Charlotte, Sophie und Rieder. Fast wie eine richtige Familie. Danach brachte er seine Tochter ins Bett und machte sich wieder auf den Rückweg nach Vitte.
Möselbeck stand auf und brachte Rieder zur Tür.
„Gibt es denn nun einen neuen Revierleiter oder eine Revierleiterin?“, fragte er beiläufig.
Rieder zuckte mit den Schultern.
„Der Job scheint nicht sehr gefragt zu sein. Aus dem Bereich der Polizeidirektion Stralsund und von Rügen gab es keine Bewerbungen. Nun ist die Stelle bundesweit ausgeschrieben.“
Der Inselarzt zog die Augenbrauen nach oben.
„Es soll doch wohl kein Bayer oder Sachse kommen?“
„Damit müssen die Hiddenseer dann leben und klarkommen.“
„Ich dachte eher an den Polizisten. Wenn er noch dazu Dialekt spricht, bekommt der hier keinen Fuß auf den Boden.“
„Ob es daran liegt? Damp und Blohm kamen von Rügen und waren auch nicht sehr beliebt.“
„Sie sagen es. Sie waren Rüganer“, erklärte Möselbeck. Nicht ohne eine gewisse Abscheu in der Stimme.
Zwischen den Bewohnern der beiden Ostseeinseln bestand eine innige Ablehnung und lebhafte Konkurrenz.
„Und dann hatten beide noch diesen Fahrradtick, kontrollierten einen stets und ständig.“
„Doc, Sie traf es nun weniger. Sie haben jederzeit ein Auto auf der Insel zur Verfügung. Und wenn ich mich recht erinnere, in den letzten Jahren habe ich Sie noch nicht einmal auf einem Fahrrad gesehen.“
Anne Gens hielt schon nach Rieder Ausschau. Als er im Hinterhof des Hiddenseer Rathauses sein Rad anschloss, stürmte sie aus der Tür.
„Gut, dass Sie endlich da sind. Ein Attentat auf unseren Bürgermeister! Ich habe schon versucht, Sie anzurufen. Sie sind aber nicht rangegangen.“
Der Vorwurf war unüberhörbar. Rieder sah die junge Frau verdutzt an.
„Ein Attentat auf Förster?“
Sie zeigte aufgeregt auf den Bildschirm ihres Smartphones.
„Hier steht es bei ,Hiddensee Aktuell‘. Hoffentlich ist er nicht schwer verletzt.“
„Hiddensee Aktuell“ war die neueste Erfindung der Kurdirektion. Über diesen Nachrichtendienst für Smartphones wurden Informationen über Ereignisse und Veranstaltungen auf der Insel verbreitet. Rieder holte seine Lesebrille heraus.
„Attentat auf Bürgermeister Thomas Förster“, stand da. „Wie wir aus gut unterrichteten Kreisen der Insel erfuhren, wurde er offenbar in seiner Funktion als Nationalparkchef während einer Patrouillenfahrt im Süden der Insel angegriffen und verletzt. Wir wünschen ihm gute Besserung.“
„Wer hat das geschrieben?“
Anna Gens schüttelte den Kopf.
„Keine Ahnung. Es ist vor einer halben Stunde gekommen.“
„Aber es muss doch einen Absender geben?“
„Zu diesem Account haben alle Mitglieder des Gemeinderates und die Kurdirektion Zugang und können dort auch was schreiben. Aber das ist doch jetzt völlig egal“, regte sich die junge Frau auf. „Wo waren Sie überhaupt?“
„Beim Arzt“, knurrte Rieder.
Er ärgerte sich immer noch über Möselbeck.
„Haben Sie schon mit Thomas Förster gesprochen?“
„Er geht nicht an sein Telefon. Ich mache mir große Sorgen.“
Rieder holte sein Telefon raus. Das Display zeigte mehrere Anrufe aus dem Büro des Bürgermeisters. Dazu eine SMS von Charlotte. Sie erkundigte sich nach dem Ergebnis der Untersuchung. Rieder suchte die Nummer von Förster aus seinen Kontakten heraus. Nach dreimaligem Klingeln meldete sich die Mailbox. Rieder unterbrach die Verbindung. Er hasste Anrufbeantworter.
„Wahrscheinlich wurde er ins Krankenhaus eingeliefert, wird jetzt dort behandelt und kann deshalb nicht an sein Telefon gehen“, versuchte Rieder, die Sekretärin zu beruhigen.
„Da ist er aber nicht“, schrie ihn Anne Gens an. „Ich habe alle drei Kliniken abtelefoniert. Nirgendwo wurde ein Thomas Förster eingeliefert. Weder in Bergen noch in Stralsund oder Greifswald. Der Rettungshubschrauber ist auch nicht gelandet. Möselbeck hätte Ihnen doch sicher was gesagt, wenn er was wüsste.“
Da hatte sie recht, sagte sich Rieder. Das war verdächtig. Er staunte zugleich über den Aktionismus der Sekretärin. Rieder vermutete schon länger, dass die junge Sekretärin ihrem Chef nicht nur rein dienstliche Gefühle entgegenbrachte. Anne Gens ließ die Arme sinken und ihren Tränen freien Lauf.
„Vielleicht liegt er bewusstlos in seinem Haus oder noch schlimmer …“
„Warum sind Sie denn nicht nach Kloster gefahren und haben nach ihm gesehen?“
„Ich?“, empörte sie sich mit weinerlicher Stimme. „Wie würde das denn aussehen? Was sollen die Leute von mir denken?“
Da war was dran. Ihr Besuch im Bungalow vom Chef in Kloster würde den Hiddenseern kaum entgehen. Nebenan im Heimatmuseum und dem kleinen Kiosk gab es genug wache Augen. Die Drähte des „Inselfunks“ würden glühen. Da brauchte es nicht einmal „Hiddensee Aktuell“.
„Überhaupt fällt das doch wohl in Ihr Aufgabengebiet“, setzte sie ärgerlich hinzu.
„Scheint so“, erwiderte Rieder. „Ich fahre mal hin.“
Rieder schwang sich wieder auf sein Rad. Bökemüller hatte ihm ein E-Bike als Dienstfahrrad spendiert. Auf der Straße nach Kloster herrschte jetzt am Vormittag starker Verkehr. Die Hiddensee-Urlauber strömten zum Strand. Beladen mit Picknickkörben, Schippen und Eimern für die traditionellen Strandburgen und allerhand aufblasbarem Strandgetier für die Kinder. Mit den Schiffen aus Schaprode und Breege waren zudem die ersten Tagestouristen auf der Insel angekommen. Die einen hatten am Vitter Hafen Fahrräder geliehen und suchten nun noch nach Halt und Fahrsicherheit. Die anderen lauschten auf Pferdewagen den Erzählungen der Kutscher über die Schönheit und Merkwürdigkeiten Hiddensees. Man durfte allerdings nicht alles glauben.
In Kloster schloss er sein Rad am Zaun der Biologischen Station der Universität Greifswald an. Förster wohnte in einem der roten, einstöckigen Holzhäuser. Rieder klopfte an. Von drinnen kam keine Antwort. Er drückte die Klinke nach unten. Die Tür war nicht verschlossen. Vorsichtig trat er ein.
„Hallo? Thomas?“
Rieder schaute sich um. Im Wohnzimmer fand er Förster. Er lag zusammengekrümmt auf dem Sofa, der Wand zugewandt und mit mehreren Decken zugedeckt. Das fand Rieder sehr merkwürdig. Draußen waren jetzt schon zwanzig Grad. Er trat näher heran, legte vorsichtig Förster die Hand auf die Schulter. Der stöhnte auf und drehte sich langsam um. Rieder erschrak. Försters Gesicht war geschwollen und hatte eine lila-bläuliche Färbung.
„Wie siehst du denn aus?“
Förster schüttelte leicht den Kopf, sagte aber nichts. Er konnte offenbar nicht sprechen. Seine Lippen waren blutig, eine Augenbraue aufgeplatzt und blutverkrustet.
„Was ist denn passiert?“
Förster gab keine Antwort, sondern drehte sich wieder zur Wand. Von draußen waren Schritte zu hören. In der Tür erschien Walter Blank. Auf der Insel nannten ihn alle nur „den Raben“. Sein Äußeres glich den großen schwarzen Vögeln. Er trug immer einen langen schwarzen Mantel. Egal ob Sommer oder Winter. Dazu kam sein Gesicht mit den tief liegenden Augen und der großen Nase, eingerahmt von langen, zurückgekämmten, grauen Haaren. Wie alt Blank war, wusste niemand. Er ließ es auch keinen wissen. Rieder schätzte ihn auf Mitte siebzig. Bis zu ihrer Schließung hatte er in der Vogelwarte gearbeitet. Oben am Dornbusch. Er kümmerte sich noch immer um die Vögel auf der Insel. Den ganzen Tag war er unterwegs, schaute in den Kolonien auf dem Gellen im Inselsüden und im Norden auf dem Alten und Neuen Bessin nach verletzten Tieren und den Nestern. Gerade jetzt in der Brutzeit. Kranke Tiere pflegte er in seinem kleinen Häuschen, der alten Schmiede in Kloster. Förster und Blank waren eng befreundet. Sie teilten eine besondere Liebe zur Vogelwelt der Insel. Der Rabe grüßte Rieder nur mit einem kurzen Nicken. Dann trat er zu Förster.
„Bin wieder da.“
Förster drehte sich wieder um. Blank hob die Arme, ohne die Hände aus den tiefen Taschen seines Mantels zu nehmen. Als würde er Flügel ausbreiten. Dabei schüttelte er den Kopf. Förster kniff seine verquollenen Augen zu, seufzte laut und kehrte Rieder und Blank wieder den Rücken zu. Dem Polizisten reichte es.
„Kann ich mal erfahren, was hier eigentlich los ist?“
Statt zu antworten, ging der Vogelwart ohne ein Wort nach draußen. Rieder folgte ihm.
„Hat sich schon ein Arzt Försters Verletzungen angesehen?“
„Ich glaub nicht“, antwortete Blank. „Die vom ‚Seeadler‘ wollten ihn ja nach Stralsund ins Krankenhaus bringen. Aber das wollte Thomas nicht. Nun liegt er da.“
Der „Seeadler“ war der Hiddenseer Seenotrettungskreuzer. Sein Liegeplatz befand sich in Vitte. Kommandant war Knut Barnhöft. Er befehligte auch die freiwillige Feuerwehr des Inselortes. In Rieder wallte Wut auf. Warum hatte ihn Barnhöft nicht alarmiert? Warum hatte ihn überhaupt niemand über den Einsatz des Rettungsbootes und Försters Zustand informiert? Doch erst einmal musste Möselbeck her. Rieder nahm sein Telefon und wählte die Nummer des Inselarztes.
„Er will keinen Arzt“, bemerkte Blank.
„Ich lass ihn jedenfalls nicht so liegen“, erwiderte Rieder wütend.
Möselbeck kam sofort. Nur mit viel Zureden ließ sich Förster untersuchen. Rieder und Blank warteten draußen auf der Veranda. Von dort hatte man einen schönen Blick auf die Salzwiesen zwischen Kloster und Vitte. Ein paar Pferde grasten nah am Weißen Weg. Rieder versuchte, Blank erneut zur Rede zu stellen.
„Wo kamen Sie jetzt eigentlich her?“
„Vom Gänsewerder.“
Rieder sah ihn verwundert an.
„Wo ist das denn auf Hiddensee?“
„Ist nicht auf Hiddensee.“
„Nicht auf Hiddensee? Ja, wo dann?“
„Eine Insel. Liegt vor Hiddensee.“
Blank holte seine Tabakutensilien aus einer seiner Manteltaschen und begann, eine Zigarette zu drehen.
„Ginge es vielleicht etwas genauer?“, fragte Rieder gereizt.
„Na, im Süden.“
„Da ist doch der Gellen.“
„Der Gellen ist keine Insel.“
Das stimmte. Rieder rieb sich die Stirn.
„Vor dem Gellen liegt nur noch der Bock.“
Das war eine unbewohnte Insel zwischen Hiddensee und dem Stralsunder Festland.
„Nicht nur.“ Blank zündete sich die Zigarette an. „Es gibt nicht nur den Bock.“
Er machte einen tiefen Zug, ließ den Rauch genussvoll aus seinem Mund entschwinden, bis sein Kopf von einer grauen Wolke umhüllt war. Dann sah er mitleidig zu Rieder.
„Der Gänsewerder ist auch ’ne Insel. Wie der Bock. Nur kleiner. Und sie liegt nicht südlich, sondern östlich vor Hiddensee. Gegenüber von Ummanz.“
Möselbeck trat auf die Veranda.
„Erstens will er nicht reden. Zweitens kann er nicht reden. Den Kopf müssen sich dringend ein Kieferorthopäde und ein Neurologe ansehen. Der Schläger muss Eisenhände gehabt haben. Der Unterkiefer ist gebrochen. Von Nasen- und Jochbein mal ganz zu schweigen. Das wäre die gute Nachricht“, konstatierte der Arzt sachlich. „Schlimmer könnten die inneren Verletzungen sein. Ertastet habe ich mehrere gebrochene Rippen und ein hohes Schmerzempfinden beim Abtasten von Bauch und Unterleib. Außerdem ist er unterkühlt. Offenbar hat er länger im Wasser gelegen. Die Kleidung ist noch feucht. Er muss so schnell wie möglich in ein Krankenhaus. Sonst kann ich für nichts garantieren.“
Rieder starrte Möselbeck an. Auch Blank war der Schrecken ins Gesicht geschrieben.
„Welcher Dösbaddel ist denn auf die Idee gekommen, Förster hier abzuwerfen?“, fragte Möselbeck und sah dabei Rieder an.
Der schüttelte den Kopf.
„Barnhöft“, antwortete dafür Blank.
„Den hatte ich für intelligenter gehalten. Ist der neuerdings ballaballa?“
Blank wies nach drinnen.
„Förster soll sich mit Händen und Füßen gewehrt haben, mit dem ‚Seeadler‘ nach Stralsund ins Krankenhaus gebracht zu werden. Hat mir Barnhöft erzählt.“
„Seit wann wissen Sie von seinem Zustand“, erkundigte sich Rieder.
„Na, ich war mit Förster heute um fünf verabredet. Wir wollten zum Bessin, nach dem Seeadler-Pärchen sehen und seinem Nachwuchs. Da treiben sich ziemlich viele Füchse rum. Das ist nicht ungefährlich für die Jungvögel. Ich hab hier ab vier gewartet. Konnte nicht schlafen und wollte den Sonnenaufgang sehen. Da kamen Barnhöft und seine Leute mit einem Wagen der Logistik und trugen Förster auf einer Bahre rein. Mit mir hat Förster nur kurz geredet und mich gebeten, mit meinem Kahn zum Gänsewerder zu fahren. Ich sollte nach der Brut der Kormorane sehen. Außerdem sollte ich sein Boot abholen. Das habe ich dann auch gemacht. Aber die Eier sind alle kalt. Als ich los bin, ging es ihm noch nicht so schlecht wie jetzt.“
Rieder und Möselbeck waren erstaunt über Blanks Redefluss. Er galt sonst als großer Schweiger. Offenbar ging ihm Försters Schicksal sehr nah.
„Und einen Arzt oder die Polizei anzurufen, ist wohl keinem eingefallen? Der ist fast totgeschlagen worden?“, fragte Rieder wütend.
Blank zuckte mit den Schultern.
„Das ist ja wohl Barnhöfts Job. Ich halt mich raus aus dem ganzen Kladderadatsch hier auf der Insel. Geht mich nichts an. Und Thomas wollte es auch nicht.“
„Diese Debatten helfen jetzt nicht weiter. Wir müssen Förster schnell in ein Krankenhaus bringen. Ich hole den Rettungshubschrauber.“
„Und wenn er nicht mitkommen will?“, fragte besorgt Blank.
Möselbeck zwinkerte mit seinem linken Auge.
„Das kann er nicht mehr entscheiden. Ich habe ihm eine Spritze verpasst. Als ich rausging, war er schon fast weg. Den wecken keine zehn Pferde in der nächsten Zeit.“ Dann wurde er ernst. „Sein Körper braucht dringend Ruhe. Würde mich nicht wundern, wenn sie ihn in Stralsund gleich ins künstliche Koma versetzen.“
Rieder war immer noch schockiert über Försters Zustand.
„Wer kann das nur getan haben?“
Er sah den Raben an.
„Wenn Sie was wissen, Herr Blank, dann müssen Sie es uns sagen.“
Doch der Mann im schwarzen Mantel breitete wieder nur seine Flügelarme aus. Dann ging er mit schweren Schritten davon.
Rieder trat heftig in die Pedale. Der Elektromotor war so völlig überflüssig. Er fuhr auf dem Boddendeich von Kloster nach Vitte. Ihn trieb die Wut an. Er wollte Barnhöft zur Rede stellen. Gerade ging der Rettungshubschrauber auf dem Landeplatz in Norderende runter. Von Kloster kam der Rettungswagen mit Blaulicht. Möselbeck wartete schon mit Anne Gens am Flugfeld. Er musste sie stützen, als sie Förster sah. Die Trage wurde in den Helikopter geschoben. Möselbeck und der Notarzt tauschten noch ein paar Informationen über den Zustand des Patienten aus. Da drehten sich schon wieder die Rotoren. Offenbar war keine Zeit zu verlieren.
Hinter dem neuen Inselkino bog Rieder nach links auf die Straße zum Gewerbehof ein. Im Hauptberuf war Knut Barnhöft Chef der Insellogistik. Ihm unterstand die Flotte der Elektrokarren auf Hiddensee. Sie lieferten an Restaurants, Hotels, Geschäfte und Einwohner alles, was größer war als ein Postpaket, und organisierten alle Transporte von und auf die Insel. Barnhöft stand auf dem Hof, in der Hand eine schwarze Kladde. Er stellte aus Containern und Hängern die nächste Ladung für die Fähre nach Schaprode zusammen. Rieder bremste, sprang vom Rad. Er schrie auf vor Schmerz. Er glaubte, ein stählerner Dorn würde ihm ins Knie gerammt.
„Was ist mit Ihnen los, Rieder?“, fragte Barnhöft besorgt und steckte bedächtig den Bleistift hinter das rechte Ohr.
Rieder versuchte, sich aufzurichten. Als er wieder auf beiden Beinen stand, schnauzte er Barnhöft an.
„Warum haben Sie mich nicht angerufen?“
„Ich Sie?“, erwiderte Barnhöft verwundert.
„Wegen der Sache mit Förster!“
„Es war ein anonymer Anruf. Gegen zwei Uhr nachts.“
„Es war ein Angriff auf eine Amtsperson.“
„Mir sah es eher nach einem Angriff der Kormorane aus.“ Er tippte sich mit dem Finger an die Stirn. „Mitten in der Brutzeit und dann noch nachts auf den Gänsewerder zu fahren. Dem Herrn Vogelexperten Förster hätte ich mehr Verstand zugetraut. Die Viecher waren noch völlig aus dem Häuschen, als wir ankamen. Kreisten wie die Geier über unseren Köpfen.“
„Kormorane brechen aber keine Kiefer oder Rippen …“
Rieder lehnte sich an sein Rad. Er konnte kaum stehen, wollte aber vor Barnhöft nicht einknicken.
„Noch schlimmer finde ich, dass Sie Förster in diesem Zustand nicht ins Krankenhaus nach Stralsund gebracht haben. Möselbeck haben Sie auch nicht gerufen.“
Da schüttelte Barnhöft heftig den Kopf.
„Er wollte auf keinen Fall ins Krankenhaus und auch keinen Arzt. So verletzt schien er nicht. Als wir ihn auf dem Gänsewerder aufgegabelt haben, wollte er gerade in sein Boot klettern.“ Barnhöft grinste kurz. „Na, klettern ist vielleicht übertrieben. Er robbte mehr in sein Boot.“
„Und da haben Sie ihn nicht einem Arzt übergeben? Das ist unterlassene Hilfeleistung.“
„Kommen Sie mir nicht so, Rieder“, rief Barnhöft wütend. „Förster ist ein freier Mensch und ich nicht seine Amme. Wenn er hierher will, dann bring ich ihn hierher. Verstanden? Er war ja nicht bewusstlos oder so. Außerdem kam der Rabe vorbei, als wir ihn zu seinem Bungalow brachten. Er schien sich um ihn zu kümmern.“
„Trotzdem hätten Sie die Polizei, also mich, informieren müssen.“
„Wie gesagt, Förster wollte keinen Aufstand.“ Er trat näher an Rieder heran. „Außerdem sind Sie hier doch nur der Teilzeit-Polizist. Von neun bis Mittag.“
Damit ließ er Rieder stehen und marschierte zum Schuppen der Hiddensee-Logistik am Fähranleger. Rieder kämpfte mit seiner Beherrschung. Er sah auf die Uhr. Die Zeit wurde knapp. Es war bald eins. Sophie musste vom Kindergarten abgeholt werden. Da durfte er auf keinen Fall zu spät kommen.
Rieder setzte sich wieder auf sein Rad. Beim ersten Tritt in die Pedale schoss erneut ein stechender Schmerz durch sein Bein. Er musste noch einmal absteigen, bückte sich ein wenig und hob leicht den Fuß an. Die Beschwerden ließen allmählich nach. Irgendwie musste er zum Revier kommen. Dort stand der Streifenwagen. Hoffentlich nicht mit leerer Batterie. Das Auto war die einzige Chance, Sophie pünktlich abzuholen. Und wenn die Schmerzen nicht nachließen, sie abends Charlotte zu bringen. Er schob das Rad bis zum Revier im Rathaus. Das ging gerade so. Dort angekommen, schaute er nach dem Ladezustand des Polizeiautos. Noch fünfundzwanzig Prozent. Das würde reichen für Kindergarten, die Tour nach Neuendorf und zurück. Als er die Tür zu seinem Revier öffnen wollte, kam Försters Sekretärin erneut auf ihn zugestürmt.
„Konnten Sie mit ihm sprechen?“, fragte Anna Gens. „Am Hubschrauber wirkte er, völlig ohne Bewusstsein zu sein …“
Ihre Augen waren gerötet. Mit den Händen knetete sie ein Taschentuch. Rieder trat zu ihr heran und fasste sie vorsichtig an den Schultern.
„Er hat kaum etwas sagen können. Sein Kiefer ist verletzt. Er kommt jetzt schnell in die richtigen Hände.“
„Wird das Thomas überstehen?“
Rieder horchte auf. Offiziell siezten sich Gens und Förster. Aber privat offenbar nicht.
„Da bin ich ganz sicher.“
Die Sekretärin wurde von einem neuen Weinkrampf geschüttelt. Rieder führte sie langsam zu ihrem Schreibtisch in Försters Vorzimmer.
„Wissen Sie, wo er liegt und ob man ihn besuchen kann? Möselbeck wollte mir nichts sagen.“
„Der Hubschrauber hat doch gerade erst abgehoben“, versuchte er, sie zu beruhigen. „Wenn ich was weiß, melde ich mich bei Ihnen.“
„Es waren bestimmt die Fischer“, flüsterte sie hasserfüllt, als Rieder schon in der Tür war.
„Wie kommen Sie darauf?“
„Sie wissen nicht, was hier in den letzten Wochen los war. Es gab immer wieder Krach wegen der Fangquoten für Dorsch und Hering und weil Thomas angekündigt hat, für mehr Kontrollen durch die Fischereiaufsicht zu sorgen.“
„Aber deshalb schlagen die doch nicht gleich den Bürgermeister halb tot“, erwiderte Rieder.
„Wenn Sie sich da mal nicht täuschen. Den Fischern steht das Wasser bis zum Hals. Mein Vater war selbst einer. Er hat vor zwei Jahren aufgegeben, weil es sich nicht mehr lohnte. Ganz zu schweigen, einen Nachfolger zu finden. Zu Hause darf ich den Namen Förster nicht erwähnen. Da brennt die Hütte. Er hat meinem Vater verboten, im Grieber Bodden seine Reusen zu stellen und mit dem Motorboot dahin zu fahren. Unsere Familie hat dort seit Jahrhunderten Fischereirechte. Alle sind total sauer auf mich, weil ich für Thomas arbeite.“
Die junge Frau tupfte sich wieder die Augen.
„Ich werde dem mal nachgehen“, meinte Rieder. „Wir sollten allerdings jetzt nicht noch weiter böses Blut schüren und mit Verdächtigungen vorsichtig sein.“
Anna Gens nickte.
„Was sage ich denn nun den Leuten, wenn jemand nach Thomas … eh, Herrn Förster fragt?“
„Erst mal nur, dass er krank ist und im Krankenhaus liegt. Wer ist eigentlich sein Stellvertreter?“
„Barnhöft.“
„Als wenn ich es geahnt hätte.“
Sophie wartete schon am Eingang der Kita. Sie freute sich, dass Rieder mit dem Polizeiauto kam. Als sie auf den Rücksitz kletterte, sandte sie ihren Freundinnen einen strahlenden Blick zu. Er wurde mit einem gewissen Neid erwidert. Während ihres Mittagsschlafs setzte er seine Recherchen zum Einsatz des „Seeadlers“ fort. Es gab ein paar merkwürdige Erkenntnisse. Weder beim Polizeihauptrevier in Bergen auf Rügen noch in Stralsund war der Einsatz durch Barnhöft gemeldet worden. Auch nicht bei der Seenotleitung der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger in Bremen. Das wäre die Pflicht des Kommandanten des „Seeadlers“ gewesen. Man würde der Sache nachgehen. Rieder bat erst einmal um Zurückhaltung. Das könnte eventuelle Ermittlungen der Polizei behindern. In ihm wuchs ein Verdacht. Barnhöft versuchte, jemanden zu decken. Im Zweifelsfall die Täter des Angriffs auf Förster. Das Märchen von den angriffslustigen Kormoranen glaubte ihm Rieder nicht. Er wusste natürlich, dass die Hiddenseer ihre Angelegenheiten lieber unter sich selbst regelten. Auch Streitigkeiten. Doch bei einem Angriff auf den Bürgermeister endete Rieders Verständnis für diese regionale Eigenwilligkeit. Er würde mit Bökemüller reden. Auch wenn Förster keine Anzeige erstattet hatte, musste man Ermittlungen aufnehmen.
Den Rest des Nachmittags verbrachte er mit Sophie im Garten. Er saß auf einer Bank neben dem Häuschen. Sie spielte Kapitän, turnte um den großen schwarzen Anker auf der Wiese. Ständig gab sie ihrer Mannschaft neue Befehle. Sie bestand aus einer Legion von Kuscheltieren. Rieder musste ab und zu winken, wenn Sophie von ihrem Ankerschiff grüßte. Er hatte sein Bein ausgestreckt und hoffte auf ein Nachlassen der Schmerzen. Vergebens. Die Salbe würde er erst morgen bekommen. Auf Hiddensee gab es keine Apotheke. Man konnte ein Rezept in Süderende nur in einen Briefkasten werfen und dann dort am nächsten Tag das Medikament abholen. Für die Heimfahrt nach Neuendorf musste er also auch das Polizeiauto nehmen. Allerdings konnte Sophie ihren Vater nicht überreden, Sirene und Blaulicht einzuschalten.
Charlotte wunderte sich, dass Rieder nicht mit dem Rad gekommen war, bis sie sah, wie er nur mit Mühe ausstieg und zum „Strandcafé“ humpelte.
„Was ist passiert?“
Rieder ließ sich auf einen der Stühle auf der Aussichtsterrasse fallen.
„Ach nichts.“
„Gestern konntest du aber noch gehen. Heute nicht mehr.“
„Ich kann gehen. Nur nicht so schnell.“
„Jede lahme Ente ist schneller unterwegs als du. Ist die Wunde wieder aufgegangen?“, fragte sie besorgt.
Rieder winkte ab.
„Ich habe mich nur mit dem Rad etwas überanstrengt.“
„Mit dem E-Bike? Wie kann das passieren? Das fährt doch von allein.“
„Fährt es eben nicht. Man muss immer treten.“
„Ist der Akku leer oder kaputt?“
„Nein.“
„Hast du den Motor nicht benutzt?“
Rieder stöhnte auf.
„Doch.“
„Was ist eigentlich bei der Untersuchung rausgekommen“, erkundigte sich Charlotte mit einem bedenklichen Unterton. „Ich dachte, du meldest dich mal.“
„Nicht viel“, antwortete Rieder kurz angebunden.
Doch sie ließ nicht locker.
„Weiß Möselbeck von deinen Schmerzen?“
„Da hatte ich sie noch nicht … jedenfalls noch nicht so heftig“, gestand er unter ihrem besorgten Blick.
Er berichtete ihr über die Diagnose und mögliche Entzündung. Sie legte ihm die Hand sanft auf den Arm. Die Berührung tat gut.
„Du musst mehr Geduld haben.“
„Dann ist da auch noch die Sache mit Förster.“
Er erzählte ihr, was passiert war und von seinem Streit mit Barnhöft. Überraschenderweise war die Nachricht über den Zustand des Bürgermeisters noch nicht bis zum „Strandcafé“ in Neuendorf gedrungen. Allerdings nutzte Charlotte auch nicht „Hiddensee Aktuell“. Dagegen war Charlottes Köchin, Gudrun Witt, über alles auf dem Laufenden, was auf der Insel passierte. Aber auch sie hatte ihr nichts erzählt. Charlotte war nach Rieders Gefühl etwas zu sehr bestürzt über Försters Zustand. Er wusste natürlich, dass die beiden sehr eng befreundet waren. Der Nationalparkchef machte in Charlottes Restaurant immer Station, wenn er zu den Vogelschutzgebieten auf dem Gellen unterwegs war. Sie tranken dann zusammen Kaffee und unterhielten sich. Ob es dabei um mehr ging als nur den Inseltratsch, hatte Rieder noch nicht rausbekommen. Vor seiner Verletzung war er in den letzten drei Jahren meist nur an den Wochenenden auf der Insel gewesen, um Sophie zu betreuen. Aber es gab genug gute Seelen auf Hiddensee, die ihn auf dem Laufenden hielten. Dazu gehörten auch Gerüchte über ein Verhältnis von Charlotte und Thomas Förster. Allerdings war ihm nie berichtet worden, dass der Bürgermeister bei ihr übernachtet hätte. Das wäre sicher passiert. Jeder stand auf der Insel mehr oder weniger unter Beobachtung seiner Nachbarn. Allerdings war Rieder unbewusst zu Förster auf Abstand gegangen. Früher hatten sie zusammen abends am Strand oder auf Försters Veranda in Kloster gesessen, dabei manches Glas geleert und dem Sonnenuntergang zugeschaut. Bei ihren Gesprächen ging es nicht nur um Hiddensee. Sondern auch um Rieders komplizierte Beziehung zu Charlotte. Seitdem sich Förster und Charlotte angenähert hatten, war etwas anders zwischen ihnen geworden. Entfremdet wäre vielleicht zu viel gesagt. Doch das Vertrauen war verschwunden. Dafür war in Rieder die Eifersucht erwacht. Charlotte riss ihn aus seinen Gedanken.
„Willst du hier übernachten?“
Rieder sah sie überrascht an und wusste nicht gleich, was er antworten sollte. Auch Charlotte starrte ihn an, als sei sie selbst von ihrem Angebot überrascht.
„Aber du hast doch keine Ferienwohnung frei.“
„Es gibt ja noch mehr Möglichkeiten“, antwortete sie fast schüchtern. Ganz gegen ihre Art. Außer ihrem Bett im Schlafzimmer gab es nur noch ein Biedermeiersofa im Wohnzimmer. Das konnte sie wohl kaum meinen. In ihm tobten widersprüchliche Gefühle. Da machte Charlotte schon einen Rückzieher.
„War nur so eine Idee.“
Sie stand auf. Rieder fuhr bald zurück nach Vitte. Ihre Verabschiedung war recht verhalten. Zu Hause beschäftigte ihn noch lange Charlottes Angebot.
Am nächsten Morgen stand Rieder am Hafen. Bökemüllers Sekretariat hatte ihm noch am Abend eine Mail geschickt. Er sollte 9.30 Uhr an der Fähre sein. Mit diesem Schiff würde der Neue kommen. Name Fehlanzeige.
Die Fähre bog in die Fahrrinne zum Vitter Hafen ein. Barnhöft kam mit einem der Elektrokarren angefahren. Er stellte sich damit neben den Streifenwagen und bog seinen Kopf aus dem Führerhaus.
„Ist das Empfangskomitee bereit?“, begrüßte er Rieder.
Der nickte nur. Er hatte jetzt keine Lust, mit Barnhöft zu reden. Zu sehr nagte noch der gestrige Streit an ihm. Fragen zum nächtlichen Einsatz des „Seeadlers“ wollte er nicht in aller Öffentlichkeit klären.
Barnhöft schien Rieders Unbehagen zu spüren. Er griff nach seiner Kladde.
„Ist doch richtig: Seeling heißt der Neue. Kommt mit großem Gepäck. Ein großer Hänger stand in Schaprode. Wissen Sie, was das für einer ist? Hoffentlich nicht wieder so eine Nervensäge wie Lady Gnadenlos.“
Rieder wollte gegenüber Barnhöft nicht eingestehen, dass er gerade den Namen zum ersten Mal hörte. Er kam ihm bekannt vor, konnte ihn aber niemandem zuordnen.
„Der neue Revierleiter wird sich schon einleben“, antwortete er ausweichend. „Jetzt im Sommer fällt es einem sicher leichter, sich an die Insel zu gewöhnen. Und ihre Eigenheiten“, fügte Rieder noch etwas spitz hinzu.
Barnhöft verstand den Wink.
„Nichts für ungut, Chef“, meinte er versöhnlich. „Wir hatten beide gestern nicht unseren besten Tag. Sie haben natürlich recht. Ich hätte Ihnen Bescheid sagen sollen, was da mit Förster passiert ist. Er ist ja auch der Bürgermeister und zudem Ihr Freund. Ich war wohl etwas unausgeschlafen.“
Rieder sah zu ihm.
„Schon gut.“
„Haben Sie denn was von Förster gehört?“
„Möselbeck hat mich gestern Abend angerufen. Sie haben ihn nicht nach Stralsund ins Krankenhaus, sondern nach Greifswald in die Uniklinik geflogen. Dem Notarzt an Bord des Rettungshubschraubers war die Sache zu heikel. Dort liegt er jetzt auf der Intensiv. Sein Zustand ist kritisch. Sie haben ihn in ein künstliches Koma versetzt.“
„Schöne Scheiße“, entfuhr es Barnhöft. Rieder sah, wie seine Augen flackerten. Der Logistikchef griff nach seiner Kladde und war auf einmal sehr beschäftigt. „Ich kümmere mich mal um die Ladung.“
Malte Fittkau stand plötzlich neben ihnen.
„Und, habt ihr den Neuen schon gesichtet?“
Rieder schüttelte den Kopf. Er fragte sich erstaunt, wie sein Nachbar von der Ankunft des neuen Revierleiters erfahren hatte. Wahrscheinlich durch Barnhöft.
Die Fähre hatte am Anleger festgemacht. Die vordere Landungsklappe wurde abgesenkt. Die Passagiere begannen, vom Schiff zu strömen. Rieder versuchte vergeblich, an Bord eine Uniform zu erspähen. Dann sah er durch eines der Seitenfenster der Ladefläche ein Wappen auf blauem Stoff. Das musste der oder die Neue sein. Ein rot-weißer Löwe, umgeben von vielen Sternen. War das Hessen oder Thüringen? Ein Landei aus dem Süden, womöglich noch aus dem Westen! Wie sollte der auf Hiddensee einen Fuß auf den Boden bekommen? Rieder winkte Barnhöft.
„Da kommt er.“
Der Logistikchef ließ den Motor seiner Elektrokarre an.
„Dann wollen wir mal die Möbel von unserem neuen Sheriff an Land holen. Haben Sie den Schlüssel vom Polizeihaus in Süderende?“
Rieder reichte ihm ein Lederetui. Barnhöft begann, ohne viel Rücksicht auf die ankommenden Inselgäste, sein Fahrzeug rückwärts auf die Fähre zu manövrieren. Malte sprang hinzu. Er winkte die Leute zur Seite. Jetzt kam auch eine Polizeimütze in Sicht. Dieser große Mann mit der brünetten Frau an seiner Seite kam Rieder bekannt vor. Er glaubte, seinen Augen nicht zu trauen. Da landete schon eine schwere Hand auf seiner Schulter.
„Na, Überraschung geglückt?“
Rieder starrte den Polizisten an. Selbst Malte Fittkau war sprachlos. Barnhöft kletterte verdattert aus seinem Führerhaus.
„Damp … Was machst du hier?“, brachte Rieder stockend hervor.
„Ich bin der Neue.“
Am nächsten Morgen saß Damp wieder an seinem alten Schreibtisch im Hiddenseer Revier. Rieder ihm gegenüber. Wie früher. Beide wirkten sehr müde. Am vergangenen Abend hatten sie im Garten von Malte ein Willkommensfest gefeiert. Wie ein Lauffeuer hatte sich die Nachricht von Damps Rückkehr verbreitet. Ziemlich viele Leute waren vorbeigekommen. Es war eine Stimmung, als sei der verlorene Sohn der Insel heimgekehrt. Dabei hatten es ihm die Hiddenseer in seiner ersten Dienstzeit nicht leicht gemacht. Er ihnen aber umgekehrt auch nicht.
Damp strich mit den Händen über die Platte seines Schreibtischs.
„Es ist so ein bisschen wie nach Hause kommen.“
„Dabei warst du damals nicht glücklich hier auf der Insel.“
„Manchmal weiß man erst aus der Ferne oder mit Abstand zu schätzen, was man hatte.“
Gut anderthalb Jahre hatten sich Rieder und Damp dieses Büro geteilt. Fast gleichzeitig hatten sie vor drei Jahren die Insel verlassen. Rieder war nach Stralsund gegangen. Er hatte dort die Sonderkommission „Ostseeküste“ aufgebaut. Damp war als Revierleiter in eine Kleinstadt in der Rhön gezogen. Der Liebe wegen. Zu seinen Hiddenseer Zeiten war er nicht gerade ein eifriger Polizist gewesen. Erst Rieders Anwesenheit weckte seinen Ehrgeiz. Damp legte seine Trägheit ab. Gemeinsam lösten sie einige knifflige Fälle und rauften sich als Team zusammen. Am Ende waren aus den einstigen Konkurrenten sogar Freunde geworden. Danach hatten sie sich immer wieder auf Hiddensee getroffen, duzten sich, aber redeten sich immer noch mit den Nachnamen an. Nun saßen sie wieder zusammen in ihrem alten Revier.
„Weißt du, Rieder, was mir am meisten gefehlt hat?“
„Dein Bußgeldblock?“
Damp verzog kurz das Gesicht zu einer Grimasse. Dann wurde er wieder ernst.
„Die Fernsicht.“
Rieder sah Damp fragend an.
„Man kann in Thüringen nicht weit sehen. Immer steht dir ein Wald oder ein Berg vor der Nase. Ich habe immer gehofft, nach der nächsten Kurve kann man ganz weit sehen. Aber es passierte nicht. Hier gehst du einfach an den Strand und kannst dich nicht sattsehen an der Ferne. Bis zum Horizont. Und noch viel weiter.“
Rieder wusste, was Damp meinte. Ihn selbst zog es deshalb oft an die Ostsee.
„Und dann hat Carola in der Inselzeitung die Anzeige entdeckt. Die suchten nach einer Lehrerin für die Schule. Deutsch und Geschichte. Genau ihre Kombination. Und sie liebt Hiddensee so sehr und wusste um mein …“ Damp hielt kurz inne, „ja, sie wusste um mein Heimweh, hat sich beworben und ist genommen worden. Ich habe mich dann auch um eine Stelle bemüht. Hier oben suchen sie immer mal Leute. Selbst solche wie mich. Dann rief vorletzte Woche Bökemüller an. Er musste wohl von meinen Bewerbungen Wind bekommen haben. Jedenfalls bot er mir den Laden hier an. Da habe ich natürlich zugegriffen.“
Er ließ sein lautes, tiefes Lachen hören. Bökemüller hatte Rieder angerufen, nachdem Damp angekommen war. Er freute sich über seinen Überraschungscoup.
„Der Damp hat sich in Thüringen richtig gut gemacht. Sein Chef wollte ihn gar nicht gehen lassen. Sie werden sich wundern, Rieder“, prophezeite der Polizeichef. „Solange Sie noch auf der Insel Dienst tun, sind Sie natürlich gleichgestellt. Die administrativen Dinge soll Damp übernehmen. Sie kriegen das schon hin.“
Damp schlug mit der flachen Hand auf den Schreibtisch. Offenbar war er voller Tatendrang.
„Was liegt denn an?“
„Der einzige laufende Fall ist die Geschichte mit Förster.“
Sie hatten schon am vergangenen Abend kurz darüber gesprochen. Viele Gäste waren auch schockiert. Keiner glaubte die Geschichte mit dem Angriff der Kormorane. Man war hier doch nicht bei Hitchcock und seinem Thriller „Die Vögel“. Aber einen Verdacht wollte auch keiner äußern. Jedenfalls nicht, solange Polizisten dabei waren.
Bökemüller hatte Ermittlungen zugestimmt. Er war richtig wütend geworden, nachdem ihn Rieder über die Gerüchte informiert hatte, dass möglicherweise die Fischer damit zu tun haben könnten.
„Das ist ein Angriff auf eine Amtsperson, egal ob es sich da um den Bürgermeister oder Nationalparkchef handelt. Das dürfen wir nicht zulassen. Wo kommen wir denn hin, wenn jeder versucht, mit Faustrecht seine Interessen durchzusetzen, egal ob es nun um Flüchtlinge oder wie hier wahrscheinlich um Fische und Naturschutz geht.“
„Solche Sachen hatten wir da unten im Süden auch. Gerade wenn es um Windräder und die neuen Stromleitungen durch den Thüringer Wald ging“, erklärte Damp. „Meist waren es nur anonyme Drohbriefe an Bürgermeister oder Gemeindevertreter. Viel lief ins Leere. Aber dem Barnhöft können wir mal auf den Zahn fühlen. Hat sich schon früher immer ziemlich aufgespielt. Zum Beispiel damals. Als der tote Hotelier mitten im Winter auf dem Wrack der ‚Caprivi‘ gefunden wurde.“
Rieder sah sein Gegenüber überrascht an. Damp hatte sich verändert. Früher hätte er sich wie ein Aal gewunden, um nicht Leuten wie Barnhöft auf die Füße zu treten. Diese Scheu schien er abgelegt zu haben.
„Warum ist Barnhöft jetzt auch noch Kommandant des Seenotrettungskreuzers?“, fragte Damp.
Für Rieder war das gar nicht so unlogisch.
„Feuerwehr und Rettungskreuzer passen vielleicht ganz gut zusammen.“ Er machte eine Pause. „Ich denke, Barnhöft weiß genau, wer den Notruf abgesetzt hat. Barnhöft kennt doch schon durch seinen Logistikjob alle hier auf der Insel. Also wahrscheinlich auch ihre Stimmen.“
In diesem Moment heulte die Sirene auf dem Dach des Feuerwehrschuppens in Vitte los. Rieders Telefon klingelte. Er zeigte das Display Damp.
„Wenn man vom Teufel spricht.“ Dann meldete er sich: „Hallo, Herr Barnhöft.“
„Nur damit Sie sich nicht wieder übergangen fühlen. Kollision zwischen Fischerboot und der ‚Stralsund‘ im Schaproder Bodden. Am ,Faulen Haken‘!“
Darauf hätte Damp an seinem ersten Arbeitstag gern verzichtet. Die beiden Motoren machten einen Höllenlärm. Der „Seeadler“ flog über die flachen Wellen. Umkurvte Barnhöft ein Boot in der Fahrrinne, drohte Damps Magen zu kentern. Mit Mühe hielt er sich an einem Haltegriff im Heck des Bootes fest. Zugleich plagte ihn das schlechte Gewissen. Eigentlich hatte er nur eine Stippvisite im Revier machen und dann mit Carola die Umzugskisten ausräumen wollen. Damit war es wohl nun Essig. Vielleicht hätte er seiner Frau auch nur im Weg gestanden, versuchte er sich einzureden.
Rieder dagegen schien die Fahrt richtig zu genießen. Er stand neben Barnhöft im Cockpit des Seenotrettungskreuzers und blickte geradeaus. Sein Gesicht war feucht von der Gischt, die über den Bug fegte. Nichts erinnerte mehr an seine schmerzverzerrte Miene, mit der er humpelnd zum Hafen gesprintet war.
Doktor Möselbeck saß mit den beiden Rettungssanitätern der Insel und dem Rest der Mannschaft gedrängt auf den beiden Seitenbänken unter Deck. Vor ihnen türmten sich die Rettungskoffer.
Barnhöft stieß Rieder an und wies nach vorn. Im Dunst lag die „Stralsund“ quer in der Fahrrinne. Das Fahrgastschiff hatte eine leichte Schlagseite nach Steuerbord. Etwas abseits war offenbar ein Fischkutter auf Grund gelaufen. Vor und hinter der Unglücksstelle hatten sich bereits mehrere Segler und Motorjachten angestaut. Hier konnte man nicht so einfach neben den Tonnenweg ausweichen. Dafür war der Bodden zu flach. An manchen Stellen gerade mal einen halben Meter tief.
Barnhöft drosselte die Fahrt. Er gab ein kurzes Kommando in die Kajüte. Zwei seiner Leute kamen heraus. Sie stiegen in das Schlauchboot auf dem Heck. Barnhöft betätigte einen Hebel. Das Zodiac glitt rückwärts ins Wasser. Die Besatzung machte den Außenborder klar und nahm Kurs auf den gestrandeten Kutter.
Von der „Stralsund“ winkte einer der Matrosen und deutete auf die Backbordseite des Schiffes. Barnhöft ging dort längsseits. Eine Leine wurde übergeworfen. Besatzungsmitglieder der „Stralsund“ machten den Kreuzer fest. Die Rettungsmannschaft ging an Bord. Barnhöft gab noch kurz an die Zentrale der Seenotrettung die genaue Position durch.
„Kollision Fahrgastschiff ‚Stralsund‘ mit Fischkutter NEU 66 bei schwarzer Tonne 35, roter Tonne 38. Beide Schiffe wahrscheinlich manövrierunfähig. Kläre die Lage und melde mich.“
Kapitän Mensing stand der Schrecken ins Gesicht geschrieben.
„Wie ist das passiert?“, fragte Barnhöft.
„Es lag Nebel über dem Bodden, als wir vom Strelasund hier auf die Fahrrinne nach Neuendorf einbogen. Da tauchte der Fischkutter plötzlich aus einer Nebelbank auf und so knapp … Ich habe ihn voll mit dem Bug steuerbord erwischt. Ein paar Leute, die auf dem Oberdeck standen, sind gestürzt. Zum Glück ist keiner über Bord gegangen.“
Das war Möselbecks Stichwort.
„Gibt es Verletzte?“, unterbrach er Mensings Bericht. Barnhöft sah ihn scheel von der Seite an. Er hatte hier das Kommando.
„Fünf hat es ziemlich erwischt. Wir haben sie im unteren Fahrgastraum auf den Boden gelegt. Die Stewardess des Imbisses und einer von der Besatzung kümmern sich.“
Mehr wollte der Arzt nicht wissen. Er nickte den Rettungssanitätern zu. Sie liefen mit ihren Notfallkoffern nach drinnen.
„Und weiter“, drängte Barnhöft den Kapitän.
Doch Mensing starrte an ihm mit offenem Mund vorbei. Er beobachtete Damp. Der mühte sich, vom Seenotkreuzer auf den Dampfer umzusteigen. Bei jedem Wanken hielt er vor Schreck inne. Endlich gelang es ihm, auf die „Stralsund“ zu klettern.
„Damp, was machst du hier. Spazierfahrt im Urlaub?“
Der Polizist straffte seinen Körper.
„Ich bin im Dienst. Ich bin der neue Revierleiter von Hiddensee und möchte genau wie Barnhöft wissen, was passiert ist?“
„Das ist nicht dein Ernst, oder?“, fragte Mensing.
„Doch, doch“, bestätigte nun Rieder. „Damp ist wieder an Bord.“
Mensing sah ungläubig zu Damp. Barnhöft verdrehte die Augen.
„Nachdem die Wiedersehensfreude keine Grenzen kennt, sollten wir jetzt mit der Unfallaufnahme weitermachen.“
„Was? Ach so, ja“, sammelte sich Mensing. „Also ich konnte nicht mehr beidrehen. Mit der Spitze habe ich ein Loch in die Steuerbordseite des Kutters gerammt“, wiederholte er. „Er hat mir dabei das Bugruder abgesäbelt. Der Kutter lief noch ein Stück weiter. Dann sank er ziemlich schnell auf die Sandbank neben der Fahrrinne. Der Motor tuckerte noch ein bisschen. Dann war Ruhe.“
Barnhöfts Funkgerät knackte.
„Hier ist keiner an Bord“, wurde vom Fischkutter gemeldet.
„Ja, das wollte ich auch sagen“, mischte sich Mensing ein. „Wir haben niemanden auf dem Kutter gesehen. Vielleicht ist der Fischer über Bord gegangen …“
„Weißt du, wem der Kutter gehört?“, unterbrach ihn Barnhöft.
Mensing schüttelte den Kopf. Aber einer der Matrosen sprang ihm bei. „Das ist die Plastewanne vom Kaut.“
„Was, Peter Kaut? Der kann doch nicht so blöd sein, hier quer zu kommen? Und wenn Kaut nicht an Bord zu sehen war, habt ihr wenigstens Rettungsmaßnahmen eingeleitet und nach ihm gesucht?“, fuhr Barnhöft den Kapitän an. Mensing schaute betreten.
„Wir hatten genug mit uns zu tun. Die Verletzten … vorn Wassereinbruch. Außerdem hätte er höchstens knietief im Wasser gestanden, wenn er über Bord gegangen wäre. Und das hätte ich wohl auch sehen müssen …“
„Sie haben ja auch nicht gesehen, dass der Kahn von Backbord aufgetaucht ist“, kommentierte Damp lakonisch die Worte des Kapitäns.
Mensing starrte den Polizisten an und atmete tief durch.
„Es war Nebel“, blaffte er.
„Also in Vitte war kein Nebel“, gab Damp ruhig zurück.
„Wir sind hier nicht in Vitte …“
„Aber auch nicht weit davon entfernt …“
Mensing wollte noch etwas antworten, überlegte es sich dann aber anders. Er war überrascht von Damps Auftreten. Auch Barnhöft schien verblüfft. Das war also der neue Damp, dachte sich Rieder.
„Du musst doch auch den Nebel gesehen haben?“, wandte sich Mensing an seinen Matrosen. Der zuckte mit den Schultern.
„Ich war unter Deck, hab in der Kajüte klar Schiff gemacht, als es krachte. Und es krachte gewaltig.“
Mensing warf seinem Besatzungsmitglied einen ärgerlichen Blick zu.
„Ich kann Damps Einwand nicht von der Hand weisen“, erklärte Barnhöft. „Kaut kann sich immerhin so schwer bei der Kollision verletzt haben, dass er vielleicht bewusstlos über Bord gegangen ist. Ihr hättet nach ihm suchen müssen. Sonst ist das unterlassene Hilfeleistung.“
„Nun komm mir nicht so“, rechtfertigte sich der Kapitän.
„Habt ihr gestern Abend in Stralsund oder an Bord einen gehoben?“, setzte Barnhöft ungerührt seine Befragung fort.
Mensing schwieg.
„Das wird schon Gebauer klären. Mach dich schon mal auf einen Alkoholtest gefasst. Du hast doch die Wasserschutzpolizei informiert?“
„Die sind auf dem Weg. Auch ein Schiff der Küstenwache. Die waren gerade auf der Höhe Gellenfeuer auf der Ostsee unterwegs, als wir den Notruf gesendet haben. Sie sind zwar weit draußen, haben trotzdem Kurs auf uns genommen.“
„Dass keiner an Bord von dem Kutter gewesen sein soll …“, sinnierte Rieder.
„Finde ich auch komisch“, ergänzte der Matrose. „Der Kaut ist ein wendiger Typ.“
„Deshalb würde ich mir das gern mal drüben ansehen.“
Damp seufzte. Er hatte keine Lust auf die nächste Seefahrt. Und dann noch mit einem Schlauchboot.
„Der kann schon früher vom Kutter gekippt sein“, gab der Matrose zu bedenken. „Die Fischer fahren ihre Reusen und Stellnetze mit Autopiloten an. Kauts Revier ist mehr oben in Neuendorf. Wo der Schabernack auf den Deich trifft, am Gützlach.“
Der Schabernack war eine Straße am Ortseingang von Neuendorf. Der Gützlach eine Einbuchtung am Boddenufer.
„Aber wie kommt dann der Kutter ohne Mann am Steuer hierher? Er wird nicht Ummanz als Ziel eingegeben haben“, entgegnete Barnhöft.
Möselbeck kam aus dem Fahrgastraum mit ernstem Gesicht.
„Wir müssen dringend drei der Verletzten so schnell wie möglich in eine Klinik bringen. Ich vermute, sie haben innere Verletzungen. Ich habe ihnen zwar was gegen die Schmerzen gegeben, aber sie müssen genau untersucht werden.“
„Okay, dann nehmen wir sie an Bord und bringen sie nach Stralsund“, antwortete Barnhöft.
Er wies zwei seiner Besatzungsmitglieder an, die Rettungsschale zu holen. Gleichzeitig befahl er über sein Funkgerät, dass die beiden Männer vom gesunkenen Kutter zurückkommen sollten, um bei der Bergung zu helfen.
„Die Leute mit den leichteren Verletzungen, Schürfwunden und Platzwunden müssen wir zur Behandlung in eine Klinik auf Rügen bringen“, erklärte Möselbeck weiter. „Kann die ‚Stralsund‘ nicht weiter nach Schaprode fahren? Dann würde ich dorthin den Krankenwagen bestellen.“
Mensing schüttelte heftig den Kopf.
„Wir sind raus. Erstens manövrierunfähig und mit dem Loch im Bug saufen wir bei tieferem Wasser ab wie ein nasser Sack.“
„Und ein Ersatzschiff?“
„Kommt nicht durch den Stau. Die können alle nicht aus der Fahrrinne weg. Sie kennen nicht die Gefahrenstellen und haben sicher auch kein Radar an Bord. Sie laufen auf oder reißen sich den Bootskörper auf.“
„Wenn Gebauer da ist, nutzen wir sein Boot“, schlug Damp vor. „Er hat einen geringen Tiefgang und kann neben der Fahrrinne fahren. Außerdem kennt er sich hier aus.“
Möselbeck nickte zustimmend.
„Gute Idee. Ich telefoniere mit der Klinik in Bergen. Die sollen Rettungswagen zum Hafen Schaprode schicken.“
„Da kommt Gebauer schon“, meldete Damp.