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Um ein wenig Ruhe zu finden, lässt sich Hauptkommissar Stefan Rieder von Berlin auf die Ostseeinsel Hiddensee versetzen. Hier soll er als Zivilbeamter ein Auge auf die Sicherheit der Touristen haben – sehr zum Missfallen des hiesigen Inselpolizisten Ole Damp. Als jedoch schon bald am Südstrand der Insel, nahe dem Leuchtfeuer Gellen, eine Leiche auftaucht, ist es schnell vorbei mit der erhofften Ruhe und das ungleiche Duo muss sich zusammenraufen, um gemeinsam einen Mörder zu finden. Ihre einzige Spur: eine kleine Goldmünze in der Hand des Toten…
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Seitenzahl: 293
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Tim Herden
Gellengold
Ein Hiddensee-Krimi
mitteldeutscher verlag
Tim Herden, geboren 1965 in Halle (Saale), arbeitete nach dem Studium der Journalistik in Leipzig zunächst als wissenschaftlicher Assistent und Journalist, ehe er 1991 Redakteur beim Mitteldeutschen Rundfunk in Dresden wurde. Heute ist er Korrespondent im ARD-Hauptstadtstudio Berlin. „Gellengold“ ist sein erster Krimi.
Handlungen und Figuren entspringen der Fantasie des Autors. Darum sind eventuelle Übereinstimmungen oder Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen zufällig und nicht beabsichtigt.
2010
© mdv Mitteldeutscher Verlag GmbH, Halle (Saale)
www.mitteldeutscherverkag.de
Alle Rechte vorbehalten
Gesamtherstellung: Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale)
ISBN: 978-3-95462-694-6
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2016
Für
Kati und Marianne
Cover
Titel
Impressum
Widmung
Selbst die Möwen fanden selten hierher, …
I
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
IX
X
XI
XII
XIII
XIV
XV
XVI
XVII
XVIII
XIX
XX
Selbst die Möwen fanden selten hierher, an den Südstrand. Nur ein paar Seeschwalben tobten sirrend wie Tiefflieger durch die Luft. Todesmutig stürzten sie sich senkrecht ins seichte Meer auf der Jagd nach verirrten Fischen im Flachwasser der Ostsee. Die Junisonne hatte das Meer aufgewärmt. Nun war sie mit rotem Schweif darin versunken. Ihre Spuren waren am Horizont noch zu sehen und nur langsam senkte sich die Dämmerung.
Er liebte diese Stimmung und auch die Einsamkeit um diese Zeit im Süden der Insel Hiddensee. Vielleicht noch bis zum kleinen Leuchtturm Gellen verirrten sich dann Touristen. Die Hiddenseer selbst hatten sich längst in ihre Häuser zurückgezogen. Der Sonnenuntergang im Meer war für sie so gewöhnlich wie das Anschlagen der Wellen am Strand.
Er hatte sein Fahrrad mit dem kleinen Anhänger mit an den Strand gezogen. Vorsichtig schaute er sich um, dass nicht doch noch der Naturparkwächter hier herumschlich auf der Suche nach irgendwelchen Vogelnestern. Nur der nahe Leuchtturm warf mit jeder Umdrehung immer weiter den Lichtkegel in seine Richtung.
Von der Sperre zum Nationalparkgebiet hatte er sechs Buhnen abgezählt. Hier zwischen der sechsten und siebten watete er in die Ostsee. Fünfzehn Meter musste er ins Wasser gehen. Da stieß er auf den ersten Stein, der ungefähr einen halben Meter unter der Wasseroberfläche sanft vom Meerwasser umspült wurde. Grüne Algen hatten sich angeheftet und ließen ihre Arme mit der Strömung treiben. Wenn er mit seiner Kopflampe in die Wellen leuchtete, glitzerte die Oberfläche des Steins. Er tauchte seine Hände ins Wasser und strich damit über den Stein. Das Wasser hatte die Kanten abgeschliffen in den letzten siebenhundert Jahren.
Er ging zurück zu seinem Fahrrad und löste die Plane vom Hänger. Ein kleiner Kompressor mit zwei Schläuchen kam zum Vorschein. Ein wenig sah das Gerät aus wie ein Staubsauger. Damit konnte man Fundstücke am Meeresboden von Sand und Schlick freispülen. Außerdem lag ein Unterwassermetallsuchgerät in dem Wagen. Er hob beide Gerätschaften heraus, hängte sie sich über die Schultern und ging wieder ins Wasser. Dort schaltete er das Metallsuchgerät ein und setzte sich einen Kopfhörer auf. Nur ein leises Brummen war zu hören, während er mit der Sonde den Meeresboden abschwenkte. Je weiter er vorwärtsging und mit der Stirnlampe den Meeresboden ableuchtete, desto deutlicher zeigte sich der Stein als Teil einer alten Mauer oder eines Fundaments, das in den Sandbänken versunken war. Plötzlich hörte er ein kurzes Klicken im Ohr. Er schaltete das Metallsuchgerät aus und begann mit dem Unterwasserstaubsauger den Sand abzusaugen. In einem grobmaschigen Netz fingen sich Kiesel und Muscheln, der Schlick und Sand wurden durchgepustet, zurück ins Meer.
Gebückt fächelte er mit der Hand den aufgewühlten Meeresboden vorsichtig in das Rohr. Mit den Händen tastete er immer wieder den schlammigen Boden neben den groben Felssteinen ab. Er kniete sich hin. Das Meer versank langsam in der Dunkelheit. Er war so in seine Arbeit vertieft, dass er die Positionslichter eines Schiffes kurz vor den Tonnen der Fahrrinne nicht bemerkte. Auch nicht den kurzen Blitz auf dem Boot, als sich der Lichtschein des Leuchtfeuers Gellen in den beiden Okularen eines Fernglases spiegelte. Er stand wieder auf, schaltete den Unterwasserstaubsauger ab. Hatte er wirklich ein Klicken im Kopfhörer gehört? Noch einmal fuhr er mit der Sonde den Boden ab. Im Kopfhörer tickte es wieder.
Er hörte nicht, wie sich eine Person durch das flache Wasser vorsichtig von hinten näherte, den Arm hob und ihn blitzschnell auf seinen Rücken niederfahren ließ.
Ein Schlag durchzuckte seinen Körper. Ruckartig richtete er sich auf, spürte zugleich, wie seine Kraft plötzlich schwand. Er verlor das Gleichgewicht, griff sich ans Herz, fühlte den warmen feuchten Fleck und wie jeder Pulsschlag Blut aus ihm herauspumpte. Dann brach er im Wasser zusammen. Er schaute in die dunklen Augen seines Mörders, der immer noch wie erstarrt neben ihm im Wasser stand. Sagen konnte er nichts mehr.
Seine Hände verkrampften sich im nassen Sand neben der Mauer im Wasser. Etwas Kühles, Glattes, ein Stück Metall griff seine rechte Hand im Todeskrampf. Als Letztes schmeckte er das Salz der Ostsee. Wind kam auf. Landeinwärts.
Stefan Rieder schaute auf die blühenden Heckenrosen. Sie hatten den schmalen Lattenzaun längst überwuchert. Eine Pferdekutsche mit gelber Plastikplane fuhr in leichtem Galopp vorbei über den brüchigen Beton des Wiesenweges. Ihr Ziel war der Hafen von Vitte. In einer Viertelstunde würde die erste Fähre mit Touristen von Rügen einlaufen. Dann wäre es 9.15Uhr.
Nach der Kutsche konnte Stefan Rieder die Uhr stellen. Sie eilte seit Saisonbeginn zu Ostern jeden Morgen ihrem Ziel entgegen. Immer zur gleichen Zeit. Ob bei Sonne, Sturm oder Regen. Egal. Hier auf Hiddensee folgte das Leben der Einheimischen den An- und Ablegezeiten der Fähren von Schaprode und Stralsund. Fiel ein Schiff aus, kam auch gleich der heimliche Tagesablauf auf der Insel durcheinander. Und wie auch immer, die Nachricht von einem Motorschaden auf einer Fähre oder einem Ausflugsschiff verbreitete sich so schnell wie ein Lauffeuer.
Heute aber ging alles seinen Gang. Denn wie Rieder so versonnen eine halbe Stunde später immer noch aus dem Fenster auf den Wiesenweg blickte, kam vom Hafen her das kleine Elektromobil mit dem Hänger für die Post. Die Fähre war also pünktlich gewesen. Jetzt musste es 9.30Uhr sein, denn das Ausladen der Transporthänger vom Schiff an Land dauerte immer so zehn Minuten. Die Fahrt hierher, zum alten Postgebäude nebenan, fünf. Und der Blick auf die alte Uhr bewies Rieder– es war Punkt 9.30Uhr.
Rieder hatte dagegen noch nicht so richtig seinen Lebensrhythmus hier auf der Insel gefunden. Vor zwei Monaten war er mit drei Koffern in Vitte angekommen. Während die Urlauber von den Pensionsbesitzern und Ferienhausverwaltungen schon am Hafen mit Wagen abgeholt wurden, wartete auf Rieder niemand. Er hatte nur eine Adresse und einen Namen: Malte Fittkau. Bei ihm sollte er sich melden und dort den Schlüssel für seine neue Bleibe bekommen. Übers Internet hatte er ein Kapitänshaus gemietet. Als er dann seine Koffer bis in den Wiesenweg gebuckelt hatte, entpuppte es sich weniger als repräsentatives Objekt, sondern vielmehr als gemütliche Kate mit Schilfdach, versteckt hinter einer gewaltigen wilden Rosenhecke. So konnten Bilder im Internet lügen, aber für Rieder war es Liebe auf den ersten Blick. Das würde ein idealer Rückzugsort sein.
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