Schatten über Fichtenberg - Dana Müller - E-Book

Schatten über Fichtenberg E-Book

Dana Müller

0,0
2,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

In Fichtenberg ist die Magie der Weihnacht in Gefahr. Als alte Familienrelikte gestohlen werden, droht die Seele des Ortes zu erfrieren. Clara und Lucas setzen alles daran, die Tradition zu retten und den Ort wieder mit Wärme zu erfüllen. Trotz der beängstigenden Gerüchte um einen geheimnisvollen Fremden, machen sie sich auf die Suche nach dem verschwundenen Schmuck. Wird es den Geschwistern gelingen, den Weihnachtszauber zurückzubringen?

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 33

Veröffentlichungsjahr: 2024

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Das Verschwinden
Der Fremde
Die besonderen Kugeln

Schatten über Fichtenberg

Der gestohlene Weihnachtszauber

von

Dana Müller

Das Verschwinden

In der ersten Nacht des Advents, als das ganze Dorf in schimmerndem Lichterglanz schlafen sollte, erwachte Fichtenberg in einer unheimlichen Stille – und als der Morgen graute, war jeder Funken Weihnachtszauber aus den Straßen und Häusern verschwunden.

Schlaftrunken öffnete Clara die Augen und spürte ein Kribbeln in ihrem Bauch. Auf diesen Morgen freute sie sich schon sehr lange, denn es war der erste Advent! Seit sie sich erinnern konnte, war das ihr liebster Tag im Dezember – der Tag, an dem der Weihnachtsbaum geschmückt wurde. Sie sprang aus dem Bett und zog ihren kuscheligen roten Pullover über, bevor sie barfuß in die kühle Stille des Hauses tappte.

Auf dem Weg zum Wohnzimmer stellte sie sich schon vor, wie es gleich duften würde: nach Tannennadeln, Zimt und ein bisschen nach dem warmen Holz vom Kamin, den ihr Vater sonst schon frühmorgens anzündete. Doch als sie um die Ecke bog, spürte sie eine ungewöhnliche Kälte, die sich wie ein frostiger Mantel auf ihre Schultern legte. Es war kein offenes Fenster, das sie erzittern ließ. Diese Kälte fühlte sich anders an – irgendwie so, als fehlte all die Liebe, die sie sonst gewohnt war. So als wäre etwas passiert, das die Familie in einen Abgrund zerrte. Nicht eine Lichterkette war im Wohnzimmer angebracht. Solange sie sich zurückerinnern konnte, tauchten bunte Lichter das Wohnzimmer am ersten Adventsmorgen in vorweihnachtliche Stimmung. Doch hier gab es keine Lichterketten. Nur der viel zu grüne Plastikbaum stand ungeschmückt am Fenster. Er wirkte so trostlos, dass Clara am liebsten wieder umgedreht hätte und zurück ins Bett gekrochen wäre. Vielleicht war das ein Traum? Einer von der schlimmen Sorte – ein Albtraum. Denn genauso fühlte es sich an. Es lag nicht einmal der Duft von frisch gebackenen Mandelplätzchen nach dem Rezept ihrer Oma in der Luft. Rein gar nichts deutete auf den ersten Advent hin. Wenn sie nicht träumte, dann war hier etwas ganz gewaltig faul. Sie kniff sich in den Unterarm und spürte den Schmerz. »Mist! Das ist echt!«

Mit einem tiefen Seufzen ließ sich Clara auf das alte Sofa sinken. Vor ein paar Jahren, als sie noch ganz klein war, hatten sich ihre Eltern einen echten Weihnachtsbaum besorgt. Sie erinnerte sich daran, wie sie ihn gemeinsam ausgesucht und auch zusammen ins Haus getragen hatten. Den würzigen Duft der noch feuchten Nadeln würde sie niemals vergessen. Auch nicht das lebendige Grün. Dieser Baum hatte die Türen für Weihnachten weit geöffnet und erstrahlte im eigenen Glanz, denn die Tropfen vom geschmolzenen Schnee glitzerten wie kleine Lichter.

Dies hier war nun das zweite Mal in Folge, dass dieser tote Plastikbaum am Fenster stand. Und irgendwie hatte Clara das Gefühl, dass letztes Weihnachten schon seelenlos war, doch heute erschien ihr alles wie weggewischt, was diese wundervolle Zeit ausmachte. Der Baum sei besser für die Umwelt, hatten ihre Eltern gesagt. Aber für Clara war er das nicht.

Letztes Jahr hatte ihr bereits das gewisse Etwas gefehlt, aber an diesem Adventsmorgen fühlte sich alles so bedrückend an, als würde Weihnachten ausfallen. So als hätte jemand die Weihnachtsvorfreude einfach ausradiert.

Leise, schlurfende Schritte näherten sich dem Wohnzimmer. Clara blickte zur Tür und sah ihre Mutter. Sie war in eine warme Decke gehüllt und suchte offenbar etwas. Ihr Blick rasterte den Raum und sie schien gar nicht zu bemerken, dass Clara in dem Sessel saß.

Sie machte sich räuspernd bemerkbar, aber das zog offenbar wie ein Windzug an ihrer Mutter vorbei. Sie wirkte genauso traurig und verloren wie der Baum.

Clara setzte ein breites Lächeln auf und rief: »Mama!«

»Clara, mein Schatz. Warum liegst du nicht im Bett?«

»Ich bin zu aufgeregt. Wo ist denn der Weihnachtsschmuck? Können wir den Baum gleich schmücken?«

Als hätte Clara etwas Furchtbares gesagt, sah ihre Mutter sie an. Es wirkte, als wären ihre Gedanken für einen Moment entglitten. Schließlich ließ sie sich auf das Sofa sinken.