Schattenengel - Sara Brandt - E-Book

Schattenengel E-Book

Sara Brandt

4,6

Beschreibung

"Sie sind hier", erklärte Sam flüsternd, nahm die Hand von ihren warmen Lippen. Fühlte, wie sie erstarrte.  "Wie viele" Lizzies Stimme war nur ein Hauch, lediglich für ihn zu hören.  "Mehr als genug." Sam und Lizzie kennen sich von Kindesbeinen an. Es gibt nichts, was sie nicht voneinander wissen-bis auf eine Kleinigkeit:  Keiner von beiden hat bisher den Mut aufgebracht, dem anderen seine Gefühle zu gestehen. Immerhin steht eine lange und tiefe Freundschaft auf dem Spiel.  Für Sam ist diese mögliche Enthüllung mit einem anderen Geheimnis verbunden. Denn wie soll er Lizzie sagen, dass er kein Mensch ist?  Als sein Geheimnis schließlich ans Licht kommt, werden für Lizzie Mythen plötzlich zur Realität. Engel und Dämonen scheinen überall zu sein, selbst in ihrem engsten Umfeld. Nichts ist mehr, wie sie es kannte.  Es herrscht ein Krieg, der eine Seite fast zur Ausrottung getrieben hat.  Und Lizzie befindet sich nun mitten drin.  Um Sam das Leben zu retten und um die Möglichkeit auf eine gemeinsame Zukunft zu haben, trifft Lizzie eine folgenschwere Entscheidung. Diese Entscheidung ist es, die den Krieg entscheidend beeinflussen könnte - und damit das Schicksal aller Lebewesen.

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Sara Brandt

Roman

erschienen am 10.07.2016

im Amdora Verlag Frankfurt

http://amdora-verlag.de

Texte: © Copyright by Sara Brandt

[email protected]

Umschlaggestaltung, Illustration: S. T. Fischer

Lektorat, Korrektorat: whyindie.de, Melanie Waldorf

ISBN: 978-3-946342-66-3

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Kapitel 1: Kaffee bei der tanzenden Katze

“If you´re still seeking an honest man

Stop deceiving, Lord, please”

Sam Smith- Like I can

"Himmel, Lizzie!"

Über den kleinen Tisch hinweg sah Gabriel ihre junge Nichte an, die dampfenden Kaffeetassen zwischen ihnen. Sie saßen in dem kleinen Café „Zur tanzenden Katze“, direkt an der Hauptstraße von Lillienmarsch. Es sollte ein gemütliches Treffen werden, sie hatten sich seit einigen Wochen nicht mehr gesehen.

Nun aber beherrschte Gabriel ihren Frust nur mühsam.

Was für ein Sturkopf!

"Du kannst nicht den Rest deines Lebens auf Sam warten!", fand Gabriel, lehnte sich zurück und verschränkte die langen Beine übereinander. Lizzie war gerade erst neunzehn Jahre alt. Noch dazu war Sam nicht gerade jemand, der den besten Ruf genoss. Weder in dieser noch in anderen Welten. Lizzie meinte, Sam zu kennen, dabei hatte sie keine Ahnung von den Dingen, die er vor ihr verbarg. Was in Gabriels Augen nicht das verkehrteste war.

Amy Elizabeth Donovan seufzte, strich sich eine erdbraune Strähne hinter das Ohr zurück und griff nach ihrer blauen Tasse. Sie suchte in der Wärme nach einer Möglichkeit, ihre Tante von Sam zu überzeugen.

"Du mochtest ihn noch nie sonderlich.", resignierte sie. Wenigstens stand ihr Vater hinter Lizzie. Raphael war der Einzige, der seine Schwester Gabriel bremsen konnte. Der für Sam ein gutes Wort einlegte, selbst wenn Lizzie manchmal an ihrem Freund zweifelte.

"Dafür habe ich sehr gute Gründe!"

"Ein Traum!", schnaubte Gabriels Nichte, rollte mit den Augen. So was passte mehr zu ihr als zu ihrer Tante. "Gabbs, du bist der wohl rationalste Mensch, den ich kenne. Noch nie hast du dich um Träume oder Ähnliches gekümmert. Wieso jetzt? Vermutlich hast du vorher einfach einen schlechten Film gesehen."

Lizzie betrachtete ihre Tante. Mit ihren goldfarbenen Haaren, die Gabbs bis auf die Hüfte reichten, und den blitzenden, himmelblauen Augen war sie der Traum vieler verzweifelter Männer - von denen sie jedoch keinen an sich heranließ. Seit Lizzie klein war, wechselten die Männer in Gabbs Leben, obwohl ihre Tante nie ein Wort darüber verlor. Und Lizzie so tat, als würde sie es nicht bemerken.

"Das sagt ausgerechnet diejenige, die mir so einen muffigen Kräutersack geschenkt hat." Gabriel lehnte sich zurück und schüttelte den Kopf, dass die goldenen Haare flogen.

"Du bist unmöglich", schimpfte sie milde, als Lizzie lächeln musste.

Sie wünschte sich, dass ihre Nichte den Ernst der Lage erkennen würde, doch müsste sie Lizzie dafür mehr erzählen. Eine Regel brechen, die seit Erschaffung der Menschheit existierte. Das war nichts, was man bei einer Tasse Kaffee tat, ganz egal, wie gut er war. Zumal Raphael darüber alles andere als begeistert sein würde. Er wollte nicht, dass seine einzige Tochter in diese Dinge hinein gezogen wurde. Dennoch ließ er zu, dass Sam weiterhin in seinem Haus wohnte, sich seiner Tochter näherte. Er konnte die beiden nicht voneinander trennen, weswegen er in der ständigen Sorge lebte, dass das Geheimnis ans Licht kommen würde.

Lizzie griff nach Gabriels Hand. "Ich wollte mich nicht mit dir treffen, damit wir uns streiten", erklärte sie. „Lass uns über etwas anderes reden. Über Sam werden wir uns nie einig sein.“

Damit hatte sie sich schon vor vielen Jahren abgefunden. Über alles konnte sie mit ihrer Tante reden, von weiblichen Problemen über Schule bis hin zur Politik.

Nur nicht über Sam.

„Ich weiß, was er dir bedeutet. Und ich bin Sam dankbar dafür, wirklich.“ Der Gesichtsausdruck ihrer Tante entspannte sich, sie senkte die Schultern. Ohne Sam wäre Lizzie nicht mehr hier.

Jeder in Lillienmarsch kannte die Geschichte, wie er ihr damals das Leben rettete. Ein Grund mehr, wieso Gabriel nie verstanden hatte, was ihren Bruder Raphael an einen winzigen Ort wie diesen zog, er fasste kaum eintausend Einwohner. Mit Fähigkeiten wie seinen hätte er überall arbeiten können, ob er sie einsetzen wollte oder nicht.

Aber es musste unbedingt ein kleines Krankenhaus sein, wo er sein Leben als Kinderarzt fristete.

Als ob er oder Lizzie hier sicher wären. Alles fiel in dieser Gemeinschaft umso stärker auf, jeder kannte jeden. Selbst in diesem kleinen Café wurden sie misstrauisch beäugt, dabei war es beileibe nicht das erste Mal, dass Gabbs zu Besuch in Lillienmarsch war.

„Es ändert nichts daran, dass Sam Schwierigkeiten bringt“, fügte Gabriel hinzu. „Kannst du mir nicht einfach den Gefallen tun, dich von ihm fernzuhalten?“ Kälte kroch in ihr Herz, Gänsehaut bildete sich auf ihren Armen. So lange schon versuchte Gabriel, die Bilder von Sams „Schwierigkeiten“ zu verdrängen, doch sie tauchten immer wieder vor ihren Augen auf.

Sein gequälter Gesichtsausdruck, frisches, fremdes Blut klebte an seinen Händen. Eng hielt er einen leblosen Körper an seine Brust gepresst, richtete seinen lautlosen Schrei anklagend gegen den Himmel. Dunkelheit brach aus ihm heraus, löschte alles Leben im Umkreis aus. Eine vernichtende Welle der Finsternis, die über die Welt rollte und jegliches Licht erstickte.

Seit Gabriel ihn kannte, wusste sie, dass er ihrer Nichte nicht gut tun würde. Doch ihre Einwände stießen bei Raphael auf taube Ohren.

„Er ist ohnehin nicht in der Stadt.“ Lizzie wich Gabriels Blick aus, lehnte sich wieder nach hinten, versank in dem weichen Polster ihres Sessels.

Sie biss sich auf die Unterlippe, umklammerte mit beiden Händen ihren Kaffee. Kurz sah sie zur Tür, als könnte Sam jederzeit hereinspazieren, mit seinem spitzbübischen Grinsen auf den Lippen.

Instinktiv griff sie sich mit einer Hand nach dem Stein, der an einem einfachen, schwarzen Band um ihren Hals hing. Blutrot hing er zwischen ihren Schlüsselbeinen. Trotz seiner Ecken und Kanten war er seidenglatt, fühlte sich warm an zwischen ihren Fingern. Fast schon lebendig.

Niemand wusste, wo er dieses Mal steckte, wie lange er fort sein würde. Sam vertraute sich niemandem an. Raphael schien über die Dinge Bescheid zu wissen, hielt ihn jedoch nicht auf. Lächelte nur, wenn Lizzie ihn danach fragte. “Das sind Sams Angelegenheiten”, erklärte er seiner Tochter, obwohl er wusste, dass sie sich andere Antworten wünschte.

Es gab Tage, da machte sie das wahnsinnig. Sam hatte ein Talent dafür, einem den letzten Nerv zu rauben, förmlich um den Verstand zu bringen. Was nicht zuletzt an seinem Charme lag, den er gekonnt einsetzte. Er wusste genau, welche Wirkung er auf das andere Geschlecht hatte, selbst wenn er sich in den meisten Fällen nicht darum kümmerte. In den seltenen Fällen, wo Sam sich in der Schule oder Lillienmarsch blicken ließ, konnte kaum einer der jungen Frauen den Blick von ihm abwenden., Sie zogen ihn mit ihren Augen aus, was er grinsend zur Kenntnis nahm.

Nach solchen Augenblicken wollte Lizzie ihm etwas Hartes gegen den Kopf werfen, Sam anbrüllen und zum Teufel jagen, damit sie sich nicht immer um ihn sorgen musste. Wollte, dass er zur Vernunft kam, sie beruhigte. Ihr sagte, dass alles gut werden würde, er sich nicht mehr nachts aus seinem Zimmer schleichen würde.

Aber dann tauchte Sam mit diesem Lächeln wieder auf, das sein schlechtes Gewissen erahnen ließ. Das Blau seiner Augen wurde fast schon durchsichtig, hell wie der wolkenlose Himmel an einem Sommertag. Sie blitzten unter seinen zerstrubbelten Haaren hervor, die kastanienbraun in alle Richtungen strebten. Sam hatte schon lange aufgegeben, seine Haare bändigen zu wollen.

Wenn er endlich wieder vor einem stand, nach wach gelegenen Nächten, die Lizzie seinetwegen an die Decke starrte, wollte man nicht mehr länger wütend auf Sam sein. Sagen, was man eigentlich sagen wollte, all die Dinge, die unausgesprochen zwischen ihnen lagen.

Man wollte nur noch, dass er nie wieder fort ging, dass er einfach bei einem blieb.

Was ein sinnloser Wunsch war, denn Sam tat immer wieder, was er für richtig hielt, ohne sich um Regeln zu kümmern oder die Menschen, die sich um ihn sorgten. Er hatte seinen eigenen Verhaltenskodex, wie auch immer der aussah.

Manchmal wirkte er, als stünde Sam kurz davor, Lizzie den Grund für sein häufiges Verschwinden zu verraten. Dann biss er sich auf die Lippe und betrachtete sie prüfend, mit dunklem Blick. Überlegte es sich jedoch jedes Mal anders.

Was hielt ihn davon ab, ehrlich zu ihr zu sein?

Es hatte eine Zeit gegeben, in der sie keine Geheimnisse voreinander hatten, wo sie jede freie Minute miteinander verbrachten. Nun verbrachte Lizzie ihre Zeit damit, sich um Sam zu sorgen.

Gabriel seufzte.

Sie wusste, was in dem Kopf ihrer Nichte vorging, an wen sie dachte. Dann wurde Lizzies Blick stets schattiger, richtete sich in die Ferne. Wirkte verloren. Stunden konnte Lizzie so verbringen, ohne zu bemerken, was um sie herum geschah. Wie die Zeit verrann, die Tasse in ihren Händen kalt wurde. Als würde sie hoffen, dass Sam so schneller nach Hause zurückkehren würde, wenn sie nur lange genug nach ihm Ausschau hielt.

„Wann hast du Sam das letzte Mal gesehen?“, erkundigte Gabriel sich sanft.

Es war schwierig, streng mit Lizzie zu sein, sie gab einem selten einen Anlass dazu. Das war etwas, was sie von ihrem Vater Raphael hatte. Die Gutmütigkeit, die Tendenz dazu, die ganze Welt mit dem Herzen zu sehen. Bis zuletzt an das Gute in einem zu glauben, selbst wenn die betreffende Person es selbst nicht erkennen konnte.

Aus diesem Grund hatte Raphael den Jungen damals adoptiert, nachdem Sam seiner Tochter das Leben gerettet hatte. Ganz egal, wie sehr Gabriel auch dagegen protestierte, er ließ sich nicht davon abbringen. Raphael war der Meinung, dass Sam trotz allem einen guten Kern hatte. Dass auch er das Recht auf ein normales Leben besaß, obwohl er wusste, welches Geheimnis der Junge in sich trug. Dass es gefährlich war, ihn so sehr in das Leben seiner Tochter einzubinden. Raphael stand zu Sam, so sehr es Gabriel auch widerstrebte. Er würde die beiden, die sich durch dieses schicksalsträchtige Ereignis gefunden hatten, nicht voneinander trennen. Ganz abgesehen davon, dass auch Lizzie das nicht wollte.

Lizzie schluckte den Kloß in ihrem Hals herunter. „Vor knapp zwei Wochen“, gab sie zu. In was für Schwierigkeiten steckte Sam dieses Mal?

Wenn er zurückkehrte, verhielt er sich, als wäre nichts gewesen, und wüsste nicht, was die Aufregung um seine Ausflüge sollte.

Erst, wenn man genau hinsah, bemerkte man die Veränderungen.

Lizzie kannte Sams Körper besser als ihren eigenen, hätte ihn jederzeit aus dem Gedächtnis heraus zeichnen können. Nicht umsonst sahen ihre Bilder in dem umgebauten Schuppen immer mehr aus wie er.

Sie alle zeigten die kleine Narbe an seinem Kinn, wo er sich damals mit dem Rasiermesser ihres Vaters schnitt, als er sich zum ersten Mal die Bartstoppeln entfernen wollte. Das tintenklecksförmige Muttermal über Sams linken Ellbogen, das Lächeln, das stets um seine Lippen spielte, die funkelnde Lebhaftigkeit in seinen Augen.

Ihre Zeichnungen bildeten ab, wie Sam früher ausgesehen hatte, wie sie sich an ihn erinnerte. An die vielen Momente, die sie als Kinder zusammen erlebt hatten.

Auf keinem davon hatte er die dunklen Schatten unter den Augen, Zeugen vieler schlafloser Nächte. Erschöpfung in seinem Blick, die in sich zusammen gefallene Körperhaltung, wenn er dachte, dass niemand hinsah. Als würde die Last der ganzen Welt auf seinen Schultern liegen. Eine Last, die er ohne Hilfe nicht mehr tragen konnte.

Erst vor wenigen Monaten war Lizzie morgens schlaftrunken in Richtung Badezimmer getaumelt. Licht schien aus der leicht geöffneten Tür, überrascht hatte sie innegehalten und einen Blick hinein geworfen. Sie hatte Sam gesehen, der über seine Schulter hinweg mit entblößtem Oberkörper in den Spiegel sah, das Gesicht vor Schmerz verzog.

Bei seinem Anblick hatte Lizzie erschrocken die Luft eingesogen. Narben und Verletzungen zogen sich über seinen gesamten Oberkörper, formten ein wildes Netz aus hellen Linien, die nicht hätten da sein sollen. Die Geschichten erahnen ließen, von denen man sonst las oder die man im Fernsehen sah. Worüber man den Kopf schüttelte, wenn man davon hörte, froh war, nicht von diesen Ereignissen betroffen zu sein. Doch wie war Sam dann dort hinein geraten?

„Selbst wenn ich Sam mögen würde, dafür soll er in der Hölle schmoren“, stellte ihre Tante fest, krampfte die Hände um ihre dampfende Tasse. Sie hasste Sam dafür, dass er Lizzie das antat. Wenn er nur zur Vernunft kommen und sich von ihr fernhalten würde.

Unwillkürlich musste Lizzie lächeln. Unter diesem wohl geschminktem Äußeren und den klingenden Armbändern Gabriels verbarg sich ein großes Herz, auf das man beizeiten einen Blick erhaschen konnte. Man musste sich jedoch beeilen, diese Momente waren selten, kostbar. Verborgen hinter einer lange erprobten und durchdachten Fassade, hinter die sie niemanden blicken ließ.

„Sam ist kein schlimmer Kerl“, verteidigte Lizzie ihren besten Freund. Niemand wusste besser als sie, wie anstrengend Sam war, schließlich kannte sie ihn nun seit fast zehn Jahren. War er schlecht drauf, warfen die Leute in seinem Umfeld ständig einen Blick über die Schulter, sahen Dinge in den Schatten, die nicht existierten. Niemand legte sich gerne mit ihm an. Er hatte etwas an sich, was die Menschen darüber nachdenken ließ, sich ein Taxi zu bestellen, statt im Dunkeln zu Fuß nach Hause zu gehen.

Aber Sam war auch derjenige, der im Regen vor der Tür auf Lizzie wartete, den Regenschirm aufspannte, damit sie zusammen heimkehren konnten. Der morgens mit Raphael in der Küche stand, um über Kochen zu fachsimpeln, oder Pfannkuchen zubereitete. Sich abends mit ihr einen Film ansah und tonnenweise ungesunden Kram in sich hineinstopfte, von Popcorn bis Schokolade, über das er sich am nächsten Tag beschweren konnte.

„Du wirst ihn wohl nie aufgeben.“ Ein Gedanke, der Gabriel verstörte. Es war wichtig, dass Lizzie und Sam getrennte Wege gingen, nur so hatte ihre Nichte eine Zukunft. Wie sollte sie ihr das begreiflich machen, ohne zu viele Geheimnisse zu verraten? „Heute Abend ist Halloween. Veranstaltet dein Vater wieder diese Feier im Krankenhaus?“ Dörfler und ihre Feste, sie mussten aus jedem Ereignis eine Feier machen, selbst aus der Neueröffnung eines Würstchenstandes.

„Sicher. Er hat schon vorgestern die Bowle angesetzt.“

Die war mehr berüchtigt als berühmt. Niemand wusste wirklich, wie Raphael sie zubereitete, nicht einmal Sam oder Lizzie kannten das Rezept. Jedes Jahr mussten gestandene Männer nach einem Glas mit geröteten Wangen nach Luft schnappen, was unter den jüngeren Teilen der Bevölkerung natürlich zu Herausforderungen führte.

„Dann geh da hin“, schlug Gabriel vor. „Such dir einen netten jungen Mann und amüsiere dich. Was ist mit Brian, diesem Arztsohn? Hatte er dich nicht letztens gefragt, ob du mir ihm hingehen würdest? So, wie ich dich kenne, dürfte er nicht der Einzige gewesen sein.“

„Genau wie eine gewisse Frau, die ich kenne, interessiert mich diese Auswahl nicht.“ Missbilligend blickte Lizzie ihre Tante an. Wieso war sie so hartnäckig? Es war normal, dass sie Sam nicht mochte. Aber seit sie Lizzie von dem Traum erzählt hatte, hackte sie ständig darauf herum, wollte, dass sie sich voneinander fernhielten.

Gabbs rollte mit den Augen. „Irgendwann werde ich schon den Richtigen finden.“ Sofern die Zeit dafür noch ausreichte. Das war etwas, was ganz von Sam und ihrer Nichte abhing. „Im Gegensatz zu dir weiß ich aber auch, was ich von einem Mann erwarte. Was ganz sicher nicht beinhaltet, dass er ein geheimes Leben führt, wegen dem ich ständig nachts aus Albträumen aufschrecke.“

Lizzie schoss die Röte in die Wangen. Sie hasste es, an ihre Träume erinnert zu werden. Seit sie Gabriel eines Nachts unten in der Küche begegnet war, war ihre Tante zwangsläufig eingeweiht. Lizzie konnte nichts dagegen tun, die Bilder kamen immer wieder.

Träume voller Dunkelheit und merkwürdiger Gestalten, goldenen, verzierten Türen. Eine Bedrohung, die dahinter auf sie wartete, sie nicht in Ruhe ließ. Es waren jedes Mal dieselben Bilder, die Lizzie sah, dabei hatte sie diese in echt nie gesehen. An keinem Ort, den sie kannte, waren bisher goldene Türen vorgekommen, nicht einmal im Internet hatte sie einen vielversprechenden Hinweis darauf gefunden. Anders herum war es ganz gut, dass es diese goldenen Flügeltüren nicht wirklich zu geben schien. Lizzie war sich sicher, dass das, was sich dort hinter befand, auch dort bleiben sollte.

Ein Stich fuhr Gabriel durch die Brust, als sie sah, wie Lizzie sich auf die Lippe biss. Das hätte sie nicht sagen sollen. Es war nicht immer einfach, Lizzies Mutter zu ersetzen, bis auf Lizzie hat Gabriel keine Erfahrung mit Kindern. Alles, was sie wollte, war ein ruhiges Leben für ihre Nichte. Das konnte nicht zu viel verlangt sein, nicht einmal in ihrer Welt.

„Wenn Sam mir sagen will, was vor sich geht, wird er das tun.“ Lizzie war sich sicher, dass er gute Gründe für sein Verhalten hatte.

Zumindest redete sie sich das seit einigen Jahren erfolgreich ein.

Immer dann, wenn sie Sams Zimmer verlassen vorfand, ohne eine Nachricht oder einen Abschied. Zerknüllt und noch warm von seinem Körper lag die Decke auf dem Bett, als wäre er nur kurz ins Bad gehuscht. Doch Wochen vergingen, bevor er zurückkehrte. Jedes Mal hatte Lizzie Angst, dass er nicht wieder kommen würde.

„Hast du schon einmal daran gedacht, dass er es dir aus guten Gründen verschweigt?“ Gabriel ballte die Fäuste. Lizzie durfte nie erfahren, was Sams Geheimnis war. Es würde Lizzies gesamte Welt erschüttern, sie könnte nie wieder zurück. Nicht umsonst hatte Gabriels Vater einen Verstoß gegen diese Regel mit der Höchststrafe belegt. Er ließ jeden töten, der auch nur darüber nachdachte, dieses Verbot zu umgehen. Es war der einzige Punkt, in dem Gabriel mit ihm übereinstimmte.

„Wer verschweigt wem etwas?“, erkundigte sich eine dunkle, belustigte Stimme.

Sam ließ sich auf den freistehenden Sessel zwischen den beiden fallen, griff nach Lizzies Tasse. Nahm einen Schluck und verzog das Gesicht. Wie konnte man nur derart süßen Kram trinken?

„Wag es ja nicht, über meinen Kaffee herzuziehen.“ Mit klopfendem Herzen nahm Lizzie ihm ihre Tasse wieder ab. Gab sich alle Mühe, ihn finster anzusehen. Endlich, fuhr es ihr durch den Kopf. Endlich war er wieder hier.

Sie schoss einen finsteren Blick auf ihren Freund ab, suchte nach neuen Verletzungen. Aber Sam sah aus wie immer, die kastanienbraunen Haare verwuschelt und ungebändigt. Nichts deutete darauf hin, dass er Ärger hatte.

Es schien jedoch ein paar Tage her zu sein, dass Sam sich das letzte Mal rasiert hatte. Die Stoppeln, die ihn einst so ärgerten, sprossen nun munter vor sich hin, gaben ihm das raue Aussehen eines Abenteurers.

„Das würde mir nicht im Traum einfallen“, grinste er. Es tat so gut, Lizzie wieder zu sehen. Dieses Mal hatte es viel zu lange gedauert, doch es war nicht zu ändern gewesen. Wie war es ihr in der Zwischenzeit ergangen, was hatte sie erlebt? Ging es ihr gut oder hatte sie Sorgen? „Soll ich dir noch etwas Kaffee zu deinem Zucker holen?"

Mit hochroten Wangen boxte Lizzie ihm in die Seite. „Idiot!“

Sam lachte nur. Er war zufrieden damit, einfach nur hier neben ihr sitzen zu können, keinen Blick über seine Schulter werfen zu müssen. Seine Pflichten schienen weit fort zu sein, als hätten sie nie existiert.

“Schön, dass du dich auch mal wieder blicken lässt”, bemerkte Lizzie säuerlich. “Wo hast du gesteckt?!”

Nichtssagend zuckte Sam mit den Schultern. “Hier und da. Du kennst mich doch.”

“In der Tat.” Abrupt stand Lizzie auf, ignorierte Sams verblüfften Gesichtsausdruck. Er blinzelte irritiert. Hatte er etwas falsch gemacht? Dabei war er erst seit wenigen Minuten wieder in Lillienmarsch.

¨Wir sehen uns später, Gabbs.¨ Lizzie würdigte Sam keines weiteren Blickes, griff sich ihre Jacke vom Stuhl und verließ mit eiligen Schritten das Café.

Sam stieß einen Seufzer aus, lehnte sich in dem weichen Sessel zurück und blickte zur Tür, durch die Lizzie verschwunden war. Er wollte ihr nachlaufen, sie fragen, was los war und nach ihrer Hand greifen. Aber ihm war klar, dass das sinnlos war. Hatte LIzzie sich erst einmal etwas in den Kopf gesetzt, war sie nicht mehr davon abzubringen. Das wusste er aus leidvoller Erfahrung.

¨Sie ist wütend auf mich¨, stellte Sam fest, ließ die Schultern sinken. Es sollte ihn nicht überraschen. Er hatte damit gerechnet, auch wenn er sich eine andere Begrüßung gewünscht hätte. Es fiel ihm nicht leicht, Lizzie immer wieder zurückzulassen, sah den Schmerz in ihren Augen, wenn sie seinem Blick auswich. Hätte er eine Wahl, würde er sofort damit aufhören. Nichts würde er lieber tun, als ein normales Leben mit ihr zu führen.

¨Nicht nur sie.¨ Gabriel verschränkte die Arme vor der Brust, blickte ihren adoptierten Neffen wütend an. ¨Was hast du hier zu suchen?¨

Sam verdrehte die Augen. Gabriels Reaktion war typisch für sie. ¨Dachtest du wirklich, nach deiner kleinen Ansprache neulich würde ich mich von ihr fernhalten?¨ Er zog eine Augenbraue in die Höhe. ¨Da musst du dir schon was Besseres einfallen lassen.¨

So leicht ließ er sich nicht einschüchtern, ganz egal, wer sie war. Es gab eine Zeit, da hatte man ihr mehr Respekt entgegengebracht. Ihren Worten Glauben geschenkt. Das galt jedoch nicht für ihn.

¨Du weißt genau, was ich gesehen habe.¨ Eindringlich sah Gabriel den jungen Mann an. Sie konnte verstehen, was Lizzie an ihm fand, in gewisser Weise jedenfalls. Sam hatte diesen mühsam unter Kontrolle gehaltenen Anflug von Gefährlichkeit, der die Frauen anzog.

Im Gegensatz zu ihrer Nichte konnte sie jedoch hinter diese Fassade blicken, wusste, was dahinter lauerte. Es war mehr als bloße Gefährlichkeit, die Sam verbarg.

¨Es wird passieren. Das wissen wir beide.¨ Gabriel hatte sich noch nie geirrt, sehr zu ihrem Leidwesen. Gerade bei diesem Traum wünschte sie sich, falsch zu liegen.

¨Gabriel, das ist verrückt. Ich würde Lizzie nie etwas tun.¨ Wie kam sie nur darauf? Das war das Letzte, was ihm in den Sinn kam. Sam unternahm diese Ausflüge, um die Welt ein Stück sicherer für sie zu machen, für Ablenkung zu sorgen, damit niemand auf sie aufmerksam wurde.

Schon bei dem Gedanken daran, dass Lizzie etwas passieren könnte, fuhr ihm ein Schauer über den Rücken. Niemals würde er das zulassen. Auch Raphael hatte seine Vorsichtsmaßnahmen getroffen, sie waren um ihr ganzes Haus verteilt. Hüllten es in einen schützenden Kokon, dass Sam bereits, in dessen Nähe Kopfschmerzen bekam.

¨Mit deinen Visionen stimmt etwas nicht¨, stellte er fest.

¨Denkst du, ich sehe diese Bilder gerne?!¨ Hinter dem Tresen schrie die junge Kellnerin erschrocken auf, als der Wasserhahn plötzlich um sich spritzte. Rasch drehte sie ihn zu, griff sich einen trockenen Lappen.

Sam warf ihr einen Blick zu, unter dem sie errötete. Er drehte sich dann zu Gabriel und runzelte die Stirn.

¨Beruhige dich¨, ermahnte er sie leise. Verrückt, dass er ihr das sagen musste. Normalerweise war es andersherum. Gabriel war so alt, dass sie es besser wissen müsste, als in einem kleinen Ort wie diesem die Kontrolle zu verlieren.

¨Dann hör auf mich!¨, fauchte sie, atmete tief ein und aus.

¨Ich werde Lizzie nichts tun.¨ Fest sah Sam ihr in die Augen. ¨Was auch immer passiert, ich werde ihr keinen Schaden zuzufügen. Du kannst also aufhören, uns auseinanderbringen zu wollen.¨ Das hatte ohnehin keinen Sinn. Lizzie würde ihn nicht einfach so aufgeben, und er konnte nicht ohne sie. Es war so einfach, und doch viel komplizierter, als Worte es beschreiben konnten.

¨Ihr seid Idioten, alle beide.¨ Tief atmete Gabriel durch, beruhigte sich langsam wieder.

Jeder konnte sehen, was zwischen Sam und Lizzie vorging, wie die Luft vor Spannung vibrierte, sobald sie sich im selben Raum befanden. Blicke, die sie einander zu warfen, wenn der andere gerade nicht hinsah, flüchtig den Körper des anderen streiften. Es gab einen guten Grund für die Regel ihres Vaters, erkannte Gabriel. Trafen zwei Welten aufeinander, führte das nur zu Problemen.

¨Wie weit willst du dieses Spiel noch treiben, Samuel?”, fragte sie leise. “Was Lizzie sich wünscht, wirst du ihr nie geben können.¨ Gabriel war klar, wo Sam sich rum trieb, woher seine Verletzungen kamen.

Ein Schatten huschte über sein Gesicht, für einen Augenblick wurde das Blau seiner Augen dunkel, als er an Lizzie dachte. Die Hand, mit der er nach der vergessenen Kaffeetasse griff, zitterte. Zwischen seinen Schulterblättern pochte es, eine Erinnerung an das, was er verbarg, was ihn niemals in Ruhe lassen würde. Der Fluch seiner Existenz.

Tief durchatmen, ermahnte er sich selbst, als er es in sich fühlte. Nicht hier, und schon gar nicht so. Raphael hatte ihm gezeigt, wie er damit umgehen musste, es war nur Übungssache. Nur, dass diese Übung von Mal zu Mal schwieriger wurde.

¨Ich bin ein Egoist¨, erklärte Sam leise, atmete tief ein. Er hatte sich wieder im Griff, wenn auch nur mühsam.

Was zwischen ihm und Lizzie war, ging niemanden etwas an, nur sie beide allein. Nicht Gabriel, nicht Raphael und auch nicht seinen Freund Zack. Dieser war ebenfalls der Meinung, dass Sam sich von Lizzie fernhalten sollte. Alle wollten ihm helfen, die richtige Entscheidung zu treffen.

Keiner von ihnen verstand, dass Sam das nicht konnte.

Wo er auch war oder was er erlebte, seine Gedanken kehrten stets zu Lizzie zurück. Sam wusste, dass sie sich um ihn sorgte, selbst wenn sie es zu verstecken suchte. Er wollte Lizzie diese Sorgen nehmen, wollte, dass sie wieder unbeschwert war. Aber wenn er ihr die Wahrheit sagte, würde sie diese Unbeschwertheit nie wieder zurückerlangen, so wenig wie er damals. Betrat man diese Welt mit einem einzigen Schritt, verschlang sie einen. Bis nichts mehr übrig blieb, was man als "Selbst" bezeichnen konnte.

¨So lange ich kann, werde ich bei ihr bleiben¨, fügte Sam hinzu. ¨Ob es dir passt oder nicht.¨ Raphael mochte für Lizzies Sicherheit gesorgt haben, aber in manchen Dingen war Sam einfach besser. Er würde sie nicht einem derartigen Risiko aussetzen.

¨Du musst sie gehen lassen, Sam.¨ Gabriel kannte den Jungen fast genauso lange wie Lizzie selbst. Was sie von ihm verlangte, war keine Kleinigkeit. Sie würde ihn jedoch nicht darum bitten, wenn ihr aller Leben nicht davon abhinge. Sam wusste, was auf dem Spiel stand, was unausweichlich passieren würde. ¨Wenn du das nicht tust, wird alles enden. Durch deine Hände.¨

Sam schüttelte den Kopf, warf einen Blick aus dem Schaufenster. Dabei bemerkte er die beiden hochgewachsenen Männer in den scheinbar unauffälligen, schwarzen Mänteln. Sie standen auf der anderen Seite der Straße, versuchten angestrengt, nicht zum Café zu blicken. ¨Bleib noch ein paar Minuten hier sitzen, ich erledige das.¨

“Was?” Gabriel sah ebenfalls raus, seufzte. “Großartig, die haben mir gerade noch gefehlt.” Gerade, wenn man dachte, es konnte nicht noch schlimmer werden.

Er stand auf, streckte die Glieder und knackte mit den Fingerknöcheln. Sollte Lizzie jemals erfahren, dass Gabriel ihn hinter ihrem Rücken aufgesucht hatte, würde sie nie wieder mit ihr sprechen. Schon von den offensichtlichen Bemühungen, sie beide auseinanderzubringen, hatte Lizzie langsam genug.

“Im Übrigen irrst du dich”, fügte Sam hinzu.

“Das tue ich nie.” Lizzies Tante lehnte sich in ihrem Sessel zurück, sah den jungen Mann an. Es gab Momente, da wirkte Sam viel erwachsener, als er war. Oder als er hätte sein dürfen. Besonders dann, wenn Ärger wie dieser in der Luft lag. Gabriel wusste, was er vorhatte, machte sich jedoch keine Sorgen um ihn. Sams Ruf eilte ihm voraus, die beiden Beobachter waren selbst schuld, wenn sie ihm bis hierher gefolgt waren.

“In diesem Fall schon”, grinste er. Nicht weit von hier war eine kleine Gasse, in die sich nie jemand verirrte. Das würde sehr einfach werden. “Es ist genau andersrum, Gabriel. Deine Vision wird in dem Moment Wahrheit, in dem ich Lizzie verlasse.¨

¨Blödsinn! Wieso sollte das der Fall sein?¨ Das hatte sie nicht in ihrem Traum gesehen, es ergab keinen Sinn. Die Dinge würden so geschehen, wie sie geschehen mussten, das war der Lauf der Dinge. So geschah es immer.

Milde lächelte Sam, zog aus seiner Hosentasche einen Schein und warf ihn achtlos auf den kleinen Tisch. Seine blauen Augen waren komplett klar, keine Spur eines Schattens war darin zu erkennen, als er sie ansah.

¨Weil Lizzie das Einzige ist, was zwischen mir und dem Wahnsinn steht¨, erklärte er leise, band sich den Schal locker um den Hals.

Er nickte Gabriel zu, bevor sie antworten konnte, schritt zur Tür und öffnete sie. Die Kellnerin blickte ihm sehnsüchtig nach, aber Sam schien sie nicht einmal bemerkt zu haben. In seinen Gedanken war kein Platz dafür, es gab Wichtigeres, um das er sich kümmern musste. Er sollte mit Lizzie reden, damit sie nicht mehr so wütend auf ihn war. Aber erst, nachdem er sich um die beiden Männer gekümmert hatte. Sie würden nie dazu lernen, ihn nie in Ruhe lassen. Mit einem sarkastischen Grinsen winkte er ihnen zu, überquerte die Straße und achtete darauf, dass sie ihm folgten.

Gabriel stieß einen Seufzer aus, als Sam fort war, runzelte die Stirn. Warum fühlte sie sich plötzlich wie die Böse in diesem Szenario? Sie wollte nur, dass ihre Nichte in Frieden leben konnte. Dass die Welt mit ihrem Tod nicht unterging.

Was sie gesehen hatte, verfolgte sie bereits seit Jahren. Irgendwie musste es möglich sein, Lizzies Schicksal zu ändern. Gabriel konnte und wollte sich nicht damit abfinden, dass es das gewesen sein sollte. Lizzie war jung, sie hatte Pläne und ihr ganzes Leben noch vor sich. Hatte diese Begegnung mit Sam am Fluss ihr Schicksal damals besiegelt, waren ihrer beider Leben miteinander verknüpft?

Wenn sie sich nur irren würde. Es gab nichts, was Gabriel sich Sehnlichster wünschte. Doch sie wusste, dass ihre Versuche dennoch keinen Erfolg tragen würden. Nicht nur, weil Lizzie und Sam offensichtlich nicht vorhatten, sich voneinander fernzuhalten. Sondern auch, weil sie den Lauf der Dinge bisher nie hatte aufhalten können.

Kapitel 2: Sorgen und Tee

“All I wanted was to make you mine

I never wanted

I never wanted to say goodbye.”

Boy Epic- Hopeless

Das Herz klopfte Lizzie bis zum Hals. Sie steckte die zitternden Hände in die Jackentasche und wandte sich in Richtung Forb- Wald, nach Hause. Es war nicht weit, lediglich die Straße entlang, und über die Brücke. Raphael und sie waren die Einzigen, die dort wohnten. Früher war es das Haus ihrer Mutter Elizabeth gewesen, doch nach ihrem frühen Tod erbte Raphael es. Lizzie liebte dieses kleine Haus im Wald.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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