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Um den Berliner Sorgen zu entfliehen, verbringen der Ich-Erzähler und seine Geliebte, 'Prinzessin' Lydia, einen mehrwöchigen Urlaub auf dem wunderschönen schwedischen Schloss Gripsholm. Besuch aus der Hauptstadt von Lydias Freundin Billie bricht die romantische Zweisamkeit auf und es entspinnt sich, auch in erotischer Hinsicht, ein sommerlich-zartes, reizvolles Spiel einer Liebe zu dritt. Erst als sie gemeinsam ein kleines Mädchen aus einem tyrannisch geführten, nahe gelegenen Kinderheim befreien, wird die verträumte Leichtigkeit ihrer 'Idylle auf Zeit' empfindlich gestört. Die Begegnung mit Angst und Unterdrückung ruft sie ins wirkliche Leben zurück.
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Kurt TucholskySchloss Gripsholm
Kurt Tucholsky
Eine Sommergeschichte
Kurt Tucholskys Sommergeschichte erschien zuerst 1931 bei Rowohlt in Berlin.
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet unter http://dnb.ddb.de abrufbar.
© 2006 Anaconda Verlag GmbH, Köln
Alle Rechte vorbehalten.
ISBN 978-3-938484-71-5
eISBN 978-3-7306-9004-8
Wir können auch die Trompete blasen
Und schmettern weithin durch das Land;
Doch schreiten wir lieber in Maientagen,
Wenn die Primeln blühn und die Drosseln schlagen,
Still sinnend an des Baches Rand.
Storm
Ernst Rowohlt Verlag
Berlin W 50
Passauer Straße 8–9
8. Juni
Lieber Herr Tucholsky,
schönen Dank für Ihren Brief vom 2. Juni. Wir haben Ihren Wunsch notiert. Für heute etwas andres.
Wie Sie wissen, habe ich in der letzten Zeit allerhand politische Bücher verlegt, mit denen Sie sich ja hinlänglich beschäftigt haben. Nun möchte ich doch aber wieder einmal die »schöne Literatur« pflegen. Haben Sie gar nichts? Wie wäre es denn mit einer kleinen Liebesgeschichte? Überlegen Sie sich das mal! Das Buch soll nicht teuer werden, und ich drucke Ihnen für den Anfang zehntausend Stück. Die befreundeten Sortimenter sagen mir jedes Mal auf meinen Reisen, wie gern die Leute so etwas lesen. Wie ist es damit?
Sie haben bei uns noch 46 RM gut – wohin sollen wir Ihnen die überweisen?
Mit den besten Grüßen
Ihr (Riesenschnörkel) Ernst Rowohlt
10. Juni
Lieber Herr Rowohlt,
Dank für Ihren Brief vom 8.6.
Ja, eine Liebesgeschichte … lieber Meister, wie denken Sie sich das? In der heutigen Zeit Liebe? Lieben Sie? Wer liebt denn heute noch?
Dann schon lieber eine kleine Sommergeschichte.
Die Sache ist nicht leicht. Sie wissen, wie sehr es mir widerstrebt, die Öffentlichkeit mit meinem persönlichen Kram zu behelligen – das fällt also fort. Außerdem betrüge ich jede Frau mit meiner Schreibmaschine und erlebe daher nichts Romantisches. Und soll ich mir die Geschichte vielleicht ausdenken? Fantasie haben doch nur die Geschäftsleute, wenn sie nicht zahlen können. Dann fällt ihnen viel ein. Unsereinem …
Schreibe ich den Leuten nicht ihren Wunschtraum (»Die Gräfin raffte ihre Silberrobe, würdigte den Grafen keines Blickes und fiel die Schlosstreppe hinunter«), dann bleibt nur noch das Problem über die Ehe als Zimmer-Gymnastik, die »menschliche Einstellung« und all das Zeug, das wir nicht mögen. Woher nehmen und nicht bei Villon stehlen?
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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