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Das Standardwerk zur Attraktivitätsforschung Schon ein hübsches Baby erfährt mehr Zuwendung als ein weniger hübsches. Die schöne Kellnerin bekommt mehr Trinkgeld als ihre weniger ansehnliche Kollegin, der attraktivere Bewerber ein höheres Gehaltsangebot, der besser aussehende Politiker mehr Stimmen. Schönheit ist ein Skandal. Warum hat Schönheit so viel Macht über uns? Warum beschäftigt sich unsere Kultur so besessen mit dem Aussehen? Doch was heißt hier eigentlich "schön"? Was zieht uns an einem schönen Gesicht so magisch an? Und überhaupt: Ist Schönheit nicht relativ? Ulrich Renz nimmt seine Leser mit auf eine Entdeckungsreise in eines der spannendsten Felder, das die Wissenschaft zu bieten hat: die Attraktivitätsforschung. Schönheit. Eine Wissenschaft für sich ist nicht nur ein packender Wissenschaftsreport, sondern auch die Geschichte einer schwierigen Liebe, die uns Menschen seit jeher bezaubert und irritiert.
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Ulrich Renz
Schönheit
Eine Wissenschaft für sich
Die gedruckte Originalausgabe erschien 2006 im Berlin Verlag, Berlin, die Taschenbuchausgabe 2008 im Verlag Bloomsbury, Berlin
Die vorliegende Ausgabe ist um ein Kapitel (Kap. 13 der Originalausgabe) gekürzt
© dieser Ausgabe: Ulrich Renz, November 2012
Alle Rechte vorbehalten
Umschlaggestaltung: Mirjam Bödeker, Lübeck
Besuchen Sie den Autor auf www.schoenheitsformel.de
Um den Lesefluss nicht unnötig zu stören, sind im Text nur wenige Endnoten eingefügt – nämlich diejenigen, die für den Laien von unmittelbarem Interesse sind. Alle anderen Anmerkungen, Kommentare und Quellenangaben finden Sie unter der Rubrik „Fußnoten“ auf der Homepage www.schoenheitsformel.de, die dieses Buch begleitet. Dort findet sich auch die Liste der verwendeten Fachliteratur sowie Empfehlungen für weiterführende Literatur.
Dank
Der Rohstoff dieses Buches sind die Erkenntnisse, die Wissenschaftler rund um den Globus erarbeitet haben. Ihnen allen sei gedankt, allen voran denjenigen, die mir ihre Zeit zum Gespräch geschenkt haben.
Bei meinem Bruder, Herbert Renz-Polster, bedanke ich mich für die Hartnäckigkeit, mit der er dem Manuskript zu Leibe gerückt ist; bei meinem Sohn, Paul Bödeker, für die Gestaltung der buchbegleitenden Website; und bei meiner Frau, Kirsten Bödeker, für ihr Talent im Umgang mit Text und Autor.
Eine Warnung vorweg
Erster Teil Die Suche nach der Schönheitsformel
1 Alles Ansichtssache?
Schönheit – Lust und Laster
Mittelalter: Schönheit zwischen Körper und Geist
Renaissance: Schönheit ohne Wenn und Aber
Pariser Arsch und Hühnerkorb
Bürgerliches Zeitalter: Die Erfindung des schönen Geschlechts
Vom schönen zum schwachen Geschlecht
Problemfall schöner Mann
Lässt sich Schönheit messen?
Hot or Not?
Wir sind uns (ziemlich) einig
Wie Kinder Schönheit sehen
Universales Schönheitsradar?
Der Körper als Gesamtkunstwerk: Die Macht der Mode
2 Schönheit – nichts als Durchschnitt?
»Attraktive Gesichter sind nur Durchschnitt«
Schönheit im Donau-Einkaufszentrum
Oberflächliche Schönheit?
Goldstandard Symmetrie?
Symmetrie gegen Durchschnitt
Schönheit – mehr als Durchschnitt
Verschärft schön
Verführung Volljähriger
Wie viel Bambi gehört in die Schönheitsformel?
Reife Frauen
Kind, Frau, Freund. Auf die Mischung kommt es an
Fenster zur Seele
Was den Mann schön macht
Der Mörder im Mann
Frauen wollen mehr
Widerspenstige Schönheit
Das Geheimnis
3 Schönheit im Kopf
Die Sprache des Gesichts
Gefühlvoller Mandelkern
Mit den Augen fängt alles an
Die Schokoladenseite
Die verborgenen Bahnen der Schönheit
Schönheit belohnt
Schönheit, Koks und Kant
Im Auge der Schönheit
Mensch, nur ein Lächeln …
4 Kurvenreiche Schönheit. Wie viel Fett enthält die Schönheitsformel?
Durch dick und dünn
Die Geburt des fettfreien Menschen
Der Motor der Mode
Die magische 0,7
Traumbodys
Rätsel Busen
Von Größe und Hoheit
Lange Beine – kleine Füßchen
Vornehme Blässe
Warum blond sexy ist
Zweiter Teil Warum es Schönheit gibt
5 Sex, Lügen und Sekundenkleber
Darwins Rätsel
Überleben der Schönsten
Seit wann gibt es eigentlich Schönheit?
The trend is your friend
Wo bleibt die Qualität?
Noch mal: Symmetrie
Ehrlich währt am längsten
Der Umweg ist das Ziel
Der Preis der Schönheit
Vernunft gegen Geschmack?
Der nackte Affe
6 Sapiens mal wieder die Ausnahme?
Männer ticken anders. Frauen auch
Die Qual der Wahl
Das schöne Geschlecht
Schönheit ist (zuallererst) weiblich
Zyklische Schönheit
Gute Gene – für jeden etwas anderes
Wie riecht Schönheit?
Immer der Nase nach
Der Netrebko-Effekt
7 Schönheit – nur ein Vorurteil?
Kontrastprogramm
Was hinter dem Durchschnitt steckt
Was der Bauer nicht kennt …
Das Prinzip Übertreibung
Gipfelverschiebung macht die Welt bunter
Evolution nach Art der Mode
Hühnchen bevorzugen schöne Menschen
Ist Schönheit vielleicht nur die Abwesenheit von Hässlichkeit?
Gesichter können täuschen
Geist gegen Materie
8 Schöne Theorien?
Blonds have more fun
Noch mal: Gute Gene
Symmetrisch liebt sich’s schöner?
»Warum die Schönen intelligenter sind«
Die Spur der Hormone
Busenhandicap
Schlechte Gene
Passende Gene?
Reine Mode?
Multikulti-Runaway
Bruttoschönheitsprodukt
Warum (menschliche) Schönheit weiblich ist
»Schönheit ist Macht«
Schönheit ist mehr
Dritter Teil Schön und gut
9 Den Schönen gibt’s der Herr im Schlaf
Halo-Effekt und andere Peinlichkeiten
Wie viele Küsse Kinder kriegen
Schöne bekommen bessere Noten
Im Zweifel für die Schönen
Hilf dir selbst – oder sei schön
Verkaufstalent Schönheit
10 Schönheitskapitalismus
Warum Schöne mehr Urlaub machen
Warum Schönheit zählt
Hünen in Nadelstreifen
Kennedy, Condi & Co.: Warum wir Schönheit wählen
Weshalb die Reichen die schöneren Kinder haben
Bonität durch Attraktivität
Anatomie einer Klassengesellschaft
Das bevorzugte Geschlecht
Das Martyrium der Hässlichen
Der Mensch und seine Monster
11 Selbsttäuschung als Programm?
Schön und gut. Die Geschichte eines Missverständnisses
Mittelalter: Schönheit wird göttlich – und gefährlich
Kreuzzug gegen die Schönheit
Andere Völker, andere Sitten?
Nichts als Worte?
Mentaler Mixer – von Kindesbeinen an
Der Wert der Verwechslung
Wissen hilft
12 Schön, smart und glücklich?
Vorurteil oder traurige Wahrheit?
Ein Körnchen Wahrheit?
Warum sind die Schönen besser?
Von Schönheit unbeeindruckt?
Eine Frage der Stichprobe?
Macht Schönheit glücklich?
Die dunkle Seite des Stereotyps
Problemfall Superschöne
Bin ich gemeint?
Bei dir bist du schön
Vierter Teil Und erlöse uns von der Schönheit?
14* Ausweitung der Problemzone(n)
Forever young
Zur Knechtschaft befreit?
Der medial-industrielle Komplex
Wie neue Krankheiten entstehen
Schönheit auf allen Kanälen
Vergleichsweise hässlich?
Glücksphantasie Schönheit
Eine einzigartige Macke?
15 Schönheit in Zeiten ihrer Machbarkeit
Schön gemacht
Schönheit aus der Retorte
Schönheit im digitalen Zeitalter
Der Fall Sloggi
Öfter mal was Neues
Schöner Mann ante portas?
Schöner, schlanker, jünger?
16 Jenseits des Schönheitswahns
Das unbarmherzige Geschlecht
Aber irgendjemand muss doch schuld sein!
Und wennschon?
Schönheit – ein Spiel
Die Schönheitsfalle
Die hohe Kunst der Schönheitsabwehr
Aufruhr in der Luft
Schönheit, Trauer und Tod
Bildnachweis
Anmerkungen
Flughafen Detroit, eine Wartehalle wie überall auf der Welt: viel Gewusel und Lärm, Krawattenmenschen, ein paar Urlauber. Leute, die nichts wie weg wollen. Lange Reihen von Plastiksitzen, unterbrochen von Tischchen mit braunen Glasplatten, darauf volle Aschenbecher. Ja, Aschenbecher: Wir befinden uns mitten in den siebziger Jahren.
Ein Herr mit Hut steht von seinem Sitz auf und geht zu einer der Telefonzellen im Hintergrund. Als er die Tür öffnet, fällt sein Blick sofort auf den Klarsichthefter auf der Ablage. Er nimmt ihn zur Hand und blättert darin. Offenbar handelt es sich um die Bewerbung einer Highschool-Absolventin um einen Studienplatz im Fach Psychologie. Obendrauf auf die Mappe ist eine handschriftliche Notiz geheftet: »Lieber Papa, ich wünsch dir eine gute Reise! Bitte denk daran, die Bewerbung noch vor deinem Flug abzuschicken. Deine Linda.« Nachdem er seinen Telefonanruf erledigt hat, schaut der Herr noch einmal kurz auf das Passbild auf dem Lebenslauf und nimmt die Unterlagen – unter denen sich wie durch ein Wunder auch ein frankierter Briefumschlag befindet – an sich. Er hat noch genug Zeit, um sie im Postamt des Flughafens aufzugeben.
Was der Mann mit dem Hut nicht weiß: Er nimmt gerade an einem psychologischen Experiment teil. Und genauso wenig weiß er, dass an diesem Tag noch 502 andere Passanten irgendwo auf dem Detroiter Flughafen in herrenlosen Bewerbungsmappen blättern, die alle absolut identisch sind: gleicher Name, gleiche Adresse, gleiche Zeugnisse – nur das Foto ist jedes Mal ein anderes. Manche Mappen werden zurückgeschickt, andere nicht. Hinter der angegebenen Adresse steckt kein anderer als der Mann, der den ganzen Betrug organisiert hat: Richard Lerner, ein Sozialpsychologe von der Eastern Michigan University. Zusammen mit seinen Kollegen will er die Frage klären: Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Attraktivität der Bewerberin und der Rücklaufquote? Die Antwort steht ein paar Monate später im Journal of Experimental Social Psychology: je schöner das Gesicht auf dem Foto, desto hilfsbereiter sind die Geister.
Willkommen im Reich der Attraktivitätsforschung. Die Gruppe um Richard Lerner gehört zu einem kleinen Kreis von Pionieren, die unser Aussehen als wissenschaftliches Thema entdeckt haben. Heute hat Schönheit – unter ihrem akademischen Pseudonym »physical attractiveness« – Konjunktur in der Forschung. Jedes Jahr erscheinen Hunderte von wissenschaftlichen Publikationen in allen nur erdenklichen Disziplinen.
Auf den kommenden Seiten werden Sie die wichtigsten Ergebnisse der Attraktivitätsforschung kennen lernen. Ich werde Sie durch ein Forschungsgebiet führen, dessen Erkenntnisse ein vollkommen neues Bild eines uralten Rätsels zeichnen. Wir werden bei unserer Erkundung durch viele Provinzen kommen, die unterschiedlichsten Gedankengebäude besichtigen, in Zement gegossene Theorien, waghalsige Hypothesen und luftige Spekulationen.
Ab und zu werden wir uns für eine Verschnaufpause hinsetzen und darüber nachdenken, was Schönheit mit uns selber und unserer Gesellschaft zu tun hat. Warum ist Schönheit so wichtig? Was ist vom Schönheitskult unserer Tage zu halten? Waren andere Epochen weniger schönheitsfixiert?
Aber Achtung. Schönheit ist kein Stoff wie jeder andere. Sie kommt mit einem langen Beipackzettel.
Als vor fünf Jahren die Idee zu diesem Buch so weit gediehen war, dass ich sie probehalber in einem privaten Literaturkreis vorstellen konnte, erlebte ich hautnah mit, was für eine Sprengkraft in dem Thema liegt. Die Reaktionen reichten von Begeisterungsstürmen bis zu zugeschlagenen Türen. Zurück blieb eine erste Ahnung davon, dass es gute Gründe gibt, kein Buch über Schönheit zu schreiben.
Schönheit ist vermintes Gelände. Schon die Tatsache, dass die einen sie haben und die anderen nicht, macht die Sache brisant.
Dass ihr Besitz gänzlich unverdient ist, macht alles noch schlimmer. Mit welchem Recht bekommt eigentlich ein hübsches Kind in der Schule mehr freundliche Worte, Zuwendung und bessere Noten? Ein gut aussehender Einbrecher vor Gericht eine mildere Strafe als einer mit weniger angenehmem Äußeren? Eine schönere Patientin mehr Aufmerksamkeit von ihrem Arzt?
Schönheit ist ein Affront gegen einen unserer heiligsten Werte: dass alle Menschen mit den gleichen Chancen ins Leben starten.
Ein Affront auch gegen unseren Verstand. Im Bannkreis der Schönheit werfen wir Vernunft, Kritikfähigkeit und Menschenkenntnis mit einem Jubelschrei über Bord. Schönheit täuscht, und wir lassen uns täuschen. Nicht auf Herzensgüte, Charakterstärke, Treue oder Originalität bauen wir unser Urteil über unsere Mitmenschen, sondern allzu oft auf die bloße Verpackung drum herum, die alleräußerlichste aller Äußerlichkeiten, von der wir nicht einmal benennen können, was ihren Reiz eigentlich ausmacht, und die uns trotzdem mit der Macht einer Naturgewalt anzieht.
Schönheit ist ein Skandal. Kein Wunder, dass wir uns um Distanz bemühen. »Schönheit liegt im Auge des Betrachters«, sagen wir gerne und meinen es durchaus ernst. Hat nicht jeder Mensch seine eigenen Vorstellungen von Schönheit? Und ist nicht jeder Mensch auf seine Weise schön? Ist Schönheit nicht reine Ansichtssache?
Wenn ich die Antwort der Attraktivitätsforschung hier schon vorwegnehme, dann deshalb, weil sie für das Fachgebiet – und dieses Buch – von zentraler Bedeutung ist. Wie sollte man sich über etwas verständigen, was jeder anders sieht?
Die Antwort der Wissenschaft lautet klipp und klar: Schönheit ist alles andere als relativ. Quer durch alle Schichten der Gesellschaft, durch alle Kulturen und Kontinente, unabhängig von Alter, Beruf oder Geschlecht – überall werden dieselben Gesichter als attraktiv wahrgenommen.
Natürlich gibt es Geschmacksunterschiede, Moden und Marotten. Es gibt nicht ein Schönheitsideal, sondern sechs Milliarden. Sie überschneiden sich jedoch in erstaunlichem Maße. Sie enthalten einen gemeinsamen »harten Kern«, einen universalen Konsens, der alle Zeiten und Kulturen verbindet. Auch wenn sich die Dialekte der Schönheit unterscheiden, ihre Sprache ist immer und überall dieselbe.
Dieser Befund liegt denkbar quer zur allgemein verbreiteten Weltsicht, vorneweg der feministischen. Die Frauenbewegung hatte die bislang radikalste Antwort auf den Skandal der Schönheit gefunden: Sie erklärte Schönheit zu einer Erfindung – einem Mythos, von den Männern in die Welt gesetzt, um Frauen auf ihre Rolle als Lustobjekt festzunageln (und dabei perfiderweise noch Geld zu verdienen, indem sie ihnen Schminke und Dauerwellen verkaufen).
Die Ergebnisse der Attraktivitätsforschung – die übrigens zu einem großen Teil von Wissenschaftlerinnen betrieben wird – unterstützen diese These nicht. Schon ein nur wenige Tage altes, vom Patriarchat noch nicht beeinflusstes Baby blickt ein schönes Gesicht länger an als ein weniger schönes.
Ein weiterer Grund, warum Schönheitsforschung lange Zeit der Geruch von politischer Unkorrektheit anhing, hat mit einem Brille tragenden Ameisenforscher von der Universität Harvard zu tun. Edward O. Wilson veröffentlichte 1975 ein drei Kilo schweres Buch mit dem Titel Soziobiologie, in dem er das tierische Sozialverhalten aus dem Blickwinkel der Evolutionstheorie beschreibt. Das Werk hätte sich wohl einer ruhigen Zukunft in den Regalen der Universitätsbibliotheken erfreut, wenn der Autor es sich hätte verkneifen können, in einem Kapitelchen am Schluss des Werkes auf ein paar Aspekte menschlichen Sozialverhaltens einzugehen – beispielsweise Inzestvermeidung, Geschlechterrollen und Altruismus. Seiner Ansicht nach ließen sich auch diese Verhaltensweisen biologisch erklären.
Was für unsere heutigen Ohren recht harmlos klingt, war seinerzeit reines Plutonium – eine Kampfansage an den unter Sozialwissenschaftlern herrschenden Konsens, wonach soziales Verhalten ausschließlich erlernt ist. Jede Deutung menschlichen Verhaltens aus seinen Erbanlagen galt – in Reaktion auf Hitlers Rassenwahn und Menschenzucht-Phantasien – als verpönt und reaktionär.
Was hat unser Ameisenforscher nun mit Schönheit zu tun?
Ziemlich viel. Das inkriminierte Kapitel war der Startschuss für eine neue Disziplin, die sich für die Schönheitsforschung als außerordentlich fruchtbar erweisen sollte: die Evolutionspsychologie. Von nun an war Schönheit – vorher fast ausschließlich von Psychologen beackert – auch ein biologisches Problem. Die Evolutionspsychologie ging über das Beschreiben von Zusammenhängen (beispielsweise zwischen der Attraktivität eines Menschen und der Anzahl seiner Sexualpartner) hinaus und fragte nach dem evolutionären »Sinn« hinter den Daten. Welchen Vorteil hatten unsere Vorfahren von einem geschärften Schönheitssinn? Das neue Fachgebiet brachte schon bald die ersten zusammenhängenden Theorien der Schönheit hervor, deren Stichhaltigkeit zwar nicht immer mit ihrer Originalität mithalten konnte, die aber in jedem Fall frischen Wind in die Schönheitsdebatte brachten.
Inzwischen hat sich der Streit um das »angeborene« und »erlernte« Sozialverhalten etwas entschärft. Trotzdem zieht sich der Marianengraben zwischen den Denkschulen bis heute durch alle Wissenschaftsgebiete, die sich mit menschlichem Verhalten beschäftigen. Selbstverständlich kommen in diesem Buch beide Seiten zu Wort. Zu einem aktuellen Gesamtbild der Schönheit tragen alle an ihrer Erforschung beteiligten Fachgebiete bei, von den Sozialwissenschaften über die Evolutionsbiologie bis zu den Geschichts- und Wirtschaftswissenschaften. Wer einfache Erklärungen aus einem ideologischen Guss sucht, wird enttäuscht sein. Wer neugierig ist, die verschiedenen Schubladen aufzuziehen und in ihnen zu stöbern, wird auf seine Kosten kommen.
Dieses Buch wendet sich an Laien. Ich habe es jedoch in der Überzeugung geschrieben, dass auch ein allgemein verständliches Buch nicht unwissenschaftlich sein muss. Seriosität und leichte Schreibe sind keine Gegensätze. Ich habe deshalb alle Fakten, Hypothesen und Argumente mit Verweisen auf die Fachliteratur untermauert. Um den Lesefluss jedoch nicht unnötig zu stören, sind im Text nur wenige Anmerkungen mit Ziffern markiert, die auf Endnoten verweisen – nämlich diejenigen, die für den Laien von unmittelbarem Interesse sind. Alle anderen Anmerkungen, Kommentare und Quellenangaben finden Sie auf der Homepage www.schoenheitsformel.de unter der Rubrik „Fußnoten“ – kapitelweise geordnet. Dort finden sich auch die Liste der zitierten Fachliteratur sowie eine Zusammenstellung von Literaturempfehlungen.
Bevor wir uns nun aufmachen, muss ich noch definieren, wie ich den Begriff »Schönheit« in diesem Buch verstehe und verstanden haben will. Nach allem, was Sie bisher gelesen haben, wissen Sie schon, dass es um die menschliche Schönheit geht – um unseren Körper und unser Gesicht. Es geht nur am Rande um die Schönheit von Kunstwerken, und es geht nicht um allgemeine Theorien des Schönen, wie sie unter der Flagge »Ästhetik« durch die Philosophie segeln.
Schönheit nur körperlich? Ist das nicht ein bisschen wenig? Wo bleibt die »innere Schönheit«, von der die Rede geht, sie sei die bessere Schönheit?
Selbstverständlich ist das, was uns an einem Menschen anzieht, mehr als sein bloßes Aussehen. Haltung, Gestik, Mimik, Stimme, Geruch, Lebendigkeit, Witz, Mitgefühl, Intelligenz tragen mindestens genauso viel zur Anziehungskraft eines Menschen bei wie die Optik. Manche Schönheit verflüchtigt sich in dem Moment, wo der oder die Schöne den Mund aufmacht.
Diese Faktoren werden zwar alle berührt und berücksichtigt, aber der Schwerpunkt des Buches liegt auf der körperlichen Schönheit. Dieses Buch handelt vom Äußeren und nicht vom Inneren.
Warum wurde dieses Buch geschrieben?
Mit dieser Frage ist es Zeit für ein Geständnis.
Schönheit hat mich erwischt, spätestens, seit ich zum ersten Mal das Märchen von Schneewittchen vorgelesen bekommen habe. Schönheit hat mich in Bann geschlagen, sie berührt mich und beglückt mich. Aber genauso quält sie mich auch, denn sie macht mich unfrei, närrisch, kindisch.
Mit diesem Buch habe ich versucht, hinter ihren Zauber zu kommen. Hat er dadurch an Macht eingebüßt?
Dass ich nicht lache.
Lübeck, im Februar 2006
In jeder Diskussion über Schönheit kommt früher oder später (meist früher) der empörte Ausruf: »Aber Schönheit ist doch relativ!« Ein Einwurf, der sich der breitesten Zustimmung sicher sein kann. »Stimmt«, hört man dann, »jeder ist auf seine Art schön.« Oder: »Schönheit liegt doch im Auge des Betrachters.« – »Geschmackssache …« – »Der eine mag blond, der andere braun, der eine Dünne, der andere etwas Mollige …«
Bei diesem Stichwort wird in aller Regel Rubens in Stellung gebracht: »Früher konnten die Frauen nicht drall genug sein …«
Geht die Diskussion nicht in allgemeinem Kopfnicken unter, wird zum Abschluss gern noch eine Wunderkerze angezündet:
»Schönheit kommt sowieso von innen.« Damit scheint alles gesagt.
Alles?
Die besten Argumente fehlen sogar noch: die affigen Perücken des Barock, die leichenblasse Haut des Rokoko, die mit Pfählen durchbohrten Lippen der Amazonas-Indianer, die abgefeilten Schneidezähne der Aborigines. Die Schönheitsformel scheint reichlich Variablen zu enthalten.
Ist Schönheit also reine Ansichtssache?
Dass die Antwort am Ende klipp und klar »nein« lautet, habe ich schon im Vorwort verraten. Warum sie nein lautet, ist die eigentlich spannende Geschichte. Bevor wir uns jedoch in die Labors der Forscher begeben, nehme ich Sie mit auf eine Reise in die Vergangenheit. Wer nach Antworten sucht, ist gut beraten, erst einmal dort zu stöbern, wo er herkommt.
Fangen wir mit den alten Ägyptern an. Nicht, weil sie etwa die Schönheit erfunden hätten, sondern weil ihr Schönheitssinn so reichhaltige Spuren hinterlassen hat. Mitten in Berlin steht die Büste der Nofretete (deren Name so viel bedeutet wie »die Schöne ist gekommen«); sie ist heute noch genauso das Sinnbild der Schönheit, das sie vor über drei Jahrtausenden am Nil war. Zu ihrer Zeit blühte im Land der Pyramiden ein regelrechter Schönheitskult. Auf Wandmalereien sehen wir junge Mädchen von exquisiter Anmut, mit übergroßen Glutaugen, vollen Lippen und kleinen, hochsitzenden Brüsten (s. Abb. 1). Der Schönheitskanon der ägyptischen Aristokratie bevorzugt Schlankheit, Klarheit und starke Kontraste. Beide Geschlechter sind am ganzen Körper enthaart, tragen dunkle Langhaarperücken und dickes Make-up, die Brauen sind ausgezupft und mit einem schwarzen Strich nachgezeichnet, die Augen mit Kohle abgesetzt, die Lippen rot geschminkt. Die Figur wird durch eng anliegende Kleidung aus plissiertem Leinen betont. Männer tragen Lendenschürze, auch sie sind schlank und haben mit ihren glatten Gesichtern etwas Mädchenhaftes – denken wir nur an Nofretetes Mann Amenophis IV., der sich später Echnaton nennen lässt; oder an Tutenchamun, seinen Schwiegersohn, dessen goldene Totenmaske das besitzt, was die Ägypter als Schönheit definierten: »Eine Ausstrahlung, die im Betrachter Liebe erzeugt.«
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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