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Es geht in diesem Buch um die Verrücktheit der Menschenwelt, die aus den Fugen geraten ist und den Versuch das alles zu verstehen in zum Teil drastischen Überhöhungen. Dabei blitzen aber auch immer wieder eigene Erinnerungen auf wie die "Taschenmessergeschnitzten wasserräder aus weidenstöckchen" oder filigrane Naturerscheinungen wie "Die ganze himbeerzarte welt in einem Tropfen tau an der spitze eines grashalmes" ... neben totalen Zerstörungen: "Sie haben den planeten tatsächlich in die luft gejagt sitzen jetzt auf den bruchstücken" ... Unsere Bemühungen der Wirklichkeit hinters Licht zu schauen sind ... "wie der versuch einen blecheimer voll sonnenlicht in die nacht schütten zu wollen um die vogellaute sichtbar zu machen bevor die orchideen erwachen" Die Texte bewegen sich im Spannungsfeld zwischen der Schwerkraft die alles zusammen hält und einer Weite nach der sich die Seele sehnt: "die seele wirft keinen schatten - er wäre so groß wie drei sonnen." Sie werden treffend ergänzt mit Bildern und Kollagen des Künstlers Juri Mann.
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Seitenzahl: 33
Das Knistern der Mohnblüten
Wirr \ tuelle Welt
Sicher wie ein Amen des Teufels
Sonnenflecken im Mondlicht
Irrlichter
Die erste blühwelle überflutet
Die landschaft erst überwiegend
Obstblütenweiß anhimmelnd dann
Erdwärts blumenbunt getüpfelt
Da hinein klatscht die mohnrote welle
Über nacht in in die sommergeil grünen
Hänge über denen das reine mailicht
Auf gischtet in eine neue freiheit
Nach längerem regen geht die sonne
Baden in aufquellendem grün und roten
Pfützen aus abgeschlagenen mohnblüten
Schwebfliegen hängen wie
Bernsteinperlen in einem strom aus licht
In dem alles so nah wirkt durch
Das brennglas frisch gewaschener luft die
Zum trocknen über dem garten hängt
Schweres taubengegurre wälzt sich
Durch transparente morgenluft
Sie wissen nicht dass sonntag ist
Aber frühsommer ...
Die turtelrufe verstummen
Zwei haben sich gefunden
Baden in der feierlichen morgenstille
Einer trügerischen zweisamkeit
Die sonne zieht bäume in den himmel
Das bombardement aus licht abzufangen
Ihre grünen schatten durch zu füttern
Die im winter am boden liegen
Licht tappt in die baumfalle wo es im
Dunkeln grünfutter für das leben
Kochen muss um gleich wieder das weite
Zu suchen -
Es ist einfach nicht aufzuhalten
Beliebiger sommertag der sich einheizt
Der wind hat sich hinter das treibhaus
Verdrückt und der amsel fällt keine neue
Strophe mehr ein aber mir ein gedicht das
Wohl nie einer lesen wird
Alles ist da wo es sein soll und wo es
Keiner vermutet
Die sonne schuftet tag und nacht
Umsonst in ihrem reaktor selbst-
Verständlich ohne schutzbekleidung
Aber wie lange soll das so weitergehen bis
Auch der kirchturmuhr das räderwerk um
Die ohren fliegt und die trägen stunden in
Sekundenschnelle auseinander treibt?
Libellenräder surren wieder
Der sumpfige teich spiegelt
Eine stille in den nachmittag die
Den fröschen fast die schallblasen
Eindrückt und in seerosenblüten stürzt
Die sich einer lichtgefüllten leere öffnen
Da hinein die eiablge der libellen damit
Das rad hinter der stille sich weiter dreht
Diese blattgrünen baumlippen
Schattenflüsterer für windworte
Regengebete und schweigemelodien
Tage an denen der wind sich in
Seine geballten fäuste zurückzieht
Um sich den machenschaften einer
Sonne entgegenzustellen welche die
Ganze himbeerzarte welt in einem
Tropfen tau an der spitze eines gras-
Halmes in einen stillen sommermorgen
Spiegelt - und nicht nur das …
Sie haben den planeten tatsächlich in die luft
Gejagt sitzen jetzt auf den bruchstücken und
Merken nicht dass sie davon fliegen - ihre welt
Ist halt nur kleiner geworden übersichtlicher -
Sie halten das tosen für ein sommergewitter
Den lichtblitz für einen vorübergehenden
Schwächeanfall der sonne den staub für sahara-
Wind der den sommer zurück bringen soll
Ein sommer in dem die erde in die luft fliegt
Und sie nichts bemerken weil ihnen schon so
Vieles um die ohren geflogen ist und sie nicht
Wussten warum aber
Diesmal ist es ernst also beginnen sie zu tanzen
Bevor auch noch ihr handy in die suppe fällt …
Was hätte alles aus den träumen der nacht-
Kerzen werden können hätte man sie nur öfter
Aus dem keller geholt und ihren duft den
Nachtfaltern geschenkt
Sie laufen über schmelzende eisgrate
In dem glauben sie seien fest
Es herrscht hochbetrieb
Der versuch die kältegrade der haut
Anzupassen scheitert weil die seele am
Gipfelkreuz erfriert und das sommer-
Warme leben bereits auf dem abstieg ist
Die höchste jahreszeit in den niederungen
Ist nur noch ein bestechlicher handlanger
Eines überalterten klimas das sie auf die
Spitzen treibt - längst vergessen ist auch
Das uralte wissen welcher art dunkelheit
Die zartesten knospen entspringen
Über uns schweigt das blaue sommermeer
Schwarze schwalbenkörper zucken auf
Pflücken insekten aus ihrem luftgarten
In gehöften schießen aus nestern
Rotwülstige hungerschnäbel empor ...
Ein sommer ohne schwalben eine
Zeigerlose uhr auf der nichts mehr kreist
Leere nester als epitaphen der zeit
Das uhrwerk hört auf zu zwitschern
In den wäldern fallen die luftwurzeln
Vor trauer ins moos ...