Schwerkraft und Weite - Hubert Achenbach - E-Book

Schwerkraft und Weite E-Book

Hubert Achenbach

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Beschreibung

Es geht in diesem Buch um die Verrücktheit der Menschenwelt, die aus den Fugen geraten ist und den Versuch das alles zu verstehen in zum Teil drastischen Überhöhungen. Dabei blitzen aber auch immer wieder eigene Erinnerungen auf wie die "Taschenmessergeschnitzten wasserräder aus weidenstöckchen" oder filigrane Naturerscheinungen wie "Die ganze himbeerzarte welt in einem Tropfen tau an der spitze eines grashalmes" ... neben totalen Zerstörungen: "Sie haben den planeten tatsächlich in die luft gejagt sitzen jetzt auf den bruchstücken" ... Unsere Bemühungen der Wirklichkeit hinters Licht zu schauen sind ... "wie der versuch einen blecheimer voll sonnenlicht in die nacht schütten zu wollen um die vogellaute sichtbar zu machen bevor die orchideen erwachen" Die Texte bewegen sich im Spannungsfeld zwischen der Schwerkraft die alles zusammen hält und einer Weite nach der sich die Seele sehnt: "die seele wirft keinen schatten - er wäre so groß wie drei sonnen." Sie werden treffend ergänzt mit Bildern und Kollagen des Künstlers Juri Mann.

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Seitenzahl: 33

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Inhalt

Das Knistern der Mohnblüten

Wirr \ tuelle Welt

Sicher wie ein Amen des Teufels

Sonnenflecken im Mondlicht

Irrlichter

Das Knistern der Mohnblüten

MOHNFEUER

Die erste blühwelle überflutet

Die landschaft erst überwiegend

Obstblütenweiß anhimmelnd dann

Erdwärts blumenbunt getüpfelt

Da hinein klatscht die mohnrote welle

Über nacht in in die sommergeil grünen

Hänge über denen das reine mailicht

Auf gischtet in eine neue freiheit

GRÜNE STIRN

Nach längerem regen geht die sonne

Baden in aufquellendem grün und roten

Pfützen aus abgeschlagenen mohnblüten

Schwebfliegen hängen wie

Bernsteinperlen in einem strom aus licht

In dem alles so nah wirkt durch

Das brennglas frisch gewaschener luft die

Zum trocknen über dem garten hängt

SONNTAGMORGEN

Schweres taubengegurre wälzt sich

Durch transparente morgenluft

Sie wissen nicht dass sonntag ist

Aber frühsommer ...

Die turtelrufe verstummen

Zwei haben sich gefunden

Baden in der feierlichen morgenstille

Einer trügerischen zweisamkeit

LICHT

Die sonne zieht bäume in den himmel

Das bombardement aus licht abzufangen

Ihre grünen schatten durch zu füttern

Die im winter am boden liegen

Licht tappt in die baumfalle wo es im

Dunkeln grünfutter für das leben

Kochen muss um gleich wieder das weite

Zu suchen -

Es ist einfach nicht aufzuhalten

WIE LANGE?

Beliebiger sommertag der sich einheizt

Der wind hat sich hinter das treibhaus

Verdrückt und der amsel fällt keine neue

Strophe mehr ein aber mir ein gedicht das

Wohl nie einer lesen wird

Alles ist da wo es sein soll und wo es

Keiner vermutet

Die sonne schuftet tag und nacht

Umsonst in ihrem reaktor selbst-

Verständlich ohne schutzbekleidung

Aber wie lange soll das so weitergehen bis

Auch der kirchturmuhr das räderwerk um

Die ohren fliegt und die trägen stunden in

Sekundenschnelle auseinander treibt?

AM TEICH

Libellenräder surren wieder

Der sumpfige teich spiegelt

Eine stille in den nachmittag die

Den fröschen fast die schallblasen

Eindrückt und in seerosenblüten stürzt

Die sich einer lichtgefüllten leere öffnen

Da hinein die eiablge der libellen damit

Das rad hinter der stille sich weiter dreht

MORGENTAU

Diese blattgrünen baumlippen

Schattenflüsterer für windworte

Regengebete und schweigemelodien

Tage an denen der wind sich in

Seine geballten fäuste zurückzieht

Um sich den machenschaften einer

Sonne entgegenzustellen welche die

Ganze himbeerzarte welt in einem

Tropfen tau an der spitze eines gras-

Halmes in einen stillen sommermorgen

Spiegelt - und nicht nur das …

EIN SOMMER

Sie haben den planeten tatsächlich in die luft

Gejagt sitzen jetzt auf den bruchstücken und

Merken nicht dass sie davon fliegen - ihre welt

Ist halt nur kleiner geworden übersichtlicher -

Sie halten das tosen für ein sommergewitter

Den lichtblitz für einen vorübergehenden

Schwächeanfall der sonne den staub für sahara-

Wind der den sommer zurück bringen soll

Ein sommer in dem die erde in die luft fliegt

Und sie nichts bemerken weil ihnen schon so

Vieles um die ohren geflogen ist und sie nicht

Wussten warum aber

Diesmal ist es ernst also beginnen sie zu tanzen

Bevor auch noch ihr handy in die suppe fällt …

Was hätte alles aus den träumen der nacht-

Kerzen werden können hätte man sie nur öfter

Aus dem keller geholt und ihren duft den

Nachtfaltern geschenkt

GIPFEL DES SOMMERS

Sie laufen über schmelzende eisgrate

In dem glauben sie seien fest

Es herrscht hochbetrieb

Der versuch die kältegrade der haut

Anzupassen scheitert weil die seele am

Gipfelkreuz erfriert und das sommer-

Warme leben bereits auf dem abstieg ist

Die höchste jahreszeit in den niederungen

Ist nur noch ein bestechlicher handlanger

Eines überalterten klimas das sie auf die

Spitzen treibt - längst vergessen ist auch

Das uralte wissen welcher art dunkelheit

Die zartesten knospen entspringen

UMGPFLÜGT

Über uns schweigt das blaue sommermeer

Schwarze schwalbenkörper zucken auf

Pflücken insekten aus ihrem luftgarten

In gehöften schießen aus nestern

Rotwülstige hungerschnäbel empor ...

Ein sommer ohne schwalben eine

Zeigerlose uhr auf der nichts mehr kreist

Leere nester als epitaphen der zeit

Das uhrwerk hört auf zu zwitschern

In den wäldern fallen die luftwurzeln

Vor trauer ins moos ...