Seewölfe - Piraten der Weltmeere 731 - Jan J. Moreno - E-Book

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 731 E-Book

Jan J. Moreno

0,0

Beschreibung

Der Profos Edwin Carberry trat dem Padre Hernàn Pizarro, der die Eingeborenen für "wilde Tiere" hielt, erst auf die Füße und schlug danach mit der flachen Hand zu. Aus dem Aufschrei wurde ein ersticktes Gurgeln, zumal sich der Padre beinahe an seinen Schneidezähnen verschluckte, die der Profoshammer entwurzelt hatte. Die anderen Spanier waren viel zu überrascht, um den Seewölfen nennenswerten Wiederstand entgegenzusetzen. Wer zum Dolch griff oder gar die Muskete hob, wurde sofort ins Traumland befördert, die anderen hatten das zweifelhafte Vergnügen, ein bißchen intensiver durchgeklopft zu werden. Trotzdem war die Prügelei vorbei, kaum daß sie richtig begonnen hatte. "Schade", murrte Carberry. "Immer dann, wenn es anfängt interessant zu werden..."

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 116

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Impressum© 1976/2021 Pabel-Moewig Verlag KG,Pabel ebook, Rastatt.eISBN: 978-3-96688-153-1Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

Jan J. Moreno

Die Padres der „Navegante“

Das Eiland war ein Paradies – aber dann erschienen die Spanier …

3. Januar 1600: Während der Nacht haben wir den Kontakt zu der portugiesischen Karavelle verloren. Wen ich dafür zur Verantwortung ziehen soll, ist unwichtig. Um die Disziplin zu wahren, werden drei Decksleute stellvertretend für alle bestraft. Zwanzig Peitschenhiebe entsprechen der Schwere des Vergehens.

Unsere Position ist 7° 34’ südliche Breite und 127° 10’ östliche Länge. Vor einer frischen Brise aus wechselnden Richtungen am Südost kreuzen wir weiter in der Bandasee. Ich lasse nicht locker, bis wir die Portugiesen wiedergefunden haben oder unsere Vorräte zur Neige gehen.

Gott füge, daß ersteres der Fall sein wird.

Logbucheintragung des Kapitäns der Dreimast-Galeone „Navegante“,Don Rodriguez Felix de la Cueva.

Die Hauptpersonen des Romans:

Don Rodriguez Felix de la Cueva – der Kapitän der spanischen Galeone „Navegante“ verliert ein Gefecht und im Sturm sein Schiff.

Padre Hernàn Pizarro – ist zwar dick, aber sehr agil, indem er Götzenbilder zerstört und gegen Fleischessünden wettert.

Padre Manuel – muß bitter dafür büßen, daß er sich mit einer hübschen Insulanerin getroffen hat.

Don Juan de Alcazar – stellt voller Grimm fest, daß seine Landsleute, wo sie auch sind, die Ureinwohner unterdrücken.

Philip Hasard Killigrew – erhält das Logbuch der „Navegante“ und nimmt darin eine letzte Eintragung vor.

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

1.

Himmel und Meer verschmolzen in tristem Grau miteinander. Der seit Stunden anhaltende leichte Nieselregen tat ein übriges, die Sicht auf weniger als eine halbe Meile zu begrenzen.

Hinter den vom Wasser aufsteigenden Dunstschwaden blieb die Morgensonne ein fahler, verwaschener Fleck, zu schwach, den Nebel zu vertreiben, der unstet durch die Takelage der Galeone geisterte. Das Tagesgestirn erschien so blaß wie das Auge eines Zyklopen, der das Schiff und seine Mannschaft aus schwer zu schätzender Entfernung beobachtete.

Don Rodriguez dachte an Polyphem, den einäugigen Riesen, den Odysseus mit einem zugespitzten Olivenholzpfahl geblendet hatte, und für einen Moment verkrampften sich seine Finger um den Waffengurt. Homers episches Gedicht, das die Abenteuer des Griechen nach dem Fall von Troja und seine lange Reise zurück nach Ithaka beschrieb, hatte ihn schon immer fasziniert. Manchmal wünschte er sich, wie Odysseus große Gefahren zu meistern und in die Geschichte einzugehen.

Wenn er es genau bedachte, war dieser Wunsch ausschlaggebend dafür, daß die „Navegante“, was nicht mehr und nicht weniger als „Seefahrer“ bedeutete, seit Monaten innerhalb eines Seegebietes von gut tausend Meilen Ausdehnung kreuzte. Portugal hatte weiß Gott kein Monopol auf den Reichtum, den das Land und seine Kapitäne mit dem Gewürzhandel verdienten.

Don Rodriguez Felix de la Cueva ließ seinen Blick mißmutig über die kabbelige See schweifen. Von achtern rollte eine schwere Dünung heran.

„Ist der Ausguck besetzt?“ fragte er Estéban de León, den Zweiten Offizier, der offenbar als einziger der Achterdecksgruppe nach der durchwachten Nacht schon wieder auf den Beinen war.

„Zwei Mann, wie befohlen!“ meldete de León. „Manuel Peña und Jorge Herrero, Capitán.“

Don Rodriguez nickte knapp und begann, seinen spitzen Kinnbart zu zwirbeln. Francisco de Alvarado, der Erste Offizier, und Franco Sanlúcar, der Zahlmeister, ruhten sich auf ihren Lorbeeren aus. Dabei hatten sie während der vergangenen beiden Tage und Nächte bedeutend mehr Schlaf erwischt als ihr Kapitän.

„Haben Sie weitere Befehle, Don Rodriguez?“ fragte der Zweite.

Kein anderer an Bord der „Navegante“ durfte sich die Freiheit herausnehmen, Don Rodriguez Felix de la Cueva anders als mit der Bezeichnung Capitán anzusprechen. Das gehörte zu den für Ordnung und Disziplin unerläßlichen Regeln, die nach Ansicht des Kapitäns ein Zusammenleben vieler unterschiedlich veranlagter Männer auf engem Raum und über längere Zeit hinweg überhaupt erst ermöglichten.

„Ja“, erwiderte de la Cueva gedankenverloren auf die Frage des Offiziers. „Gleich.“

Francisco de Alvarado und Sanlúcar waren zwar ausgezeichnete Seeleute, aber jeder unverhohlen auf seinen Vorteil bedacht. Als Wegelagerer, Halsabschneider und Schnapphähne hätten sie zweifellos beste Aussichten gehabt, zu Reichtum zu gelangen. Allerdings war ihnen ein solches Verfahren zu mühsam und zu langwierig. Eine Schiffsladung edelster Gewürze, den Portugiesen abgejagt, brachte schnelleren Reichtum. Und wenn es gelang, Händler und Gewürzbauern gegen die Portugiesen aufzuhetzen …

Noch vor vierundzwanzig Stunden hatte der Kapitän bei entsprechenden Überlegungen zufrieden gelächelt. Inzwischen war vieles anders.

Das Killen eines Segels schreckte ihn aus seinen Gedanken auf.

„Madre de Dios!“ brüllte er jäh los. „Sind die Kerle unfähig, ein Segel so zu trimmen, daß es prall vor dem Wind steht? Kein Wunder, daß uns der Portugiese während der Nacht entwischt ist.“

„Die Männer sind erschöpft und müde, Capitán, und der Wind dreht häufig.“ Estéban de León versuchte zu beschwichtigen, wie es seine Art war. Unter anderen Umständen schätzte ihn Don Rodriguez als überzeugenden Vermittler, doch diesmal ließ er nur seine eigenen Argumente gelten. Die Kerle hatten das Schiff wie eine bleierne Ente gesegelt und keineswegs wie einen stolzen Schwan, der bei Vollzeug unter beachtlichen 1280 Quadratyard Segelfläche lag, und das bei einer Kiellänge von nur 85 Fuß.

Mit einer unwilligen Handbewegung wischte der Kapitän alle möglichen Einwände beiseite.

„Sie wissen, was für uns auf dem Spiel steht, Estéban. Nachlässigkeiten dürfen wir uns nicht erlauben. Trotzdem haben wir diese verdammte portugiesische Karavelle aus den Augen verloren.“

„Leider, Don Rodriguez.“ Der Zweite Offizier warf einen prüfenden Blick in den wolkenverhangenen Himmel. „Ich bin jedoch überzeugt, sobald wir bessere Sicht haben, finden wir auch die Karavelle wieder.“

Der Kapitän beendete das Zwirbeln seines Spitzbartes und begann, mit den Fingerspitzen wie mit einem Kamm die Haare wieder auseinanderzuziehen.

„Der Nebel wird eher noch dichter.“ Mit einem knappen Wink gab er de León zu verstehen, daß er ihn zu seinem Platz an der Querbalustrade begleiten sollte.

Schweigend beobachtete er von dort, wie Decksleute das Vormarssegel neu trimmten. Er gelangte zu der Feststellung, daß die Männer nachlässig geworden waren. Achtzehn Monate auf See hatten sie abgestumpft.

Der Zweite gab sich Mühe, ein Gähnen zu unterdrücken.

„Seit wann sind Sie auf den Beinen, Estéban?“ fragte Don Rodriguez.

„Ich weiß es nicht, Capitán.“

„Dann will ich es Ihnen sagen. Es war der 1. Januar, ziemlich genau eine Stunde vor Mitternacht, als wir die Laternen der Karavelle zum erstenmal vor uns hatten. Inzwischen sind zweiunddreißig Stunden vergangen. Wie lange waren Sie während dieser Zeit in Ihrer Koje?“

De León zuckte mit den Schultern.

„Drei Stunden“, erwiderte er vorsichtig. „Vielleicht sogar vier.“

„Eine einzige“, erwiderte der Kapitän. „Begehen Sie nicht den Fehler, Ihre Kräfte zu überschätzen, Estéban. Auch Ihre Gesundheit ist nicht unverwüstlich.“

„In unserer Situation, Capitán, dem Erfolg näher als je zuvor, erscheint mir jede Stunde Schlaf wie sinnlos vergeudete Zeit.“

Ein zustimmender, wenn auch harter Ausdruck erschien auf de la Cuevas Gesicht.

„Wecken Sie die Mannschaft“, sagte er. „Ich will alle an Deck sehen, auch die Freiwache.“

Fernando Yáñez war ein untersetzter, bulliger Mann mit fettem schwarzem Haar, das ihm in Strähnen bis fast auf die Schultern hing. Sein ungepflegtes Aussehen war seine ureigene Angelegenheit, lediglich für die schief im Gesicht stehende breitgedrückte Nase konnte er nichts, die hatte ihm ein Nebenbuhler bei einer Schlägerei verpaßt. Eine Spülspake war eben deutlich härter als Knorpel und Knochen.

Dabei durfte Yáñez noch von Glück reden, daß ihm der Kerl nicht den Schädel eingeschlagen hatte. Damals, in Alicante, hatte er sich geschworen, nie wieder eines Weibes wegen Streit zu suchen. Keine Señorita war die Blessuren wert.

Andererseits waren zehn Jahre eine lange Zeit. Er erinnerte sich nicht mal mehr, ob die Rothaarige Carmen, Rosita oder Dolores geheißen hatte.

Widerwillig spuckte er nach Lee übers Schanzkleid. Er kaute Teeblätter. Deren zeitweise bitteren Geschmack brauchte er inzwischen, um bei Laune zu bleiben.

Die Mannschaft versammelte sich auf der Kuhl. Einige Männer hatten Mühe, die Augen offenzuhalten, immerhin waren sie erst vor wenig mehr als einer Stunde wie tot in ihre Kojen gesunken. Trotzdem murrten nur wenige. Sie wußten, daß ihnen das herzlich wenig einbrachte.

„Beeilt euch!“ sagte Yáñez ungeduldig. „Glaubt bloß nicht, wir hätten den ganzen Tag Zeit.“

Don Rodriguez Felix de la Cueva war ein strenger, aber auch gerechter Kapitän. Yáñez, der sich auf der „Navegante“ vom einfachen Decksmann zum Profos hochgearbeitet hatte, kannte seine Launen und Eigenheiten. Deshalb wußte er, daß Don Rodriguez weitere Verzögerungen nicht verziehen hätte.

Sechsundachtzig Mann zählte die Besatzung der Galeone. Manolo, der Moses, war mit seinen vierzehn Jahren der Jüngste, Carlos Mendez, der weißhaarige Koch, hatte achtundfünfzig Sommer auf dem Buckel und war mit Abstand der Älteste.

In drei Reihen traten die Männer auf der Kuhl an. Ihre Gesichter wirkten verkniffen. Sie ahnten, daß der Weckruf wenig Gutes bedeutete.

Fernando Yáñez stemmte die Fäuste in die Hüften und brüllte los: „Die Portugiesen hätten uns niemals entwischen dürfen! Warum, glaubt ihr hirnlosen Ochsen, segeln wir seit Monaten zwischen den Inseln?“

Auffordernd blickte er in die Runde, aber keiner antwortete ihm. Die Männer gaben sich Mühe, seinem Blick auszuweichen.

Es regnete wieder stärker. Innerhalb von Augenblicken war jeder bis auf die Haut durchnäßt. Mit einer unwilligen Bewegung wischte sich Yáñez das nasse Haar aus der Stirn. Er fühlte sich in der Rolle des Wolfes, der eine Herde verängstigter Schafe lauernd umkreiste und zupacken würde, sobald sich eins aus der Nähe der anderen entfernte. Aber lediglich Luis Ramos, der Stückmeister, wagte zu widersprechen.

„Wir alle sind mit unseren Kräften am Ende“, sagte er. „Die Stürme der letzten Wochen haben nicht nur dem Schiff übel mitgespielt. Und dann das rationierte Essen! Wenn Carlos den Zwieback kochen würde, hätten wir mehr Fleisch in der Suppe als sonst.“

„Niemand hindert dich daran, die Würmer zu essen“, widersprach Yáñez. „Sie sättigen bestens. Im übrigen haben wir in den letzten beiden Monaten nur fünf Männer wegen Krankheit verloren. Behaupte also nicht, wir wären übel dran. Den Portugiesen ergeht es sicherlich um keinen Deut besser.“

Don Rodriguez, der die Szene bislang schweigend beobachtet hatte, stützte sich auf die Querbalustrade und rief ärgerlich: „Tatsache ist, daß wir die Karavelle heute nacht aus den Augen verloren haben! Jeder weiß wohl selbst, was das für uns bedeutet. Vielleicht müssen wir erneut lange Zeit kreuzen, bis wir ein Schiff aufbringen. Diejenigen, die zu ungeschickt waren, die ‚Navegante‘ unter vollen Segeln zu halten, sind dafür verantwortlich. Das bedeutet nicht nur, daß wir vorerst auf den Reichtum einer Gewürzladung verzichten müssen. Das heißt auch, daß der Koch die Essensrationen weiter kürzen muß.“ Er wandte sich an den weißhaarigen Alten. „Wie lange reichen die Vorräte noch, Señor Mendez?“

„In drei Tagen haben wir nur noch die Ratten in der Proviantlast, Capitán“, erwiderte der Koch.

Don Rodriguez schlug mit der zur Faust geballten Rechten auf den Handlauf der Balustrade, daß es trotz des trommelnden Regens deutlich zu hören war.

„Welche Bestrafung haben jene Halunken zu erwarten, die ihren Kameraden das Essen stehlen, Fernando?“

Yáñez antwortete, ohne zu zögern: „Ein ertappter Dieb wird ausgepeitscht, mit gebundenen Händen vom Bugspriet ins Wasser gestoßen oder in einem Boot ausgesetzt.“

„Die Peitsche genügt fürs erste“, sagte der Kapitän. „Ich glaube nicht, daß sich der Vorfall danach wiederholen wird.“ Er streckte den Arm aus und deutete nacheinander auf drei Männer, die sich redlich Mühe gaben, unbeteiligt zu wirken. Da er nicht jeden der Besatzung mit vollem Namen kannte, übernahm es der Profos, die drei aufzurufen.

„Juan Suelo, Pedro Vela und Domingo Cordova, tretet zwei Schritte vor!“

Yáñez las Furcht und Zorn in den Gesichtern der Betroffenen. Er wußte, daß ihm jeder Verurteilte am liebsten das Messer an die Kehle gesetzt hätte. Aber bislang hatte er noch alle Unbelehrbaren mit der Neunschwänzigen zur Räson gebracht. Hinterher dachten die Bestraften nicht mehr daran, ihm die Hiebe irgendwann heimzuzahlen. Auf anderen Schiffen, das wußte er aus eigener Erfahrung, verwandelte die Peitsche gute Männer in schlechte, und aus ohnehin schon schlechten wurden aufsässige, was gelegentlich Anlaß für blutige Meutereien gab. Nicht so jedoch auf der „Navegante“.

„Da die Schuldigen nicht zu ermitteln sind und es mir widerstrebt, alle an die Wanten zu binden, lasse ich euch drei stellvertretend bestrafen“, verkündete der Kapitän. „Der Gerechtigkeit ist damit Genüge getan.“

„Don Rodriguez“, wandte der Zweite Offizier ein, „soviel ich weiß, war Domingo Cordova während der Verfolgung der Karavelle nicht an Deck eingesetzt. Seine Verletzung …“

„Und wenn schon.“ Don Rodriguez zuckte mit den Schultern. „Soll ich meinen Befehl widerrufen und mich der Unglaubwürdigkeit preisgeben? Cordova gehört zur Mannschaft wie jeder andere.“ Er musterte de León unter halb zusammengekniffenen Brauen. „An der Neunschwänzigen wird er nicht gleich sterben.“

„Der Feldscher glaubt, daß er sich mehrere Rippen gebrochen hat.“

Don Rodriguez Felix de la Cueva vollführte eine ungeduldig ablehnende Handbewegung.

„Wenn Cordova nicht für sich selbst sprechen kann, ist für mich die Angelegenheit erledigt. Ich denke, wir sind uns darüber einig, Señor de León.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, wandte er sich wieder dem Profos zu. „Zwanzig Hiebe für jeden, Yáñez! Cordova erhält nur fünfzehn – obwohl er sich durch seinen leichtfertigen Sturz dem Dienst entzogen hat und somit ebenfalls für die mißglückte Verfolgung der Karavelle verantwortlich ist. Vollziehen Sie die Bestrafung sofort!“

Die Mission der „Navegante“ hatte die Anwesenheit von Seesoldaten an Bord erfordert. Immerhin mußte Kapitän de la Cueva mit kriegerischen Auseinandersetzungen rechnen. Der Versuch Spaniens, den Anschluß an den immer stärker expandierenden Gewürzhandel mit Südostasien nicht zu verpassen, stieß Portugiesen und Holländern wahrscheinlich bitter auf.

Mittlerweile kursierten auch Gerüchte, daß die englische Königin Elisabeth I. ebenso wie alle anderen seefahrenden Nationen bemüht war, ein möglichst großes Stück des zu verteilenden Kuchens zu erhaschen. Als die „Navegante“ Spanien verließ, waren Gerüchte über die bevorstehende Gründung einer englischen ostindischen Kompanie im Umlauf gewesen, deren Wahrheitsgehalt jedoch niemand hatte nachprüfen können.

Die Soldaten zerrten die verurteilten Decksleute zu den Großwanten und banden ihre Handgelenke an den Webeleinen fest. Fernando Yáñez ließ die Lederriemen seiner Neunschwänzigen spielerisch durch die Hand gleiten.