Seife sieden - Petra Neumann - E-Book

Seife sieden E-Book

Petra Neumann

0,0
23,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Dieses fundierte Grundlagenwerk führt Sie ein in die hohe Kunst des Seifesiedens! Chemie-Ingenieurin Petra Neumann begleitet Anfänger wie Fortgeschrittene auf dem Weg zur handgefertigten Seife zuhause. Steigen Sie mit den Grundlagen zur Ausstattung, Wirkung und Technik ein und bekommen Sie ein Gefühl für Duft und Farbe, Haptik und Schaumqualität. Werden Sie mit über 40 detaillierten Porträts und 35 kreativen Rezepten von Kräuterseife bis vegane Mandelmilchsole selbst zum Experten und kreieren Sie Ihre eigenen Rezepte – Ihre Haut wird es Ihnen danken. Dieses erfolgreiche Nachschlagewerk wurde um neue Ideen und weiterführendes Wissen ergänzt und ist somit ein Muss für jede/n Seifesieder/in.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 299

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Petra Neumann

   GRUNDLAGEN

   REZEPTE

   TECHNIKEN

Inhalt

DIE GRUNDLAGEN

EIN KLEINER AUSFLUG IN DIE GESCHICHTE

Die Anfänge der Seifenherstellung

Die Seife verbreitet sich in Europa

WIEDERENTDECKUNG EINER HANDWERKSTRADITION

Ein vielseitiges Hobby für Anfänger und Könner

MATERIAL UND AUSRÜSTUNG

Basiszutaten einer Seife

Grundausstattung

Sicherheitsausrüstung

ARBEITEN MIT LAUGE

Gefäße zum Abwiegen und Anrühren

Wo wird Lauge angerührt?

Wie wird Lauge angerührt?

Hilfe bei Laugenkontakt

HERSTELLUNG DER ERSTEN SEIFE NACH DEM GRUNDREZEPT

GRUNDREZEPT (25ER-REZEPT)

DIE GELPHASE

Anheizen der Gelphase von außen

Vor- und Nachteile der Gelphase

AUSFORMEN UND SCHNEIDEN

Tipps zum Ausformen

Tipps zum Schneiden

DAS REINIGEN DER GERÄTE

REIFEN

Die optimale Reifezeit

TEST AUF FREIE LAUGE

Küsschentest

Den pH-Wert messen

DER LETZTE SCHLIFF

Aufhübschen

Einpacken und Lagern

DREI PALMÖLFREIE GRUNDREZEPTE

Aqua I

Aqua II – vegan

Milde Olive – vegan

SEIFENFORMEN

Blockformen und Dividor

Einzelformen und Trays

TIPPS UND TRICKS

INHALTSSTOFFE

DIE FARBE

Natürliche Möglichkeiten zur Färbung

Weitere farbgebende Stoffe

Synthetische Farbstoffe

Verarbeitung der farbgebenden Stoffe

DER DUFT

Parfumöle

Mischen von Parfumölen mit ätherischen Ölen

Ätherische Öle

PORTRÄTS ÄTHERISCHER ÖLE

Duft oder kein Duft?

FLÜSSIGKEITEN ZUM ANRÜHREN DER LAUGE

Wasser

Hydrolate

Tee und Saft

Püriertes Obst und Gemüse

Kaffee

Alkoholische Getränke

Sole

Milch

FETTE UND ÖLE

GEWINNUNG DER FETTE UND ÖLE

Pressverfahren

Extraktion mit Lösungsmitteln

Hochdruckextraktion

Raffination kurz erklärt

HALTBARKEIT UND LAGERUNG VON ÖLEN

CHEMIE DER FETTE UND ÖLE

Fettsäuren

Weitere Inhaltsstoffe von Fetten

Fettkennzahlen

Fetthärtung und Fraktionierung

DIE VERSEIFUNGSREAKTION

Überfettung oder Laugenunterschuss?

SYSTEMATISCHE EINTEILUNG DER FETTE UND ÖLE

ERLÄUTERUNGEN ZU DEN ÖLPORTRÄTS

Ranziditätsfaktor

Härte

GRUPPE 1: SCHAUMFETTE

GRUPPE 2a: BASISFETTE

GRUPPE 2b: TIERISCHE BASISFETTE

GRUPPE 3a: STABILE BASISÖLE

GRUPPE 3b: BASISÖLE

GRUPPE 4: PFLEGEÖLE

WACHSE UND FETTSÄUREN

Jojobaöl

Weitere Wachse und wachsartige Stoffe

Bienenwachs

Beerenwachs

Blütenwachse

Wachsartige Stoffe

Sojawachs, Sojaflocken

Sonnenblumenwachs

Rapswachs oder Rapsbutter

Stearinsäure, Palmitinsäure und Myristinsäure

ÖLAUSZÜGE

Herstellen eines Ölauszugs

Verwendbare Ölsorten

Herstellung von Ringelblumenöl für Ringelblumenseife

EIGENE REZEPTE SINNVOLL ERSTELLEN

Vegane und palmölfreie Rezepte

Berechnung der Laugenmenge

Verseifungszahlen

Berechnung eines Rezepts

Abschätzen der Härte eines Rezeptes

Verarbeitungstemperaturen

ZUSATZSTOFFE

ZUSATZSTOFFE

Salz

Zucker

Glycerin

Seide

Zitronensäure und Natriumcitrat

Natriumcitrat

Milchprodukte

Stärke, Babypuder und Talkum

Lanolin

Eiweiß und Eigelb

Honig

Peelingzusätze

Vitamin E

Harze

Blüten und Kräuter

Schwefel

REZEPTE

UND WEITERE HERSTELLUNGSMETHODEN

LEICHTE REZEPTE FÜR DEN ANFANG

Die feine Milde: Duschseife mit Avocadoöl

Oliven-Lorbeeröl-Seife im part" Aleppo-Style

Olivencremeseife bei trockener, empfindlicher Haut

Seife mit Straußenfett – RosenStrauß

PEELINGSEIFEN

Peelingseife „Für die Füße“

Kräuterseife Lungau: ein pflegender Kräuterspaziergang

Kaffeeseife Edelmocca: mehrschichtige Peelingseife

HERSTELLUNG IM HEISSVERFAHREN

GRUNDREZEPT FÜR DIE HEISSVERSEIFUNG

Im Slowcooker oder Crockpot

Heißverseifung in der Mikrowelle (MWHP)

Im Backofen

Mathilde: Heißverseifung im Backofen

SWIRLREZEPTE

Voraussetzung für ein gutes Swirlrezept

Sense of delight

Elaine: Seife im Dividor

Ghostswirl in der Blockform

Knetseife

Knetseifenrezept

Einleger

MILCHSEIFEN

Milchseife mit frischer Ziegenmilch

Aloe-vera-Buttermilchseife

Annika: vegane Mandelmilchseife

SALZSEIFEN

Salzsorten

Schaumverstärkung

Kosmetische Wirkung

GRUNDREZEPT FÜR EINE LEICHT SCHÄUMENDE SALZSEIFE

Sommerlich erfrischende Salzseife

Salz-Tonerden-Seife

SOLESEIFEN

Sole

Berechnungen

Hintergrund: Was beim Auflösen von Salz passiert

Ebony und Ivory

Schafsmilchsoleseife

Seife mit Totem-Meer-Schlamm

SEIFEN MIT KOH UND MISCHVERSEIFUNG

Rasierseife Mr. & Mrs. Windsor

Beldi oder Moroccan Black Soap

Flüssigseife

Zahnseife: Mischverseifung im HP-Verfahren

HAARSEIFEN

Schaumfette

Darauf sollte man außerdem achten

Warum Haarseife in Heißverseifung herstellen?

Haarseife 2.1 für dickes, lockiges Haar OHP

Avocado-Hanf-Haarseife

Haarseife für feines Haar und empfindliche Kopfhaut

UNGEWÖHNLICHE SEIFEN

Schwimmseife oder Whipped

Schwefelseife Island

MASTERBATCH

Fette auf Vorrat

Lauge auf Vorrat

FEHLERSUCHE UND BEHEBUNG

Schnelles Andicken des Seifenleims

Aufheizen des Seifenleims

Öl vergessen

Duft vergessen

Weißer Belag auf der Seife

Weiße Punkte in der Seife

Tropfen

Spröde oder rissige Seife

Bröckelige, weiche Seife wie nasse Kreide

Öl auf der Seife

Loch in der Seife

Seife ist in der Mitte dunkler als am Rand

Gelbe Flecken und klebrige Stellen, ranzige Seife

Seife blutet aus

RETTUNG UND RESTEVERWERTUNG

Seife einschmelzen

Duschbutter

Seife aussalzen: Herstellung von Putzseife

ZULETZT: GEWERBLICHE SEIFENHERSTELLUNG

SERVICE

Alphabetische Ölliste mit wichtigen Daten

Liste mit deklarationspflichtigen Allergenen

Rezeptübersicht

Zum Weiterlesen

Bezugsquellen

Glossar

Über die Autorin

Danksagung

VORWORT

Als ich vor über zehn Jahre begann, meine Kosmetik aufgrund von Hautproblemen selbst herzustellen, war der Schritt zur eigenen Seife klein. Die natürliche Pflege, der herrliche Duft, das angenehme Hautgefühl und nicht zuletzt zu wissen, was im Produkt enthalten ist, faszinierten mich – und tun es bis heute. Darüber hinaus ist das Seifesieden ein spannendes Hobby, das unendlich viele kreative Möglichkeiten bietet.

Dieses Buch ist für Anfänger wie Fortgeschrittene geschrieben. Es soll ebenso mit Märchen und Mythen rund um die Seifenherstellung aufräumen wie eine Wissenslücke schließen, da nicht von den Eigenschaften eines Fettes auf die Eigenschaften einer Seife geschlossen werden darf. Dies wird in der bisherigen Seifenliteratur meist vernachlässigt. Alle hier vorgestellten und beschriebenen Einölseifen wurden von mir selbst gesiedet oder im Rahmen eines Projektes im Seifenforum „Seifentreff“ (www.seifenforum.de) selbst getestet.

Das Buch muss nicht von vorn bis hinten durchgelesen werden. Haben Sie bereits erste Erfahrungen gesammelt und schon eine Seife gesiedet, so können Sie das erste Kapitel „Die Grundlagen“ überblättern. Bitte lesen Sie aber unbedingt die Sicherheitshinweise ab Sicherheitsausrüstung→ Seite 18. Eventuell kommen Sie später darauf zurück, da hier viele Tipps zur Herstellung gegeben werden. Anfängern empfehle ich dagegen, zunächst den ersten Teil des Buches zu lesen, um bald die erste Seife selbst zu sieden. Dann werden Sie die folgenden Kapitel leichter verstehen.

Der Schwerpunkt meines Buches liegt auf den Hauptinhaltsstoffen der Seifen, den Fetten und Ölen. Ich möchte Ihnen die Gewinnung, den chemischen Aufbau und die weiteren Inhaltsstoffe erklären und Sie in die Lage versetzen, die Aufgaben der einzelnen Fette und Öle und ihre Wirkungsweise zu verstehen. So wird es Ihnen möglich sein, ein Fett oder Öl eines Rezepts sinnvoll durch ein anderes oder eine Kombination zu ersetzen. Dadurch können Sie mit diesem Buch nicht „nur“ die 33 detailliert beschriebenen Rezepte herstellen, sondern eine Vielzahl von Variationen.

Ein weiteres wichtiges Thema sind die Zusatzstoffe und ihre Auswirkung auf die Haptik des Seifenstückes und die Qualität des Schaumes, aber auch auf die Hautpflege. Die Zusatzstoffe – wie Zucker, Salz, Seide oder Honig – sind in einem weiteren Kapitel → Seite 145 erklärt und ausführlich in den Rezepten beschrieben. Eine Rezeptübersicht mit Techniken und Zusatzstoffen finden Sie im Anhang → ab Seite 247.

Egal, ob Sie sich später für Naturseifen mit ätherischen Ölen, Kräutern und Naturfarben entscheiden oder für buntgeswirlte Seifen mit Parfumölen, mit diesem Buch können Sie Ihren Weg finden. Dabei wünsche ich Ihnen so viel Spaß und Freude daran, wie ich sie in den letzten zehn Jahren bei meinen vielen Seifenexperimenten hatte.

Ihre Aconita

– Petra Neumann –

Langenselbold, im April 2017

VORWORT ZUR 2. AUFLAGE

Seit der Veröffentlichung der ersten Auflage sind 5 Jahre vergangen. In dieser Zeit hat sich das Seifensieden weiterentwickelt und so war es an manchen Stellen Zeit für eine Überarbeitung. So hat sich der empfohlene Wassergehalt, der zum Anrühren der Lauge benutzt wird, verringert. Ebenso sind neue Techniken dazu gekommen und für manche Seifen kann die Haltbarkeit durch Vitamin E, das ist Tocopherol, oder eine Kombination von Vitamin E und Vitamin C-Palmitat (Ascobylpalmitat) verlängert werden. Das bietet sich vor allem für Haarseifen an, die von der Rezeptkonzipierung mehr ranzanfällige Öle enthalten als normale Hand- und Duschseifen.

Natürlich ist Nachhaltigkeit auch ein Thema. So versuche ich Palmfett und andere Öle aus tropischen Regionen ganz oder teilweise durch europäische Öle, wie gehärtetes Rapsöl oder gehärtetes Sojaöl, zu ersetzen. Diese werden unter Namen wie Sojawachs oder Rapswachs und Rapsbutter verkauft.

Eine neue „Art“ von Seife ist die Knetseife. Durch die Plastizität der Seife sind viele neue Gestaltungsmöglichkeiten dazugekommen, die mich begeistern und die Kreativität beflügeln. Knetseife kann man zum Beispiel gut in kleine Silikonformen drücken, diese abformen und als Aufleger benutzen. So sind edle Seifen, wie die mit den Engelsflügeln möglich → Seite 191 oder Rosenseife mit kleinen Röschen oben drauf. Auch Kinder können eigene Seifen gestalten, da der Umgang mit der Lauge wegfällt. Die Knetseife ist ja eine fertige Seife.

Ganz kreative Köpfe stellen sogar eigene Silikonformen her, indem sie kleine Teile wie einzelne Rosenblüten mit Knetseife oder Knete abformen, zu größeren Formen kombinieren, die dann mit Silikon abgeformt werden. Solche Seifenformen oder Einleger für Formen sind einzigartig.

Es sind zwar 35 Rezepte in diesem Buch enthalten, aber die hier vermittelten Grundlagen sollen Sie, liebe Leser und Leserinnen, in die Lage versetzen, selbst Rezepte zu planen. Beginnen Sie mit einem bereits bestehenden Rezept und ersetzen Sie ein Öl durch ein anderes aus der gleichen Gruppe, zum Beispiel Olivenöl durch Avocadoöl oder Aprikosenkernöl durch Mandelöl. So bekommen Sie Erfahrung mit verschiedenen Ölen und sind bald in der Lage eigene Rezepte zu entwickeln.

Viel Spaß dabei wünscht Ihnen

Petra Neumann, Aconita aus dem Seifenforum

Langenselbold im Februar 2023

DIE GRUNDLAGEN

Die Basisinformationen versetzen Sie in die Lage, Ihre erste Seife zu sieden, informieren Sie über die Sicherheitsausrüstung, den vorsichtigen Umgang mit Lauge und die benötigten Materialien.

EIN KLEINER AUSFLUG IN DIE GESCHICHTE

Die Erfindung der Seife liegt weitgehend im Dunkeln der Geschichte. Es wird vermutet, dass sie zufällig passierte, als aus einem über dem Feuer gebratenen Fleisch Fett in die heiße Asche tropfte. Der Regen des nächsten Tages brachte die Reste zum Schäumen und ein findiger Kopf machte sich seine Gedanken darüber. So oder ähnlich wird es gewesen sein.

DIE ANFÄNGE DER SEIFENHERSTELLUNG

Den ersten geschichtlichen Nachweis brachte ca. 2500 v. Chr. eine Tontafel in sumerischer Keilschrift, auf der eine Anleitung zur Herstellung einer Seife aus Asche und Öl beschrieben wurde. Allerdings verwendete man die Seife zur Reinigung wollener Kleidung und nicht zur Körperpflege. 77 n. Chr. erwähnte der römische Gelehrte Plinius die germanische und gallische Seife, die aus Ziegentalg und Buchenholzasche hergestellt wurde. Auch sie wurde nicht zur Körperreinigung verwendet, sondern gemischt mit Farbe zum Rotfärben der Haare.

DIE SEIFE VERBREITET SICH IN EUROPA

Erst als im 7. Jahrhundert n. Chr. die Araber an Stelle von Asche Ätznatron zur Seifenherstellung verwendeten, konnten Seifenstücke erzeugt werden. Die Araber brachten die Technik der Seifenherstellung nach Europa. In Spanien entstanden im 9. Jahrhundert bedeutende Produktionsstätten in Alicante, Sevilla und Valencia. Dort wurden durch die Kultivierung sowohl von Oliven zur Ölgewinnung als auch von duftenden Pflanzen die Grundstoffe bereits angebaut. Auch in Italien entwickelte sich im 15. Jahrhundert die Seifenproduktion in Genua und Venedig, von wo aus Seife als Luxusartikel nach Nordeuropa gelangte. Durch Modernisierungen im Herstellungsverfahren erlangte die französische Seife unter dem Namen „Savon de Marseille“ im 17. Jahrhundert europaweite Bekanntheit und trat in scharfe Konkurrenz zur Seife aus Genua und zur englischen Seifenindustrie.

IN NORDEUROPA

wurde in vielen Familien und Kleinbetrieben Seife aus Tierfetten und Asche hergestellt, die den Kauf von teuren Toilettenseifen aus Pflanzenölen unnötig machten.

Die Geschichte der Seife ist eng mit der Geschichte der Menschen verbunden. Ging es ihnen nicht gut, weil es nicht genug Nahrung gab, so wurden billige Fette – wie Leinöl, Tierfette, Fette aus Abfällen und Knochen – verseift, die für die Ernährung nicht verwendet werden konnten. In guten Zeiten ohne Nahrungsknappheit wurden Pflanzenfette in Seife verwandelt, bis Mitte des letzten Jahrhunderts andere waschaktive Substanzen erfunden wurden. Seifenstücke mussten Flüssigseife und Duschgel weichen.

WIEDERENTDECKUNG EINER HANDWERKSTRADITION

Erst am Ende des 20. Jahrhunderts erlebten Naturseifen eine Renaissance durch die Entdeckung der „Kaltverseifung“ als Hobby. Seither entstanden viele kleine Seifensiedereien, deren Angebot an natürlichen oder duftenden und bunten Seifen unüberschaubar ist und deren Seifen ein ansprechendes Geschenk und heute keinesfalls mehr „anrüchig“ sind. Vielleicht erinnern sich manche unter Ihnen noch daran: Früher wurden Seifen häufiger als dezenter Hinweis verschenkt, dass der Beschenkte sich häufiger waschen möge …

Die Gründe, selbst Seife herzustellen, sind vielfältig. Oft suchen die Menschen, die sich im Forum „Seifentreff“ anmelden, nach milden Alternativen zu herkömmlichen Reinigungsmitteln wie Duschgel und Haarwaschmittel, weil sie unter Neurodermitis, Schuppenflechte oder einfach unter sehr trockener Haut leiden. Andere möchten Plastikmüll vermeiden und ihre Reinigungsmittel selbst herstellen.

EIN VIELSEITIGES HOBBY FÜR ANFÄNGER UND KÖNNER

Wer einmal eine handgesiedete Naturseife verwendet hat, interessiert sich dafür, wie man sie selbst herstellen kann und beginnt, sich im Internet zu informieren. Und schließlich hat er einen gepackt, der ansteckende Seifenvirus: Man möchte bessere Seifen machen, buntere oder schöner gemusterte oder mit noch wertvolleren Inhaltsstoffen und in schönen Formen.

Für all jene ist dieses Buch geschrieben und für die, die es ganz genau wissen wollen! Ein bisschen Chemie ist auch dabei, aber keine Angst, es wird alles verständlich und Schritt für Schritt erklärt.

Als Anfänger können Sie schnell in die Praxis einsteigen, indem Sie sich in den folgenden Grundlagen-Kapiteln über Material und Basistechniken informieren und dann eines der Grundrezepte ausprobieren. Allen fortgeschrittenen Seifensiedern empfehle ich allerdings, den Aufwand nicht zu scheuen, sich mit den chemischen Reaktionen und den Eigenschaften der Fette und Öle zu beschäftigen – nur durch dieses Verständnis wird es Ihnen gelingen, Ihre Seifen zu verbessern, gute Rezepte selbst zu kreieren und letztendlich mehr Spaß an Ihrem Hobby zu haben!

MATERIAL UND AUSRÜSTUNG

Hier erfahren Sie, welche Grundzutaten und -ausstattung Sie für das Sieden von Seife benötigen. Es sind keine aufwendigen Anschaffungen nötig, Sie werden rasch mit dem Grundrezept loslegen können.

BASISZUTATEN EINER SEIFE

Fette und Öle im ausgewogenen Verhältnis ergeben zusammen mit Natronlauge mittels einer chemischen Reaktion Seife. Die meisten Grundzutaten erhalten Sie also im Supermarkt, wie Kokosfett, Palmfett (Fettstange) zum Braten oder Frittieren, Olivenöl, Rapsöl, Sesamöl usw. Einige besondere Fette und Öle, wie Sheabutter oder Avocadoöl, bieten eher spezielle Internethändler an, die sich auf die Bedürfnisse der Seifensieder spezialisiert haben. Adressen dazu finden Sie im Serviceteil bei den „Bezugsquellen“→ Seite 249.

DEFINITION: WAS IST SEIFE?

Seifen sind Natrium- oder Kaliumsalze von Fettsäuren. Als solche sind sie immer leicht alkalisch.

Die Lauge besteht im Normalfall aus einer bestimmten Menge an destilliertem Wasser, in dem Natriumhydroxid, auch Ätznatron genannt, gelöst wird. Ätznatron ist nicht vergleichbar mit Speisenatron, welches auch als Backzutat verwendet wird. Es ist eine ätzende Substanz; beim Umgang mit ihr müssen einige Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden. Lesen Sie dazu unbedingt das Kapitel „Arbeiten mit Lauge“→ Seite 20.

Das sind die Basiszutaten, da man bei der ersten Seife nicht unbedingt Düfte und Farben braucht. Im Gegenteil, es empfiehlt sich, mit einer einfachen Seife zu beginnen, um sich ganz auf die Herstellung zu konzentrieren. Farbige Muster und Schichtseifen folgen später, wenn man Erfahrung gesammelt hat.

GRUNDAUSSTATTUNG

Die meisten Utensilien, die Sie für die Seifenherstellung benötigen, befinden sich schon in Ihrem Haushalt. Diese Geräte sind gegen Säuren aus Essig oder Früchten stabil und somit meistens auch gegen Laugen. Das heißt, alle Geräte aus Glas, Kunststoff und Edelstahl können verwendet werden. Einzig Aluminium verträgt keine Lauge. Es läuft schwarz an, wird stumpf und sollte für die Seifenherstellung daher nicht benutzt werden. Es empfiehlt sich auch nicht, Alugeräte in der Spülmaschine zu reinigen. Für die Arbeit im Labor gilt, dass Geräte, die einmal für Chemikalien verwendet wurden – und Natronlauge und Parfumöle sind Chemikalien – nicht mehr zur Zubereitung von Speisen verwenden werden dürfen. Ich empfehle Ihnen, sich auch bei der Seifenherstellung an diese Laborregel zu halten. Auch wenn Seifenreste in der Spülmaschine von Glas und Edelstahl rückstandslos entfernt werden, ist eine Anschaffung extra für die Seife sinnvoll. Aus Kunststoffgegenständen lassen sich Rückstände von Parfümölen nicht mehr entfernen. Und wer mag schon Käsekuchen mit Rosenduft?

Utensilien, Küchengeräte und einfache Seifenformen

Zum Anrühren der Seife werden ein Edelstahltopf oder eine größere Kunststoffschüssel, eine digitale Küchenwaage, ein Gefäß zum Abwiegen der Lauge und eins zum Anrühren benötigt. Auf die Materialien für diese Gefäße gehe ich im Kapitel „Arbeiten mit Lauge“→ Seite 20 noch einmal genauer ein. Weiterhin brauchen Sie Esslöffel, Teelöffel, einen Teigschaber, ein Sieb für die Lauge und einen Pürierstab. Als einfache Formen eignen sich Plastikverpackungen von Eis, Pralinen und Keksen und Joghurt- oder Frischkäsebecher.

FÜR DIE ERSTE SEIFE

Nicht unbedingt nötig, aber später sehr hilfreich sind ein (Braten)-Thermometer und ein Minimixer bzw. Milchaufschäumer.

Pürierstab

Ein Pürierstab ist das einzige Gerät, dessen Anschaffung ich für die Herstellung der ersten Seife empfehle, weil sich Seifenreste gerne in den Zwischenraum zwischen der Welle und dem Gehäuse festsetzen. Geeignet sind alle Pürierstäbe aus Kunststoff oder Edelstahl, die keine Teile aus Aluminium enthalten. Niedrige Wattzahlen von 180 bis etwa 400 Watt sind von Vorteil, weil sie den Verseifungsprozess nicht so stark beschleunigen wie stärkere Geräte. Denn je intensiver gemischt wird, desto schneller läuft die Verseifung ab. Arbeitet man dagegen langsam, so hat man für die Verarbeitung von verschiedenen Farben und dem Duft ausreichend Zeit und kann mit mehr Ruhe arbeiten. Billige Geräte zwischen 10 und 20 € sind daher völlig ausreichend.

Küchenutensilien

Waage

Alle Zutaten für eine Seife müssen abgewogen werden. Das gilt auch für Flüssigkeiten, also für das destillierte Wasser für die Lauge und für Öle. Ebenso für feste Fette, denn auf die auf einer Fettverpackung aufgedruckte Gewichtsangabe sollte man sich nicht verlassen. Bei Ölen ist das Wiegen noch wichtiger, weil 1 l Öl kein Kilogramm wiegt, wie das bei Wasser der Fall ist. 1 l Öl wiegt etwa 900 g, so dass in einer 750-ml-Flasche nur rund 670 g Öl enthalten sind.

GUT ZU WISSEN

Alle Zutaten für die Seife müssen gewogen werden, auch Flüssigkeiten wie das Wasser zum Anrühren der Lauge und besonders die Fette und Öle.

Eine normale digitale Küchenwaage mit einer Genauigkeit von ± 1 g ist ausreichend für die erste Seife mit einer Gesamtfettmenge (GFM) von mehr als 500 g. Für kleinere Mengen wird die Waage zu ungenau, man riskiert, dass später freies NaOH in der Seife ist. Hier empfiehlt sich die Anschaffung einer Feinwaage bis 300 g Gesamtgewicht und mit der Anzeige einer Nachkommastelle.

Feinwaage

Bei Küchenwaagen mit der Genauigkeit von ± 1 g sollte die Gesamtfettmenge 500 g nicht unterschreiten. Schon bei 300 g Gesamtfettmenge machen 1 g NaOH mehr 2 % Überfettung weniger aus, und die fertige Seife kann freie Lauge enthalten und unbrauchbar sein. Es besteht die Gefahr der Verätzung. Sollen kleinere Chargen gesiedet werden, benötigen Sie eine Feinwaage mit einer Nachkommastelle. Diese dient in erster Linie zum Abwiegen von NaOH und den Düften. Für Fette kann bis zu einer Untergrenze von 100 g weiterhin die Küchenwaage benutzt werden.

Feinwaagen sind empfindlich und dürfen nicht unnötig belastet werden, das heißt, sie sollten nicht über ihr Maximalgewicht beladen werden. Benutzen Sie hier leichte Gefäße aus Kunststoff, außer für die Düfte. Je höher die Belastung der Waage ist, desto ungenauer arbeitet sie im unteren Bereich. Bei einer Belastung von 200 g (Maximalbeladung 300 g) können Sie bei 10,2 g die Nachkommastelle nur noch schätzen, nicht wiegen. Achten Sie beim Kauf der Feinwaage daher darauf, dass das Maximalgewicht nicht zu gering ist. 300 g sollte es mindestens betragen.

SICHERHEITSAUSRÜSTUNG

Für die Seifenherstellung ist die Lauge unerlässlich. Ein unsachgemäßer Umgang damit kann jedoch zu Verätzungen an Haut und Augen führen, weshalb besondere Schutzmaßnahmen nötig sind.

Schutzausrüstung

Schutzbrille

Für den Umgang mit der Lauge benötigen Sie eine Schutzbrille. Diese verhindert, dass die Augen durch Spritzer von Lauge oder frischem Seifenleim Schaden nehmen. Lauge ist stark ätzend und trübt die Hornhaut im Auge! Die Schutzbrille verhindert dies durch ein größeres Brillenglas vorne und einen Spritzschutz an der Seite. Für Brillenträger gibt es Überbrillen in zwei verschiedenen Formen, die über der eigenen Brille getragen werden. Beide Überbrillen können nur für kurze Zeit getragen werden, bei längerem Tragen sind sie unbequem und drücken. Für längeres Arbeiten empfiehlt sich eine Schutzbrille mit optischen Gläsern, die den Anforderungen einer Schutzbrille genügt. Gasmasken oder Visiere mit Gesichtsschutz sind fürs Seifesieden, wie manchmal empfohlen, nicht nötig. Auch Staubschutzmasken sind unsinnig, weil sie nur vor Stäuben schützen, nicht aber vor Dämpfen.

GUT ZU WISSEN

Sie können eine Schutzbrille im Baumarkt, im Internet und beim Optiker kaufen. So lange Sie mit Lauge oder mit frischer Seife arbeiten, müssen Sie aus Sicherheitsgründen die Schutzbrille tragen.

Hand- und Körperschutz

Zum Schutz der Hände vor Verätzungen zieht man Handschuhe an. Das können dünne Einmalhandschuhe sein, die man öfter mal wechseln sollte, da sie nach etwa 20 Minuten keinen ausreichenden Schutz mehr bieten. Oder man nimmt dickere Gummihandschuhe, mit denen man aber weniger Gefühl in den Fingern hat. Schutzkleidung, wie im Labor vorgeschrieben, ist fürs Sieden nicht unbedingt erforderlich, jedoch empfehle ich wegen der Farben einen Arbeitspullover oder ein -hemd mit langen Ärmeln. Dies vermeidet Laugenspritzer auf den Unterarmen, die man oft nicht sofort bemerkt. Farbspritzer lassen sich nur schwer aus der Kleidung wieder entfernen.

AUF EINEN BLICK: DIE GRUNDAUSSTATTUNG ZUM SEIFESIEDEN

Küchengeräte und Seifenformen

• Edelstahltopf oder Plastikschüssel mit einem Fassungsvermögen von 3 l

• Rührlöffel oder Teigschaber, Teelöffel

• Pürierstab

• Gefäß zum Anrühren der Lauge

• Kleines Glas zum Abwiegen der Düfte

• Joghurtbecher zum Anrühren von Farben

• Formen: z. B. Eispackungen, Tetrapacks oder Chipsdosen, Joghurtbecher

Sicherheitsausrüstung

• Schutzbrille

• Handschuhe

• langärmeliges/r Arbeitshemd/-pullover

Für weitere Versuche

• Thermometer

• Minimixer oder Milchaufschäumer

• Kleine Becher für Farben

ARBEITEN MIT LAUGE

Die für die Seifenherstellung benötigte Lauge wird aus destilliertem bzw. entmineralisiertem Wasser, auch VE-Wasser genannt → Seite 71, und Natriumhydroxid angerührt. Die Mengen an Natriumhydroxid und Wasser erhält man aus dem Rezept oder besser Sie berechnen sie mit einem Seifenrechner aus dem Internet selbst (siehe dazu „Seifenrechner im Netz“ → Seite 139). Ich rate Ihnen, alle Rezepte, auch die aus Büchern oder dem Internet, selbst nachzurechnen, da es häufig zu Druck- oder Übertragungsfehlern kommt. Mit der eigenen Berechnung sind Sie dann auf der sicheren Seite.

GUT ZU WISSEN

Natriumhydroxid (NaOH) in Wasser gelöst ergibt eine stark ätzende Lauge. Natriumhydroxid ist ein weißer Stoff, der in Form von Kügelchen oder Pastillen verkauft wird.

NaOH ist hygroskopisch, d. h. es bindet Feuchtigkeit aus der Umgebung, und reagiert mit Kohlenstoffdioxid aus der Luft. Halten Sie die Dose deshalb gut verschlossen und bewahren Sie sie außerhalb der Reichweite von Kindern auf.

Natriumhydroxid wird auch Ätznatron genannt. Die chemische Formel dafür ist NaOH. Es darf nicht mit Natron verwechselt werden, das Bestandteil von Backpulver oder Brausepulver und damit essbar ist.

Natriumhydroxid ist hygroskopisch, das heißt, es zieht Luftfeuchtigkeit an und reagiert darüber hinaus mit dem Kohlenstoffdioxid aus der Luft. Deshalb wird der Behälter mit dem NaOH immer sofort wieder luftdicht verschlossen. Lagern Sie es kühl, trocken und außerhalb der Reichweite von Kindern.

Mit Natronlauge erhält man feste Seifenstücke, sogenannte Leimseife.

Eine weitere Lauge, die Kalilauge, angerührt aus Kaliumhydroxid, chemisch KOH, wird für die Herstellung von Schmierseife und Flüssigseife verwendet.

GEFÄSSE ZUM ABWIEGEN UND ANRÜHREN

Um größere Fehler beim Abwiegen zu vermeiden, benutzen Sie leichte Gefäße aus Kunststoff, beispielsweise saubere, trockene Joghurtbecher oder ein kleines Becherglas aus dem Laborfachhandel. Trockene Laugenperlen greifen die meisten Materialien nicht an. Sie sollen jedoch nicht über Stunden in den Gefäßen aufbewahrt werden.

Geeignete Gefäße zum Anrühren der Lauge sind:

• Kunststoffmessbecher aus Polyethylen PE (HDPE oder LDPE) oder Polypropylen PP

• Edelstahlgefäß oder -messbecher

• Glasgefäße, wie Einmachgläser oder Bechergläser aus dem Laborfachhandel

Messbecher aus Kunststoff sollten Sie öfter auf Risse untersuchen, da die Lauge beim Anrühren sehr heiß wird. Auf Dauer wird das Material dabei spröde und kann Risse bekommen.

Ungeeignete Materialien

Gefäße, die normalerweise für Lebensmittel benutzt werden, sind auf Grund der Verwechslungsgefahr tabu. Benutzen Sie zu Ihrem eigenen Schutz und zum Schutz Ihrer Familie keine Kaffeetassen oder Trinkgläser zum Abwiegen des NaOHs oder zum Anrühren der Lauge. Manche Kunststoffsorten wie Polycarbonat (Kurzzeichen PC, Kennziffer 07) und andere Polyester wie PET (Kurzzeichen PET, Kennziffer 01) sind ebenfalls nicht zum Anrühren von Lauge geeignet, da sie von der Lauge angegriffen und teilweise gelöst werden.

WO WIRD DIE LAUGE ANGERÜHRT?

Sie brauchen keine Angst zu haben, sich durch die Lauge zu vergiften. Lauge ist nicht giftig. Eine stark verdünnte Natronlauge wird auch für Laugengebäck verwendet. In konzentrierterer Form, wie sie für die Herstellung der Seife benötigt wird, ist sie aber ätzend.

GUT ZU WISSEN

Je intensiver gerührt wird, desto schneller läuft die Reaktion ab.

Beim Auflösen des NaOH wird viel Wärme frei, das heißt, die Lauge wird sehr heiß und beginnt zu dampfen. Dies gilt es zu verhindern, da die Dämpfe die Schleimhäute in Mund, Hals und Lunge reizen.

Der ideale Ort: das Spülbecken

Der beste Platz, um die Lauge anzurühren, ist daher das Spülbecken. Wird etwas kaltes Wasser ins Spülbecken eingelassen, so kann die Lauge gut abkühlen. Das vermeidet die Dampfbildung. Falls aus Unachtsamkeit etwas umfällt oder das Gefäß einen Riss bekommt und Lauge ausläuft, kann sie einfach durch den Ausguss weggespült werden.

Hier lieber nicht!

Abraten möchte ich davon, die Lauge im Freien anzurühren und sie dann durch die Wohnung zu tragen, weil es auf dem Weg zurück zum Siedeplatz Stolperfallen geben kann. Gibt es keine andere Möglichkeit, als die Lauge im Freien anzurühren, dann sollten Sie darauf achten, dass der Weg hindernisfrei ist. Auch der Platz unter der Dunstabzugshaube ist fürs Anrühren nicht geeignet, weil sich darunter meist ein Glaskeramikkochfeld befindet, das durch Spritzer der heißen Lauge beschädigt werden kann. Heiße Lauge ist in der Lage, Glas anzugreifen und hinterlässt Flecken auf der Oberfläche.

WIE WIRD DIE LAUGE ANGERÜHRT?

Als erstes legen Sie die Schutzausrüstung bestehend aus Schutzbrille und Handschuhen an und decken Ihren Arbeitsplatz mit Zeitungspapier oder einer Plastikdecke ab. Das destillierte Wasser wird abgewogen und mit dem Gefäß ins Spülbecken gestellt. Lassen Sie so viel kaltes Wasser ins Spülbecken ein, dass das Gefäß nicht aufschwimmt.

Wiegen Sie die benötigte Menge an NaOH genau ab und verschließen danach die Flasche mit den NaOH-Perlen sofort wieder gut. Das abgewogene NaOH wird in kleinen Portionen zum destillierten Wasser gegeben und so lange mit einem Löffel oder Teigschaber gerührt, bis es sich vollständig aufgelöst hat und sich die Flüssigkeit wieder zu klären beginnt.

Dann warten Sie, bis die Lauge etwas abgekühlt ist, um die nächste Portion einzurühren. So bleibt die Lauge immer unter der Temperatur, bei der sie anfängt zu dampfen. Zu Beginn der Seifensiederei werden die Portionen recht klein ausfallen, bis Sie herausgefunden haben, wie groß sie sein können.

GUT ZU WISSEN

• NaOH wird beim Auflösen in Wasser sehr heiß und es kann Dampf entstehen.

• Laugendämpfe sind nicht giftig, aber sie reizen die Atemwege.

• Rühren Sie Ihre Lauge portionsweise an, mit Abkühlzeiten dazwischen.

• Stellen Sie Ihr Laugengefäß nicht unter die Dunstabzugshaube oder vor ein Fenster, unter dem Personen entlanggehen.

• Laufen Sie mit der Lauge nicht unnötig durchs Haus.

• Der beste Platz zum Anrühren der Lauge ist ein mit kaltem Wasser gefülltes Spülbecken.

HILFE BEI LAUGENKONTAKT

Sowohl Schutzkleidung als auch die Brille sollen den Körper vor Lauge und frischem Seifenleim schützen. Bitte denken Sie daran, dass auch der frische Leim sehr ätzend ist!

Ist doch etwas frischer Leim oder ein Spritzer Lauge auf die Haut gelangt, so bewahren Sie bitte Ruhe und spülen die Stelle mit viel Wasser ab, so lange, bis sie sich nicht mehr seifig-glitschig anfühlt. Dabei gilt, je schneller die Lauge abgespült wird, desto weniger Schaden kann sie anrichten.

Lauge lässt sich gut mit viel Wasser abspülen und so entfernen. Sie muss nicht mit Essig neutralisiert werden. Angegriffene Haut wird von Säure nur weiter geschädigt, außerdem brennt Essig in offenen Wunden stark. Sollten Sie unbemerkt einen Laugenspritzer auf die Haut bekommen haben, so macht sich dieser erst durch Jucken, später durch Brennen bemerkbar. Sobald Sie also einen Juckreiz bemerken, waschen Sie die Stelle vorsorglich mit Wasser ab. Die angegriffene Haut wird mit etwas Creme gepflegt und so der Schutzfilm erneuert. Offene Wunden sollten Sie von einem Arzt anschauen lassen.

Verschüttete Lauge wischen Sie mit viel Wasser auf. Tragen Sie auch hierbei Handschuhe und Schutzbrille! Wenn Sie sich besser fühlen, können Sie mit Essigwasser nachwischen.

Alle hier beschriebenen Maßnahmen dienen Ihrem Schutz, weil die Lauge starke Verätzungen verursachen kann. Um das zu verhindern, müssen Sie sich auskennen und wissen, was zu tun ist. Respekt beim Umgang mit der Lauge ist nötig, aber Sie brauchen sich nicht davor zu fürchten, wenn Sie sich an die Sicherheitsregeln halten.

SCHNELLE HILFE BEI LAUGENSPRITZERN

Laugenspritzer auf der Haut sollten keinesfalls mit Essig neutralisiert werden. Spülen Sie einige Minuten mit viel Wasser, bis das glitschige Gefühl verschwunden ist. Cremen Sie die Haut mit einer Fettcreme ein.

Offene Wunden sollten Sie Ihrem Arzt zeigen.

Laugenspritzer im Auge müssen lange unter fließendem Wasser ausgespült werden. Rufen Sie, wenn möglich, den Notarzt.

Angerührte Lauge

HERSTELLUNG DER ERSTEN SEIFE NACH DEM GRUNDREZEPT

Das Grundrezept, auch 25er-Rezept genannt, besteht aus je 25 % Kokosfett (z. B. Palmin), Palmfett (Fettstange, Frittierfett), Rapsöl und Olivenöl. All diese Zutaten bekommen Sie im Supermarkt, sie sind günstig und ergeben eine feste, gut schäumende Seife. Außerdem ist das Rezept einfach, weil es innerhalb einer großen Temperaturspanne zu verarbeiten ist und sich für Anfänger deshalb besonders eignet. Ich empfehle, sich bei der ersten Seife ganz darauf zu konzentrieren, die Verarbeitungsschritte und verschiedenen Leimstadien kennenzulernen und nicht schon bei der ersten Seife aufwändige Swirls oder eine mehrfarbige Seife zu planen.

AUF EINEN BLICK: GRUNDREZEPT (25ER-REZEPT)

• 25 % Kokosfett

• 25 % Palmfett

• 25 % Olivenöl

• 25 % Rapsöl

Wollen Sie nicht auf Farbe verzichten, so können Sie am Vortag 3 Teelöffel edelsüßes Paprikapulver mit ca. 260 g Rapsöl vermischen und gut verrühren. Nachdem das Öl über Nacht ruhig stehengelassen wurde, hat sich das Paprikapulver am Boden abgesetzt. Von diesem Bodensatz gießen Sie das jetzt orangefarbene Öl vorsichtig ab, ohne dabei das Paprikapulver aufzuwirbeln. Dieses Öl wird zum Färben der Seife benutzt.

Paprikaölauszug

GRUNDREZEPT (25ER-REZEPT)

Für eine Gesamtfettmenge (GFM) von 1000 g werden benötigt:

330 g entmineralisiertes Wasser

133,5 g NaOH (10 % Laugenunterschuss)

250 g Kokosfett

250 g Palmfett

250 g Olivenöl

250 g Rapsöl

30 g ätherisches Lavendelöl oder Eukalyptusöl oder ein kosmetikgeeignetes Parfumöl, z. B. Mangoduft (3 % der GFM)

Vorbereitung

Bevor Sie mit der Herstellung der ersten Seife beginnen, sollte Sie für ausreichend Zeit und Ruhe sorgen. Hektik kann zu Unachtsamkeiten führen, und die sollte Sie beim Sieden vermeiden, damit Sie sich an der Lauge nicht verätzen und keine scharfe Seife herstellen.

Ein geeigneter Arbeitsplatz in der Küche wird freigeräumt und mit Papier oder einer Plastikfolie abgedeckt. Lebensmittel dürfen nicht in der Nähe des Seifenplatzes stehen.

Drucken Sie Ihr Rezept aus und stellen alle benötigten Materialien und Zutaten bereit. Legen Sie die Schutzkleidung inklusive Brille an und dann kann es losgehen.

Herstellung

01 Herstellen der Lauge aus 330 g destilliertem Wasser und 133,5 g NaOH unter Einhaltung der Sicherheitsregeln→ Seite 18.

02 Je 250 g Palmfett und Kokosfett abwiegen, im Topf schmelzen und zum Abkühlen auf die Seite stellen.

03 Das Parfumöl (PÖ) oder das ätherische Öl (ÄÖ) in einem kleinen Glas abwiegen. Benutzen Sie dazu keinen Kunststoffbecher, weil die Düfte das Material angreifen.

04 Die Öle in einem separaten Gefäß abwiegen und zu den geschmolzenen Fetten geben.

GUT ZU WISSEN

Der Begriff Laugenunterschuss, früher Überfettung genannt, bedeutet, dass weniger Lauge benutzt wird, als zur vollständigen Verseifung der Fette notwendig ist. Da Fette und Öle natürlichen Schwankungen unterliegen, ist der Laugenunterschuss eine Art Sicherheitsfaktor und sorgt für etwas mildere Seife.

02 Abgewogene Fette

03 Duft

04 Zugabe des gefärbten Öls zu den geschmolzenen Fetten

05 Kontrolle der Temperatur

06 Zugabe der Lauge durch ein Sieb

05 Öle mit dem Teigschaber mischen und ihre Temperatur kontrollieren. Die optimale Verarbeitungstemperatur liegt bei Handwärme, also zwischen 30 und 35 °C. Das heißt, Topf und Laugengefäß fühlen sich gerade eben nicht mehr warm an.

06 Die auf die gleiche Temperatur abgekühlte Lauge vorsichtig durch ein Sieb zu den Fetten gießen.

07 Abwechselnd mit dem Pürierstab und dem Teigschaber rühren, bis die Mischung homogen ist und kein Öl mehr auf dem Seifenleim steht.

08 Prüfen der Konsistenz des Seifenleims. Je mehr mit dem Pürierstab gearbeitet wird, desto schneller dickt der anfangs flüssige Seifenleim an. Er durchläuft dabei mehrere Stadien: vom flüssigen Leim (a) über den andickenden Leim (b) bis hin zum angedickten Leim (c).

GUT ZU WISSEN

Schalten Sie den Pürierstab erst ein, wenn er vollständig in die Öle eingetaucht ist. Vermeiden Sie Spritzer.

07 Öl nicht fertig eingerührt

08 (a) Homogener, flüssiger Seifenleim

08 (b) Andickender Leim

08 (c) Angedickter Leim

10 Einformen

09 Spätestens jetzt den Pürierstab entfernen. Den Duft mit dem Teigschaber unterrühren. Dabei einmal um die Innenwandung des Rührgefäßes fahren, um die Schicht, die sich dort abgesetzt hat, gleichmäßig zu verrühren.

10 Jetzt die Masse in die bereitstehende Form gießen. Geeignete Formen für die erste Seife wären z. B. Eispackungen von 1 Liter Volumen, am besten mit Deckel, und einige Joghurtbecher oder Frischkäseschachteln.

11 Den Seifenleim bis etwa 1 cm unter den Rand der Form eingießen. Dann die Form einige Male vorsichtig auf den Tisch klopfen, um eventuell vorhandene Luftblasen an die Oberfläche zu bringen. Zuletzt den Deckel auf die Form aufsetzen oder mit Frischhaltefolie verschließen.

PALMÖLFREIE UND VEGANE GRUNDREZEPTE

Drei vegane Grundrezepte, die so einfach wie das 25er-Rezept sind, aber ohne Palmöl auskommen, finden Sie auf den Seiten 34 und 35.

DIE GELPHASE

Wenn die Seife in der Form ist, müssen Sie entscheiden, ob sie eine Gelphase durchlaufen soll oder nicht. Wird eine größere Menge Seife, ab etwa 1 kg Gesamtfettmenge (GFM), in ein Handtuch oder eine Decke gepackt, so bleibt die bei der chemischen Reaktion entstehende Wärme in der Seife und sie heizt sich auf. Dabei wird sie immer wärmer, bis sie wieder zähflüssiger, dunkler und vaselineartig durchscheinend wird. Diesen Zustand bezeichnet man als Gelphase.

Beginnende Gelphase aus der Mitte heraus

Die Gelphase erreicht den Rand

Fast vollständig durchgegelte Seife

Die Gelphase beginnt mit dem Aufheizen in der Mitte der Form und breitet sich von dort langsam bis zum Rand aus. Während der Gelphase kann die Seife Temperaturen von 60–75 °C erreichen. Erst wenn die Verseifungsreaktion sich verlangsamt, kühlt die Seife ab, und nach 24 Stunden ist der größte Teil der Reaktion abgeschlossen.

ANHEIZEN DER GELPHASE VON AUSSEN

Kleinere Mengen Seife und Seifen in Einzelformen können durch Wärme von außen in die Gelphase gebracht werden. Die einfachste Methode dafür ist, eine Wärmflasche oder Heizdecke unter die Seife zu legen, bevor sie gut eingepackt wird. Man nennt das auch Isolieren der Seife. Es ist auch möglich, eine Flasche mit heißem Wasser zusammen mit der Seifenform in eine Styroporkiste zu legen, ebenso das Anheizen der Gelphase im Backofen bei 45–80 °C.

Hier muss die Seife gut beobachtet werden. Sobald die Gelphase den Rand der Form erreicht hat, sollte man den Ofen ausschalten, damit die Seife nicht überhitzt. Ein deutliches Warnsignal sind Öltropfen auf der Seife. Sobald sie sich zeigen, die Seife aus dem Ofen oder aus der Isolierung nehmen und möglichst kühl stellen, zum Beispiel auf eine kalte Fläche.

Ist die Reaktionswärme der Seife nicht ausreichend, weil die Seife sehr kalt zusammengerührt wurde, so erwärmt sich die Seife von außen nach innen, die Gelphase beginnt am Rand. Auch hier wird sie beendet, wenn die Seife komplett durchgegelt ist.

Seifen, die Zutaten wie z. B. Honig oder zuckerhaltige Säfte enthalten, heizen von selbst stark auf und kommen meist von selbst in die Gelphase. Hier verzichtet man besser auf die Isolierung, damit die Seife nicht überhitzt (siehe „Fehlersuche und Behebung“→ Seiten 233 ff.).

VOR- UND NACHTEILE DER GELPHASE

Ein Vorteil ist die Verkürzung der Wartezeit, bis man die Seife aus der Form nehmen und schneiden kann, da sie schneller fest wird. Auch fühlt sich die Seife glatter und fester an als ohne Gelphase und die Reifezeit verkürzt sich leicht. Als Nachteil empfinden viele, dass sich die Farbe durch eine Gelphase ins Cremefarbene bis Beige verfärbt und nicht rein Weiß bleibt. Dafür leuchten Naturfarben, die gelen konnten, besser als ohne Gelphase, was auf den Bildern gut zu erkennen ist.

Ob eine Seife eine Gelphase haben sollte oder nicht, ist Geschmackssache. Eine gute Seife darf gelen, sie muss es aber nicht.

Unterschied zwischen gegelter und ungegelter Seife mit Tonerde

AUSFORMEN UND SCHNEIDEN

Wenn die Seife abgekühlt ist und sich nicht mehr anfühlt wie warme, weiche Butter oder wenn sie sich schon von selbst vom Rand ablöst, dann kann sie ausgeformt werden. Eine Schutzbrille ist jetzt nicht mehr nötig, jedoch sind Handschuhe unbedingt empfehlenswert, weil die frische Seife noch scharf ist und die Haut austrocknet.