23,99 €
Dieses fundierte Grundlagenwerk führt Sie ein in die hohe Kunst des Seifesiedens! Chemie-Ingenieurin Petra Neumann begleitet Anfänger wie Fortgeschrittene auf dem Weg zur handgefertigten Seife zuhause. Steigen Sie mit den Grundlagen zur Ausstattung, Wirkung und Technik ein und bekommen Sie ein Gefühl für Duft und Farbe, Haptik und Schaumqualität. Werden Sie mit über 40 detaillierten Porträts und 35 kreativen Rezepten von Kräuterseife bis vegane Mandelmilchsole selbst zum Experten und kreieren Sie Ihre eigenen Rezepte – Ihre Haut wird es Ihnen danken. Dieses erfolgreiche Nachschlagewerk wurde um neue Ideen und weiterführendes Wissen ergänzt und ist somit ein Muss für jede/n Seifesieder/in.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 299
Petra Neumann
GRUNDLAGEN
REZEPTE
TECHNIKEN
DIE GRUNDLAGEN
EIN KLEINER AUSFLUG IN DIE GESCHICHTE
Die Anfänge der Seifenherstellung
Die Seife verbreitet sich in Europa
WIEDERENTDECKUNG EINER HANDWERKSTRADITION
Ein vielseitiges Hobby für Anfänger und Könner
MATERIAL UND AUSRÜSTUNG
Basiszutaten einer Seife
Grundausstattung
Sicherheitsausrüstung
ARBEITEN MIT LAUGE
Gefäße zum Abwiegen und Anrühren
Wo wird Lauge angerührt?
Wie wird Lauge angerührt?
Hilfe bei Laugenkontakt
HERSTELLUNG DER ERSTEN SEIFE NACH DEM GRUNDREZEPT
GRUNDREZEPT (25ER-REZEPT)
DIE GELPHASE
Anheizen der Gelphase von außen
Vor- und Nachteile der Gelphase
AUSFORMEN UND SCHNEIDEN
Tipps zum Ausformen
Tipps zum Schneiden
DAS REINIGEN DER GERÄTE
REIFEN
Die optimale Reifezeit
TEST AUF FREIE LAUGE
Küsschentest
Den pH-Wert messen
DER LETZTE SCHLIFF
Aufhübschen
Einpacken und Lagern
DREI PALMÖLFREIE GRUNDREZEPTE
Aqua I
Aqua II – vegan
Milde Olive – vegan
SEIFENFORMEN
Blockformen und Dividor
Einzelformen und Trays
TIPPS UND TRICKS
INHALTSSTOFFE
DIE FARBE
Natürliche Möglichkeiten zur Färbung
Weitere farbgebende Stoffe
Synthetische Farbstoffe
Verarbeitung der farbgebenden Stoffe
DER DUFT
Parfumöle
Mischen von Parfumölen mit ätherischen Ölen
Ätherische Öle
PORTRÄTS ÄTHERISCHER ÖLE
Duft oder kein Duft?
FLÜSSIGKEITEN ZUM ANRÜHREN DER LAUGE
Wasser
Hydrolate
Tee und Saft
Püriertes Obst und Gemüse
Kaffee
Alkoholische Getränke
Sole
Milch
FETTE UND ÖLE
GEWINNUNG DER FETTE UND ÖLE
Pressverfahren
Extraktion mit Lösungsmitteln
Hochdruckextraktion
Raffination kurz erklärt
HALTBARKEIT UND LAGERUNG VON ÖLEN
CHEMIE DER FETTE UND ÖLE
Fettsäuren
Weitere Inhaltsstoffe von Fetten
Fettkennzahlen
Fetthärtung und Fraktionierung
DIE VERSEIFUNGSREAKTION
Überfettung oder Laugenunterschuss?
SYSTEMATISCHE EINTEILUNG DER FETTE UND ÖLE
ERLÄUTERUNGEN ZU DEN ÖLPORTRÄTS
Ranziditätsfaktor
Härte
GRUPPE 1: SCHAUMFETTE
GRUPPE 2a: BASISFETTE
GRUPPE 2b: TIERISCHE BASISFETTE
GRUPPE 3a: STABILE BASISÖLE
GRUPPE 3b: BASISÖLE
GRUPPE 4: PFLEGEÖLE
WACHSE UND FETTSÄUREN
Jojobaöl
Weitere Wachse und wachsartige Stoffe
Bienenwachs
Beerenwachs
Blütenwachse
Wachsartige Stoffe
Sojawachs, Sojaflocken
Sonnenblumenwachs
Rapswachs oder Rapsbutter
Stearinsäure, Palmitinsäure und Myristinsäure
ÖLAUSZÜGE
Herstellen eines Ölauszugs
Verwendbare Ölsorten
Herstellung von Ringelblumenöl für Ringelblumenseife
EIGENE REZEPTE SINNVOLL ERSTELLEN
Vegane und palmölfreie Rezepte
Berechnung der Laugenmenge
Verseifungszahlen
Berechnung eines Rezepts
Abschätzen der Härte eines Rezeptes
Verarbeitungstemperaturen
ZUSATZSTOFFE
ZUSATZSTOFFE
Salz
Zucker
Glycerin
Seide
Zitronensäure und Natriumcitrat
Natriumcitrat
Milchprodukte
Stärke, Babypuder und Talkum
Lanolin
Eiweiß und Eigelb
Honig
Peelingzusätze
Vitamin E
Harze
Blüten und Kräuter
Schwefel
REZEPTE
UND WEITERE HERSTELLUNGSMETHODEN
LEICHTE REZEPTE FÜR DEN ANFANG
Die feine Milde: Duschseife mit Avocadoöl
Oliven-Lorbeeröl-Seife im part" Aleppo-Style
Olivencremeseife bei trockener, empfindlicher Haut
Seife mit Straußenfett – RosenStrauß
PEELINGSEIFEN
Peelingseife „Für die Füße“
Kräuterseife Lungau: ein pflegender Kräuterspaziergang
Kaffeeseife Edelmocca: mehrschichtige Peelingseife
HERSTELLUNG IM HEISSVERFAHREN
GRUNDREZEPT FÜR DIE HEISSVERSEIFUNG
Im Slowcooker oder Crockpot
Heißverseifung in der Mikrowelle (MWHP)
Im Backofen
Mathilde: Heißverseifung im Backofen
SWIRLREZEPTE
Voraussetzung für ein gutes Swirlrezept
Sense of delight
Elaine: Seife im Dividor
Ghostswirl in der Blockform
Knetseife
Knetseifenrezept
Einleger
MILCHSEIFEN
Milchseife mit frischer Ziegenmilch
Aloe-vera-Buttermilchseife
Annika: vegane Mandelmilchseife
SALZSEIFEN
Salzsorten
Schaumverstärkung
Kosmetische Wirkung
GRUNDREZEPT FÜR EINE LEICHT SCHÄUMENDE SALZSEIFE
Sommerlich erfrischende Salzseife
Salz-Tonerden-Seife
SOLESEIFEN
Sole
Berechnungen
Hintergrund: Was beim Auflösen von Salz passiert
Ebony und Ivory
Schafsmilchsoleseife
Seife mit Totem-Meer-Schlamm
SEIFEN MIT KOH UND MISCHVERSEIFUNG
Rasierseife Mr. & Mrs. Windsor
Beldi oder Moroccan Black Soap
Flüssigseife
Zahnseife: Mischverseifung im HP-Verfahren
HAARSEIFEN
Schaumfette
Darauf sollte man außerdem achten
Warum Haarseife in Heißverseifung herstellen?
Haarseife 2.1 für dickes, lockiges Haar OHP
Avocado-Hanf-Haarseife
Haarseife für feines Haar und empfindliche Kopfhaut
UNGEWÖHNLICHE SEIFEN
Schwimmseife oder Whipped
Schwefelseife Island
MASTERBATCH
Fette auf Vorrat
Lauge auf Vorrat
FEHLERSUCHE UND BEHEBUNG
Schnelles Andicken des Seifenleims
Aufheizen des Seifenleims
Öl vergessen
Duft vergessen
Weißer Belag auf der Seife
Weiße Punkte in der Seife
Tropfen
Spröde oder rissige Seife
Bröckelige, weiche Seife wie nasse Kreide
Öl auf der Seife
Loch in der Seife
Seife ist in der Mitte dunkler als am Rand
Gelbe Flecken und klebrige Stellen, ranzige Seife
Seife blutet aus
RETTUNG UND RESTEVERWERTUNG
Seife einschmelzen
Duschbutter
Seife aussalzen: Herstellung von Putzseife
ZULETZT: GEWERBLICHE SEIFENHERSTELLUNG
SERVICE
Alphabetische Ölliste mit wichtigen Daten
Liste mit deklarationspflichtigen Allergenen
Rezeptübersicht
Zum Weiterlesen
Bezugsquellen
Glossar
Über die Autorin
Danksagung
Als ich vor über zehn Jahre begann, meine Kosmetik aufgrund von Hautproblemen selbst herzustellen, war der Schritt zur eigenen Seife klein. Die natürliche Pflege, der herrliche Duft, das angenehme Hautgefühl und nicht zuletzt zu wissen, was im Produkt enthalten ist, faszinierten mich – und tun es bis heute. Darüber hinaus ist das Seifesieden ein spannendes Hobby, das unendlich viele kreative Möglichkeiten bietet.
Dieses Buch ist für Anfänger wie Fortgeschrittene geschrieben. Es soll ebenso mit Märchen und Mythen rund um die Seifenherstellung aufräumen wie eine Wissenslücke schließen, da nicht von den Eigenschaften eines Fettes auf die Eigenschaften einer Seife geschlossen werden darf. Dies wird in der bisherigen Seifenliteratur meist vernachlässigt. Alle hier vorgestellten und beschriebenen Einölseifen wurden von mir selbst gesiedet oder im Rahmen eines Projektes im Seifenforum „Seifentreff“ (www.seifenforum.de) selbst getestet.
Das Buch muss nicht von vorn bis hinten durchgelesen werden. Haben Sie bereits erste Erfahrungen gesammelt und schon eine Seife gesiedet, so können Sie das erste Kapitel „Die Grundlagen“ überblättern. Bitte lesen Sie aber unbedingt die Sicherheitshinweise ab Sicherheitsausrüstung→ Seite 18. Eventuell kommen Sie später darauf zurück, da hier viele Tipps zur Herstellung gegeben werden. Anfängern empfehle ich dagegen, zunächst den ersten Teil des Buches zu lesen, um bald die erste Seife selbst zu sieden. Dann werden Sie die folgenden Kapitel leichter verstehen.
Der Schwerpunkt meines Buches liegt auf den Hauptinhaltsstoffen der Seifen, den Fetten und Ölen. Ich möchte Ihnen die Gewinnung, den chemischen Aufbau und die weiteren Inhaltsstoffe erklären und Sie in die Lage versetzen, die Aufgaben der einzelnen Fette und Öle und ihre Wirkungsweise zu verstehen. So wird es Ihnen möglich sein, ein Fett oder Öl eines Rezepts sinnvoll durch ein anderes oder eine Kombination zu ersetzen. Dadurch können Sie mit diesem Buch nicht „nur“ die 33 detailliert beschriebenen Rezepte herstellen, sondern eine Vielzahl von Variationen.
Ein weiteres wichtiges Thema sind die Zusatzstoffe und ihre Auswirkung auf die Haptik des Seifenstückes und die Qualität des Schaumes, aber auch auf die Hautpflege. Die Zusatzstoffe – wie Zucker, Salz, Seide oder Honig – sind in einem weiteren Kapitel → Seite 145 erklärt und ausführlich in den Rezepten beschrieben. Eine Rezeptübersicht mit Techniken und Zusatzstoffen finden Sie im Anhang → ab Seite 247.
Egal, ob Sie sich später für Naturseifen mit ätherischen Ölen, Kräutern und Naturfarben entscheiden oder für buntgeswirlte Seifen mit Parfumölen, mit diesem Buch können Sie Ihren Weg finden. Dabei wünsche ich Ihnen so viel Spaß und Freude daran, wie ich sie in den letzten zehn Jahren bei meinen vielen Seifenexperimenten hatte.
Ihre Aconita
– Petra Neumann –
Langenselbold, im April 2017
Seit der Veröffentlichung der ersten Auflage sind 5 Jahre vergangen. In dieser Zeit hat sich das Seifensieden weiterentwickelt und so war es an manchen Stellen Zeit für eine Überarbeitung. So hat sich der empfohlene Wassergehalt, der zum Anrühren der Lauge benutzt wird, verringert. Ebenso sind neue Techniken dazu gekommen und für manche Seifen kann die Haltbarkeit durch Vitamin E, das ist Tocopherol, oder eine Kombination von Vitamin E und Vitamin C-Palmitat (Ascobylpalmitat) verlängert werden. Das bietet sich vor allem für Haarseifen an, die von der Rezeptkonzipierung mehr ranzanfällige Öle enthalten als normale Hand- und Duschseifen.
Natürlich ist Nachhaltigkeit auch ein Thema. So versuche ich Palmfett und andere Öle aus tropischen Regionen ganz oder teilweise durch europäische Öle, wie gehärtetes Rapsöl oder gehärtetes Sojaöl, zu ersetzen. Diese werden unter Namen wie Sojawachs oder Rapswachs und Rapsbutter verkauft.
Eine neue „Art“ von Seife ist die Knetseife. Durch die Plastizität der Seife sind viele neue Gestaltungsmöglichkeiten dazugekommen, die mich begeistern und die Kreativität beflügeln. Knetseife kann man zum Beispiel gut in kleine Silikonformen drücken, diese abformen und als Aufleger benutzen. So sind edle Seifen, wie die mit den Engelsflügeln möglich → Seite 191 oder Rosenseife mit kleinen Röschen oben drauf. Auch Kinder können eigene Seifen gestalten, da der Umgang mit der Lauge wegfällt. Die Knetseife ist ja eine fertige Seife.
Ganz kreative Köpfe stellen sogar eigene Silikonformen her, indem sie kleine Teile wie einzelne Rosenblüten mit Knetseife oder Knete abformen, zu größeren Formen kombinieren, die dann mit Silikon abgeformt werden. Solche Seifenformen oder Einleger für Formen sind einzigartig.
Es sind zwar 35 Rezepte in diesem Buch enthalten, aber die hier vermittelten Grundlagen sollen Sie, liebe Leser und Leserinnen, in die Lage versetzen, selbst Rezepte zu planen. Beginnen Sie mit einem bereits bestehenden Rezept und ersetzen Sie ein Öl durch ein anderes aus der gleichen Gruppe, zum Beispiel Olivenöl durch Avocadoöl oder Aprikosenkernöl durch Mandelöl. So bekommen Sie Erfahrung mit verschiedenen Ölen und sind bald in der Lage eigene Rezepte zu entwickeln.
Viel Spaß dabei wünscht Ihnen
Petra Neumann, Aconita aus dem Seifenforum
Langenselbold im Februar 2023
Die Basisinformationen versetzen Sie in die Lage, Ihre erste Seife zu sieden, informieren Sie über die Sicherheitsausrüstung, den vorsichtigen Umgang mit Lauge und die benötigten Materialien.
Die Erfindung der Seife liegt weitgehend im Dunkeln der Geschichte. Es wird vermutet, dass sie zufällig passierte, als aus einem über dem Feuer gebratenen Fleisch Fett in die heiße Asche tropfte. Der Regen des nächsten Tages brachte die Reste zum Schäumen und ein findiger Kopf machte sich seine Gedanken darüber. So oder ähnlich wird es gewesen sein.
Den ersten geschichtlichen Nachweis brachte ca. 2500 v. Chr. eine Tontafel in sumerischer Keilschrift, auf der eine Anleitung zur Herstellung einer Seife aus Asche und Öl beschrieben wurde. Allerdings verwendete man die Seife zur Reinigung wollener Kleidung und nicht zur Körperpflege. 77 n. Chr. erwähnte der römische Gelehrte Plinius die germanische und gallische Seife, die aus Ziegentalg und Buchenholzasche hergestellt wurde. Auch sie wurde nicht zur Körperreinigung verwendet, sondern gemischt mit Farbe zum Rotfärben der Haare.
Erst als im 7. Jahrhundert n. Chr. die Araber an Stelle von Asche Ätznatron zur Seifenherstellung verwendeten, konnten Seifenstücke erzeugt werden. Die Araber brachten die Technik der Seifenherstellung nach Europa. In Spanien entstanden im 9. Jahrhundert bedeutende Produktionsstätten in Alicante, Sevilla und Valencia. Dort wurden durch die Kultivierung sowohl von Oliven zur Ölgewinnung als auch von duftenden Pflanzen die Grundstoffe bereits angebaut. Auch in Italien entwickelte sich im 15. Jahrhundert die Seifenproduktion in Genua und Venedig, von wo aus Seife als Luxusartikel nach Nordeuropa gelangte. Durch Modernisierungen im Herstellungsverfahren erlangte die französische Seife unter dem Namen „Savon de Marseille“ im 17. Jahrhundert europaweite Bekanntheit und trat in scharfe Konkurrenz zur Seife aus Genua und zur englischen Seifenindustrie.
IN NORDEUROPA
wurde in vielen Familien und Kleinbetrieben Seife aus Tierfetten und Asche hergestellt, die den Kauf von teuren Toilettenseifen aus Pflanzenölen unnötig machten.
Die Geschichte der Seife ist eng mit der Geschichte der Menschen verbunden. Ging es ihnen nicht gut, weil es nicht genug Nahrung gab, so wurden billige Fette – wie Leinöl, Tierfette, Fette aus Abfällen und Knochen – verseift, die für die Ernährung nicht verwendet werden konnten. In guten Zeiten ohne Nahrungsknappheit wurden Pflanzenfette in Seife verwandelt, bis Mitte des letzten Jahrhunderts andere waschaktive Substanzen erfunden wurden. Seifenstücke mussten Flüssigseife und Duschgel weichen.
Erst am Ende des 20. Jahrhunderts erlebten Naturseifen eine Renaissance durch die Entdeckung der „Kaltverseifung“ als Hobby. Seither entstanden viele kleine Seifensiedereien, deren Angebot an natürlichen oder duftenden und bunten Seifen unüberschaubar ist und deren Seifen ein ansprechendes Geschenk und heute keinesfalls mehr „anrüchig“ sind. Vielleicht erinnern sich manche unter Ihnen noch daran: Früher wurden Seifen häufiger als dezenter Hinweis verschenkt, dass der Beschenkte sich häufiger waschen möge …
Die Gründe, selbst Seife herzustellen, sind vielfältig. Oft suchen die Menschen, die sich im Forum „Seifentreff“ anmelden, nach milden Alternativen zu herkömmlichen Reinigungsmitteln wie Duschgel und Haarwaschmittel, weil sie unter Neurodermitis, Schuppenflechte oder einfach unter sehr trockener Haut leiden. Andere möchten Plastikmüll vermeiden und ihre Reinigungsmittel selbst herstellen.
Wer einmal eine handgesiedete Naturseife verwendet hat, interessiert sich dafür, wie man sie selbst herstellen kann und beginnt, sich im Internet zu informieren. Und schließlich hat er einen gepackt, der ansteckende Seifenvirus: Man möchte bessere Seifen machen, buntere oder schöner gemusterte oder mit noch wertvolleren Inhaltsstoffen und in schönen Formen.
Für all jene ist dieses Buch geschrieben und für die, die es ganz genau wissen wollen! Ein bisschen Chemie ist auch dabei, aber keine Angst, es wird alles verständlich und Schritt für Schritt erklärt.
Als Anfänger können Sie schnell in die Praxis einsteigen, indem Sie sich in den folgenden Grundlagen-Kapiteln über Material und Basistechniken informieren und dann eines der Grundrezepte ausprobieren. Allen fortgeschrittenen Seifensiedern empfehle ich allerdings, den Aufwand nicht zu scheuen, sich mit den chemischen Reaktionen und den Eigenschaften der Fette und Öle zu beschäftigen – nur durch dieses Verständnis wird es Ihnen gelingen, Ihre Seifen zu verbessern, gute Rezepte selbst zu kreieren und letztendlich mehr Spaß an Ihrem Hobby zu haben!
Hier erfahren Sie, welche Grundzutaten und -ausstattung Sie für das Sieden von Seife benötigen. Es sind keine aufwendigen Anschaffungen nötig, Sie werden rasch mit dem Grundrezept loslegen können.
Fette und Öle im ausgewogenen Verhältnis ergeben zusammen mit Natronlauge mittels einer chemischen Reaktion Seife. Die meisten Grundzutaten erhalten Sie also im Supermarkt, wie Kokosfett, Palmfett (Fettstange) zum Braten oder Frittieren, Olivenöl, Rapsöl, Sesamöl usw. Einige besondere Fette und Öle, wie Sheabutter oder Avocadoöl, bieten eher spezielle Internethändler an, die sich auf die Bedürfnisse der Seifensieder spezialisiert haben. Adressen dazu finden Sie im Serviceteil bei den „Bezugsquellen“→ Seite 249.
DEFINITION: WAS IST SEIFE?
Seifen sind Natrium- oder Kaliumsalze von Fettsäuren. Als solche sind sie immer leicht alkalisch.
Die Lauge besteht im Normalfall aus einer bestimmten Menge an destilliertem Wasser, in dem Natriumhydroxid, auch Ätznatron genannt, gelöst wird. Ätznatron ist nicht vergleichbar mit Speisenatron, welches auch als Backzutat verwendet wird. Es ist eine ätzende Substanz; beim Umgang mit ihr müssen einige Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden. Lesen Sie dazu unbedingt das Kapitel „Arbeiten mit Lauge“→ Seite 20.
Das sind die Basiszutaten, da man bei der ersten Seife nicht unbedingt Düfte und Farben braucht. Im Gegenteil, es empfiehlt sich, mit einer einfachen Seife zu beginnen, um sich ganz auf die Herstellung zu konzentrieren. Farbige Muster und Schichtseifen folgen später, wenn man Erfahrung gesammelt hat.
Die meisten Utensilien, die Sie für die Seifenherstellung benötigen, befinden sich schon in Ihrem Haushalt. Diese Geräte sind gegen Säuren aus Essig oder Früchten stabil und somit meistens auch gegen Laugen. Das heißt, alle Geräte aus Glas, Kunststoff und Edelstahl können verwendet werden. Einzig Aluminium verträgt keine Lauge. Es läuft schwarz an, wird stumpf und sollte für die Seifenherstellung daher nicht benutzt werden. Es empfiehlt sich auch nicht, Alugeräte in der Spülmaschine zu reinigen. Für die Arbeit im Labor gilt, dass Geräte, die einmal für Chemikalien verwendet wurden – und Natronlauge und Parfumöle sind Chemikalien – nicht mehr zur Zubereitung von Speisen verwenden werden dürfen. Ich empfehle Ihnen, sich auch bei der Seifenherstellung an diese Laborregel zu halten. Auch wenn Seifenreste in der Spülmaschine von Glas und Edelstahl rückstandslos entfernt werden, ist eine Anschaffung extra für die Seife sinnvoll. Aus Kunststoffgegenständen lassen sich Rückstände von Parfümölen nicht mehr entfernen. Und wer mag schon Käsekuchen mit Rosenduft?
Utensilien, Küchengeräte und einfache Seifenformen
Zum Anrühren der Seife werden ein Edelstahltopf oder eine größere Kunststoffschüssel, eine digitale Küchenwaage, ein Gefäß zum Abwiegen der Lauge und eins zum Anrühren benötigt. Auf die Materialien für diese Gefäße gehe ich im Kapitel „Arbeiten mit Lauge“→ Seite 20 noch einmal genauer ein. Weiterhin brauchen Sie Esslöffel, Teelöffel, einen Teigschaber, ein Sieb für die Lauge und einen Pürierstab. Als einfache Formen eignen sich Plastikverpackungen von Eis, Pralinen und Keksen und Joghurt- oder Frischkäsebecher.
FÜR DIE ERSTE SEIFE
Nicht unbedingt nötig, aber später sehr hilfreich sind ein (Braten)-Thermometer und ein Minimixer bzw. Milchaufschäumer.
Pürierstab
Ein Pürierstab ist das einzige Gerät, dessen Anschaffung ich für die Herstellung der ersten Seife empfehle, weil sich Seifenreste gerne in den Zwischenraum zwischen der Welle und dem Gehäuse festsetzen. Geeignet sind alle Pürierstäbe aus Kunststoff oder Edelstahl, die keine Teile aus Aluminium enthalten. Niedrige Wattzahlen von 180 bis etwa 400 Watt sind von Vorteil, weil sie den Verseifungsprozess nicht so stark beschleunigen wie stärkere Geräte. Denn je intensiver gemischt wird, desto schneller läuft die Verseifung ab. Arbeitet man dagegen langsam, so hat man für die Verarbeitung von verschiedenen Farben und dem Duft ausreichend Zeit und kann mit mehr Ruhe arbeiten. Billige Geräte zwischen 10 und 20 € sind daher völlig ausreichend.
Küchenutensilien
Waage
Alle Zutaten für eine Seife müssen abgewogen werden. Das gilt auch für Flüssigkeiten, also für das destillierte Wasser für die Lauge und für Öle. Ebenso für feste Fette, denn auf die auf einer Fettverpackung aufgedruckte Gewichtsangabe sollte man sich nicht verlassen. Bei Ölen ist das Wiegen noch wichtiger, weil 1 l Öl kein Kilogramm wiegt, wie das bei Wasser der Fall ist. 1 l Öl wiegt etwa 900 g, so dass in einer 750-ml-Flasche nur rund 670 g Öl enthalten sind.
GUT ZU WISSEN
Alle Zutaten für die Seife müssen gewogen werden, auch Flüssigkeiten wie das Wasser zum Anrühren der Lauge und besonders die Fette und Öle.
Eine normale digitale Küchenwaage mit einer Genauigkeit von ± 1 g ist ausreichend für die erste Seife mit einer Gesamtfettmenge (GFM) von mehr als 500 g. Für kleinere Mengen wird die Waage zu ungenau, man riskiert, dass später freies NaOH in der Seife ist. Hier empfiehlt sich die Anschaffung einer Feinwaage bis 300 g Gesamtgewicht und mit der Anzeige einer Nachkommastelle.
Feinwaage
Bei Küchenwaagen mit der Genauigkeit von ± 1 g sollte die Gesamtfettmenge 500 g nicht unterschreiten. Schon bei 300 g Gesamtfettmenge machen 1 g NaOH mehr 2 % Überfettung weniger aus, und die fertige Seife kann freie Lauge enthalten und unbrauchbar sein. Es besteht die Gefahr der Verätzung. Sollen kleinere Chargen gesiedet werden, benötigen Sie eine Feinwaage mit einer Nachkommastelle. Diese dient in erster Linie zum Abwiegen von NaOH und den Düften. Für Fette kann bis zu einer Untergrenze von 100 g weiterhin die Küchenwaage benutzt werden.
Feinwaagen sind empfindlich und dürfen nicht unnötig belastet werden, das heißt, sie sollten nicht über ihr Maximalgewicht beladen werden. Benutzen Sie hier leichte Gefäße aus Kunststoff, außer für die Düfte. Je höher die Belastung der Waage ist, desto ungenauer arbeitet sie im unteren Bereich. Bei einer Belastung von 200 g (Maximalbeladung 300 g) können Sie bei 10,2 g die Nachkommastelle nur noch schätzen, nicht wiegen. Achten Sie beim Kauf der Feinwaage daher darauf, dass das Maximalgewicht nicht zu gering ist. 300 g sollte es mindestens betragen.
Für die Seifenherstellung ist die Lauge unerlässlich. Ein unsachgemäßer Umgang damit kann jedoch zu Verätzungen an Haut und Augen führen, weshalb besondere Schutzmaßnahmen nötig sind.
Schutzausrüstung
Schutzbrille
Für den Umgang mit der Lauge benötigen Sie eine Schutzbrille. Diese verhindert, dass die Augen durch Spritzer von Lauge oder frischem Seifenleim Schaden nehmen. Lauge ist stark ätzend und trübt die Hornhaut im Auge! Die Schutzbrille verhindert dies durch ein größeres Brillenglas vorne und einen Spritzschutz an der Seite. Für Brillenträger gibt es Überbrillen in zwei verschiedenen Formen, die über der eigenen Brille getragen werden. Beide Überbrillen können nur für kurze Zeit getragen werden, bei längerem Tragen sind sie unbequem und drücken. Für längeres Arbeiten empfiehlt sich eine Schutzbrille mit optischen Gläsern, die den Anforderungen einer Schutzbrille genügt. Gasmasken oder Visiere mit Gesichtsschutz sind fürs Seifesieden, wie manchmal empfohlen, nicht nötig. Auch Staubschutzmasken sind unsinnig, weil sie nur vor Stäuben schützen, nicht aber vor Dämpfen.
GUT ZU WISSEN
Sie können eine Schutzbrille im Baumarkt, im Internet und beim Optiker kaufen. So lange Sie mit Lauge oder mit frischer Seife arbeiten, müssen Sie aus Sicherheitsgründen die Schutzbrille tragen.
Hand- und Körperschutz
Zum Schutz der Hände vor Verätzungen zieht man Handschuhe an. Das können dünne Einmalhandschuhe sein, die man öfter mal wechseln sollte, da sie nach etwa 20 Minuten keinen ausreichenden Schutz mehr bieten. Oder man nimmt dickere Gummihandschuhe, mit denen man aber weniger Gefühl in den Fingern hat. Schutzkleidung, wie im Labor vorgeschrieben, ist fürs Sieden nicht unbedingt erforderlich, jedoch empfehle ich wegen der Farben einen Arbeitspullover oder ein -hemd mit langen Ärmeln. Dies vermeidet Laugenspritzer auf den Unterarmen, die man oft nicht sofort bemerkt. Farbspritzer lassen sich nur schwer aus der Kleidung wieder entfernen.
AUF EINEN BLICK: DIE GRUNDAUSSTATTUNG ZUM SEIFESIEDEN
Küchengeräte und Seifenformen
• Edelstahltopf oder Plastikschüssel mit einem Fassungsvermögen von 3 l
• Rührlöffel oder Teigschaber, Teelöffel
• Pürierstab
• Gefäß zum Anrühren der Lauge
• Kleines Glas zum Abwiegen der Düfte
• Joghurtbecher zum Anrühren von Farben
• Formen: z. B. Eispackungen, Tetrapacks oder Chipsdosen, Joghurtbecher
Sicherheitsausrüstung
• Schutzbrille
• Handschuhe
• langärmeliges/r Arbeitshemd/-pullover
Für weitere Versuche
• Thermometer
• Minimixer oder Milchaufschäumer
• Kleine Becher für Farben
Die für die Seifenherstellung benötigte Lauge wird aus destilliertem bzw. entmineralisiertem Wasser, auch VE-Wasser genannt → Seite 71, und Natriumhydroxid angerührt. Die Mengen an Natriumhydroxid und Wasser erhält man aus dem Rezept oder besser Sie berechnen sie mit einem Seifenrechner aus dem Internet selbst (siehe dazu „Seifenrechner im Netz“ → Seite 139). Ich rate Ihnen, alle Rezepte, auch die aus Büchern oder dem Internet, selbst nachzurechnen, da es häufig zu Druck- oder Übertragungsfehlern kommt. Mit der eigenen Berechnung sind Sie dann auf der sicheren Seite.
GUT ZU WISSEN
Natriumhydroxid (NaOH) in Wasser gelöst ergibt eine stark ätzende Lauge. Natriumhydroxid ist ein weißer Stoff, der in Form von Kügelchen oder Pastillen verkauft wird.
NaOH ist hygroskopisch, d. h. es bindet Feuchtigkeit aus der Umgebung, und reagiert mit Kohlenstoffdioxid aus der Luft. Halten Sie die Dose deshalb gut verschlossen und bewahren Sie sie außerhalb der Reichweite von Kindern auf.
Natriumhydroxid wird auch Ätznatron genannt. Die chemische Formel dafür ist NaOH. Es darf nicht mit Natron verwechselt werden, das Bestandteil von Backpulver oder Brausepulver und damit essbar ist.
Natriumhydroxid ist hygroskopisch, das heißt, es zieht Luftfeuchtigkeit an und reagiert darüber hinaus mit dem Kohlenstoffdioxid aus der Luft. Deshalb wird der Behälter mit dem NaOH immer sofort wieder luftdicht verschlossen. Lagern Sie es kühl, trocken und außerhalb der Reichweite von Kindern.
Mit Natronlauge erhält man feste Seifenstücke, sogenannte Leimseife.
Eine weitere Lauge, die Kalilauge, angerührt aus Kaliumhydroxid, chemisch KOH, wird für die Herstellung von Schmierseife und Flüssigseife verwendet.
Um größere Fehler beim Abwiegen zu vermeiden, benutzen Sie leichte Gefäße aus Kunststoff, beispielsweise saubere, trockene Joghurtbecher oder ein kleines Becherglas aus dem Laborfachhandel. Trockene Laugenperlen greifen die meisten Materialien nicht an. Sie sollen jedoch nicht über Stunden in den Gefäßen aufbewahrt werden.
Geeignete Gefäße zum Anrühren der Lauge sind:
• Kunststoffmessbecher aus Polyethylen PE (HDPE oder LDPE) oder Polypropylen PP
• Edelstahlgefäß oder -messbecher
• Glasgefäße, wie Einmachgläser oder Bechergläser aus dem Laborfachhandel
Messbecher aus Kunststoff sollten Sie öfter auf Risse untersuchen, da die Lauge beim Anrühren sehr heiß wird. Auf Dauer wird das Material dabei spröde und kann Risse bekommen.
Ungeeignete Materialien
Gefäße, die normalerweise für Lebensmittel benutzt werden, sind auf Grund der Verwechslungsgefahr tabu. Benutzen Sie zu Ihrem eigenen Schutz und zum Schutz Ihrer Familie keine Kaffeetassen oder Trinkgläser zum Abwiegen des NaOHs oder zum Anrühren der Lauge. Manche Kunststoffsorten wie Polycarbonat (Kurzzeichen PC, Kennziffer 07) und andere Polyester wie PET (Kurzzeichen PET, Kennziffer 01) sind ebenfalls nicht zum Anrühren von Lauge geeignet, da sie von der Lauge angegriffen und teilweise gelöst werden.
Sie brauchen keine Angst zu haben, sich durch die Lauge zu vergiften. Lauge ist nicht giftig. Eine stark verdünnte Natronlauge wird auch für Laugengebäck verwendet. In konzentrierterer Form, wie sie für die Herstellung der Seife benötigt wird, ist sie aber ätzend.
GUT ZU WISSEN
Je intensiver gerührt wird, desto schneller läuft die Reaktion ab.
Beim Auflösen des NaOH wird viel Wärme frei, das heißt, die Lauge wird sehr heiß und beginnt zu dampfen. Dies gilt es zu verhindern, da die Dämpfe die Schleimhäute in Mund, Hals und Lunge reizen.
Der ideale Ort: das Spülbecken
Der beste Platz, um die Lauge anzurühren, ist daher das Spülbecken. Wird etwas kaltes Wasser ins Spülbecken eingelassen, so kann die Lauge gut abkühlen. Das vermeidet die Dampfbildung. Falls aus Unachtsamkeit etwas umfällt oder das Gefäß einen Riss bekommt und Lauge ausläuft, kann sie einfach durch den Ausguss weggespült werden.
Hier lieber nicht!
Abraten möchte ich davon, die Lauge im Freien anzurühren und sie dann durch die Wohnung zu tragen, weil es auf dem Weg zurück zum Siedeplatz Stolperfallen geben kann. Gibt es keine andere Möglichkeit, als die Lauge im Freien anzurühren, dann sollten Sie darauf achten, dass der Weg hindernisfrei ist. Auch der Platz unter der Dunstabzugshaube ist fürs Anrühren nicht geeignet, weil sich darunter meist ein Glaskeramikkochfeld befindet, das durch Spritzer der heißen Lauge beschädigt werden kann. Heiße Lauge ist in der Lage, Glas anzugreifen und hinterlässt Flecken auf der Oberfläche.
Als erstes legen Sie die Schutzausrüstung bestehend aus Schutzbrille und Handschuhen an und decken Ihren Arbeitsplatz mit Zeitungspapier oder einer Plastikdecke ab. Das destillierte Wasser wird abgewogen und mit dem Gefäß ins Spülbecken gestellt. Lassen Sie so viel kaltes Wasser ins Spülbecken ein, dass das Gefäß nicht aufschwimmt.
Wiegen Sie die benötigte Menge an NaOH genau ab und verschließen danach die Flasche mit den NaOH-Perlen sofort wieder gut. Das abgewogene NaOH wird in kleinen Portionen zum destillierten Wasser gegeben und so lange mit einem Löffel oder Teigschaber gerührt, bis es sich vollständig aufgelöst hat und sich die Flüssigkeit wieder zu klären beginnt.
Dann warten Sie, bis die Lauge etwas abgekühlt ist, um die nächste Portion einzurühren. So bleibt die Lauge immer unter der Temperatur, bei der sie anfängt zu dampfen. Zu Beginn der Seifensiederei werden die Portionen recht klein ausfallen, bis Sie herausgefunden haben, wie groß sie sein können.
GUT ZU WISSEN
• NaOH wird beim Auflösen in Wasser sehr heiß und es kann Dampf entstehen.
• Laugendämpfe sind nicht giftig, aber sie reizen die Atemwege.
• Rühren Sie Ihre Lauge portionsweise an, mit Abkühlzeiten dazwischen.
• Stellen Sie Ihr Laugengefäß nicht unter die Dunstabzugshaube oder vor ein Fenster, unter dem Personen entlanggehen.
• Laufen Sie mit der Lauge nicht unnötig durchs Haus.
• Der beste Platz zum Anrühren der Lauge ist ein mit kaltem Wasser gefülltes Spülbecken.
Sowohl Schutzkleidung als auch die Brille sollen den Körper vor Lauge und frischem Seifenleim schützen. Bitte denken Sie daran, dass auch der frische Leim sehr ätzend ist!
Ist doch etwas frischer Leim oder ein Spritzer Lauge auf die Haut gelangt, so bewahren Sie bitte Ruhe und spülen die Stelle mit viel Wasser ab, so lange, bis sie sich nicht mehr seifig-glitschig anfühlt. Dabei gilt, je schneller die Lauge abgespült wird, desto weniger Schaden kann sie anrichten.
Lauge lässt sich gut mit viel Wasser abspülen und so entfernen. Sie muss nicht mit Essig neutralisiert werden. Angegriffene Haut wird von Säure nur weiter geschädigt, außerdem brennt Essig in offenen Wunden stark. Sollten Sie unbemerkt einen Laugenspritzer auf die Haut bekommen haben, so macht sich dieser erst durch Jucken, später durch Brennen bemerkbar. Sobald Sie also einen Juckreiz bemerken, waschen Sie die Stelle vorsorglich mit Wasser ab. Die angegriffene Haut wird mit etwas Creme gepflegt und so der Schutzfilm erneuert. Offene Wunden sollten Sie von einem Arzt anschauen lassen.
Verschüttete Lauge wischen Sie mit viel Wasser auf. Tragen Sie auch hierbei Handschuhe und Schutzbrille! Wenn Sie sich besser fühlen, können Sie mit Essigwasser nachwischen.
Alle hier beschriebenen Maßnahmen dienen Ihrem Schutz, weil die Lauge starke Verätzungen verursachen kann. Um das zu verhindern, müssen Sie sich auskennen und wissen, was zu tun ist. Respekt beim Umgang mit der Lauge ist nötig, aber Sie brauchen sich nicht davor zu fürchten, wenn Sie sich an die Sicherheitsregeln halten.
SCHNELLE HILFE BEI LAUGENSPRITZERN
Laugenspritzer auf der Haut sollten keinesfalls mit Essig neutralisiert werden. Spülen Sie einige Minuten mit viel Wasser, bis das glitschige Gefühl verschwunden ist. Cremen Sie die Haut mit einer Fettcreme ein.
Offene Wunden sollten Sie Ihrem Arzt zeigen.
Laugenspritzer im Auge müssen lange unter fließendem Wasser ausgespült werden. Rufen Sie, wenn möglich, den Notarzt.
Angerührte Lauge
Das Grundrezept, auch 25er-Rezept genannt, besteht aus je 25 % Kokosfett (z. B. Palmin), Palmfett (Fettstange, Frittierfett), Rapsöl und Olivenöl. All diese Zutaten bekommen Sie im Supermarkt, sie sind günstig und ergeben eine feste, gut schäumende Seife. Außerdem ist das Rezept einfach, weil es innerhalb einer großen Temperaturspanne zu verarbeiten ist und sich für Anfänger deshalb besonders eignet. Ich empfehle, sich bei der ersten Seife ganz darauf zu konzentrieren, die Verarbeitungsschritte und verschiedenen Leimstadien kennenzulernen und nicht schon bei der ersten Seife aufwändige Swirls oder eine mehrfarbige Seife zu planen.
AUF EINEN BLICK: GRUNDREZEPT (25ER-REZEPT)
• 25 % Kokosfett
• 25 % Palmfett
• 25 % Olivenöl
• 25 % Rapsöl
Wollen Sie nicht auf Farbe verzichten, so können Sie am Vortag 3 Teelöffel edelsüßes Paprikapulver mit ca. 260 g Rapsöl vermischen und gut verrühren. Nachdem das Öl über Nacht ruhig stehengelassen wurde, hat sich das Paprikapulver am Boden abgesetzt. Von diesem Bodensatz gießen Sie das jetzt orangefarbene Öl vorsichtig ab, ohne dabei das Paprikapulver aufzuwirbeln. Dieses Öl wird zum Färben der Seife benutzt.
Paprikaölauszug
Für eine Gesamtfettmenge (GFM) von 1000 g werden benötigt:
330 g entmineralisiertes Wasser
133,5 g NaOH (10 % Laugenunterschuss)
250 g Kokosfett
250 g Palmfett
250 g Olivenöl
250 g Rapsöl
30 g ätherisches Lavendelöl oder Eukalyptusöl oder ein kosmetikgeeignetes Parfumöl, z. B. Mangoduft (3 % der GFM)
Vorbereitung
Bevor Sie mit der Herstellung der ersten Seife beginnen, sollte Sie für ausreichend Zeit und Ruhe sorgen. Hektik kann zu Unachtsamkeiten führen, und die sollte Sie beim Sieden vermeiden, damit Sie sich an der Lauge nicht verätzen und keine scharfe Seife herstellen.
Ein geeigneter Arbeitsplatz in der Küche wird freigeräumt und mit Papier oder einer Plastikfolie abgedeckt. Lebensmittel dürfen nicht in der Nähe des Seifenplatzes stehen.
Drucken Sie Ihr Rezept aus und stellen alle benötigten Materialien und Zutaten bereit. Legen Sie die Schutzkleidung inklusive Brille an und dann kann es losgehen.
Herstellung
01 Herstellen der Lauge aus 330 g destilliertem Wasser und 133,5 g NaOH unter Einhaltung der Sicherheitsregeln→ Seite 18.
02 Je 250 g Palmfett und Kokosfett abwiegen, im Topf schmelzen und zum Abkühlen auf die Seite stellen.
03 Das Parfumöl (PÖ) oder das ätherische Öl (ÄÖ) in einem kleinen Glas abwiegen. Benutzen Sie dazu keinen Kunststoffbecher, weil die Düfte das Material angreifen.
04 Die Öle in einem separaten Gefäß abwiegen und zu den geschmolzenen Fetten geben.
GUT ZU WISSEN
Der Begriff Laugenunterschuss, früher Überfettung genannt, bedeutet, dass weniger Lauge benutzt wird, als zur vollständigen Verseifung der Fette notwendig ist. Da Fette und Öle natürlichen Schwankungen unterliegen, ist der Laugenunterschuss eine Art Sicherheitsfaktor und sorgt für etwas mildere Seife.
02 Abgewogene Fette
03 Duft
04 Zugabe des gefärbten Öls zu den geschmolzenen Fetten
05 Kontrolle der Temperatur
06 Zugabe der Lauge durch ein Sieb
05 Öle mit dem Teigschaber mischen und ihre Temperatur kontrollieren. Die optimale Verarbeitungstemperatur liegt bei Handwärme, also zwischen 30 und 35 °C. Das heißt, Topf und Laugengefäß fühlen sich gerade eben nicht mehr warm an.
06 Die auf die gleiche Temperatur abgekühlte Lauge vorsichtig durch ein Sieb zu den Fetten gießen.
07 Abwechselnd mit dem Pürierstab und dem Teigschaber rühren, bis die Mischung homogen ist und kein Öl mehr auf dem Seifenleim steht.
08 Prüfen der Konsistenz des Seifenleims. Je mehr mit dem Pürierstab gearbeitet wird, desto schneller dickt der anfangs flüssige Seifenleim an. Er durchläuft dabei mehrere Stadien: vom flüssigen Leim (a) über den andickenden Leim (b) bis hin zum angedickten Leim (c).
GUT ZU WISSEN
Schalten Sie den Pürierstab erst ein, wenn er vollständig in die Öle eingetaucht ist. Vermeiden Sie Spritzer.
07 Öl nicht fertig eingerührt
08 (a) Homogener, flüssiger Seifenleim
08 (b) Andickender Leim
08 (c) Angedickter Leim
10 Einformen
09 Spätestens jetzt den Pürierstab entfernen. Den Duft mit dem Teigschaber unterrühren. Dabei einmal um die Innenwandung des Rührgefäßes fahren, um die Schicht, die sich dort abgesetzt hat, gleichmäßig zu verrühren.
10 Jetzt die Masse in die bereitstehende Form gießen. Geeignete Formen für die erste Seife wären z. B. Eispackungen von 1 Liter Volumen, am besten mit Deckel, und einige Joghurtbecher oder Frischkäseschachteln.
11 Den Seifenleim bis etwa 1 cm unter den Rand der Form eingießen. Dann die Form einige Male vorsichtig auf den Tisch klopfen, um eventuell vorhandene Luftblasen an die Oberfläche zu bringen. Zuletzt den Deckel auf die Form aufsetzen oder mit Frischhaltefolie verschließen.
PALMÖLFREIE UND VEGANE GRUNDREZEPTE
Drei vegane Grundrezepte, die so einfach wie das 25er-Rezept sind, aber ohne Palmöl auskommen, finden Sie auf den Seiten 34 und 35.
Wenn die Seife in der Form ist, müssen Sie entscheiden, ob sie eine Gelphase durchlaufen soll oder nicht. Wird eine größere Menge Seife, ab etwa 1 kg Gesamtfettmenge (GFM), in ein Handtuch oder eine Decke gepackt, so bleibt die bei der chemischen Reaktion entstehende Wärme in der Seife und sie heizt sich auf. Dabei wird sie immer wärmer, bis sie wieder zähflüssiger, dunkler und vaselineartig durchscheinend wird. Diesen Zustand bezeichnet man als Gelphase.
Beginnende Gelphase aus der Mitte heraus
Die Gelphase erreicht den Rand
Fast vollständig durchgegelte Seife
Die Gelphase beginnt mit dem Aufheizen in der Mitte der Form und breitet sich von dort langsam bis zum Rand aus. Während der Gelphase kann die Seife Temperaturen von 60–75 °C erreichen. Erst wenn die Verseifungsreaktion sich verlangsamt, kühlt die Seife ab, und nach 24 Stunden ist der größte Teil der Reaktion abgeschlossen.
Kleinere Mengen Seife und Seifen in Einzelformen können durch Wärme von außen in die Gelphase gebracht werden. Die einfachste Methode dafür ist, eine Wärmflasche oder Heizdecke unter die Seife zu legen, bevor sie gut eingepackt wird. Man nennt das auch Isolieren der Seife. Es ist auch möglich, eine Flasche mit heißem Wasser zusammen mit der Seifenform in eine Styroporkiste zu legen, ebenso das Anheizen der Gelphase im Backofen bei 45–80 °C.
Hier muss die Seife gut beobachtet werden. Sobald die Gelphase den Rand der Form erreicht hat, sollte man den Ofen ausschalten, damit die Seife nicht überhitzt. Ein deutliches Warnsignal sind Öltropfen auf der Seife. Sobald sie sich zeigen, die Seife aus dem Ofen oder aus der Isolierung nehmen und möglichst kühl stellen, zum Beispiel auf eine kalte Fläche.
Ist die Reaktionswärme der Seife nicht ausreichend, weil die Seife sehr kalt zusammengerührt wurde, so erwärmt sich die Seife von außen nach innen, die Gelphase beginnt am Rand. Auch hier wird sie beendet, wenn die Seife komplett durchgegelt ist.
Seifen, die Zutaten wie z. B. Honig oder zuckerhaltige Säfte enthalten, heizen von selbst stark auf und kommen meist von selbst in die Gelphase. Hier verzichtet man besser auf die Isolierung, damit die Seife nicht überhitzt (siehe „Fehlersuche und Behebung“→ Seiten 233 ff.).
Ein Vorteil ist die Verkürzung der Wartezeit, bis man die Seife aus der Form nehmen und schneiden kann, da sie schneller fest wird. Auch fühlt sich die Seife glatter und fester an als ohne Gelphase und die Reifezeit verkürzt sich leicht. Als Nachteil empfinden viele, dass sich die Farbe durch eine Gelphase ins Cremefarbene bis Beige verfärbt und nicht rein Weiß bleibt. Dafür leuchten Naturfarben, die gelen konnten, besser als ohne Gelphase, was auf den Bildern gut zu erkennen ist.
Ob eine Seife eine Gelphase haben sollte oder nicht, ist Geschmackssache. Eine gute Seife darf gelen, sie muss es aber nicht.
Unterschied zwischen gegelter und ungegelter Seife mit Tonerde
Wenn die Seife abgekühlt ist und sich nicht mehr anfühlt wie warme, weiche Butter oder wenn sie sich schon von selbst vom Rand ablöst, dann kann sie ausgeformt werden. Eine Schutzbrille ist jetzt nicht mehr nötig, jedoch sind Handschuhe unbedingt empfehlenswert, weil die frische Seife noch scharf ist und die Haut austrocknet.