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"(...) notwendig unglücklich werden müssen diejenigen, welche den Bewegungen ihrer eigenen Seele nicht mit ihren Gedanken folgen." Marc Aurel Marc Aurel ging nicht nur als angesehener römischer Kaiser in die Geschichte ein. Der Nachwelt erhalten bleibt er vor allem durch seine um 170 n.Chr. im Feldlager verfassten Selbstbetrachtungen. Als eines der ersten schriftlichen Zeugnisse überhaupt haben sie den eindringlichen "Dialog" eines Ichs mit sich selbst zum Gegenstand. Seine Aphorismen stellen den Versuch dar, auf die "ewigen Fragen" nach Vergänglichkeit, der Rolle des Individuums im Kosmos, den Möglichkeiten nach Selbstvervollkommnung und innerer Freiheit eine punktuelle Antwort zu finden. Ihre Verankerung haben sie im philosophischen Lehrgebäude der Stoa, die besagt, dass allen Lebenszusammenhängen ein universelles göttliches Prinzip - der Logos - zugrunde liegt.
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Seitenzahl: 207
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Marcus Aurelius Antonius wurde am 26. April 121 n.Chr. in Rom geboren. 138 n.Chr. wurde er als Princeps eingesetzt. Das Denkmal als charismatischer römischer Kaiser und kluger Philosoph, das er sich noch zu Lebzeiten setzte, verdankt sich wesentlich der von ihm geleisteten Verknüpfung von politischer Philosophie und Herrschaftspraxis, die sich in seiner Leitvorstellung von der Gleichheit und Freiheit aller Menschen manifestiert. Marc Aurel starb 180 n. Chr. an den Folgen der Pest.
Auch heute, fast zweitausend Jahre nach seinem Tod, haben Marc Aurels Selbstbetrachtungen für den Leser nichts an ihrer faszinierenden Brisanz verloren. Als einer der ersten Menschen in der abendländischen Geschichte spürte Aurel in aphoristischen Überlegungen auf schonungslos offene Weise den Vorgängen in seinem Inneren nach. Dadurch bereitete er der in der Renaissance ihren Ausgang nehmenden Moralistik den Boden, deren Vertreter menschliches Denken und Handeln minuziös beschrieben. Maßgebliche geistige Größen wie Schopenhauer oder Nietzsche stehen in der Tradition des »Philosophenkaisers« und ihre Maximen wären ohne seine einfühlsamen und klugen Beobachtungen nicht denkbar.
Marc Aurel ging nicht nur als angesehener römischer Kaiser in die Geschichte ein. Der Nachwelt erhalten bleibt er vor allem durch seine um 170 n.Chr. im Feldlager verfassten Selbstbetrachtungen.
Als eines der ersten schriftlichen Zeugnisse überhaupt haben sie den eindringlichen »Dialog« eines Ichs mit sich selbst zum Gegenstand. Seine Aphorismen stellen den Versuch dar, auf die »ewigen Fragen« nach Vergänglichkeit, der Rolle des Individuums im Kosmos, den Möglichkeiten nach Selbstvervollkommnung und innerer Freiheit eine punktuelle Antwort zu finden. Ihre Verankerung haben sie im philosophischen Lehrgebäude der Stoa, die besagt, dass allen Lebenszusammenhängen ein universelles göttliches Prinzip – der Logos – zugrunde liegt.
Von meinem Großvater Verus habe ich gelernt, leutselig und sanftmütig zu sein.
Vom ruhmvollen Andenken meines Vaters erhielt ich den Antrieb zu einem bescheidenen und zugleich männlichen Wesen.
Meine Mutter flößte mir den Sinn ein für Frömmigkeit, Freigiebigkeit und Enthaltsamkeit nicht nur von bösen Taten, sondern auch von bösen Gedanken, überdies Liebe zu einer einfachen und mäßigen, von der Üppigkeit der Reichen abweichenden Lebensweise.
Meinem Urgroßvater habe ich es zu verdanken, dass ich keine öffentliche Schule zu besuchen brauchte, vielmehr zu Hause den Unterricht guter Lehrer genießen durfte und daneben einsehen lernte, dass man in solchen Dingen keine Ausgaben sparen soll.
Mein Erzieher ermahnte mich, weder für die Grünen noch für die Blauen im Zirkus Partei zu nehmen und ebensowenig für die Rundschilde, als für die Langschilde unter den Gladiatoren, dagegen an Ausdauer in Anstrengungen, Zufriedenheit mit Wenigem und an Selbsttätigkeit mich zu gewöhnen, mich nicht in fremde Angelegenheiten zu mischen und gegen Verleumdungen mein Ohr zu verschließen.
Diognetus warnte mich vor dem Trachten nach eitlen Dingen und dem Glauben an das Gerede der Gaukler und Schwarzkünstler von Verschwörungen, Geisterbann und dergleichen Dingen, vor der Wachtelpflege und ähnlichen Liebhabereien und lehrte mich, Freimütigkeit zu ertragen und mit der Philosophie mich zu befreunden. Auf seinen Rat hörte ich den Bacchius, hierauf den Tandasis und Marcianus, verfasste als Knabe Dialoge und verlangte für mich bloß ein Feldbett und eine Tierhaut zum Nachtlager und was sonst noch zur Lebensweise griechischer Philosophen gehört.
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