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Fundierte Einführung in die Theorie der chinesischen Ernährungslehre mit exquisiten Rezepten
Daverick Leggett stellt die Grundprinzipien der Ernährungslehre nach der traditionellen chinesischen Medizin vor, mit deren Hilfe wir die Energien in unserem Körper harmonisieren können. Eine Vielzahl leckerer Rezepte, begleitet von Energieanalysen, helfen, das Yin und Yang der Ernährung in den Alltag zu integrieren. Ein geniales Handbuch der Koch- und Lebenskunst.
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Seitenzahl: 452
Keine Trennkost, kein Fatburner, kein Fit for Life! Daverick Leggett stellt eine Methode vor, die nach den Grundregeln der chinesischen Medizin Gesundheit und Wohlbefinden fördert, ohne den Anwender unter einer Vielzahl von Diätvorschriften zu begraben. Ihr Körper selbst ist es, so Leggett, der Ihnen mitteilt, was er gerade braucht. Die chinesische Medizin beurteilt Nahrungsmittel nach ihrer energetischen Qualität. Diese setzt sie in Beziehung zu den fünf Funktionskreisen des menschlichen Körpers: Lunge, Herz, Leber, Niere, Milz. Diese Funktionskreise regeln das energetische Zusammenspiel und können daher über- oder unterversorgt sein. Durch die Beschreibung der Regelkreise und der auf sie wirkenden Einflüsse weckt Leggett das Gespür für das, was der Körper wirklich braucht. Tabellarisch werden für jedes Rezept energetische Potenziale dargestellt, aufgeschlüsselt nach Organsystemen und Yin-/Yang-Qualität. Damit können Sie sich die Ernährung ganz nach Ihren Erfordernissen zusammenstellen und sich optimal ernähren.
Daverick Leggett begann seine berufliche Karriere als Biobauer und lebte lange Zeit in einer Gemeinschaft, die sich dem ökologischen Anbau gesunder Lebensmittel widmete. Heute lehrt er Shiatsu, Qi-Gong und traditionelle chinesische Medizin in ganz England. Als Seminarleiter, Autor und Ernährungsberater verfügt er über einen reichen Schatz praktischer Erfahrung. Er lebt mit seiner Frau und seinem Sohn in Devon, England.
Sieh, wie sich jedes Teilchen bewegt, sieh, wie ein jedes hier ankam von einer Reise, sieh, wie ein jedes andere Nahrung sich wünscht und wie ein jedes zum Ozean strömt.
Rumi
Ich widme dieses Buch meiner Mutter und meinem Vater, die mich an Leib und Seele genährt haben.
Und meinem Sohn Orion Reed, den ich jetzt nähre.
Mögen alle Wesen Nahrung erhalten.
Als ich Daverick Leggetts Buch Selbstheilung durch Ernährung zum ersten Mal aufschlug, fiel mein Blick auf den Abschnitt über Kaffee. Obwohl ich nur wenige Worte las, erstaunte es mich, wie genau er die Bedeutung von Nahrung und Ernährung in der traditionellen chinesischen Medizin erfasst hatte. Mir waren der Mann und seine Heilungsphilosophie sofort sympathisch.
Unter Praktizierenden der chinesischen Medizin ist immer wieder heftig diskutiert worden, ob Kaffee kühlt oder wärmt. Leggett hat das Problem gelöst. Er beweist eine einzigartige Kenntnis der komplexen Körperreaktionen auf Kaffee und der damit wirksam werdenden energetischen Kräfte: Kaffee, so sagt er, wirkt sowohl kühlend als auch erhitzend – es liegt in seiner Natur begründet und ist von der Wesensart und dem Gesundheitszustand dessen abhängig, der ihn genießt.
Leggett erinnert uns in seinem wunderbaren Buch immer wieder daran, dass die chinesische Medizin nicht in die übliche Schwarzweißschablone gepresst werden kann. Yin und Yang sind keine feststehenden Begriffe, sondern stets in Beziehung zueinander zu sehen. Selbstheilung durch Ernährung spiegelt die philosophischen Stärken der chinesischen Medizin wider.
Niemand hat bisher die perfekte Diätpille herstellen können, durch die die Energien, Aromen und Eigenschaften der Nahrung so ins Gleichgewicht kommen, dass Ganzheit und Harmonie erreicht werden. Nahrungsenergien sind nicht bloß das Ergebnis chemischer Prozesse – sie sind auch dem Walten spiritueller Kräfte zu verdanken. Wie stark die Nahrung Körper/Geist/Seele zu beeinflussen vermag – sowohl positiv als auch negativ –, hängt davon ab, wie sie zubereitet, serviert und gegessen wird. Ob die Ernährung ausgewogen ist, beruht auf der Kombination der verzehrten Nahrungsmittel, der Art ihrer Zubereitung und darauf, was der Esser denkt und wie er isst.
Ein Essen, das dankbar zubereitet, in aller Ruhe aufgetragen, respektvoll verzehrt und in einer harmonischen Atmosphäre verdaut wird, bringt Segen. Ein Mahl, das gedankenlos oder widerwillig zusammengewürfelt und hastig verschlungen oder gar beim Autofahren, Fernsehen oder Lesen eingenommen wird, kann nicht guttun.
In unserer nahrungsbesessenen, auf ungesunde Genüsse fixierten Kultur wird die traditionelle chinesische Auffassung von Ernährung oft missverstanden. Daverick Leggett macht dem Leser deutlich, dass es bei Nahrung und Ernährung aus der Sicht der traditionellen chinesischen Medizin darum geht, Ausgewogenheit und Harmonie zu erreichen durch Flexibilität in der Art und Weise, wie wir essen. Es gibt keine »guten« oder »schlechten« Nahrungsmittel. Es gibt nur Nahrungsmittel mit bestimmten Eigenschaften, Geschmäckern und energetischen Auswirkungen. Die chinesische Medizin setzt im Hinblick auf die Erhaltung von Gesundheit und Wohlbefinden traditionell auf Mäßigung, und daran hält sich Leggett in seinem Buch konsequent. Er stellt dar, welche Lebensmittel gewählt und wie sie verarbeitet werden sollten, und er tut es gut lesbar, sodass es Spaß macht, ihm Folge zu leisten.
Ich wünsche dem Buch, dass es bei einem breiten Publikum Anklang findet. Es ist ein nützliches Buch, das jedem in Sachen Ernährung weiterhelfen kann. Ich selbst empfehle es meinen Klienten, weil ich glaube, dass Nahrung und Ernährung Grundvoraussetzungen für den Erhalt von Wohlbefinden und Ganzheit, Ausgewogenheit und Harmonie sind.
Misha Ruth Cohen
Misha Ruth Cohen ist Begründerin und Leiterin einer Klinik für chinesische Medizin in San Francisco sowie Autorin zahlreicher Bücher.
Der wahre Geist der chinesischen Medizin ist so lebendig wie eh und je, und in diesem Geist ist das vorliegende Buch geschrieben. Mich, einen Westler, hat die asiatische Philosophie und Heilkunst angezogen, weil sie etwas zu bieten hat, das ich vor meiner eigenen Tür nicht finden konnte: eine kohärente, lebendige Sicht der Welt als Energie und eine poetische, metaphorische Sprache zur Darlegung dieser Sicht. So gefällt es mir, denn für mich ist und war es von Kindesbeinen an nur natürlich, die Welt als Energie wahrzunehmen; außerdem neige ich mehr zur Poesie als zu den Naturwissenschaften.
Aber ich bin kein Chinese und habe kein Verlangen danach, je irgendwo anders zu leben als im schönen, gesegneten, landschaftlich reizvollen englischen Devon. Und ich habe auch kein Interesse daran, so zu leben oder zu essen wie ein Chinese. Als ich die tiefen Einsichten und die Weisheit der traditionellen chinesischen Medizin in meine eigene Kultur hineinnahm, wollte ich herausfinden, ob dieses außergewöhnliche Verständnis nicht hier Wurzeln schlagen und sich durchsetzen könnte, ob es nicht zur Bereicherung für meine eigene Kultur und Tradition werden könnte, statt sie zu verdrängen. Aus diesem Grund mache ich hier Vorschläge zur Selbstheilung und gesunden Ernährung, die sich überwiegend auf westliche Lebensmittel stützen und der westlichen Lebensweise Rechnung tragen.
In diesem Buch werden die Gedanken der östlichen Medizin aus westlicher Sicht erklärt und interpretiert. Ich hoffe, es ist mir gelungen, die Vorstellungen der traditionellen chinesischen Medizin weit genug aus ihrem kulturellen Kontext zu lösen, um der westlichen Welt einen unmittelbaren Zugang dazu zu verschaffen, mit dem jeder etwas anfangen kann. Ich hoffe ferner, dass mir dies gelungen ist, ohne die chinesische Tradition zu verletzen oder das Gedankengut durch meine eigene, kulturell gefärbte und begrenzte Sicht falsch zu interpretieren.
Bei meiner Präsentation der chinesischen Ernährungsvorstellungen habe ich mich darum bemüht, die fernöstlichen Prinzipien der Nahrungsenergetik auf die westliche Küche zu übertragen. Die meisten Zutaten dürften Ihnen bekannt und vertraut sein, und ein paar werden die kosmopolitische Natur unseres Essens widerspiegeln. Hier und da habe ich allerdings ihres speziellen Wertes wegen die Verwendung einer bei uns eher ungebräuchlichen Zutat empfohlen. Doch im Grunde müssten Sie fast alles, was in diesem Buch aufgeführt ist, vor Ort finden können.
Die Kernfrage zur Ernährung lautet nicht: »Welche Kost ist die beste?«, sondern: »Welche Kost ist für mich die beste?« oder genauer gesagt: »In welcher Verfassung bin ich heute, und was herrscht in meinem Leben und meinem Körper gerade vor?« Was des einen Wohl, ist des anderen Wehe, sagt das Sprichwort. Um den größten Nutzen aus diesem Buch ziehen zu können, müssen Sie zuerst Ihren eigenen Energiehaushalt verstehen. Das Lesen wird Ihnen ein Stück weit zu diesem Verständnis verhelfen, aber falls Sie nicht schon als Ausübender, Student oder Patient mit der chinesischen Medizin Bekanntschaft gemacht haben, sollten Sie sich vielleicht doch des Beistands eines qualifizierten Heilkundigen versichern, der sich in traditioneller chinesischer Diagnostik auskennt.
Die Rezepte in Teil III des Buches sollen Ihnen helfen, sich Ihren ureigenen Bedürfnissen entsprechend zu ernähren. Wenn bei Ihnen zum Beispiel eine Schwäche des Milz-Qi vorliegt, finden Sie mehrere Rezepte, mit denen Ihnen gedient ist. Ein Rezept ist dann das Richtige für Sie, wenn Sie sich hinterher wohl fühlen. Sobald Sie Rezepte gefunden haben, die Ihnen guttun, können Sie das ihnen zugrunde liegende Prinzip auf eigene Kreationen übertragen. Ihrem Erfindungsgeist sind in dieser Hinsicht keine Grenzen gesetzt.
Auch der Buchteil »Hilfe zur Selbsthilfe« dürfte Ihnen von Nutzen sein. Darin sind die Eigenschaften von etwa 300 bekannten Nahrungsmitteln aufgelistet, sodass Sie in der Lage sind, die Zutaten zu wählen, die Ihren individuellen Bedürfnissen zuträglich sind.
Gedrucktes wird oft als unveränderliche Tatsache aufgefasst. Dabei wollen die Rezepte in diesem Buch eigentlich keine Therapien sein, sondern vielmehr Teil einer Ernährungsweise, die meiner Ansicht nach jeweils einem bestimmten Menschentyp und bestimmten Gesundheitsstörungen am besten gerecht wird. Mit diesem Buch gehen Sie auf ein Abenteuer und erkunden, wie sich die Prinzipien der traditionellen chinesischen Medizin und Ernährungslehre in die Lebenspraxis umsetzen lassen. Sie sind eingeladen, die chinesischen Vorstellungen mit Ihren eigenen Erfahrungen abzugleichen und selbst Möglichkeiten zu entwickeln, die hier gebotenen Informationen und Prinzipien zu verwerten. Ich ermutige Sie dazu, in Ihrer Küche kreativ zu sein und meine Rezepte nur als Anstoß für eigene Kreationen zu betrachten. Die Prinzipien einer Tradition mögen sich über Jahrtausende nicht verändern, aber lebendig bleibt eine Tradition nur durch ständige Neuinterpretation im Licht eigener Erfahrungen. Es ist der kreative menschliche Geist, durch den eine Tradition am Leben erhalten wird, und sie stirbt in dem Augenblick, in dem sie ehern festgeschrieben wird und »versteinert«.
Bleibt noch zu sagen, dass die wichtigste Zutat nie Eingang in ein Rezept und damit ein Kochbuch findet. Kinofans kennen vielleicht den Film Bittersüße Schokolade, ein aufwändiges Leinwandepos, in dem das Lachen, die Tränen und die Begierden einer Köchin zu verschiedenen Zeiten in das von ihr zubereitete Essen einfließen und für große Turbulenzen an der Tafel sorgen. Es ist keine bloße Einbildung, dass eine Mahlzeit von der Energie geprägt ist, mit der sie zubereitet wurde. Vom energetischen Standpunkt der chinesischen Medizin aus überträgt sich das Qi des Kochs auf die Nahrung und wird beim Essen mit aufgenommen.
Das Kochen ist ein alchemistischer Prozess. Damit die Nahrung ihren Nährwert entfalten kann, muss das Qi des Kochs sie durchdringen, sich mit den Aromen verbinden und eine entsprechende Botschaft übermitteln. Auch die Energie, die in die Produktion der einzelnen Nahrungsbestandteile eingeflossen ist, ist von Bedeutung: Erzeuger und Händler sind Teil der Geschichte. Bionahrungsmittel, von Menschen verkauft, die ihre Produkte kennen und von ihnen überzeugt sind, tragen ebendiese Botschaft in unsere Küchen. Bitte unterstützen Sie die Biobauern und ziehen Sie, falls sich Ihnen die Möglichkeit bietet, eigenes Obst und Gemüse.
Seien Sie in Ihrer Küche vor allem entspannt und mit Freude bei der Sache. Das ist Ihre ureigene Geheimzutat, die kein Mensch kopieren und schon gar nicht in einem Kochbuch festhalten kann.
Und nun: guten Appetit!
Dieses Buch kann, wenn Sie wollen, von Anfang bis Ende hintereinander gelesen werden, obwohl es, wie die meisten Bücher, keineswegs so geschrieben wurde. Es ist jedoch nicht unbedingt nötig, es so zu lesen. Vielleicht wollen Sie einfach einen bestimmten Zustand verstehen wie etwa eine Yang-Schwäche der Nieren. In diesem Fall suchen Sie im Inhaltsverzeichnis zuerst unter Kapitel 3 den Abschnitt »Die Nieren« und dann in Kapitel 5 die »Yang-Schwäche« und lesen die angegebenen Seiten. Wenn Sie ein passendes Rezept suchen, blättern Sie im Rezeptteil nach, bis Sie Rezepte mit den entsprechenden energetischen Angaben gefunden haben. Auch Rezepte, die entweder die Nieren oder das Yang stärken, sind geeignet.
Vielleicht wollen Sie sich aus diesem Buch nur Kochanregungen holen. Dann suchen Sie am besten einfach im Stichwortverzeichnis oder blättern im Rezeptteil. Das Rezeptverzeichnis ist nach dem jeweiligen Hauptbestandteil der Speisen alphabetisiert. Alle Rezepte sind vorher gekocht und geprüft worden, und die Gerichte schmecken köstlich – überhaupt nicht wie Medizin! Wenn Sie nach dem Ausprobieren des einen oder anderen Rezepts vielleicht doch mehr über die ihm zugrunde liegenden Prinzipien wissen wollen, schlagen Sie getrost nach. Lesen Sie das Buch von vorn nach hinten oder von hinten nach vorn, ganz wie es Ihnen gefällt! Möge es Sie in jedem Fall nähren und inspirieren.
Akupunkt: ein Punkt auf der Körperoberfläche, der durch Druck, einen Nadelstich oder Hitze stimuliert wird, um eine Veränderung im Energiehaushalt der behandelten Person herbeizuführen.
Blut: ähnlich der westlichen Auffassung ein Ausdruck für die Qualität der dem Körper zur Verfügung stehenden Nahrung.
Dan Tian: wörtlich übersetzt »Feld des Elixiers«, eins von drei Energiezentren, die im Unterleib, in der Brust und auf der Stirn liegen.
Essenz: siehe Jing.
Feng Shui: die Kunst, die feinstofflichen Kräfte eines Ortes und ihren günstigen oder negativen Einfluss auf das Leben eines Menschen wahrzunehmen.
Hitze: ein Übermaß an heißer Energie im Körper.
Jiao: wörtlich übersetzt »Brennraum«, einer der drei Abschnitte des Rumpfes bei dessen Unterteilung in einen unteren, mittleren und oberen Bereich.
Jing (Essenz): der Grundstoff physischen Lebens, einesteils aus der Verschmelzung von männlicher und weiblicher Energie bei der Zeugung entstanden und andernteils aus Luft, Essen und Trinken gewonnen.
Kälte: ein Übermaß an kalter Energie im Körper.
Körper-Geist: mit diesem Wort wird auf die Untrennbarkeit von Körper und Geist hingewiesen.
Meridian: Teil eines Netzwerks von Energiebahnen, die alle Teile des Körpers miteinander verbinden.
Moxa: ein Beifußgewächs, das auf oder über dem Körper verbrannt wird, um ihm Hitze und Energie zuzuführen.
Nässe: ein Übermaß an Feuchtigkeit im Körper.
Organ: eine Gruppe miteinander verbundener Funktionen und Strukturen auf physischer, emotionaler, mentaler und spiritueller Ebene und insofern deutlich abweichend von der westlichen Auffassung.
Pathogen: etwas in den Körper Eindringendes wie beispielsweise ein Virus oder eine Bakterie.
Phlegma: Nässe in erstarrter Form. Phlegma kann sowohl substantiell als auch immateriell sein und sich konkret als Schleim in der Lunge manifestieren oder als Knoten unter der Haut, in Form einer Blockierung der Meridiane, als Nieren- oder Gallensteine, Gelenkdeformierungen, Lymphstauungen oder Geschwulste.
Qi (auch Chi): die Lebenskraft, feinstoffliche Energie, die dem »Prana« in der ayurvedischen Philosophie vergleichbar ist.
Qi-Gong: die Kunst, durch Bewegung, Körperhaltung, Atem und Aufmerksamkeit die feinstoffliche Energie Qi zu kultivieren.
Schwäche: der Mangel oder die gestörte Funktion von etwas, das für die Gesundheit notwendig ist.
Shen: Bewusstsein, Geist oder Gemüt; das Licht des Geistes, das durch den physischen Leib hindurchscheint.
Shiatsu: japanische Methode, um durch Druck oder Dehnung auf den Körper einzuwirken und den Qi-Fluss in den Meridianen anzuregen; dient sowohl der Entspannung als auch der Heilung.
Stockung: eine Blockierung, durch die der Blut- oder Qi-Fluss beeinträchtigt wird.
Syndrom: ein Konglomerat miteinander verwandter Anzeichen und Symptome, die ein bestimmtes Störfeld beim Menschen anzeigen.
Übermaß: zu viel von einem Stoff oder einer Aktivität, wodurch der Körper überlastet wird.
Tai-Chi: Unterart des Qi-Gong, eine Abfolge von fließenden Bewegungen.
Traditionelle Chinesische Medizin (TCM): ein umfassendes medizinisches System, das Ernährungsratschläge, Kräuteranwendungen, Akupunktur, Körperarbeit und Übungen einschließt und von 25 Prozent der Weltbevölkerung genutzt wird; es wurde im 20. Jahrhundert gründlich überarbeitet.
Wind: störende Symptome, die sich buchstäblich wie Wind verhalten, das heißt, schnell und unberechenbar auftreten; sie machen sich besonders in den obersten Körperpartien drastisch bemerkbar.
Yin und Yang: komplementäre Naturkräfte, deren dynamisches Gleichgewicht entscheidend ist für volle Gesundheit.
Die Nahrung ist ein wichtiger Bestandteil einer ausgewogenen Ernährung.
Fran Lebowitz
Die Welt zu sehn im Korn aus Sand,Das Firmament im Blumenbunde,Unendlichkeit halt’ in der HandUnd Ewigkeit in einer Stunde.
William Blake
In der chinesischen Medizin wird der Mensch als Miniaturabbild des Universums betrachtet. Die gleichen Naturgesetze, die über die Bewegungen der Sterne und Planeten, das Wetter und die Jahreszeiten herrschen, bestimmen auch den menschlichen Körper und den Lebensweg des Menschen. Alle Dinge sind miteinander verbunden: In jedem noch so kleinen Teilchen oder unbedeutenden Ereignis spiegelt sich das Wirken des unermesslichen Kosmos wider; der Mikrokosmos enthält den Makrokosmos. Diese Annahmen liegen dem Inhalt dieses Buches zugrunde.
Die Traditionelle Chinesische Medizin verwendet für den Bereich der Gesundheit meteorologische oder geologische Begriffe: Sie spricht von Wind, Hitze, Kälte und Nässe, die den Körper heimsuchen, von Austrocknung und Überschwemmung, von Problemen mit den Elementen Feuer oder Wasser. Diese einfache poetische Sprache ist durch Beobachtung der Naturgesetze des Lebens über Jahrhunderte gewachsen. Unsere Innenwelt ist sowohl unsichtbar als auch sichtbar mit der Außenwelt verbunden. Die Sonne wärmt uns, die Erde nährt uns, der Wind streichelt unsere Wangen und die Blumen wecken unser Entzücken. Aber auch durch feinstoffliche Prinzipien sind wir verbunden: Unsere Organe schwingen mit bestimmten Planeten mit, unsere Akupunkte1 und Meridiane vibrieren im Einklang mit den Sternen, und unser Körper reagiert auf die fein-stofflichen Inhalte und Schwingungen der Nahrung, allerdings in einer Weise, die sich der normalen Wahrnehmung entzieht. Diese feinen Schwingungen haben schon die alten Chinesen verzeichnet, und sie werden bis heute immer genauer kartografiert.
In der chinesischen Medizin sind Teile nicht bloß Fragmente, ohne die ein Ganzes unvollständig ist, sondern in sich selbst vollständige, holografische Abbilder des Ganzen. Ereignisse im Leben des Körpers werden nicht isoliert beschrieben, sondern in ihrem jeweiligen Bezug zum Ganzen. Eine Hitzewallung im Gesicht ist dann zum Beispiel nicht bloß ein Ereignis in einem örtlich begrenzten Gewebebereich, sondern Teil eines erheblich komplexeren Ereignisses in der inneren und äußeren Landschaft. Alle Gegebenheiten zu dem betreffenden Zeitpunkt müssen berücksichtigt werden. Jede noch so kleine Störung, jedes noch so schwache Gefühl von Wohlbefinden schlägt sich spürbar im gesamten Lebensgewebe nieder.
Da jeder Teil der Person mit allen anderen verwoben ist, wäre es ein Fehler, ein Problem isoliert zu behandeln. Ein Mensch, dessen Gallenblasenfunktion gestört ist, wird nicht durch eine operative Entfernung der Gallenblase geheilt. Das hieße, das Kind mit dem Bade auszuschütten. Der modernen westlichen Medizin fehlt ein modellhaftes System, mithilfe dessen sie alles, was sich im Körper-Geist 2 abspielt, in einen sinnvollen Kontext einordnen könnte. Infolgedessen werden Patienten mit Gesundheitsbeschwerden von der westlichen Medizin nur allzu oft als arme Opfer betrachtet, denen jede Verantwortung abgesprochen und so die Möglichkeit versagt wird, sich kreativ am eigenen Heilungsprozess zu beteiligen.
Obgleich wir viel erreicht haben, insbesondere in der Chirurgie und vor allem in der Gerätemedizin, die uns nie gekannte Einblicke in den Körper verschaffen kann, hat die gegenwärtige westliche Medizin mehr mit dem Kriegshandwerk gemein als mit der Heilkunst. Die Illusion, globale Probleme könnten gelöst werden, wenn man nur Bomben von genügender Größe darauf abwürfe, entspringt dem gleichen Denken wie die Vorstellung, körperliche Beschwerden vergingen, wenn sie nur mit Medikamenten von genügender Wirkungsstärke bombardiert würden. Heutzutage sind Bomben und Medikamente zwar zielgenauer, aber das Denken ist unverändert geblieben.
Ebenso wie jeder Teil des Körpers mit jedem anderen verbunden ist, ist der Körper auch mit dem Geist verbunden. Aus der Sicht dieses Buches sind Körper und Geist untrennbar und beeinflussen und prägen sich gegenseitig. Jeder Gedanke und jedes Gefühl manifestiert sich im Physischen, ebenso wie alles, was im Körper geschieht, auch im Geistes- und Gefühlsleben etwas auslöst.
Die gleiche Verbundenheit wie zwischen Körper und Geist besteht auch zwischen Körper-Geist und Umwelt. Wenn wir wirklich von der gegenseitigen Verbundenheit überzeugt sind, können wir unser persönliches Befinden nicht vom Befinden unserer Erde trennen. »Was immer der Erde widerfährt, widerfährt auch den Kindern der Erde«, hat der Indianerhäuptling Seattle einmal gesagt. Unsere Gesundheit ist eng mit der Gesundheit dieses Planeten verknüpft. Unser Körper ist die Erde, und ihr Leiden ist auch unser Leiden. Mit der Vergiftung unserer Flüsse und Seen, der Erosion unserer Böden und der Zerstörung unserer Atmosphäre ist auch unser eigener Körper der Verödung und Vergiftung preisgegeben.
Erst wenn der letzte Baum verdorrt, der letzte Fluss vergiftet und der letzte Fisch gefangen ist, werden wir erkennen, dass wir Geld nicht essen können.
Spruch der Cree-Indianer
Sobald wir das Prinzip der gegenseitigen Verbundenheit akzeptieren, müsste sich der Blickwinkel auf einige der schwerer wiegenden Gesundheitsprobleme von heute ändern. Die Schädigung der Böden und der Luft, die Entwaldung, die hemmungslose Ausbeutung der Ressourcen, all das findet seinen Widerhall in unserem Körper. Die Krankheiten jedes geschichtlichen Zeitabschnitts spiegeln den Gesundheitszustand der Erde generell wider. Das heutige Phänomen der Immunschwächen hat seine Parallele in der Ausdünnung der Schutzhülle dieser Erde; die Zunahme von Lungenerkrankungen hat ihre Parallele in der Zerstörung der Wälder; und der Candidaerreger im menschlichen Darmtrakt hat seine Entsprechung in den wuchernden Pilzen im Erdreich.
Wenn wir ein Teil von Gaia sind – diesem einen Organismus, der die Erde aus holistischer Sicht ist –, dann ist unsere kollektive Gesundheit ein Ausdruck der Bemühungen unserer Erde, wieder ins Lot zu kommen. Ebenso wie die Erde und ihre Systeme versucht auch der Körper dauernd, einen Zustand der Homöostase zu erhalten, ein Gleichgewicht zwischen heiß und kalt, Aktivität und Ruhe. Wir bewegen uns immer in Richtung Balance. Je weiter wir vom Gleichgewicht entfernt sind, umso gestresster sind wir und umso stärker ist unsere Ganzheit bedroht. Wir könnten unser Wohlbefinden als die Fähigkeit betrachten, die vielen verschiedenen Kräfte in unserem Leben in Einklang miteinander zu bringen, als die Fähigkeit, zu unserer Mitte zurückzukehren und darin zu verweilen.
Die ökologische Botschaft einer Krankheit wird selten gehört: Unsere Ärzte raten uns, uns nicht zu lange dem Sonnenlicht auszusetzen, aber sie raten uns nicht, verantwortungsvoll mit unserer Erde umzugehen; bei den gentechnischen Veränderungen unserer Nahrung haben wir nur deren kurzfristige Vorteile im Auge, während wir für die längerfristigen ökologischen Folgen blind sind; bei Asthma unterdrücken wir lieber den erstickenden Hustenreiz medikamentös, statt einzusehen, dass wir etwas gegen die Luftverschmutzung tun müssen. Unsere individualistische Kultur ist nicht mehr bereit, das Persönliche mit dem Universellen in Verbindung zu bringen.
Es wäre naiv, jede Erkrankung des Menschen dem Zustand der Erde zuzuschreiben. Schließlich leben wir in spezifischen Kulturen mit den unterschiedlichsten Lebensweisen und Überzeugungen. Viele der Krankheiten, unter denen wir leiden, müssen deshalb auch in ihrem kulturellen Kontext gesehen werden. Was am physischen und emotionalen Leben eines Amerikaners ist es, das ihn viel anfälliger für den Herztod macht als einen Bürger von Tansania oder Sri Lanka? Warum tritt Krebs in der einen Kultur häufig auf, in der anderen hingegen selten?
Wir werden in eine Kultur hineingeboren und nehmen dadurch an ihrer jeweiligen Entwicklung teil, sei sie krank oder gesund. In einer weniger stark industrialisierten Kultur wird die Gesundheit vor allem durch Hunger, Kälte oder Seuchen bedroht. Die Mythologie von Leben und Tod verändert sich im Lauf der Zeiten. In indigenen Gesellschaften werden individuelle Erkrankungen als Schwächen der Gemeinschaft, als soziale Probleme, betrachtet: Die Krankheit eines Stammesmitglieds spiegelt einen Teil der Unausgewogenheit in der Gemeinschaft wider und hat folglich soziale Bedeutung.
Wen wundert es, dass in einer typisch westlichen Gesellschaft, in der Überstunden, ehrgeiziges Streben und Leistung hoch bewertet werden, vermehrt Erkrankungen wie das chronische Müdigkeitssyndrom auftreten, die dem gegenüberstehen. Wenn man aus der kulturellen Perspektive alle Menschen einer Kultur als einen einzigen Organismus betrachtet, ist das weit verbreitete chronische Müdigkeitssyndrom der Versuch dieses Organismus, wieder ins Lot zu kommen, also ein Kompensationsmechanismus gegen den Irrsinn der Leistungsgesellschaft. Eine Erkrankung kann als Bemühung einer Kultur gesehen werden, ihre eigenen Exzesse und Schwächen auszugleichen: Beispielsweise werden die Vereinigten Staaten, deren Bürger weniger als fünf Prozent der Weltbevölkerung ausmachen, aber zwanzig Prozent der Ressourcen dieser Welt verbrauchen, von Überflusserkrankungen heimgesucht; und die Mangelkrankheiten in den Ländern der Dritten und Vierten Welt werden größtenteils durch die Gier der Industrienationen verursacht.
Nachdem wir die menschliche Gesundheit sowohl in einen kosmischen als auch in einen kulturellen Zusammenhang gestellt haben, wollen wir nun den familiären Hintergrund beleuchten: Veranlagungen, die wir von unseren Vorfahren erben, und unsere Fähigkeit, sie zu transformieren. Die ererbten Anlagen sind eine Art Karma, das uns von unseren Ahnen überliefert wurde. Ein Bergmann der siebten Generation hat vermutlich andere Anlagen als ein Bauer oder Fischer. Die persönliche Gesundheit ist Teil eines über Generationen hinweg gewebten Bildes, eines Musters, das sich in Jahrhunderten gestaltet hat und weiter gestaltet.
Neben physischen Veranlagungen übernehmen wir auch psychische Grundmuster von unseren Eltern und Vorfahren und verhalten uns gegenüber der Welt in einer ganz bestimmten Art und Weise, die sich als die »Familientradition« ausgeprägt hat. Das können sowohl Stärken als auch Schwächen sein. In einer Familie wurde jahrhundertelang ein Kochrezept überliefert, dem zufolge von einer Schinkenkeule erst ein Stück abgeschnitten werden musste, ehe der Rest in den Topf durfte. Generationen später ging eine Frau, die sich über diese unsinnige Anweisung wunderte, der Sache auf den Grund und fand heraus, dass der Vorfahre, von dem das Rezept stammte, keinen Topf von ausreichender Größe besessen hatte!3
Ähnlich können auch gewohnheitsmäßige Verhaltensweisen überholt sein. Nehmen wir einmal an, unsere Urururururgroßeltern hätten es sich zur Gewohnheit gemacht, Kummer zu verdrängen, eine Verhaltensstrategie, die ihnen schwere Zeiten überstehen half. Nehmen wir jetzt an, ihre Söhne und Töchter hätten sich ohne ersichtlichen Grund die gleiche Verhaltensweise zu eigen gemacht. Und dann hätte sich dieses Verhalten in den folgenden Generationen fortgesetzt, bis endlich jemand gesagt hätte: »Hört mal, das ist eine Familientradition, die mir nicht guttut. Ich werd’s mal anders machen.« Wenn die betreffende Person mit der Abänderung des Verhaltensmusters Erfolg hat, ist das Gleichgewicht wiederhergestellt. Wenn nicht, kann es sein, dass die Verhaltensweise irgendwann im Lauf der Familiengeschichte so tief eingewurzelt ist, dass eine Generation mit schwacher Lunge (in der chinesischen Medizin das Organ für Kummer) geboren wird.
Destruktive Verhaltensweisen, die zu lange unwidersprochen bleiben, können schließlich eine konkrete Form annehmen. So kann ein Stück Arbeit auf dem Weg zur Gesundheit darin bestehen, Familienmuster und Traditionen umzuwandeln, die wir nicht selbst gewählt haben und die uns nicht weiterbringen.
»Unsere Biografie wird unsere Biologie«, heißt es.4 Prägende Erfahrungen in unserem Leben formen nicht nur unseren Charakter, sondern auch unseren Körper. Die Physiologie und sogar der Körperbau werden zum Teil durch Lebenserfahrungen beeinflusst. Ein erfahrener Heilkundiger liest in unserem Körper wie in einem aufgeschlagenen Buch, in dem seine ganze individuelle Geschichte steht. Gesundheit beruht zu einem Großteil auf Überzeugungen und Wertvorstellungen, auf emotionalen Erfahrungen und Verhaltensmustern.
Innerste Gefühle spiegeln sich in Haltung und Physiologie wider. Zum Beispiel sind kalte Hände oft ein Zeichen dafür, dass Herzenergie im Innern verschlossen wird, für die Unfähigkeit, anderen sein Herz zu schenken; ungezügelter Appetit weist unter Umständen auf das ungestillte Verlangen nach emotionaler Nahrung hin; zusammengezogene Schultern spiegeln vielleicht chronische Angst wider. Aber so verlockend es auch ist, Gesetzmäßigkeiten zu suchen, nach denen einer physischen Erkrankung die passende oder auslösende Emotion zugeordnet werden kann, so liegt dem Befinden eines Menschen doch in Wirklichkeit ein jeweils einmaliges Muster zugrunde. Bei dem einen hängt ein Rückenproblem, das angeblich in der Familie liegt, unter Umständen mit dem Gefühl zusammen, in seiner Beziehung keine Unterstützung zu finden, während es bei einem anderen vielleicht durch den Versuch begründet ist, »alle Last von sich zu werfen«, und bei einem Dritten möglicherweise den einzig gangbaren Weg darstellt, in der Familie auf sich aufmerksam zu machen. Jeder Mensch hat eine andere Geschichte, und doch können wir häufig den Sinn einer Krankheit entschlüsseln, indem wir uns die Lebensgeschichte der betreffenden Person anschauen.
Während wir durchs Leben gehen, machen wir unzählige Erfahrungen. Manchmal sind die Erfahrungen »unverdaulich«, und dann wissen wir nicht, wie wir sie emotional verarbeiten sollen. Was geschieht mit einer solchen Erfahrung? Oft versuchen wir, mithilfe des Körpers eine Lösung zu finden. In diesem Fall können sich zum Beispiel ungeweinte Tränen als chronische Stirnhöhlenverstopfung manifestieren; Gefühle der Einsamkeit und Isolation schnüren das Herz ab; Scham schlägt sich als Candidiasis nieder, Wut bricht als rheumatische Arthritis aus, Erstickungsgefühle zeigen sich als Asthma. Unendlich viele Geschichten gibt es, und jede ist einmalig.
Zu einem gewissen Verständnis unserer biologischen Gesundheit kommen wir, wenn wir unsere persönliche Biografie erforschen. Welche Botschaften haben wir in puncto Wohlbefinden oder Kranksein empfangen? Inwiefern waren uns Gesundheit oder Krankheit von Nutzen? Durch solche Fragen können wir herausfinden, wie sehr wir die Schöpfer unserer eigenen Gesundheit sind; und wir finden unter Umständen den Schlüssel zur Transformation unseres Befindens.
Manche Menschen bekommen Schuldgefühle, wenn ihnen klar wird, dass sie für ihre Gesundheit selbst verantwortlich sind. Die heute vorherrschende Mitleidslosigkeit führt dazu, dass Verantwortung mit Schuld verwechselt wird. Dabei haben wir zur gegebenen Zeit die bestmögliche Entscheidung getroffen; es bringt nichts, uns über uns selbst zu ärgern oder schuldbewusst zu reagieren, wenn wir erkannt haben, womit wir selbst zu unseren Problemen beigetragen haben.
Zu warten, bis die Krankheit ausbricht, um sie dann erst zu behandeln, zu warten, bis die Störung auftritt, um sich dann erst ihrer anzunehmen, ist genauso wie zu warten, bis man Durst bekommt, um dann erst den Brunnen zu bohren, zu warten, bis die Schlacht beginnt, um dann erst die Waffen zu schmieden. Ist es dann nicht zu spät? Su Wen
Persönliche Verantwortung hat nichts mit Schuldzuweisung zu tun. Im Gegenteil, gerade durch die Einsicht in unsere Eigenverantwortung können wir uns von dem Gefühl lösen, ein armes Opfer zu sein, und uns auf unsere Kraft besinnen.
Kosmos, Kultur und Familie: Sie alle sind Teil der Biografie unseres Befindens. Alles Übrige - Lebensstil, Beziehungen, Ernährung –ist Sache der eigenen Entscheidung und Verantwortung, und darum geht es in diesem Buch. Einer der wichtigsten Schritte unserer Rückbesinnung auf die eigene Kraft ist der, die Verantwortung für unsere Ernährung zu übernehmen. Dieses Buch ist im Wesentlichen für alle diejenigen geschrieben, die auf solche Weise endlich die Verantwortung für ihr Leben übernehmen.
Die Nahrung steht zwar im Mittelpunkt dieses Buches, aber sie ist nur ein Aspekt der menschlichen Ernährung. Unsere natürliche und soziale Umgebung nährt uns auf ihre Weise ebenfalls, auch wenn uns das oft nicht bewusst ist. Jedenfalls müssen wir mit Blick auf die Ernährung auch diese Dinge im Auge behalten. Luft und Wasser verbinden sich mit Nahrungsmitteln zu Energie, Blut und anderen Stoffen, die entscheidend sind für unser Wohlbefinden. Das Erdreich, die Pflanzen und die Steine spielen ebenso eine Rolle wie Sterne und Planeten; sogar Klänge und Gerüche sollten wir zu unserer Ernährung rechnen. Berührungen, der Schlaf, die Kunst, all das nährt uns. Beziehungen können wir ebenfalls als Nahrungsquelle betrachten, sowohl unsere Beziehungen zu Mitmenschen als auch unsere Beziehungen zum Göttlichen. Inwiefern spielen nun diese Faktoren eine Rolle, und was können wir tun, um all die Nahrungsquellen optimal zu nutzen, die uns zur Verfügung stehen?
Beim Einatmen saugen wir Nahrung tief in die Zellen unseres Körpers; beim Ausatmen stoßen wir verbrauchten, giftigen Abfall aus. Mit dem Atmen revitalisieren wir uns von Augenblick zu Augenblick. Wenn wir unsere Atmung einengen, behindern wir das freie Strömen unserer Lebenskraft. Das Atmen zu wagen bedeutet, sich zu trauen, die Erfahrung der Lebendigkeit zu machen.
Bei korrekter Atmung treten die Myriaden von Gebrechen gar nicht erst auf. Wenn die Atmung gepresst und gestört ist, stellen sich alle möglichen Krankheiten ein. Wer sein Leben erhalten will, muss zuerst die richtigen Methoden erlernen, den Atem zu kontrollieren und die Energie ins Gleichgewicht zu bringen. Mithilfe von Atemtechniken können alle Gebrechen, ob leicht oder schwer, geheilt werden.
Für unseren Lebensalltag heißt das, uns nach Möglichkeit genügend Bewegung zu verschaffen, offen zu sein und uns zu entspannen, um uns vollständig mit Luft zu sättigen. Vielleicht müssen wir uns auch zum richtigen Atmen erziehen. Für den einen oder anderen ist das Wiedererlernen des Atmens die wirkungsvollste Arznei überhaupt. Es führt solchen Bereichen des Körpers Entspannung und reichhaltige Nahrung zu, die zuvor Mangel litten. Wirkungsvoller als jedes Medikament beeinflusst die Luft tief greifend Nerven, Muskeln und Gehirn.
Der beste Atemlehrer ist ein Säugling. Wenn wir ein Baby atmen sehen, zeigt uns das Heben und Senken seines Bauches, dass es mit dem Zwerchfell atmet. Durch Druck massiert das Zwerchfell sanft die Organe und zieht Luft tief in den Bauch hinein. Zuerst füllt sich der Bauchraum, dann die Brust. Als Erwachsene atmen wir oft viel zu flach und haben dann wenig Energie. Mit der Zeit gewöhnen wir uns an diese Unterversorgung und wissen schließlich nicht mehr, wie es ist, voller Vitalität zu sein, obwohl wir das Gefühl aus unserer Kindheit kennen müssten.
Die Babyatmung ist das Fundament des Wohlbefindens. Sobald wir wieder gelernt haben, wie ein Baby zu atmen, können wir alle Aspekte unseres Alltagslebens mit der Achtsamkeit unseres Atems erfüllen. »Jeder von uns ist eine Blume«, sagt der vietnamesische Zenmeister Thich Nhat Hanh, »aber manchmal ist unsere Blumenhaftigkeit angewelkt und muss erfrischt werden. Wir Menschenblumen brauchen Luft. Wenn wir bewusst tief ein-und ausatmen, werden wir sofort wieder aufblühen. Bewusst atmen können wir im Sitzen, Stehen, Liegen oder Gehen. Schon nach wenigen Minuten sind wir wieder so frisch, dass wir unsere Blumenhaftigkeit mit anderen teilen können.«
Der Atem füllt unsere Zellen mit Sauerstoff. Er kann uns auch jeden Teil des Körpers bewusst machen. Wann immer ein bestimmter Bereich des Körpers Heilung braucht, können wir in die betreffende Stelle hineinatmen. Wenn zum Beispiel ein Knie geheilt werden muss, lenken wir unseren Atem mental dorthin. Einatmend schicken wir Heilung, ausatmend lindern wir Schmerzen oder Beschwerden. Diese Grundübung, bei der Atem und Heilungswille vereint werden, kann alle Wesenskräfte zur Selbstheilung anregen.
Natürlich ist auch die Qualität der Luft, die wir atmen, von Bedeutung. Regelmäßig im Haus zu lüften oder an die Luft zu gehen ist immer erfrischend. Selbst etwas so Einfaches, wie Grünpflanzen in der Wohnung aufzustellen, die Kleider auszubürsten und die Betten aufzuschütteln, kann Wunder wirken. Wenn wir in der Stadt leben, können wir am besten auftanken und uns mit Luft revitalisieren, indem wir frühmorgens, noch ehe sich durch den Autoverkehr Abgase angesammelt haben, in einen Park gehen, um dort Übungen zu machen.
Selbst in der Stadt ist die Qualität der Luft in Innenräumen mitunter schlechter als die auf einer verkehrsreichen Straße. Es ist inzwischen bekannt, dass die Verarbeitung von immer mehr synthetischen Materialien bei Hausbau und Inneneinrichtung die Immunreaktion beeinträchtigt. In Büroräumen wird das Phänomen der so genannten Bürokrankheit mit der Wiederaufbereitung verbrauchter Luft durch Klimaanlagen in Zusammenhang gebracht, die einen immer komplexeren Cocktail von Chemikalien aus Büromaschinen und -geräten enthält. Im Haus zu bleiben ist also keine Lösung.
Abschließend sei noch erwähnt, dass wir physiologisch den größten Teil unserer Energie der Luft entnehmen. Diese einfache Tatsache dürfte ausreichen, um uns die Bedeutung des Atems, die Gefahren der Luftverschmutzung und die Notwendigkeit der Wiederaufforstung unserer Wälder in Erinnerung zu rufen.
Falls Sie sich noch nicht wieder im richtigen Atmen geschult haben, wird Ihnen die folgende Übung nützen. Mit ihrer Hilfe können Sie höhere Energiepegel im Alltagsleben erzielen. Stellen Sie sich vor, dass sich in Ihrem Körper drei Ballons befinden. Einer ist für den Unterbauch, der zweite für den Solarplexus und der dritte für die Brust bis hinauf zu den Schultern zuständig. Füllen Sie nun beim Einatmen zuerst den unteren, dann den mittleren und schließlich den oberen Ballon mit Luft. Entleeren Sie beim Ausatmen zuerst den oberen Bereich, dann die Mitte und zuletzt den Bauch. Achten Sie darauf, dass sich Ihr Körper nach vorne, nach hinten und seitwärts ausdehnt, während Sie einatmen. Seien Sie während dieser Übung so entspannt wie möglich.
Sie können die Übung im Stehen, Sitzen oder Liegen ausführen. Wenn Sie die Hände beim Atmen auf den Bauch legen, unterstützen Sie damit das tiefe Einströmen der Luft und die Funktion des Zwerchfells. Sie können sogar im Bett trainieren. Schon wenige Minuten täglich werden merkliche Verbesserungen bringen.
In Shakespeares Schauspiel Macbeth reibt sich Lady Macbeth nach dem Mord am König zwanghaft immer wieder die Hände und wiederholt dabei, wie doch schon ein wenig Wasser die Tat wegspüle. Eine ähnliche Zwangsvorstellung weist die heutige Psyche auf mit ihrem Glauben, Wasser würde die Hinterlassenschaften unseres verschwenderischen Lebensstils wegwaschen. Infolgedessen sind unsere Flüsse und Seen zur Deponie für ungeheure Mengen industrieller Schadstoffe geworden, spülen Leute, die sonst alle Sinne beisammen haben, giftige Chemikalien in der Toilette fort.
Außerdem darf Wasser mittlerweile Privatbesitz sein, statt von einer verantwortungsvollen öffentlichen Behörde verwaltet zu werden. Es ist eine Besorgnis erregende Tatsache bei uns im Westen, dass Wasser eine Handelsware multinationaler Konzerne geworden ist, deren einziger Seinszweck die Gewinnmaximierung ist. Infolgedessen wird die Qualität des Wasser immer schlechter, kurzfristige Verträge führen zu Versorgungsengpässen, und Verschmutzer brauchen sich nicht mehr öffentlich zu rechtfertigen.
Wasser ist das Blut der Erde. Sein Wirken und seine Bedeutung sind viel umfassender, als die meisten von uns wissen. Wenn das komplexe Bewässerungssystem unseres Erdbodens gestört ist, geht es mit dem Land bergab. Entwaldung, Zersiedelung und Straßenbau, Dämme und Bergwerke – all das greift störend in das Kapillarnetzwerk der Wasserwege unter der Erde ein. Stillstand tritt ein, und die Erde beginnt zu verarmen. Wenn wir jetzt noch die enorme Last der Verschmutzung berücksichtigen, sehen wir uns einer ökologischen Krise gegenüber, die jedes lebende Wesen auf diesem Planeten berührt.
Das Wasser braucht so mancherlei. Wenn es uns vollständig erfrischen soll, muss es reifen und genügend lange unterirdisch bei kühlen Temperaturen verweilen dürfen, um mikroskopisch feine Nährstoffe aufzunehmen, durch Gestein gefiltert und mit Sauerstoff angereichert zu werden. Wer schon einmal frisches Bergquellwasser getrunken hat, weiß, wie süß es schmeckt und wie erfrischend es ist. Lebensprühendes Wasser funkelt bläulich. Es hat einen sehr hohen Anteil an gelösten Kohlenstoffen und Mineralien, und diese feinen Sedimente sind ein Bestandteil seiner Lebendigkeit. Solches Wasser hat den längsten Reifezyklus durchlaufen. Bei unserem Leitungswasser handelt es sich im Allgemeinen um Oberflächenwasser, das zwar auch einen gewissen Mineralstoffanteil hat, das jedoch noch ziemlich unreif ist, weil es zu früh der Sonne ausgesetzt wird und ohne unterirdische Filterung auskommen muss.
Von einem energetischen Standpunkt aus hängt die Vitalität von Wasser unter anderem von seiner Bewegung und Belüftung ab. Wasser fließt von Natur aus in Serpentinen und zentrifugalen Wirbeln, die seinen Energiegehalt konzentrieren; es reinigt sich durch Filterung und Bewegung. In der Natur prägt sich dem Wasser die Erinnerung an seine Bewegungen und Reifestadien ein. Die Erinnerung des Wassers ist ein Aspekt seines Qis. Welche Botschaft übermittelt das heutige Trinkwasser dem Körper?
Dem Wasser ist stets Heilkraft nachgesagt worden. Überall auf der Erde gibt es heilige Brunnen und Heilquellen. Bei energetischen Heilverfahren wird Wasser als Informationsträger betrachtet. In der Homöopathie nimmt Wasser die Eigenschaften verschiedener Pflanzen oder Stoffe an, indem ihm die feinstoffliche Botschaft dieser Substanzen ins Gedächtnis eingeprägt wird. Ebenso erhält Wasser in vielen Religionen durch das Weihen heilende Kräfte.
Ein Lichtblick ist der, dass sich der Informationsspeicher Wasser umprogrammieren lässt. Wie können wir also Leitungswasser anreichern, sodass es wieder vor Energie funkelt? Wir können es zum Beispiel eine Zeitlang in einem Ton- oder Glasgefäß stehen lassen, es durch Rühren wieder in Wirbelbewegung bringen, ihm etwas vorsingen, es durch einen Spiraltrichter gießen, Magnetfeldern aussetzen oder durch selbst erfundene Rituale segnen. Diese Vorschläge mögen Ihnen vielleicht seltsam oder auch lächerlich erscheinen, aber sie entsprechen der Anschauung eines Teils der Weltbevölkerung, der von der energetischen Dimension der Wirklichkeit überzeugt ist.
Die energetische Schwäche von Leitungswasser ist nicht das einzige Problem. Unser Leitungswasser ist zwar gefahrloser als das Wasser in vielen Ländern der Dritten und Vierten Welt, aber zunehmend mehr verschmutzt durch Nitrate und andere Chemikalien. Auf kurze Sicht dürfte es ratsam sein, sich eine Filteranlage in der Küche einzubauen. Da die meisten Menschen im Westen Leitungswasser trinken, will ich keine Aversionen dagegen wecken, geschweige denn zum ebenso unüberlegten wie teuren Konsum von Mineralwasser mit kilometerlangen Transportwegen und Einwegverpackungen aus Kunststoff aufrufen. Die langfristige Lösung bestände in der Wiederaufforstung, durch die sich unsere Erde sowohl ihren Sauerstoff als auch ihr Wasser erhielte, in der Rückkehr zu einer ökologisch verträglichen Landwirtschaft und in strengen Auflagen für Wasser verschmutzende Industrien.
Der Wasserbedarf des Körpers wird leicht übersehen. Viele Gesundheitsbeschwerden entspringen zum Teil einer lokalen Dehydrierung des Körpers. Wir sind der irrtümlichen Überzeugung, ausreichend zu trinken, dabei bringen wir kaum ein Glas einfaches Wasser über die Lippen. Koffeinhaltige Getränke, gezuckerte Softdrinks und konzentrierte Säfte bestehen zwar überwiegend aus Wasser, führen unserem Körper jedoch nicht genügend reine Flüssigkeit zu. Die entwässernde Wirkung koffeinhaltiger Getränke und Colas ist sogar ein zusätzlicher Störfaktor für den Wasserhaushalt des Körpers und fördert die Dehydrierung noch. Die Folgen des zu häufigen Genusses solcher Getränke statt einfachen Wassers sind Gefäßverengung, Ermüdung des Herzmuskels und Abnahme der physischen und mentalen Energie. Dadurch kommt es zu einer Mangelversorgung und zum Anstieg des Blutdrucks.
Wie immer bei der Ernährung variiert der individuelle Wasserkonsum je nach Konstitution und Kondition, Jahreszeit und Klima. Durst ist im Allgemeinen der beste Indikator für die Menge, die man trinken sollte, aber da wir oft kein Gespür mehr haben für unseren Körper, können wir vielleicht die Zeichen nicht mehr richtig deuten; manchmal wird Wasserdurst fälschlich für Hunger auf Süßes, auf Genussgifte oder Essen gehalten. Deshalb im Folgenden eine einfache Richtlinie: mehr Wasser trinken bei Beschwerden durch Übermaß und Gifte, weniger bei Mangelerscheinungen und Kälte. Reichhaltiges Essen und Fleisch erfordern mehr Wasser, eine an Obst und Gemüse reiche Kost hingegen weniger.
1987 überstieg der Pro-Kopf-Konsum von Softdrinks (Hauptbestandteil: Phosphorsäure) mit 170 Litern erstmals in der Geschichte der USA den Konsum von Wasser.
Karen und Jim Ehmke:
Food for Life
Westliche Ärzte empfehlen normalerweise, große Mengen Wasser täglich zu trinken. Wasser trägt zur inneren Reinigung des Körpers bei; da viele Gesundheitsbeschwerden im Westen toxisch bedingt sind, hat dieser Ansatz seinen Sinn. Effektiver wäre es jedoch, mit den Essgewohnheiten zu brechen, die für eine Akkumulation von Giftstoffen sorgen, das heißt, mit dem Verzehr schwerer, Säure bildender, weiterverarbeiteter Nahrung oder Fertiggerichte aufzuhören und generell Maß zu halten. Auf lange Sicht stört übermäßiger Wasserkonsum nämlich die Harmonie zwischen Magen und Milz und führt zu Verdauungsschwäche. Auch die Nieren werden angegriffen.
Der beste Zeitpunkt, etwas zu trinken, ist im Allgemeinen der frühe Morgen nach dem Aufstehen, um den Körper vor dem Frühstück wieder mit Flüssigkeit aufzufüllen. Zu den Mahlzeiten sollte man nach Möglichkeit nichts trinken, da sonst die Verdauungssäfte zu sehr verdünnt werden. Ein kleines Glas Wasser zum Essen genügt meistens. Manche Leute haben es sich zur Gewohnheit gemacht, am Morgen eine Flasche mit Wasser zu füllen, von dem sie den ganzen Tag über bei Bedarf einen Schluck trinken. Das ist eine gute Methode, sich einen Überblick darüber zu verschaffen, wie viel Wasser man trinkt.
Häufig sind Bäume und andere Pflanzen Nahrungsspender. Sie sind außerdem lebendige Wesen, und wenn wir mit ihnen interagieren, vollzieht sich ein Energieaustausch; es entsteht eine Beziehung. Bei diesem Energieaustausch lädt meist der Mensch Negativität bei der Pflanze ab, während die Pflanze den Menschen mit positiver Energie auflädt. Beim Qi-Gong5 üben wir uns im Energieaustausch mit Bäumen und anderen Pflanzen, damit sie unsere chaotische oder negative Energie umwandeln und unser Energiemuster neu ordnen.
Wir brauchen keine speziellen Fähigkeiten, um die transformative Kraft der Natur auf den menschlichen Geist zu erfahren. Es genügt eigentlich, einen Waldspaziergang zu machen oder uns hinzusetzen und eine Blume zu betrachten, um den Energiewandel zu spüren. Wichtig ist die Erkenntnis, dass uns unsere grüne Umwelt ständig erfrischt. Wenn unsere Wahrnehmungsfähigkeit geschärft ist, bemerken wir unter Umständen sogar, dass uns verschiedene Baumarten unterschiedlich beeinflussen und verschiedene Farben ebenfalls. Zum Beispiel wird ein Apfelbaum uns das Herz erheben, eine Platane wird uns von überschüssiger Energie befreien, und eine Eiche wird uns vermutlich auf allen Ebenen wiederherstellen.
Wir sollten dieses Prinzip der Resonanz in unser Leben aufnehmen und uns die Bäume und Gewächse suchen, die am stärksten unseren energetischen Bedürfnissen entgegenkommen, um uns dann ihrer Hilfe zu öffnen. Die Helfer, die wir brauchen, finden wir oft in wenigen hundert Metern Entfernung von unserer Haustür. Es ist grundsätzlich besser, mit Laub abwerfenden Bäumen zu arbeiten, wenn sie »wach« sind, also im Frühling und Sommer, im Winter hingegen mit immergrünen Gewächsen, und es sollten generell endemische oder schon lange bei uns heimische Pflanzen sein. Ein Blumenkasten im Fenster oder ein kleiner Garten sind wertvolle, bequeme Energiequellen, falls kein Stück Natur und keine Bäume in der Nähe sind.
Hier näher auf die Qi-Gong-Methoden der natürlichen Resonanz einzugehen, würde den Rahmen dieses Buches sprengen, aber Nahrung aus dem Pflanzenreich zu beziehen muss nicht schwer sein. Es genügt im Grunde, Zeit und Aufmerksamkeit zu investieren: Wir setzen oder stellen uns zum Ausruhen unter einen Baum und lehnen uns an seinen Stamm, um uns ganz dem Gefühl des Energieaustauschs hinzugeben. Oder wir laben uns einfach am Anblick von Blumen, am Rauschen von Wind und Wasser, am Vogelgesang usw.
Steine können uns helfen, Energie zu erden; nach der chinesischen Medizin sind Steine dem Element ERDE6 verbunden. Manche Gesteinsarten sind besonders kraftvoll und können uns wieder aufladen oder unsere Genesung von einer Krankheit beschleunigen. Viele Granitblöcke im Südwesten Englands stehen in dem Ruf, eine heilende Wirkung zu haben. Die sorgfältig positionierten Steinblöcke zeremonieller Steinreihen und -kreise sollen die Energieströme der Erde verstärken und schaffen einen rituellen Raum, in dem sich das menschliche Qi und das Qi der Erde berühren. Das meiste von dieser Energietechnologie ist in Vergessenheit geraten, aber vielleicht ruft ein Besuch der alten Kultstätten Erinnerungen in unserer Psyche wach.
Eine einfache Übung, sich an die regenerative Kraft der Natur anzuschließen, ist die, sich irgendwo im Grünen einen Platz zu suchen, zu dem wir eine Affinität spüren. Diesen Ort können wir zu unserem speziellen Platz machen, dem wir uns mit der Zeit innig verbunden fühlen und an den wir uns immer zurückziehen, wenn uns danach zumute ist. Irgendwann werden diese Besuche unseres persönlichen Kraftortes, die uns mit der Natur und mit uns selbst verbinden und bei denen wir die Heilkraft der Erde, Felsen, Pflanzen und Bäume in uns aufnehmen dürfen, zu einem wesentlichen Bestandteil unseres Lebens.
Unsere Kultur hat keine Ehrfurcht mehr vor Bäumen und Felsen. Für die Druiden waren Lichtungen im Wald Tempel. Heute ist Großbritannien nur noch zu zehn Prozent von Wald bedeckt, und die weltweite Abholzung der Wälder stellt eine Gefahr für Luft und Wasser dar. In unserer Zeit werden dringend Visionäre gebraucht wie Jean Gionos Der Mann, der die Bäume pflanzte.7 Die Wiederaufforstung ist wahrscheinlich einer der wichtigsten wirklich konstruktiven Schritte im 21. Jahrhundert, der zur Gesundung der Erde führen könnte.
Es ist offensichtlich, dass wir Energie von der Sonne empfangen. Auf feinstofflicher Ebene erhalten wir auch Energie vom Mond, von den Sternen und von den Planeten. Diese feinstoffliche Energie nehmen die Meridiane und Akupunkte des Körpers auf, zu denen wir später noch kommen. Jeder Akupunkt im Körper ist eine Öffnung, durch die kosmische Energie einströmen kann. Diese Schwingungsenergie trägt Informationen und Nahrung zu jeder Körperzelle und verbindet den Körper mit dem Kosmos.
Aus Sicht des Qi-Gong, der Wurzel der chinesischen Medizin, ist die angebliche Getrenntheit von Körper und Kosmos eine Illusion. Indem wir unsere Wahrnehmung nach innen richten und in immer tiefere Schichten unseres Seins eintauchen, erreichen wir schließlich einen Punkt, an dem die Unterscheidung aufgehoben ist. Wenn wir in die Molekularstruktur des Körpers hineingehen, sehen wir, dass unsere »Festigkeit« überwiegend aus Leere besteht, aus Raum. So betrachtet, würde der Körper wie ein Sternenhaufen in der Weite des Alls aussehen. In tiefe Meditation versunken, verfliegt auch im Geist das Gefühl der Getrenntheit.
In der Illusion der Getrenntheit gefangen, verliert man leicht die Verbindung zum Kosmos und verschließt sich seinem ständigen Nahrungsstrom. In der chinesischen Medizin wird die kosmische Energie als Lebensquell betrachtet, und viele Meditationsübungen des Qi-Gong sollen uns helfen, uns wieder mit der Quelle zu verbinden und uns an unser wahres Wesen zu erinnern. Ein Anhänger von Laotse, dem von vielen verehrten chinesischen Philosophen, hat einmal gesagt: »Verbindet euch in Liebe mit dem unsichtbaren feinstofflichen Ursprung des Universums, und euch wird alles gegeben, was ihr braucht.«8 Dieser Ursprung ist die höchste Nahrungsquelle.
Wir werden dauernd von Energiewellen beeinflusst, die aus dem All auf unsere Erde treffen, zum Beispiel Licht. Wir brauchen das Licht zur Synthese bestimmter Vitamine und Mineralien und zur Regulierung unserer biologischen Uhr. In die Augen einfallendes Tageslicht wird von der Netzhaut zur Zirbel- und Hirnanhangsdrüse weitergeleitet. Diese Drüsen sind wichtiger Bestandteil des Hormonsystems, und ihre Funktion hat einen starken Einfluss auf unsere Stimmung und Vitalität. Entscheidend ist das ultraviolette Licht, und das ist der Anteil des Spektrums, der in künstlichem Licht nicht vorkommt. Es ist außerdem der Anteil des Lichtspektrums, der durch Glas und eine hohe Luftverschmutzung herausgefiltert wird.
Der Körper kann nicht von denaturierten Nahrungsmitteln, welcher Art auch immer, leben. Licht, dem sein natürlicher Nährstoff, der Ultraviolettanteil, fehlt, ist ebenso »tot« wie Nahrung ohne lebendige Enzyme und Luft ohne negative Ionen. Das, woran es in all diesen Fällen mangelt, ist eine Art von Qi. Daniel P. Reid: Das chinesische Gesundheitsbuch
Erstaunlicherweise finden viele mystische Meditationsübungen, in deren Mittelpunkt die Realisation kreisenden Lichts im Innern des Körpers steht, inzwischen Rückhalt bei den modernen Naturwissenschaften. Vor kurzem ist entdeckt worden, dass im menschlichen Körper Photonen (Lichtteilchen) kreisen, besonders in der Rückenmarksflüssigkeit der Wirbelsäule.9 Auch die subtilen Wahrnehmungen des Qi-Gong haben ihre Parallele in der heutigen Physik, die davon ausgeht, dass sich selbst das geringfügigste Ereignis im Innern eines Atoms auf alle anderen Atome im Universum auswirkt.
Es mag zwar wünschenswert sein, sich den feinen Schwingungen des Universums zu öffnen, aber es gibt auch Energiewellen, von denen wir uns lieber abschirmen würden, wenn wir könnten. Die Ausbreitung der Telekommunikation hat die zunehmende Sättigung des Luftraums mit Wellen aller möglichen Frequenzen mit sich gebracht, darunter einigen, die lebensfeindlich sind; die Atomindustrie hat dafür gesorgt, dass wir vermehrt nuklearer Niedrigstrahlung ausgesetzt sind, die unsere Gesundheit untergräbt; und die Elektrizität erzeugt elektromagnetische Felder, die uns ebenfalls schaden können.
Auch in der modernen Astrologie haben sich Erkenntnisse über den energetischen Einfluss von Sternen und Planeten niedergeschlagen. Die feinstofflichen Energieverhältnisse der Planetenpositionen zum Zeitpunkt unserer Geburt und die Kräfte der Landschaft haben eine Wirkung auf die Qualität unserer Qi-Schwingungen. Wenn die Welt Energie für uns ist, sind all diese Konzepte nicht schwer zu verstehen.
Dann können wir es als Teil unserer feinstofflichen Ernährung betrachten, bewusst Zeit im Sonnenlicht zu verbringen oder uns unmittelbar mit den Schwingungen des Mondes, der Sterne und der Planeten zu verbinden. Qi-Gong-Methoden können dazu beitragen, das Licht in uns zu verstärken und im Körper zum Kreisen zu bringen.
Mithilfe unserer Sinne treten wir in eine Beziehung zur Welt. Bei einer umfassenden Betrachtung der Ernährung dürfen wir auch die Farben, Klänge, Geschmäcker, Aromen und Berührungen nicht vergessen, die ebenso Bestandteil der menschlichen Nahrung sind wie Essen und Trinken. Sie gehören ins Reich des Genusses, haben jedoch nichts mit der Reizüberflutung zu tun, die so oft damit verwechselt wird, sondern stellen eine tiefe, sinnliche Beziehung zu unserem Körper und unserer Umwelt her.
Von allen Sinnen dürfte der menschliche Tastsinn der bedeutendste sein. Viele Leute haben Angst vor Berührung, sie misstrauen ihrer eigenen Sinnlichkeit und stehen dem eigenen Körper feindlich gegenüber. Ein Säugling, der nicht liebkost wird, gedeiht nicht, und alte Menschen bekommen oft so wenig Streicheleinheiten, dass sie in ihrer Isolation buchstäblich zusammenschrumpfen. Die Funktionen aller inneren Organe, insbesondere der Verdauungsorgane, werden durch Berührungen in der Kindheit angeregt. Ein Kind, das häufig in den Arm genommen und gestreichelt wird, entwickelt einen guten Muskeltonus, lebhafte Reaktionen und ein Gefühl innerer Sicherheit.
Viele Verhaltensmuster wie etwa der unstillbare Hunger nach Nahrung entspringen einem unbefriedigten Bedürfnis nach Berührung. Aus diesem Grund ist therapeutische Körperarbeit immer auch ein Labsal für die Funktionen der Milz, des Organs, das nach der chinesischen Medizin die Verdauung reguliert. Es besteht eine direkte Beziehung zwischen der Zahl und Qualität der Berührungen, die uns zuteilwerden, und unserem Appetit sowie unserer Verdauungstätigkeit.
Hier in diesem Körper sind die heiligen Flüsse; hier sind Sonne und Mond und alle Pilgerstätten … Ich habe noch keinen anderen Tempel von solcher Glückseligkeit kennen gelernt wie meinen eigenen Körper.
Saraha
Eine sinnliche, spürbare Beziehung zu uns selbst und zu unserer physischen Umgebung aufzubauen, bringt enorme Vorteile. Durch unsere berührungsfeindliche Kultur und die Kopflastigkeit verlieren wir oft den Kontakt zum eigenen Körper. Bei manchen Leuten führt die Wiederherstellung dieses Kontaktes zu einer Transformation.
Aus energetischer Sicht sind die Sinneseindrücke, die uns eine Pflanze, ein Tier oder ein Ort vermitteln, Aspekte ihres Qis. Eine Sinneserfahrung, die Vergnügen bereitet, ist ein Genuss. Aufmerksamkeit und Genuss steigern die Lebendigkeit und stärken die Gesundheit.
Nach Auffassung des chinesischen Arztes Sun Simiao, der vor 1500 Jahren lebte, werden Menschen krank, weil ihr Leben ohne Liebe ist und ihnen keine Zärtlichkeit entgegengebracht wird. Wenn uns das Herz aufgeht und wir unseren Mitmenschen verbunden sind, wenn wir enge Beziehungen eingehen, wenn wir das Gefühl haben, einer Gemeinschaft anzugehören, in der wir unseren Platz haben und geschätzt werden und in die wir uns einbringen können, geht es uns in der Regel gut – sagt der gesunde Menschenverstand; interessant ist aber vor allem, dass dies inzwischen durch etliche wissenschaftliche Studien bestätigt wird.
Laut Statistik sind wir bei Einsamkeit, Isolation und Depressivität erheblich anfälliger für eine Erkrankung oder einen frühen Tod. Tatsächlich lassen sich anhand einer Untersuchung der sozialen Kontakte einer Person – wie gut ihre Beziehungen zum Partner, zu Freunden, Angehörigen, zu Gemeinschaft oder Stamm sind -, aussagekräftigere Vorhersagen über ihre Gesundheit und ihre Lebenserwartung treffen als mithilfe der normalerweise untersuchten Faktoren wie Geschlecht, Rasse, sozioökonomischer Status und Alkohol- oder Tabakkonsum. Bei einer Studie wurden gesunde Erwachsene einem gewöhnlichen Erkältungsvirus ausgesetzt, und es erwies sich, dass bei denjenigen, die gute soziale Beziehungen unterhielten, die Wahrscheinlichkeit, eine Erkältung zu bekommen, viermal niedriger war als bei den anderen.10
Vielleicht sollten wir eine Beziehung als Energiefeld zwischen den zwei oder mehr daran beteiligten Menschen ansehen. Engagement, eine klare Absicht, Mitgefühl, Großzügigkeit und Humor sorgen für ein starkes, gesundes Feld, das die Beteiligten durch alle Schwierigkeiten trägt. Fehlen diese Eigenschaften, kann das Energiefeld die Menschen, die sich darin befinden, auslaugen oder einengen. Das zeigen diktatorische Regime oder destruktive persönliche Beziehungen.
Mit anderen Worten: Je enger wir einem Kreis von Mitmenschen verbunden sind, umso besser ist unsere Gesundheit. Indem wir, jeder Einzelne, dieser Gemeinschaft etwas geben, nähren wir uns gegenseitig. Durch jeden Beitrag wird das Energiefeld der Gemeinschaft gestärkt, und das wiederum stärkt alle Beteiligten. Je gesünder eine Gemeinschaft ist und je besser sie funktioniert, umso gesünder sind im Allgemeinen ihre Mitglieder. Wenn sich eine Gemeinschaft durch eine gute Integrationsfähigkeit auszeichnet, gemeinsame Ideale hat und den Wert der Vielfalt in den eigenen Reihen erkennt, entwickelt sich ihr Energiefeld prächtig und unterstützt dann in zunehmendem Maße alle Mitglieder.
Aus dem Blickwinkel der traditionellen chinesischen Medizin hängt unsere Ernährung von zwei Kräften, zwei Grundfähigkeiten des KÖRPER-GEISTES ab: zum einen vom Aufnahmevermögen und zum andern von der Kraft zur Transformation.
Damit uns Nahrung mit allem Lebensnotwendigen versorgt, müssen sowohl der Geist als auch der Körper offen dafür sein, ihre Nährstoffe entgegenzunehmen. Eine »perfekte Diät« ist keine Garantie dafür, richtig ernährt zu sein, da Überzeugungen und Gefühle, physische Anspannung und die Unterfunktion von Organen die Nahrungsaufnahme beeinträchtigen können. Auch eine Schwäche im Verdauungssystem kann bedeuten, dass Nahrung bester Qualität schlecht verdaut wird.