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Wurden Selbstversorger früher als verklärte Romantiker abgetan, so ist diese Lebensweise mit Blick auf die zahlreichen Lebensmittelskandale, Umweltkatastrophen und zuletzt der Corona-Pandemie zu einer ernsthaften Option geworden. Natürlich, nachhaltig und gesund leben, unabhängig vom Diktat der Lebensmittelindustrie eigene Nahrungsmittel produzieren und sich in Krisenzeiten notfalls autonom versorgen können – Selbstversorgung hat viele Vorteile. Der Biologe Wolfgang Funke zeigt in dieser überarbeiteten Neuauflage kompetent und praxisorientiert, wie sich der Traum von einer weitgehend autonomen Lebensweise Schritt für Schritt in die Tat umsetzen lässt: Von den gärtnerischen Grundlagen, die Garten- und Fruchtwechselplanung, Aussaat, Ernte, Konservierung und Vorratshaltung über die Haltung von Federvieh, Kaninchen und Bienen im Garten bis hin zur genussvollen Zubereitung der selbst gezogenen Köstlichkeiten – hier findet jeder die passenden Vorschläge für die Selbstversorgung im eigenen Garten, auf dem Balkon oder der Terrasse.
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Seitenzahl: 508
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WOLFGANG FUNKE
Unabhängig, nachhaltig und gesund leben
Aussaat – AnbauKonservierung – Vorratshaltung
© privat
Wolfgang Funke ist Diplom-Biologe, Journalist und Autor zahlreicher Gartenbücher. Seit Langem beschäftigt er sich intensiv mit Gartenthemen und hier besonders mit dem Anbau von Gemüse, Obst und Kräutern. Seinen Traum von der Selbstversorgung hat er viele Jahre erfolgreich in die Tat umgesetzt.
1. eBook-Ausgabe 2022
© 2022 Scorpio Verlag, ein Imprint der Europa Verlage GmbH, München
Umschlaggestaltung und Umschlagmotiv: Guter Punkt, München
Alle Zeichnungen im Innenteil: Margarita Maiseyeva, auf den Seiten 69, 70, 78, 238, 254, 271, 273, 287, 303, 320 nach einer Vorlage von Gisela Rüger, München
Fachliche Beratung: Frank von Berger
Layout & Satz: Margarita Maiseyeva, Donaueschingen
Konvertierung: Bookwire
ePub-ISBN: 978-3-95803-439-6
Das eBook einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.
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Alle Rechte vorbehalten.
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EINLEITUNG
Was bedeutet Selbstversorgung?
Planen mit Augenmaß!
Auf dem Boden der Tatsachen bleiben
Warum ein Leben als Selbstversorger?
Tierhaltung weltweit: Zahlen und Fakten
Umwelt und Klima
Profitgier auf Kosten von morgen
Die eigenen Grenzen definieren
Globale Handelswege
Herkunft unbekannt
Eine Nummer zu groß – der ökologische Fußabdruck
Die persönliche CO2-Bilanz
Vorbild sein, Impulse geben
Der alltägliche Skandal
Vom Denken zum Handeln
Zurück zur Natur?
Befriedigung durch das einfache Leben
Was brauche ich wirklich?
Die Sehnsucht nach dem Einfachen
Weniger ist mehr
Gemeinsam stark
Einen guten Start!
1 DER GARTEN
Wie viel Land will ich bewirtschaften?
Balkon und Terrasse
Das Beet auf dem Balkon
Der Hausgarten
Der Aussaatkalender
Der eigene Hof
Was ist noch zu beachten?
Wie viel wovon?
Der phänologische Kalender
Gärtnerische Grundlagen
Auf den Boden kommt es an
Leichter Sandboden
Mittelschwerer Lehmboden
Schwerer Tonboden
Sauer oder basisch?
Ein guter Boden ist keine Konstante
Mulchen zur Bodenverbesserung
Umgraben oder nicht?
Schnelltests zur Bodenanalyse
Die Schlämmprobe
Die Fingerprobe
Test auf Staunässe
Kompost, aber richtig
Der beste Standort
Miete oder Behälter?
Behälter
Die Rotte
Wurmkompost
Wurmkompost pflegen
Schnellkomposter
Verwendung von Kompost
Kompost ausbringen
Düngemittel aus eigener Herstellung
Gründüngung
Gründünger säen und untergraben
Tipps aus der Praxis
Pflanzenjauchen
Pflanzenjauche ansetzen
Holzasche
Mist und Gülle
Kleintiermist
Aussaat und Vermehrung
Hybrid-Saatgut
Samen ernten und lagern
Der Trick mit der Tüte
Keimprobe
Geschützte Vorkultur
Aussaat in Schalen
Aussaaten im Freiland
Breitwürfig, in Reihen oder Horsten säen
Aussaat im Frühbeet
Das richtige Werkzeug
Werkzeuge für klassische Gartenarbeiten
Bodenbearbeitung
Säen und pflanzen
Schneiden und sägen
Fegen
Zubehör
Maschinen
Werkzeugpflege
Pflanzenschutz: Arbeiten mit der Natur
Vorbeugen ist besser als kurieren
Am Anfang steht die Diagnose
Wirksame Pflanzenjauchen und -brühen
Nützlinge
Helfer im Gewächshaus
Mischkultur für reiche Ernte
Das Prinzip
Stark-, Schwach- und Mittelzehrer
Was ist Fruchtwechsel?
Spezielle Beetformen
Das Hochbeet
So wird ein Hochbeet gebaut
Das Hochbeet füllen
Die Bepflanzung eines Hochbeetes
Hügelbeete für eine üppige Ernte
Hügelbeete bepflanzen
Kraterbeete
Was ist Permakultur?
Natürliche Ökosysteme
Permakultur-Praxis
Pflanzen in der Permakultur
Permakultur: Ein Wald als Garten
Tiere in der Permakultur
Aquakultur in einer Permakultur
Gut zu wissen
Gewächshaus und Frühbeet
Gewächshaus im Eigenbau
Warm- oder Kalthaus?
Frühbeete
Lüften nicht vergessen
Der Mistbeetkasten
Mist ist nicht gleich Mist
Ein Mistbeet bepflanzen
Folien zur Ernteverfrühung
Bodenabdeckung mit Vlies
Folientunnel
2 VON DER WILDPFLANZE ZUR NUTZPFLANZE
Die Entwicklung am Beispiel des Wildkohls
Sortenvielfalt durch Zuchtwahl
Wildpflanzen in unserer Ernährung
Wertvolle Inhaltsstoffe
Was beim Sammeln zu beachten ist
Naturschutzvorschriften beachten!
Genau hinschauen
Köstliches aus Wald, Feld und Flur
Bärlauch (Allium ursinum)
Merkmale und botanische Informationen
Verwechslungsmöglichkeiten
Verwendung in der Küche
Brennnessel (Urtica dioica)
Merkmale und botanische Informationen
Verwechslungsmöglichkeiten
Verwendung in der Küche
Brombeere (Rubus fruticosus)
Merkmale und botanische Informationen
Verwechslungsmöglichkeiten
Verwendung in der Küche
Eberesche (Sorbus aucuparia)
Merkmale und botanische Informationen
Verwechslungsmöglichkeiten
Verwendung in der Küche
Gänseblümchen (Bellis perennis)
Merkmale und botanische Informationen
Verwechslungsmöglichkeiten
Verwendung in der Küche
Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata)
Merkmale und botanische Informationen
Verwechslungsmöglichkeiten
Verwendung in der Küche
Löwenzahn (Taraxacum Sect. Ruderalia)
Merkmale und botanische Informationen
Verwechslungsmöglichkeiten
Verwendung in der Küche
Sauerampfer (Rumex acetosa)
Merkmale und botanische Informationen
Verwechslungsmöglichkeiten
Verwendung in der Küche
Spitzwegerich (Plantago lanceolata)
Merkmale und botanische Informationen
Verwechslungsmöglichkeiten
Verwendung in der Küche
Waldmeister (Galium odoratum)
Merkmale und botanische Informationen
Verwechslungsmöglichkeiten
Verwendung in der Küche
3 GEMÜSE UND SALAT AUS DEM EIGENEN GARTEN
Lohnt sich das wirklich?
Gutes Timing für guten Geschmack
Exkurs: Nitrat in Salat und Gemüse
Nitratgehalt reduzieren
Vorüberlegungen und Planung
Planung macht Spaß
Multi-Kulti im Kochtopf
Auf den Inhalt kommt es an
Exkurs: Klimawandel im Garten
Fakten zum Klimawandel
Die Auswirkungen
Welche Arten und Sorten?
Wichtig: Biologisches Saatgut
Aussaatkalender
Die wichtigsten Salate
Chicorée
Endiviensalat
Feldsalat
Kopfsalat
Pflücksalat
Zuckerhutsalat
Weitere Salate
Die wichtigsten Gemüsesorten
Mangold
Spinat
Kohlgewächse
Blumenkohl
Brokkoli
Chinakohl
Grünkohl
Kohlrabi
Pak Choi
Rosenkohl
Weißkohl, Rotkohl und Wirsing
Hülsenfrüchte
Buschbohnen
Dicke Bohnen
Erbsen
Feuerbohnen
Stangenbohnen
Zwiebeln und Lauch
Frühlingszwiebeln und Schalotten
Knoblauch
Porree
Zwiebeln
Wurzelgemüse
Fenchel
Knollensellerie
Mairübchen
Meerrettich
Möhren
Pastinake
Radieschen
Rettich
Rote Bete
Schwarzwurzel
Staudensellerie
Steckrübe
Topinambur
Die Kartoffel – eine tolle Knolle
Kartoffeln richtig pflanzen
Starthilfe
Düngen und Pflege
Frühe Sorten, späte Sorten
Kartoffeln ernten
Fruchtgemüse
Artischocke
Aubergine
Gurken
Kürbis
Paprika
Rhabarber
Tomaten
Zucchini
4 OBST UND BEEREN
Konzeption eines Obstgartens
Was ist wann zu tun?
Kernobst
Äpfel
Ernte und Sorten
Birnen
Wuchsformen
Mispeln
Quitten
Ansprüche und Sorten
Speierling
Steinobst
Aprikosen
Ernte und Verwendung
Kirschen
Ernte und Schnitt
Pflaumen
Ernte und Verwendung
Pfirsiche
Ernte und Verwendung
Beerenobst
Brombeeren
Erdbeeren
Heidelbeeren
Himbeeren
Holunder
Johannisbeeren
Preiselbeeren
Sanddorn
Stachelbeeren
Tafeltrauben
Spezialitäten
Apfelbeere
Feige
Goji-Beeren
Kaki
Kapstachelbeere
Kiwi
Papau, Indianerbanane
5 SONDERKULTUREN UND SPEZIALITÄTEN
Pilze
Austernpilze
Braunkappen
Champignons
Shiitake
Spargel
Der Spargelanbau
Die Spargelernte
Getreide
Dinkel
Gerste
Hafer
Mais
Reis
Roggen
Weizen
Zuckermais
Ölsaaaten
Nüsse und Nussartige
Esskastanien
Haselnüsse
Mandeln
Walnüsse
6 KRÄUTER UND GEWÜRZE
Anlegen eines Kräutergartens
Vorüberlegungen
Die Kräuterspirale
Kräuter für die Küche
Basilikum
Bohnenkraut
Borretsch
Dill
Estragon
Fenchel
Kerbel
Koriander
Kümmel
Liebstöckel
Majoran
Oregano
Petersilie
Rosmarin
Salbei
Sauerampfer
Schnittlauch
Thymian
Wermut
Kräuter für die Gesundheit
Arnika
Johanniskraut
Kamille
Pfefferminze
Zitronenmelisse
Kräuter für die Schönheit
Echte Aloe
Garten-Ringelblume
Nachtkerze
Lavendel
Kräuter als Haushaltshelfer
Acker-Schachtelhalm
Seifenkraut
Färberpflanzen
Eichengallentinte
Färberdistel
Färberwaid
7 TIERHALTUNG
Welches Tier für welchen Zweck?
Tier- und artgerechte Haltung
Hausschlachtung
Schafe halten
Gründe für die Anschaffung von Schafen
Ein Hausschaf im Garten
Von Leihböcken und Respektspersonen
Geeignete Schafrassen
Ziegen halten
Milch und mehr
Unverzichtbar: der Stall
Ziegen hüten
Ziegen im Garten
Ziegenrassen
Das liebe Federvieh
Der Hühnerstall
Der Auslauf
Die Fütterung
Winterfütterung
Vor- und Nachteile eines Hahnes
Die Brut
Hühnerrassen
Gänse und Enten
Weidehaltung bei Gänsen
Nimmersattes Geflügel
Auch Enten stellen Ansprüche
»Rent an Ent«
Kaninchenhaltung
Kaninchen artgerecht halten
Fütterung
Freilauf
Bienenhaltung
Klein, aber unverzichtbar
»Rent a Bee«
Von Bienen und Blumen
Honig – süße Verführung
8 KONSERVIEREN UND HALTBAR MACHEN
Konservieren mit Zucker und Hitze
Das Verhältnis von Pektin und Zucker
Die Gelierprobe
Schraubgläser
Gelee und Sirup
Einwecken – das Grundprinzip
Einwecken Schritt für Schritt
Fleisch einwecken
Obst einwecken
Gemüse einwecken
Tiefgefrieren
Tipps aus der Praxis
Trocknen und Dörren
Kräuter trocknen an der Luft
Trocknen, aber richtig
Obst und Gemüse trocknen
Der Solardörrschrank
Trocknen auf schwarzer Folie
Pökeln
Fleisch in Salzlake konservieren
Trockenpökeln
Fisch pökeln
Salzheringe
Kräuter, Gemüse und Eier konservieren
Kräuter einsalzen
Grüne Bohnen und Tomaten einsalzen
Soleier
Räuchern
Kalträuchern
Warmräuchern
Heißräuchern
Der Räucherofen
Das Geheimnis des Räucherns
So wird’s gemacht
Fleisch an der Luft trocknen
Vergären und Fermentieren
Der Klassiker: Sauerkraut
So wird’s gemacht
Für die Feinschmecker
Sauergemüse
Multitalent Essig
Kräuteressig
Chutney
Eier in Würzessig
Konservieren in Öl
Kräuteröle
Pesto
9 ERNTEN UND LAGERN
Richtig ernten
Der richtige Zeitpunkt
Obst und Beeren ernten
Vorratshaltung und Lagerung
Lagern im Haus
Kontrollieren und Lüften
Einrichtung des Lagerraumes
Lagermöglichkeiten außerhalb des Hauses
Erdkeller – ein Muss für Selbstversorger
Überlegungen vorab
Der Bau
Das Prinzip des Erdkellers
Gemüse in Erdmieten lagern
Lagern in Erdfässern
Lagern im leeren Hochbeet
Lagern in Sandkisten
Vorräte anlegen
Kartoffeln lagern
Obst lagern
Gemüse lagern
Getreide lagern
Weizen
Gerste
Hafer
Reis
Roggen
Hülsenfrüchte lagern
Walnüsse lagern
Ranzige Nüsse
Haselnüsse lagern
Esskastanien lagern
Geeignete Vorratsgefäße und -behälter
Kühlen ohne Kühlschrank
Was gehört in den Notvorrat?
Konservenvorräte anlegen
Haltbare Lebensmittel
10 SELBSTVERSORGUNG FÜR GENIESSER
Selbst ist der Koch
Was kann und was muss?
Klasse statt Masse
Milch und Milchprodukte
Butter – die traditionelle Methode
Ghee – Butter einmal anders
Joghurt ansetzen
So wird’s gemacht
Quark aus eigener Herstellung
So wird’s gemacht
Käse aus eigener Herstellung
Wie stellt man Käse her?
Hart- oder Weichkäse?
So wird’s gemacht
Paneer-Käse – einfach und genial
So wird’s gemacht
Öl aus eigener Pressung
Kaltpressung
Heißpressung
Olivenöl selber pressen
Würziges
Essig selbst herstellen
So wird’s gemacht
Senf selbst gemacht
Das Grundrezept
Senf-Variationen
Ketchup selbst gemacht
Wein aus eigener Herstellung
Saft gewinnen
Die Gärung starten
Die Gärphase
Die Klärung
Abfüllen
Weinvariationen
Bier brauen
Die nötigen Zutaten
Hopfen
Malz
Viel Spielraum ist möglich
So wird’s gemacht
Wursten
Die Füllung macht’s
Wurst, Wurst, Wurst …
Landjäger
Leberwurst
Mortadella
Blutwurst
Salami
Brot backen
Der Backofen
Pfannenbrot
Einfacher geht’s nicht: Brotfladen
Hefeteig
So wird’s gemacht
Sauerteigbrot
Der Sauerteigstarter
Sauerteigbrot mit Gewürzen
11 ENERGIE- UND WASSERVERSORGUNG
Selbstversorgung mit Wasser
Regenwasser nutzen
Grundwasser nutzen
Quell- und Flusswasser nutzen
Abwasser entsorgen
Wasser sparen
So funktioniert eine Komposttoilette
Selbstversorgung mit Strom
Strom sparen
Strom sparen im Alltag
Kochen in der Kochkiste
Strom aus Sonnenenergie
Warmwasser mit Sonnenenergie
Kochen mit Solarenergie
Solarputz
Strom aus Windkraft
Kleinwindkraftanlagen
Heizen
Wärme aus dem Grundwasser
Luftwärmepumpen
Erdwärme
Abwärme aus dem Komposthaufen
Energie aus Biogas
Bioreaktoren
Heizen mit Gas und Öl
Heizen mit Holz
Holz hacken und trocknen
Holzheizungen
Pelletheizung und Holzvergaser in Kombination
Abfall vermeiden – verwerten – entsorgen
Möglichkeiten, Müll zu vermeiden
Überschüsse vermarkten
ANHANG
Die Hitliste für Selbstversorger
Gemüse und Kräuter im Garten
Teekräuter
Würzkräuter
Verarbeitung von Kräutern
Kräuter zum Einfrieren
Kräuter zum Kandieren
Kräuter zum Einsalzen
Kräuter für Butter
Kräuter für Speiseessig
Kräuter für Speiseöle
Kräuter für Honig
Ernten in Natur und Garten rund ums Jahr
Erntekalender für den Januar
Erntekalender für den Februar
Erntekalender für den März
Erntekalender für den April
Erntekalender für den Mai
Erntekalender für den Juni
Erntekalender für den Juli
Erntekalender für den August
Erntekalender für den September
Erntekalender für den Oktober
Erntekalender für den November
Erntekalender für den Dezember
Begriffe und gärtnerische Grundlagen
Literatur
Register
Viele Menschen träumen den Traum von einem selbstbestimmten, einfachen Leben. Vielleicht sogar davon, einen kleinen Hof zu bewirtschaften, um eigene Lebensmittel zu produzieren, also den Schritt in die teilweise oder vollständige Subsistenzwirtschaft zu tun und selbst die Verantwortung dafür zu übernehmen für das, was tagtäglich auf den Tisch kommt.
Einfach aussteigen aus dem Konsumzirkus, dem kräftezehrenden Takt der Großstadt und ein entschleunigtes Leben führen, das liegt heute wieder voll im Trend. Weg vom Turbokapitalismus und überbordenden Konsum. Dinge hinterfragen, neue Wege gehen. Nicht gleich die Welt retten und die Gesellschaft verändern, aber im Kleinen und bei sich selbst anfangen, etwas in die richtige Richtung zu bewegen.
Als Selbstversorger besinnt man sich zurück auf die Natur, fördert die Regionalität, lebt gesünder, schützt die Umwelt und schafft Vorräte. Durch den heimischen Anbau von Obst und Gemüse können lange Transportwege, umweltschädliche Emissionen und Verpackungsmüll vermieden oder zumindest reduziert werden. Und indem man seine Lebensmittel selbst produziert, schlägt man mehrere Fliegen mit einer Klappe und der Lebensmittelindustrie mit ihren Verlockungen ein Schnippchen.
Mit diesem Buch möchte ich mich auch an diejenigen wenden, die vorhaben, zunächst nur einen Teil ihrer Lebensmittel selbst zu produzieren. Der Grad der Selbstversorgung ist immer abhängig von verschiedenen Faktoren wie dem zur Verfügung stehenden Platz, den eigenen Möglichkeiten und der Zeit, die man investieren kann. Und es muss ja auch nicht gleich der komplette Umstieg in ein Leben als Biobauer sein. Finden Sie zunächst heraus, was Ihnen wichtig ist und worum es Ihnen geht. Probieren Sie erst einmal aus, tasten Sie sich an das Thema heran und schauen Sie, was für Sie persönlich möglich ist und wie Sie Ihr Ziel erreichen wollen.
Möchten Sie …
•ab und zu etwas Gemüse und Obst aus dem Garten oder vom Balkon ernten und damit Einkäufe im Supermarkt sparen?
•einen größeren Garten anlegen, der während der Saison den Bedarf an frischem Obst und Gemüse der Familie zu einem Großteil deckt?
•zusätzlich zum Garten noch Nutztiere halten, die der Versorgung mit Fleisch, Eiern oder Milch dienen?
•oder sogar Überschüsse produzieren und eigene Lebensmittel haltbar machen, um weitgehend auf industriell hergestellte Lebensmittel zu verzichten bzw. sich auf die allernotwendigsten Zukäufe zu beschränken?
Der konsequenteste Schritt in die Selbstversorgung ist die Bewirtschaftung eines eigenen Hofes, die Erzeugung eigener Energie und somit eine weitgehend autarke Lebensweise. Das setzt eine entsprechende Weltanschauung und einen äußerst langen Atem voraus. Gesetzliche Hürden, gesellschaftliche Skepsis und finanzielle Engpässe müssen erst einmal überwunden werden. Die Arbeit geht wirklich nie aus, da viele Abläufe der Natur unterworfen sind und sich daher nicht aufschieben lassen, sondern sofort erledigt werden müssen. Geduld ist gefragt, und oft genug hat man keine andere Wahl, als zu akzeptieren, dass man mit Provisorien leben muss. Saubere Hände gehören der Vergangenheit an. Man geht ständig bis an seine Grenzen und muss immer wieder Rückschläge wegstecken.
Wem es jedoch gelingt, diese Lebensform aus tiefster innerer Überzeugung und mit Leidenschaft zu leben, wird daraus täglich Zufriedenheit und Motivation beziehen können.
Aprikosen und Erdbeeren mitten im Winter, Mangos und Ananas aus Indien, Äpfel aus Südamerika, exotische Gewürze, Kräuter und Lebensmittel aus aller Welt. Dazu prall gefüllte Regale in Supermärkten und Marktstände, die ganzjährig Gemüse im Angebot haben. Da bleiben keine Wünsche offen. Wozu also überhaupt über Selbstversorgung nachdenken?
Die eigene Lebensmittelversorgung selbst in die Hand zu nehmen, kann aus verschiedenen Motiven heraus erfolgen. Zum einen geht es dabei um die Qualität unserer Nahrungsmittel. Lebensmittelskandal folgt auf Lebensmittelskandal, immer mehr Menschen hat es den Appetit verdorben, nachdem sie von Gammelfleisch gelesen oder Bilder gesehen haben, die in Käfige gepferchte Hühner oder Kaninchen zeigen oder das industrielle professionelle Abschlachten von Schweinen und Kühen in unseren Schlachthöfen.
Aber es geht nicht nur um die Frage einer artgerechten Tierhaltung, sofern diese unter Bedingungen der Massentierhaltung überhaupt möglich ist, sondern auch um ökologische Aspekte, die mittlerweile den ganzen Globus und damit uns alle betreffen. Auf unserem Planeten leben bereits 15-mal so viele Nutztiere als Wildtiere, jedes zweite Säugetier auf diesem Planeten ist ein Nutztier und dient einer einzigen Spezies dazu, ihren Heißhunger auf Fleisch zu stillen: uns Menschen. Und noch mehr Zahlen, die nachdenklich stimmen: Menschen und Nutztiere zusammen genommen stellen 96 Prozent der Säugetiere an Land dar. 36 Prozent der weltweiten Getreide- und 70 Prozent der weltweiten Sojaernte, 40 Prozent der Fischfänge und selbst 33 Prozent der Milchprodukte werden an Tiere verfüttert, um sie zu mästen und damit möglichst schnell möglichst viel Fleisch zu produzieren. Etwa 57 Prozent der europäischen Getreideernte wird als Tierfutter verwendet. Grob lässt sich sagen, dass zur Erzeugung von einem Kilogramm Fleisch die drei- bis achtfache Menge an pflanzlichem Futter notwendig ist.
Unangenehmes zu verdrängen gehört (leider) zur Natur des Menschen. Umweltkatastrophen vergessen wir normalerweise genauso schnell wie Rinderwahn oder Vogelgrippe. Wer denkt schon gern, während er am Hühnerbein eines Grillhähnchens nagt, an das lebendige Huhn, zu dem es gehörte? Oder daran, welche Unmengen an Pflanzenschutzmitteln unser jederzeit verfügbares und in den Auslagen appetitlich arrangiertes Obst und Gemüse über sich hat ergehen lassen müssen bzw. welche Weltreise es bisweilen hinter sich hat? Und wir wollen auch nichts davon wissen, dass zur Deckung unseres Bedarfes an Obst und Gemüse in manchen Ländern ganze Landschaften unter Glas verschwinden, wie etwa im Süden von Spanien – mit gravierenden Konsequenzen für den Wasserhaushalt und das natürliche Ökosystem dieser Regionen.
Die katastrophalen Folgen all dessen für Klima und Umwelt sind nicht unbedingt auf den ersten Blick ersichtlich. Sie sind aber alarmierend genug, um mittlerweile rund 10 Prozent der Menschen in Deutschland dazu zu bringen, auf Fleisch zu verzichten oder den Konsum zumindest einzuschränken. Die Zahl der vegan lebenden Menschen liegt mit rund 3 Prozent noch weit darunter. Wichtig ist vor allem, beim Einkauf kritischer hinzuschauen, was da eigentlich im Warenkorb landet. Die Entscheidung für eine Selbstversorgung bedeutet daher auch eine differenzierte Betrachtung der eigenen Ernährungs- und Lebensweise und führt dazu, sich damit zu beschäftigen, wie man persönlich mit der Umwelt und den natürlichen Ressourcen umgehen möchte.
Die Welt ist sprichwörtlich ein Dorf geworden, und alle kaufen aus dem gleichen Regal. Doch welchen Preis bezahlen wir dafür, da ja bekanntermaßen nur der Tod umsonst ist? Der Preis ist der totale Verlust an Kontrolle über die wirkliche Herkunft und Qualität der Lebensmittel und die Umstände, unter denen sie produziert wurden. Mit teils gravierenden Folgen für unsere Gesundheit.
Wem kann man noch vertrauen? Wie oft weicht der verantwortungsvolle Umgang mit der Lebensgrundlage des Menschen der Profitgier oder beugt sich wirtschaftlichen Zwängen? So ist immer wieder zu beobachten, dass im gleichen Moment, in dem sich etwas als verkaufsträchtig herausstellt, ganze Industrien aus dem Boden gestampft werden und ein Eigenleben entfalten, das kaum mehr zu stoppen ist. Die Frage nach Ressourcen in Hinblick auf die Verantwortung für zukünftige Generationen spielt nur eine höchst untergeordnete Rolle. Es geht lediglich darum, in möglichst kurzer Zeit möglichst viel Profit zu machen. Und die traditionellen Hersteller und Kleinbetriebe schauen bei diesem System in die Röhre, da sie bei den Preisdiktaten der Großunternehmen kaum noch Gewinn machen können.
Nun, bis hierher nichts Neues. Auch die Tatsache, dass die Lebensmittelproduktion weltweit von immer weniger Großkonzernen kontrolliert wird, Kartoffeln und Lachse patentiert werden oder genmanipulierte Pflanzen im Handel sind, ist durchaus bekannt. Der Masse der Konsumenten scheint das dennoch keine großen Sorgen zu bereiten. Hier muss wohl jeder für sich die Grenze finden, an der die Schwelle zum persönlichen Unbehagen überschritten wird und bei der man eine ernsthafte Bedrohung seiner Gesundheit oder moralischen Integrität befürchtet.
Es geht jedoch nicht nur um die eigene Gesundheit, es geht auch darum, ein deutliches Signal zu setzen. Wer genmanipuliertes Soja kauft, stimmt damit dieser Technologie zu. Das ist wie eine Pille zu schlucken, die einem ein Unbekannter auf der Straße anbietet mit den Worten: »Probier mal, ist gesund!«
Unkritisches Konsumverhalten bestärkt die Produzenten in ihrem Tun. So entstehen neue Märkte, wachsen, entfalten ein Eigenleben und werden immer mächtiger – und irgendwann denkt niemand mehr darüber nach, weil die Produkte allgegenwärtig und damit selbstverständlich geworden sind.
Ein wichtiger Schritt im Zuge der Vertrauensbildung ist die Ausweisung der Produktionsstätten, die idealerweise aus der Region stammen und daher im Zweifelsfalle besucht werden können. Doch reicht das aus? Auch ein Bauer, der Kälber mästet, muss das Futter und die Medikamente zukaufen, und auch er ist darauf angewiesen, dass alles seine Richtigkeit hat, und die Angaben des Lieferanten vertrauenswürdig sind. Auch der Lieferant kauft wiederum von Lieferanten, die ebenfalls nicht selbst produzieren, sondern als Zwischenhändler auftreten. Wer blickt hier noch durch?
Kann man die Region noch einigermaßen überblicken und durch bewusstes Einkaufen und kritisches Hinterfragen der Angaben auf Etiketten bereits einiges an seiner eigenen Versorgungslage verbessern, so entzieht sich spätestens das globale Netz an Handels- und Produktionsstätten jeder Kontrolle. Wer weiß schon, dass Dosentomaten nicht unbedingt aus Italien, sondern oft auch aus China stammen? Das Gleiche gilt für Spargel im Glas und etliche andere Lebensmittel wie Fleisch, Äpfel, Fisch, Brötchen und vieles mehr.
Allein im Jahr 2021 importierte Deutschland Nahrungs- und Genussmittel im Wert von 1,5 Milliarden Euro aus China. Der Haken an der Sache: In China mangelt es nicht nur an Qualitätsstandards, es gibt auch kaum Hygienevorschriften. Hinzu kommen lasche Kontrollvorschriften für Lebensmittelimporte bezüglich der Belastung mit Pestiziden und Umweltgiften. Und der Gesetzgeber sieht noch nicht vor, dass das Ursprungsland von verarbeiteten Lebensmitteln angegeben werden muss. Es ist mehr als verständlich, dass viele Menschen den dringenden Wunsch verspüren, zu erfahren, was da täglich auf ihren Tellern landet. Insbesondere Eltern kleiner Kinder spüren die Verantwortung, ihrem Nachwuchs eine gesunde Ernährung zu bieten, die ihm eine optimale Entwicklung garantiert.
Mehr als nur die Sehnsucht nach einem einfachen, selbstbestimmten Leben, sprechen heutzutage viele andere Argumente für eine Selbstversorgung oder zumindest eine teilweise Selbstversorgung.
Mit an erster Stelle stehen dabei ökologische Überlegungen. In den letzten 30 Jahren hat sich das Bewusstsein für Umweltfragen insgesamt geschärft. Immer mehr Menschen bemühen sich, den eigenen ökologischen Fußabdruck so klein wie möglich zu halten. Was heißt das? Der ökologische Fußabdruck ist eine Art Buchhaltungssystem für die Ressourcen unserer Welt und damit ein Indikator für Nachhaltigkeit. Auf der einen Seite gibt es die Angebotsseite, das heißt die biologische Produktivität unserer Erde. Auf der anderen Seite steht die Nachfrage, also wie viel Biokapazität wir nutzen. Und wie bei jeder guten Buchhaltung sollte man nicht mehr entnehmen, als zur Verfügung steht. Diese Betrachtung ermöglicht einen Vergleich der Auswirkungen unseres momentanen Konsums in Relation zu den zu Verfügung stehenden Ressourcen der Erde. Das Konsumverhalten der Weltbevölkerung verursacht momentan insgesamt ein Defizit, was bedeutet, dass die Menschheit 1,7 Erden benötigen würde, um ihren Bedarf zu decken. Wir leben quasi auf Pump.
Ein anderer Indikator für umweltschonendes Verhalten, zu dem jeder Einzelne einen Beitrag leisten kann, ist die Reduzierung des persönlichen CO2-Fußabdrucks. Dieser gibt an, welche Aktivitäten oder welcher Konsum welcher Produkte wie viel CO2-Emissionen verursacht. Gemessen wird dies als CO2-Äquivalente pro Jahr, die der Anschaulichkeit halber als die Menge CO2 angegeben wird, die pro Tag verbraucht oder eingespart wird.
Lebensmittel aus regionalem, saisonalem Anbau zu bevorzugen, kein Essen wegzuwerfen und auf tierische Produkte zu verzichten, verbessert die CO2-Bilanz erheblich. Ihren persönlichen CO2-Fußabdruck können Sie auf der Website des WWF unter https://www.wwf.ch/de/nachhaltig-leben/footprintrechner berechnen.
Verhaltensänderungen sind also wichtig und helfen, Umweltbelastungen zu reduzieren. Viel mehr wird aber erreicht, wenn Konsumenten, Produzenten und Gesetzgeber zusammenarbeiten.
In der Regel sind nur wenige Menschen bereit, etwas an ihrer Lebensweise zu ändern, da sie denken, dass es ohnehin sinnlos ist, solange der Großteil so weitermacht wie bisher. Was sollen die eigenen Bemühungen schon für eine Rolle spielen?
Natürlich kann niemand die Welt retten. Und wer hat schon Millionen Follower, die Ratschläge begierig annehmen und sich überzeugen lassen? Darum geht es aber gar nicht. Selbstversorgung bedeutet zunächst einmal Verantwortung wahrzunehmen, Verantwortung für sich und andere. Es geht auch darum, seinen eigenen Prinzipien treu zu bleiben und sein Handeln an den eigenen Wertmaßstäben zu orientieren – und das konsequent und unabhängig von Weltanschauungen und Modeströmungen, sondern nur seinem Gewissen und seinen Kenntnissen folgend. Und dies lebt man vor. Im Idealfall kann man anderen Impulse geben, die ähnlichen Fragen nachgehen und Lösungen für sich suchen.
Manche Menschen zeigen uns, wie man ganz ohne Geld leben kann und sich dem Konsum total verweigert. Das ist faszinierend, zumindest die Tatsache, dass es theoretisch möglich ist. Auch wenn wir dieses Modell nicht 1:1 für uns umsetzen können, bietet es doch viele Anregungen. Ist es wirklich eine Utopie, auf Konsum zu verzichten? Zu Beginn der Pandemie im Jahr 2020 kamen viele Menschen ins Grübeln und stellten mit Erstaunen fest, dass etliche Dinge eigentlich verzichtbar sind. Einige begannen, ihre Prioritäten in allen Lebensbereichen zu überdenken und sich wieder auf die grundlegenden Dinge zu konzentrieren.
Zum Glück dringt das Thema Verschwendung von Lebensmitteln immer mehr ins Bewusstsein der Menschen vor. Denn laut einer Studie des WWF wandern allein in Deutschland pro Jahr 18 Millionen Tonnen Lebensmittel in den Müll. Eine unglaubliche Vorstellung, die zeigt, wie reformbedürftig unser gesellschaftliches und ökonomisches System ist. Es ist nicht unbedingt die Schuld des Einzelnen, es ist vielmehr die Verantwortung einer Gesellschaft, die zulässt, dass so etwas geschieht, nur damit wir jederzeit und überall alles zur Verfügung haben. Jeder Einzelne muss für sich entscheiden, ob er gedankenlos mehr einkauft, als er verbrauchen kann, und »unbrauchbar« Gewordenes wegwirft, oder ob er genug Achtsamkeit entwickelt, verantwortungsvoll mit Lebensmitteln umzugehen. Und dies möglichst auch anderen überzeugend vermittelt.
Immer mehr wissbegierige, vor allem junge Menschen, stellen kritische Fragen und führen uns vor Augen, was viele aus Bequemlichkeit schon gar nicht mehr wahrnehmen. Es sind Menschen, die spüren oder sehen, dass etwas nicht stimmen kann mit unserer Art zu leben und dass manches in die falsche Richtung läuft. Menschen, die etwas ändern wollen. Die sich übergangen fühlen von der Generation, die in der politischen Verantwortung steht. Die sich Gedanken machen über eine nachhaltige Lebensweise und diese auch in die Tat umsetzen.
Es ist wichtig, dass es immer mehr werden, denn schließlich geht es darum, aus der momentanen Situation das Beste zu machen und unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit ein neues Konzept vom gemeinsamen Leben auf diesem Planeten in der Zukunft zu entwickeln. Und hier kann auch die persönliche Entscheidung für eine Lebensweise als Selbstversorger ein erster und wichtiger Schritt sein. Die Situation auf der Welt darf insgesamt gesehen als dramatisch bezeichnet werden. Doch wenn jeder gibt, was er kann, nach bestem Wissen und Gewissen und unter Berücksichtigung eines ethischen Grundprinzips, dann können wir etwas bewegen.
Mit Selbstversorgung ist auf keinen Fall gemeint, einem romantisch idealisierten Bild vom Landleben in der Vergangenheit nachzuhängen. Wie bereits John Seymour in den 1970er-Jahren sagte, soll sie vielmehr der Vorstoß zu einer neuen und besseren Lebensweise sein und nicht etwa einen Rückschritt zu einem niedrigeren Lebensstandard darstellen.
Trotz deutlicher Fortschritte auf dem Gebiet der Landmaschinen bleibt der Landbau im wahrsten Sinne des Wortes eine Ackerei, um nicht zu sagen: eine schweißtreibende Angelegenheit. Ich ziehe den Hut vor unseren Vorfahren, die sich mit den damaligen Möglichkeiten von ihrer eigenen Hände Arbeit ernährt haben. Oder die erst einmal Wälder roden mussten und Steine von weit her holten, diese bearbeiteten und zu einem kunstvollen Mauerwerk zusammenfügten, um ein Dach über dem Kopf zu errichten. Diese Lebensumstände können wir uns heutzutage kaum mehr vorstellen: was es heißt, mit bloßer Muskelkraft ein Stück Wald zu roden, den Boden urbar zu machen, zu pflügen und dann zu hoffen, dass sämtliche Wettergötter dem Unterfangen gnädig gestimmt sind. Manche Familie verlor ihre Existenzgrundlage nach einem einzigen heißen, trockenen Sommer, nach einer Naturkatastrophe und natürlich auch aufgrund politischer Entscheidungen, die in fernen Hauptstädten getroffen wurden.
Das Leben auf dem Lande war also schon früher alles andere als romantisch und ist es auch heute nicht.
Wieso haben wir dennoch ein derart verklärtes Bild vom Leben auf dem Lande? Auch heute leiden Bäuerinnen und Bauern ihre Nöte, sei es aufgrund von komplizierten EU-Verordnungen, Preisvorgaben, Unwettern oder weil sich die Suche nach einem Menschen, der die Mühen mit einem teilen will, als sehr schwierig gestaltet. Ganz davon abgesehen, dass Landwirte nach wie vor nicht den Löwenanteil der durch die Welt streifenden Touristen ausmachen. Im Gegenteil: Um Urlaub zu machen, muss erst ein Tiersitter gefunden werden, und meist gibt es immer etwas zu tun, selbst im Winter bieten sich viele Arbeiten an: Brennholz machen, Maschinen, Zäune und Gebäude reparieren oder die Vorräte vor hungrigen Mäusescharen verteidigen. Eines ist klar: Wer mit der Natur arbeitet, muss sich an ihre Gesetzmäßigkeiten und Rhythmen halten und sein Leben diesen unterordnen.
Was sollte uns also motivieren, all dies auf uns zu nehmen? Nun, der Anblick des Holzstapels am Abend verschafft gerade Stadtmenschen eine große Befriedigung, die meist spät von der Arbeit nach Hause kommen, völlig erschöpft und gestresst, ohne zu wissen, was sie eigentlich getan haben und die nichts wirklich Greifbares vorzuzeigen haben – selbst Erfolgserlebnisse bleiben virtuell. Und nicht zu vergessen: Die zurückgewonnene Kontrolle über das, was man seinem Körper einverleibt, wenn man eine Mahlzeit zu sich nimmt, das gute Gefühl, etwas für die eigene Gesundheit zu tun und damit ein Signal zu setzen. Vielen Menschen ist es auch wichtig, sich und der Welt zu beweisen, dass sie von der eigenen Hände Arbeit leben können, und etwas aufzubauen, was sie der nächsten Generation hinterlassen können.
Lange Rede, kurzer Sinn: beim Thema Selbstversorgung ist das Maß der Dinge entscheidend: Reichen Ihnen ab und zu einige Tomaten, die Sie stolz von einer Tomatenpflanze im Kübel abpflücken? Oder versetzen Sie ein Eimer selbst geernteter Kartoffeln und der einzige Apfel aus dem eigenen Garten in einen Freudentaumel? Oder möchten Sie zuverlässig einen gewissen Prozentsatz an frischem Obst und Gemüse aus dem Supermarkt durch solches aus dem eigenen Garten ersetzen und idealerweise noch einige Vorräte anlegen, damit im Winter nicht alles zugekauft werden muss? Vielleicht wollen Sie ja sogar Nutztiere halten, die Ihrer Versorgung mit Fleisch, Eiern und Milch dienen? Oder Sie möchten Bier und Wein aus eigener Herstellung auf den Tisch stellen? Und wenn Sie noch weiter gehen wollen, denken Sie vielleicht darüber nach, wie sich die Kosten für Heizen, Wasser und Strom deutlich senken lassen?
Hier muss jeder für sich entscheiden, was gewünscht und was möglich ist. Eine gänzlich autarke Lebensweise ist wie schon erwähnt in unserer global vernetzten Welt auch aufgrund nationaler und EU-Gesetzgebung nicht einfach. Es gibt vieles zu beachten und Menschen, denen dies glückt, benötigen einiges an Beharrungsvermögen.
Am Anfang einer Selbstversorgung mit Augenmaß sollten Sie sich die folgenden Fragen beantworten:
•Welche Motivation habe ich?
•Was ist mein Ziel?
•Wie sieht es mit meinen Ressourcen und Fähigkeiten aus?
•Was sind die Rahmenbedingungen?
Selbstversorgung meint also auf keinen Fall den Einstieg in den Ausstieg, wie es besonders in den 1970er- und frühen 1980er-Jahren im Rahmen einer »Zurück zur Natur«-Welle propagiert worden ist. Selbstversorgung mit Augenmaß ist in vielerlei Hinsicht erst einmal ein Umstieg, ein Umstieg im Denken, und im Handeln. Und am Anfang jeder Selbstversorgung steht zunächst die Einsicht, dass wir in einer Welt leben, in der globale Ereignisse unseren Alltag und unser Leben bestimmen: Gegen verschmutzten Regen, Pandemien und radioaktiven Fallout hilft auch der liebevoll bearbeitete Boden im Biogarten nichts.
Der Weg in die Selbstversorgung heißt, selbstkritisch zu reflektieren, was man wirklich braucht, worauf man Wert legt und sich klar darüber zu werden, was genau man eigentlich täglich auf dem Teller hat, getreu dem Motto: Der Mensch ist, was er isst, oder wie es in den uralten Schriften des Ayurveda zu lesen ist: Der Mensch ist, was er verdaut.
Was braucht es für ein konsequentes Leben als Selbstversorger?
•Grundnahrungsmittel wie Obst, Gemüse, Kräuter, Getreide aus eigenem Anbau,
•Kleinvieh, um Fleisch, Milch und Eier selbst zu produzieren,
•selbst hergestellte Produkte zum Verkauf auf Märkten, in Läden oder zum Tauschen,
•eine eigene Trinkwasserversorgung,
•Vorräte aus selbst haltbar gemachten Lebensmitteln,
•den Willen, Kosten, wo es möglich ist, zu reduzieren,
•die Möglichkeit, Sonnen-, Solar,- Wind- oder Wasserenergie zu nutzen.
Dreht sich dieses Leben nur um die Erfüllung materieller Bedürfnisse? Wo sind die Glücksmomente? Immer mehr Menschen erreichen einen Punkt in ihrem Leben, an dem die innere Leere schmerzt und sich die Frage nach den Prioritäten stellt. Hinzu kommt vielleicht die Einsicht, dass ein simples Butterbrot genauso satt und zufrieden macht wie ein teures Essen im feinsten Restaurant. Aus all dem resultiert die Sehnsucht tief innen nach dem Schlichten, Ursprünglichen und Einfachen. Im urbanen Leben sind wir tagein, tagaus mit völlig aberwitzig künstlichen Dingen beschäftigt, die weder Befriedigung bringen noch irgendeiner Sinnfrage Stand halten – Stress auf hohem Niveau: Der Absatz des Designerschuhs bricht ab, die Drehtür funktioniert nicht, die Rolltreppe steht still, das Auto ist kaputt, der Computer ist abgestürzt, der Zug hat Verspätung, der Bargeldautomat ist leer, das Ersatzteil nicht mehr lieferbar, die Rotphase der Ampel zu lang, mein Lieblingskäse ist ausverkauft, der Wein korkt, die Lieferung des neuen Sofas dauert skandalöse acht Wochen, der Fahrstuhl ist stecken geblieben, die Straße gesperrt, ein Brief vom Finanzamt im Briefkasten… – und dann?
Einfachheit bedeutet, sich mit den grundsätzlichen Dingen zu befassen, mit bodenständigen Arbeiten wie Unkraut jäten, Geschirr spülen, Holz sägen, die Erde umgraben und sich an ursprünglichen Dingen zu freuen, die, wie schon gesagt, oft die besten sind. So habe ich vielleicht nur die Wahl zwischen zwei Sorten Käse statt zwischen mehreren Dutzenden, das Brot schmeckt jedes Mal etwas anders, aber immer gut, Fleisch ist die Ausnahme und nicht die Regel.
Mich faszinieren die einfachen Dinge. Etwa wie man aus Mehl und Wasser einen Teig knetet, aus dem sich Fladenbrote formen lassen. Oder wie aus wenigen Samenkörnern große, stattliche Pflanzen heranwachsen. Oder wie aus Milch Quark, Käse, Joghurt, Molke und Sahne hergestellt werden kann. Wie aus Trauben und Früchten Wein entsteht und wie gut eine simple, in der Sonne gereifte Tomate schmecken kann oder wie intensiv Thymian duftet. Stille und Einfachheit. Verbunden mit Achtsamkeit bei allem, was man tut, auch mit sich selbst. Mit einem feinen Gespür und Bewusst-Sein in der Stille wieder auf die eigene innere Stimme hören. Und nicht im Straßenlärm stehen, der alles übertönt, oder Bedürfnissen nachzujagen, deren Befriedigung mehr Geld kostet, als man verdient, und die nicht einmal nachhaltiges Glück versprechen. Das wahre Leben ist ein entschleunigtes Leben, ein selbstbestimmtes Leben als Selbstversorger. Ich versorge mich selbst, mit allem, was ich wirklich brauche und was mir wichtig ist. Mit allem, was wirklich zählt. Und das sind nicht nur die materiellen Dinge.
Das Leben können wir nicht beliebig verlängern, aber wir können es vertiefen. Und wir können die Qualität der Erfahrungen, die wir sammeln wollen, selbst bestimmen. Dabei helfen uns der Umgang und das Beschäftigen mit der Natur und ihren Gesetzmäßigkeiten.
Höfe wurden früher von ganzen Familien samt Knechten und Erntehelfern bewirtschaftet. Selbst heute, unter Zuhilfenahme aller modernen Errungenschaften und Maschinen ist es nicht möglich, alles allein zu machen. Niemand wird es schaffen, einen Garten zu pflegen, Getreide anzubauen, sein eigenes Brot zu backen, Wein und Bier und nebenbei auch noch Käse, Senf, Wurst und Marmelade selbst herzustellen, seine Kleider selbst zu nähen und sich um die Tiere zu kümmern. Selbstversorgung mit Augenmaß bedeutet daher auch, sich seiner Interessen und Fähigkeiten bewusst zu werden und auf Netzwerke zu setzen. Ohne dass ein Mehrwert produziert wird, der normalerweise von Zwischenhändlern als Gewinn einbehalten wird, können Güter oder Dienstleistungen untereinander getauscht oder direkt an den Konsumenten veräußert werden.
Oder das Stichwort Schenkökonomie: Alle geben, was sie können, ohne eine Gegenrechnung aufzustellen. Solche Netzwerke waren früher gang und gäbe und sind heute wieder eine attraktive Alternative zum Einzelkämpfer-Dasein. Im Idealfall entwickeln sich dann Gemeinschaften, in denen jeder von jedem profitieren kann. Beispiele hierfür gibt es immer mehr, nicht zuletzt auch als Reaktion auf drohende Altersarmut, der die geburtenstarken Jahrgänge entgegenblicken, und die konkrete Lebenssituation vieler alleinstehender älterer Menschen, aber auch alleinerziehender Mütter, die davon profitieren können, dass die Kinder gut versorgt sind, während sie ihrer Arbeit nachgehen. Mit Sicherheit wird das eine wichtige Lebensform der Zukunft sein, die es vielen ermöglicht, in Würde zu altern und in einer Gemeinschaft zu leben, in der sie sich aktiv einbringen können und auch gebraucht werden.
Was gibt es noch zu sagen? Sie sind sich nun Ihrer Motivation bewusst, der Ort der Handlung steht fest, die Rahmenumstände sind geklärt. Sie haben sich erst einmal vorgenommen, das eine oder andere auszuprobieren und anzufangen. Auch der finanzielle Rahmen ist gesichert. In diesem Buch finden Sie nun reichlich Informationen und praktisches Know-how zur Selbstversorgung, wie sie funktioniert und was überhaupt machbar ist. Leicht und einfach erklärt und unterfüttert mit eigener, langjähriger Erfahrung. Auch meine Bemühungen waren nicht immer nur von Erfolg gekrönt, doch Umwege erhöhen die Ortskenntnisse und Rückschläge schärfen das Profil.
Wonach immer Ihnen der Sinn steht, fangen Sie an und probieren Sie aus, wo und wann Sie an Ihre Grenzen stoßen. Eines ist ganz sicher: Aus Stadtmenschen werden nicht über Nacht Biobauern, da fehlt es bisweilen schlichtweg an der Erfahrung im Umgang mit Pflanzen und Tieren. Aber Schritt für Schritt können Sie sich dem annähern, was Ihnen vorschwebt und was immer Sie sich vorgenommen haben. Und aufhören können Sie jederzeit, wenn Sie erkennen: Hier ist meine Grenze erreicht und ich gebe mich mit dem Erreichten zufrieden.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, dass Sie viele Anregungen finden werden, die etwas zum Vertiefen Ihres eigenen Lebens beitragen können, dass Sie den Mut haben, den Schritt vom Denken zum Tun zu vollziehen und dafür mit vielen, auch kleinen Glücksmomenten belohnt werden.
Bei aller Begeisterung für das Thema Selbstversorgung – es muss ja nicht gleich die eigene Landwirtschaft sein. Auch ein Garten ist großartig und liegt voll im Trend.
Überlegen Sie auf jeden Fall im Vorfeld genau, was Sie zu leisten bereit sind. Der Preis für einen gepflegten Garten ist hoch, ständig muss gezupft und gerupft werden, damit nichts das perfekt inszenierte Bild stört. Es ist immer eine Frage des Anspruchs und des persönlichen Geschmacks. Da ist Biogärtnern schon »einfacher«, weil man hier auch einmal etwas Mut zur Unordnung zeigen kann. Wieso, erkläre ich später ausführlicher.
Bleiben somit noch lästige Insektenbisse, abgebrochene Fingernägel oder der Dreck, der einem in die Augen spritzt, wenn man mit Schwung eine Brennnessel aus der Erde reißt. Von Quaddeln am Bein, Kratz- und Schürfwunden, Rückenschmerzen und den Attacken allerlei gefräßiger Garten-Mitbewohner auf die potenzielle Ernte gar nicht zu reden.
Geheimnisse des guten Gärtnerns
Gärtnern ist im Grunde ganz einfach. Es gehören dazu etwas Risikofreude, Experimentierlust, das Verständnis vom Wesen einer Pflanze und Intuition. Mir hat mal jemand gesagt, dass er sich in den Baum hineinversetzt, bevor er ihn pflanzt. So könne er fühlen wie der Baum, seine Bedürfnisse spüren und abwägen, ob ein bestimmter Ort geeignet ist für ihn oder nicht.
Machen Sie es sich jedenfalls nicht zu kompliziert. Natürlich kann man alles auf die Spitze treiben im Streben nach Perfektion, doch Pflanzen können unglaublich zäh sein und überleben unter Umständen an Orten, wo dies niemand für möglich gehalten hätte. Und sie wachsen dort, wo sie wachsen wollen. Also ist jede Beschäftigung mit dem Garten und seinen Pflanzen eine Art Teamwork mit der Natur. Ein behutsames Miteinander-Umgehen, Aufeinander-Hören, ein aufmerksames Beobachten und Sichhineinfühlen, bei dem man auch viel über sich selbst lernen kann.
Trotzdem ist es das alles wert, und das liegt nicht nur daran, dass Bewegung an der frischen Luft gut für die Gesundheit ist. Das frische Gemüse aus dem eigenen Garten schmeckt einfach so viel besser – das merken sogar Kinder, die das Salatblatt und die Gurkenscheibe vom Hamburger nehmen, weil diese ja Vitamine enthalten könnten.
Am Anfang stellt sich natürlich die Frage, wie viel Land man bestellen muss, um beispielsweise eine vierköpfige Familie zu versorgen. Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten, da hier unterschiedliche Faktoren eine Rolle spielen. Bei geschickter Planung und möglichst strengem Einhalten von Fruchtfolgen, gestaffelten Saatterminen und der Vorkultur im Gewächshaus lässt sich der Ertrag auch eines kleinen Gartens deutlich steigern.
Im nächsten Schritt spielt es eine Rolle, wie der Garten geplant wurde – und natürlich, welche Gemüse angebaut werden. Hügelbeete z. B. vergrößern insgesamt die Anbaufläche, Spaliere und Bohnenzelte erschließen eine zusätzliche Dimension.
Kurzum: Je sorgfältiger die Planung und intensiver die Bearbeitung, umso höher der Ertrag. Ein Familiengarten von nur 100 m2 kann in einem solchen Fall schon ausreichen, um eine Grundversorgung über die Gartensaison mit Salaten, ausgewähltem Gemüse, Kräutern und auch Obst zu gewährleisten.
Soll Überschuss produziert und eingelagert bzw. veräußert werden, sind natürlich entsprechend größere Flächen nötig, und spätestens, wenn man einen eigenen Hof bewirtschaftet, steht der hundertprozentigen Selbstversorgung nichts mehr im Wege – Erfahrung, Zeit und Know-how vorausgesetzt.
Wie groß muss der Gemüsegarten sein?
Als Faustregel gilt, dass die Mindestgröße für einen Gemüsegarten zwischen 10 und 20 m2 betragen sollte. Auf dieser Fläche lassen sich bis zu acht kleine Beete anlegen. Wollen Sie den Großteil Ihres Gemüses aus dem eigenen Garten ernten, sind etwa 20 m2 pro Person einzuplanen. Für eine Vorratshaltung rechnet man pro Person 50 m2bis 80 m2.
Grundsätzlich kann schon ein kleiner Balkon einen Ertrag von mehreren Kilogramm Obst und Gemüse pro Saison bringen. Kräuter gedeihen hier problemlos, sogar manche Beerensträucher und Obstbäume sind balkontauglich.
Eine Neuheit auf dem Markt und ideal für Balkon und Terrasse ist das Zwergobst. Es ist für einen dauerhaften Stand im Kübel geeignet und wird in 10-Liter-Kübeln angeboten. Mit diesen Obstzwergen lässt sich also auch auf der Terrasse ein Obstgarten anlegen. Es gibt inzwischen Zwergäpfel, -birnen, -kirschen, -nektarinen und -pfirsiche. Zwergobstbäume werden in der Regel nur etwa 1 m bis 1,20 m hoch, das Kronenvolumen entspricht dem eines Zwergbäumchens. Die leckeren Früchte wachsen einem sozusagen direkt in den Mund.
Der Miniaturwuchs ist genetisch bedingt, weshalb kaum ein Schnitt notwendig ist. Wichtig ist nur, dass Staunässe vermieden wird. Den Winter über empfiehlt es sich, den Kübel gut einzupacken, um die Wurzeln vor Frost zu schützen. Natürlich kann man die Minibäume auch im Garten auspflanzen.
Eine Idee für Balkongärtner ist ein Beet, das einfach aus einem Kultursack mit Pflanzerde besteht, so wie man ihn im Gartencenter kauft. Diesen legt man auf die Erde, sticht einige Löcher hinein und setzt hier hinein beispielsweise Tomaten – aber auch Erbsen, Salat oder Bohnen können so gezogen werden.
Selbst Kartoffeln kann man auf dem eigenen Balkon problemlos ernten: zwei bis drei Saatkartoffeln in einen mit Erde gefüllten Eimer gesetzt, bringen bereits einige Kilogramm Ertrag.
Im Regelfall sind unsere Hausgärten klein, Grund und Boden sind teuer und es zählt oft jeder Quadratmeter. Doch mithilfe einer guten Planung können Sie das Beste aus Ihrem Garten herausholen, die nötigen Informationen hierzu finden Sie in diesem Kapitel.
Legen Sie zunächst fest, was Sie überhaupt anbauen wollen. Kartoffeln brauchen viel Platz und sind vielleicht günstiger beim Bauern zu haben. Sind Kartoffeln das absolute Lieblingsgemüse der Familie oder bevorzugen Sie eine bestimmte Sorte, dürfen Sie natürlich nicht fehlen. Also: Zunächst eine Liste erstellen und überlegen, was sinnvoll ist, und was auch wirklich von allen gegessen wird. Informationen und Entscheidungshilfen zu den unterschiedlichen Gemüse- und Obstarten finden Sie ab Seite 102 und 152.
Steht einmal fest, was angebaut werden soll, geht es an die Gartenplanung. Überlegen Sie, wo Beete angelegt werden sollen und wie groß diese sein dürfen (siehe ab Seite 68). Es ist immer besser, mehrere kleine Beete zu planen, als ein großes. Kleine Beete sind leichter zu pflegen und zu bearbeiten, außerdem behalten Sie eher den Überblick, wenn es um die Planung der Fruchtfolgen oder einer Mischkultur geht (siehe Seite 106).
Nun kommt der schwierigste Part: Erstellen Sie eine detaillierte Planung, wann Sie mit den Aussaaten beginnen, vermerken Sie in Ihrem Arbeitskalender Termine für die Nachsaat, und legen Sie fest, was Sie auf welchem Beet als Vor-, Haupt-, Zwischen- und Nachfrucht anbauen möchten. Das klingt kompliziert und vielleicht werden Sie sich beim ersten Mal noch schwertun, aber es lohnt sich: Je detaillierter die Planung, umso besser. Als Hilfe dient ein Aussaatkalender (siehe Seite 111), aber auch das Einbeziehen der Mondphasen und entsprechende Gartenkalender aus dem Handel können hilfreich sein.
Die Aussaat nach den Mondphasen richten? Ja, auch wenn hier die Meinungen auseinander gehen, kenne ich doch einige Hobbygärtner, die darauf schwören, dass sie damit bessere Ernten und gesünderes Pflanzenwachstum erzielen. Die einfachste Regel dabei lautet: Was nach unten wächst, wird bei abnehmendem Mond gesät oder gepflanzt, was nach oben wächst bei zunehmendem Mond. Zurück geht dies auf Naturbeobachtungen schon weit vor unserer Zeit, bei denen man herausfand, dass die Kraft des Mondes nicht nur für die Gezeiten verantwortlich ist, sondern auch das Pflanzenwachstum beeinflussen kann.
Natürlich kann einem das Wetter auch die besten Pläne durcheinander bringen. Ein Plan B wäre also grundsätzlich nicht schlecht.
Der Unterschied zwischen einem Hausgarten und einem Hof liegt darin, dass der Garten Gemüse für den Eigenbedarf liefert und der Hof eine Überschussproduktion ermöglicht. Hier können im großen Maßstab Gemüse und auch Getreide angebaut werden. Mehr Land bedeutet aber auch mehr Arbeit und am Anfang auch mehr Investitionen. Dazu gehören Stallgebäude, Hecken und Zäune, die gewartet und gepflegt werden wollen, auch entsprechende Maschinen und Geräte müssen angeschafft werden.
Grundsätzlich gilt auch für den Hof alles bereits zuvor Gesagte. Der Gemüsegarten will genauso sorgfältig geplant, angelegt und gepflegt werden, hinzukommen ein größerer Obstgarten und abgezäunte Bereiche für Weidevieh oder Schweine, samt den dazugehörigen Stallgebäuden. Auch für ein größeres Gewächshaus und Frühbeete ist Platz. Nach oben ist der Größe eines Hofes keine Grenze gesetzt, diese hängt davon ab, was Sie in der Lage sind zu bearbeiten und welche Feldfrüchte in welchem Umfang angebaut werden sollen.
In der Tabelle finden Sie Angaben, wie viel Ertrag unter normalen Bedingungen von einer Pflanze erwartet werden kann. Sicherlich lässt sich dies nicht präzise beziffern, da zu viele unterschiedliche Parameter eine Rolle spielen. Die Vorbereitung des Bodens, das Gießen und Düngen haben wir noch selbst in der Hand, doch allzu häufig machen einem das Wetter oder Pflanzenkrankheiten einen Strich durch die Rechnung. Auch hängt die Ertragshöhe vom gewählten Anbauverfahren ab. Ein Hügelbeet bringt in der Regel mehr als ein Flachbeet, Tomaten unter optimalen Bedingungen im gut gelüfteten Gewächshaus bringen eine sicherere Ernte als Tomaten im Freiland.
Ertrag ausgewählter Gemüsesorten
Gemüse
Pflanzen /m2
Ertrag kg/m2
Erbsen
ca. 70
3 bis 4,5
Karotten
ca. 100
3 bis 4
Kartoffeln
5 bis 6
4 bis 5
Pastinake
ca. 10
3,5 bis 4
Sellerie
6 bis 8
3 bis 4
Stangenbohnen
16 bis 20
2,5 bis 3,5
Tomaten
5 bis 6
8 bis 10
Zucchini
1
5 bis 6
Zwiebeln
100 bis 120
4 bis 6
Nutztiere spielen im Hausgarten eine eher untergeordnete Rolle. Platz für einige Hühner und Kaninchen findet sich immer, vielleicht reicht es auch noch für zwei Schafe. Informationen zur Haltung von Nutztieren finden Sie ab Seite 211.
Da Wetter und Klima nicht überall gleich sind, empfehle ich, sich nach dem phänologischen Gartenkalender zu richten. Dieser unterteilt das Jahr in zehn Jahreszeiten, wobei Beginn und Ende einer Jahreszeit durch das Erscheinen bestimmter Pflanzen, Blüten oder Früchte definiert sind. Sie können beispielsweise sicher sein, dass mit der Blüte der ersten Schneeglöckchen in Ihrer Region das Frühjahr bald Einzug halten wird. Auf diese Art lassen sich Saattermine und auch der Zeitpunkt für bestimmte Gartenarbeiten besser festlegen – das ist besonders in Zeiten von Klimawandel und Wetterkapriolen eine unschätzbare Hilfe für den Gärtner.
Jahreszeit
beginnt mit
Vorfrühling
Haselnussblüte oder Schneeglöckchenblüte
Erstfrühling
Forsythienblüte oder Blattentfaltung der Stachelbeere
Vollfrühling
Apfelblüte
Frühsommer
Blüte des Schwarzen Holunders
Spätsommer
Fruchtreife von Frühapfel oder Eberesche
Frühherbst
Fruchtreife des Schwarzen Holunders
Vollherbst
Fruchtreife der Rosskastanie
Spätherbst
Blattverfärbung von Stieleiche oder Rosskastanie
Winter
Vegetationsruhe
Säen, Pflanzen, Düngen, Pflegen und Vermehren – man braucht nicht unbedingt den sprichwörtlichen »Grünen Daumen«, damit im Garten etwas wächst. Mit den nötigen Kenntnissen und etwas Geduld kann jeder die Früchte seiner Arbeit ernten. Und damit Krankheiten und Schädlinge nicht alles zunichtemachen, helfen nützliche Tipps gegen die allgegenwärtigen Plagen. Natürlich werden Misserfolge nicht ausbleiben, aber wie heißt es so schön: Aus Erfahrung wird man klug – und der eigene Garten ist das beste Terrain, um Altbewährtes und Neues auszuprobieren und eigene Erfahrungen zu sammeln!
Grundlage allen Wachstums ist ein guter, fruchtbarer und gesunder Boden. Aber was ist Boden eigentlich? Boden besteht aus winzigen Partikeln verwitterter Gesteinsarten sowie organischem Material, dem sogenannten Humus. In und auf diesen organischen Substanzen leben zum Teil mikroskopisch kleine, pflanzliche und tierische Organismen. In der Regel besteht ein guter Boden aus etwa 45 Prozent mineralischer Substanz. Hinzu kommen rund 7 Prozent Humusanteile, 23 Prozent Wasser und 25 Prozent Luft. Je nach Standort kann es jedoch erhebliche Schwankungen in der Zusammensetzung geben.
Sandboden ist gut durchlüftet, leicht zu bearbeiten und erwärmt sich schnell. Nachteilig ist, dass er Nährstoffe und Wasser nur unzureichend speichern kann und einen geringen Humusanteil aufweist. Man kann leichten Sandboden durch Unterarbeiten von Kompost und Lehm bindiger machen, sodass er mehr Nährstoffe und Wasser speichert und sich besser für den Anbau von Nutzpflanzen eignet.
Lehmboden kann Nährstoffe und Wasser gut halten. Er erwärmt sich zwar nur langsam, kann aber durch regelmäßiges Einarbeiten von Kompost und Gründüngung dauerhaft fruchtbar erhalten werden. Für den Nutzpflanzenanbau ist dies ein idealer Boden.
Toniger Boden speichert zwar in hohem Maße Wasser und Nährstoffe, aber er ist oft verdichtet, sauer und lässt sich nur schwer bearbeiten. Mitunter tritt auch Staunässe auf, weil das Wasser nicht in tiefere Schichten versickern kann. Für den Nutzpflanzenanbau eignet sich solch ein Boden nur bedingt. Durch Kalkgaben sowie Einarbeiten von Kompost und Sand lässt sich schwerer Tonboden durchlässiger und fruchtbarer machen.
Die chemische Zusammensetzung entscheidet darüber, ob ein Boden eher sauer ist (pH-Wert unter 6,5) oder basisch (pH-Wert über 7,0). Ein basischer Boden wird auch als alkalisch oder kalkhaltig bezeichnet. In sauren Böden gedeihen nur wenige Nutzpflanzen gut. Besser sind neutrale bis leicht alkalische Böden. Auf stark alkalischen Böden kann es zu Blattbleiche (Chlorose) und anderen Mangelerscheinungen bei den Pflanzen kommen. Ob ein Bodentyp eher sauer oder kalkhaltig ist, kann man leicht durch einen handelsüblichen Schnelltest herausfinden. Saure Böden können durch Einarbeiten von Algenkalk, stark alkalische durch Kompostgaben verbessert werden.
Ob ein Boden fruchtbar ist oder nicht, hängt nicht allein von der Natur ab. Durch den Anbau und die Ernte von Nutzpflanzen werden dem Boden laufend Nährstoffe entzogen. In jedem Kubikzentimeter Boden laufen ständig zahlreiche dynamische Prozesse ab, die durch Nutzung und Pflegemaßnahmen beeinflusst werden. Deshalb ist ein genutzter Boden keine konstante Größe, mit der man fest rechnen kann. Damit der Boden fruchtbar bleibt, muss er gepflegt werden. Man sollte ihn wie einen guten Freund behandeln, denn wenn er sich wohlfühlt, hilft er einem bei der Gartenarbeit! Man sagt auch, dass der Boden immer nur so gut ist, wie die Bodenpflege, die man betreibt. Hier einige Grundregeln:
•Nach Möglichkeit sollte die Oberfläche – außer im Frühjahr zur Zeit der Aussaat – immer bedeckt sein, etwa durch eine Mulchschicht, Bodendecker oder Gründüngung.
•Der Boden darf nie völlig austrocknen.
•Eine tiefe Bodenbearbeitung sollte nur in dringend nötigen Fällen erfolgen, weil sie die Bodenflora und -fauna zerstört.
•Nach einem Regen durchweichte, nasse Böden sollten erst wieder betreten und bearbeitet werden, wenn sie etwas abgetrocknet sind, um Verdichtungen zu vermeiden.
•Der fruchtbare Oberboden darf – z. B. bei Umpflanzarbeiten oder bei der Bodenbearbeitung – nicht mit dem Unterboden vertauscht oder untergegraben werden.
•Dünger sollte nur in Maßen verabreicht werden. Eine leichte Unterversorgung mit Dünger ist besser (und gesünder) als ein überdüngter Boden.
•Fruchtfolge und Mischkultur beugen Bodenmüdigkeit und der Ausbreitung von Pflanzenkrankheiten vor.
•Und noch ein wichtiger Tipp: Jeder braucht mal eine Auszeit. Das gilt auch für den Boden. Wenn Sie ihm alle paar Jahre eine Brachzeit mit einer Gründüngung gönnen, kann er sich auf natürlichem Weg regenerieren.
Die beste Zeit für Maßnahmen zur Bodenverbesserung ist das Frühjahr. Mit den steigenden Temperaturen erwacht das Bodenleben. Kompost und andere Bodenverbesserer können dann optimal aufgeschlossen werden und stehen den später ausgesäten bzw. ausgepflanzten Nutzpflanzen als Nährstoffe zur Verfügung. In der Vegetationsperiode hilft eine Mulchschicht aus zerkleinerten, angewelkten Pflanzenresten oder Grasschnitt, die Feuchtigkeit im Boden zu halten. Die Mulchschicht darf nur wenige Zentimeter dick sein, damit sich weder Fäulnis noch Schimmel entwickeln. Da die Mulchdecke nach und nach verrottet, muss immer wieder organisches Material nachgestreut werden. Im Winterhalbjahr schützt eine 3 bis 8 cm dicke Mulchschicht die abgeernteten Beete vor starker Frosteinwirkung. Im folgenden Frühjahr werden übrig gebliebene Mulchreste abgeharkt und kompostiert, bevor in die »gare« und feinkrümelige Erde gesät und gepflanzt wird.
Zum Thema Umgraben gibt es viele Meinungen. Nach alter Tradition wurde früher im Herbst spatentief umgegraben, damit die Erdschollen durch den Frost zerfallen (»Frostgare«), Unkrautsamen und Schädlinge erfrieren und die Erde im folgenden Frühjahr feinkrümelig ist. Durch das Umgraben wird aber die oberste Bodenschicht, in der sich zahlreiche dynamische Prozesse abspielen, gehörig durcheinandergewirbelt. Mikroorganismen und nützliche Bodenlebewesen wie Springschwänze, Regenwürmer und andere leiden, die luftdurchlässige Struktur der Humusschicht wird zerstört und fruchtbarer Oberboden mit unfruchtbarem Unterboden vermischt.
In der naturnahen, biologisch ausgerichteten Landwirtschaft wird deshalb weitgehend auf das Umgraben verzichtet. Eine Lockerung und Pflege des Bodens erfolgt hier durch Gründüngung, Mulchen und schonendes Lüften mit einem Sauzahn oder der Grabegabel. Nur bei Neuanlagen, in denen verwilderte Brachflächen in Gartenland umgewandelt werden, muss der Boden meistens umgegraben werden. Durch eine anschließende gezielte Bodenpflege kann dann eine gesunde Humusschicht aufgebaut werden.
Die wichtigsten Bodenarten im Überblick
Bodenart
Merkmale / Bearbeitung
Sandboden
Rinnt schnell durch die Finger, nicht formbar, scharfkantig. Tongehalt bis 10 %. Verbesserung durch Einarbeiten von lehmiger Erde und Kompost.
Lehmiger Sand
Klebrig, die Sandkörner sind deutlich fühlbar, er krümelt beim Formen. Tongehalt ca. 20 %. Mit Humus gemischt ergibt er einen guten Gartenboden.
Sandiger Lehm
Formbar, zerfällt aber rasch. Tongehalt bis 30 %. Ergibt mit Humus gemischt einen guten Gartenboden.
Lehm
Knirscht beim Reiben, viele Sandanteile. Backt zusammen, solange er feucht ist. Tongehalt bis 40 %. Ständige Humuszufuhr wichtig.
Schwerer Lehm
Schmiert beim Reiben, formbar. Tongehalt bis 60 %. Verbesserung durch die Zugabe von Sand und Humus.
Tonboden
Fein, glatt und seifig. Tongehalt über 60 %. Gut formbar. Tiefes Umgraben, Dränage sowie Sand- und Humuszufuhr notwendig.
Kalk- und Mergelboden
Schmiert bei Nässe. Besteht aus verschiedenen Bodenarten und Kalkstein.
Humusboden / Moorboden
Enthalten mindestens 30 % organische Substanz. Kalk, Lehm und Sand verbessern die Bodenqualität.
Am Anfang steht die Frage, mit welchem Boden man es zu tun hat. Nur wenn man den »Ist-Zustand« und die Bodenbeschaffenheit kennt, weiß man genau, welche Maßnahmen getroffen werden müssen, um die richtigen Bedingungen für ein gutes Wachstum zu schaffen. Und erst dann kann man die passenden Pflanzen wählen.
Geben Sie ein Drittel Erde aus der Oberbodenschicht in ein Glas mit zwei Dritteln Wasser, rühren Sie gut um und lassen Sie das Gemisch einige Zeit stehen. Die Bodenbestandteile setzen sich nun in Schichten am Boden des Gefäßes ab:
•Sand sinkt am schnellsten zu Boden,
•Lehm löst sich und setzt sich über der Sandschicht als Schlamm ab,
•Ton ist schwerer löslich und bildet feine Klümpchen,
•Humusanteile können bis zu drei Wochen im Glas schweben, bevor sie sich absetzen.
Auf diese Art können Sie leicht die Volumenanteile der Bodenbestandteile erkennen.
Ebenfalls einfach durchzuführen ist die Fingerprobe. Nehmen Sie eine Handvoll feuchter Erde und drücken Sie diese fest zusammen:
•Sandboden lässt sich weder formen noch kneten.
•Im Humusboden sind faserige, organische Teile gut erkennbar.
•Tonhaltige Böden lassen sich gut kneten und werden beim Trocknen hart.
•Schluff- und Lehmboden lässt sich ebenfalls gut kneten, hat aber eine gröbere Struktur. Er zerbröselt beim Trocknen schneller.
Staunässe tritt auf, wenn Sperrschichten aus verdichtetem Lehm oder Ton das Versickern des Regenwassers verhindern. Die Folge ist ein Sauerstoffmangel, und die Pflanzenwurzeln sterben ab.
•Graben Sie ein etwa 50 cm tiefes Loch.
•Füllen Sie dieses mit Wasser.
•Wenn das Wasser nicht nach kurzer Zeit versickert ist, sind Maßnahmen erforderlich.
Organische Reststoffe aus dem Garten und der Küche können durch Verrotten zu einem wertvollen Dünger umgewandelt werden, der die Bodenfruchtbarkeit fördert. Damit der Rotteprozess vollständig vollzogen wird, und ein krümeliges, fruchtbares Substrat entsteht, kommt es auf die richtige Vorgehensweise an. Im Grunde ist es ganz einfach, denn in der Natur vollzieht sich die Umwandlung von organischem Material in fruchtbaren Humus seit Urzeiten. Im Garten kann man den Rotteprozess jedoch beschleunigen und gleichzeitig für eine hohe Qualität des Endprodukts sorgen.
Am praktischsten ist es, wenn der Kompostplatz in der Nähe des Hauses angelegt wird, damit Küchenabfälle unkompliziert und ohne weite Wege entsorgt werden können. Gleichzeitig muss ein Kompost weit genug von den Wohnräumen entfernt sein, sodass keine Geruchsbelästigung entsteht. Ideal sind vor Wind und Sonne geschützte Standorte, etwa unter hohen Bäumen. Besonders geeignet ist Holunder. Alternativ kann man den Kompost mit einem Weidenrutenzaun einfassen oder ihn mit Gehölzen wie Beerenobststräuchern umpflanzen.
Planen Sie den Kompostplatz großzügig, denn erfahrungsgemäß fallen mehr organische Reststoffe an, als man glaubt. Pro 100 m2 Nutzgarten rechnet man 3 bis 4 m2 Kompostfläche. Hinzu kommt der Platz für die Wirtschaftswege zwischen den einzelnen Haufen. Wichtig ist ein gewachsener Boden als Untergrund, damit Würmer, Insekten wie Asseln und Springschwänze sowie Mikroorganismen von dort zuwandern können, die bei der Rotte helfen.
Für die Kompostbereitung gibt es verschiedene Methoden. Die einfachste ist eine etwa 1,5 m breite Miete. Dafür wird das zerkleinerte organische Material schichtweise aufgesetzt. Die unterste Lage besteht am besten aus grobem, sperrigem Material (Gehölzschnitt o. ä.), die den Mietenfuß vor Vernässung oder Fäulnis schützt. Eine gute Durchmischung von »grünem Material«, wie Rasenschnitt, und »braunem Material«, wie welkes Laub und Erntereste, gewährleistet, dass der Kompost nicht schimmelt oder vertorft. Gröbere Teile werden vor dem Aufschichten zerkleinert, Gehölzschnitt am besten geschreddert. Küchenabfälle deckt man möglichst ab, um eine Geruchsbelästigung zu vermeiden. Das aufgeschichtete organische Material sackt anfangs recht schnell zusammen. Wenn die Kompostmiete eine Höhe von etwa 1,2 m erreicht hat, deckt man sie mit einer Schicht aus Stroh, Laub, altem Heu, Vlies oder gelochter Folie ab, um sie vor Austrocknung und Übernässung zu schützen.
Prüfen Sie während der Rotte gelegentlich, ob der Kompost ausreichend feucht ist, und die Rotte in Gang kommt. Guter Kompost fühlt sich feucht, aber nicht matschig an. Gründe für eine schlechte oder ausbleibende Rotte sind zu feuchter oder zu trockener Kompost, zu grobe Pflanzenteile, eine ungenügende Durchmischung der Materialien oder mangelnde Durchlüftung.
Manche Gärtner bevorzugen das Kompostieren in Behältern. Sie sind platzsparender als Mieten, vermindern die Geruchsbelästigung und haben ein ordentlicheres Erscheinungsbild. Auch sie müssen eine Verbindung mit dem gewachsenen Unterboden haben, damit Kleinstlebewesen zu- und abwandern können. Eine Luftzufuhr muss gewährleistet sein. Dazu genügen schmale Schlitze zwischen den Brettern oder Löcher im Kunststoff- bzw. Metallsilo. Solche Kompostbehälter gibt es fertig im Fachhandel zu kaufen. Selbstversorger bauen sie natürlich selbst. Die einfachste Form ist eine Kompostlege aus Brettern, die um vier Pfosten genagelt oder zusammengesteckt werden. Andere Behälter bestehen aus Drahtgitter, Metall oder Kunststoff. Besonders dauerhaft und stabil sind an drei Seiten gemauerte Kompostbehälter mit einer abnehmbaren Vorderfront aus Holzbrettern. Das Befüllen erfolgt nach dem gleichen Prinzip wie das Aufschichten einer Miete, also mit einer guten Durchmischung zerkleinerter organischer Reststoffe.
Nach dem Aufschichten beginnt die Rotte, die in fünf Phasen abläuft und je nach Witterung und Außentemperatur mehrere Monate bis zu einem Jahr dauern kann:
Abbauphase: Der auch als »Heißrotte« bezeichnete Prozess dauert etwa 10 Tage. Dabei entstehen im Inneren des Komposts Temperaturen bis zu 70 °C. In dieser Phase nimmt das Volumen des aufgeschichteten Materials stark ab.
Umbauphase: Diese Phase dauert etwa zwei Wochen. Die Temperatur sinkt auf etwa 35 °C ab, das Pilzwachstum nimmt zu, der Abbau von Holz und Zellulose beginnt.
Aufbauphase: Die Temperatur des Komposts pendelt sich bei 20 °C ein. Diese Phase dauert mehrere Monate. Kleinstlebewesen wie Milben, Springschwänze, Tausendfüßler, Asseln und Würmer besiedeln den Kompost und setzen das organische Material um. Es bilden sich stabile Humusformen.
Reifung: Die Temperatur des Komposts gleicht sich der Umgebung an, die Struktur wird erdig-krümelig, noch immer sind Kleinstlebewesen im Kompost aktiv.
Vererdung: Die meisten Kleinstlebewesen verlassen den reifen Kompost, Regenwürmer siedeln sich an. Der Kompost bekommt eine feinkrümelige Struktur und duftet angenehm nach frischer Walderde.
Was gehört auf den Kompost?
Organische Abfälle aus dem Garten, z. B. Grasschnitt, Erntereste, Unkraut, Laub, Heckenschnittgut, geschredderte Zweige und Äste, Küchenabfälle, Eierschalen, Tee- und Kaffeesatz, Stall- und Kleintiermist, Holzasche in kleinen Mengen, Stroh, Sägemehl und organisches Kleintierstreu. Papier und Pappe verrotten ebenfalls, wenn sie vorher zerrupft und in Wasser eingeweicht werden. Bunt bedrucktes Papier sollte man jedoch meiden.
Was gehört nicht auf den Kompost?
Unkraut, das bereits Samenstände ausgebildet hat, von Welkepilzen oder Kohlhernie befallene Pflanzenteile, Schalen von Zitrus- und anderen Südfrüchten, sofern sie nicht aus biologischem Anbau stammen, Fleisch, Fisch und gekochte Speisereste, verschimmeltes Brot und Obst, Kohleasche und mineralisches Kleintier- bzw. Katzenstreu sowie Schnittgut von Lebensbaum (Thuja), Eibe (Taxus) und Holunder (Sambucus), da sie Stoffe enthalten, die eine effektive Rotte verzögern.
In jedem normalen Komposthaufen tummeln sich einige Würmer, die das Verrotten des Rohmaterials durch ihre Stoffwechseltätigkeit unterstützen. Im Wurmkomposter kann man diese kleinen Helfer dazu nutzen, das Verfahren der Rotte zu beschleunigen und zu optimieren. Der Wurmkomposter ist besonders gut geeignet für kleine Gärten, bei denen zu wenig organisches Restmaterial anfällt, um eine Miete aufzuschichten und eine konventionelle Rotte in Gang zu bringen. Man kann ihn sogar für wenige organische Abfälle auf dem Balkon verwenden.
Wurmkomposter gibt es im Fachhandel fertig zu kaufen. Man kann sie aber auch leicht selbst herstellen. Dazu nimmt man einen großen Plastikeimer mit Deckel, bringt ein Dränage-Loch mit Verschlusspfropfen etwas über Bodenhöhe an und bohrt in die Seitenwände viele kleine Luftlöcher, damit die Würmer atmen können. Auf den Boden des Eimers legt man drei Ziegelsteine und