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Bachelorarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Medien / Kommunikation - Multimedia, Internet, neue Technologien, Note: 1,0, Hochschule Mittweida (FH) (Fachbereich Medien), Sprache: Deutsch, Abstract: Unsere Gesellschaft altert. Im Jahr 2020 wird mehr als jeder Vierte in Deutschland 60 Jahre oder älter sein. Bereits heute hat die "Generation 60plus" einen enormen Einfluss. Die Alterung der Gesellschaft ist auch eine wirtschaftliche Chance, sich auf dem Markt von den Mitbewerbern abzuheben. 2,8 Millionen Deutsche über 60 Jahren bewegen sich mittlerweile im Interne. Hierbei tun sich verschiedenartige Problemfelder auf, denn die immer größer werdende Gruppe der surfenden Senioren hat altersspezifische Bedürfnisse im Internet. Die Hürden reichen dabei von mangelndem Know-how über physische Einschränkungen bis hin zu psychischen Veränderungsprozessen. Daraus ergibt sich ein akuter Handlungsbedarf: Den speziellen Anforderungen und Erwartungen der "Generation 60plus" muss auch im Internet Rechnung getragen werden. Am 17. Juli 2002 trat in Deutschland die "Verordnung zur Schaffung barrierefreier Informationstechnik nach dem Behindertengleichstellungsgesetz" (Barrierefreie Informationstechnik-Verordnung, BITV) in Kraft, die zahlreiche Bedingungen für so genannte "barrierefreie Internetangebote" enthält und verpflichtend für alle Websites der öffentlichen Gewalt gilt. Was liegt näher, als zu prüfen, ob die BITV auch als Maßstab für seniorengerechte Websites geeignet ist? Ziel dieser Arbeit ist es, die BITV auf ihre Tauglicheit hinsichtlich seniorengerechter Websites zu untersuchen. Kann die Verordnung als Maßstab hierfür dienen, oder sind die Bedingungen derart allgemein gehalten, dass sie für die Gestaltung seniorengerechter Websites nicht oder nur eingeschränkt gelten? Es gilt, die Bedürfnisse älterer Menschen an ein Internetangebot herauszuarbeiten und diese mit den Anforderungen der BITV zu vergleichen, um eventuelle Schwächen und Lücken der BITV hinsichtlich seniorengerechter Websites aufzuspüren. Der Lösungsansatz der vorliegenden Arbeit setzt sich aus drei Teilen zusammen: Im ersten Teil wird anhand der zukünftigen demografischen Entwicklung erläutert, warum eine enorme Notwendigkeit besteht, die Älteren auch im Internet stärker zu berücksichtigen. Im zweiten Teil werden Kriterien für seniorengerechte Websites abgeleitet. Im dritten Teil schließlich findet der Vergleich statt zwischen den Bedingungen der BITV und den spezifischen Voraussetzungen für seniorengerechte Websites.
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Bibliographische Beschreibung:
Eikmeier, Christoph:
Seniorengerechte Websites. Ein Vergleich der Bedingungen für barrierefreie Websites nach der BITV mit den Bedürfnissen älterer Menschen. - 2005. - 75 Seiten. Hochschule Mittweida (FH), Fachbereich Medien, Bachelorarbeit 2005
Referat:
Diese Arbeit stellt die Ergebnisse einer Untersuchung vor, in der überprüft wurde, ob die „Barrierefreie Informationstechnik-Verordnung“ (BITV), ein Regelwerk zur Erstellung barrierefreier Websites, auch den Bedürfnissen älterer Menschen im Internet genügt. In der ersten Hälfte der Arbeit werden demografische Grundlagen sowie die einzelnen altersbedingten Veränderungen der „Generation 60plus“ zusammengefasst. In der zweiten Hälfte werden diese mit den Bedingungen der BITV verglichen. Es stellt sich heraus, dass diese deutliche Mängel hinsichtlich seniorengerechter Websites aufweist. Abschließend werden die Empfehlungen in einem Relaunch der Website www.bsnf.de modellhaft umgesetzt.
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Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Zusammengefasste Geburtenziffer in Deutschland 1950-2000.................. 5
Abbildung 2: Bevölkerungszahl Deutschland 1952 bis 2050........................................... 6
Abbildung 3: Relative Bevölkerungsentwicklung in Deutschland bis 2050 .................... 8
Abbildung 4: Altersaufbau der Bevölkerung in Deutschland........................................... 8
Abbildung 5: Anteil der über 60-Jährigen in ausgewählten europäischen
Ländern ....................................................................................................... 9
Abbildung 6: Internetnutzer in Deutschland 1997 bis 2004 .......................................... 12
Abbildung 7: Eine Website bei normaler Ansicht und im Kontrastmodus
von Windows XP. ..................................................................................... 20
Abbildung 8: Individuelle Anpassung der Schriftgröße auf www.enteraktiv.de. Einstellmöglichkeit der Lautstärke auf www.tagesschau.de .................... 21
Abbildung 9: Verschiedene Sehbehinderungen............................................................. 22
Abbildung 10: Die bisherige Website des BSNF............................................................. 55
Abbildung 11: Die überarbeitete Website des BSNF ....................................................... 57
Abbildung 12: Die neue Website im Kontrastmodus. Optimierte Version
zum Ausdrucken ....................................................................................... 58
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Gesundheitliche Beeinträchtigungen nach Alter und
Geschlecht in Prozent .............................................................................. 17
Tabelle 2: Einschränkungen der Sehfähigkeit .......................................................... 19
Tabelle 3: Einschränkungen des Hörvermögens........................................................ 22
Tabelle 4: Eine Auswahl verschiedener HTML-Elemente........................................ 29
Tabelle 5: Verschiedene Manipulationsmöglichkeiten mit
Cascading Stylesheets............................................................................... 30
Tabelle 6: Die Relevanz der BITV-Anforderungen hinsichtlich seniorengerechter Websites 49
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Unsere Gesellschaft altert. Im Jahr 2020 wird mehr als jeder Vierte in Deutschland 60 Jahre oder älter sein (vgl. BMFSFJ 2002). Bereits heute hat die „Generation 60plus“ einen enormen Einfluss, sowohl gesellschaftlich als auch monetär.
Jahrelang wurde diese Entwicklung von der Wirtschaft vernachlässigt, jetzt bewegt sich der Markt allmählich: Die gegenwärtigen Aktivitäten1zeigen, dass die Bedürfnisse der „Neuen Alten“2zunehmend ernst genommen werden. Schlagworte wie „Design for All“, barrierefreies Wohnen, Seniorenmarketing oder „Silver Shopper“ existieren zwar schon längere Zeit, rücken aber doch erst jetzt ins kollektive Bewusstsein der Wirtschaft. Der Tenor lautet: Die Alterung der Gesellschaft ist auch eine wirtschaftliche Chance, sich auf dem Markt von den Mitbewerbern abzuheben.
Vor diesem Hintergrund ist ein weiterer Trend von Bedeutung, nämlich die Zahl der älteren Menschen, die das Internet3nutzen. Neueste Erhebungen zeigen, dass dies die einzige Bevölkerungsgruppe ist, bei der die Zahl der Onliner überproportional wächst. So hat sich der Anteil der über 60-Jährigen, die gelegentlich das Internet nutzen, von 7,8% im Jahr 2002 auf 14,5% im Jahr 2004 nahezu verdoppelt. In absoluten Zahlen ausgedrückt heißt das: 2,8 Millionen Deutsche über 60 Jahren bewegen sich mittlerweile im Internet (vgl. Van Eimeren, Gerhard, Frees 2004, S. 352).
Hierbei tun sich verschiedenartige Problemfelder auf, denn die immer größer werdende Gruppe der surfenden Senioren hat altersspezifische Bedürfnisse im Internet. Die Hürden reichen dabei von mangelndem Know-how über physische Einschränkungen bis hin zu psychischen Veränderungsprozessen. Daraus ergibt sich ein akuter Handlungsbedarf: Den speziellen Anforderungen und Erwartungen der „Generation 60plus“ muss auch im Internet Rechnung getragen werden.
Am 17. Juli 2002 trat in Deutschland die „Verordnung zur Schaffung barrierefreier Informationstechnik nach dem Behindertengleichstellungsgesetz“ (Barrierefreie Informationstechnik-Verordnung, BITV) in Kraft, die zahlreiche Bedingungen für so genannte „barrierefreie Internetangebote“ enthält und verpflichtend für alle Websites der öffentlichen Gewalt gilt. Damit soll sichergestellt werden, dass diese Angebote einer möglichst großen Anzahl von Menschen (einschließlich Behinderten jeder Art) uneingeschränkt zugänglich sind.
1Z.B. „1. Europäische Konferenz zur Seniorenwirtschaft 2005“ (Februar 2005, Bonn), Fachtagung „Wirtschaftliche und gesellschaftliche Produktivität älterer Menschen“ (Mai 2005, Berlin), „66 - Die Seniorenmesse“ (Juni 2005, München), „vitactiv 2005 - Seniorenmesse NRW“ (November 2005, Essen)
2Der Begriff der „Neuen Alten“ wurde 1989 von TEWS geprägt. Vgl. Tews, H.P. (1989): „Die ‚neuen’ Alten. Ergebnisse des Strukturwandels des Alters.“ In: Fred, K./Tokarski, W. (Hrsg.):Die „neuen“ Alten. Kasseler Gerontologische Schriften 6/1989,126-143.
3Wenn im weiteren Verlauf vom Internet gesprochen wird, so ist in den meisten Fällen das „World Wide Web“ gemeint. Wegen eines besseren Leseflusses wird der Terminus Internet bevorzugt.
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So sollten Websites nach der BITV etwa derart gestaltet werden, dass auch blinde Menschen, die mit assistiver Software (so genannten „Screenreadern“4) im Internet surfen, darauf zugreifen können.
Mit der BITV liegt also ein umfangreiches Regelwerk zur Gestaltung barrierefreier, behindertengerechter Websites vor. Was liegt näher, als zu prüfen, ob die BITV auch als Maßstab für seniorengerechte Websites geeignet ist?
Daraus ergibt sich die Frage: Reichen die Anforderungen der BITV aus, um auch die Bedürfnisse der „Generation 60plus“ zu befriedigen? Genügt es, sich bei der Planung und Erstellung einer Website auf die Bedingungen der BITV für eine barrierefreie Website zu verlassen, um das Angebot gleichzeitig auch optimal auf die Ansprüche von Senioren auszurichten? Oder gibt es eine Art „seniorenspezifischer Barrierefreiheit“, die über die Forderungen der BITV hinausgeht?
Ziel dieser Arbeit ist es, die BITV (Barrierefreie Informationstechnik-Verordnung) auf ihre Tauglicheit hinsichtlich seniorengerechter Websites zu untersuchen. Kann die Verordnung als Maßstab hierfür dienen, oder sind die Bedingungen derart allgemein gehalten, dass sie für die Gestaltung seniorengerechter Websites nicht oder nur eingeschränkt gelten? Für Internetanbieter, die ein Angebot speziell für die „Generation 60plus“ planen, ist dies eine wichtige Frage. Dieser Fragestellung wurde in der aktuellen Literatur bisher nicht nachgegangen, sie steht deshalb im Mittelpunkt der vorliegenden Arbeit. Es gilt, die Bedürfnisse älterer Menschen an ein Internetangebot herauszuarbeiten und diese mit den Anforderungen der BITV zu vergleichen, um eventuelle Schwächen und Lücken der BITV hinsichtlich seniorengerechter Websites aufzuspüren.
Der Lösungsansatz der vorliegenden Arbeit setzt sich aus drei Teilen zusammen: Im ersten Teil wird anhand der zukünftigen demografischen Entwicklung erläutert, warum eine enorme Notwendigkeit besteht, die Älteren auch im Internet stärker zu berücksichtigen. Der zweite Teil analysiert die physischen und psychischen Veränderungen im Alterungsprozess älterer Menschen, die relevant für die Rezeption von Websites sind. Daraus werden Kriterien für seniorengerechte Websites abgeleitet.
Im dritten Teil schließlich findet der Vergleich statt zwischen den Bedingungen der BITV und den spezifischen Voraussetzungen für seniorengerechte Websites, wie sie sich aus den Ergebnissen des zweiten Teils ergeben. Abschließend werden Handlungsempfehlungen für Websitebetreiber abgeleitet und diese modellhaft am Internetauftritt www.bsnf.de umgesetzt.
4Screenreader sind Software-Produkte, welche für Blinde die Inhalte von Dokumenten oder Websites mit Hilfe nichtvisueller Ausgabegeräte aufbereiten. Meist findet diese Aufbereitung in Form einer synthetischen Sprachausgabe statt, in seltenen Fällen über eine Braillezeile (eine Art Blindenschrift-Tastatur).
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Die vorliegende Arbeit ist in Zusammenarbeit mit FIM-NEUESLERNEN entstanden, einer Einrichtung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.5Diese ist im Rahmen des Projektes „Vernetzen und Lernen“ Träger und Mitglied des Dachverbandes „Bayerisches SeniorenNetzForum (BSNF)“. Der BSNF ist ein gemeinnütziger Verein, eingetragen in Erlangen. Er fungiert als Dachverband „von Initiativen, die ältere Bürgerinnen und Bürger beim Zugang zu den neuen Medien unterstützen (…) und ihnen damit die aktive und selbstbestimmte Teilnahme an der modernen Wissens- und Kommunikationsgesellschaft erschließen [wollen]“6. Unterstützt wird dieses Projekt durch das „Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen“.
Im Rahmen dieser Arbeit wurde die Website des Vereins anhand der erarbeiteten Empfehlungen neu gestaltet, um die gewonnenen Erkenntnisse anschaulich umzusetzen. Die neue Website ist damit gleichsam ein Modell für einen seniorengerechten Internetauftritt.7
„Wie man diese Entwicklung auch bewerten mag, unbestreitbar ist, dass die gravierenden Veränderungen in der Altersstruktur unsere Gesellschaft vor neue und große Herausforderungen stellt.“
Johann Hahlen, Präsident des Statistischen Bundesamtes, 6. Juni 2003, Berlin
Wenn in der Literatur von älteren Menschen gesprochen wird, werden die Grenzen teilweise sehr weit gesteckt, oftmals ist von „50plus“ die Rede. Eine sinnvollere Grenze liegt allerdings bei dem Eintritt ins Ruhestandsalter. Untersuchungen haben gezeigt, dass dieser „für die meisten Menschen ein Einschnitt ist, der das Verhalten in vielfältiger Weise verändert“ (Meyer-Hentschel/Meyer-Hentschel 2004, S. 9). 40- bis 59-Jährige haben von ihren Einstellungen, ihrem Verhalten und ihrem Gesundheitsstatus her eine erheblich größere Affinität zur Jugend als zum Alter (vgl. ebd., S. 10).
In der vorliegenden Arbeit werden daher alle Menschen in Deutschland betrachtet, die 60 Jahre oder älter sind. Es stellt sich die Frage, wie diese Bevölkerungsgruppe bezeichnet werden soll. Modewörter wie „Selpies“, „Woopies“, „Grumpies“8oder „Master Consumers“ verwirren und
5Projektleiter bei FIM-NEUESLERNEN ist Herr Marcel Plechaty M.A. Kontaktinformationen unter: http://codd.fim.uni-erlangen.de/fim/mitarbeiter/details.asp?ID=116
6http://www.bsnf.de/allgemein/html/ziele.html
7Zu betrachten ist die neue Website unter der Adresse http://www.bsnf.odl.org/ (Stand 01.09.05)
8Selpies: „Second Life People“, Woopies: „Well Income Older People“, Grumpies: „Grown-up Mature People“