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Auf der Spur der Killer: Der dänische True-Crime-Bestseller »Serienmörder – Der Mensch hinter dem Monster« von Florence McLean als eBook bei dotbooks. Wie wird ein Mensch zum Serienmörder – und kann man diese Entwicklung stoppen? Die Psychologin Florence McLean berichtet in diesem hochspannenden Buch von ihrem jahrelangen Briefwechsel, den sie mit einer Reihe berüchtigter Serienmörder geführt hat: unter anderem mit Jeffery Dahmer, der die Köpfe seiner Opfer als Souvenir in der Kühltruhe aufbewahrte, und dem gefürchteten Prostituiertenmörder Arthur John Shawcross. Auf Grundlage der Forschungen des berühmten FBI-Profilers John E. Douglas analysiert McLean Denken, Fühlen und Handeln der 34 Täter, die zusammen Hunderte Menschenleben auf dem Gewissen haben … und stellt dabei eine brisante Frage: Ist es möglich, potenzielle Serienkiller zu stoppen, bevor sie ihren ersten Mord begehen? Jetzt als eBook kaufen und genießen: »Serienmörder – Der Mensch hinter dem Monster« von Florence McLean wird alle Fans der Netflix-Hits »Making a Murder« und »Evil Genius« begeistern – und die Leserinnen und Leser der True-Crime-Bestseller von Michael Tsokos und Adrian Langenscheid. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 256
Über dieses Buch:
Wie wird ein Mensch zum Serienmörder – und kann man diese Entwicklung stoppen? Die Psychologin Florence McLean berichtet in diesem hochspannenden Buch von ihrem jahrelangen Briefwechsel, den sie mit einer Reihe berüchtigter Serienmörder geführt hat: unter anderem mit Jeffery Dahmer, der die Köpfe seiner Opfer als Souvenir in der Kühltruhe aufbewahrte, und dem gefürchteten Prostituiertenmörder Arthur John Shawcross. Grundlage der Forschungen des berühmten FBI-Profilers John E. Douglas analysiert McLean Denken, Fühlen und Handeln der 34 Täter, die zusammen Hunderte Menschenleben auf dem Gewissen haben … und stellt dabei eine brisante Frage: Ist es möglich, potenzielle Serienkiller zu stoppen, bevor sie ihren ersten Mord begehen?
»Serienmörder – Der Mensch hinter dem Monster« erscheint außerdem als Hörbuch und Printausgabe bei SAGA Egmont, www.sagaegmont.com/germany.
Über die Autorin:
Florence McLean ist Psychologin und die erste dänische Profilerin und Tatortanalytikerin. McLean wurde vom legendären »Mindhunter« John E. Douglas (FBI) ausgebildet und hat am Forensic Criminology Institute studiert.
Bei dotbooks erscheint ihr Roman »Serienmörder – Der Mensch hinter dem Monster« als eBook.
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eBook-Ausgabe Juni 2023
Die Originalausgabe erschien erstmals 2021 unter dem Originaltitel »Seriemorder - Mennesket bag Monsteret« bei SAGA Egmont, Kopenhagen.
Copyright © der dänischen Originalausgabe 2021 by Florence McLean
aufgeschrieben von Søren Flott
Copyright © der deutschen Erstausgabe 2022 by Edition SAGA Egmont
Copyright © der eBook-Ausgabe 2023 dotbooks GmbH, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Titelbildgestaltung: Karol Kinal unter Verwendung von Bildmotiven von Shutterstock
eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ah)
ISBN 978-3-98690-641-2
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Florence McLean
Serienmörder – Der Mensch hinter dem Monster
True Crime - Eine Profilerin berichtet
aufgeschrieben von Søren Flott
Aus dem Dänischen von Patrick Zöller
dotbooks.
all denen, die mein Leben lang einen Unterschied ausgemacht haben ...
Und besonders meiner Mutter, meinem Partner, Søren, Pernille und nicht zuletzt Bent
und euch allen, die es zugelassen haben, dass ich tief in ihre Seele blicke.
Dieses Buch basiert auf der Forschungsarbeit über Serienmörder, die ich im Zusammenhang mit meiner Diplomarbeit am Psychologischen Institut der Universität Aarhus vorgenommen habe. Die Diplomarbeit hatte den Titel Serienmörder – Verständnis und Prävention. Die Untersuchungen waren vertraulich, weshalb ich die Namen der Teilnehmer in diesem Buch nicht nenne. Grundlage war ein Fragebogen mit offenen Fragen, der an 34 ausgewählte Serienmörder verschickt wurde, 30 davon in den USA, drei in England und einer in Australien. Von etwa der Hälfte erhielt ich brauchbare Antworten. Die übergeordnete Fragestellung der Diplomarbeit bestand darin, ob man mit Hilfe der Theorien, die das Fundament zur Erstellung eines Täterprofils bilden, eine Methode entwickeln kann, potenzielle Serienmörder zu identifizieren, bevor sie ihren ersten Mord begehen.
Der amerikanische Serienmörder Arthur John Shawcross wurde zu meinem zentralen Fall, auch in einem späteren Forschungsbericht, weil er zu den Wenigen gehörte, der alle meine Fragen beantwortete, und ich nur mit ihm die Korrespondenz fortgesetzt habe. Im Verlauf unseres Austauschs gab er mir die Erlaubnis, seine Antworten und seinen Namen in einem Buch zu verwenden. Die namentlich erwähnten Serienmörder, mit denen ich mich in meinen Studien beschäftigt habe, sind allgemein bekannt und wurden bereits in anderen Büchern, Filmen und Dokumentationen behandelt. Außerdem habe ich im Zusammenhang mit der Entstehung dieses Buchs neue Fälle von Serienmördern bis ins Jahr 2020 studiert, ausgehend von dem Modell, das ich in meiner Doktorarbeit entwickelt habe.
Florence McLean
Mir wurde etwas flau im Magen, als an einem Vormittag im Jahr 2003 der erste Brief eines Serienmörders auf dem Boden unterhalb des Briefschlitzes in meiner Tür landete. Zu diesem Zeitpunkt ahnte ich noch nicht, wie nahe ich den Serienmördern mit der Zeit kommen würde – und sie mir. Auf dem Umschlag klebten sieben identische Briefmarken mit amerikanischer Flagge. Ich spürte ein Ziehen im ganzen Körper, als ich ihn aufhob. Auf der Vorderseite war ein Stempelabdruck zu sehen: »Mailed from a state correctional institution«. Ob es als eine notwendige Information oder als Warnung gemeint war – oder beides –, darüber war ich mir in diesem Moment nicht im Klaren.
Ich ging ins Wohnzimmer und legte den Brief auf den Tisch. Es war ein dickes Kuvert. Spitze!, dachte ich, denn das deutete ja darauf hin, dass der Absender alle meine Fragen beantwortet hatte. Irgendjemand hatte einen Hinweis auf die Vorderseite des Kuverts geschrieben: »1 photo enclosed«.
Ich begann zu lesen, aber schnell wurde mir bewusst, dass der Briefschreiber nicht auf meine Fragen geantwortet hatte. Ich blätterte in den blauen Bögen, von denen mich mit der Hand gezeichnete Smileys ansahen, die gegen Ende des Briefes immer unheimlicher wurden. Auf eine Seite hatte der Mörder den riesengroßen Umriss einer Hand gemalt, und mein Blick fiel auf das Wort »SNAP« (was so viel wie »Knack« bedeutet), geschrieben in Großbuchstaben – das Geräusch eines Asts, der bricht ... oder vielleicht etwas anderes.
Mein Herz hämmerte, und ich musste daran denken, was mir der bekannte Fallanalytiker, oder criminal profiler, John E. Douglas, und das FBI gesagt hatten, als ich mich zu dem Projekt entschloss: »Ganz egal, was du tust, sie werden versuchen, dich einzuschüchtern!«
Ich rief mir ins Gedächtnis, dass der Brief natürlich seitens der Gefängnisleitung gecheckt worden war, bevor er rausging, und ich begann, den Text noch einmal von Beginn an gründlich durchzulesen. Der Absender knüpfte einige Bedingungen an seine Mitwirkung in meiner Studie. Er schrieb, er habe bereits viele Anfragen im Zusammenhang mit wissenschaftlichen Projekten bekommen und er fühle sich wie ein Versuchskaninchen, aus dem man ein Untier machen wolle. Er unterstrich, dass er kein Interesse an Geld habe, sondern an mir.
»Nach zwanzig Jahren in einem Käfig, umgeben von Männern, kannst du dir sicher denken, was mich an dir am meisten interessiert, Florence ...«, stand da.
Dann kam die Bedingung. Er wollte Bilder von mir. Gemäß den im Gefängnis geltenden Bestimmungen dürfe ich jedem Brief bis zu fünf Fotos beilegen, erklärte er. Auf diese Weise könne ich ihm beweisen, dass ich vertrauenswürdig sei.
Aber es sollten nicht irgendwelche Bilder sein. »Wenn du mir das nächste Mal schreibst ...«, setzte er an, und es folgten präzise Anweisungen: eine Nahaufnahme meines Gesichts, ein Ganzkörperfoto, eins von hinten, eins von der Seite und eins, auf dem ich auf meinem Bett liege.
»Du kannst selbst entscheiden, was du anziehst, aber ich mag eng sitzende Blusen und Stilettos«, fuhr er fort.
Und das war noch nicht alles. Neben einem Smiley, das die Zunge rausstreckte und dessen zusammengezogene Augenbrauen ihm einen diabolischen Ausdruck verliehen, hatte er notiert, wie die weiteren Bilder auszusehen hatten. Ich sollte immer weniger Kleidung tragen.
»Nacktbilder sind nicht erlaubt, aber du hast sicher etwas, das nicht mehr viel verhüllt. Du wirst für mich posieren und dabei so gut wie nichts meiner Fantasie überlassen«, erklärte er.
Ihm war wichtig, dass ich nicht in die Kamera lächelte, das mache ihn nicht an. Stattdessen sollte ich ernst dreinblicken. Ich überlegte, ob diese präzisen Anweisungen etwas mit seinen Opfern zu tun hatten. Schließlich saß er in der Todeszelle, weil er mindestens zehn Frauen vergewaltigt und ermordet hatte.
Vor dem ersten Mord hatte er bereits mehrere Frauen vergewaltigt. Innerhalb eines Zeitraums von drei Jahren verschaffte er sich in unzähligen Fällen unter einem Vorwand, wie zum Beispiel die Toilette benutzen zu wollen, Zugang zu den Wohnungen der Frauen. Waren sie alleine zu Hause, schlug er zu. Außerdem kurvte er mit dem Auto bevorzugt in Rotlichtvierteln herum, und oft gelang es ihm, die Prostituierten zu sich nach Hause zu locken, wo er sie fesselte und stundenlang vergewaltigte, bevor er sie umbrachte. Manchmal erwürgte er sie, anderen schnitt er die Kehle durch oder schlug sie tot. Die Leichen ließ er an einsamen Straßenabschnitten am Waldrand verschwinden, inszenierte sie meist in Positionen, die sie sexuell zur Schau stellten.
Eines seiner Opfer hielt er mehr als 24 Stunden lang gefangen. Er vergewaltigte die Frau mehrfach, bevor sie entkommen konnte. Kurz darauf wurde er festgenommen. Zunächst gestand er eine ganze Reihe Entführungen und Morde, um der Todesstrafe zu entgehen, aber als ein weiteres Opfer entdeckt wurde, landete er in der Todeszelle. Und von dort schrieb er mir: »Kannst du dir vorstellen, dass ich bei dir bin? Jetzt? SNAP! Kannst du dir das vorstellen, wo du auch bist? SNAP!«, schrieb er.
Schlagartig wurde mir übel. Auf der einen Seite versuchte er, mit mir zu flirten, auf der anderen Seite war er so extrem hemmungslos, dass es mir kalt über den Rücken lief.
Mein Zeigefinger glitt über die Seite des Telefonbuchs und stoppte beim Namen Mirjana Tived Rosenlund.
Zwar wohnte sie auf derselben Etage und noch dazu direkt neben mir, aber manchmal ist es einfacher anzurufen. Die Abkürzung neben ihrem Namen fiel mir auf: cand. psych. Ein solches Kürzel war mir nicht bekannt, und ich fragte mich, was es wohl bedeuten könne.
Ich kannte Mirjana schon seit einigen Jahren. Anfangs waren wir uns auf der Straße begegnet, wenn wir mit unseren Hunden Gassi gingen. Wir hatten beide je drei Shih Tzu, eine kleinwüchsige, lebendige und intelligente Hunderasse mit Wurzeln in Tibet, und so war es fast selbstverständlich, dass wir ins Gespräch kamen. Wir unterhielten uns über Welpen, Genetik und Haltung, aber nach und nach ging es auch immer mehr um andere Dinge, und irgendwann besuchten wir uns gegenseitig. Ich war gerade neunzehn geworden, Mirjana war vierzehn Jahre älter als ich.
Irgendwann saß ich bei einer Tasse Kaffee bei ihr in der Wohnung, in der sie mit ihrem Freund lebte.
»Was bedeutet eigentlich dieses cand. psych. im Telefonbuch?«, fragte ich.
»Ich bin Psychologin«, antwortete Mirjana.
»Und was bedeutet das?«, wollte ich wissen.
Mirjana erklärte in groben Zügen, was eine Psychologin ist, aber ich wollte mehr darüber erfahren, was sie genau tat. Sie erzählte, dass sie mit Kindern arbeite, die auf die eine oder andere Weise Probleme in der Schule haben.
»Als Psychologin hilft man Menschen, denen es schwerfällt zu leben«, fügte sie hinzu.
»Und wie machst du das?«, hakte ich nach.
»Zunächst einmal, indem ich mit ihnen rede.«
Je mehr Mirjana erzählte, umso klarer wurde mir, dass ich Psychologin werden wollte.
Die Sache war nur die, dass ich nach der 8. Klasse von der Schule abgegangen war.
***
Als meine Mutter jung war, ging sie als Au-pair-Mädchen nach England, wo sie meinem Vater begegnete. Er kam aus Jamaica, sie verliebten sich und ließen sich in Dänemark nieder, wo meine große Schwester und ich zur Welt kamen. Damals gab es nicht sehr viele dunkelhäutige Menschen in Dänemark, erst recht nicht auf Fünen, von wo meine Mutter stammte. Die Leute glotzten meinem Vater auf der Straße hinterher, und einige wollten sogar ein Autogramm von ihm. Vor allem auf der Arbeit war er Sticheleien ausgesetzt: »Du musst dich gar nicht erst waschen, du bist ja sowieso schwarz«, hieß es.
Außerdem brachten sie ihm jede Menge unschöne Ausdrücke bei und behaupteten, es sei ganz normal, so zu reden. Meine Mutter musste das dann alles wieder zurechtbiegen, wenn er nach Hause kam.
Ich kann mich selbst nicht daran erinnern, aber meine Mutter hat auch davon erzählt, wie sie sich dabei fühlte, ständig die Familie verteidigen zu müssen, weil wir nicht so aussahen wie die allermeisten anderen Dänen. Oft sahen die Leute meine Schwester und mich an und fragten meine Mutter dann, wo sie uns denn gekauft habe. Und so wurde meinen Eltern damals in den 1960er-Jahren permanent deutlich gemacht, dass wir anders waren als die breite Masse.
Schließlich nahm die Situation meine Eltern so mit, dass sie sich entschlossen, nach Jamaica zu gehen. Sie versuchten, meine Schwester und mich von der Idee zu überzeugen, aber ich verstand nicht, was wir dort sollten. Ich war sieben Jahre alt, ging gerne zur Schule und hatte viele Spielkameradinnen und deshalb überhaupt keine Lust, ans andere Ende der Welt zu ziehen. Aber eines Tages teilten sie uns mit, dass es nun so weit sei.
Was Jamaica betrifft, so sind mir meine Familie und meine Freunde am deutlichsten in Erinnerung geblieben. Die Familie meines Vaters besaß einige Apfelsinen- und Bananenplantagen in den Bergen bei Spaldings in Clarendon, wo wir bei Florence und Arthur lebten, meinen Großeltern mütterlicherseits. In der Gegend gab es große Spinnen, und manchmal, wenn sie sich gehäutet hatten, fanden wir ihre Panzer. Auch wurden wir laufend ermahnt, nicht auf das Brett zu klopfen, wenn wir auf der Toilette saßen, um nicht die kleinen, giftigen Spinnen anzulocken, die sich unter dem WC-Brett verbargen.
Zum Glück gab es noch andere Tiere auf den Plantagen. Die beiden Labradore Blackie und Lassie hatten es mir angetan, und ich glaube, meine Liebe zu Hunden hat dort ihren Anfang genommen. Und dann war da noch ein blindes Huhn, das irgendwann aus einem unerfindlichen Grund mir gehörte. Es folgte mir wie ein Hund, und ich mochte es sehr. Einmal glaubte ich, es sei geschlachtet worden, und weigerte mich zu essen. Zu Hause kümmerte sich Oma um alles, und ich sehe sie noch vor mir, wie sie an dem großen Topf steht, in dem ständig irgendetwas köchelte, das wir dann zum Abendessen vorgesetzt bekamen. Mein Opa arbeitete den ganzen Tag lang auf den Plantagen und kam erst nach Hause, wenn es dunkel wurde. Wie gesagt gehörten die Plantagen meinen Großeltern, und mein Vater unterstützte die beiden. Opa war vom »alten Schlag« und der Ansicht, ich sei viel zu schlecht erzogen. Ich erinnere mich, dass mein Vater sehr ehrerbietig war, wenn er mit ihm sprach: Yes, sir! No, sir! – aber das war damals auf Jamaica so Usus, so unterhielt man sich mit den Eltern.
Diese Form der Disziplin erlebte ich ganz besonders, als ich in die Schule kam, wo körperliche Strafe zum Alltag gehörte. Vor meinem ersten Schulbesuch unterstrichen meine Eltern gegenüber den Lehrern, dass sie mich unter keinerlei Umständen schlagen durften. Das führte manchmal zu seltsamen Begebenheiten, wie zum Beispiel einmal, als ich von meiner Cousine abgeschrieben hatte und sie ein paar Schläge dafür kassierte, während ich vom Lehrer gelobt wurde, weil ich keinen einzigen Fehler hatte. Dass wir jeden Morgen in der Klasse erst einmal zu Gott beten mussten, machte die Situation nicht besser. Ich war sicher, dass es nicht derselbe Gott sein konnte, den ich von zu Hause kannte. Zwar gaben sie sich alle Mühe, mir zu erklären, sie seien ebenfalls Christen, nichtsdestotrotz saß ich demonstrativ mit den Händen hinter dem Rücken verschränkt da, während die anderen die Hände falteten. Als einer meiner Klassenkameraden eines Tages so heftig geschlagen wurde, dass er zu bluten anfing, hatte ich genug. Ich machte mich davon, und zu Hause angekommen teilte ich der Familie mit, dass ich ab sofort nicht mehr zur Schule gehen würde. Und so kam es auch.
Die Zeit auf Jamaica ist mir als eine Zeit immenser Freiheit im Gedächtnis geblieben. Es war immer jemand da, mit dem man spielen konnte. Und Regeln, was man durfte und was nicht, gab es kaum. Wir Kinder waren überwiegend für uns selbst verantwortlich. Elektrizität gab es ebenso wenig, und so fingen wir abends Glühwürmchen in Gläsern und erzählten uns in ihrem fahlen Licht gegenseitig Spukgeschichten. Die großen Kinder passten auf die kleinen auf, und gab es Konflikte, mussten wir sie selbst lösen; etwas, das mich mein Leben lang begleiten sollte.
Aber so konnte es natürlich nicht ewig weitergehen. Zuerst schickten meine Eltern mich wieder zur Schule, aber es funktionierte einfach nicht, und schließlich sagte meine Mutter: Wir können sie nicht zwingen. Wieder nach Dänemark zurückzugehen war also die einzige Lösung. Bevor wir nach Jamaica kamen, hatten wir alles verkauft, was wir besaßen, und jetzt sollte meine Mutter vorab in Dänemark eine Arbeit und eine Wohnung für uns suchen, bevor wir nachkämen, so der Plan. Es war schlimm. Ich vermisste sie schrecklich, und ich war überzeugt, dass ich sie nie wiedersehen würde. Natürlich gab es noch meinen Vater, aber er war nicht sehr präsent. Auf den Plantagen war immer viel zu tun, und er besaß auch selbst ein Stück Land irgendwo nicht weit weg. Zwar war meine Schwester da und tröstete mich, aber sie war nun mal nicht meine Mama.
Wieder in Dänemark zu sein war eine gewaltige Umstellung. Ich besuchte zunächst eine sehr kleine Schule, die Sct. Annagades Skole im Stadtteil Frederiksberg in Aarhus, wo ich sehr gut zurechtkam. Leider wurde die Schule 1976 geschlossen, obwohl Eltern und Kinder demonstrierten und ich mit einem Banner in der ersten Reihe stand und einfach nur wütend auf die Mehrheit im Stadtrat war. Sogar ein lokales Referendum wurde organisiert, aber weil nicht genügend Leute ihre Stimme abgaben, führte das zu nichts, und ich musste fortan die viel größere N. J. Fjordsgades Skole besuchen, zusammen mit den Schülerinnen und Schülern, die schon lange dort waren. Anfangs protestierten wir von der Sct. Annagades Skole noch, aber dann gaben immer mehr auf, und schließlich waren wir nur noch eine Handvoll, die sich widersetzten.
Schon immer wollte ich im Leben möglichst viel Spaß haben. Allerdings war man seitens der Schule oft anderer Meinung, was unter Spaß zu verstehen sei. Deshalb musste ich oft nachsitzen, beispielsweise nachdem ich im Hauswirtschaftsraum eine Prügelei angezettelt hatte und Eier und Mehl an Wänden und Decke landeten. Dabei war es gar nicht so, dass ich nicht gerne lernte. Von klein auf habe ich sehr viel gelesen. Jede Woche ging ich zur Bibliothek und schleppte stapelweise Bücher nach Hause. Während meiner Kindheit hatte ich einen Wellensittich, dann ein Paar Zebrafinken und schließlich ein kleines, hübsches, rosiges Meerschweinchen namens Nol. Es durfte in meinem Zimmer frei herumlaufen und sein Futter vom Boden essen, was meine Mutter wahnsinnig machte, trotzdem saß Nol so gut wie nie in seinem Käfig. Ich las viele Bücher über die Tiere, die ich besaß, aber auch über verschiedene andere Tiere. Oft vertiefte ich mich in Bücher über Menschen, denen es schlecht ging, und fegte zum Beispiel die Regale mit Titeln über Drogenmissbrauch förmlich leer. Außerdem interessierte mich alles über Geisteskrankheiten, und ich las, was ich in die Finger bekommen konnte. Ohne dass ich es wusste, hatte meine berufliche Laufbahn schon damals begonnen. Besonders wissenschaftliche Texte zogen meine Aufmerksamkeit auf sich, und nicht zuletzt deshalb gehörte Biologie zu meinen Lieblingsfächern.
Meine Mutter war mir gegenüber immer sehr verständnisvoll. Oft sagte sie: »Florence, ich kann ja verstehen, dass du nicht gerne zur Schule gehst – aber was können wir tun, damit es besser wird?« Tatsächlich ging ich nicht ungern zur Schule, aber ein bisschen Spaß musste schon sein. Ich erinnere mich noch gut an die Elternsprechtage. »Florence ist gut, hat aber zu viel Unsinn im Kopf. Sie fängt im Unterricht an zu singen oder macht oft irgendwelchen Blödsinn und zieht die anderen mit hinein«, hieß es jedes Mal. Außer in Biologie, da war ich ein Musterbeispiel an Lernbereitschaft und Fleiß. Ich liebte das Fach, oder vielleicht war es auch die Lehrerin, Frau Jelvin, die sehr direkt und scharfzüngig war, aber gleichzeitig liebenswert. Ganz egal, worum es ging, sah meine Mutter mich stets als ein eigenständiges Individuum und hielt immer zu mir. Kam ich plötzlich auf die Idee, Düsenjägerpilotin zu werden, sagte sie, das sei eine Spitzenidee, und wollte ich Schlosserin werden, war sie überzeugt, dass ich darin richtig gut sei. Nie bekam ich zu hören, dieses oder jenes könne ich nicht, und mein Einsatz wurde immer gebührend gewürdigt. Andererseits wurde der rote Teppich auch nicht so mir nichts, dir nichts ausgerollt. Meine Eltern ließen mir viel Freiraum, erwarteten aber im Gegenzug, dass ich mich den Herausforderungen, die mir auf meinem Weg begegneten, erst einmal selber stellte. Sehr deutlich erinnere ich mich daran, dass einmal ein paar Jugendliche hinter mir her waren. Sie hatten Spielzeugmesser bei sich, aber damals war ich überzeugt, dass sie echt waren. Ich schrie zu meiner Mutter oben im Wohnblock, sie wollten mich umbringen, aber sie antwortete nur, ich müsse selbst zusehen, wie ich damit fertigwürde. Sie wusste natürlich, dass es keine ernste Situation war.
In der Stadt gab es mehrere Jugendzentren. Anfangs traf unsere Clique sich in der Langenæs Allé, aber irgendwann fanden wir es dort langweilig und zogen weiter in einen Jugendtreff in der Annagade. Ich zog sehr früh zu Hause aus, weil ich mit meinen Freunden zusammen sein wollte, wann immer es möglich war. Sie wohnten alle in der Stadtmitte, und wir waren aus dem Zentrum Aarhus C in einen Vorort ein ganzes Stück außerhalb der Stadt umgezogen. Unsere Clique hielt zusammen, Jungs und Mädchen. Die Jungs kurvten auf getunten Mopeds herum, und mit einem von ihnen, Mads, blieb ich zehn Jahre lang zusammen. Ich hatte immer das Gefühl, dazuzugehören, auch wenn ich großen Wert auf meine Selbstständigkeit legte. Zum Beispiel rauchte ich kein Hasch, obwohl praktisch alle anderen es ausprobierten. Einmal habe ich mich an Pot versucht, in einem Sommercamp in den Ferien in den 70ern. Eine Freundin und ich fanden ein paar Hanfblätter, die zum Trocknen auf einem Speicher hingen, aber als sie verbraucht waren, hörte ich wieder auf. Es war eine ziemlich bunte Truppe, in die ich da geraten war. Damals war man entweder Rocker, Popper oder Hippie, aber ich passte in keine dieser Kategorien. Vielmehr hatte ich mir eine eigene Weste genäht, auf deren Rücken McBull stand, konnte aber genauso ein paar Tage später in einer pinkfarbenen Hose auftauchen, die ich selbst gefärbt hatte (und bei der es sich eigentlich um eine lange Unterhose für Männer handelte), samt Schaffelljacke und Feder im Haar. Eine meiner Freundinnen fragte mich, ob ich mich nicht mal für irgendeinen Stil entscheiden könnte, aber dazu hatte ich keine Lust. Schubladen waren nie mein Ding.
Zwar waren wir ziemlich verschieden, nichtdestotrotz liebte ich es, mit meiner Clique abzuhängen. Ich hatte das Gefühl, dass sie zu mir stand, ganz gleich, welche Probleme ich mir einhandeln würde. Und langweilte ich mich, konnte ich jederzeit in der Annagade auftauchen. Irgendjemand war immer da, und es dauerte nie lange, bis uns irgendetwas einfiel, das wir unternehmen konnten. Oft kauften wir uns ein paar Bier und machten uns ein Lagerfeuer. Einmal rief der Kioskbesitzer die Feuerwehr, aber anstatt uns ordentlich den Marsch zu blasen, halfen uns die Feuerwehrleute, den Platz so herzurichten, dass wir risikolos ein Feuer machen und ein bisschen Spaß haben konnten. Einmal drangen wir nachts in eins der Hallenbäder der Stadt ein und veranstalteten eine Pool-Party. Es war alles ganz harmlos, nichts ging zu Bruch, und niemand kam zu Schaden, trotzdem war am nächsten Tag eine Meldung dazu in der Tageszeitung Jyllands Posten zu lesen. Wir fanden das lustig, feierten aber nie wieder eine Pool-Party. Manchmal wünsche ich mir die Unbeschwertheit zurück, die unser Leben damals prägte.
Nach und nach glitt unsere Clique in ein raueres Milieu ab, einige meiner Freunde kamen mit Rockergruppen in Kontakt. So richtig wurden mir die Veränderungen erst bewusst, als die Konflikte zwischen uns ihren Charakter änderten. Dass es hier und da schon mal ein paar Ohrfeigen gab, war nichts Neues, und ich stand meistens in der ersten Reihe, wenn es zu Auseinandersetzungen mit anderen Cliquen kam. Aber meistens ging es nur darum, sich aufzuplustern, und wenn überhaupt, benutzte man allenfalls die Fäuste. Jetzt wurden Flaschen zerschlagen und damit gedroht, und es war, als würden mehr und mehr meiner Leute die Gewalt förmlich suchen. Manchmal versuchte ich, mit ihnen darüber zu reden, weil ich wissen wollte, was in ihren Köpfen vorging, aber als scharfkantige Flaschenhälse und Ähnliches ins Spiel kamen, wollte ich nichts mehr damit zu tun haben. Gemeinsam mit einer Freundin brach ich die Verbindung zu den anderen von einem Tag auf den anderen ab, außer zu Mads, und mit siebzehn Jahren fand ich mich plötzlich in der Situation wieder, neue Freunde finden zu müssen, was gar nicht so einfach war.
Die Zeit mit der Clique möchte ich auf keinen Fall missen. Sie hat mir eine besondere Stärke gegeben, von der ich immer noch zehre, und heute würde ich mich als street-smart bezeichnen – eine Eigenschaft, sich mit den Gefahren auf den Straßen von Großstädten auszukennen, die ich heute auch beruflich nutze. Ich glaube nicht, dass ich die Fähigkeit hätte, das Verständnis für die jungen »Banditen« zu entwickeln, mit denen ich arbeite, wie ich es heute kann, wäre ich damals nicht Teil dieser Clique gewesen. Meine Kameraden aus dieser Zeit weckten auch meine Neugierde dafür zu verstehen, was in unseren Köpfen vorgeht. Schon damals war ich meistens diejenige, zu der die anderen kamen, wenn sie jemanden zum Reden brauchten, und mich beschäftigten die Geschichten über Mobbing oder Probleme in der Familie tatsächlich. Ich erinnere mich an einen Jungen, der mir erzählte, er werde zu Hause regelmäßig mit einem großen Kochlöffel geschlagen und rausgeworfen und dürfe erst wieder in die Wohnung, wenn den Eltern der Sinn danach stand. Es trieb mich zur Verzweiflung, dass Menschen ihre Kinder schlecht behandelten, und ich wollte ihm gerne helfen, aber ich konnte nicht viel mehr tun, als mit ihm darüber zu reden.
War ich nicht mit meiner Clique zusammen, arbeitete ich. Nur ganz selten war ich arbeitslos, und dann auch immer nur für kurze Zeit, obwohl ich die Jobs nicht gerade selten wechselte. Meine erste richtige Arbeitsstelle bekam ich in einer Tierhandlung, aber die Art, wie der Besitzer mit den Tieren umging, gefiel mir nicht, und ich kündigte. Eine Zeit lang war ich bei einem Gartenbauunternehmen, danach arbeitete ich in einem Pflegeheim. Am besten gefiel mir die Tätigkeit als Haushaltshilfe. Die alten Menschen, zu denen ich kam, standen oft schon in der Tür und warteten auf mich, und meistens kam ich gar nicht dazu, sauber zu machen oder einzukaufen, weil sie viel lieber mit mir reden wollten. Besonders ist mir eine Dame im Gedächtnis geblieben, 105 Jahre alt, die jede Menge spannende Geschichten zu erzählen hatte.
Irgendwann, als ich mit meinem Hund spazieren ging, kam mir der Gedanke, in den Hundesalon zu gehen, der um die Ecke lag, und zu fragen, ob man nicht eine Auszubildende gebrauchen könnte. Das konnte man durchaus. Für den ersten Pudel, den ich frisierte, brauchte ich sieben Stunden, und anschließend war ich beinahe schneeblind, und er sah aus wie ... nun ja. Aber es wurde schnell besser, vor allem mit den aggressiven Hunden. Schließlich hatte ich von meinem zwölften bis zum vierzehnten Lebensjahr im Tierheim geholfen und wusste, wie ich mit ihnen umgehen musste. Leider entwickelte ich eine Allergie, und irgendwann kam auch noch Asthma hinzu, und ich musste mir einmal mehr überlegen, wie es weitergehen sollte. Und genau zu dieser Zeit fand ich heraus, dass Mirjana von nebenan als Psychologin arbeitete.
Ob sie es für möglich hielt, dass auch ich Psychologin werden könnte, fragte ich sie. Sie führte ein paar Aufgaben aus einem Intelligenztest und auch einen Rorschach-Test mit mir durch. Der Rorschach-Test ist der bekannteste Test innerhalb der Psychologie und besteht aus einer Reihe Klecksographien bzw. Faltbildern, die der Proband dem Psychologen beschreibt. Die Ergebnisse werden auf der Basis psychologischer Theorien interpretiert und mit Hilfe komplexer Algorithmen analysiert. Auf dieser Grundlage wird die Persönlichkeit des Probanden und seine emotionale Funktionalität eingeschätzt. Als wir fertig waren, sagte Mirjana, sie habe keinerlei Bedenken, dass ich das Studium absolvieren könne, und von diesem Augenblick an gab es für mich keinen Zweifel mehr, was ich mit meinem Leben anfangen wollte.
Ich kündigte im Hundesalon und wiederholte die 8., 9. und 10. Klasse, gefolgt vom Fachabitur. Piece of cake – nichts leichter als das, sagte ich mir und legte mir einen genauen Plan zurecht, um in allen Fächern die höchste Punktzahl und den besten Schnitt zu erreichen, sodass ich mich danach sofort an der Universität einschreiben konnte. Ich las alles, was ich in die Finger bekommen konnte, wiederholte die Thesen, die die Lehrer im Laufe des Jahres ansprachen, und so kletterten meine Noten stetig nach oben. Vor jedem Examen sammelte ich mein gesamtes Wissen in einer mentalen »Blase«, leierte in der Prüfung alles herunter und machte den »Tisch« dann wieder frei für das nächste Fach. Zur Prüfung in Chemie konnte ich alle Elemente auswendig. Die Energie, die ich früher darauf verwendet hatte, Spaß im Leben zu haben, steckte ich in Schule, Lernen und Hausaufgaben. Für mich war es eine Frage des Willens, und ich glaubte an mich.
Natürlich schaffte ich nicht in allen Fächern die beste Note, aber in einigen schon, und so hatte ich einen richtig guten Schnitt. Sogar in Deutsch lag ich in der oberen Punktehälfte, obwohl ich das Fach hasste. Allerdings war ich nicht hundertprozentig sicher, ob mein Notenschnitt für ein Studium am Psychologischen Institut der Universität Aarhus gut genug war. Mit einem Kribbeln im Bauch öffnete ich daher den Umschlag mit dem Bescheid der Uni, der eines Tages in meinem Briefkasten lag. Yes!, dachte ich – ich hatte es geschafft und war jetzt ganz offiziell immatrikuliert. Ich war sehr stolz auf mich.
Dass ich im Laufe meines Studiums in Kontakt mit einigen der gefährlichsten Menschen der Welt kommen würde, ahnte ich damals natürlich nicht. Doch wurde mir schnell klar, dass eben genau dort mein besonderes Interessensgebiet lag.
Dunkelheit lag über Aarhus, es war kurz vor elf Uhr abends, und in der Wohnung breitete sich der behagliche Duft von Kaffee aus. Mein Freund hatte sich bereits hingelegt. Er war es gewohnt, dass ich erst spät ins Bett kam.
Ich machte es mir auf dem Sofa gemütlich, wickelte mich in eine Decke und griff nach der Fernbedienung. Wie immer begann die Folge mit dem Krachen eines Gewehrschusses, einige Zeitungsschlagzeilen glitten über den Bildschirm, begleitet von Sirenengeheul und kreischenden Reifen.
Zusammen mit den Schlagzeilen waren die Bilder von Fingerabdrücken zu sehen, dann ein Gefangener in Handschellen, ein Line-up – eine polizeiliche Gegenüberstellung von Verdächtigen – und eine dramatische Festnahme, bevor der Titel der Doku-Serie in großen blauen Buchstaben erschien: The FBI Files.