Setze deinen Fokus! - Michael Hyatt - E-Book

Setze deinen Fokus! E-Book

Michael Hyatt

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Beschreibung

EIN ABSOLUT EFFEKTIVES SYSTEM: TUE WENIGER UND ERREICHE MEHR!

RAUS AUS DEM HAMSTERRAD!

Wer kennt das nicht: Wir versuchen jede Stunde optimal zu nutzen – doch die Zeit reicht nie aus. Bei den meisten nimmt der Job den größten Teil des Lebens ein. Viele haben eine 70-Stunden-Woche und lassen sich immer weniger Freiraum zum Abschalten, für die Familie und Freunde, für das Leben selbst. Der New York Times-Bestseller-Autor MICHAEL HYATT rät: Lernen Sie, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren!

In SETZE DEINEN FOKUS! erläutert er neun bewährte Strategien für echte Produktivität, bei der es nicht um das Abarbeiten von To-do-Listen geht, sondern darum, effektive Ergebnisse zu erreichen und dabei mehr Freiheit für andere Lebensbereiche zu gewinnen:

  • Entscheiden Sie, was Sie wirklich erreichen wollen
  • Legen Sie Ihre Zielrichtung fest
  • Sortieren Sie die unwichtigen Dinge aus
  • Widerstehen Sie konsequent Unterbrechungen und Ablenkungen
  • Setzen Sie Ihre Zeit und Ihre Energie gezielt ein
  • Sorgen Sie für ausreichend Regenerationsphasen
  • Treffen Sie Entscheidungen zum richtigen Zeitpunkt


Ein Ratgeber, der nicht nur für Führungskräfte und Mitarbeiter funktioniert, sondern auch für Lehrer, Trainer oder Eltern.

„Fleiß an sich ist bedeutungslos. Worauf es ankommt, ist die konsequente Erledigung der Arbeit, auf die es wirklich ankommt. Dieses Buch zeigt Ihnen wie.“
− Cal Newport, New-York-Times-Bestseller-Autor

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MICHAEL

HYATT

SETZE DEINEN

FOKUS!

EIN ABSOLUT EFFEKTIVES SYSTEM:

TUE WENIGER UND ERREICHE MEHR!

IMPRESSUM

Michael Hyatt

Setze deinen Fokus

Ein absolut effektives System: Tue weniger und erreiche mehr!

1. deutsche Auflage 2021

ISBN 978-3-96257-240-2

© Narayana Verlag 2021

Titel der englischen Originalausgabe

FREE TO FOCUS

A TOTAL PRODUCTIVITY SYSTEM TO ACHIEVE MORE BY DOING LESS

Copyright ©2019 by Michael Hyatt

Originally published in English under the title Free to Focus by Baker Books, a division of Baker Publishing Group, Grand Rapids, Michigan, 49516, USA. All rights reserved.

Übersetzt aus dem Englischen von Joscha Barisch

Cover Design: Micah Kandros Design

Coverabbildung: Shutterstock: ©Notion Pic (1403308610)

Coversatz: Narayana Verlag GmbH

Herausgeber: Unimedica im Narayana Verlag GmbH, Blumenplatz 2, 79400 Kandern

Tel.: +49 7626 974 970-0

E-Mail: [email protected]

www.unimedica.de

Alle Rechte vorbehalten. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlags darf kein Teil dieses Buches in irgendeiner Form – mechanisch, elektronisch, fotografisch – reproduziert, vervielfältigt, übersetzt oder gespeichert werden, mit Ausnahme kurzer Passagen für Buchbesprechungen.

Sofern eingetragene Warenzeichen, Handelsnamen und Gebrauchsnamen verwendet werden, gelten die entsprechenden Schutzbestimmungen (auch wenn diese nicht als solche gekennzeichnet sind).

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Inhalt

IN DEN FOKUS GERÜCKT

SCHRITT 1STOPP

1. VISIONIEREN: Entscheiden Sie, was Sie wollen

2. EVALUIEREN: Legen Sie Ihren Kurs fest

3. REGENERIEREN: Geben Sie Körper und Geist seine Energie zurück

SCHRITT 2SCHNITT

4. ELIMINIEREN: Trainieren Sie das „Nein-Sagen“

5. AUTOMATISIEREN: Treten Sie selbst einen Schritt zurück

6. DELEGIEREN: Klonen Sie sich – und bessere Lösungen

SCHRITT 3HANDELN

7. VERDICHTEN: Planen Sie Ihre Ideale Woche!

8. ORGANISIEREN: Priorisieren Sie Ihre Aufgaben

9. AKTIVIEREN: Schluss mit Unterbrechungen und Ablenkungen

BRINGEN SIE IHREN FOKUS AUF TOUREN!

DANKSAGUNG

QUELLEN

INDEX

ÜBER DEN AUTOR

STIMMEN ZUM BUCH

In den Fokus gerückt

Was wird Ihr Leben am Ende anderes gewesen sein als die Summe all dessen, worauf Sie sich fokussiert haben?

OLIVER BURKEMAN

„Ich glaube, ich habe einen Herzinfarkt!“ Von allen Sätzen, die man sagen kann, um ein entspanntes Abendessen zu beenden, ist dieser sicher einer der unangenehmsten.

Ich arbeitete damals als Verlagsleiter und war gerade geschäftlich in Manhattan. Ein Kollege und ich beendeten gerade nach einem anstrengenden Tag ein köstliches Essen, als die Brustschmerzen begannen. Ich wollte meinen Freund nicht beunruhigen oder mich selbst in Verlegenheit bringen, also ignorierte ich sie eine Zeit lang, in der Hoffnung, sie würden vorübergehen. Das taten sie aber nicht. Ich lächelte und lachte, bekam aber immer weniger von dem mit, was mein Freund sagte. Ich geriet in Panik, versuchte aber weiterhin, den Schein zu wahren. Der Schmerz wurde stärker. Der Raum verengte sich. Schließlich brach dieser Satz einfach aus mir heraus.

Mein Freund reagierte sofort. Er bezahlte unsere Rechnung, rief ein Taxi und verfrachtete mich umgehend ins nächste Krankenhaus. Nach einigen Voruntersuchungen berichtete der Arzt, dass meine Vitalwerte in Ordnung seien. Es war also doch kein Herzinfarkt. Nach einer gründlicheren Untersuchung stellte auch mein Hausarzt nichts fest. Ich war völlig gesund! Außer, dass ich es eben nicht war. Im Laufe des nächsten Jahres fand ich mich noch zwei weitere Male im Krankenhaus wieder. Jedes dieser Ereignisse verlief genau wie das erste. Die Ärzte versicherten mir immer wieder, dass mein Herz gesund sei, aber ich wusste, dass etwas nicht stimmte.

In meiner Verzweiflung machte ich einen Termin bei einem der Top-Kardiologen in meiner Heimatstadt Nashville. Er unterzog mich einer Reihe von Tests und rief mich, sobald die Ergebnisse vorlagen, in sein Büro. „Michael, Ihr Herz ist in Ordnung“, sagte er. „Tatsächlich sind Sie in bester Verfassung. Ihr Problem besteht in zwei Dingen: Sodbrennen … und Stress.“ Er sagte, dass ein Drittel der Menschen, die mit Brustschmerzen zu ihm kamen, unter Sodbrennen litten, und den meisten davon stand der Stress bis zum Hals. „Um den Stress sollten Sie sich kümmern“, warnte er mich. „Wenn Sie ihm nicht Priorität einräumen, werden Sie bald wieder hier auftauchen– dann mit einem echten Herzproblem.“

Ich war genau wie die überarbeiteten, überlasteten Menschen, von denen er mir erzählte. Solange ich mich zurückerinnern konnte, hatte ich ein verrücktes Pensum. Und die Arbeit schien nie weniger zu werden. Damals leitete ich in meiner Firma eine Abteilung und versuchte, eine fast unmögliche Wende herbeizuführen (mehr dazu später). Ich hatte mehr Prioritäten, als ich zählen konnte, und wurde in hundert verschiedene Richtungen gezogen. Ich stand im Zentrum eines jeden Prozesses. Ich erhielt jeden Telefonanruf, jede E-Mail, jede Textnachricht. Ich war rund um die Uhr im Dienst, in einem unaufhörlichen Wirbel von Projekten, Besprechungen und Aufgaben– ganz zu schweigen von Notfällen, Unterbrechungen und Ablenkungen. Meine Familie war überstrapaziert, meine Energie und mein Enthusiasmus ließen nach und jetzt litt auch noch meine Gesundheit. Irgendetwas musste geschehen.

Unser Leben in der Ablenkungsökonomie

Mein Problem bestand damals darin, dass ich zu viel tat– und das meiste davon im Alleingang. Später erkannte ich, dass sich auf alles zu fokussieren in Wirklichkeit bedeutet, dass man gar keinen Fokus hat. Es ist fast unmöglich, irgendetwas von Bedeutung zu erreichen, wenn man durch eine endlose Litanei von Aufgaben und Notfällen rennt. Und doch verbringen viele von uns genauso ihre Tage, Wochen, Monate und Jahre– manchmal sogar ihr ganzes Leben.

Eigentlich sollten wir es inzwischen besser wissen. Seit Jahrzehnten leben und handeln wir in einer sogenannten Informationsökonomie. In den Jahren 1969 und 1970 sponserten die Johns Hopkins University und die Brookings Institution eine Reihe von Konferenzen über die Auswirkungen der Informationstechnologie. Einer der Redner, Herbert Simon, war ein Professor für Informatik und Psychologie an der Carnegie Mellon University. Später erhielt er für seine wirtschaftswissenschaftliche Arbeit den Nobelpreis. In seinem Vortrag warnte er davor, dass das Wachstum der Informationen zu einer Belastung werden könnte. Warum? „Informationen verbrauchen die Aufmerksamkeit ihrer Empfänger“, erklärte er, und „eine Fülle von Informationen schafft ein Aufmerksamkeitsdefizit.“1

Informationen sind nicht länger ein knappes Gut. Nun ist es Aufmerksamkeit. Tatsächlich wird in einer Welt, in der Informationen frei verfügbar sind, Aufmerksamkeit zu einer der wertvollsten Ressourcen der Arbeitswelt. Doch für die meisten von uns ist die Arbeit gerade der Ort, an dem sie am wenigsten zu finden ist. In Wahrheit leben und arbeiten wir in einer Ablenkungsökonomie. Wie der Journalist Oliver Burkeman sagt: „Ihre Aufmerksamkeit wird den ganzen Tag über von Spam-Mails überschwemmt.“2 Den ständigen Fluss von Inputs und Unterbrechungen einzudämmen, kann uns tatsächlich wie ein Ding der Unmöglichkeit erscheinen.

Denken Sie zum Beispiel an E-Mails. Insgesamt werden pro Minute über 200 Millionen E-Mails verschickt.3 Einige von uns beginnen ihren Arbeitstag mit einigen hundert ungelesenen Mails, während gerade hunderte weitere auf dem Weg sind.4 Doch damit nicht genug. Nehmen Sie dazu all die Daten-Feeds, Telefonanrufe, Texte, Drop-in-Besuche, Sofortnachrichten, pausenlose Meetings und unvorhergesehene Probleme, von denen unsere Telefone, Computer, Tablets und unsere Arbeitsplätze überschwemmt werden. Untersuchungen zeigen, dass wir im Durchschnitt alle drei Minuten unterbrochen oder abgelenkt werden.5 „Obwohl die digitale Technologie zu erheblichen Produktivitätssteigerungen geführt hat“, meint Rachel Emma Silverman vom Wall Street Journal, „scheint der moderne Arbeitsalltag wie geschaffen dafür, den individuellen Fokus zu zerstören.“6

Wir alle haben das schon erlebt. Unsere Geräte, Apps und Tools lassen uns glauben, dass wir Zeit sparen und hyperproduktiv sind. In Wirklichkeit vertrödeln die meisten von uns den Tag damit, Aktivitäten mit wenig Wert nachzugehen. Wir investieren unsere Zeit nicht in große und wichtige Projekte. Stattdessen werden wir von winzigen Aufgaben tyrannisiert. Zwei Arbeitsprozess-Berater stellten fest, dass „etwa die Hälfte der Arbeit, die Menschen leisten, nicht dazu beiträgt, dass die Organisationen, für die sie arbeiten, ihre Ziele erreichen.“ Mit anderen Worten: Die Hälfte allen Aufwands und aller investierten Stunden bringen dem Unternehmen gar nichts im Gegenzug für all die Hektik. Sie nennen das „Scheinarbeit“7. Wir tun mehr und gewinnen weniger, was eine große Lücke zwischen dem entstehen lässt, was wir erreichen wollen, und dem, was wir tatsächlich erreichen.

Die Kosten der Verschwendung

Die Kosten all dieser vergeudeten Zeit und falsch eingesetzten Talente sind schwindelerregend. Je nach Studie beträgt der Zeitverlust pro Tag für Büroangestellte drei Stunden oder mehr – bis zu sechs Stunden.8 Nehmen wir an, Sie arbeiten 250 Tage im Jahr (365 Tage abzüglich Wochenenden und zwei Wochen Urlaub). Das wären dann 750 bis 1.500 Stunden Ausfallzeit pro Jahr. Der Schaden für die US-Wirtschaft beläuft sich damit auf bis zu eine Billion US-Dollar.9 Aber das ist zu abstrakt.

Denken Sie stattdessen an all die ins Stocken geratenen Initiativen, die verschobenen Projekte und das nicht realisierte Potenzial – insbesondere an Ihre eigenen ins Stocken geratenen Initiativen, verschobenen Projekte und Ihr eigenes nicht realisiertes Potenzial. Ich habe im Laufe der Jahre Tausende von vielbeschäftigten Führungskräften und Unternehmern beraten. Und das bekomme ich von meinen Klienten am häufigsten zu hören: Der Geldwert der Produktivitätsverluste ist zwar bedeutsam, aber er ist nicht das, was wirklich wehtut. Es sind all die Träume, die ungelebt bleiben, die Talente, die vertrocknen, und die Ziele, die nicht verfolgt werden.

Zwischen den Projekten, die wir verwirklichen wollen, und der Flut anderer Aktivitäten – einigen, die tatsächlich wichtig sind, und anderen, die es nur zu sein scheinen – fühlen wir uns erschöpft, desorientiert und überfordert. Laut Gallup beklagt sich etwa die Hälfte von uns darüber, dass wir nicht genug Zeit haben, um das zu tun, was wir tun wollen. Bei den 35- bis 54-Jährigen oder bei Menschen mit Kindern unter 18 Jahren liegt die Zahl höher – bei mehr als 60 Prozent.10 In ähnlicher Weise gaben sechs von zehn von der American Psychological Association befragten Personen im Jahr 2017 an, dass sie bei der Arbeit gestresst seien, und fast vier von zehn sagten, dies sei nicht das Ergebnis eines einmaligen Projekts, sondern eine Konstante in ihrem Arbeitsleben.11 Stress hat auch positive Aspekte. Dass wir unter permanenter Anspannung stehen und das, was uns wichtig ist, nicht mehr umsetzen können, gehört sicher nicht dazu.

Die einzige Möglichkeit, diese Kosten aufzufangen, scheint darin zu bestehen, dass wir zulassen, dass die Arbeit Besitz von unseren Nächten ergreift und in unsere Wochenenden vordringt. So ergab eine Studie des Center for Creative Leadership, dass sich Berufstätige mit Smartphones – und das sind inzwischen so gut wie alle von uns – mehr als 70 Stunden mit ihrer Arbeit beschäftigen.12 Laut einer vom Softwareunternehmen Adobe in Auftrag gegebenen Studie verbringen US-Arbeitnehmer jeden Tag mehr als sechs Stunden damit, E-Mails abzurufen. Um Zeit für den Rest des Arbeitstages zu gewinnen, checken 80 Prozent ihre E-Mails, bevor sie ins Büro gehen, und 30 Prozent, bevor sie morgens aufstehen.13 Laut einer anderen Studie von GFI Software checken fast 40 Prozent von uns nachts nach 23 Uhr noch ihre Mails und drei Viertel von uns tun das auch am Wochenende.14 Berichten zufolge scheint es bei Team-Chat-Apps genauso zu sein, möglicherweise noch schlimmer.

Es ist, als ob wir auf der falschen Seite des Spiegels arbeiten, wie es bei Alice hinter den Spiegeln geschildert wird, der Fortsetzung von Alice im Wunderland. „Sehen Sie, hier muss man so schnell rennen, wie man nur kann, um an der gleichen Stelle zu bleiben“, sagt die Rote Königin zu Alice. „Wenn man irgendwo anders hin will, muss man mindestens doppelt so schnell rennen!“15 Um das Tempo zu halten, greifen manche Menschen zu Amphetaminen und Psychedelika, um sich einen Vorsprung zu verschaffen.16 Selbst wenn wir die angeblichen Vorteile kognitiv fördernder Drogen zugeben und gesundheitliche und soziale Belange herunterspielen wollen: Was für eine Welt erschaffen wir da für uns, in der wir unsere Neurochemie frisieren müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben?

Dieses Gerenne bringt seine ganz eigenen Kosten mit sich. Es trägt nicht nur unmittelbar dazu bei, dass wir uns ständig gestresst fühlen. Lange Arbeitszeiten schädigen unsere Gesundheit und unsere Beziehungen und rauben unseren persönlichen Interessen die Zeit, die sie eigentlich verdienen. Wenn Sie am Abend noch gehetzt sind, leidet Ihr Schlaf darunter. Wenn Sie früh ins Büro aufbrechen, lassen Sie den morgendlichen Lauf ausfallen. Wenn Sie beim Fußballspiel Ihrer Kinder E-Mails checken, verpassen Sie dabei den entscheidenden Moment, der der Mannschaft zum Sieg verhilft. Wenn Sie sich spät noch einmal an Ihre Präsentation setzen, müssen Sie das Date mit Ihrem Partner verschieben – schon wieder.

Die Kosten bestehen in dem, was wir dafür aufgeben müssen. Jeden Tag fällen wir ständig Urteile, anhand derer wir uns entscheiden, was unseren Fokus wirklich verdient. Leider muss ich sagen, dass ich mich zu Beginn meiner Karriere viel zu oft für geschäftiges Arbeiten entschieden habe. Mittlerweile weiß ich, dass solche Zugeständnisse es mir unmöglich machen, meinen wirklich wichtigen Aufgaben, meiner Gesundheit, meinen Beziehungen und meinen persönlichen Interessen die Zeit und Aufmerksamkeit zu widmen, die sie verdienen. Und wie Oliver Burkeman sagt: „Was wird Ihr Leben am Ende anderes gewesen sein als die Summe all dessen, worauf Sie sich konzentriert haben?“17

Das Tempo in der Ablenkungsökonomie kann unerbittlich sein. Wie oft fühlen Sie sich wie Alice: Sie müssen so schnell rennen, wie Sie können, nur um zu bleiben, wo Sie gerade sind – und doppelt so schnell, um voranzukommen?

Kontraproduktive Produktivität

Um diese Kosten auszugleichen, greifen viele von uns auf Produktivitätssysteme zurück. Wenn wir wie Alice ins Hintertreffen geraten, denken wir, sollten wir vielleicht einfach schneller rennen! Also suchen wir nach Ratschlägen und Tipps im Internet. Wir durchforsten Onlineshops und App Stores nach Ideen und Tools, um unsere Zeit besser zu verwalten und unsere Effizienz zu steigern.

Genau das habe ich auch getan. Nach dem Schrecken, den mir mein Herz eingejagt hat, wusste ich, dass mein Tempo so nicht mehr durchzuhalten war. Es musste einen besseren Weg geben. Ich beschäftigte mich mit jedem Produktivitätssystem, das ich finden konnte. Ich habe sie alle ausprobiert, mit ihnen experimentiert und sie optimiert. Nach und nach begann es sich auszuzahlen und ich fing an, meine Entdeckungen und Erfahrungen mit anderen auszutauschen. Aus diesem Grund habe ich vor 15 Jahren meinen Blog gestartet. Er diente als Produktivitätslabor für mich und meine Leser. Obwohl ich damals CEO eines großen Verlagshauses war, wurde ich als Produktivitätsexperte anerkannt. Später gründete ich dann ein Unternehmen für die Weiterbildung von Führungskräften und heute betreue ich Hunderte von Kunden und bringe jedes Jahr Tausenden bei, was ich über Produktivität weiß.

Damals suchte ich nach einer Möglichkeit, mehr Arbeit – oder zumindest die gleiche Menge ein wenig schneller – zu erledigen, ohne mich dabei umzubringen. Aber ich fand schnell heraus, dass die Lösung nicht darin bestehen konnte, mit der Roten Königin Schritt zu halten. Der Durchbruch kam, als mir klar wurde, dass die meisten „Lösungen“ für Produktivität die Dinge sogar noch schlimmer machen. Wenn ich mit Unternehmern, Managern und anderen Führungskräften arbeite, sagen diese mir am Anfang für gewöhnlich, dass sie unter Produktivität verstünden, schneller mehr zu tun. Das liegt daran, dass unsere Vorstellungen von Produktivität aus dem Industriezeitalter stammen. Damals führten die Menschen eine klar definierte Reihe von repetitiven Aufgaben aus und der Gewinn wurde durch marginale Anpassungen in der Ausführung verbessert. Aber das ist eigentlich nicht meine Aufgabe. Es ist auch nicht die der Menschen, die ich betreue. Und ich wette, es ist auch nicht Ihre Aufgabe. Heute üben wir erstaunlich viele unterschiedliche Tätigkeiten aus. Und zum Endergebnis tragen wir hauptsächlich durch neue Projekte bei, nicht durch kleine Verbesserungen bestehender Prozesse.

Und das ist die Wurzel des Übels: Indem wir mit einer veralteten Denkweise an Produktivität herangehen, fordern wir einen Burn-out heraus, was wir ja gerade vermeiden wollen, und erreichen nie unser wahres Potenzial. Niemand kann mit der Roten Königin mithalten. Und wenn man in die falsche Richtung unterwegs ist, bringt es sowieso nichts, schneller zu rennen. Es ist an der Zeit, das ganze Modell zu überdenken.

Ein neuer Ansatz

Die produktivsten unter den Führungskräften, die ich coache, wissen, dass es bei Produktivität nicht darum geht, mehr Dinge zu erledigen, sondern darum, die richtigen Dinge zu tun. Es geht darum, jeden Tag in Klarheit zu beginnen und zufrieden zu beenden – mit dem Gefühl, etwas geschafft zu haben und noch verbleibender Energie. Es geht darum, mehr zu erreichen, indem man weniger tut, und in diesem Buch zeige ich Ihnen, wie das geht.

Setze deinen Fokus ist ein umfassendes Produktivitätssystem, das drei einfachen Schritten folgt, die jeweils aus drei Aktionen bestehen. Ich habe die Schritte so angeordnet, dass Sie optimal in Fahrt kommen, also widerstehen Sie bitte der Versuchung, etwas zu überspringen.

Schritt 1: Stopp. Ich weiß, was Sie jetzt denken: „Stopp? Das kann nicht das richtige Wort sein. Sollte der erste Schritt in einem Produktivitätssystem nicht ‚Los geht’s!‘ lauten?“ Nein. In der Tat ist das der Punkt, bei dem die meisten üblichen Produktivitätssysteme falsch liegen: Sie zeigen Ihnen sofort, wie Sie besser oder schneller arbeiten können, halten aber nie inne, um zu fragen: Wofür eigentlich? Worin liegt der Zweck der Produktivität? Bei der Antwort darauf geht es ums Ganze. Wenn man nicht zuallererst weiß, wofür man arbeitet, kann man auch nicht richtig einschätzen, wie man arbeiten sollte. Aus diesem Grund schlägt Setze deinen Fokus vor, dass man zunächst aufhören muss, um wirklich beginnen zu können.

Als erstes werden Sie Visionieren. Das wird Ihnen helfen zu klären, was Sie von Ihrer Produktivität erwarten. Wir werden Produktivität einen neuen Rahmen geben, sodass sie zur Realität passt statt zu der Welt auf der falschen Seite des Spiegels. Zweitens: Evaluieren. Schauen Sie sich Ihre Aktivitäten an und unterscheiden Sie diejenigen mit echter Wirkung, also einem tatsächlichen Impact, von Kleinkram mit geringer Hebelwirkung. Sie werden hier auch ein Werkzeug entdecken, das die Art und Weise, wie, wann und wofür Sie den Großteil Ihrer Energie aufwenden, völlig revolutionieren wird, wenn Sie es richtig einsetzen. Schließlich werden Sie sich Regenerieren, indem Sie herausfinden, wie Sie Ruhephasen aktiv zur Verbesserung Ihrer Leistung nutzen können.

Schritt 2: Schnitt. Sobald Sie eine klare Vorstellung davon haben, wo Sie stehen und was Sie wollen, ist es Zeit für Schritt 2: Machen Sie einen Schnitt! Sie werden feststellen, dass das, was Sie nicht tun, für Ihre Produktivität genauso wichtig ist wie das, was Sie tun. Michelangelo hat David nicht durch das Hinzufügen von Marmor geschaffen. Sind Sie bereit, Ihren Meißel herauszuholen?

Zuerst werden Sie Eliminieren. Sie werden die beiden mächtigsten Worte in Sachen Produktivität entdecken und erfahren, wie Sie sie verwenden können, um die Zeiträuber in die Flucht zu schlagen, die Ihnen Ihre Stunden stehlen. Zweitens werden Sie Automatisieren. Hier werden Sie Zeit und Aufmerksamkeit zurückgewinnen, indem Sie Aufgaben mit geringem Impact ohne großen Aufwand nebenbei erledigen. Schließlich werden Sie Delegieren. Viele schrecken vor diesem Wort zurück, aber machen Sie sich keine Sorgen: Ich zeige Ihnen eine effektive Methode, mit der Sie sich Arbeit vom Hals schaffen und dennoch sicherstellen können, dass sie nach Ihren Standards erledigt wird.

Schritt 3: Handeln. Nachdem alles Unwesentliche weggelassen wurde, ist es nun Zeit zum Handeln. In diesem Abschnitt erfahren Sie, wie Sie die Aufgaben mit hohem Impact in kürzerer Zeit und, was noch wichtiger ist, mit weniger Stress erledigen können.

Ihre erste Aufgabe hier besteht im Konzentrieren. Nutzen Sie drei verschiedene Aktivitätskategorien für sich und maximieren Sie so Ihren Fokus. Als nächstes werden Sie Organisieren. Damit meine ich, dass Sie lernen, Aufgaben so zu strukturieren, dass sie in Ihren Zeitplan passen. So halten Sie die Tyrannei der Dringlichkeiten in Schach. Zuletzt werden Sie Aktivieren, indem Sie Unterbrechungen und Ablenkungen beseitigen und Ihre einzigartigen Fähigkeiten und Fertigkeiten optimal zum Einsatz bringen.

Auf dem Weg werden Sie einige der Klienten kennenlernen, die ich gecoacht habe und die diese Lektionen in ihrem Leben umgesetzt haben. Ich werde Ihnen zeigen, wie Sie das ebenfalls erreichen können. Jede der neun Aktionen endet mit Übungen, die Ihnen helfen, diese Schritte sofort in die Praxis umzusetzen. Lassen Sie diese Übungen nicht aus. Sie sind maßgeschneidert, um Ihnen zum Erfolg zu verhelfen. Die Tage, an denen Sie durch pausenlose Unterbrechungen und eine außer Kontrolle geratene To-do-Liste aus der Bahn geworfen wurden, sind gezählt. Die Nächte, in denen Sie nach einem anstrengenden Tag erschöpft im Bett lagen, ohne sich sicher sein zu können, tatsächlich etwas erreicht zu haben, sind vorbei.

Es ist an der Zeit, in Ihrem Leben den Reset-Knopf zu drücken und endlich ein System einzurichten, das es Ihnen ermöglicht, die Zeit und Energie zur Verwirklichung Ihrer wichtigsten Ziele zu finden – sowohl im Büro als auch in Ihrem Privatleben.

Können Sie sich das vorstellen? Können Sie sich einen Zustand vorstellen, in dem Sie die volle Kontrolle darüber haben, was Sie mit Ihrer Zeit anfangen, in dem Sie selbst entscheiden, wie Sie Ihre kostbare Energie einsetzen? Und Sie abends nach einem ausgefüllten und befriedigenden Tag noch voller Energie zu Bett gehen? Ich hoffe, das können Sie, denn diese Zeit wird kommen. Sie können tatsächlich mehr erreichen, indem Sie weniger tun. Machen Sie den ersten Schritt und entdecken Sie, wie das funktioniert.

ÜBERPRÜFEN SIE IHRE PRODUKTIVITÄT

Bevor wir anfangen, empfehle ich Ihnen, das „Free to Focus Productivity Assessment“ abzuschließen, falls Sie das noch nicht getan haben. Gehen Sie auf FreeToFocus.com/assessment (Anm. d. Verlags: Alle Inhalte auf der Website von Michael Hyatt sind nur in englischer Sprache verfügbar). Diese Free To Focus – Übungstools, auf die stellenweise verwiesen wird, sind rein optionale Hilfen, die zum Verständnis und für die Anwendung dieses Buchs nicht notwendig sind und übersprungen werden können. Es geht schnell und ist einfach und wichtig, eine Grundeinschätzung Ihrer aktuellen Produktivität zu erhalten. Machen Sie sich nicht selbst fertig, wenn Ihre Punktzahl niedrig ist. Deshalb haben Sie doch dieses Buch gekauft, oder nicht? Einiger Probleme sind Sie sich bereits bewusst – es macht also keinen Sinn, sie jetzt verbergen zu wollen. Wenn Sie andererseits eine hohe Punktzahl erreichen, glauben Sie nicht, dass Sie das Buch schon beiseitelegen können. Ganz gleich, wie gut Sie momentan schon sind: Für diejenigen, die sich ihrer Sache verschreiben, gibt es immer einen nächsten Level des Erfolgs. Ihren persönlichen Produktivitäts-Score erhalten Sie unter FreeToFocus.com/assessment.

SCHRITT 1

STOPP

1

Visionieren

Entscheiden Sie, was Sie wollen

„Würdest du mir bitte sagen, welchen Weg ich einschlagen muss?“

„Das hängt in beträchtlichem Maße davon ab, wohin du gehen willst.“

ALICE IM WUNDERLAND

Erinnern Sie sich an die Szene aus der amerikanischen Sitcom der 1950er-Jahre I Love Lucy, in der Lucy und Ethel in einer Schokoladenfabrik eingestellt werden? Ihre Aufgabe besteht darin, Pralinen einzupacken, die auf einem Fließband vorbeilaufen. Die Vorarbeiterin droht ihnen mit Entlassung, sollte ein einziges Stück unverpackt an ihnen vorbeirutschen. Die beiden legen einen guten Start hin, aber innerhalb von Sekunden rasen die Süßigkeiten nur so an ihnen vorbei. Lucy und Ethel beginnen, sie sich in den Mund zu stecken und füllen ihre Hüte mit dem Überschuss. Als der Ansturm schließlich aufhört, kommt die Vorarbeiterin, um ihre Arbeit zu inspizieren. Sie kann nicht sehen, dass Lucy und Ethel die unverpackten Süßigkeiten versteckt haben, sodass es so aussieht, als hätten sie ganze Arbeit geleistet. Und worin besteht ihre Belohnung? Die Vorarbeiterin lässt das Band noch schneller laufen.

Wohin mit all den zusätzlichen Aufgaben, Fragen und Aufträgen, mit denen wir auf der Arbeit überhäuft werden? Wenn wir es irgendwie schaffen, damit fertigzuwerden, ist unsere Belohnung wie bei Lucy und Ethel oft noch mehr Arbeit.

Fast jeder, den ich kenne, hat sich schon einmal gefühlt wie Lucy und Ethel, auch ich. Einigen von uns geht es die meiste Zeit so. Für uns sind es keine Pralinen, die an uns vorüberrasen. Es sind E-Mails, Texte, Telefonanrufe, Berichte, Präsentationen, Meetings, Termine – ein endloses Fließband voller neuer Dinge, die es zu tun, in Ordnung zu bringen oder zu überdenken gilt. Wir sind so produktiv, wie es nur geht, aber wir können eben nur ein gewisses Maß bewältigen.

Also schaufeln wir mit den zusätzlichen Aufgaben unsere Nächte voll und füllen unsere Wochenenden mit Projekten, die wir während der Arbeitswoche nicht fertigbekommen. All das stapelt sich auf unserem geistigen Fließband und erfordert geistige, emotionale und körperliche Energie. Deshalb beschäftigen wir uns mit Produktivitätstipps und Hacks – um Wege zu finden, bei jeder der Millionen Aufgaben, die unsere Aufmerksamkeit erfordern, ein paar Minuten einzusparen. Wenn wir jede einzelne Praline nur den Bruchteil einer Sekunde schneller einpacken, könnten wir vielleicht mithalten. Aber auch nur vielleicht. Für einige von uns funktioniert das. Aber es ist der falsche Ansatz, weil er sich nicht mit dem zugrunde liegenden Problem beschäftigt. Entweder es gelingt uns allzu gut, mit dem irrsinnigen Tempo zurechtzukommen oder wir werden von ihm begraben. So oder so, wir kommen nie zur Ruhe, um uns zu fragen, warum wir das denn überhaupt mitmachen.

Lassen Sie uns also endlich einmal innehalten und uns fragen: Was erwarten wir von unserer Produktivität? Was ist der Zweck? Welche Ziele verfolgen wir damit? Wahre Produktivität beginnt damit, dass wir uns darüber im Klaren sind, was wir wirklich wollen. In diesem Kapitel werde ich Ihnen helfen, Ihre eigene Vision von Produktivität zu formulieren, eine Vision, die nicht dazu führt, dass die Vorarbeiterin das Fließband noch schneller stellt, sondern eine, die für Sie funktioniert. Das ist wichtig. Denn wenn wir ehrlich sind, sind wir manchmal selbst die Vorarbeiterin. Auf der falschen Seite des Spiegels sind wir manchmal nicht Alice – wir sind die Rote Königin.

Um uns dem Kern des Problems zu nähern, werden wir drei Ziele in den Blick nehmen, die normalerweise mit Produktivität verfolgt werden. So viel vorweg: Die ersten beiden sind ziemlich weit verbreitet, funktionieren jedoch nur selten. Die dritte Variante jedoch kann Ihr Leben verändern.

Ziel 1: Effizienz

Wenn Sie irgendeinen Fremden nach dem Zweck von Produktivität fragen, werden Sie höchstwahrscheinlich irgendetwas mit Effizienz zu hören bekommen. Für gewöhnlich basiert das auf der Annahme, dass schnelleres Arbeiten von Natur aus besser sei. Das bringt uns aber leicht in Schwierigkeiten, weil ich glaube, dass die Leute nur schneller arbeiten, damit sie noch mehr Dinge in ihren ohnehin schon vollgepackten Tag hineinstopfen können.

Das Konzept der Produktivität entstand im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert aus der Arbeit von Effizienzexperten wie Frederick Winslow Taylor. Taylor wandte auf Fabrikarbeiter einen ingenieurwissenschaftlichen Hintergrund an, um Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung zu finden – normalerweise durch die Reduzierung oder sogar völlige Eliminierung der Autonomie der Arbeiter. „Das System steht an erster Stelle“, sagte er, und es müsse von der Unternehmensleitung „durchgesetzt“ werden.1 Taylor wies die Manager dazu an, die Methoden und Routinen der Arbeiter bis ins kleinste Detail vorzugeben und jegliche Verschwendung oder Verzögerung zu eliminieren. Der Taylorismus, wie sein Ansatz genannt wird, führte zu Ergebnissen. Die Fabriken konnten eine Effizienzsteigerung verbuchen, da die Arbeiter in kürzerer Zeit mehr Arbeit erledigen konnten. Aber das hatte seinen Preis: Indem er die Befugnisse und die Freiheit der Mitarbeiter einschränkte, verwandelte Taylor sie faktisch in Fertigungsroboter.

Taylor ist vor über 100 Jahren gestorben, aber wir versuchen noch immer, dem gleichen grundlegenden Effizienzmodell zu folgen: viele Stunden arbeiten und dabei so viele Aufgaben wie möglich so schnell wie möglich erledigen. Das Problem dabei ist, dass die meisten von uns keine Fabrikarbeiter sind; wir sind Wissensarbeiter. Wir werden eher wegen unserer geistigen Leistung als wegen unserer körperlichen Arbeitskraft eingestellt. Dadurch haben wir oft einen enormen zeitlichen Spielraum und verfügen über ein hohes Maß an Autonomie bei der Erledigung unserer täglichen Aufgaben. Während die Fabrikarbeiter des 20. Jahrhunderts tagein, tagaus die gleichen Aufgaben erledigten, stehen wir ständig vor neuen Herausforderungen, Chancen und Problemen. All diese Dinge erfordern ein immenses Maß an geistiger Energie – nicht nur, um tatsächlich Lösungen zu finden, sondern manchmal auch einfach nur, um auf dem Laufenden zu bleiben.

Taylors Ziel bestand darin, Wege zu finden, um schneller zu arbeiten. Wenn man das auf eine wissensbasierte Wirtschaft anwendet, scheint die Arbeit jedoch nie zu enden. Es gibt immer eine neue Idee, die geprüft, oder ein Problem, das gelöst werden muss, und wenn wir gute Arbeit leisten und ein Projekt abschließen, werden wir belohnt durch – Sie haben es erraten – noch mehr Arbeit. Wir stecken im sprichwörtlichen Hamsterrad fest, laufen so schnell wir können, machen aber nie wirklich Fortschritte bei der Erledigung unserer ständig wachsenden Projekt- und Aufgabenlisten. Wir haben zu viel Angst davor, hoffnungslos zurückzufallen, sobald wir langsamer werden. Wenn wir versuchen, aus dem Rad auszusteigen, werden wir vielleicht nie wieder aufspringen können, also rennen wir einfach weiter. Was glauben Sie, warum die meisten Leute ihre Arbeits-E-Mails den ganzen Tag, die ganze Nacht und das ganze Wochenende über auf ihrem Handy abrufen – sogar im Urlaub? Weil sie Angst davor haben, dass die Mails sich über ein paar Stunden, einen Tag oder – Gott bewahre – eine ganze Woche anhäufen.

„Für mich hat Produktivität einfach bedeutet, mehr zu erledigen“, sagte Matt, einer meiner Coaching-Klienten. Als Gründer und CEO eines Multimillionen-Dollar-Unternehmens der Heizungs- und Sanitärbranche sagte er, er habe sich immer Gedanken darüber gemacht, wie er mehr erreichen könne. „Je mehr man erreicht, desto mehr Zeit hat man, um etwas anderes zu tun – einfach das Nächstbeste, was auftaucht. Wenn ich also mehr Zeit hatte, konnte ich mehr erreichen, was zu mehr Einkommen und noch mehr Projekten führte. Es geht immer um mehr.“

Zu Matts Geschichte kommen wir später zurück. Im Moment reicht es aus, festzuhalten, dass die wichtigste Frage nicht lautet: Kann ich diese Arbeit schneller, einfacher und billiger erledigen? Sondern: Soll ich diese Arbeit überhaupt machen? Heute ist die Klärung dieser Frage wichtiger denn je, da die Technologie uns einen nie dagewesenen Zugang zu Informationen, anderen Menschen und natürlich zu unserer Arbeit ermöglicht. Wir können jetzt arbeiten, wo und wann immer wir wollen. Unsere technologischen Wunderwerke haben die Sache nicht besser gemacht. Sie haben die Lage eher noch verschlimmert. Das Versprechen des Smartphones lautete, dass es uns die Arbeit erleichtern, die Effizienz verbessern und uns mehr Zeit geben würde, uns auf die wichtigen Dinge zu konzentrieren. Aber hat Ihr Smartphone oder Tablet Ihnen wirklich auf magische Weise mehr freie Zeit verschafft? Ich wette, es hat genau das Gegenteil getan!

Theoretisch können wir heute effizienter sein als zu jedem anderen Zeitpunkt der Geschichte. Noch vor fünfzehn Jahren hätten es sich die meisten Menschen nicht träumen lassen, was wir mit den Supercomputern in unseren Taschen heute alles machen können. Mit unseren Telefonen können wir telefonieren, E-Mails versenden, Termine planen, Aufgaben verwalten, Videokonferenzen abhalten, Tabellenkalkulationen durchsehen, Dokumente erstellen, Berichte lesen, Kunden benachrichtigen, Reisen buchen, Material bestellen, Präsentationen erstellen und praktisch alles andere erledigen. Wir können Geschäfte zwischen Ampelphasen abschließen und Rechnungen überprüfen, während wir im Lebensmittelgeschäft Schlange stehen – und eigentlich müssen wir nicht einmal mehr in der Schlange stehen. Wir können diese Lebensmittel auch einfach über eine App bestellen.

Ich liebe Technik. Ich bin ein regelrechter Geek! Aber heute verstehe ich Technik viel besser als früher. Neue technische Lösungen ermöglichen es uns vielleicht, schneller zu arbeiten. Aber noch ausschlaggebender ist, dass diese Effizienz die Versuchung und Erwartung mit sich bringt, mehr zu arbeiten. Wir nutzen die ganze Zeit, die wir durch Effizienz-Hacks einsparen, um noch mehr Aufgaben in unsere Tage zu stopfen. Wir haben einen Weg gefunden, unsere eigenen Förderbänder zu beschleunigen, und jetzt ertrinken wir in Pralinen, ohne noch irgendwo einen Platz zu haben, um den Überschuss zu verstecken.

Ziel 2: Erfolg

Wenn Effizienz nicht das beste Ziel für unsere Produktivitätsbemühungen ist, wie steht es denn mit der Steigerung unseres Erfolgs?

Es scheint vernünftig anzunehmen, dass eine verbesserte Produktivität zu größerem Erfolg führt, oder? Nun, mehr oder weniger. Das Verfolgen irgendeiner vagen Vorstellung von Erfolg kann uns auch in Schwierigkeiten bringen. Das Problem ist, dass die meisten von uns sich nie die Zeit genommen haben zu definieren, was Erfolg bedeutet. Es ist, als würde man ein Rennen ohne Ziellinie laufen oder zu einer Flugreise aufbrechen, ohne zu wissen, wo wir überhaupt landen wollen. Wie können wir ohne ein klares Ziel jemals wissen, wann wir angekommen sind? Besonders problematisch ist das in Amerika, wo wir uns allzu oft vom Mythos des Mehr verführen lassen: Wir streben nach mehr Produkten, mehr Leistung, mehr Kunden und mehr Gewinn. Das ermöglicht es uns, mehr zu kaufen: mehr Häuser, mehr Spielzeug, teurere Urlaube, mehr Autos. Das wiederum kann zu noch mehr Arbeit, noch mehr Stress und letztendlich zu noch mehr Burn-out führen.

Roy ist ein weiterer meiner Coaching-Klienten. Er betreut landesweit die Kunden einer großen Holzfirma und das war genau sein Problem. „Gemessen an unserer Branche war ich ziemlich produktiv, aber ich konnte meine eigenen Ziele nicht erreichen und es ging nicht mehr weiter“, sagte er mir. „Ich war erschöpft, ausgelaugt und gestresst und erreichte trotz allem meine Ziele nicht. Also versuchte ich, noch härter zu arbeiten.“ Roy arbeitete bereits 70 Stunden pro Woche – manchmal sogar mehr – und er war der Meinung, das Einzige, was zum Erfolg führen könne, sei mehr Einsatz.

„Ich dachte, indem ich stur weiterkämpfe, würde ich auf die andere Seite gelangen, aber das stimmte einfach nicht. Ich dachte wirklich, durch mehr Zeiteinsatz und mehr Stunden würde ich meine Ziele erreichen, doch tatsächlich hat mich das nur weiter in Richtung Burn-out getrieben.“ Der emotionale Tribut, den er zahlte, wirkte sich zuerst in seiner Familie aus, dehnte sich dann aber auch auf die Arbeit selbst aus. Seine Fähigkeit als Teamplayer litt darunter. Er gab zu: „Ich war ausgelaugt, als ich den Tag begann und ausgelaugt, als ich ihn beendete.“

Das ist ein Teufelskreis und seinen Tribut fordert er nicht nur von Roy. Einer Gallup-Umfrage zufolge liegt die durchschnittliche Wochenarbeitszeit in den USA eher bei 50 als bei 40 Stunden. Und einer von fünf Amerikanern arbeitet 60 Stunden oder länger. Auch in Deutschland liegt laut einer Arbeitszeitbefragung der Bundesagentur für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) aus dem Jahr 2018 die durchschnittliche Arbeitszeit meist deutlich höher, als die vertraglich vereinbarte bzw. die gewünschte.2 Man könnte meinen, es seien Arbeiter, die die längsten Schichten ableisten, aber nein: Es sind Fachkräfte und Büroangestellte, die am längsten arbeiten.3 In einer Studie unter 1.000 Fachkräften gaben fast 94 Prozent an, 50 oder mehr Stunden pro Woche zu arbeiten. Beinahe die Hälfte dieser Zahl arbeitete mehr als 65 Stunden. Nehmen Sie dazu lange Arbeitswege, familiäre Verpflichtungen und andere Erfordernisse, dann führen sogar geringfügig überfüllte Zeitpläne dazu, dass die Arbeit in die Freizeit hineinwuchert. Dieselbe Studie ergab, dass Berufstätige außerhalb des Büros etwa 20 bis 25 Stunden pro Woche damit verbringen, auf ihren Smartphones an arbeitsbezogener Kommunikation teilzunehmen.4

Wir leben in einer Zeit, die der deutsche Philosoph Josef Pieper als „totale Arbeitswelt“ bezeichnete, in der die Arbeit das Leben antreibt und nicht umgekehrt.5 Die Folgen sind wirklich deprimierend. Mehr als die Hälfte der Angestellten sagen, dass sie ausgebrannt sind, 40 Prozent arbeiten mindestens einmal im Monat am Wochenende, ein Viertel regelmäßig nach Feierabend und die Hälfte von ihnen gibt an, dass sie ihren Schreibtisch nicht einmal für eine Pause verlassen können.6 Als Kronos Incorporated and Future Workplace eine Befragung mit 600 Personalverantwortlichen durchführte, gaben 95 Prozent von ihnen an, dass die Überlastung ihre Bemühungen um die Mitarbeiterbindung untergrabe. Niedrige Löhne, lange Arbeitszeiten und hohe Arbeitsbelastungen nannten sie als die drei wichtigsten Ursachen.7 Es überrascht nicht, dass kürzlich eine globale Umfrage von Willis Towers Watson ergab, dass gestresste Mitarbeiter deutlich höhere Abwesenheits- und niedrigere Produktivitätsraten aufweisen als ihre glücklicheren und gesünderen Kollegen.8 Am ernüchterndsten sind Aussagen von Forschern, nach denen Stressfaktoren am Arbeitsplatz allein in den USA für mindestens 120.000 Todesfälle pro Jahr verantwortlich sind.9 Im Japan der 1970er-Jahre war das Problem so akut, dass die Japaner ein Wort dafür prägten: karoshi, „Tod durch Überarbeitung“.10

Offensichtlich machen wir etwas nicht richtig, wenn unser Ziel bei der Steigerung unserer Produktivität darin besteht, einem vagen Begriff von „Erfolg“ hinterherzulaufen. Krank, tot oder im Sterben klingt für mich nicht besonders erfolgreich. Wir sind keine Roboter. Wir brauchen Auszeit, Ruhe, Zeit mit der Familie, Freizeit, Spiel und Bewegung. Wir brauchen große Zeitblöcke, in denen wir nicht an die Arbeit denken, in der wir sie überhaupt nicht auf dem Schirm haben. Manchmal jedoch sorgt unser unerbittliches Streben nach „Erfolg“ dafür, dass wir immer dabeibleiben, immer engagiert sind und immer verfügbar. Das ist ein Rezept für den Misserfolg, sowohl für Sie als auch für Ihren Arbeitgeber. Ja, Erfolg ist ein starker Motivator – aber nur, wenn Sie auch wissen, was Erfolg für Sie wirklich bedeutet.

Ziel 3: Freiheit

Wenn es bei der Produktivität nicht vor allem darum geht, die Effizienz zu verbessern oder den Erfolg zu steigern, worin könnte dann das Ziel bestehen? Warum sollten wir uns die Mühe machen? Damit kommen wir zum wahren Antrieb und zur eigentlichen Grundlage von Setze deinen Fokus: Produktivität sollte Ihnen die Freiheit geben, das zu verfolgen, was Ihnen am wichtigsten ist. Das Ziel, der tatsächliche Antrieb, Ihrer Produktivität sollte Freiheit sein. Ich definiere Freiheit auf vier Arten.

1. Die Freiheit, sich zu fokussieren. Wenn Sie Ihren Zeitplan meistern, Ihre Effizienz und Ihren Output steigern und in Ihrem Leben mehr Raum für die Dinge schaffen wollen, die Ihnen wichtig sind, müssen Sie lernen, Ihren Fokus bewusst zu setzen. Ich spreche von der Fähigkeit, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und sich ganz in die Arbeit zu versenken – und zwar die Art von Arbeit, die einen echten Impact hat und Sie wirklich voranbringt. Sie wollen, dass Ihre Arbeit echte Probleme löst und dass Sie am Abend genau wissen, was Sie erreicht haben und welche Fortschritte Sie im Hinblick auf Ihre Ziele gemacht haben.

Denken Sie an die letzten paar Wochen zurück. Wie viel Zeit stand Ihnen zur Verfügung, um sich wirklich auf Ihre Arbeit zu fokussieren? Sich hinzusetzen und eine Aufgabe mit absoluter Konzentration anzugehen: keine Ablenkungen, keine Anrufe, Texte oder E-Mails. Wo niemand vorbeikam, um hallo zu sagen oder Ihnen irgendeine Frage zu stellen, die Ihnen gerade herzlich egal war? Wenn es Ihnen so geht wie den meisten von uns, bezweifle ich, dass Sie in letzter Zeit viele solcher Momente erleben durften. Selbst wenn wir versuchen, uns zu verstecken, indem wir nicht im Büro arbeiten, sei es von zu Hause aus oder in einem Café – die ständige Erreichbarkeit über Smartphone und Computer lässt die Tür zu einer Million Ablenkungen offenstehen.