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Eine freche Liebeskomödie!
Selina findet in ihrem Lieblingscafé ein
rotes Tagebuch mit äußerst pikantem Inhalt. Fein säuberlich und penibel sind darin intime Eigenschaften der jeweiligen
nummerierten Liebschaft aufgelistet: vom körpereigenen Duft bis hin zur bevorzugten
Sexpraktik. Nach maximal fünf Nächten wird ein Schlussstrich unter jedes Frauenkapitel gezogen und ein sogenannter
Deckungsbeitrag ermittelt.
Zu ihrer Verwunderung erkennt Selina hinter einer Beschreibung ihre beste Freundin Melanie. Diese tobt und verlangt im Namen aller Betrogenen Vergeltung! Die gewitzte und attraktive Selina, die in ihrem Privatleben gerne
Detektivin spielt, fühlt sich dazu berufen, den
Lockvogel zu mimen. Zusammen mit anderen geprellten Frauen gründet sich
der Club der Amazonen mit dem Ziel, dem begehrten
Frauenhelden Alexander Polokksonn, der als Inhaber des roten Notizheftes enttarnt ist, einen gewaltigen Denkzettel zu verpassen!
Mit Selina als Köder scheint der
Racheplan bestens zu gelingen ...
Dieser Roman ist nur etwas für Männer und Frauen mit schneller Auffassungsgabe, positiver Schwingung und der nötigen Portion Humor. ;-)
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Dieser Milchkaffee ist jedes Mal ein Genuss. Stehender, cremig-weißer Schaumberg auf einem sanft gebrühten braunen Mokkateich. Porzellangeklapper, um mich herum angeregte Gespräche. Umrahmt von großen Spiegeln in barocken, goldenen Bilderrahmen sitze ich nahe der schwingenden Ein- und Ausgangstür an einem der vielzähligen runden Tische mit darauf befindlicher floraler Jugendstilleuchte und lausche den Gesprächen.
„Bitte keine Namen, du weißt doch: in der heutigen Zeit…“, klingt es zu meiner Rechten und „Oh, Liebes, du hast so wunderschöne Augen…“ zu meiner Linken. Sobald ein Name von einer liebenden Person oder einer betrügerischen Firma oder der Name des verhassten Chefs oder, oder an mein Ohr dringt, lege ich los. Zusammen mit weiteren aufgeschnappten Informationen gebe ich die Daten sofort ins Netz ein – das ist, WLAN sei Dank, kein Problem heutzutage -, um mehr über die Person respektive Personen zu erfahren.
Ah, der Platz am großen Panoramafenster mit den bunten Mosaikeinlassungen wird gerade frei. Mein Lieblingsplatz! Sonntags ist hier ganz schön viel los. Ich gebe der Kellnerin ein Signal, dass ich mich umsetze, und schnappe mir meine pastellblaue Tasse, nehme mir noch die Boulevard-Zeitung – auf Tagesnachrichten verzichte ich seit einiger Zeit gut und gerne freiwillig, um mir nicht die Laune zu verderben -, greife mein großes Viskosetuch, schnappe meine kleine Tasche mit meinen Zähnen - hey, ich bin ein Großstadtkind, mir sind die Augen Fremder auf meine Person so ziemlich egal. Das habe ich mir in 30 Jahren in Berlin angeeignet, mir fiel dies anfangs zwar auch merklich schwer, da ich in einer kleinen Stadt -vielmehr am Rande einer Stadt, am Anfang eines Dorfes, geboren und aufgewachsen bin. Jedoch habe ich beides, Klein- und Großstadt überlebt. Nun lebe ich seit knapp einem Jahr – nach Berlin kommt in Deutschland nichts Größeres mehr – in einer mittelgroßen, aber ganz prächtigen Stadt namens Hamburg. Nicht Leipzig, nicht Lübeck, auch nicht Köln und schon gar nicht Frankfurt am Main, nein! Mir war es wichtig, dass ich zum einen in einem von mir gewählten Lieblings-Café mit, “Hallo, möchten Sie einen Milchkaffee wie immer?“, begrüßt werde, zum anderen mich unter einem anonymen Mantel der Verschwiegenheit auch mal nicht ganz normalen Vergnügungen hingeben kann. Beispielsweise in einem homophoben „Penis-Club“ tanzen zu gehen, frei nach dem Motto: „Hier bin ich Frau und keinen interessiert´s“. Ein balancierendes Wechselspiel zwischen einem persönlichen DU und einem anonymen SIE, gepaart mit den Möglichkeiten von ausschweifenden Partys und seriösem Business, das war mir bei meiner Heimatwahl wichtig. Nicht, dass ich von unkontrolliertem Zwang nach Rudelbumserei oder Sexspielchen in DARK ROOMS getrieben bin, aber die „KÖNNTE-Option“ war mir wichtig. Also ist es Hamburg geworden, meine heimliche Hauptstadt der nach außen hin kalt wirkenden, aber im Inneren sehr ehrlichen und warmen Herzen. Da, wo das Leben noch von A-Z bunt-kokett und nicht einspurig pulsiert. Mal sehen, wie lange die geschichtsträchtige und von Mythen beseelte Hansestadt noch in den restlichen verbliebenen Hafenecken und alten Kaschemmen ungezwungen wüten und feiern darf wie einst das legendäre Berlin. Irgendwann kommt auch hier die große „Alles-mach-neu-und-investigative-Abrisskugel“, und die macht alles platt, was nicht rentabel ist.
Doch wie heißt es so schön: „Stetige Veränderung ist das Gesetz des Lebens“. Das haben nun Gregor und Lissy gehört, jene neuen Tischnachbarn, die sich unbedacht in meiner Nähe beim Vornamen nennen - „Oh, Lissy, ich kann heute aber nur eine Stunde, meine Familie wartet“ - und mir bestimmt gleich noch mehr Eckdaten für meine GOOGLE-Recherche verraten werden. Leute zu belauschen, um mehr von ihnen zu erfahren à la Inspektor POIROT - allerdings ohne Mordaufklärungsauftrag (aber ich wäre gewappnet, wenn es dazu kommen würde), war mein sonntägliches Hobby. Andere lesen Krimis, ich bastle mir selber welche in meiner Birne zusammen. Neben meinem Hang andere zu belauschen, neige ich dazu, Selbstgespräche in meinen Oberlippen-Milchbart hinein zu murmeln. Entsprechend schauen mich Lissy und Gregor mit hinauf gezogenen Brauen verächtlich an: „Schon wieder eine Irre, die auf den ersten Blick so normal scheint“. Aber was kümmert´s mich. Gerade möchte ich das Magazin aufschlagen, da entdecke ich auf dem Fußboden ein bordeauxrotes Büchlein, in Leder gebunden, mit einem silbernen Stift an einem ebenfalls im tiefenrot getünchten Gummiband hängend. Ein attraktiver Mann, so was checke ich binnen Millisekunden, stürmt just in diesem Augenblick zur schwingenden Tür herein und läuft aufgeregt zur Bedienung, welche heute einmal mehr ihre üppigen Hupen - größer als meine und das heißt schon was - zur Schau stellt. Saskia mit Namen, süß, verträumt, engagiert, auch was das Tische Abräumen anbelangt. Kaum hat man ausgetrunken, schon wird einem die Kaffeetasse aus der Hand gerissen. (Drum halte ich meine Tasse hier auch immer schön am Henkel fest.) Aber man soll ja mit warmen Händen geben. Saskia schüttelt den Kopf, dann schaut der aufgeregte und athletisch ausgereifte – sieht der lecker aus - Herr zu mir. Gänsehaut pur, und zwar den ganzen Rücken hinab bis in die Zehenspitzen ich habe. Ich rede schon wie Meister YODA: „Gänsehaut du hast“. Dieses Ebenbild eines Mannes, gehüllt in einen Kaschmirpullover und eine maßgeschneiderte Hose, beides in der Farbe „Deep, deep, very deep Black“ und mit wie aus Ebenholz geschnitztem, schimmerndem und leicht gewelltem Haar - mit zwei, drei keck hervorblitzenden Silberstreifen, die sich nicht haben färben lassen wollen – zu mehr Scanning reicht die Zeit nicht - läuft nun schnellen Schrittes zu mir. Lächeln. Ich blöd schauend auf der innerlichen Suche nach einem sexy Schlafzimmerblick. Zu spät. Ernst. Ernst heißt er nicht, aber nunmehr ernst fragt er mich: „Hast du ein Notizbuch gesehen? Ein rotes. Kannst du mal aufstehen? Ich muss es hier verloren haben!“
Ähm, normalerweise würde ich jedem dahergelaufenen Typen, der mir ungefragt mein SIE stibitzt, links liegen lassen und einfach gehen. Aber erstens will ich hier meinen Milchschaum weiter auslöffeln, der mittlerweile in sich zusammengesackt ist wie ein Schneehäuflein in der Sonne, und zweitens mache ich bei diesem Prachtburschen gerne mal eine Ausnahme und stehe auf. „Aber klar!“
Das Büchlein halte ich dabei hinter meinem Rücken versteckt und stecke es geschwind unter meinen rosa Puschel-Long-Pulli - welcher an ein „Flokati-Schaf aus Zuckerwatte“ erinnert. Sonntag ist mein individueller Schlabberlook angesagt, ich muss mich schon immer in der Woche auf Sexy-Business-Mieze trimmen - und klemme das Büchlein, schließlich habe ich früher nicht umsonst den Namen „Flinkes Fingerchen“ gehabt, zwischen Leggings und Schlüpferbund. „Ähm, ich sehe hier nichts. Sie können auch gerne noch eine Leibesvisite vornehmen“. Ich strecke die Arme willig aus und mache dabei ein Hohlkreuz, so dass sein Notizbuch gut von dem oberen ersten Drittel meiner trainierten Backen abgestützt wird.
Ein Gentleman wie er würde niemals Hand anlegen, sollte ja auch ein Spaß sein, der bei ihm aber nicht ankommt. Er zögert, schaut mich skeptisch an. Himmel, lass ihn jetzt nur nicht, zumindest nicht hier und jetzt, auf die Idee kommen, mich wirklich abzutasten! Mein Gebet wurde erhört, er schiebt eine Augenbraue fragend nach oben, schaut mich von oben nach unten und von unten nach oben an und tastet schließlich mit seinen Augen nicht mich, sondern lieber den Fußboden weiter ab.
Nicht einmal ansatzweise hat er auf meine Aufforderung reagiert. Kein Lächeln. Kein „Nein“. Kein „Ja, an sich gerne, vielleicht später“. Nichts! Der weiß wohl nicht, welche heiße Nymphe vor ihm steht?! Entweder ist ihm sein rotes Büchlein so wichtig wie der Heilige Gral den Christen oder er ist halbblind und erkennt meine Schönheit nicht. Ich betrachte mich, während er halb gebückt vor mir herumläuft, im Spiegel. Gut, die bunt geblümten, im Stile der 80er gehaltenen Leggings und mein toupierter Zopf tun ihr Übriges zu meinem rosa Zuckerschafpulli. Mein Spiegelbild lässt keine Zweifel zu. Ich sehe heute einfach scheiße aus! Gerade wie eine Kerze, Brust raus, Bauch rein lehne ich an der Wand und schiebe das Notizheft behutsam noch etwas tiefer nach unten. So, dass es nur noch ein Fingerbreit über den Bund meiner Leggings schauen würde, hätte ich heute - Gott sein Dank - nicht meinen Schlabberpulli an. Hat ja doch was Gutes, mein heutiger Look. Das Büchlein gebe ich so schnell nicht wieder her! Jetzt ist mein detektivischer Spürsinn geweckt. Und ein Mann wie er, der wie der leibhaftig gewordene Götteradonis aussieht und sexuelle Funken sprüht, gleichermaßen interessant für Weiblein und Männlein, und zusätzlich auch noch so einen verdammt johannisbeerig-moschusig-zitronigen Duft an sich trägt, der hat nicht nur etwas Kleines zu verbergen!! Und dieses Geheimnis finde ich, wenn ich Glück habe - und das sieht ganz danach aus, wenn ich ihn mir so suchend um meine Beine herum betrachte - in diesem zwischen meinen Arschbacken steckenden roten Heftchen. Rot steht bekanntlich für die Liebe. Jetzt mach hin, ich fange an zu schwitzen und bete, dass die Tinte nicht verläuft. Scheiße, wo ist der Stift? Ich spüre ihn nicht und schaue an meinen Leggings hinunter. Nicht, dass der mich jetzt verrät, oder ist er mir schon vorhin entglitten? Nervös, aber gerade wie eine Kerze suche ich jetzt mit, immer schön mit dem Rücken zur Wand, und rücke synchron zu ihm die Stühle hin und her. Gregor und Silke oder Lissy - Name in der Aufregung vergessen, passiert mir sonst nicht - schauen schon ganz genervt. Könnten ja auch mitsuchen? Sehen doch, dass es wichtig ist. Hauptsache, ich finde den Stift aus gusseisernem Silber vor ihm. Gefunden! Er ist soeben aus dem Gummiband herausgeflutscht und steckt in meiner Poritze. Jetzt heißt es, die Backen fest zusammenzukneifen und dem weiter hinabgleiten wollenden Stift zu zeigen, wo hier der Hammer hängt. Wobei „hängen“ ist hier der falsche Begriff. Schließlich sind meine Backen hart wie Stahl und härter als dieser doofe Stift, der jetzt meine überhitzte Körpertemperatur angenommen hat und dem ich den Eingang – wie früher Muttis blödes Fieberthermometer –in mein Inneres verwehre. Schweißtropfen perlen von meiner Stirn.
„Ganz schön heiß hier drin ...“, versuche ich ein Gespräch zu beginnen und tupfe mir dabei mit meinem flauschigen Ärmel die Stirn.
„Scheinbar habe ich es doch woanders verloren!“ Der unbekannte Schöne, der zu seiner äußeren Vollkommenheit auch noch ein „tiefbässiges“ Organ in sich trägt und mir damit abermals einen Schauer über den Körper jagt, schüttelt mir die Hand. Er erwidert meinen Blick leider nicht so lange, wie ich seinem diesmal gerne standgehalten hätte, und mit einem „Entschuldige“ verlässt er mich und das Café durch die Tür.