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Verena Maria Dittrich hat sich umgehört und 33 aufregende Geschichten von Frauen gesammelt, die wirklich jeden Mann verführen können, egal wie unerreichbar er scheint. Ob das Ergebnis letztlich die Mühe lohnt, ist von Mal zu Mal unterschiedlich, aber eines haben alle diese Frauen gemeinsam: Sie wissen, was sie wollen, und sie wissen, wie sie es kriegen. So schnappt sich zum Beispiel Sophie, 27, ihren Chefarzt auf der unfallchirurgischen Station, während es Magdalena, 24, auf einen berühmten Journalisten abgesehen hat, Christina, 26, ihren Chef, eine Mischung aus Pierce Brosnan und Montgomery Clift, verführt, und die 17-jährige Julia sich in der Pension ihrer Eltern einen erfolgreichen Geschäftsmann angelt. Das Motto dieser Frauen: Es geht nichts über eine richtige Herausforderung. Die Autorin beschreibt diese besonderen und aufregenden Stelldicheins mit viel Humor und einer Prise Selbstironie und beweist: Wenn frau will, kann sie alle haben.
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Seitenzahl: 381
Veröffentlichungsjahr: 2013
Verena Maria Dittrich
Was ist eine Sexgöttin? Wann verwandelt sich eine normale Frau in eine Sexgöttin, die nur mit dem Finger schnippt und die Männerwelt liegt ihr zu Füßen? Ich habe in den letzten Monaten viele Antworten auf diese Fragen gefunden und die besten 33 davon in dieses Buch gesteckt. Anfangs war es gar nicht so leicht, diesen Typus Frau zu finden, denn: Welche Frau behauptet schon von sich selbst, sie sei eine Sexgöttin? Männer tun so etwas gern (auch wenn es oft nicht stimmt), aber wir Frauen sind mit solchen Äußerungen doch eher vorsichtig, aus Gründen, die jede Frau verstehen kann.
Ich fragte mich also von einem Freundeskreis in den nächsten, wer eine Sexgöttin sei oder wenigstens eine kenne, und meine erste wichtige Erkenntnis war diese: Männer erklären sich selbst zum Sexgott, Frauen hingegen werden zur Sexgöttin ernannt. Denn wenn ich nach dieser besonderen weiblichen Gattung fragte, waren es meist die Freundinnen und Freunde der betreffenden Frauen, die ihnen den Status »Sexgöttin« zuschrieben.
Meine zweite wichtige Erkenntnis war, dass die Vorstellung von einer Sexgöttin, so wie sie heutzutage existiert, mehr als veraltet ist. Die wahren Marilyns, Pamelas und Angelinas sind viel verführerischer als ihre berühmten Vorbilder, denn zu einer echten Sexgöttin gehört mehr, als nur lasziv in die Kamera eines Fotografen zu blinzeln oder in einem Hollywoodstreifen auf sexy zu machen. Ihre Qualitäten liegen nicht darin, ein Pin-up-Girl mit Idealmaßen oder die perfekte Fickmaschine zu sein – sondern sie beherrschen die Kunst der Verführung perfekt. Eine gezielte Eroberung aus Lust und Leidenschaft oder aber einfach aus purer Geilheit braucht nämlich einiges an Fingerspitzengefühl! Eine Sexgöttin erkennt instinktiv die ureigensten Strukturen, nach denen die Männerwelt funktioniert – und liebe Männer und Jungs, ihr wisst, dass ihr bei genauerer Betrachtung keine großen Geheimnisse für Frauen seid, die wissen, was sie wollen.
Die Frauen, die mich an ihren Geschichten teilhaben ließen, sind ganz verschieden: Einige sind abgebrühte Jägerinnen, die sich durch die Stadt bewegen wie Löwen auf Beutezug durch die Savanne, andere sind sich ihrer Talente nicht immer sicher und wirken trotz ihrer Absichten noch unschuldig und handzahm – aber im Laufe ihrer Eroberung verwandeln sie sich in wahre Sexgöttinnen, die das Objekt der Begierde eiskalt um den Finger wickeln. Die Begnadetsten unter ihnen haben auf den ersten Blick eine so unauffällige Erscheinung, dass einem erst gar nicht bewusst wird, dass man an eine wahre Sexgöttin geraten ist. Und ehe Mann sichs versieht, sitzt er schon in der Falle!
33 Frauen haben mir ihre Geschichten erzählt, ihre Erlebnisse, wie sie auf Männerjagd gegangen sind, manchmal aus Liebe, oft aus Begierde, aber immer, um Sex zu haben. Ob »Hot Babe«, »Femme fatale«, »Lolita«, »Sexgöttin« oder wie auch immer sie genannt werden – diese Frauen sind Naturtalente. Wenn diese Raubtiere des zarten Geschlechts auf Beutezug gehen, sollte sich die Männerwelt in Acht nehmen.
Die folgenden 33 Geschichten sind auch der Beweis dafür, dass die Jahre, in denen die weiblichen Don Juans unerwähnt blieben, weil sie ungefragt in eine Männerdomäne eindrangen, endgültig gezählt sind. Ich finde: Das wurde auch langsam Zeit!
Verena Maria Dittrich
Mittagspause zwischen zwei Vorlesungen. Ich pfiff mir mit meiner Freundin Milla gerade einen leckeren Döner ein, als er die Straße überquerte. Meine Fresse, dachte ich, dieser Typ kann unmöglich von diesem Planeten stammen! Er sah aus wie David Bowie in Der Mann, der vom Himmel fiel: melancholisch, schön, geheimnisvoll und androgyn. Ich verschluckte mich so sehr, dass die Dönersauce aus meinen Mundwinkeln quoll und auf den Stehtisch suppte.
»Guck dir den mal an«, sagte ich schmatzend zu Milla, »was für ’ne geile Sau, den habe ich in unserem Nest ja noch nie gesehen!«
Milla starrte mich skeptisch an: »Kennst du den wirklich nicht?«, fragte sie und stocherte mit der Plastikgabel in ihren pampigen Pommes. »Komisch, vielleicht ist er dir auch einfach nur noch nicht aufgefallen?«
»Noch nicht aufgefallen?«, fragte ich. »Ich sage dir, es ist ganz ausgeschlossen, dass ich dem schon mal irgendwo begegnet bin, der wäre mir garantiert aufgefallen!«
Indes hatte der schöne Fremde die Straße überquert, die Dönerbude angesteuert und sich artig in die Schlange eingereiht. Ich musste mich zusammenreißen, um nicht ständig zu ihm rüberzuglotzen, als wäre er ein Außerirdischer.
»Das ist doch dieser Fotograf!«, sagte Milla. »Der, der das ewig leer stehende Studio hinterm Schlossgarten angemietet hat – Leon hat letztens von ihm erzählt! Erinnerst du dich nicht?«
Stimmt, ich erinnerte mich dunkel, Millas Freund Leon hatte irgendwas gesagt, aber ich hatte nicht so genau hingehört.
»Warte, warte«, überlegte sie laut, »bestimmt fällt mir sofort wieder ein, wie der Typ heißt. Hach, wie war noch gleich der Name? Liegt mir auf der Zunge.«
Milla bemerkte überhaupt nicht, dass ich mich in Gedanken schon weit von ihr entfernt hatte und ihr gar nicht mehr zuhörte. Imaginär schwebte ich schon mit dem Mann, der vom Himmel fiel, in einer Raumkapsel, bestehend aus einem einzigen riesengroßen Bett.
»Ich finde, dass du von diesem Schlag Mann die Finger lassen solltest«, sagte Milla mit einem kurzen Blick auf mein verträumtes Gesicht, während sie mir mit einer Serviette fürsorglich einen Klecks Sauce am Revers ausrieb.
»Was meinst du damit: von diesem Schlag Mann?«, fragte ich geistesabwesend, noch immer Richtung Schlange guckend.
»Leon meint, der hat einen schlechten Ruf. Macht wohl angeblich exzellente Fotos, ist aber viel zu teuer und vor allem: Er legt sämtliche Frauen nach dem Shooting flach.«
»Ach ja?«, fragte ich.
»Wenn ich es dir doch sage!«, redete Milla auf mich ein. »Der soll da so eine ganz eigene Art haben: mit großem Chichi und Tamtam. Der pimpert jede, die ihm vor die Linse kommt.«
Ich wurde hellhörig. Es schien, dass der Mann, der vom Himmel fiel, und ich aus demselben Holz geschnitzt waren. Coole Sache. Ich wollte mich nicht verlieben, ich hatte keine Lust auf eine Beziehung, wie sie etwa Milla und Leon führten, die sich ständig darüber stritten, wer den Müll runterbringt. Ich hatte Lust auf Sex oder – wie es Milla so schön nannte – mal wieder Bock, so richtig schön zu pimpern.
»Du meinst also, ich sollte die Finger von ihm lassen?«, fragte ich Milla, die noch immer mit der Serviette an mir rumtupfte.
»Ja, genau das meine ich«, antwortete sie in einem warnenden Lehrerinnen-Ton.
»Es sei denn, du stehst drauf, wenn jemand dein Herz durch einen Fleischwolf dreht wie diesen widerlichen Klumpen hier! Wieso fresse ich bloß so eine Scheiße?«
Angewidert pikte sie mit der Gabel in die letzten Fleischstückchen auf ihrem Pappteller wie in eine Voodoo-Puppe.
»Weil diese Scheiße ganz vorzüglich schmeckt!«, erklärte ich und wischte mir mit dem Ärmel über den Mund. Wir kicherten. Döner-Mike war der beste Laden weit und breit. Seine Gerichte schmeckten nach Großstadt.
Ich versuchte, Milla gegenüber keine großen Wellen zu machen und lässig zu bleiben, aber in meinem Inneren brodelte es bereits und in meinem Kopf drohten sämtliche Synapsen vor Überlastung durchzuschmoren. Zeit zu handeln.
»Hallo, du bist doch der, der das Fotostudio hinter dem Schlossgarten hat?«, fragte ich den schönen Fremden, der gerade gezahlt hatte und sich mit seiner Wurst in der Hand nach einem freien Stehtisch umschaute.
»Ahm, ja, genau!«, antwortete der Mann, der vom Himmel fiel, etwas überrascht, aber mit einem geschmeichelten Lächeln.
»Stell dich doch mit zu uns!«, schlug ich ihm vor und zeigte auf Milla, die total verdattert am Tisch stand und noch nicht realisiert hatte, dass ich – eben noch an ihrer Seite – einfach einen Satz nach links gemacht hatte und nun den Fotografen bezirzte. Ihr böser Blick signalisierte, dass sie sich von mir gerade sehr hintergangen fühlte.
Der Typ kam mit zu unserem Tisch und stellte sein Papptellerchen ab. Milla latschte indes zum Papierkorb, die Stirn noch immer in tiefe Falten gezogen. Sie hatte ihren Wie-konntest-du-nur-Blick aufgesetzt und schüttelte den Kopf.
»Ich will dich jetzt gar nicht beim Essen stören«, setzte ich meine Offensive fort, »aber ich bräuchte ganz dringend professionelle Bewerbungsfotos. Aber ohne Termin ist bei dir wahrscheinlich nichts zu machen, oder? Meine Freundin Milla meinte, du seist einfach der Beste.«
»Wie dringend brauchst du denn die Bilder?«, fragte der Typ und lächelte wieder geschmeichelt.
»Mit ›dringend‹ meine ich eigentlich ›sofort‹!«
»Hm, sofort ist schlecht, aber morgen ginge es. Allerdings nicht vormittags, da bin ich schon komplett ausgebucht. Lass mich kurz überlegen …« Er strich mit der rechten Hand über sein Kinn und machte auf nachdenklich. »Sagen wir, morgen so ab drei?«
»Super!«, sagte ich und setzte mein strahlendstes Lächeln auf. »Wunderbar, vielen Dank!«
»Ja, gern«, entgegnete er, »kein Problem.«
»Na, dann bis morgen … und guten Appetit!«, rief ich ihm im Gehen zu. »Übrigens: Wundere dich nicht, wenn du beim Kauen auf einen Knorpel stößt! Döner-Mike verarbeitet manchmal alte Katzen von Nachbarn, die sich die Spritze für das Einschläfern nicht leisten können. Heute hat es ein bisschen nach Purzel geschmeckt, finde ich.«
Als ich Milla, die bereits auf der anderen Straßenseite mit verschränkten Armen auf mich wartete, eingeholt hatte, hörte ich im Hintergrund jemanden schrecklich husten. Ich war äußerst zufrieden mit mir.
»Sag mal, bist du jetzt total bescheuert?«, zischte Milla. »Wenn du unbedingt flachgelegt werden willst, dann bitte schön. Nur zu!«
Manchmal begriff sie wirklich gar nichts: Dass nämlich die ganze Sache eventuell auch umgekehrt laufen könnte – und nicht ich diejenige sein würde, die flachgelegt werden würde, sondern er, kam ihr überhaupt nicht in den Sinn.
Am nächsten Tag stand ich zwanzig Minuten nach drei vor dem Studio. Ich hatte mir absichtlich etwas Zeit gelassen, um nicht zu pünktlich auf der Matte zu stehen – obwohl ich es natürlich kaum abwarten konnte, dem Mann, der vom Himmel fiel, endlich wieder ins Gesicht zu sehen.
»Da bist du ja!«, begrüßte mich Jakob Schilling, wie auf dem Klingelschild zu lesen war. »Komm rein. Willst du was trinken?« Sein Blick glitt über mein Dekolleté, das für Bewerbungsfotos definitiv zu gewagt war.
»Nein, danke«, schnurrte ich, »ich würde lieber direkt zur Sache kommen. Vielleicht können wir erst mal ganz locker mit ein paar Tests anfangen? Es ist nämlich schon eine Weile her, dass ich professionelle Fotos habe machen lassen. Vielleicht kannst du mir ein paar Tipps geben, wie ich am besten rüberkomme.«
Ich entnahm seinem Blick, das dieser Vorschlag ganz in seinem Sinne war. Die Falle war gestellt, jetzt musste das Mäuschen nur noch den Duft des Schinkens riechen.
Jakob stellte einen Stuhl vor eine Leinwand und bat mich, mich hinzusetzen. Er nahm mein Kinn, drehte mein Gesicht ein paar Mal hin und her und begutachtete mich fachmännisch. Nachdem er meine »Schokoladenseite« gefunden hatte, hüpfte er um mich herum und betätigte den Auslöser in unglaublicher Geschwindigkeit. Dabei spulte er sein Anmach-Programm ab.
»Toll, ja, ganz toll!«, rief er. »Jetzt noch etwas mehr nach links schauen, Augen weit öffnen, lächeln, Lippen anfeuchten. Sehr schön! Ja, so ist gut, ganz toll, gefällt mir, ja, einsame Spitze, sehr süß, hmmm, sexy, ganz ausgezeichnet, eine Wucht!«
Er klang beinahe so, als würde ihn jemand massieren und wäre gerade dabei, sich in tiefere Regionen vorzuarbeiten. Das war für mich das Zeichen, zum Angriff überzugehen. Ich durfte natürlich nicht zu direkt sein. Jakob war einer derjenigen, die das Gefühl brauchten, auf ganzer Linie bewundert und angehimmelt zu werden. Er verstand sich als Jäger und Sammler – und wollte sich ganz sicher nicht erlegen lassen. Ich spielte sein Spielchen mit. Die Art, wie er mit mir redete, seine Gesten und die Wahl seiner Worte waren so durchschaubar, dass ich fast lachen musste, aber auch wieder so charmant, dass mein Verlangen, gefickt zu werden, meinen Puls langsam in die Höhe trieb. Wozu noch weiter herumtrödeln? Es war an der Zeit, die Maus endgültig in die Falle zu locken.
Ich kicherte also verlegen, wenn er mich mit Julia Roberts verglich, und schlug verschämt die Augen nieder, wenn er mein entzückendes Lächeln lobte. Ihm entging nichts: weder der kleine Leberfleck auf meiner rechten Wange, noch, dass sich die Farbe meiner Augen mit dem Licht veränderte. Ich badete in einem See von Komplimenten und wäre vermutlich abgesoffen, wenn Jakob mich nicht gerettet hätte, indem er direkter wurde.
»Weißt du, es ist wirklich unglaublich, wie fotogen du bist!«, schwärmte er und kam mit der Kamera auf mich zu, um mir die ersten Bilder vom Shooting zu zeigen.
Ich klimperte wieder mit den Wimpern und machte auf verlegen. Noch immer saß ich auf dem Stuhl, als er sich zu mir runterbeugte und mir die Bilder zeigte. Dann folgte wohl seine übliche Masche: Er kam mit der Kamera versehentlich an meinen Busen, entschuldigte sich, ich klimperte noch zwei, drei Mal mit den Wimpern, murmelte so was wie »Macht doch nichts!« und hatte nach einem kurzen Blick des gemeinsamen Einverständnisses seine Zunge im Mund. Die Falle schnappte zu! Ich hatte Jakob genau da, wo ich ihn haben wollte. Wir fickten den ganzen Nachmittag. Zweimal klingelte es an der Tür, wir ignorierten es und vögelten weiter. Ich überließ Jakob bei allen Stellungen und Positionen die Führung – und gab ihm das Gefühl, mich erobert und erlegt zu haben. Dass es im Grunde genommen andersrum war, kam dem Mann, der vom Himmel fiel, vermutlich nicht in den Sinn.
Vor 13 Jahren bin ich mit meiner Familie von Kenia nach Deutschland gekommen, wo ich, wie man so schön sagt, meine Jugend verbracht habe. Nach dem Abi habe ich beschlossen, durchzustarten und kein One-Hit-Wonder, sondern Berufssängerin zu werden. Ich singe, seit ich klein war, liebe Musik und weiß, dass ich mehr als nur eine gute Stimme habe. Die ersten Engagements hatte ich schon während des Abiturs, ich habe auf kleinen Bühnen in Clubs gesungen, die stetig größer wurden, und hatte auch Auftritte auf Festivals. Finanziell konnte ich mich nicht beschweren, auch wenn ich aus Leidenschaft singe, nicht wegen der Kohle. Schnell kam Interesse von allen möglichen Seiten, das nicht nur meiner Musik, sondern vor allem meiner Person galt. Dass ich bei Männern schon immer gut ankam, ist mir durchaus bewusst. Ich versuche zwar, bescheiden zu bleiben und nicht abzuheben, aber mir ist klar, dass ich mit meinem Aussehen in diesen Breitengraden als Exotin gelte und auffalle.
Ich hatte nie Probleme, Männer kennenzulernen. Manchmal habe ich mir zwar gewünscht, mehr Zeit zur Eigeninitiative zu haben, aber bevor auch nur eine meiner Ideen ausreifen konnte, wurde ich schon angesprochen. Einige Wochen stand ich unheimlich auf den Drummer einer befreundeten Band. Er wirkte unterkühlt und unnahbar und ich ging davon aus, dass ich diesmal die Initiative ergreifen müsse, um ihn auf mich aufmerksam zu machen, als er plötzlich grinsend mit einem Glas Klaren neben mir stand. Das Fatale an Musikern ist, dass man sie fälschlicherweise für Hengste im Bett hält. Dieser Drummer rockte die Bühne so dermaßen, dass ich davon ausging, nach allen Regeln der Musikerseele gefickt zu werden, zu Musik von Jimmy Hendrix abzugehen wie ein Fieberzäpfchen und bis zum Gitarrengott zu schweben. Stattdessen ließ ich mich von ihm bei Fassbrause auf einem vollgepupten Autositz befummeln und brach die Chose nach fünf Minuten ab. Ich liebe Sex. Unter einer Bedingung: Er muss gut sein! Das ist natürlich eine Frage der Definition, klar! Für mich ist Sex guter Sex, wenn er mich fordert, anstrengt, ich mich verausgaben und aktiv sein kann, und wenn er akrobatisch ist. Ich nehme gern, aber ich gebe auch gern und am liebsten verrenke ich mich. Liegt vielleicht daran, dass ich in meinem früheren Leben vermutlich Artistin war.
Seit einigen Wochen trudelten regelmäßig Briefe von der Sparkasse bei mir ein, in denen mir Finanzierungsangebote, Kredite und anderer Konto-Firlefanz angeboten wurden. Dazu bekam ich immer wieder kleine Geschenke und Aufmerksamkeiten von der Bank: Grußkarten, ein Memo, Bleistifte, einen Turnbeutel. Als ich neben einem schwarzen Turnbeutel auch einen roten erhielt, entschied ich mich, telefonisch einen Termin zu vereinbaren und mal zu gucken, wie ich meine Finanzen optimieren könnte.
Bei dem Termin am folgenden Tag wurde ich von einer netten Dame empfangen, die mich mit einer höflichen Frage nach meinem Befinden an einen Schreibtisch führte, hinter dem ein smart aussehender Kundenberater im Anzug saß, der mich bereits erwartete. Jetzt schau dir den mal an, sagte ich mir in Gedanken, der sieht aus wie aus dem Ei gepellt! Dieser Anzug kann unmöglich von Karstadt sein. Mir war sofort klar, dass dieser Typ für die finanziell gewichtigeren Kunden zuständig ist. Kaliber wie mich.
»Guten Tag, Frau X., schön, dass Sie es so schnell einrichten konnten«, sagte Herr Groß, wie ich seinem Namensschildchen entnehmen konnte, und strahlte mich an.
Ich erwiderte seinen Blick und überlegte einen kurzen Augenblick, ob ich seine imposante Erscheinung löblich erwähnen sollte, aber ich beließ es bei einem gekonnten Augenaufschlag und setzte mich.
Während Herr Groß sofort begann, mich über Kredite, Konditionen, Zinsen und Zinseszinsen aufzuklären, tendierte irgendetwas in mir dazu, ihn gut zu finden. Dabei war ein Kundenberater eigentlich so gar niemand, mit dem ich mir hätte etwas vorstellen können. Andererseits war das Tête-à-tête mit Jimmy, dem Drummer, auch völlig danebengegangen. Also, wenn die Profession eines Menschen nicht unbedingt Aufschluss darüber gibt, wie er im Bett ist, dachte ich, warum dann nicht das Revier neu abstecken? Am liebsten hätte ich mich sofort zu Herrn Groß nach vorn gebeugt und gefragt, ob ich ihn nicht in der Mittagspause als Dessert vernaschen dürfte, aber das schien mir dann doch der Situation nicht ganz angemessen.
Während Herr Groß redete und redete und sich durch einen Stapel an Akten und Papieren wühlte, sah ich ihn mir genauer an. Er hatte schmale Lippen und eine hohe Stirn. Seine kleinen Augen rahmte eine unauffällige Brille mit mattiertem Silberrand. Obwohl er, im klassischen Sinne, kein Schönling war, hätte ich ihn stundenlang betrachten können. In meinem Kopf entstanden bereits die ersten Lyrics.
»Wenn Sie mir morgen die Unterlagen Ihrer Tagesgeldkonten bringen«, sagte er nach einer Weile, »verschaffe ich mir bis dahin einen genauen Überblick über Ihre Finanzen.«
»Okay«, sagte ich, stützte mein Kinn auf beide Hände, sah ihn an und hauchte: »Dann sehen wir uns also morgen auch?«
»Ähm, ja, natürlich nur, wenn es Ihnen zeitlich zusagt«, erwiderte Herr Groß etwas verunsichert.
»Ja, das passt!«, flüsterte ich, fuhr mit der Zunge über meine Lippen und reichte ihm zum Abschied die Hand. Als ich das Kundenseparee verließ, sah ich aus den Augenwinkeln, wie er mir hinterherschaute.
Obwohl ich mir sicher war, dass ihm meine indirekten Offerten und eindeutigen Blicke nicht entgangen waren, schmiss ich mich zum Termin am nächsten Morgen in ein eng anliegendes, meinen Kurven schmeichelndes Outfit.
Schon bei unserer Begrüßung war offensichtlich, dass Herr Groß Probleme hatte, seinen Blick unter Kontrolle zu halten, dennoch versuchte er sich nichts anmerken zu lassen und gab sich professionell.
Du ahnst, dass du auf meinem Speiseplan für heute Mittag stehst, dachte ich, beugte mich nach vorn und berührte seine Hand, als er mir für ein paar Unterschriften einen Kugelschreiber reichte. Er zuckte.
Das gefiel mir. Ich mag es, Männern im Berufsalltag zu begegnen, wenn sie beschäftigt sind oder im Stress. Männer auf der Arbeit zu beobachten und zu erforschen ist viel aufschlussreicher, als ihnen nach Feierabend oder in irgendwelchen Clubs über den Weg zu laufen, wo sie herausgeputzt an einer Bar lehnen oder sich auf der Tanzfläche profilieren.
Herrn Groß – Julian hieß er mit Vornamen – bei der Arbeit zu beobachten gab mir nicht nur einen Kick, mich faszinierte auch seine höfliche und geduldige Art, wie er mir die Dinge immer wieder bis ins kleinste Detail erklärte, obwohl ich längst verstanden hatte, worum es ging, mich aber blöd stellte, um den Abschied hinauszuzögern.
»Nun, da der Termin sich langsam dem Ende nähert«, sagte ich leise und sah fest in seine schmalen, schlauen Augen, »würde ich mich freuen, wenn Sie mir noch ein paar Dinge im privaten Rahmen erklären könnten. Wie sieht’s aus, haben Sie Lust auf einen kleinen Drink, heute, nach Feierabend?«
Zuerst gab er sich zerstreut, so als habe er meine Frage nicht verstanden, aber ich hätte sie nicht gestellt, wenn ich mir nicht sicher gewesen wäre, dass auch in seinem Hinterkopf schon längst ganz andere Dinge waren. In Gedanken hatte er meine Brüste schon berührt, wie jeder Mann. Dennoch verstand ich, dass Herr Groß sich erst einmal räuspern und die Contenance wahren musste.
»Ich denke nicht, dass die Geschäftsleitung es gern sieht, wenn wir unsere Kundengespräche nutzen, um private Treffen einzufädeln«, versuchte er sich aus der Affäre zu ziehen und blickte verlegen um sich.
Ich machte noch größere Augen als ohnehin schon und flüsterte: »Hey, Julian, nicht du, sondern ich fädle hier gerade ein Treffen ein, und was deine Geschäftsleitung darüber denkt, ist mir so was von egal.«
Ich ließ ihn einen Moment über mein Angebot nachdenken. »Pass auf, Herzchen«, fing ich wieder an, als ich merkte, dass er mit sich selbst rang, »ich werde heute Abend um diese Uhrzeit an diesem Ort sein und wenn du dann wieder Herr über deine Entscheidungen bist, kommst du dahin.«
Ich schob ihm einen handgeschriebenen Zettel hin. Julian blickte wieder leicht aufgeregt um sich. Dann stand ich auf, reichte ihm die Hand, schenkte ihm noch ein verführerisches Lächeln und verließ mit einem ordentlichen Hüftschwung die Bank.
Pünktlich wie die Maurer oder vielleicht sollte ich besser sagen: pünktlich wie die Kundenberater erschien Julian in legerer Freizeitkleidung zum verabredeten Treffpunkt und wartete bereits, als ich die Bar betrat. Er wirkte wie Butter in der Sonne: weich, geschmeidig und leicht zu bearbeiten. Es stand förmlich auf seiner Stirn geschrieben, dass er mit großen Erwartungen gekommen war. Ich ging auf ihn zu, beugte mich tief zu ihm runter, so weit, dass meine Brüste fast sein Gesicht berührten, und gab ihm zur Begrüßung einen Kuss auf die Wange. Das machte ihm sichtlich zu schaffen. Ach, wie niedlich, dachte ich und setzte mich ihm gegenüber hin. Wir bestellten unsere Drinks. Julian war klar, dass ich keine weitere Beratung in Sachen Geldanlagen benötigte. Mir gefiel, dass er gar nicht erst versuchte, das Gespräch auf der Berater-Schiene zu beginnen, sondern mit Small Talk einstieg. Er wollte wissen, woher ich komme, welche Musikrichtung ich singe, ob ich schon vor großem Publikum aufgetreten bin und so weiter. Ich antwortete brav, lenkte das Gespräch dann aber wieder auf die für mich momentan interessanteren Themen.
»Hast du eine feste Freundin?«, fragte ich neugierig.
»Nein, wäre ich sonst hier?«, fragte er entrüstet.
»Ja, wärst du«, gab ich unbeirrt zurück und fragte weiter: »Und was hältst du von One-Night-Stands?«
»Ähm, also, ich hatte noch nie einen …«, gab er zu.
Ich lächelte und Julian ließ sich anstecken. Es wurde langsam Zeit, mich auf meine finale Frage vorzubereiten. Ich nahm meinen Drink und fuhr mit einem Finger am Rand entlang. Julian beobachtete mich dabei. Er schwieg und wirkte etwas verlegen, aber dennoch neugierig.
»Okay, Herzchen«, setzte ich erneut an. »Was hältst du davon, heute Nacht den ersten One-Night-Stand deines Lebens zu haben?«
Julian versuchte cool zu wirken und blickte dabei wieder, wie mittags in der Bank, nervös um sich, fast hilfesuchend.
»Deine Kollegen oder die Firmenleitung wirst du hier nicht finden«, versicherte ich ihm lächelnd.
»Ja, mmh ja, ich meine ja, ich würde gern, und nein, da hast du recht«, sagte er und nahm rasch einen Schluck.
Ich wertete diese Antwort als Ja, auch wenn ich nicht so recht wusste, was er da sagte, winkte die Bedienung heran, zahlte und wendete mich wieder Julian zu.
»Na, dann komm mal mit, jetzt werde ich dich beraten und das in Dingen, die nicht ganz so trocken sind wie Zahlen.«
Ich fackelte nicht lange und mietete noch in derselben Stunde ein Pensionszimmer. Ich war zu allem bereit.
Beim Sex entpuppte sich Julian als wildes Tier. In ihm steckte eine richtige kleine Drecksau. Er hatte weder Hemmungen noch Ängste und vögelte mich durch, dass es mir fast das Stöhnen verschlug. Dieser Kundenberater besorgte es mir wie ein Rockstar!
Wir trieben es die ganze Nacht. Dank Julians vorzüglicher Beratung und seines intensiven körperlichen Einsatzes waren sowohl meine Finanzen als auch mein Sexleben fürs Erste geregelt.
»Kannst du dir vorstellen, mit einem Typen zu schlafen, der noch Jungfrau ist?«, fragte Fussel und biss in einen Champignon.
»Iss die Dinger doch nicht schon vorher auf, ich will die für heute Abend braten!«, schimpfte ich und schubste ihn sanft vom Küchentisch weg.
»Kannst du es dir nun vorstellen oder nicht?«, stellte er die Frage ein zweites Mal.
»Was?«, zischte ich zurück.
»Ob du mit einer männlichen Jungfrau schlafen wollen würdest«, wiederholte Fussel augenrollend.
»Mann, was du für Fragen stellst!«, blaffte ich ihn an. Ich verzog mein Gesicht zu einer Grimasse und versuchte nach ihm zu schnappen. Er lachte.
»Sind alle Leute aus deiner WG heute Abend hier?«, wollte ich wissen.
Fussel kratzte sich am Kopf und tat so, als würde er überlegen: »Eigentlich ja, haben jedenfalls alle zugesagt! Das Coole: Du lernst endlich Marco kennen, der, von dem ich dir letztens erzählt habe. Erinnerst du dich? Der wird dir gefallen!«
»Ja, ja«, antwortete ich gelangweilt. Fussel und seine Kuppelversuche. Mir standen die Nackenhaare noch vom letzten Typen zu Berge, den er angeschleppt hatte. Von Marco wusste ich nur, dass er Systemadministrator war und 21 – also vier Jahre jünger als ich. Beides nicht gerade Argumente, die in mir spontane Begeisterungsstürme ausgelöst hätten. Abgesehen davon war es tatsächlich an der Zeit, dass mal wieder jemand Interessantes meinen Weg kreuzte. Das letzte Mal lag eine gefühlte Ewigkeit zurück.
»Eins noch zu der Jungfrauen-Sache«, fing Fussel wieder an.
»Nein!«, stoppte ich jede weitere Ausführung. »Ich frage mich manchmal, was in deinem Kopf vorgeht. Du befasst dich mit den absurdesten Dingen. Aber dir endlich einen Job zu suchen, damit beschäftigst du dich nicht!«, meckerte ich.
»Belastet mich eben!«, entgegnete er. »Ich bin Freigeist. Da schränkt Arbeit nur ein! Malochen will ich, wenn überhaupt, nur für mich selbst. Ich will nicht den Handlanger spielen für korrupte Wichser, die einen ausbeuten, bescheißen und versklaven und so.« Er steckte sich erneut einen Champignon in den Mund.
Fussel war zwar mein bester Kumpel, aber seine Lebenseinstellung konnte ich in keiner Hinsicht teilen, er war eben ein sozialer Spezialfall mit allen stereotypen Merkmalen. Über Umwege hatte er sich ein Zimmer in einer WG besorgt, die in einem schicken 140-Quadratmeter-Apartment in der Sonnenallee in Berlin-Neukölln residierte. Seinen eigenen Angaben zufolge hat er sich primär für das kleine Zimmer in der Wohnung entschieden, weil sie unweit der Ankerklause liegt, einer Kneipe in Kreuzberg, die Abstürze durch kleine Getränkepreise erleichtert. Obwohl er nach der Zuzahlung seiner Komplett-Guschen-Sanierung bis aufs Hemd blank war, ließ er es sich nicht nehmen, dort regelmäßig aufzuschlagen und bis in die frühen Morgenstunden zu saufen.
Die WG wollte eine kleine Kennlernparty veranstalten. Ich beschloss, Fussel tatkräftig zu unterstützen und meine leckere Pilzpfanne beizusteuern, denn mit der Zeit hatte er verlernt, normal mit Leuten umzugehen. Fussel war manchmal wie ein Almöhi.
»Jetzt nimm endlich deine Pfoten aus dem Pilzkorb!«, schimpfte ich wie Fräulein Rottenmeier. »Und geh zur Feier des Tages gefälligst mal duschen!«
»Ja, ja, ich geh ja schon«, murrte er und zischte ab.
Nun stand ich allein in der Küche seiner neuen WG. Ein Schlüssel drehte sich im Schloss, jemand öffnete die Wohnungstür. Das sind sicher schon die Mitbewohner, freute ich mich, während ich in den Küchenschränken nach Gewürzen und einem Brettchen zum Schneiden für die Champignons suchte.
»Hallo, ich bin Marco«, sagte ein groß gewachsener Typ mit stechend grünen Augen und reichte mir die Hand. »Ich hab das Zimmer hinten links.«
Mich traf fast der Schlag! Einen so smarten Mitbewohner hatte ich nicht erwartet. Ich versuchte vor meinem geistigen Auge die anderen Fussel-Bekanntschaften als Schablone über diesen Typen zu legen: Keine passte. Mein bester Freund hatte zum ersten Mal ins Schwarze getroffen. Marco gefiel mir sehr, ach was sage ich: Er war der Knaller! Er sah – bis auf das Ziegenbärtchen – wirklich heiß aus. Und wie 21 wirkte er auf den ersten Blick auch nicht, eher wie Mitte 20. Dass er so unverhofft auf meinem Radar aufgetaucht war, machte mich fast schon ein bisschen nervös. Jetzt freute ich mich noch mehr auf den Abend. Marco stellte die Einkaufstüten auf den Tisch, setzte sich auf den Stuhl daneben und schnaufte.
»Scheiß Schlepperei! Und du musst – lass mich raten – die Fussel-Freundin sein.«
»Fussel-Freundin ist gut«, antwortete ich. »Du kannst Patti zu mir sagen.« Und alles mit mir machen, was du willst, fügte ich in Gedanken hinzu.
»Er hat schon von dir gesprochen und erzählt, dass du heute für uns alle kochen willst, aber deinen Namen hat er nicht erwähnt«, so Marco weiter.
»Ach so.« Was Besseres fiel mir im Moment nicht ein.
»In welchem Verhältnis steht ihr beiden denn zueinander, wenn die Frage erlaubt ist, Patti?«, fragte der hübsche WG-Genosse sichtlich neugierig und warf dabei einen Blick in die Champignon-Schale.
»In einem geschwisterlich freundschaftlichen«, entgegnete ich schnell und zog die Schale sicherheitshalber aus seiner Reichweite.
»Platonisch, aha!«, meinte er nachdenklich. »Dir ist aber schon klar, dass es platonische Liebe zwischen Mann und Frau nicht gibt, oder?«
»Ach komm, jetzt bloß keine Grundsatzdiskussionen!«, stöhnte ich gespielt genervt und rollte mit den Augen. »Ich will in Ruhe kochen.«
Ich war hierhergekommen, um meinem Freund den Einstieg in seine neue WG zu erleichtern, und fand mich plötzlich in einer Situation wieder, die etwas unangenehm, aber gleichzeitig sehr aufregend war. Es verlangte enorme Konzentration, die für mich jetzt vollkommen nebensächliche Küchenarbeit entspannt fortzusetzen. Ich drehte mich um und wusch die Champignons. Gerade eben noch fleißige Köchin und hilfsbereite Freundin, achtete ich nun auf jede meiner Bewegungen. Jetzt war ich in erster Linie wieder Frau, eine Frau, die heute mehr wollte als nur einen netten Abend. Die Aussicht auf das, was heute noch passieren konnte, ließ ein angenehmes Kribbeln in mir aufsteigen.
Marco blieb in der Küche sitzen, lehnte sich zurück und sah mir zu, wie ich die Pilze putzte. Ich konnte seine Blicke auf meinem Rücken förmlich spüren. Während wir uns unterhielten, nutzte ich jede Gelegenheit, ihn mir genauer anzusehen. Ab und zu streichelte er sich über den Bauch, so als könne er das Abendessen kaum erwarten. Für einen Moment sah ich seine Bauchmuskeln – er erinnerte mich spontan an eine zahmere Version von Tyler Durden in Fight Club. Das Blut in meinen Venen strömte schneller; was ich eben gesehen hatte, erregte mich sofort. Dennoch ließ ich mir nichts anmerken und putzte artig die Pilze weiter.
Im Bad ging die Dusche. Plötzlich polterte es. Die Wohnungstür ging erneut auf. Flaschen klirrten aneinander. Ich war in diesem Augenblick ein wenig dankbar für die Unterbrechung, denn ich hatte noch einiges zu erledigen, bis ich mich dieser Sache mit der Aufmerksamkeit widmen konnte, die sie verdiente.
»Ich schwör dir, Benny: Die sind alle tot! Alle durch die Bank!«, hörte ich jemanden mit piepsiger Stimme sagen.
Das müssen die anderen beiden Mitbewohner sein, dachte ich. Ich hoffte inständig, dass nicht noch einer von Marcos Kaliber unter ihnen war, der mir beim Kochen zusehen wollte. Das wäre mir tatsächlich zu viel gewesen. Ich musterte ihn ungeniert. Indes verdrehte er seine grünen Augen.
»Das geht jetzt schon seit Tagen so mit den beiden«, stöhnte er sichtlich genervt. »Benny und Greta haben nur noch dieses Thema. Das kann ja heiter werden, wenn das den ganzen Abend so weitergeht!«
»Wenn ich es dir doch sage, die sind tot! Das fühle ich einfach«, bekräftigte die piepsige Stimme. »Jack, Kate, Sawyer, Jin und Sun: alle tot! Beim Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Wetten?«
»Du spinnst doch!«, versuchte jemand energisch dagegenzuhalten. Ich ging davon aus, dass es sich bei diesem Jemand um Benny handeln musste. »Und wer um alles in der Welt lungert die ganze Zeit auf der Insel rum und legt sich mit ›den anderen‹ an?«
»Ihre Seelen! Das sind ihre Seelen, kapierst du das nicht? Die wollen einfach nicht akzeptieren, dass sie tot sind, und veranstalten deshalb diesen ganzen Firlefanz«, versuchte das Mädchen ihm klarzumachen.
»Was reden die denn da?«, fragte ich Marco, der mit mir gemeinsam dieser spannenden Diskussion lauschte. Mir fiel auf, dass mich selbst sein Henriquatre-Bärtchen nicht länger störte, im Gegenteil: Ich fand es fast sexy. Gott, dachte ich, Patti, krieg dich ein.
»Die beiden gucken gerade so eine Ami-Serie«, sagte er gelangweilt und strich sich erneut über den Bauch. »Sie sind dabei aber um einiges anstrengender als Star Wars-Fans. Die kann man wenigstens verstehen.«
»Aha«, sagte ich und nickte.
»Hey, super! Hier is ja schon Bioleks Kochsendung!«, rief die Serienliebhaberin, als sie ihren Kopf zur Küchentür hereinstreckte. »Ich bin Greta und du bist bestimmt unsere heutige Köchin.«
»Ja, genau, ich bin die Köchin.« Ich lächelte in ein grienendes Gesicht.
»Benny, los, komm mal Hallo sagen!«, rief sie durch die halbe Wohnung.
Ein paar Sekunden später stand ein kleiner Lockenfiffi in der Tür, winkte, sagte kurz »Hallo!« und verschwand genauso schnell wieder, aber nur um wie ein Wilder gegen die Badtür zu hämmern. Fussel blockierte das Bad sicher schon seit einer halben Stunde. Ich machte mir ein bisschen Sorgen, so ein ausgiebiges Reinigungsprozedere passte nicht zu ihm.
»Tara!«, rief Fussel, als er geschniegelt und gebügelt in der Küchentür stand. »Na, Patti, jetzt bist du platt, was?« In der Tat: Er war picobello sauber.
Der Abend lief rund. Meine Pilzpfanne kam super an und wurde bis auf den letzten Champignon frenetisch eingeschaufelt. Die neue WG war herzlich und nett und Fussel war sichtlich glücklich über seine neue Wohnsituation. Nach außen wirkte auch ich entspannt und locker, aber mein vorrangiges Interesse galt der grünäugigen Küchenbekanntschaft. Marco war lustig und doch zurückhaltend. Mich beschlich das Gefühl, dass er mit Frauen nicht viel Erfahrung hatte, er wirkte manchmal etwas unbeholfen – aber doch anziehend. Ich hoffte darauf, dass sich heute Abend noch die Gelegenheit ergeben würde, mit ihm allein zu sein.
Wir redeten über Gott und die Welt, über Filme und Serien und wann immer Greta und Benny nicht in wilde Diskussionen versanken, nutzte ich die Gelegenheit, mir Marco genauer anzusehen, ihn auszufragen, mit ihm zu flirten und ihn gelegentlich wie zufällig zu berühren.
»Find ich gut, dass du dich so um ihn kümmerst!«, sagte Marco, als der fortgeschrittene Abend schon langsam am Ausklingen war. Greta hatte bereits das vierte Glas Weißwein intus und lehnte lallend an Bennys Schulter. Dieser paffte eine und machte ein von Verschwörungstheorien zermartertes Gesicht. Indes lag Fussel auf Gretas Sofa und pennte. Endlich kam die Zeit, in der ich das Zepter übernehmen konnte und Marco klarmachen würde, das ich noch mehr von ihm wollte, als nur nett mit ihm zusammenzusitzen.
»Kannst du was anderes einlegen?«, fragte ich ihn, der außer mir jetzt der Einzige war, dessen Verfassung noch für den Abwasch gereicht hätte.
»Was willst du hören?«, fragte er leise.
Seine grünen Augen funkeln im Kerzenlicht wie Smaragde, dachte ich und fand diesen Gedanken kitschig.
»Habt ihr was von Phoebe Snow?«
»Bestimmt«, sagte er, wühlte ein bisschen in Gretas CD-Haufen rum und legte tatsächlich eine Scheibe in den Player. An den Zimmerwänden zappelten die Schatten des Kerzenlichts.
»Tanz mit mir!«, bat ich ihn, als Teach me tonight erklang.
Er wirkte unsicher. Ich machte einige Schritte auf ihn zu.
»Ich habe in solchen Dingen nicht so viel Erfahrung«, sagte er etwas verlegen.
»Das macht nichts«, flüsterte ich und kam noch näher. Ich nahm seine Hand, führte ihn in die Mitte des Zimmers und legte meine Arme um seinen Hals. Seine Haut war warm und leicht verschwitzt. Wir tanzten.
»Ich hätte dich am liebsten schon den ganzen Abend gefragt, ob du mit mir tanzen willst«, flüsterte ich ihm ins Ohr. »Um das zu machen, was ich schon vor einigen Stunden in der Küche wollte – dich berühren.«
Marco lächelte schüchtern, während ich mich enger an ihn presste. Ich spürte, dass er mit Frauen wirklich nicht viel Erfahrung zu haben schien. Das gefiel mir irgendwie. Vielleicht hat er es ja noch nie gemacht, sauste es mir durch den Kopf. Plötzlich kam mir Fussels komische Frage wieder in den Sinn: Ob ich mir vorgestellen könnte, es mit jemandem zu machen, der noch Jungfrau war. Konnte es sein, dass er damit auf Marco angespielt hatte? Ich hatte es noch nie mit einer Jungfrau getan. Der Gedanke, dass Marco noch unberührt sein könnte – und ich damit vielleicht die erste Frau wäre, mit der er schläft –, erregte mich. Irgendwie wünschte ich mir, dass es so wäre und ich ihn deflorieren würde.
Wir wiegten uns im Takt der Musik. Langsam lotste ich uns aus Gretas Zimmer heraus und in Marcos hinein. Sein Reich war fremd und schien dennoch vertraut. Ich schloss die Tür, ohne ihn loszulassen. Marco stand da, als warte er darauf, dass ich irgendwas sagen würde. Aber ich schwieg und ließ lieber meine Hände sprechen. Ungefragt ließ ich sie über die immer größer werdende Beule in seiner Hose gleiten. Marco räusperte sich und ging einen Schritt zurück. Er schien verunsichert.
»Ich, ich hab das noch nie gemacht«, stammelte er, »ich find das Wort schon beschissen: One-Night-Stand. Ich mag das nicht.«
»Ich auch nicht!«, versuchte ich ihn zu beruhigen, während ich mich an die Zimmertür lehnte. Als meine Hand in Richtung Klinke wanderte, machte er zögerlich einen Schritt auf mich zu und sagte bittend: »Geh nicht!«
Ich drückte die Klinke trotzdem nach unten, aber nur, um kurz im Bad zu verschwinden. Dieser Moment war berauschend. Ich war erregt, hatte aber die Kontrolle. Kurz blickte ich in den Spiegel, lächelte mir selbst zu und knipste das Licht aus. Als ich zurück in sein Zimmer ging, saß er im Dunkel auf seinem Bett. Die Musik von Phoebe Snow – eben noch bei Greta hörbar gewesen – hatte die Räumlichkeiten gewechselt und hüllte jetzt Marcos Zimmer in eine intime Atmosphäre und machte alles um uns herum weich. Es steckte anscheinend mehr Romantiker in Marco, als ihm bewusst war.
Ich ging auf ihn zu, streifte mir mein Kleidchen vom Leib, genoss einen kurzen Moment seine begehrlichen Blicke auf meinem Körper und kroch schließlich unter seine Bettdecke. Er rührte sich nicht, schien nicht einmal zu atmen und sah mich mit großen Augen an. Ich richtete mich auf, lehnte mich zu ihm hinüber und ließ meinen Zeigefinger über sein Bärtchen und seine Lippen gleiten.
»Ich«, fing Marco wieder an, »ich hab’s noch nie gemacht, ich meine, ich hatte noch nie Sex, ich meine, nicht bis zum Ende, nicht so richtig, verstehst du?«
Herrlich, dachte ich, mein Wunsch geht in Erfüllung! Marco war unberührt, ungefickt und wahrscheinlich auch ungeblasen.
»Mach dir darüber keine Gedanken«, beruhigte ich ihn und strich zärtlich über seine Wange.
Daraufhin drehte er sich um, beugte sich über mich und gab mir einen unsicheren Kuss. Ich legte beide Arme um ihn und zog ihn auf mich. Während wir uns küssten und seine anfängliche Unsicherheit langsam meiner Geilheit wich, streichelte ich über seine festen Pobacken. Manchmal hielt er abrupt inne, so als wüsste er nicht, was als Nächstes zu tun sei. Ich führte ihn, drückte ihn zurück und forderte ihn auf, meine Brüste fester zu kneten und meine Nippel leicht zu kneifen. Marcos Schüchternheit verflog allmählich wie eine Pusteblume. Langsam tastete er sich immer weiter nach unten, schob mein Höschen zur Seite und steckte einen Finger in mich, seine Berührung verriet Unkenntnis, aber auch Neugier. Wieder bewegte er sich nicht und verharrte in meiner Pussy, als sei dies ein geheimer Ort. Ich versuchte, ihm durch gezielte Kontraktionen eine Bewegung zu entlocken, vielleicht ein Kreisen, ein Zucken, eine winzig kleine Reaktion. Marco aber bewegte weder seinen Finger noch sich selbst. Ich glitt sanft von seiner Hand und umschloss mit meinen Fingern seinen Schwanz und bewegte sie mit leichtem Druck rhythmisch zur Musik. Er stöhnte.
»Ist es so gut für dich?«, fragte ich, wohl wissend, dass es ihm gefiel.
»Es fühlt sich gerade so an, als würde ich mein Lieblingslied hören, und ich will nicht, dass es vorbei ist«, erklärte er nachdenklich, fast melancholisch, und drückte sich fest an mich.
»Du kannst auf Repeat drücken«, flüsterte ich ihm ins Ohr. Ich setzte mich auf ihn, führte seinen Schwanz an die richtige Stelle, so dass er wieder aufstöhnte, und bewegte mich dann sanft auf ihm.
Ich zeigte ihm in dieser Nacht alle Knöpfe, die es bei mir zu drücken gibt, und lehrte ihn, wie sie funktionieren. Nur die Pause-Taste ließ ich aus.
Ich bin Krankenschwester mit Leib und Seele. Den Job übe ich schon eine gefühlte Ewigkeit aus und ich kann mir nicht vorstellen, irgendwann mal was anderes zu machen oder umzuschulen wie einige meiner Kolleginnen. Natürlich wird man mit den schlimmsten Tragödien und traurigsten Schicksalen konfrontiert, aber mit der Zeit habe ich mich daran gewöhnt. Ich will nicht sagen, dass ich abgestumpft bin, aber ich sehe vieles im Leben heute nicht mehr so dramatisch wie früher und renne auch nicht mehr wegen jedem Wehwehchen zum Arzt.
Ich bin Single. Ob meine Beziehungen daran gescheitert sind, dass mich mein Beruf so vereinnahmt, kann ich nicht sagen. Die meisten Männer, mit denen ich zusammen war, sind der Meinung gewesen, mich beschützen zu müssen. Dass ich zwar zum »schwachen Geschlecht« gehöre, aber dabei alles andere als schwach bin, war immer ein Problem. Ich behaupte jetzt einfach mal, dass der Richtige noch nicht dabei gewesen ist. Bis das passiert, bin ich aber alles andere als ein Kind von Traurigkeit. Ich sehe nicht ein, warum ich nicht auch allein auf die Pirsch gehen und Spaß haben kann.
Ich bin sexuell sehr aktiv und habe schon alles Mögliche ausprobiert: Kontaktbörsen, Dreier, Swingerclubs. Alles nichts für mich! Mich stört dabei, dass ich eine vorbestimmte Rolle einnehmen muss. Die zwei Dreier, bei denen Ehepaare eine Gespielin gesucht hatten, waren langweilig und auch der Swingerclub war nichts für mich. Daher gab ich dieses Hobby schnell wieder auf und spezialisierte mich langfristig auf One-Night-Stands.
Das Gute an einem One-Night-Stand ist, dass das ganze Vorher ausfällt, dass beide wissen, dass sie miteinander ficken wollen, und das auch machen, ohne langes Gedöns oder vorher miteinander essen oder ins Kino gehen zu müssen.
Früher habe ich am liebsten in Stundenhotels gefickt. Einfach deshalb, weil’s am günstigsten ist! Ich hatte keinen Bock, die Typen mit nach Hause zu nehmen, und ich wollte auch nicht mit zu ihnen nach Hause gehen. Die weit verbreitete Annahme, dass ein One-Night-Stand die ganze Nacht dauert, ist Mumpitz. Also warum dann für die ganze Nacht zahlen, wenn man nach zwei Stunden fertig ist? Ich will mit einem Typen Sex haben, nicht neben ihm einschlafen! Und schon gar nicht mag ich irgendwelche Verabschiedungen, bei denen man sich gegenseitig verspricht, sich zu melden, und Telefonnummern austauscht, obwohl man weiß, dass man sowieso nie anruft. Man lässt sich aber leider Gottes viel zu oft auf diesen Kokolores ein, weil es so unsensibel rüberkommt, wenn man einfach geht. Ich bin meist die, die sich verpisst. Ich habe auch keine Einwände, wenn er zuerst das Feld räumt. Mit einem flüchtigen »Tschüs!« bin ich vollkommen d’accord.
One-Night-Stands sind für mich zu einer Art Ritual geworden. Mindestens alle zwei Monate ziehe ich los und reiße mir einen Typen auf. Das kann überall sein, passiert aber meistens in Clubs. Dass ich durch die Clubs streife wie ein hungriger Wolf auf der Suche nach Beute, erzähle ich niemandem, nicht einmal meinen engsten Freundinnen. Diese Nächte gehören nur mir. Ich verbinde mit ihnen das Gefühl von Freiheit und Zügellosigkeit und schöpfe aus ihnen die Kraft, die ich brauche, um mich in der Bahn zu halten. In diesen Nächten bin ich wie eine Fremde in einem fremden Land der Leidenschaft, in dem meine eigenen Regeln gelten. Mir ist bewusst, dass das immer auch ein bisschen gefährlich ist, aber der Kick des Unbekannten gibt mir das Gefühl, intensiv zu leben.
Den letzten One-Night-Stand hatte ich mitten im Sommer. Die Klinik, in der ich arbeite, war überbelegt. Ich schob Überstunden am laufenden Band, eine Grippewelle grassierte, zwei Schwestern meldeten sich krank, eine kündigte. Dieser Wahnsinn auf meiner Station, der Fachkräftemangel, die schlechte Bezahlung, all das raubte mir den letzten Nerv. Hinzu kam, dass ich durch den Stress über vier Monate lang keinen Sex mehr gehabt hatte – das war Rekord! Ich kam einfach zu nichts mehr, nicht einmal dazu, es mir selbst zu besorgen. Wenn ich nach dreizehn Stunden Arbeit endlich Feierabend hatte, legte ich mich nur noch aufs Sofa, ließ die Glotze laufen und Gott einen guten Mann sein. Irgendwann reichte es mir: So konnte ich unmöglich weitermachen! Sollte es das gewesen sein – dass ich mich nur um andere kümmerte und mich dabei selbst vernachlässigte? Nein! Ich beschloss, dass es allerhöchste Zeit war, mein Ritual wieder einzuführen.
Als ich an dem Freitagabend auf Beutezug ging, war es noch warm in der Stadt. Ich hatte ein paar feste Anlaufstellen, wurde aber leider bei keiner einzigen fündig. Nachdem ich mehrere Clubs abgeklappert, einige Körbe verteilt, mir das Balzen meiner Artgenossen angeschaut und niemanden gefunden hatte, der mir beim Ficken Gesellschaft hätte leisten können, war ich kurz davor, die Jagd zu beenden, und rechnete schon damit, hungrig nach Hause zu gehen. Ich will mir keinen x-Beliebigen aus der Meute picken, sondern habe eine klare Vorstellung davon, wie er auszusehen hat, wie er sich bewegt, guckt oder – wenn die Gelegenheit günstig ist, um sich heranzupirschen – wie er riecht. Zu meiner Jagdausrüstung zählen übrigens drei Kondome, falls einer reißen oder ich noch Hunger auf Nachschlag haben sollte. Auch trinke ich an diesen Abenden keinen Alkohol, ich will die Fäden in der Hand behalten und darf nie die Contenance verlieren.
Ich wollte gerade etwas enttäuscht gehen, als ich ihn wie durch ein Wunder an der Bar stehen sah. Er passte perfekt in mein Beuteschema: Er war groß und dunkelhaarig, trug ausgewaschene Jeans, ein unschuldiges schneeweißes T-Shirt und an beiden Armen breite Lederarmbänder, die seinem Erscheinungsbild wahrscheinlich zusätzliche Coolness verleihen sollten. Ich taxierte ihn, studierte aufmerksam jede seiner Bewegungen und versicherte mich, dass er nicht in weiblicher Begleitung war.