Shades of Sepia - Anne Barwell - E-Book

Shades of Sepia E-Book

Anne Barwell

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Beschreibung

Vampire und Werwölfe gibt es nicht. Geister, nun, darüber könnte man spekulieren. Das denkt zumindest Ben Leyton, als er Simon Hawthorne kennenlernt. Er weiß, dass der gutaussehende Mann Geheimnisse hat, und trotzdem kann er der Anziehung, die zwischen ihnen besteht, nicht widerstehen. Simon Hawthorne ist seit fast einhundert Jahren ein Vampir und bemüht, die Straßen für die Menschen und andere übernatürliche Wesen sicher zu halten. Doch seit einiger Zeit treibt ein Serienmörder sein Unwesen in Boggslake. Die Opfer werden immer paarweise gefunden – ein Mensch und ein Vampir. Die Verbindung, die sich rasend schnell zwischen ihm und Ben entwickelt, kann er eigentlich nicht gebrauchen. Denn was ist, wenn sie die nächsten Opfer auf der Liste sind? Um Seelenverwandte zu werden, müssen sie erst einmal überleben.

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Seitenzahl: 381

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Anne Barwell

Shades of Sepia

The Sleepless City Band 1

Impressum

© dead soft verlag, Mettingen 2024

http://www.deadsoft.de

© the author

Titel der Originalausgabe: Shades of Sepia

(The Sleepless City 1)

Übersetzung: Abby H. Arthur

Cover: Irene Repp

http://www.daylinart.webnode.com

Bildrechte:

© matttilda – stock.adobe.com

© Benjamin Haas – stock.adobe.com

1. Auflage

ISBN 978-3-96089-711-8

ISBN 978-3-96089-712-5 (ebook)

Inhalt:

Vampire und Werwölfe gibt es nicht. Geister, nun, darüber könnte man spekulieren. Das denkt zumindest Ben Leyton, als er Simon Hawthorne kennenlernt. Er weiß, dass der gutaussehende Mann Geheimnisse hat, und trotzdem kann er der Anziehung, die zwischen ihnen besteht, nicht widerstehen.

Simon Hawthorne ist seit fast einhundert Jahren ein Vampir und bemüht, die Straßen für die Menschen und andere übernatürliche Wesen sicher zu halten. Doch seit einiger Zeit treibt ein Serienmörder sein Unwesen in Boggslake. Die Opfer werden immer paarweise gefunden – ein Mensch und ein Vampir.

Die Verbindung, die sich rasend schnell zwischen ihm und Ben entwickelt, kann er eigentlich nicht gebrauchen. Denn was ist, wenn sie die nächsten Opfer auf der Liste sind?

Um Seelenverwandte zu werden, müssen sie erst einmal überleben.

Kapitel 1

»Ben? Bist du noch da?«

»Gib mir nur eine Minute, ja?«, rief Ben Leyton über die Schulter in Richtung des Laptops. Er goss sich Milch in seinen Tee und sah kurz aus dem Fenster. Die Straße unter ihm war ruhig und dunkel, abgesehen vom sanften Schein der Straßenlaterne vor dem Buchladen.

»Na, wie läuft’s?« Ange Duncan lächelte ihn vom Computerbildschirm aus an. Sie war immer eine Konstante für ihn gewesen, eine enge Freundin, mit der er über alles reden konnte. Sie hatten sich an der Universität kennengelernt und sich auf Anhieb richtig gut verstanden. »Ich hoffe, ich halte dich nicht von deinem Schönheitsschlaf ab?«

»Nein, es ist alles in Ordnung. Du weißt, dass ich ein Nachtmensch bin.« Ben trank einen Schluck Tee. Trotz des Zeitunterschiedes zwischen den USA und Neuseeland hatten er und Ange es geschafft, ihre regelmäßigen Skype-Chats beizubehalten. Während der sechs Wochen, die er nun schon in Boggslake lebte, hatten sie verschiedene Zeiten ausprobiert, bevor sie sich auf den späten Abend für ihn und den späten Nachmittag für sie geeinigt hatten. Sie hatten beide einen flexiblen Zeitplan, der sich aber immer ein wenig verschob, sodass sie sich in manchen Wochen öfter trafen als in anderen.

»Wie läuft’s bei der Arbeit?«

»Gut.« Ben rollte mit den Augen. »Na ja, gut, abgesehen von Melanie. Ich schwöre, ich weiß nicht, wie diese Frau einen Job in einem Café bekommen hat. Ihre soziale Kompetenz ist gleich null. Letzte Woche hat sich einer der Kunden beschwert und der Chef hat mit ihr gesprochen. Sie war ein paar Tage lang übertrieben freundlich, bevor sie wieder in ihr altes Muster zurückgefallen ist.«

Ange lachte und ihre grauen Augen funkelten. »Ich glaube, an den meisten Arbeitsplätzen gibt es eine Melanie, Ben, aber bisher hatten wir eben Glück.« Während Ange an der Victoria University in Wellington ihren Doktor in Anthropologie machte, arbeitete sie nebenher Teilzeit in einer Bücherei. »Aber meistens ist es okay, ja?«

»Ja. Es ist so süß wie …«

»Abgesehen davon, dass dich jeder fragt, ob es so süß ist wie was?« Ange war amüsiert gewesen, als sie das gehört hatte. Er hatte den Ausdruck erklären müssen, als er ihn zum ersten Mal benutzt hatte. Es waren die kleinen Dinge, die sprachlichen Feinheiten, die ihn immer noch gelegentlich aus der Fassung brachten, obwohl er langsam Fortschritte machte.

»Ich habe einige Einheimische dazu gebracht, ihn zu benutzen.« Ben grinste. »Als ich ihnen gesagt habe, dass es keinen Vergleich gibt und genau das die Pointe ist, fanden sie es ziemlich toll.« Er seufzte reumütig. »Ich schätze, das entschädigt für alles, was ich lernen musste. Ich hatte keine Ahnung, dass Kaffee servieren so kompliziert sein kann.« An seinem ersten Arbeitstag hatte er Kaffee mit Milchschaum als »Flat White« bezeichnet. Die Kundin hatte ihn verständnislos angesehen und gefragt, warum er über Wandfarbe rede.

Ange verzog das Gesicht. »Ich kann es dir nicht verdenken, dass du deinen Kaffee schwarz trinkst. Allein der Gedanke an Kaffeesahne oder Milch …« Sie erschauderte.

»Man hat mir gesagt, dass es gut schmeckt, aber ich kann mich nicht daran gewöhnen«, stimmte Ben zu. Obwohl er jederzeit nach Milch fragen konnte, wenn er wollte, sah er keinen Grund, viel Aufhebens darum zu machen.

»Da fällt mir ein, ich habe die Fotos bekommen, die du geschickt hast. Ich werde sie Ende der Woche ausdrucken und deinen Großvater besuchen, um sicherzugehen, dass es auch der richtige Ort ist.«

»Danke.« Obwohl viele Menschen während ihres Auslandsaufenthaltes – der normalerweise als Orientierungseinheit oder abgekürzt: OE bezeichnet wird – viel reisen, hatte Ben beschlossen, sich für eine Weile an einem Ort niederzulassen und von dort aus weiterzuziehen. Boggslake, eine kleine Stadt am Eriesee in Ohio, schien ein guter Ort dafür zu sein, zumal sein Großvater vor Jahren schon einmal dort gewesen war und in den höchsten Tönen davon gesprochen hatte.

»Für mich sieht es genauso aus, aber es ist schwer zu sagen, weil die Bäume seit den fünfziger Jahren ja ziemlich gewachsen sind. Großvater hat auch nie die Gedenktafel an der Parkbank erwähnt, also habe ich eine Nahaufnahme davon beigefügt. Ich denke, das wird helfen.«

Als Ben sich für die Fotografie zu interessieren begann, unterstützte ihn sein Großvater und lieh ihm seine alte Kamera, damit er seine Fähigkeiten verbessern konnte. Bevor er nach Boggslake aufbrach, schenkte ihm sein Großvater die Kopie eines Schwarzweißfotos, das er in einem der Parks aufgenommen hatte. Das Spiel mit Licht und Schatten hatte Ben fasziniert und seit seiner Ankunft hatte er viel Zeit damit verbracht, eigene Fotos von demselben Park zu machen und mit verschiedenen Einstellungen und Effekten zu spielen. Die Zeit, die er dort verbrachte, erinnerte ihn auch an seinen Großvater, dem er immer nahe gestanden hatte. Ben hatte nicht erwartet, dass ihn das Heimweh so schwer zu schaffen machen würde. Zu wissen, dass er sich dort befand, wo auch sein Großvater einst gewesen war, half ihm auf eine seltsame Art und Weise. Manchmal schloss er die Augen, lauschte dem Wind und tat so, als wäre er immer noch zu Hause in Neuseeland.

Vor etwa einer Woche hatte er gerade wieder die Augen geöffnet und einen flüchtigen Blick auf jemanden erhascht, der ihn beobachtete. Er hatte geblinzelt und war sich nicht sicher, ob er sich das nur eingebildet hatte, aber als er wieder hinsah, war der Mann verschwunden.

»Ben?« Anges Stimme holte ihn in die Realität zurück.

»Ja. Tut mir leid. Ich war in Gedanken.«

Die nächste Nacht bestätigte, dass Bens Fantasie nicht überreizt war. Aber wie schon zuvor war der Mann verschwunden, als er versuchte, einen Kontakt herzustellen. Er schien ernsthafte Ninja-Fähigkeiten zu haben und das frustrierte Ben unendlich. Die wenigen, kurzen Eindrücke, die er erhaschen konnte, zeigten einen brünetten Mann von schlanker Statur, gut gekleidet und sehr sexy.

»Du hast jemanden gefunden und mir nichts davon erzählt?«, neckte Ange ihn. Sie wurde etwas sachlicher. »Ich hoffe, du bist vorsichtig, Ben, und führst keine langen Gespräche mit fremden Männern, die du nicht kennst.«

»Das würde ich nie tun!«, entgegnete Ben entrüstet.

»Ja klar, natürlich würdest du das nicht.« Ange verdrehte die Augen. »Ich kenne dich schon, seit wir beide auf der Uni waren, Ben. Du redest mit JEDEM.«

»Tue ich nicht!« Er nahm einen weiteren Schluck Tee, schnappte sich einen Schokokeks aus der Packung auf dem Tisch und tunkte ihn in sein Getränk. Vielleicht musste er die Sache anders angehen. Wenn der Kerl entschlossen war, Abstand zu halten, hieß das doch nicht, dass Ben nicht zumindest ein Foto von ihm machen konnte. Obwohl es nicht sehr logisch oder vernünftig war, nagte es an ihm, nicht zu wissen, wer dieser Kerl war und warum er sich hier aufhielt. Nicht nur, wenn er im Park war, um Fotos zu machen, was einer der Gründe war, warum er jeden Abend auf seinem Streifzug durch die Gegend an diesem Ort vorbeikam. Aber warum war der Fremde immer an der gleichen Stelle im Park? Vielleicht, weil es der erste Ort war, an dem sie sich gesehen hatten? Diese Erklärung war so gut wie jede andere.

»Sieh mich nicht so an.« Ange hatte diesen intensiven Gesichtsausdruck, der bedeutete, dass sie nachdachte. »Du würdest es mir doch sagen, wenn du in Schwierigkeiten wärst, oder?«

»Ich bin nicht in Schwierigkeiten, Ange. Ehrlich.« Ben leckte den Tee von seinem Keks und steckte sich den Rest in den Mund. »Und zu deiner Information: Es ist nichts Falsches daran, sich zu unterhalten. Die Kunden auf der Arbeit beschweren sich nicht und es ist eine gute Möglichkeit, Leute kennenzulernen, vor allem, weil ich so weit von zu Hause weg bin.« Er versuchte es mit einem übertriebenen Hundeblick.

Sie streckte ihm die Zunge heraus. »Okay, wie auch immer. Aber ich habe das Recht mir trotzdem Sorgen um dich machen. Das tun Freunde nun mal.« Ihr Ton wurde sanfter. »Du weißt, dass ich dich vermisse?«

»Ja, ich weiß.« Er lächelte. »Ich vermisse dich auch.« 

~~~

Der Typ war wieder da. Ben war sich dessen sicher, auch, wenn er nicht darauf aufmerksam machen wollte. Er sah sich flüchtig um und versuchte, so lässig wie möglich zu wirken, während er seine Kamera einstellte.

Er trat einen Schritt zurück und zur Seite, tat so, als würde er sich für einen der Büsche zu seiner Linken interessieren, hielt seine Kamera hoch, drehte sich dann schnell auf dem Absatz um und schoss mehrere Fotos hintereinander.

Die Parkbank war leer.

Aber der Typ hatte gerade noch dort gesessen. Ben hätte schwören können, dass er ihn kurz vor dem Foto aus dem Augenwinkel gesehen hatte. Mit düsterer Miene überprüfte er den Bildschirm seiner Kamera. Ja, die Bank war leer. In Wirklichkeit und auf Film, oder zumindest auf dem, was im Zeitalter der Digitalkameras als Film galt.

Wunderbar.

»Verdammte Scheiße«, murmelte Ben. Er schnappte sich seinen Rucksack und ließ sich schwer auf die Bank fallen, den Ort seiner Kränkung. Sein Atem wurde in der Luft als weißer Dunst sichtbar. Seine Jacke reichte nicht aus, um die Kälte abzuhalten, also kramte er in seiner Tasche nach der Thermoskanne und zog sie heraus. Ein heißer Kaffee würde ihm jetzt guttun und ihm Zeit geben, über seinen nächsten Schritt nachzudenken.

Der Typ musste doch irgendwo in der Nähe sein, oder? Ben seufzte und trank einen willkommenen Schluck Kaffee. Das war verrückt. Was, wenn dieser »Gut-angezogen und sexy« eine Art Stalker war?

Und wenn er das sein sollte, was war dann Ben?

»Ist dieser Platz besetzt?«

Ben sah von seinem Kaffee auf und verschluckte sich fast, als er sah, wer da gesprochen hatte. »Nein«, stammelte er, während er nach Luft rang.

»Entschuldige«, sagte der Mann, den Ben vorhin versucht hatte zu fotografieren und sein entspannter Tonfall verriet, dass an seiner Art, scheinbar aus dem Nichts zu verschwinden und wieder aufzutauchen, nichts Ungewöhnliches war. »Ich wollte dich nicht erschrecken.«

»Hast du nicht«, entgegnete Ben und änderte seine Reaktion angesichts der hochgezogenen Augenbraue, die er als Antwort erhielt. »Nun, doch, hast du.«

Sein Begleiter gluckste. »Es sei denn, du hast die Angewohnheit, dich an deinem Kaffee zu verschlucken?« Er hob den Kopf und schnupperte. »Er riecht gut, also liegt es wohl nicht am Geschmack?«

»Das tut er, und nein, liegt es nicht.« Ben verpasste sich gedanklich einen Tritt, weil er so lahm klang. Aus der Nähe fiel es ihm noch schwerer, das Interesse seines Körpers an dem Mann neben ihm zu ignorieren. Der englische Akzent war auch nicht gerade hilfreich. Ben hatte schon immer eine Schwäche für englische Akzente gehabt. Er nahm seine Tasse fest in die linke Hand und streckte die rechte aus. »Ben Leyton.«

Sie beobachteten einander seit fast einer Woche, so schien es dumm, sich nicht vorzustellen. Er ignorierte das warnende Flüstern in seinem Kopf, dass er vielleicht gerade einer Art Stalker seinen Namen verraten hatte.

»Simon Hawthorne.« Simon schüttelte Ben kurz die Hand, dann schob er die behandschuhten Hände in die Taschen seines dicken Wollmantels. Er sah teuer aus, genau wie der Schal und die Hose, die er trug. Simon warf einen kurzen Blick nach unten, bevor er sich räusperte und Ben fast dabei erwischte, wie er seine ebenso teuren Stiefel betrachtete. Als Ben aufblickte, sah er in braune Augen, die ein paar Nuancen heller waren als seine eigenen. Sie starrten sich an, bevor Simon sich abwandte. Ben umklammerte seine Tasse fester, um seine Nervosität zu verbergen. Es wäre so leicht für ihn, sich in diesen Augen zu verlieren.

Das war verrückt. Normalerweise verliebte er sich nicht so schnell in Männer. Das einzige Mal, als es passiert war, war es ein totales Desaster gewesen und er hatte sich zum Narren gemacht. »Du bist nicht von hier, oder?«, fragte Ben schließlich. Simon runzelte die Stirn, statt zu antworten, also fuhr Ben fort. »Der Akzent, meine ich. Du bist Engländer.«

»Oh«, sagte Simon, »richtig. Das. Ich bin in England geboren, ja, aber ich war seit vielen Jahren nicht mehr dort. Boggslake ist jetzt meine Heimat.«

»Dann bist du wohl schon als Kind hierher gezogen?« Ben errötete und merkte, dass Simon ihn scheinbar amüsiert ansah. »Ich meine, so alt siehst du gar nicht aus, jedenfalls nicht jünger als ich.«

So viel zum Thema »glatt und kultiviert«. Wenn Simons gehobener Akzent und seine Kleidung irgendein Hinweis waren, dann darauf, dass er weit außerhalb von Bens Liga spielte.

»Ich bin viel älter, als ich aussehe«, sagte Simon. »Laut meinem Führerschein bin ich Mitte dreißig.« Ben lag mit seiner Schätzung weit daneben. Er hätte Simon auf Anfang zwanzig geschätzt, vielleicht sogar jünger.

»Laut meinem bin ich fünfundzwanzig«, erwiderte Ben und kopierte Simons seltsame Ausdrucksweise. »Du willst mich doch nicht verarschen, oder?«

»Wie bitte?« Simons Augen weiteten sich.

»Du machst dich doch nicht über mich lustig, oder?«, übersetzte Ben. Er hätte es besser wissen müssen, als diesen Ausdruck zu benutzen, zumal er nicht das erste Mal aufgefordert wurde, ihn zu erklären.

Simon schüttelte den Kopf. »Nein, das würde ich nicht tun. Danke für die Erklärung, aber ich kenne den Ausdruck.« Er runzelte die Stirn, als ob ihn die Anschuldigung verwirrte.

Irgendetwas fehlte Ben in diesem Gespräch. »Hör mal, vielleicht sollten wir ein paar Dinge klarstellen«, sagte er schnell. »Du hast mich beobachtet. Warum?«

»Ich … habe dich vor ein paar Wochen bemerkt.« Simon zuckte mit den Schultern. »Ich war neugierig.« Er hielt einen Moment inne, als müsste er seine Gedanken sortieren. »Auch auf die Gefahr hin, unverschämt zu sein, habe ich mich gefragt, ob ich dich vielleicht mal auf einen Kaffee einladen könnte, sozusagen als Wiedergutmachung dafür, dass du dich an deinem verschluckt hast.«

»Du willst mit mir ausgehen?«

»Ich lade dich auf einen Kaffee ein.« Simon zögerte. »Es sei denn, ich habe mich missverständlich ausgedrückt, dann entschuldige ich mich dafür.«

»Das hast du nicht.« Ben holte tief Luft. »Ich meine, dich falsch ausgedrückt. Kaffee klingt gut. Danke.« Etwas anderes kam ihm plötzlich in den Sinn. »Du hast gesagt, ich bin dir schon vor ein paar Wochen aufgefallen. Ich habe dich aber erst vor einer Woche bemerkt. Hast du mich die ganze Zeit über beobachtet?«

»Nein.« Simon schüttelte den Kopf. Er rutschte zurück an den Rand der Bank, um den Abstand zwischen ihnen etwas zu vergrößern. »Ich war … unpässlich.« Er lächelte ein wenig über Bens besorgte Miene. »Mach dir keine Sorgen. Es ist nichts, was dich belasten sollte.«

In seinem Lächeln lag Traurigkeit, fast Resignation. Instinktiv streckte Ben seine Hand aus und legte sie auf Simons Arm. Simon zuckte zusammen und obwohl er Ben nicht dazu aufforderte, seine Hand wegzunehmen, tat er es trotzdem.

»Wie lange bist du schon in Boggslake?«, fragte Simon schließlich etwas zu fröhlich. »Du bist auch nicht von hier, oder?« Er nahm die Hände aus den Taschen und legte sie in den Schoß. »Ich habe versucht, deinen Akzent einzuordnen, aber ich kann es nicht.«

»Das ist Kiwi.« Ben lachte über Simons ausdruckslosen Blick. »Ich komme aus Neuseeland. Ich bin seit ungefähr sechs Wochen hier. Ich habe mein Studium abgeschlossen und dann beschlossen, dieses OE-Ding zu machen. Mein Großvater hat vor Jahren einige Zeit hier verbracht und ich war neugierig, diesen Ort selbst zu sehen. Ich dachte mir, wenn ich erst einmal hier bin, kann ich immer noch weiterreisen. Das ist ein genauso guter Ausgangspunkt wie jeder andere auch.«

»OE?«

»Orientierungseinheit oder auch Auslandserfahrung, wenn du so willst.« Ben fragte sich, wie viel Zeit er noch mit Erklärungen verbringen musste. Obwohl er seit seiner Ankunft schon viele hatte liefern müssen, begann dieses Gespräch bereits, einen Rekord aufzustellen.

»Du bist Fotograf.« Simon wirkte entspannter als zu Beginn ihrer Konversation. »Deine Kamera ist mir schon aufgefallen. Das ist so ein neumodisches Computerding, nicht?«

»Ja, es ist eine Digitalkamera. Du weißt nicht viel über Kameras, oder?« Ben holte sie aus seiner Tasche und hielt sie Simon hin. Normalerweise würde er niemanden in die Nähe seiner wertvollen Kamera lassen, aber er hatte das Gefühl, dass Simon vorsichtig damit umgehen würde. »Fotografieren ist nicht mein Hauptberuf. Es ist eher ein Hobby, aber ich würde gerne etwas damit machen, vielleicht etwas an eine der lokalen Zeitungen verkaufen.« Er holte tief Luft. »Ich würde gerne so gut werden, dass etwas für National Geographic akzeptiert wird, aber das ist wohl eher ein Wunschtraum. Im Moment konzentriere ich mich darauf, mit verschiedenen Effekten zu spielen, und die Dämmerung ist gut für interessante Aufnahmen.«

»Wenn es das ist, was du tun willst, dann verfolge es. Träume sind wichtig.« Simon zog seine Handschuhe aus und drehte die Kamera in seiner Hand, um sie genauer zu betrachten. Seine Finger waren lang und gut manikürt, sein Teint eher blass, aber nicht auf eine ungesunde Art. »Sie ist sehr klein«, sagte er. »Mein Telefon soll eine Kamera haben, aber ich habe sie nie benutzt. Ich habe lange genug gebraucht, um herauszufinden, wie man einen verdammten Anruf annimmt.«

»Ich kann es dir zeigen, wenn du willst«, bot Ben an.

»Langweilt es dich nicht, um diese Tageszeit Fotos zu machen?« Simon reichte Ben seine Kamera zurück. »Alles ist fast gleich, nur in verschiedenen Grau- und Brauntönen, vor allem, wenn das Licht langsam schwächer wird.«

»Genau das mag ich.« Ben zuckte mit den Schultern. »Dann wird es erst richtig interessant. Hier, ich zeige es dir.« Er rief den Menübildschirm auf und ging die letzten Aufnahmen noch einmal durch. »Siehst du, wie unterschiedlich das Licht durch die Bäume in diesem Bild und dem vorigen fällt? Es verändert die ganze Atmosphäre, als hätten sie plötzlich eine andere Geschichte zu erzählen. Das ist es, was ich an diesem Zeug mag, die Geschichten hinter den Bildern.«

Simon beugte sich näher zu ihm. Seine Finger streiften Bens. Sie fühlten sich kalt an, aber nicht unangenehm kalt. Ein warmes Kribbeln breitete sich dort aus, wo Simons Finger ihn berührt hatten. »Ich habe noch nie jemanden so über Fotografie reden hören, obwohl ich verstehe, was du meinst.« Er blickte hinauf zu den Bäumen über ihnen und dann wieder zu dem Bild auf dem Bildschirm. »Es ist, als würde man ein Musikstück spielen und sich darauf einlassen, es zu fühlen. Es wirklich zu fühlen. Das machst du mit dem Licht, nicht wahr? Du veränderst die Klangfarbe, aber anstelle von Tönen verwendest du Bilder.«.

Ben blinzelte. »So habe ich das noch nie gesehen, aber es macht Sinn, ja.«

»Entschuldige.« Simon schien verlegen. »Ich fasse solche Gedanken normalerweise nicht in Worte.« Er griff nach seinen Handschuhen.

»Du solltest das öfter tun«, sagte Ben. Es war schon eine Weile her, dass jemand verstanden hatte, was er zu tun versuchte und er hatte diese Art der Unterhaltung vermisst. »Bist du Musiker?«

»Nicht professionell, aber ich spiele, ja.« Simon lächelte. »Klavier. Meistens klassische Musik und manchmal spiele ich auch ein bisschen Jazz. Mein Onkel hat es mir vor vielen Jahren beigebracht.«

»Mein Großvater spielt auch. Er ist ziemlich gut. Er hat versucht, es mir beizubringen, aber ich habe kein Talent dafür. Ich höre lieber zu.« Ben wagte eine weitere Frage und hoffte, nicht zu neugierig zu sein. »Siehst du deinen Onkel oft?«

»Er ist tot.« Simons Miene und Stimme wurden ausdruckslos. Er zog seine Handschuhe an und stand auf. »Er ist schon vor langer Zeit gestorben.«

»Das tut mir leid. Ich hätte nicht fragen sollen, wo wir uns doch gerade erst kennengelernt haben. Es war unhöflich von mir.« Er hatte offensichtlich ein Thema angeschnitten, das besser vermieden werden sollte, auch wenn Simon derjenige gewesen war, der seinen Onkel zuerst erwähnt hatte.

»Schon gut, du warst nicht unhöflich«, sagte Simon, wich aber Bens Blick aus. »Ich würde trotzdem …«

Bens Handy unterbrach ihn. Er ignorierte es, aber offenbar war der Schaden bereits angerichtet.

»Ist das dein Telefon? Vielleicht solltest du annehmen. Es könnte dringend sein.«

»Es ist nur eine SMS. Sie kann warten.« Ange hatte es lustig gefunden, sein Handy so zu programmieren, dass es die ersten Takte von »Slice of Heaven« spielte. Zumindest tat es das nur, wenn es ihre Nummer war. Den Rest der Zeit gab es sich mit seinem originalen Klingelton zufrieden. Sie hatte ihn auch darauf hingewiesen, dass er sein Telefon auf lautlos stellen könne, wenn ihm der Ton so sehr missfällt. Ein Vorschlag, den er ignorierte.

Simons Augenbraue hob sich. »Sie?« Etwas Unerklärliches huschte über sein Gesicht. »Du solltest antworten. Damen mögen es nicht, ohne guten Grund abgewiesen zu werden.«

Damen?

Das klang eher nach Bens Großvater als nach jemand in Simons Alter. Er hatte definitiv einen altmodischen Touch.

»Okay, aber kannst du dein Handy herausnehmen? Wir können Nummern tauschen.« Ben musste über Simons ausdruckslose Miene schmunzeln. »Ich gebe dir meine Handynummer, damit du mich erreichen kannst. Du hast mir doch einen Kaffee versprochen, nicht?«

»Oh, richtig.« Simon runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht, wie das geht. Ich wollte dir eigentlich meine Karte geben.«

»Deine Karte?« Ben holte sein Handy hervor und klappte es auf. Er las die SMS und schickte schnell eine Antwort. »Das ist Ange«, erklärte er. »Wir werden später skypen und sie schreibt mir, dass sie sich etwas verspäten wird.« Es konnte nicht schaden, Simon wissen zu lassen, dass er später irgendwo erwartet wurde und dass man ihn vermissen würde, wenn er nicht dort war. Seltsamerweise hatte Ben nicht das Gefühl, dass er sich in dieser Hinsicht bei Simon Sorgen machen musste. Sein Bauchgefühl sagte ihm, dass Simon jemand war, dem er vertrauen konnte, auch, wenn er keine Ahnung hatte, warum. Simon zog ein Handy aus seiner Tasche und reichte es Ben. Dann holte er seine Brieftasche heraus und gab ihm eine Karte. »Das ist meine Visitenkarte«, erklärte er. »Für den Fall, dass meine Studenten mich kontaktieren wollen.«

»Studenten?« Ben ärgerte sich darüber, dass er erneut wiederholte, was Simon gesagt hatte. Er hoffte, dass er sich nicht zu sehr wie ein Idiot anhörte. Er blickte auf die Karte hinunter und las sie zweimal, um sicherzugehen, dass er beim ersten Mal keinen Fehler gemacht hatte. »Professor Hawthorne? Ernsthaft?«

»Ich habe doch gesagt, dass ich viel älter bin, als ich aussehe. Ich unterrichte Geschichte an der Universität.« Simon nickte in Richtung seines Handys. »Du wolltest mir deine Nummer geben.«

»Oh ja.« Ben fand das Menü auf Simons Handy und scrollte durch die verschiedenen Bildschirme, bis er den richtigen gefunden hatte. »Schönes Handy.« Es lag weit außerhalb von Bens Preisklasse und würde es wohl auch immer bleiben.

»Danke. Mein Freund Forge hat mich dazu überredet.« Simon zuckte mit den Schultern. »Er ist fest entschlossen, mich ins einundzwanzigste Jahrhundert zu holen, egal, wie sehr ich mich auch dagegen sträube.« Er senkte seine Stimme. »Aber ich muss zugeben, dass es nützlich ist, gelegentlich erreichbar zu sein.«

Ben öffnete sein eigenes Handy wieder.

»Deine Handynummer ist nicht auf deiner Karte, also speichere ich sie in meinem. Ist das okay?«

»Ja, natürlich. Ich hätte sie auch auf die Rückseite der Karte schreiben können.« Simon beobachtete interessiert, was Ben tat. »Bei dir sieht das ganz einfach aus. Hast du das schon einmal benutzt?«

»Ich habe es mir einmal angesehen, bevor ich meines gekauft habe.« Er wollte sich über alles, was es gab informieren, auch über das, was er sich nicht leisten konnte. »Ein Freund hatte eines und ließ mich damit herumspielen. Sie sind recht benutzerfreundlich, wenn man weiß, was man tut.«

»Diese Bemerkung bestätigt nur, dass ich keine Ahnung habe, was ich mit dem verdammten Ding machen soll. Benutzt du dein Handy, um …« Simon stolperte über das Wort. »Skype mit deiner Freundin?«

»Ich benutze dafür lieber meinen Laptop. Der Bildschirm ist größer und unsere Gespräche dauern meist etwas länger.« Ben grinste. »Ich glaube, dieser Forge hat recht. Du musst wirklich in dieses Jahrhundert geholt werden.«

Simon runzelte die Stirn. »Es ist nichts falsch daran, ein bisschen altmodisch zu sein«, sagte er und griff nach seinem Handy.

»Irgendwie gefällt es mir sogar«, gab Ben zu. Er verkniff sich den Satz, dass eine Mischung aus beidem besser sei, als er Simons Lächeln sah. Es erhellte sein Gesicht und in seinen Augen lag ein Funkeln, das vorher nicht da gewesen war. Ben bewegte sich ein wenig und war froh, dass er eine lange, dicke Jacke trug. »Also«, sagte er und seine Stimme klang heiserer, als er beabsichtigt hatte. »Du rufst mich an, wann wir uns auf einen Kaffee treffen sollen?«

»Ja.« Simon musterte ihn einen Moment lang, dann schob er die Hände wieder in die Taschen.

»Oder du rufst mich an?« Er klang fast hoffnungsvoll.

»Okay.« Ben wollte nach seinem Rucksack greifen, hielt aber inne, als ihm ein Gedanke kam. »Hey, bevor du gehst, kann ich dich was fragen?«

»Ja, natürlich.«

»Kann ich ein Foto von dir machen?« Ben wusste sofort, dass er nicht hätte fragen sollen. Er hätte schwören können, dass er so etwas wie Angst in Simons Augen gesehen hatte, aber dann war sie verschwunden und durch einen kalten, leeren Ausdruck ersetzt worden.

»Nein.« Simon schüttelte den Kopf. »Ich möchte nicht ... fotografiert werden.« Er drehte sich auf dem Absatz um und als Ben wieder aufsah, nachdem er seinen Rucksack auf den Rücken gehievt hatte, war Simon verschwunden.

Ben seufzte und verdrehte innerlich die Augen. »Ich wollte doch nur ein Foto machen«, murmelte er, ohne zu wissen, über wen er sich mehr ärgerte, über sich selbst oder über Simon. »Was ist das nur mit dir und Fotos? Man könnte meinen, ich versuche, deine Seele zu stehlen.«

~~~

Er hatte die Situation nicht gut gemeistert. Simon stapfte durch den Park in Richtung Ausgang, seine gestiefelten Füße knirschten im trockenen Laub. Er blieb stehen, um gegen einen Stein zu treten, und merkte erst, wie viel Kraft er dafür aufwendete, als er hörte, wie er in einiger Entfernung laut in den Teich plumpste.

Verdammt noch mal!

Das Gespräch mit Ben war recht erfolgreich verlaufen, wenn man bedenkt, dass Simon einigen Fragen ausweichen musste, die er nicht beantworten konnte. Nicht beantworten konnte oder nicht dazu bereit war?

Simon schnaubte. Dieses Thema wollte er jetzt nicht anschneiden. Wenn er es ganz vermeiden könnte, wäre ihm das recht, obwohl er natürlich wusste, dass es früher oder später zur Sprache kommen musste. Er wollte einfach Zeit haben, um Ben kennen zu lernen, um sicher zu sein, dass er der Richtige war, bevor er ihm die Wahrheit sagte.

Die schmiedeeisernen Tore des Parks tauchten vor ihm auf. In gewisser Weise waren sie wie er, altmodisch und aus einer anderen Zeit stammend. Er setzte sich auf die Bank am Rande des Parks und schloss für einen Moment die Augen, um seine Gedanken zu ordnen.

Aber nicht nur seine Gedanken waren das Problem, oder? Simon stöhnte und bewegte sich unbehaglich. Verdammt, er war hart, erst recht, seit er versehentlich Bens Hand gestreift hatte. Einen Moment lang hatte er geglaubt, dass er gleich kommen würde, so aufgeregt war er gewesen und so sehr hatte ihn das Verlangen gepackt. Wem wollte er etwas vormachen? Ben war definitiv der Richtige – Simons Seelenverwandter. Er war schon mit anderen Männern zusammen gewesen, aber so hatte es sich noch nie angefühlt. Verdammt, er und Ben hatten noch nicht einmal miteinander geschlafen. Seine Art reagierte normalerweise nicht so, zumindest nicht in diesem Ausmaß, und Simon schon gar nicht.

Seine Gedanken schweiften ab, seine Sehnsüchte spielten sich in seinem Kopf ab. Ben zu küssen, mit seinen Fingern durch sein dichtes schwarzes Haar zu fahren. Simon stöhnte laut auf und stellte sich vor, wie er Ben entkleidete, seine Brust streichelte, durch dessen dunkle Haar fuhr, wie Ben seinen Blick erwiderte und leise stöhnte, als Simon mit den Spitzen seiner Fangzähne seinen Hals streifte.

Simon liebte Berührungen, vor allem seidige, dichte Haarsträhnen unter seinen Fingern, unter seiner Zunge. Seine früheren Liebhaber hatten dunkles Haar wie Ben, obwohl Bens Augen einen tieferen Braunton hatten als die von Stephen oder Albert. Ben wirkte so lebendig und fröhlich, er teilte seine Gedanken und Träume, als wären sie bereits ein Liebespaar und nicht nur Fremde, die sich gerade erst kennen gelernt hatten.

Andere Bilder überfluteten Simons Geist und rissen ihn in die Realität zurück, Erinnerungen, die diesen Moment zerschnitten und die Fantasie, die er doch so sehr wollte, zerstörten. Schnell öffnete er die Augen, um sie loszuwerden.

Er war in Sicherheit. Oder nicht?

~~~

Stephen lag in einer Blutlache, die Augen weit aufgerissen und starr, das Geräusch von explodierenden Granaten durchbrach die Stille der Nacht, während Simon entsetzt auf die Knie sank.

Jahre später hatte ihn ein anderer Weltkrieg dazu verleitet, seine Wachsamkeit zu vernachlässigen, jemanden hineinzulassen, nur um dann allzu deutlich zu erkennen, welche Folgen dies haben würde.

Albert schrie, rief um Hilfe, sein Atem erstickte in einem schrecklichen Gurgeln, als Simon zu ihm kam. Zu spät, doch gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie der Körper seines Geliebten in den Armen eines Mannes zusammensackte, der mehr Monster als Mensch war.

»Ich gehöre nicht dir, John!«, hatte er den Vampir angeschrien, der ihn erschaffen hatte. Simon hatte Albert gepackt, ihn für sich beansprucht, ihn festgehalten. »Ich will dich nicht. Lass mich in Ruhe!«

Simon hatte sich nach Albert etwas geschworen. Er konnte das nicht tun, er konnte nicht zulassen, dass jemand anderes verletzt wurde. Er würde nicht zulassen, dass er liebte, nur um wieder zu verlieren.

Warum hatte er dann mit Ben geredet? Er hätte sich fernhalten, die Tatsache, dass er Ben zum ersten Mal in der Jahreszeit gesehen hatte, in der sie sich nicht näherkommen konnten, als Wink des Universums verstehen und sein Leben weiterleben sollen. Ihre Beziehung hatte keine Zukunft. Auch wenn man seit fünfzig Jahren nichts mehr von Simons Schöpfer gehört hatte, änderte das nichts an dem ziemlich großen Unterschied zwischen ihnen.

Ben war ein Mensch. Simon war es nicht. Nicht mehr. Egal, wie sehr er sich das auch vormachen wollte.

Er hatte nicht gelogen, als er Ben sagte, dass in seinem Führerschein stand, dass er Mitte dreißig war. Das stimmte zwar, selbst wenn er es nicht war. Körperlich war er zweiundzwanzig. Das war er schon seit fast hundert Jahren.

Die Standuhr schlug acht.

Das war lächerlich. Er hatte keine Zeit, so zu grübeln, in der Vergangenheit zu schwelgen. Sie war tot und vorbei. Er hatte auch nicht das Recht, sich einer Fantasie hinzugeben, die es nie geben würde. Was hatte er sich nur dabei gedacht? So etwas tat er nicht, hatte er schon lange nicht mehr getan. Simon riss sich zusammen, ging rasch durch die Tore des Parks und machte sich auf den Weg nach Hause. Ein vertrauter Hunger nagte an ihm. Vielleicht war das der Grund dafür? Er hatte seit dem Vortag nicht mehr richtig gegessen, also würde er natürlich jeden Menschen in seiner Nähe sehr genau wahrnehmen. Bens Haut hatte sich warm und einladend angefühlt, sein Herzschlag weitgehend gleichmäßig.

Gleichmäßig? Bens Herzschlag und seine Atmung hatten sich von Minute zu Minute beschleunigt, als sie sich berührt hatten. Vielleicht war die Anziehung gegenseitig? Es sei denn, Ben hatte die generelle Angewohnheit, mit Fremden zu sprechen und Einladungen zu einem Kaffee anzunehmen?

Wenn er das überhaupt noch tun wollte, so, wie Simon sich verabschiedet hatte. Dumm. Er war so dumm gewesen. Erst hatte er sich von Ben fotografieren lassen, nur um ihm dann zu sagen, dass er nicht fotografiert werden wollte. Wenigstens hatte Ben anscheinend nicht bemerkt, dass Simon VOR der Kamera gestanden und er bereits das Bild hatte, das er haben wollte.

Warum zum Teufel musste Ben ein Fotograf sein? Selbst wenn sie sich wiedersehen würden, wie lange könnte Simon dem Thema ausweichen?

Vampire kann man nicht fotografieren. Sie sind weder auf Film noch auf Kamera zu sehen, also würde auch Bens neumodische Digitalkamera keinen verdammten Unterschied machen.

Die Edgelake Street und das Boggs Castle begrüßten ihn schneller als erwartet. Seine Gedanken hatten ihn so abgelenkt, dass er gar nicht bemerkt hatte, dass er fast zu Hause war. Zu Fuß zu gehen war eine gute Idee gewesen. Es hatte ihm Zeit zum Nachdenken gegeben, obwohl es zweifelhaft war, dass seine Frustration völlig unbemerkt bleiben würde. Dazu waren seine Freunde viel zu aufmerksam.

Bei diesem Wort musste Simon trotz seiner Stimmung lächeln. Die letzten fünfzig Jahre waren gut gewesen, abgesehen von einigen Anfällen von Einsamkeit. Hier in Boggslake hatte er ein Zuhause, eine Arbeit, die er liebte und Menschen, die er Freunde nennen konnte.

Er würde tief durchatmen und weitermachen. So wie er es immer getan hatte.

Kapitel 2

Es herrschte Stille, als Simon den Schlüssel in die Tür steckte, obwohl er wusste, dass die anderen Bewohner es deutlich gehört haben mussten. Genauso wie sie alles andere hörten, was vor sich ging, auch wenn sie zu höflich waren, es zu erwähnen. Das scharfe Gehör hatte seine Nachteile, aber für die Vorteile, die es mit sich brachte, konnte man sie in Kauf nehmen. Auch wenn Forge darauf bestand, diesen Lärm, den er als Musik bezeichnete, manchmal viel zu laut zu spielen.

Gedämpfte Stimmen drangen durch die schwere Holztür am unteren Ende der Treppe. Simon neigte kurz den Kopf und lauschte den Gesprächsfetzen, die sein Interesse weckten. Er zog Mantel und Schal aus und hängte sie sorgfältig an den Garderobenständer neben der Eingangstür, bevor er sich auf den Weg in die gemeinsame Küche machte.

Er schluckte, schmeckte den Speichel und öffnete den Kühlschrank, um dessen Inhalt zu studieren. Er hatte zu Abend gegessen, bevor er die Universität verließ, obwohl er es nicht nötig gehabt hätte. Menschliches Essen schmeckte ihm zwar, aber es befriedigte ihn nicht sonderlich, vor allem nicht, wenn das Steak gut durchgebraten war. Er wusste nicht mehr, wie oft er es sehr blutig bestellt hatte und er bezweifelte, dass ein Kommentar darüber, dass das Beste daran das Blut war, welches auf seinen Teller tropfte, gut ankommen würde. Juliet – die Universität hatte darauf bestanden, dass er eine Lehrassistentin brauchte – hatte es aus irgendeinem Grund als ihre Aufgabe angesehen, dafür zu sorgen, dass er richtig aß.

In gewisser Weise war das lästig, aber sie meinte es gut und hörte auf, ihn zu nerven, wenn er nachgab, sodass er zumindest einen Teil seiner Mahlzeiten dort einnahm, wo sie ihn sehen konnte. Er hatte nicht vor, ihr zu sagen, dass »ihn aufzufüttern« ihn nicht dazu bringen würde, an Gewicht zuzulegen, oder ihm die Nahrung geben würde, die er brauchte.

Etwas, aus Grau und Rot zusammen gemischt, starrte ihn aus dem Kühlschrank an. Simon erschrak einen Moment, bevor er es genauer betrachtete. Ja, das waren eindeutig Augen. War das Fell? Nein, es war Schimmel, der unter der Frischhaltefolie wucherte. Nicht zum ersten Mal war Simon versucht, Lucas einfach einen eigenen Kühlschrank zu kaufen und ihn nach oben liefern zu lassen. Sein letzter höflicher Vorschlag hatte ihm einen verwirrten Blick von Lucas eingebracht. Seine Experimente seien gut verpackt und würden niemandem schaden, hatte er gesagt, und so würde er daran denken, sie im Auge zu behalten und ihre Fortschritte zu verfolgen.

»Eine der Freuden des Zusammenlebens mit dem städtischen Gerichtsmediziner«, murmelte Simon leise vor sich hin. Er beschloss, die vermeintlichen Essensreste im selben Regal zu ignorieren, da sie ebenfalls eine merkwürdig grüne Farbe angenommen hatten. Die Artikel im nächsten Regal standen in krassem Gegensatz zu denen darüber. Alles war fein säuberlich verpackt, gut organisiert und es gab eine Auswahl an verschiedenen Fleischsorten, Gemüse und Salaten. Jeweils zwei davon, aber das war nicht ungewöhnlich. Forge hatte davon gesprochen, dass er auf dem Heimweg von der Arbeit noch einkaufen würde.

Simons Regal war fast leer, bis auf etwas, das verdächtig danach aussah, als hätte es Lucas dort vergessen. Er stocherte darin herum und griff dann nach der Milchtüte. An Essen war im Moment nicht zu denken, er wollte nur seinen Hunger stillen. Er füllte ein Glas mit Milch und Eiswürfeln, die er aus dem Gefrierschrank geholt hatte. Heute gab es Hühnerblut, denn gestern hatte er Rindfleisch gegessen. So konnte er Juliet wenigstens ehrlich sagen, dass er sich ausgewogen ernährt hatte.

Ein kräftiges Umrühren mit einem Löffel hatte die beiden Zutaten gut genug vermischt, obwohl die Eiswürfel immer noch gefroren waren. Eines Tages würde er sich die Mühe machen, den Mixer zu benutzen, den Forge gekauft hatte, ehrlicherweise hatte Simon aber keine Lust dazu. Während Forge es vermutlich genoss, seine Mahlzeiten mit den gefrorenen Blutwürfeln zu bestreuen und so zu tun, als seien sie eisige Croutons, sah Simon keinen Sinn darin. Er zog es vor, seine Mahlzeiten ohne die Beigabe von Blut zu essen und sich auf andere Weise das zu holen, was er zum Überleben brauchte. Im Laufe der Jahre hatte er sich an den Geschmack von Blut und Milch gewöhnt und trotz des Augenrollens und Ekels von manchen Leuten war es besser als das, was er in der Vergangenheit tun musste, um seinen Hunger mit einer ausreichenden Menge an Tierblut zu stillen.

Er nippte an seiner provisorischen Mahlzeit und machte sich auf den Weg in den Keller.

»Hey, Simon.« Lucas Coate blickte kurz auf, als Simon den Raum betrat. Er saß an seinem Schreibtisch und starrte auf eine Sammlung von Fotos. »Du hast wohl kein Glück gehabt, was?«

»Selbst wenn würde ich es dir nicht sagen.« Simon schaute über Lucas Schulter, um zu sehen, was seine Aufmerksamkeit erregt hatte. »Hast du neue Informationen zu dem Fall?«

Er, Lucas und Forge arbeiteten zusammen, um die Vorfälle rund um die übernatürliche Gemeinschaft in Boggslake zu untersuchen. Obwohl die Übernatürlichen weder ihren Artgenossen noch den Menschen etwas zuleide tun sollten, brauchten einige eine deutliche Erinnerung an diese Tatsache. Manche von ihnen schienen auch nicht begriffen zu haben, dass sie ihre Existenz vor den Menschen nicht zur Schau stellen sollten. Nachdem Simon ein Vampir geworden war, hatte er sehr schnell gelernt, dass übernatürliche Wesen, genau wie Menschen, gut, böse und alles dazwischen sein konnten.

Lucas grinste. »Du hast Glück gehabt! Ich wusste es!« Er lehnte sich im Stuhl zurück. »Groß, dunkel und sexy hat also mit dir geredet? Oder hast du mit ihm geredet?« Er schnupperte an Simon und die Fotos waren schnell vergessen. Etwas anderes war offensichtlich viel interessanter. »Hat er dich berührt oder du ihn? Ich kann ihn an dir riechen.« Er wiederholte den Vorgang. »Ja, du riechst schwach nach Mensch und es ist niemand, den ich kenne.«

»Glaubst du wirklich, dass er darauf antworten wird?«, fragte Jonas Forge vom Schreibtisch aus, der neben Lucas stand. Er tippte weiter, seine Aufmerksamkeit war immer noch auf den Bildschirm vor sich gerichtet. »Außerdem ist der Typ nicht groß. Er ist drei Zentimeter kleiner als Simon.«

Simon war mit seinem 1,80 m nicht gerade klein – Lucas überragte ihn um einen Zentimeter, Forge um drei.

»Du hast ihn überprüft?«, Simon gab sich keine Mühe, überrascht zu klingen, denn das wäre gelogen. Natürlich hatte Forge das getan. Es war seine Art, sich um andere zu kümmern, zumindest behauptete er das. An manchen Tagen konnte er schwören, dass Forge ihn an seinen älteren Bruder erinnerte, den er beim Untergang der Titanic verloren hatte, aber das würde er Forge nie sagen. Simon wusste, dass er von dieser Geste gerührt und dankbar für Forges jahrhundertelange Erfahrung sein sollte, aber manchmal konnte es auch verdammt nervig sein.

»Ja.« Forge runzelte die Stirn, während seine Finger immer noch über die Tastatur glitten. »Du bist seit Wochen in den Typ verknallt. Jemand musste etwas tun.«

»Du teilst doch sicher?« Lucas spitzte sichtlich die Ohren. Seine Reaktion erregte die Aufmerksamkeit von Forges Hund Moose, der den Kopf hob und bellte, sich aber nicht von seinem Bett in der Ecke bewegte.

»Ich teile ihn nicht«, sagte Simon schnell, bevor Lucas weiter darüber nachdenken konnte.

»Ich habe die Information gemeint, Simon. Mal ehrlich, für was für einen Typen hältst du mich eigentlich?« Lucas blinzelte, seine Augen weiteten sich und sein Lächeln trug zu dem Bild der Unschuld bei, das die meisten Leute, die ihn nicht kannten, täuschte. Es war ein einstudierter Blick, der Simon immer an einen zu groß geratenen Welpen erinnerte. Lucas war Mitte dreißig, obwohl er mit dem ungekämmten Haar, wilden Bart und stets ernsten Gesichtsausdruck viel jünger aussah.

»Du bist ein geiler Werwolf«, antwortete Forge trocken. Er war älter als sie beide, denn er wurde während der Schlacht von Point Pleasant im achtzehnten Jahrhundert verwandelt. Körperlich war er Anfang dreißig.

»Du versuchst, Simon zu einem Dreier mit dem Kerl zu überreden, seit du das erste Mal von ihm gehört hast. Warum solltest du jetzt deine Gewohnheiten ändern?«

»Das verletzt mich«, schniefte Lucas. Er strahlte. »Aber hey, einen Versuch war es wert, oder?«

»Das wird nicht passieren«, bestätigte Simon. Es war schon schlimm genug, dass die beiden ihn hänselten, seit sie herausgefunden hatten, warum er jeden Abend in den Park ging, aber es war ja noch nie leicht gewesen, Geheimnisse vor ihnen zu haben. Beide waren für das Boggslake Police Department tätig. Lucas teilte sich seine Aufgaben zwischen Leichenschauhaus und Außendienst auf, Forge arbeitete als Detective.

Die Luft zwischen ihnen schien für einen Moment dicker zu werden, bevor ein Mann mittleren Alters in einem makellosen weißen Anzug wie aus dem Nichts vor ihnen auftauchte. »Ich bin sicher, Simon wird euch den jungen Mann vorstellen, wenn die Zeit reif ist. Er braucht noch etwas Zeit, um ihn richtig zu umwerben. Solche Dinge sollte man nicht überstürzen.«

»Danke, Mr. Boggs.«

Simon nickte mit dem Kopf, um dem Geist zu danken. Es gab Zeiten, in denen war Boggs, im Vergleich zu Forge und Lucas, die Stimme der Vernunft und Simon schätzte seine Unterstützung.

»Natürlich«, fuhr Boggs lächelnd fort, »werde ich dich daran erinnern, dass du uns Mr. Leyton vorstellen solltest, sobald du ihn offiziell umwirbst.«

War Simon der Letzte, der Bens Namen erfahren hatte? Das war eine rhetorische Frage. Es passierte nicht viel, ohne dass Boggs davon wusste.

»Natürlich«, bestätigte Simon und warf einen Blick in Lucas’ Richtung, als dessen Grinsen breiter wurde. Während man Forge manchmal die Rolle des älteren Bruders zuschreiben konnte, neigte Boggs definitiv dazu, so zu tun, als sei er ihr Vater. Er war der Geist von einem der Stadtgründer und obwohl sie seinen Vornamen kannten, nannten sie ihn immer Mr. Boggs. Ihm gehörte das Schloss ursprünglich und er war ein wichtiges Mitglied ihres Teams.

»Hey, hört euch das an.« Forge drückte ein paar Tasten auf seinem Computer. »Ich schalte auf Audio um, Blair, und stelle dich auf Lautsprecher. Kannst du bitte wiederholen, was du mir gerade gesagt hast?«

»Es heißt Alucard«, erinnerte Blair ihn mit gereizter Stimme. Er war ein begnadeter Computerhacker. Forge hatte bei einem früheren Fall versucht, mit einem ehemaligen FBI-Mitarbeiter Kontakt aufzunehmen, dabei aber herausgefunden, dass dieser gestorben war. Sein Sohn Blair hatte die Informationen, die Forge brauchte, beschafft und arbeitete seitdem für sie. Er war zuständig für alles Digitale, während Simon sich um die traditionelleren Informationsquellen kümmerte. Die Universitätsarchive hatten sich bei mehreren Ermittlungen als sehr nützlich erwiesen und durch die Kombination hatten sie so Zugang zu einer Vielzahl von Quellen. »Wie sollen wir die ganze Sache mit der geheimen Identität getarnt halten, wenn du weiterhin meinen richtigen Namen benutzt?«

»Ups.« Forge grinste. Die eingebaute Kamera des Computers schaltete er nicht ein. Das machte keinen Sinn, da Lucas sowieso der Einzige war, den man damit sehen konnte. Blair hatte sich nie darüber beschwert, dass ihre Gespräche nur über Audio liefen, was erstaunlich war, wenn man bedachte, dass sein selbst gewählter Benutzername rückwärts buchstabiert »Dracula« war. Alle hatten mit den Augen gerollt, aber Blair schien noch nicht begriffen zu haben, dass er mit zwei Vampiren, einem Werwolf und einem Geist zusammenarbeitete.

»Hey, Leute«, fuhr Blair fort, »seid ihr alle in der Bat Cave?«

Simon spürte, wie ein Nerv unter seinem Auge zuckte. Warum, oh, warum nur war dieser lächerliche Name hängen geblieben, als Blair ihn vorgeschlagen hatte? Oder noch schlimmer, warum hatte Forge zugegeben, dass sie keinen Namen für ihre Einsatzzentrale hatten?

»Ja, wir sind alle hier«, rief Lucas. »Wie geht es dir, Blair?«

»Hi, Lucas. Toll.« Blair hielt inne. »Na ja, nicht wirklich. Dieser Fall fühlt sich an, als ob es zwei Schritte vorwärts und einen zurückgeht.«

»Was hast du für uns, Blair?«, fragte Simon, bevor Blair sich in einem Thema verrannte, wie er es oft tat.

»Wie ich Forge eben erzählt habe, habe ich nach Verbindungen zwischen den Opfern gesucht und gerade, als ich dachte, ich hätte etwas gefunden, bin ich in eine Sackgasse geraten.« Blair seufzte. »Dieser Fall ist merkwürdig und weil die Leichen immer paarweise gefunden werden, dachte ich mir, ich überprüfe, ob sich die Opfer auch nur indirekt kannten. Tun sie nicht.«

Das hatte er ihnen schon gesagt. Es konnte also nicht die Information sein, von der Forge dachte, dass sie sie hören wollten. »Wie auch immer«, fuhr Blair fort, »ich habe etwas tiefer gegraben und herausgefunden, dass einige der Opfer Blutspender waren.«

»Das ist doch ein Fortschritt, oder?«, fragte Simon.

»Ja, das wäre es, aber es sind nur einige von ihnen. Selbst wenn jemand auf diese Art von Datenbanken zugegriffen hat, um diese Leute auszuwählen, erklärt das nicht die Opfer, die keine Spender sind.«

Ein Teil dieser Erklärung wäre höchstwahrscheinlich, dass eines der Opferpaare ein Mensch und das andere ein Vampir war, aber das war eine Information, die Blair nicht wusste und auch nicht wissen musste. Vampire spendeten ebenso Blut, um im Falle einer Verletzung Vorrat zu haben, sollten sie eine Transfusion benötigen. Doch die Aufzeichnungen der Vampirblutbank waren nur wenigen zugänglich.