Sichtbare Frauen - Christina Richter - E-Book

Sichtbare Frauen E-Book

Christina Richter

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Beschreibung

Netzwerken funktioniert heute nicht mehr ohne Plattformen wie LinkedIn oder Xing. Doch leider werden viele der angelegten Accounts nur sporadisch bis gar nicht gepflegt. Personal-Branding-Expertin Christina Richter sieht hier eine Menge Karrierepotenzial, das sich vor allem Frauen häufig entgehen lassen. In ihrem Buch präsentiert die Autorin alle wichtigen Schritte, die nötig sind, um die eigene Persönlichkeit – sei es als Personal Brand oder als Corporate Influencerin – gekonnt und sichtbar zu positionieren und zu etablieren, den Austausch mit Kontakten zu pflegen und ein wertvolles Netzwerk zu knüpfen. Interviews mit erfolgreichen Frauen machen Mut, selbst aktiv zu werden und der eigenen Karriere einen richtigen Boost zu verschaffen.

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Cover for EPUB

Christina Richter

SICHTBARE FRAUEN

So nutzt du LinkedIn und Co. als Karrierebooster

Campus Verlag

Frankfurt/New York

Über das Buch

Netzwerken funktioniert heute nicht mehr ohne Plattformen wie LinkedIn oder Xing. Doch leider werden viele der angelegten Accounts nur sporadisch bis gar nicht gepflegt. Personal-Branding-Expertin Christina Richter sieht hier eine Menge Karrierepotenzial, das sich vor allem Frauen häufig entgehen lassen. In ihrem Buch präsentiert die Autorin alle wichtigen Schritte, die nötig sind, um die eigene Persönlichkeit – sei es als Personal Brand oder als Corporate Influencerin – gekonnt und sichtbar zu positionieren und zu etablieren, den Austausch mit Kontakten zu pflegen und ein wertvolles Netzwerk zu knüpfen. Interviews mit erfolgreichen Frauen machen Mut, selbst aktiv zu werden und der eigenen Karriere einen richtigen Boost zu verschaffen.

Vita

Christina Richter ist Personal-Branding-Strategin und hat mit großem Erfolg bereits zahlreichen LinkedIn-Influencer:innen, Top Voices und starken Persönlichkeiten geholfen, zu Meinungsbildner:innen zu werden. Sie ist Gründerin des Personal Branding Institut.

Übersicht

Cover

Titel

Über das Buch

Vita

INHALT

Impressum

INHALT

VORWORT

EINLEITUNG

Wer erklärt uns die Welt?

(Un-)Sichtbare Frauen

The stage is yours

Die Stimme der Frauen

TEIL I

Fünf Schritte

1. 

CARE – WER BIST DU, WAS KANNST DU UND WOFÜR STEHST DU?

Was ist Personal Branding?

Vier Gründe für Personal Branding

Aufmerksamkeit – der Schlüssel jeder Personal Brand

How to: Build your Personal-Brand-DNA

How to: Von der Personal-Brand-DNA zum aussagekräftigen LinkedIn-Profil

2. 

CONNECT – KONTAKTE NUTZEN UND ERWEITERN

Warum eigentlich nicht?

How to: Dein Netzwerk aufbauen

How to: Dein Netzwerk pflegen

3. 

COMMENT – IN DEN DISKURS TRETEN

Kommentare sind auch Content

Den richtigen Ton treffen

How to: Smart und nachhaltig interagieren (1/2)

How to: Smart und nachhaltig interagieren (2/2)

4. 

CONTENT – MIT INHALTEN ÜBERZEUGEN

»Was mache ich denn schon Interessantes?«

One in a million

Raum für Kreativität

How to: Finde den richtigen Rahmen

How to: Curate Content

How to: Create Content

Was gibt es noch zu bedenken?

5. 

CONTINUITY – INTEGRATION IN DEN ALLTAG

How to: Erschaffe deine Routine

How to: Durchhalten und aushalten

TEIL II

Anwendungsbereiche für Personal Branding

PERSONAL BRAND, THOUGHT-LEADERIN UND INFLUENCERIN – WOHIN SOLL DEINE REISE GEHEN?

Kein Trendthema, sondern Teil der Realität

Die Evolution von LinkedIn und was das für dich bedeutet

Thought-Leadership

A whole new world

Let’s influence

Influencer:innen auf LinkedIn

Follower:innen sind nicht automatisch gleich Kund:innen

CORPORATE INFLUENCER:INNEN, SOCIAL CEOS UND DIE ROLLE FÜR EMPLOYER-BRANDING

Digitale Historie

Vertrauensperson »Corporate Influencer:in«

DER SCHLÜSSEL ZU HEUTIGEN HERAUSFORDERUNGEN

Die Avantgarde in Sachen Corporate Influencer:innen-Programm

Gefragt sind Gestalter-Typen – interdisziplinär und motiviert

Alter ist keine Ausrede oder Frauen überholen die Männer

Willkommen in der Zeit des Social CEOs

QUICK & DIRTY – DEINE PERSONAL BRAND IN DREI MONATEN

Care

Connect

Comment

Content

Continuity

Anhang

DANKSAGUNG

ANMERKUNGEN

DIE AUTORIN

VORWORT

Bevor ich meine Reise in die Selbstständigkeit und später ins Unternehmertum gestartet habe, war ich mehr als zehn Jahre angestellt. Zuerst in der Finanzbranche, dann im Stahlhandel und zuletzt in der Digitalwelt – allerdings nicht in der hippen Start-up-Szene, sondern im Konzern. Ich mochte meine Arbeit und war offenbar gut in meinem Job. Trotzdem kannte mich kaum jemand außerhalb meiner Abteilung. Und es hatte sogar kaum jemand im Unternehmen außerhalb meiner Abteilung eine konkrete Vorstellung davon, was ich eigentlich mache. »Frau Richter macht PR.« Aha. Das war’s.

Dass ich maßgeblich für die Veröffentlichungen in der Presse verantwortlich war, bedurfte Erklärungen. Denn in Interviews war mein Vorstand zu hören und zu sehen, und auch Gastbeiträge liefen unter seinem Namen. Ja, meine Chefs waren allesamt Männer. Ich war die Frau hinter den Kulissen. Das war Teil meines Jobs. Aber das führte dazu, dass keiner wirklich wusste, was ich mache, und mich auch keiner so richtig wahrnahm. Weder unternehmensintern noch -extern. Ich war unsichtbar.

Es war für mich normal, dass ich immer nur im Namen der Firma netzwerkte. Die Konsequenz dessen war mir damals nicht bewusst, bis ich meinen Job verlor und feststellte: Mich kennt niemand. Es kann mich auch niemand weiterempfehlen, weil keiner so richtig weiß, was ich eigentlich tue. Ich fand damals trotzdem einen neuen Job, aber es hätte so viel einfacher sein können. Das weiß ich heute. Als ich mich schließlich selbstständig machte, stand ich wieder vor demselben Problem.

2015 zog ich mit meinem Mann von Hamburg nach Berlin, wo wir kein Netzwerk hatten. Er ging jeden Tag ins Büro, während ich allein zu Hause blieb, um meine Projekte zu bearbeiten. Eines Tages fing ich an, auf Events zu gehen, von kleinen Meetups über Messen bis hin zu Fachkonferenzen, und lernte dort Menschen kennen, die mich zu weiteren Events einluden. Meistens waren es Events, die von Frauennetzwerken veranstaltet wurden – dort habe ich am schnellsten Anschluss finden können. Ich erzählte anderen Teilnehmer:innen, was ich beruflich tat und dass ich mich gerade selbstständig gemacht hatte. Irgendwann fragte mich einer von ihnen, ob ich nicht mal einen Workshop machen könnte. Na klar! Daraus entstanden meine ersten Kunden- und weitere Workshop-Anfragen. Ich netzwerkte weiter. Praktisch jeden Tag war ich auf einem, zwei, manchmal drei Events. Nach einem Jahr hatte ich ein solides Beratungsbusiness und vor allem ein sehr belastbares eigenes Netzwerk aufgebaut.

Parallel dazu begann ich, aktiv LinkedIn zu nutzen – für meine Kund:innen und für mich selbst. Bereits nach kurzer Zeit musste ich mich nicht mehr um Projekte oder Kund:innen bewerben – bis heute. Meine Projekte und Kund:innen, und zwar die richtigen, finden mich. Und das habe ich einzig meinem Personal Branding zu verdanken.

Besonders Frauen neigen dazu, ihr Licht unter den Scheffel zu stellen. Darüber hinaus gibt es viele strukturelle und institutionelle Missstände, die es Frauen erschweren, ihre Karrieren voranzutreiben und ihre Expertise zu zeigen. Darauf gehe ich in der Einleitung konkreter ein. Diese Widerstände gilt es auf höherer Ebene zu klären, denn politische und gesellschaftliche Veränderungen liegen nicht (nur) in der Verantwortung Einzelner. Fest steht jedoch: Statt darauf zu warten, dass sich die Welt verändert, können wir selbst schon mal bei uns anfangen. Deinen individuellen Weg kannst du selbstwirksam beeinflussen, und zwar sofort.

Meine Hauptplattform ist nach wie vor LinkedIn. Mit diesem Buch will ich mein Wissen und meine eigenen Erfahrungen weitergeben. Ich bin nämlich genau da, wo ich sein möchte. Und das ist kein Zufall, auch wenn das Glück immer ein bisschen mit reinspielt. Was vor allem zählt, sind klare Ziele, eine entsprechende Strategie und kontinuierliches Engagement. Erfolg fällt nicht vom Himmel und kommt nicht über Nacht. Wenn du berufliche Ziele hast und einen Weg suchst, sie zu erreichen, dann hoffe ich, dass dieses Buch dir ein Stück des Weges zeigen kann.

EINLEITUNG

Wer erklärt uns die Welt?

Wann hat dir das letzte Mal eine Frau die Welt erklärt? Gut möglich, dass es etwas länger her ist. Denn in den Medien – egal, ob klassisch oder digital – kommen Expertinnen selten zu Wort. Besonders die Berichterstattung während der Corona-Pandemie stellte die ungleiche Sichtbarkeit der Geschlechter unter Beweis. Von fünf Fachleuten kam in TV-Formaten eine Frau zu Wort. 78 Prozent der zurate gezogenen Virolog:innen ohne Leitungsfunktion waren männlich – mit Leitungsfunktion sogar 95 Prozent. Das ist ein ziemlich verzerrtes Bild, wenn man bedenkt, dass 47 Prozent des ärztlichen Personals in Deutschland Frauen sind.

Die Gesamtrelationen sind erst mal recht ausgeglichen: 51 Prozent Bundesbürgerinnen, 52 Prozent Studienabsolventinnen, 48 Prozent Arbeitnehmerinnen. So weit, so gut. Die ungleiche Verteilung der Geschlechter beginnt an anderer Stelle. Der traurige Klassiker: Je höher es auf der Karriereleiter geht, desto höher ist der Männeranteil. In den Vorständen der Top 100 deutscher Unternehmen saßen 2021 16 Prozent Frauen. Das ist allerdings eine raketenhafte Zahl, wenn man bedenkt, dass 2008 gerade mal 0,2 Prozent der Vorstandsmitglieder Frauen waren. Übrigens: 38 der 100 Vorstände kommen ganz ohne Frauen aus. Auch die erfreuliche Gleichverteilung unter Studienabsolvent:innen bekommt einen sehr bitteren Beigeschmack, wenn man bedenkt, dass drei Viertel ihrer lehrenden Professor:innen im Jahr 2021 männlich waren.

(Un-)Sichtbare Frauen

Frauen sind nicht nur in Führungspositionen rar, sondern auch in technischen Berufen und in der Politik. Außerdem gibt es nur wenige Frauen, die Unternehmen gründen. Bei so manchen Themen werden Journalist:innen in ihrer Recherche aktuell eher auf einen Experten stoßen als auf eine Expertin. Selbst in weiblich dominierten Fachbereichen wie Erziehungs- oder Sozialwissenschaften kommen Männer häufiger zu Wort. Dabei fehlt es gar nicht an Expertinnen. Was fehlt, ist deren Sichtbarkeit.

Mit Top-50-Rankings oder Awards, in denen ausschließlich Frauen Beachtung finden, versucht man seit ein paar Jahren, diese Lücke zu schließen. Doch oft sind es immer dieselben Namen, die in diesem Rahmen zelebriert werden. Dabei gibt es viel mehr Frauen, die eine große Expertise mitbringen und spannende Storys erzählen können. Allerdings fehlt ihnen die Bühne und deren Spotlight.

Genau hier setzt das Thema dieses Buches an. Wer Aufmerksamkeit für die eigene Arbeit erreichen und am öffentlichen Diskurs teilhaben möchte, ist heutzutage nicht mehr auf die Einladung der großen Medienhäuser angewiesen. Es gibt ein Werkzeug, das allen zur Verfügung steht – egal in welcher Position oder Disziplin: Personal Branding.

The stage is yours

Personal Branding ist ein Kommunikationstool, mit dem wir Beziehungen zu potenziellen Kund:innen, Geschäftspartner:innen, Investor:innen und Mitarbeiter:innen aufbauen können. Und das noch bevor wir jemals ein persönliches Wort mit ihnen gewechselt haben. Gleichzeitig eröffnet sich damit die Möglichkeit, zum Thought Leader der eigenen Branche aufzusteigen. Dafür gibt es heute Kanäle, die jede:r von uns selbst bespielen kann. Social-Media-Kanäle sind ein riesiges Netzwerktreffen, nur weitaus niedrigschwelliger, weitreichender und diverser, als es jede andere Plattform bisher ermöglichen konnte. Messen und Konferenzen bringen zwar auch viele Menschen an einem Ort zusammen, aber bei weitem nicht so viele, wie es Social-Media-Kanäle können.

Im Businesskontext bietet LinkedIn seit einigen Jahren die bestmögliche Plattform, sich als Thought-Leader im eigenen Fachbereich zu etablieren und so maximale Sichtbarkeit zu generieren. Das sind soziale Medien in Reinform: Menschen verbinden sich mit Menschen. Und sie diskutieren über Themen, die ihnen wichtig sind.

So ärgerlich die Unterrepräsentation von Frauen in der medialen Berichterstattung sein mag, so offensichtlich ist nun der Handlungsbedarf. Ich arbeite fast ausschließlich mit Frauen. In meinen One-on-One-Sessions höre ich immer wieder Sätze wie »Wer will denn hören, was ich zu sagen habe?« oder »So eine Selbstdarstellung ist mir aber schon unangenehm!« Ein weiterer Satz, den ich immer wieder höre: »Ich möchte aber nicht, dass meine Kinder dann auf LinkedIn zu sehen sind!« Dieselben Frauen erzählen mir begeistert von weiblichen Thought-Leadern, deren Arbeit sie seit Jahren in den sozialen Medien verfolgen. Und sie reden sich geradezu in Rage, wenn es um die Unsichtbarkeit weiblicher Vorbilder geht.

Genau hier liegt die Kraft von Personal Branding, die ich in meiner täglichen Arbeit live erlebe. Das Tool erlaubt es, frei und unabhängig genau die Marke zu vertreten, hinter der man zu 100 Prozent steht: sich selbst. Dazu braucht es lediglich zwei Startvoraussetzungen, die dieses Buch vermitteln soll:

das Wissen darüber, wie Personal Branding effizient genutzt wird, und

den Mut, über die eigene Selbstunterschätzung zu springen.

Egal, in welchem Stadium sich deine Personenmarke befindet: Dieses Buch eröffnet dir Strategien und Werkzeuge, Personal Branding für dich zu nutzen. Du kannst komplett bei null anfangen und dir in fünf Schritten die Sichtbarkeit aufbauen, die zu dir und deinen Zielen passt. Vielleicht möchtest du einfach in deiner Firma oder deiner Branche sichtbarer werden oder aber du willst die großen Bühnen der Welt erobern. In beiden Szenarien können dir diese fünf Schritte die Basis schaffen. Ich bezeichne sie als die fünf C des Personal Branding, was konkret für Care, Connect, Comment, Content und Continuity steht. Was es mit jedem dieser fünf Schritte auf sich hat, erkläre ich dir hier in Kürze:

1. Care: Im ersten Schritt solltest du dich fragen, wer du bist, was du kannst und wofür du stehst. Überlege dir außerdem, wen du ansprechen möchtest und was du diesen Menschen zu bieten hast. Denn genau darum geht es bei Personal Branding. Dafür brauchst du eine klare Positionierung. Du musst also wissen, was du deiner Zielgruppe zu einem Thema an Mehrwert bieten kannst und warum sie bei diesem Thema genau zu dir kommen sollten.

2. Connect: In der Businesswelt – egal, ob du angestellt bist oder selbstständig, Führungskraft oder Unternehmerin – brauchst du ein eigenes Netzwerk. Ich betone hier besonders das Wort »eigenes«, denn vor allem Frauen scheuen sich vor Netzwerken für sich selbst. Dabei kann ein eigenes Netzwerk ein unglaublicher Game-Changer sein.

3. Comment: Tatsächlich machen sich viele Frauen intensiv Gedanken darüber, was sie auf Social Media, vor allem LinkedIn, sagen könnten. Die meisten von ihnen denken dabei an eigenen Content. Dabei gibt es ein Format, das ihnen auch Sichtbarkeit verschaffen kann, ohne dass sie eigene Posts veröffentlichen müssen. Die Rede ist von Kommentaren. Sie sind ebenfalls Content. Über Kommentare und einen Beitrag zu einer Diskussion kannst du sehr gut dein eigenes Wissen und deine Meinung kundtun. Und du musst dir dafür (noch) keine Gedanken über eigene Posts machen. Für sehr viele Frauen ist eine Beteiligung an Diskussionen völlig ausreichend, um sich eine grundlegende Sichtbarkeit aufzubauen.

4. Content: Wenn es dein Ziel sein sollte, die Go-to-Expertin deines Fachbereiches zu werden, dann kommst du ohne eigenen Content nicht aus. Du willst schließlich die Person sein, zu der alle gespannt hinschauen und darauf warten, dass du wieder etwas Interessantes postest beziehungsweise etwas Inspirierendes sagst.

5. Continuity: Egal, was du tust – ob online oder offline –, sei dir bewusst, dass es nur etwas bringt, wenn du es kontinuierlich machst. Kennst du »Los del Rio«, »Soft Cell« oder »EMF«? Alle drei Bands waren sogenannte One-Hit-Wonder. Über einen kurzen Zeitraum kannte jeder ihren Song – aber auch genau nur diesen einen. Wenn du langfristig die Stimme deiner Branche sein oder für deine Arbeit in der Firma wahrgenommen werden willst – Personal Branding, vor allem auf LinkedIn, kann dir genau das bieten. Allerdings solltest du dafür langfristig denken und kontinuierlich immer wieder sichtbar sein.

Die Stimme der Frauen

Es gibt bereits einige Frauen, die das Potenzial von Personal Branding entdeckt haben und sehr smart für sich nutzen. Ihnen möchte ich besondere Aufmerksamkeit geben. Sie befinden sich an unterschiedlichen Punkten ihrer Karriere und gemeinsam beleuchten wir unter anderem folgende Fragen:

Warum sind sie sichtbar? Was sind ihre Beweggründe?

Was ist ihr Thema, für das sie sichtbar sind, und warum?

Wie integrieren sie ihre Aktivitäten in ihren Alltag?

Was bringen ihnen ihre Personal-Branding-Aktivitäten?

Wie gehen sie mit negativen Kommentaren um?

Für dieses Buch habe ich insgesamt 20 Frauen interviewt. Die jüngste von ihnen ist 21, die älteste 73. Sie sind Angestellte, Unternehmerinnen und Führungsfrauen; sie kommen aus unterschiedlichen Branchen und haben unterschiedliche Stufen an Sichtbarkeit. Die Gespräche haben wir zwischen April und August 2022 geführt. Ihnen allen habe ich zum Einstieg ins Gespräch dieselbe Frage gestellt: Was bedeutet Sichtbarkeit für dich?

Einige ihrer Antworten auf genau diese Frage möchte ich dir an dieser Stelle mit auf den Weg geben:

Verena Pausder: Sichtbarkeit bedeutet für mich, für ein Thema zu stehen, bei dem die Menschen an mich denken. Sie rufen mich an, weil sie wissen, dass ich zu diesem Thema etwas zu sagen habe, weil ich mich intensiv damit beschäftigt habe und mich auskenne. Sichtbarkeit bedeutet für mich nicht, in der Zeitung zu stehen – es hat etwas mit der Übereinstimmung von Gesicht und Inhalt zu tun. Wenn man für ein Thema steht – das bedingt sich positiv –, muss man auch eine gewisse Sichtbarkeit haben. In relevanten Runden eingeladen sein, sich über soziale und klassische Medien äußern: Du musst dich trauen, zu deinem Thema eine Haltung einzunehmen. Die Aufmerksamkeitsspanne ist sehr begrenzt. Man denkt, jede:r beschäftigt sich total intensiv mit dem, was man selbst macht. Die Wahrheit ist, dass es die wenigsten tun. Darum ist es wichtig, dein Thema mit einer einfachen, klaren Botschaft zu verbinden. Je deutlicher du deinen Fokus rüberbringst, desto sichtbarer wirst du für dein Thema.

Tina Müller: Sichtbarkeit ist für mich nicht das Ziel, sichtbar zu sein, sondern die Themen, die mir am Herzen liegen, in der jeweiligen Business-Rolle, in der ich mich gerade befinde, zu kommunizieren und zu transportieren.

Anna Alex: Sichtbarkeit bedeutet für mich, dass Menschen, wenn sie über mein Thema, Klimaschutz in der Wirtschaft, nachdenken oder darüber sprechen, an mich denken.

Fällt dir etwas auf? Alle drei Frauen fokussieren sich auf das Thema. Das Thema, das sie beruflich umtreibt. Das Thema, das ihnen am Herzen liegt. Das Thema, für das sie stehen. Manchmal sind es auch mehrere Themen. Einen Zahn, den ich dir nämlich jetzt schon ziehen möchte, ist der, dass es bei Personal Branding um reine Selbstdarstellung geht. Gutes Personal Branding fokussiert sich auf das Thema, nicht auf dich. Du bist die Stimme und das Gesicht für das Thema, denn das Thema allein kann ja nicht für sich sprechen. Es braucht Fürsprecher:innen. Genau das ist es, was du mithilfe von Personal Branding leisten kannst.

Dieses Buch ist in zwei Teile gegliedert. Im ersten Teil geht es um die oben genannten 5 Cs des Personal Brandings. Im zweiten Teil folgen in zwei Kapiteln verschiedene Anwendungsbereiche. Zum einen spreche ich über Möglichkeiten, die Personal Branding der Unternehmenswelt bietet. Zum anderen zeige ich, was du aus Personal Branding machen kannst. In den Quick Overviews am Ende jedes Kapitels sind alle relevanten Punkte noch einmal knapp zusammengefasst – zum Herausreißen und an die Wand pinnen, vor allem aber für die praktische Umsetzung. Denn ich möchte, dass du – wenn du es nicht sowieso schon bist – nach dem Lesen dieses Buches für dein Thema sichtbar wirst. Damit mehr Frauen die Welt miterklären.

TEIL I

Fünf Schritte

1. CARE – WER BIST DU, WAS KANNST DU UND WOFÜR STEHST DU?

Einführung

Viel zu viele brillante Frauen bleiben im Schatten ihrer selbst stehen, dabei war es nie einfacher, (globale) Aufmerksamkeit für die eigene Mission zu bekommen. Die Überlegung ist nicht, ob du sichtbar werden solltest, sondern wie. Personal Branding ist ein Tool, das dir niedrigschwellig und effizient die Möglichkeit gibt, dich als Fachfrau unabhängig und nach deinen Regeln in Szene zu setzen. Die grundlegende Frage lautet: Was ist (m)eine Personal Brand? Was ist es, wofür ich stehe und laut sein will? Lerne, die Antwort darauf in einem Satz zu sagen oder, noch besser, in einem Wort. Kanalisiere dein Skill-Set und kombiniere es mit deinen Themen, so entsteht eine völlig neue Marke. Et voila: Das hat die Welt (im wahrsten Sinne des Wortes) noch nicht gesehen!

Was ist Personal Branding?

Jeff Bezos hat einmal gesagt: »Deine Brand ist das, was andere Menschen über dich sagen, wenn du nicht im Raum bist.« Das Tool Personal Branding hilft dir dabei, aktiv zu beeinflussen, was man über dich sagt, und dass man überhaupt über dich spricht. Pflege deine Marke, damit das, was über dich gesagt wird, deckungsgleich ist mit dem, wofür du stehen möchtest. »Dein Ruf eilt dir voraus«, würden wir in Deutschland sagen. Eine (passive) Personenmarke hat jede:r. Die Frage ist, ob sie auf deine Ziele einzahlt und dem entspricht, was du willst.

Stell dir folgendes Szenario vor: Eine Gruppe von Menschen unterhält sich im beruflichen Kontext über dein Fachgebiet. Für eine Konferenz wird eine Speakerin für dieses Fachgebiet gesucht. Hast du deine Personal Brand gut gepflegt und etabliert? Dann wird dein Name hier fallen, denn du bist als Expertin sichtbar.

Deine Personal Brand besteht aus der einzigartigen Kombination der Fähigkeiten und Erfahrungen, die dich ausmachen. Sie ist die Essenz deiner Persönlichkeit, die du so ungefiltert wie möglich nach außen tragen solltest: dein Fingerprint. Sie ist das, was dich von anderen unterscheidet und unverwechselbar macht. Kein künstlich erdachter USP (Unique Selling Proposition) dieser Welt kann das leisten. Je mehr Teile deiner Persönlichkeit in deiner Brand verwoben sind, umso authentischer wird sie und umso leichter ist es für dich, für deine Personal Brand einzustehen. »Ich durfte XYZ live sprechen hören. Wirklich toll, wie aufgesetzt sie gewirkt hat!« Dieser Satz ist absurd, oder? Menschen wollen Menschen sehen, echt und wahrhaftig. Wir detektieren Fakes intuitiv. Das übrigens ist auch der Grund, warum Selbstdarstellerei in deiner Personenmarke keinen Platz hat. Deine Marke wird für sich sprechen.

Personal Branding ist der Prozess und das Kommunikationstool, mit der du deine (digitale) Personal Brand erschaffst und nach außen trägst. Die Kanäle sind vielfältig. Dieses Buch fokussiert die sozialen Netzwerke, speziell die Business-Plattform LinkedIn.

Deine Ziele, warum du dich um deine Personal Brand kümmerst, können unterschiedlich sein. Zum Beispiel kann es darum gehen,

dein Unternehmen bekannter zu machen,

die Aufmerksamkeit auf ein Thema oder eine Mission zu lenken,

Wissen zu teilen,

einen Job zu finden.

Dabei kann dir Personal Branding helfen, denn es verschafft dir Sichtbarkeit und damit Aufmerksamkeit. Und diese Aufmerksamkeit kannst du nutzen, um andere Menschen für dein Thema zu interessieren oder auf deine Produkte aufmerksam zu machen.

Branding versus Personal Branding

Im traditionellen Verständnis sprechen wir von einer Brand oder Marke in Zusammenhang mit Unternehmen und Produkten. Eine starke Brand schafft es, allein mit einem Logo, Slogan oder Jingle Assoziationen und Gefühle zu wecken. Ein leuchtendes »M« in der Shoppingmeile oder am Rande der Autobahn? Du weißt überall auf der Welt, welche Marke dahintersteckt. Du kennst Interior, Uniformen, Produkte, Geschmack, Geruch et cetera.

Gutes Branding erhöht den Wiedererkennungswert bei (potenziellen) Kund:innen und Geschäftspartner:innen und festigt das Image. Es ist ein langwieriger Prozess, der Gold wert ist. Derselbe Prozess greift bei Menschen: Personal Branding. Du stehst für digitale Innovation im Fin-Tech-Bereich und wann immer das Thema besprochen wird, fällt dein Name? Menschen sehen dein Gesicht online und hören innerlich sofort deine feurige Vortragsart? Glückwunsch, du hast eine starke Personal Brand. Wenn dem noch nicht so ist, wird es Zeit, dass du dich darum kümmerst.

Nice to Have? Nein: Must Have!

Dich selbst zu vermarkten, ist keine Aufgabe, die du später erledigen kannst. Personal Branding ist in unserer digital vernetzten Welt ein Muss. Spätestens seit der Pandemie ist klar, wie stark digitale Kommunikationswege wirken. Das Netzwerk in sozialen Medien ist nicht mehr nur eine Bildersammlung. Hier entstehen echte Beziehungen, die globaler denn je sind.

Du kannst die Beste in deinem Gebiet sein, wenn das niemand weiß, entgehen dir Möglichkeiten. Aufträge und Speaking-Engagements finden diejenige, die für das konkrete Thema eine konsequente Präsenz zeigt. Sorge dafür, dass du die Person bist. Es spielt keine Rolle, ob du Unternehmerin oder Freiberuflerin, Führungskraft oder Angestellte bist: Eine klare Positionierung und eine stringente Strategie verschaffen dir Aufmerksamkeit – und zwar genau die Aufmerksamkeit, die du dir wünschst und die dir bei deinen beruflichen Zielen weiterhilft und dich voranbringt.

Vier Gründe für Personal Branding

1. Deinen Worten Gewicht geben Egal, ob du Studentin, Berufseinsteigerin oder Führungskraft bist, ob du angestellt oder selbstständig bist – deine Erfahrung, Expertise und auch deine Learnings haben einen unverwechselbaren Wert. Soziale Medien wie LinkedIn bieten die Möglichkeit, Gleichgesinnte zu finden und zur führenden Stimme deiner Branche oder deines Themas zu werden. Du kannst andere Menschen inspirieren und dich selbst im Austausch mit Peers weiterbilden.

2. Ein Netzwerk aufbauen Wenn du dich als Expertin auf deinem Gebiet etablierst, ermöglichst du dir Kontakte zu wichtigen Persönlichkeiten und Spitzenunternehmen deines Feldes. Soziale Medien bieten dir niedrigschwelliges Networking. Das ist ein riesiges Meetup – ohne langwierige Akquisegespräche, aber dafür exponentiell.

3. Ungeahnte Möglichkeiten entdecken Deine unlimitierte, gezielte Sichtbarkeit bringt dich deinen Traumprojekten und -jobs näher. Du möchtest als Speakerin gebucht werden oder endlich große Aufträge landen? Du musst nicht warten, bis sich die Türen öffnen, deine Personal Brand ist der Schlüssel zu ihnen.

4. Deinen Wert steigern Wenn deine Personal Brand zum Symbol deiner Professionalität und Authentizität wird, dokumentierst du gleichzeitig die Qualität deines Schaffens. Und diese Qualität darfst du dir bezahlen lassen.

Aufmerksamkeit – der Schlüssel jeder Personal Brand

Die schlechte Nachricht zuerst: Eine Brand zu etablieren, kostet Zeit, Know-how und Energie. Fehltritte können dich zurückwerfen. Die gute Nachricht: Ist dein Standing erst solide, arbeitet deine Personal Brand für dich. Ganz von allein – beinahe. Eine universelle Formel gibt es, wie so oft, nicht. Trotzdem gibt es essenzielle Einflussfaktoren, die deinen Brand-Building-Prozess erleichtern und beschleunigen.

Das Schlüsselwort lautet hier: Aufmerksamkeit. Wenn du in Bezug auf dein Thema immer wieder hervorstichst, wirst du wahrgenommen, und Menschen werden anfangen, dich als Vordenkerin – als Thought-Leaderin – zu betrachten. Du erinnerst dich an die Antworten auf meine Einstiegsfrage in den Interviews? Wenn Menschen dich zu deinem Thema sofort im Kopf haben, bist du auch die erste Person, die sie ansprechen oder weiterempfehlen, wenn es um dein Thema geht. An diesem Punkt werden sich dir Türen öffnen, die dir vorher verschlossen waren.

Doch Aufmerksamkeit verbraucht viel Energie. Unser Gehirn ist deshalb so konzipiert, dass uns nur das ins Auge sticht, was vorhandene Muster durchbricht. Dazu musst du nicht laut und bunt sein. Der nachhaltigste Weg, dich abzuheben, ist es, ein tiefes Verständnis für die Bedürfnisse deiner Zielgruppe zu beweisen. Wenn du ihre Pain-Points in deiner eigenen Sprache herausfiltern und ihnen eine außergewöhnliche Lösung liefern kannst, wird das auffallen. Wer fühlt sich nicht gern gesehen und verstanden?

IM GESPRÄCH MIT JULIA KÜTING

Julia Küting verantwortet seit 2020 als Senior Vice President Human Resources die globalen Themen People & Culture der internationalen Wilo Group. In ihrer Funktion ist sie nicht nur für fachliche HR-Themen zuständig, sondern unterstützt mit ihrem Team die Kultur- und Organisationsentwicklung des traditionsreichen Familienunternehmens mit Wurzeln im Ruhrgebiet hin zu einem Global Player. Auf LinkedIn setzt sie sich für moderne Ansätze der Führung und Zusammenarbeit ein sowie für mehr Menschlichkeit und die Förderung von Vielfalt in Unternehmen. Hierbei berichtet sie über ihren eigenen Weg als Führungskraft und spricht über ihre persönlichen Erfahrungen und Learnings im Führungsalltag.

Was bedeutet für dich Sichtbarkeit?

Für mich bedeutet Sichtbarkeit, eindeutig mit einem Thema verbunden zu werden und für dieses Thema eine Plattform zu bekommen, die entweder virtuell oder persönlich sein kann.

Du bist noch nicht so lange auf LinkedIn aktiv. Aber du bist sichtbarer und aktiver geworden. Was hat dich dazu bewogen?

Meine persönliche Reise und meine Entwicklung als Führungskraft beschäftigen mich schon länger. Daraus abgeleitet sind Führung oder neue Führungsansätze schon sehr lange ein Thema, das mich bewegt und das ich vorantreiben möchte. Ich habe bis dato immer darauf gesetzt, dass ich das in meinem persönlichen Umfeld und in meiner Rolle als HRlerin im Unternehmen tun kann. Dann gab es aber zwei Faktoren, die mich zu der Entscheidung gebracht haben, »New Leadership« breiter zu platzieren.

Zum einen haben wir bei Wilo ein großes Organisationsentwicklungsprojekt gestartet, das ich als Projektleiterin bis Ende 2022 leite. Dabei haben meine Projektkollegen und ich festgestellt, dass Organisationsentwicklung sehr viel mit Führung zu tun hat beziehungsweise eine der Kernaufgaben von Führungskräften ist, wir dieser Kernaufgabe aber in der Ausbildung von und der Erwartungshaltung an Führungskräfte nicht genug Rechnung tragen. Gleichzeitig beschäftigen wir uns alle in den letzten zwei bis drei Jahren immer stärker mit dem Thema Fachkräftemangel, wo Führung für mich eine sehr erfolgskritische Rolle spielt. Gute Führungskräfte sind nicht nur wichtig, um Menschen für eine Organisation zu begeistern, sondern vor allem auch, um sie dort zu halten. Darüber hinaus bin ich der Überzeugung, dass sich unser Verständnis von Führung ändern muss, um Führung attraktiv für neue Generationen zu gestalten. Denn wir brauchen auch zukünftig gute, wirksame Führungskräfte.

Diese beiden Faktoren zusammen haben mich zu der Erkenntnis gebracht, dass es nicht ausreicht, das Thema als Einzelperson im kleinen Mikrokosmos voranzutreiben. Ich möchte mich dafür auf einer breiteren Plattform einsetzen und die Gedanken, die ich dazu habe, breiter streuen, als ich es in meinem direkten Wirkungsfeld tun kann.

Warum hast du dich für LinkedIn entschieden?

Weil ich die Plattform selbst am meisten nutze und finde, dass sie zum Thema New Leadership passt. Führung in einem Business-Netzwerk zu diskutieren, hat für mich Sinn, da dort die Zielgruppe, die ich erreichen möchte (aktuelle und zukünftige Führungskräfte), am stärksten aktiv ist.

Du hattest ein paar Posts, die durch die Decke gegangen sind. Wenn ein Post viral geht, was macht das mit dir, wenn du das siehst?

Viel! Mich hat das tatsächlich überrascht und auch etwas überfordert, mit den ganzen Rückmeldungen umzugehen und diese wertschätzend zu beantworten. Insbesondere neben einem Führungsjob ist das ziemlich herausfordernd. Ich verstehe jetzt, dass es Menschen gibt, die anderen bei ihrer Social-Media-Arbeit helfen.

Emotional hat es mich unglaublich gefreut zu sehen, dass Führung für viele Menschen ein Thema ist und dieses Thema irgendwie einen Nerv trifft. Ich habe mich dadurch bestärkt gefühlt, das Thema New Leadership weiterzuverfolgen und meine Haltung dazu durch den Austausch mit anderen weiterzuentwickeln. Inhaltlich fand ich es total inspirierend, was viele ergänzt oder auch kommentiert haben, wodurch sich das Thema in meinem Kopf noch einmal erheblich weiterentwickelt hat.

Wie bist du bisher an deine Postings rangegangen? Viele Frauen zögern auch mit LinkedIn, weil sie nicht wissen, was sie schreiben sollen, oder Angst davor haben, dass ihre Inhalte keinen Anklang finden. Wie gehst du an deine Themen ran?

Viele Beiträge entwickeln sich spontan. Aber als ich mir überlegt habe, aktiver auf LinkedIn zu sein und sichtbarer zu werden, habe ich mir zunächst überlegt, wofür ich konkret stehen möchte. Schnell war klar: für New Leadership. Dann habe ich drei Unterthemen identifiziert, zu denen ich primär schreiben möchte: einerseits Vielfalt, nicht nur im Sinne von Gender Diversity, sondern auch im Sinne von vielfältigen Persönlichkeiten, die wir als Führungskräfte in den Teams zusammenbringen, weil es die Dinge immer besser macht, wenn wir in diversen Teams arbeiten. Dann das Thema Menschlichkeit und Authentizität als Führungskraft ebenso wie Verletzlichkeit, weil man anderen damit ermöglicht, einem zu helfen. Und der letzte Punkt: Die Aufgaben von Führungskräften anders zu betrachten als in der Vergangenheit. Ich finde, wir müssen gewisse Aufgaben von Führungskräften anders priorisieren als früher: Führungskräfte müssen sich heute stärker darauf fokussieren, Sinn zu vermitteln, Strukturen für die Zusammenarbeit zu schaffen, Weiterentwicklung zu fördern und Energie in die Organisation zu geben. Diese Themen waren immer schon wichtig, werden aber in Zukunft noch relevanter werden.

An diesen drei Themenfeldern versuche ich mich inhaltlich mit den Posts zu orientieren. Das fällt mir aber nicht schwer, weil mir jeden Tag etwas zu einem der Themen einfällt, woraus ein Post werden könnte. Zwischen diesen drei Themen versuche ich ein wenig zu wechseln, damit es nicht langweilig wird.

Es gibt viele Frauen, die sich nicht in den Mittelpunkt stellen, sondern ihre Arbeit für sich sprechen lassen wollen und Personal Branding als Selbstdarstellung betrachten. Was würdest du diesen Frauen aus deinen bisherigen Erfahrungen als Feedback geben?

Ich kann nachvollziehen, dass man so denkt. Ich glaube aber, dass es als Frau und auch als Führungskraft ein wenig unsere Pflicht ist, sich in den Mittelpunkt zu stellen – nicht für sich selbst, sondern für andere. Als Führungskraft vielleicht noch mehr, weil man sich permanent für eine Organisation und die Themen darin einsetzen muss. Wir hatten heute gerade wieder ein großes Budgetmeeting mit dem Vorstand. Da musste ich intern verkaufen, was mein Team und ich im kommenden Jahr machen wollen und wofür wir Budget benötigen. Und da muss ich einfach eine sichtbare Person sein, die für die Themen steht und der man vertraut, dass sie mit dem Budget entsprechend umgehen wird.

Und so habe ich das Thema »erhöhte Sichtbarkeit« für mich geklärt, obwohl ich von meiner Persönlichkeit her niemand bin, der sich freiwillig auf eine Bühne stellt. Auch als Frauen in Führungspositionen haben wir aus meiner Sicht eine gewisse Pflicht zur Sichtbarkeit, weil unsere Vorbildfunktion für andere extrem wichtig ist. Ich habe das für mich auch erst vor ein paar Jahren realisiert, weil ich ehrlich gesagt in meiner beruflichen Entwicklung als Frau nie Probleme hatte. Ich hatte nie das Gefühl, dass mein Geschlecht meine Karrieremöglichkeiten beeinflusst oder dass ich Ungerechtigkeit erfahre. Ich habe aber gesehen und gelernt, dass ich damit wirklich privilegiert war und es für Frauen auch ganz anders laufen kann. Und gerade dann sind Vorbilder unglaublich wichtig, um den Glauben nicht zu verlieren, dass man es auch als Frau schaffen kann.

Ich würde Frauen nach meinen Erfahrungen zum Thema Sichtbarkeit aber auch sagen, dass es immer Menschen geben wird, die den inneren Kritiker bedienen werden. Die Kritik bei LinkedIn oder auch aus dem persönlichen Umfeld zur neuen Sichtbarkeit muss man für sich selbst werten können. Mir hilft es dabei immer, dass ich mir sehr klar darüber bin, dass es mir nicht um Sichtbarkeit für mich selbst geht, sondern darum, Sichtbarkeit für die Themen zu bekommen, die mir wichtig sind, und dabei eine Inspiration für andere zu sein. Je sichtbarer man wird, desto größer ist die Chance, einen Shitstorm zu erlangen.

Wäre ein Shitstorm ein Grund für dich, wieder unsichtbar zu werden?

Es würde auf jeden Fall einen Reflex bei mir auslösen abzutauchen. Als erste Reaktion würde ich den Wunsch hegen, mich einzubuddeln und zu verstecken, weil das eigentlich meine Persönlichkeit ist: Ich bin gerne für mich. Ich würde es aber vermutlich dennoch nicht machen, weil ich mir selbst sagen würde, dass ich mir – abseits vom Shitstorm – etwas aufgebaut und dafür auch positive Reaktionen bekommen habe. Das würde ich nicht wegwerfen wollen. Ich würde mir aber vermutlich professionelle Hilfe zum Umgang mit dem Shitstorm holen. Mit einem Experten oder einer Expertin an meiner Seite würde ich versuchen, den Shitstorm wertschätzend abzuwenden.

Du hast angedeutet, dass du auch aus deinem privaten Umfeld Feedback bekommst. Bekommst du auch Feedback aus dem Unternehmen, von Kolleg:innen, Vorstand et cetera? Und wenn ja, wie sieht das Feedback aus?

Das ist durchweg positiv. Mein privates Umfeld ist da ehrlich gesagt kritischer. Vielleicht aber auch, weil sie mich mehr als Privatperson kennen und wissen, dass ich eigentlich nicht der Mensch für die große Bühne bin, und dadurch einen größeren Kontrast zur »bekannten Julia« erleben.

Was mich überrascht hat, ist, dass viele Kolleg:innen aus dem Arbeitsumfeld sagen, dass ihnen klar war, dass ich mit dem Thema Führung irgendwann »rauskomme«. Ich hätte gar nicht gedacht, dass man mich schon so mit dem Thema in Verbindung bringt. Es kamen jetzt auch einige Anfragen aus dem Unternehmen und dem HR-Team, ob wir nicht einen Leadership-Zirkel machen wollen. Das Team hat mich eingeladen, als Impuls-Speaker bei einem Führungskräftetraining aufzutreten. Das finde ich super, da wir so die externen Aktivitäten, zum Beispiel auf LinkedIn, mit den internen Aktivitäten im Unternehmen verzahnen können.

Was ist ein Learning aus deinen LinkedIn-Aktivitäten, was du nicht erwartet hast und was dich überrascht hat?

Was mich sehr positiv überrascht hat, ist die Interaktivität der Plattform. Ich finde es toll, wie sehr auf das Thema New Leadership reagiert wird. Aber – und das ist mein zweites Learning – das will auch gemanagt werden. Im Moment habe ich noch den Anspruch, auch immer zu antworten und mit zu interagieren, weil ich das Thema selbst so spannend finde. Da versuche ich mich gerade zu organisieren, damit ich genügend Zeit finde, das neben dem Job zu machen.

Und was ich auch gelernt habe: Manche LinkedIn-Beobachtungen lassen sich auf mich und meine Themen nicht übertragen. Im Moment habe ich das Gefühl, dass die inhaltlichen Posts zu meinem Thema besser angenommen werden, als wenn ich etwas persönlicher dazu schreibe. Das hatte ich anders erwartet, hängt aber vermutlich auch vom Thema ab. Wenn das Thema spannend ist, nehmen die Leute es besser an als die Person an sich. Was ich persönlich super finde!

Was wäre dein Rat an Frauen, die auch gerne in die Sichtbarkeit gehen würden, aber denen doch noch irgendwie der Schubs fehlt?

Mir hat es sehr geholfen, die Punkte herauszuarbeiten, die inhaltlich für mich wichtig sind. Als mir das klar war, war ich total motiviert, damit sichtbarer zu werden. Daher wäre mein Rat: mit sich selbst in die Reflexion gehen und die Kernthemen identifizieren, für die man stehen möchte. Dann kommt die Ungeduld loszulegen von ganz alleine. Und dann würde ich mir Raum zum Üben suchen. Bevor ich auf LinkedIn aktiv geworden bin, habe ich auf Veranstaltungen Vorträge zum Thema New Leadership gehalten vor kleineren und später größeren Zielgruppen. Da habe ich gemerkt, wie das Thema angenommen wird und dass ich damit viele Menschen erreichen kann.

How to: Build your Personal-Brand-DNA

Um Personal Branding zu betreiben, brauchst du überhaupt erst mal eine Personal Brand. Das ist der wichtigste Punkt im gesamten Prozess. Das Kreieren deiner Personenmarke bedeutet nicht, eine neue Person zu erschaffen. Du sollst keine Maske aufsetzen – wenn es sich danach anfühlt, gehe im Prozess ein paar Schritte zurück. Wir Menschen haben feine Rezeptoren für Unglaubwürdigkeit und Fakes. Selbst wenn du es schaffst, deiner Zielgruppe online eine Maskerade vorzuspielen – sobald sie dich live kennen lernen, wirst du kostbare Ressourcen darauf verschwenden müssen, die digital kreierte Marke aufrechtzuerhalten. Das ist für beide Seiten unangenehm. Oder wann hat eine Freundin dir das letzte Mal begeistert erzählt: »Mensch toll, mein Online-Date war seinem Profil überhaupt nicht ähnlich!«

Es geht darum, dein authentisches Selbst zielgerichtet und strategisch vor deinem Publikum, also deiner Zielgruppe, zu präsentieren. Deine Personal Brand sollte ein Spiegelbild deiner Fähigkeiten, Leidenschaften, Werte und Überzeugungen sein. Du kannst Teile von dir betonen und andere (zum Beispiel private) Faktoren schützen – doch erfinde bitte keine neuen.

Was macht deine Personal-Brand-DNA aus?

Unsere DNA, unser genetisches Erbgut, unterscheidet uns von unseren Mitmenschen. Sie macht uns praktisch einzigartig. Daher nutze ich den Begriff Personal-Brand-DNA als Grundlage für alle meine Personal-Branding-Aktivitäten. Meine Personal Brand unterscheidet sich von der anderer Menschen und macht mich einzigartig. Was macht deine Personal-Brand-DNA aus? Alles fängt – wie immer – mit der Frage nach dem Warum an.

Das Warum

Eine Marke entsteht selten auf gut Glück. Darum beginne strategisch – am Anfang. Wofür möchtest du sichtbar werden? Wofür soll dein Name stehen? Um dir die Antwort auf diese Frage zu vereinfachen, vervollständige einmal diesen Satz:

Ich möchte meine Personal Brand aufbauen, weil ich …

Kund:innen für mein Business gewinnen möchte.

bestimmte Personen auf mich aufmerksam machen möchte.

neue Mitarbeiter:innen für mein Unternehmen gewinnen möchte.

Investor:innen auf mein Start-up aufmerksam machen möchte.

ein Vorbild für andere sein möchte.

Du solltest erst zum nächsten Schritt übergehen, wenn du dein Motiv für dich definiert und niedergeschrieben hast. Wenn du keine Antwort auf diese Frage hast, kannst du dir die ganze Arbeit, die daraus folgt, nämlich tatsächlich sparen.

Deine Markenwerte

Um ein starkes Fundament für deine Marke aufzubauen, fängst du mit einer Bestandsaufnahme der Markenwerte an, die du bereits besitzt. Dazu gehören einerseits deine fachlichen Skills und Erfahrungen, aber auch deine Leidenschaft und deine Herzensthemen oder -projekte sowie deine Werte und Glaubenssätze. Die Schnittmenge dieser Faktoren ist der Punkt, an dem du deine Personal Brand aufbaust. Das ist es, was dich von anderen Menschen unterscheidet und dich einzigartig macht.

Ein Beispiel: Drei Frauen arbeiten in der Finanzbranche. Sie haben die gleiche Position inne – nur bei einem anderen Arbeitgeber. Ihre Titel und Aufgaben gleichen sich, sehen auf dem Papier fast identisch aus. Trotzdem unterscheiden sich diese drei Frauen, denn jede hat ihren eigenen Werdegang, ihren eigenen Background und ihr Herz brennt für unterschiedliche Themen. Darum ist es wichtig, dass du dich wirklich mit dir selbst auseinandersetzt, bevor du den Schritt in die Sichtbarkeit gehst. Wer bist du, was machst du, was macht dich als Mensch aus, was ist dein Fachthema, was deine Passion?

Starte deine persönliche Bestandsanalyse entspannt mit Zettel und Stift. Geh die folgenden Fragen durch und schau mal, wo du rauskommst. Mach dir dabei bitte keinen Druck, dass deine Antworten besonders gut, vollständig oder professionell sein müssen – sie sollen nur eins sein: authentisch. Ein Satz, der mir immer bei derartigen Aufgaben hilft, lautet: »Perfekt ist zu spät.« Es gibt bei dieser Übung keinen Zwang zur Perfektion oder zur Vollständigkeit, denn außer dir muss niemand deine Aufzeichnungen sehen. Es sei denn, du holst dir eine:n Sparringsparter:in dazu – das kann dir mitunter bei dieser Übung helfen. Dein Gegenüber kann dir die folgenden Fragen stellen und Notizen machen. Aber, egal ob du die Übung allein oder mit Sparringspartner:in durchspielst – antworte wirklich so, wie es dir in den Sinn kommt, und nicht so, wie du glaubst, dass andere es hören wollen.

Skills und Erfahrungen

Welche Fähigkeiten hast du im Laufe deines Lebens erworben? Welche Ausbildung, Zeugnisse, Zertifizierungen oder Auszeichnungen hast du bekommen? Worin bist du richtig gut? Hast du eine bestimmte Fähigkeit, die andere Menschen bewundern? Wobei wirst du immer wieder um Rat gefragt? Es geht sowohl um Dinge, für die du eine natürliche Begabung hast, als auch um solche, die dich selbst viel Kraft und Übung gekostet haben.

Passion und Interessen