Sie verlassen nun die Komfortzone - Matthias Blattmann - E-Book

Sie verlassen nun die Komfortzone E-Book

Matthias Blattmann

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Beschreibung

Mit Schwung und im eigenen Rhythmus zum Erfolg Wie finde ich meinen Lebens-Rhythmus? Wie komme ich mit Schwung zu Erfolg? Der Unternehmer Matthias Blattmann muss es wissen. Ihm ist es gelungen, die Freiburger Tanzschule Gutmann in ein florierendes Event- und Medienunternehmen zu verwandeln. Wie man es schafft, beruflich und im Leben erfolgreich zu sein, wie es gelingt, die eigenen Grenzen zu überschreiten und sich dabei selbst vielleicht ein bisschen besser kennenzulernen, dazu hat Matthias Blattmann passende Tipps und Methoden zusammengetragen. Er kennt und benennt die Stolpersteine auf dem Weg zum Erfolg, zeigt, wie wir den eigenen Rhythmus finden, weiß, wie wir innere Blockaden und Routinen überwinden und unsere Gehirnstrukturen besser nutzen können. Dieser Ratgeber kommt genau zum richtigen Zeitpunkt Nach über 24 Monaten Pandemie haben wir unsere Gewohnheiten und unser Denken stark verändert, ja zwangsläufig verändern müssen. Was haben die letzten zwei Jahre mit uns gemacht? Viele Menschen haben sich in ihre Komfortzone zurückgezogen und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Homeoffice und verminderte Kontakte, so lautete die Maxime. Raus aus der Komfortzone! Doch dieses pandemiebedingten Verhaltensweisen widersprechen unserer Natur, denn wir sind Herdentiere, brauchen Gesellschaft und Kontakte. Wir entwickeln uns weiter, wenn wir hinausgehen und Grenzen, aber auch Ängste überwinden. Doch haben wir das womöglich verlernt? Was hält uns auf? Was treibt uns an, die eigene Komfortzone zu verlassen? Die Antworten auf diese Fragen und zahlreiche interessanten Fakten erörtert der Autor Matthias Blattmann in seinem Buch: "Sie verlassen nun die Komfortzone".

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Matthias Blattmann

Sie verlassen nun

die Komfortzone

Schritte zum Erfolg

© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2022

Alle Rechte vorbehalten

www.herder.de

Umschlaggestaltung: Catalina Muñoz und Usha Braun

Umschlagmotiv: Kaleo/shutterstock

E-Book-Konvertierung: Carsten Klein, Torgau

ISBN E-Book (EPUB) 978-3-451-82733-4

ISBN Print 978-3-451-60114-9

Inhalt

Vorwort

Einleitung

Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von allen. Warum also weiterlesen?

Ein Leben voller Möglichkeiten

Die Komfortzone – was ist das überhaupt?

Was hält mich auf?

Was treibt mich an?

Wege aus der Komfortzone

Motivationswerkzeuge

Fazit

Interviews

To-do-Liste

Hilfe gefällig?

Danksagung

Quellenangaben und Literaturempfehlungen

Über den Autor

Für meine Schwester Birgit

Vorwort

Nach drei Tagen hatte ich meine Bücher gelesen. Ich saß am Strand und blickte auf die kleinen griechischen Inseln Kalimnos, Plati und Pserimos, die genau gegenüber unserem Hotelstrand lagen. Abschalten, lesen, nichts tun – das war der Plan. Doch dass mir der Lesestoff schon so früh ausging, stand nicht in meinem Urlaubsdrehbuch.

Eigentlich hatte ich nicht vor zu arbeiten, aber ich hielt das einfach nicht lange durch. Im Hinterkopf hatte ich einen Artikel für unser Branchenmagazin, der endlich mal zu Papier gebracht werden sollte. Blöd nur, dass ich gar nichts zu schreiben dabeihatte. Aufgrund der Corona-Pandemie hatte unser Hotel auch noch sämtliche Utensilien, wie Papier und Kugelschreiber, abgeräumt.

Macht nichts, dachte ich mir, es sind nur rund 700 Wörter, und das kann ich ausnahmsweise auch auf dem Handy schreiben. Eine katastrophale Fehleinschätzung. Mein Schreibtempo ist physikalisch gesehen das empirische Gegengewicht zur Lichtgeschwindigkeit. Zweiter Versuch: diktieren mit Schreibfunktion. Ich glaube, mein Handy will mich falsch verstehen. Jeder Satz möchte korrigiert werden. Aber da ich sonst nichts zu tun habe, lasse ich mich auf diesen Kompromiss ein.

Es gab keine Ablenkung, und so wurde der Text ungewollt länger und länger. Als ich das erste Mal die Anzahl der Wörter grob überschlug, lag ich bei rund 5000.

Schade, dachte ich mir, denn das Thema war noch sehr ergiebig. Alles wieder kürzen? Ich beschloss, die restlichen Ideen einfach mal weiter zu notieren. Am Ende des Urlaubs waren es knapp 50 000 Wörter.

Kann man ein Buch auf dem Handy schreiben? Ich hätte es nicht vermutet, aber Sie halten es jetzt in der Hand. Zugegeben, es ist die fünfte Version des Textes. Die Urform hätte selbst meinem Deutschlehrer in der dritten Klasse einen Schrecken versetzt.

Nun wünsche ich viel Vergnügen beim Lesen und hoffe, meine Urlaubsgedanken schenken Ihnen die eine oder andere nützliche Inspiration.

Einleitung

Wir Menschen sind die intelligentesten und mitunter produktivsten Lebewesen auf dem Planeten Erde. Wir haben unglaubliche kognitive Fähigkeiten, und bis heute ist es noch nicht einmal ansatzweise gelungen, unser Gehirn in künstlicher Form nachzuahmen.

Doch so klug wir als Lebewesen auch sind – die meisten Menschen schöpfen nur einen geringen Teil ihres Potenzials aus. Die Gründe hierfür sind vielfältig, vielschichtig und liegen teilweise im Verborgenen. 

Vielleicht lässt sich unser Gehirn am besten mit einem riesigen Stausee vergleichen. Eine schier unendliche Kraft, im Zaum gehalten durch einen großen Damm. Ohne funktionierende Schleusen tritt das Wasser eines Stausees allerdings nicht aus – die Kraft kann sich nicht richtig entfalten, die potenzielle Energie wird nicht produktiv freigesetzt. Und genau hier liegt die Verbindung von unserer Intelligenz und unserer Komfortzone, oder anders ausgedrückt: von unserem eigentlichen Potenzial und dem, was wir tatsächlich daraus machen. Denn die Schleusen unseres Stausees liegen in unserem Kopf, und sie sind leider häufig geschlossen. Unsere Gedanken verpuffen, weil wir abgelenkt, mutlos, verängstigt oder unmotiviert sind. Doch es gibt viele Möglichkeiten, diesen Zustand zu ändern. 

Meine Frau und ich sind sehr gegensätzlich, und dennoch verbindet uns vieles. Während ich oft mit rosaroter Brille durch die Welt laufe und gerne nur Chancen, Potenziale und verlockende Angebote sehe, analysiert meine Frau auch die Risiken, Einschränkungen und Gefahren. Natürlich gibt es in solch einer Konstellation immer reichlich Gesprächsbedarf. Wir haben es aber geschafft, daraus durchaus Vorteile zu ziehen, und so entstehen weder auf der einen noch auf der anderen Seite Extreme. Die Skepsis meiner Frau bremst immer mal wieder meinen Übermut, und meine Energie überzeugt sie für manch gewagtes Projekt.

Als Unternehmer habe ich in den vergangenen 25 Jahren einige Firmen gegründet und durfte auch den einen oder anderen Erfolg und Durchbruch dabei feiern. Ich bin Realist und weiß, dass viele verschiedene Faktoren zu diesen Erfolgen geführt haben, darunter so mancher Zufall. Die Resultate waren auch mit sehr viel Arbeit verbunden. Ebenso haben äußere Einflüsse eine Rolle gespielt. Doch welche Prozesse hatten etwas mit dem Verlassen der Komfortzone zu tun?

Ich selbst habe mir im Laufe meines Lebens Werkzeuge geschaffen, die mir helfen, unliebsame Grenzen zu überschreiten. Das war an vielen Stellen ein langwieriger, aber letztendlich hilfreicher Prozess. Heute kann ich dem Schreckgespenst »Überwindung« endlich die Stirn bieten.

Der Begriff Komfortzone ist äußerst vielschichtig und beinhaltet zahlreiche Facetten. In vielen Büchern und Essays, die ich zu diesem Thema gelesen habe, findet sich ein monothematischer Fokus. Oft werden nur ein oder zwei spezielle Details beleuchtet. Doch so einfach ist es leider nicht. Das Thema ist komplex, und für jeden Menschen greifen andere Aspekte. 

Es ist und bleibt also ein spannender, oftmals auch aufreibender Prozess, dieses Thema in all seinen Ausprägungen zu beleuchten. Mit großer Neugier habe ich Anekdoten und Beispiele gesammelt, und ich kam mir dabei oftmals wie ein Schatzsucher vor. Die daraus folgenden Ergebnisse, Impulse und auch das eine oder andere (offene) Geheimnis möchte ich auf den folgenden Seiten mit Ihnen teilen. Dabei nehme ich nicht die Funktion eines Mentors ein, sondern die eines Moderators. Ich beleuchte Geschichten und Gedanken und Sie bekommen dabei eine spannende Rolle zugeteilt: Sie gehen auf Erkundungstour. Ihr Ziel: sich selbst vielleicht ein bisschen besser kennenzulernen. 

Wir sehen uns auf der Zielgeraden am Ende des Buches wieder. 

P.S. Ein besonderer Dank für den Gedankenaustausch und die Gespräche gilt der Olympiasiegerin Heike Drechsler, dem Fußball-Nationalspieler Matthias Ginter und dem Olympiasieger Martin Schmitt.

Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von allen. Warum also weiterlesen?

Vermutlich werden Sie keine Bücher zum Thema Komfortzone finden, die Sie grundlegend zu diesem Thema überraschen können. Sie werden auch in keinem Seminar eine neue Lebensweisheit zu hören bekommen, von der die Welt noch nie zuvor erfahren hat. Wir sind quasi alle Epigonen und wärmen die wichtigen Gedanken dieser Welt immer wieder nur auf. Karl Valentin hat das mit dem folgenden Satz wunderbar zusammengefasst: »Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von allen.« Warum also weiterlesen?

Der Griff zu einem Buch mit diesem Titel verrät, dass Sie sich mit dem Thema Komfortzone beschäftigen wollen und vermutlich wissen, dass jeder Erfolg im Leben mit Anstrengungen verbunden ist. Ihre berechtigten und vielleicht auch drängenden Fragen können in diesem Zusammenhang lauten: Gibt es effizientere Wege, Ziele zu erreichen? Gibt es Zusammenhänge, nützliche Tricks oder ein hilfreiches Wissen, das ich noch nicht kenne oder nicht genutzt habe? Kann mir dieses Buch noch interessante Einsichten verraten?

Menschen, die sich verändern oder Angewohnheiten auf den Prüfstand stellen, haben durch eine bestimmte Quelle einen Anstoß dazu erhalten. In ihrem Gehirn hat es Klick gemacht. Aber wann macht es Klick? Die Antwort darauf lautet: Wenn Informationen so aufbereitet sind, dass Sie als Leser oder Zuhörer den Zusammenhang verstanden haben und sich ein Bild vor Ihrem geistigen Auge abgezeichnet hat. Im besten Fall wird in Ihrem Gehirn eine Emotion ausgelöst. Der sogenannte Aha-Moment. 

Ein wichtiges Stichwort lautet Manipulation. Nicht im negativen Sinne, sondern als beeinflussende Kraft, um unsere inneren, schon vorhandenen Potenziale voll und ganz auszuschöpfen. Denn die eigene Komfortzone zu verlassen ist ein Kraftakt, oft verbunden mit Angst und Ungewissheit. Wer es allerdings wagt, erreicht im Leben eine vollkommen andere Ebene der Zufriedenheit und des persönlichen Erfolgs. 

Dabei ist es heute im Grunde so unnötig wie noch nie zuvor, seine Komfortzone zu verlassen. Noch vor nicht allzu langer Zeit waren die meisten Menschen damit zufrieden, wenn sie täglich etwas zu essen hatten und ein halbwegs sicheres Zuhause. Ihre Komfortzone mussten sie im Laufe ihres Lebens gezwungenermaßen immer wieder verlassen. Manche taten das mehr oder weniger freiwillig, in der Hoffnung auf ein besseres Leben, andere wurden durch Krieg und Hunger dazu gezwungen. 

In Deutschland kennen wir diese Zwänge heutzutage nur noch in seltenen Ausnahmefällen. Wir verfügen über ein ganzes Arsenal an Annehmlichkeiten und haben durch das Internet Zugriff auf das Wissen der Welt. Für uns ist das selbstverständlich. Noch schlimmer, viele interessiert es nicht oder sie wissen es gar nicht richtig zu nutzen.

Wer sich etwas anstrengt, kann kostenlos Fremdsprachen lernen, kann lernen, Musikinstrumente zu spielen, Fünf-Gänge-Menüs zu kochen und vieles andere mehr. Ganze Studiengänge sind gratis im Netz verfügbar. Die gute alte Langeweile stirbt einen schnellen Tod, denn wir können jeden Moment im Leben mit Aktivität füllen. Und jeder hat dabei die Freiheit, dies mehr oder weniger sinnvoll zu gestalten. Während die einen beim Warten am Flughafen oder im Zug Vokabeln auf einer Sprach-App lernen oder online noch etwas arbeiten, lassen sich die anderen von einem Streamingdienst berieseln. Kurz: Die einen verlassen regelmäßig ihre Komfortzone, obwohl sie das gar nicht mehr müssten. Die anderen haben es sich im Luxus unserer Zeit bequem gemacht.

Es gibt zu diesem Thema eine Vielzahl interessanter Fakten. Einige werden Sie mit Sicherheit kennen. Aber oftmals bringen erst die Zusammenhänge eine Fülle ungeahnter Einblicke, ja sogar ein mentaler Quantensprung ist möglich. Unser bewusst denkendes Ich lässt es in vielen Fällen gar nicht zu, die Tiefe des Themas zu begreifen. Das Grundrauschen des Alltags überlagert unser Denken. Leise Stimmen im Hintergrund verraten uns viel über uns selbst und unsere Gemütslage. Doch unsere inneren Antennen brauchen hierzu ruhige Momente und die richtige Frequenz der Erkenntnis. 

Ich möchte Ihnen einen Überblick über das Thema geben und Ihnen mehrere Methoden vorstellen, die sich als äußerst effizient und erfolgreich herausgestellt haben. Dabei geht es vor allem um das Wie. Jeder Mensch könnte theoretisch seine Komfortzone verlassen. Jeder Mensch könnte auch eine Hochspannungsleitung anfassen oder gegen einen Braunbären kämpfen. Die Frage ist eben nur, unter welchen Bedingungen oder mit welcher Ausrüstung. Sie sollten jedenfalls die Bedingungen und Ihre Ausrüstung kennen bzw. kennenlernen. 

Unterschied zwischen effektiv und effizient

Über einen wichtigen Unterschied sollten Sie sich vorab im Klaren sein: den zwischen effektiv und effizient. Wir verwenden beide Begriffe im Alltag oftmals synonym. Die Wirkung bzw. die Bedeutung in der Aussage kann aber unter Umständen gravierend sein. Hierzu eine kleine Geschichte:

Stellen Sie sich vor, Sie werden zu einem großen Galadinner in die Wiener Hofburg eingeladen. Das Haus ist üppig dekoriert, der rote Teppich auf den Stufen lädt dazu ein, wie ein König durch die Säle zu stolzieren. Große, bunte Blumenbouquets säumen die Treppenabsätze. Alle Gäste sind schick gekleidet, und es gibt erlesene Speisen und Getränke. Bekannte Persönlichkeiten aus Politik, Sport und Unterhaltung geben sich die Klinke in die Hand.

Ein Orchester spielt auf, und die Anwesenden fangen an, zu den Klängen von Johann Strauss Walzer zu tanzen. Während sich die Gäste in Sicherheit wiegen und ausgelassen feiern, bricht plötzlich ein Feuer an Ihrem Tisch aus. Panische Schreie unterbrechen die Klänge der Musiker, die Gäste rennen wie wild umher und wissen sich nicht zu helfen. Sie aber reagieren blitzschnell, schnappen sich die große Champagnerflasche von Armand de Brignac Brut Gold Methuselah und gießen den Inhalt von sechs Litern auf die züngelnden Flammen. Nach wenigen Sekunden haben Sie das Feuer heldenhaft erstickt. Kostenpunkt: schlappe 8000 Euro. Das ist effektiv. Sie hätten allerdings auch das Wasser aus dem Champagnerkühler nehmen können. Das wäre dann effizient gewesen. 

Diese zwei sich ähnelnden Begriffe können im Zweifel also ganz unterschiedliche Bedeutungen haben. Warum Sie die Differenzierung kennen sollten, möchte ich Ihnen im Laufe dieses Buches noch näher erläutern. 

Ein Leben voller Möglichkeiten

Das Leben steckt voller Möglichkeiten, Chancen und aufregender Momente. Eigentlich wissen wir das oder vermuten es zumindest. Die passenden Bilder haben wir jedenfalls vor Augen. 

Das Verrückte daran ist, dass unsere Vorstellungskraft heute größer ist als je zuvor. Die Bilderflut aus dem Internet hat unseren Horizont immens erweitert, und dieses Buch würde nicht ausreichen, um zu beschreiben, was wir uns heutzutage erträumen können. Nehmen wir mal nur ein einziges Beispiel heraus: unser Essen. Die zwanzig wohlschmeckenden Eisvarianten vom Italiener an der Ecke, die fünfunddreißig leckeren Chipssorten aus dem Supermarkt, die zwölf außergewöhnlichen Schokoladen, der besondere Cappuccino aus dem Urlaub, die unzähligen Weinsorten – zählen Sie selbst auf, welche Köstlichkeiten Sie schon einmal verzehrt haben und wovon Sie ins Schwärmen geraten.

Nun setzen wir zu einem weiten Sprung an. Welche großen Träume können Sie erspinnen? Eine Weltreise? Ein eigenes Haus? Ein aufregendes Liebesleben? Sich von anstrengenden Bekanntschaften lösen? Eine erfüllende Arbeit, auf die Sie sich jeden Tag aufs Neue freuen? Sich selbstständig machen? Die allermeisten Menschen haben mindestens einen größeren Traum. Trotzdem sitzen viele ihr Leben ab, als befänden sie sich in einem Wartezimmer. Tag für Tag vergeht und es passiert: nichts. Scheinbar unsichtbare Kräfte halten sie davon ab. 

Millionen Menschen träumen davon, erfolgreiche Musiker, Geschäftsleute, Programmierer, Wissenschaftler oder Sportler zu werden und erreichen doch ihr Ziel nicht. Aber auch kleinere Vorhaben wie der Umzug in eine geeignetere Wohnung oder das Erlernen einer neuen Fertigkeit bleiben auf der Strecke. Die meisten bringen einfach nicht die Kraft auf, sich auf den Weg zu machen. Darum sind zwei Fragen essenziell.

Erstens: Was hält uns auf? 

Und zweitens: Was treibt uns an? 

Beide Fragen werde ich auf den folgenden Seiten mit einigen Beispielen behandeln.

Die Komfortzone – was ist das überhaupt?

Mit dem Begriff Komfortzone verbinden Menschen sehr unterschiedliche Gefühle. Es ist für mich immer wieder erstaunlich zu sehen, wie groß die Spannweite für die Interpretation von Begrifflichkeiten ist (im Prinzip die Wurzel zahlreicher Missverständnisse).

Das Wort Komfort wurde im Deutschen aus dem Englischen (comfort) übernommen. Der Begriff steht für Bequemlichkeit oder Behaglichkeit. Wir bringen Komfort besonders mit hochwertigen Hotels, Reisen oder Autos in Verbindung. In der Alltagssprache begegnet uns auch oft der Begriff Wohlfühlzone, der sich aber noch intensiver auf menschliche und weniger auf materielle Komponenten bezieht.

Für die einen klingt Komfortzone somit ganz klar nach Schutz und Geborgenheit. Eine Wohlfühlzone, sozusagen eine Art mentale Behausung. Diese mentale Behausung ist vergleichbar mit jenem Platz in Ihrer Wohnung, an dem Sie viel Zeit verbringen, weil Sie sich dort wohlfühlen und es dort so wunderbar gemütlich ist. Und es ist gut, dass wir diese Wohlfühlzonen haben, egal ob mental oder physisch. Denn auch wenn sich das Buch mit dem Thema »Verlassen der Komfortzone« beschäftigt –- wir alle brauchen Komfortzonen. Sie sind wichtig, um Ruhe und Kraft zu tanken. Genau wie Ihren Lieblingsplatz in der Wohnung brauchen Sie auch gedankliche Komfortzonen. Permanente Herausforderungen wären zu kraftraubend und kontraproduktiv. Darum ist es wichtig, eine gute Balance zwischen Anstrengungen und Ruhephasen zu finden, denn nur so können wir die Eindrücke des Tages verarbeiten und aus ihnen lernen.

Für andere schwingt bei dem Wort Komfortzone eine Aufforderung mit: »Beweg dich endlich und werde aktiv!« Bei diesen Menschen ist der Begriff eher negativ besetzt, begleitet von Assoziationen wie Faulheit oder Angst vor Veränderungen.

Egal, wie Sie den Begriff für sich interpretieren – es ist unmöglich, nur zwischen schwarz und weiß zu unterscheiden oder auf Ideologien zu pochen. Es wird Menschen geben, die ihre Komfortzone nie wirklich verlassen und sich dabei gut fühlen. Sie sind ausgeglichen und ein Leben lang zufrieden. Andere wiederum kreisen in einer Abwärtsspirale Richtung Depression und müssen ausbrechen. Dazwischen gibt es eine Bandbreite, die alle Formen in jeder denkbaren Schattierung spiegelt.

Sie gehören vielleicht zu denen, für die das Wort Komfortzone negativ besetzt ist. Denn wenn Sie nicht gerade einer meiner Lektoren sind, dann haben Sie vermutlich zu diesem Buch gegriffen, weil Ihnen eine innere Stimme immer wieder ins Ohr flüstert: »Mach endlich was!«

Dieses Buch wird Ihnen in dieser Hinsicht viele Denkanstöße bieten. Trotzdem sollten Sie sich nicht fremdbestimmen lassen. Die vermutlich wichtigste Frage, die Sie für sich klären sollten, lautet: Gibt es Dinge in Ihrem Leben, die Sie – und nur Sie – stören? Und wenn ja, können Sie diese offen und ehrlich benennen, vielleicht sogar schriftlich festhalten? Ein Buch hat gegenüber einem Gesprächspartner oder einer Gruppe einen großen Vorteil, wenn Sie ihn zu nutzen wissen: Sie sind mit sich alleine. Sie können auch unangenehme Dinge zugeben. Denn die einzige Person, die sie zu hören bekommt, sind nur Sie selbst. 

Sich im Klaren darüber zu sein, was Sie fühlen und tief in Ihrem Inneren denken, ist der erste und wichtigste Schritt, um eine Veränderung auszulösen. Denn ein klassischer menschlicher Denkfehler besteht darin, dass wir immer wieder vergessen, dass Gefühle, Eindrücke und Wahrnehmungen subjektiv sind. Noch kurioser – es ist uns sogar bewusst! Sie werden nur wenige Menschen finden, die diese Aussage infrage stellen. 

Und trotzdem sind wir nicht in der Lage, diese Einsicht in unserem Denken zu verankern. Wir können uns noch so sehr bemühen. Reflexartig schießen uns Gedanken durch den Kopf wie: »Mach doch einfach!«, »Was stellt die sich jetzt wieder so an!«, »Jetzt fahr doch einfach los!« oder der Klassiker: »Warum gibt der den Ball nicht ab?«

Der Mensch ist ein Individuum, welches aus sehr komplexen Strukturen besteht. Was für mich ein Leichtes ist, kann für andere eine unüberwindbare Hürde sein. Und deshalb ist die Definition einer Komfortzone nur schwer festzulegen. Als würden unsichtbare Kräfte einwirken, können Menschen manchmal eine scheinbar leichte Barriere nicht überwinden. Sich allein dieser Information bewusst zu sein, bringt Ihnen im Leben eine Menge erleuchtender Momente. Sei es bei der Kindererziehung, im Beruf oder im Alltag. 

Urteilen Sie also nicht übereifrig schnell, sondern stellen Sie sich eine weitere wichtige Frage. Und die lautet: Warum? Und selbst wenn Sie die Antwort darauf erhalten und sogar in Details eingeweiht werden, wird es immer noch Gründe geben, die im Verborgenen liegen. Sogar die Betroffenen können darauf keine Antworten geben, da ihr eigenes Unterbewusstsein große Teile ihrer Beweggründe steuert. Das ist auch nichts Abnormales, ganz im Gegenteil. Es ist in uns allen tief verankert.

Die vier Level der Komfortzone

Komfortzonen sollte man in verschiedene Level unterteilen, denn es gibt große Unterschiede in ihrer Bedeutung: 

Level eins: Hier sehe ich Handlungen wie einmal kalt duschen oder aufräumen, obwohl ich müde bin. Es kostet ein wenig Überwindung, ist aber zu schaffen. Das sind Vorhaben, die ich oftmals mit mir selbst ausmache. Sollte ich es nicht zu Ende bringen, bekommt das niemand mit. Und wenn es jemand mitbekommt, ist der Druck nicht besonders hoch. Auch die erforderliche Energie, die ich aufbringen muss, hält sich in Grenzen. 

Achtung: Schon hier handelt es sich nur um ein allgemeines Beispiel, welches für die meisten, aber nicht alle Menschen zutrifft. Für Personen, die unter einem Messie-Syndrom leiden, ist das Projekt »Aufräumen« schon eine kaum überwindbare Hürde.

In Level zwei geht es um etwas größere Vorhaben, die unangenehm sind und die vielleicht schon mehrere Tage in Anspruch nehmen. Klassische Beispiele sind etwa die Steuererklärung, das Ausfüllen komplizierter Anträge, die Wohnung streichen. Hier beginnt zum Teil das Scheitern vor den Augen anderer.

Ab Level drei erleiden die meisten Menschen Schiffbruch. Hier geht es um große Überwindung und langfristige Ziele. Dazu zählen eine dauerhafte Ernährungsumstellung inkl. Sport, um beispielsweise zehn, zwanzig oder noch mehr Kilo abzunehmen und das Gewicht langfristig zu halten. Laut wissenschaftlichen Studien gelingt es weniger als zehn Prozent aller Menschen, mit einer Diät dauerhaft abzunehmen und das Gewicht zu halten. Zu Level drei zähle ich beispielsweise auch das Aufarbeiten der eigenen Schüchternheit inkl. Teilnahme an einem Rhetorikkurs, um anschließend vor größerem Publikum zu sprechen. Oder auch ein Instrument oder eine Sprache lernen. 

In allen Beispielen dieses Levels kämpfen wir gegen mächtige Gegner wie Hungergefühle oder gegen die Blamage, die uns in Gegenwart vieler Außenstehender droht. Die Fallhöhe nimmt deutlich zu. Der Energiebedarf ist gigantisch. Ich muss ständig gegen mein Gehirn kämpfen, welches mir sagt: »Ist das wirklich die Energie wert, die du hier verpulverst? Was hast du denn überhaupt davon? Dir geht es doch ganz gut! Die anderen sind doch auch nicht besser als du! Ist das vielleicht sogar schädlich?«

Level vier sind grundlegende und lebenseinschneidende Veränderungen. Darunter fallen Handlungen wie den gut bezahlten Arbeitsplatz nach zwanzig Jahren zu verlassen, um sich selbstständig zu machen. Eine Trennung, weil die Situation keine positive Zukunft mehr zulässt, z. B. bei Gewalt in der Ehe, oder die Flucht in ein anderes Land. Der Trigger muss enorm groß sein, um sich solch einer Herausforderung zu stellen.

Was hält mich auf?

Aber ich möchte noch einmal betonen: Komfortzonen sind ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens. In einer Welt von immer höher, schneller und weiter dreht jeder Mensch irgendwann am Rad, wenn er permanent seine Grenzen überwinden muss.

Ruhe- oder Komfortzonen sind nützlich und wichtig, um über das Leben, den Alltag, unsere Familienangelegenheiten oder die Arbeit nachzudenken. Auch wenn es für manche Menschen ein wenig esoterisch klingt – die Prinzipien von Yin und Yang beinhalten mehr Wahrheiten, als uns vielleicht im ersten Moment bewusst ist. Dieses Buch ist nicht die permanente Aufforderung, Ihre Komfortzone zu verlassen. Es geht um eine Balance im Leben. Wie heißt es so schön: Wachstum beginnt erst außerhalb der Komfortzone. Und diesem sprichwörtlichen Motto stimme ich mit großer Überzeugung zu. Aber wir sollten Erfolge dann auch in Ruhe und in unserer Komfortzone feiern dürfen.

Wenn Sie den Wunsch haben, Ihre Komfortzone zu verlassen, dann sollten Sie auf die Frage »Was hält mich auf?« eine Antwort finden. Niemand kann ein Problem lösen, das nicht greifbar ist.

Die innere Stimme, die uns mit der Aufforderung »Eigentlich sollte ich mal …« in den Ohren liegt, fühlen viele, wenn nicht sogar alle Menschen. Wir sehen eine Aufgabe oder ein Problem. Wir hören förmlich die Aufforderung: »Los, erledige mich!« Für manche Menschen ist es einfach. Sie gehen los und tun, was zu tun ist. Doch in vielen Fällen ist es nicht so. Wir zögern, hadern, überlegen oder schieben von uns weg. Der Fachausdruck hierfür lautet prokrastinieren. Die spannende Frage ist natürlich: Was hindert mich daran, loszulegen?

Ich bin der Frage nachgegangen und habe unzählige Antworten erhalten. In den folgenden Abschnitten habe ich diese gegliedert und verschiedenen Aspekten zugeordnet.

Angst

Angst ist ein genetisch verankertes Reaktionsmuster. Der Mensch ist mit einem ganzen Arsenal verschiedener Ängste ausgestattet. Wie Sie vermutlich wissen, ist das auch gut so, denn sonst würden wir kopflos in zahlreiche Gefahren hineinlaufen. Ängste sind vor allem im Unterbewusstsein verankert, und es ist mühsam, sich seiner Ängste bewusst zu werden. Doch beim Verlassen der Komfortzone spielen Ängste oftmals eine entscheidende Rolle. Darum betrachten wir einmal genauer, in welcher Form sie hierbei auftreten.

Unser Gehirn wurde zu 99 Prozent in jener Zeit geprägt, als wir noch in Höhlen, Wäldern und auf Wiesen lebten. Jede Überanstrengung konnte den sicheren Tod bedeuten, denn es war nicht vorhersehbar, wann wir die nächste Nahrungsquelle aufspüren würden. Darum bläut uns unser Gehirn auch heute noch fortwährend ein: »Muss diese Anstrengung sein? Wenn wir uns verausgaben und nichts zu essen finden, dann werden wir sterben!« Es ist die Angst vor Überanstrengung. Schaffe ich das, oder überfordere ich mich hierbei? Diese im Laufe der Evolution geprägte und im Unterbewusstsein lauernde Angst tritt auf, wenn wir hart trainieren, viel Aufwand für eine Arbeit aufwenden oder abnehmen wollen.

Diese Angst kann überwunden werden, wenn ich weiß, dass dieses Ur-Programm in meinem Kopf existiert. Dann ist es möglich, rational und bewusst zu entscheiden, dass diese Art von Angst unberechtigt ist. Wir können nämlich jederzeit in den nächstgelegenen Supermarkt rennen und locker ein paar hunderttausend Kalorien in unseren Höhlen bunkern.

Eine andere Angst kann uns komplett lähmen. Es ist die Angst vor Zurückweisung. Wer spricht denn schon unbekümmert einen attraktiven oder interessanten Menschen an, den er nicht kennt und nicht einschätzen kann? Wer sagt seinem Partner, Freund oder Vorgesetzten ehrlich die Meinung? Die häufigste Frage ist in diesem Zusammenhang: »Was wird er oder sie von mir denken?« Manche Menschen sind so gehemmt, dass sie sich diese Frage dutzende Male pro Tag stellen. Was denkt der Chef von mir, was denken die Nachbarn von mir, was denkt meine Familie von mir usw.? 

Wer solche Muster verinnerlicht hat, wirkt auf andere befangen, schüchtern und manchmal sogar arrogant. Das Vermeiden von Fehlern hat dann oberste Priorität und bestimmt viele alltägliche Handlungen. Diese Ur-Angst ist eine unfassbar hohe Hürde. Doch woher kommt diese Angst? Sie ist vermutlich antrainiert und entwickelt sich im Kindesalter. Eltern vermitteln ihren Kindern unbewusst oder bewusst: »Wenn du brav bist und machst, was wir sagen, dann finden wir das toll und haben dich besonders lieb.«

Kinder ringen um diese Gunst der Eltern, denn sie sind zu 100 Prozent abhängig von ihnen. Gehen wir noch einmal zurück in die Steinzeit. Stellen Sie sich vor, was passiert ist, wenn sich Eltern von ihren Kindern abgewandt haben. Zurückweisung war quasi das Todesurteil für den Nachwuchs. Diese genetische Verankerung können wir nicht so leicht abschütteln. Auch wenn wir erwachsen werden, schlummert in uns immer noch das kleine Kind. Und auch als Erwachsene versuchen wir uns deshalb anzupassen und brav zu sein, damit uns die anderen akzeptieren.

Wenn Sie darunter leiden und aus diesem Teufelskreis ausbrechen wollen, müssen Sie nur einen einzigen Menschen überzeugen, akzeptieren und lieben – sich selbst. Und zwar genau in dieser Reihenfolge. Das Bibelzitat »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« ist nicht nur auf Ihren Nächsten bezogen. Es ist auch der erste Schritt auf einem langen, vermutlich anstrengenden Weg zu mehr Selbstvertrauen. 

Die Angst vor Versagen hält uns ebenfalls oft zurück. Hier gibt es unterschiedliche Formen. Die harmlose Variante gleicht quasi einem Monolog, den wir mit uns selber führen. »Wenn ich dieses und jenes mache und es klappt nicht, dann lachen mich die anderen vielleicht aus. Ich glaube, ich lass das lieber, so schlecht geht es mir in meiner Komfortzone ja auch wieder nicht.« Die harte Variante ist mit hohem Druck von außen verbunden. Beispielsweise wenn wir in eine Situation geraten, in die auch Außenstehende involviert sind. Hier können wir nicht verheimlichen, was wir vorhaben, und es besteht die Möglichkeit, dass wir mit unserem Vorhaben scheitern. Zum Beispiel in einer Prüfung oder während einer Präsentation. Wenn solche Prüfungssituationen anstehen oder etwa eine besondere Leistung erwartet wird, können viele Menschen nachts nicht schlafen und fangen zu stottern oder zu schwitzen an. 

Der Fachausdruck lautet: Atychiphobie, die »Angst vor Unfällen«. Tychos steht für »Unfall«, Phobos für die »Furcht«.

Solche Ängste sind vermutlich größtenteils anerzogen, sei es durch die Eltern oder durch das soziale Umfeld. Applaus erhält man ja nur bei Erfolg und nicht bei Versagen. Das brennt sich tief in unsere Seele ein.

Auch die Angst vor Versagen wurde in prähistorischer Zeit geprägt. Die Akzeptanz in der Gruppe war überlebenswichtig. Akzeptiert wurde im Stamm nur derjenige, der sich als fähig erwies, sei es beim Jagen, Sammeln oder im Kampf. Ohne die Gruppe war es quasi unmöglich zu überleben. Wer verstoßen wurde, war verloren.

Interessanterweise bestehen heutzutage in Bezug auf die Akzeptanz eigener Fehler länderspezifische Unterschiede. Von Basketball-Legende Michael Jordan stammt das hinreichend bekannte Zitat: »Ich habe in meiner Karriere mehr als 9000 Würfe verfehlt und fast 300 Spiele verloren. 26 Mal wurde mir der spielentscheidende Wurf anvertraut und ich habe nicht getroffen. Ich habe immer und immer wieder versagt in meinem Leben. Deshalb bin ich so erfolgreich.«

Hier fand eine Entwicklung auf der Metaebene statt, denn es wurden jahrtausendealte Denkmuster überdacht und schlussendlich neu definiert. Warum? Unsere Resultate verbessern sich, wenn wir Fehler machen. 

Der französische Schauspieler Alain Delon gab im Film »Le samouraï« einen der berühmtesten Sätze der Filmgeschichte von sich. Er spielt darin einen Profikiller, wortkarg und gefühlskalt. Als es um die Verabredung zum Pokern geht, meint ein Mitspieler zu ihm, er solle nicht vergessen, Geld mitzubringen. Seine Antwort war prägnant und tiefgründig: »Je ne perds jamais, jamais vraiment.« Ins Deutsche übersetzt: »Ich verliere niemals, niemals wirklich«.

Und genau so ist es. Wir gewinnen immer, und zwar an Erfahrung. Diese Erkenntnis reift oftmals erst ab Mitte dreißig. Doch so alt wurden die Menschen früher meist gar nicht. Und noch viel schlimmer: Ein Fehler im Kampf mit Mammuts oder einem Säbelzahntiger wurde sofort mit dem Tode bestraft. 

Eine interessante Beobachtung ist folgende: Als Kind kennen wir diese Angst noch nicht. Jedes Kind ist sicher unzählige Male ziemlich schmerzhaft gestürzt, bevor es laufen gelernt hat. Und weit über 1000 Mal dürfte aus jedem Kindermund ein grammatikalisches Wirrwarr geschossen sein. Ich erinnere mich, dass mein Sohn beim Schaukeln mich mit folgendem Satz anfeuerte: »Und jetzt gib voll Abgas!« Ich musste natürlich herzhaft lachen. 

Doch hat deswegen je ein Kleinkind aufgehört, laufen und sprechen zu lernen? Irgendwo zwischen dem frühkindlichen und dem heutigen Ich erlernen Menschen diese Angst vor Versagen. Und welche Gegenmittel gibt es nun?

Zunächst sollten wir uns bewusst machen, wann und wo uns ein Fehler unterlaufen ist. Behauptet das nur irgendwer aus unserem Umfeld, oder ist es eine Tatsache? Ich mache sehr viele Fehler. Warum? Weil ich viel handle. Mein Motto: Wo gehobelt wird, da fallen Späne. Wenn ich mir unsicher bin, ob mir jemand einfach unterstellt, etwas falsch gemacht zu haben, dann frage ich weitere Personen, ob sie das ebenfalls so sehen. Wenn ein halbes Dutzend aller Befragten schließlich sagt: »Blattmann, da hast du aber einen Bock geschossen«, dann wird es vermutlich so sein.

Der zweite wichtige Schritt ist, zu akzeptieren, wenn wir einen Fehler gemacht haben, und nicht die Zeit damit zu verschwenden, händeringend nach Ausreden zu suchen. Kein Mensch ist perfekt. Ich sage zu meinem inneren Ich: Dieser Fehler ist eine Erkenntnis und bedeutet Wissenszuwachs. Also lassen Sie sich von Niederlagen nicht aufhalten. Es gibt eine wunderbare Methode, sich im Kopf neu zu programmieren. Es ist ein psychologischer Trick, den nicht nur Politiker anwenden. Der Trick ist simpel und funktioniert seit Jahrtausenden. Er lautet: Sammle deine Erfolge. Dabei kommt es nicht darauf an, ob es sich um große oder kleine Erfolge handelt. Es muss nur etwas Positives sein. Handlungen aus dem Alltag, die Sie für sich als Erfolg verbuchen können. Zum Beispiel fünfzehn Minuten Krafttraining absolvieren, endlich den Sperrmüll entsorgen, die Präsentation fertigstellen, zwei Kunden glücklich machen, Zeit mit den Kindern verbringen, Bad streichen, zwanzig Vokabeln lernen, meiner Mutter Blumen bringen usw.

Eine weit verbreitete Anekdote aus den USA wird wie folgt überliefert: Ein Angestellter von Henry Ford hatte durch eine Fehlentscheidung einen Schaden in siebenstelliger Höhe verursacht. Er wurde daraufhin ins Chefbüro zitiert. Er schämte sich und sagte sofort beim Betreten des Raums: »Ich habe einen großen Fehler gemacht und übernehme die volle Verantwortung. Ich verstehe nur allzu gut, dass Sie mich hierfür feuern.« Daraufhin antwortete Henry Ford: »Feuern? Sind Sie verrückt? Ich habe gerade eine Million Dollar in Sie investiert!« Diese Art zu denken liegt uns Deutschen nicht, obwohl wir in unserem Sprachgebrauch den Ausdruck »aus Fehlern lernen« oft und gerne verwenden.

Schlafen Sie nicht mit den Sorgen oder Fehlern ein, sondern mit den kleinen Erfolgen, die es jeden Tag gibt oder die Sie jeden Tag problemlos erzeugen können. Ein Tipp: Anderen Menschen eine Freude machen ist sehr einfach und darf immer als Erfolg verbucht werden!

Resultierend aus den zuvor genannten Beispielen gibt es noch weitere Muster, die im Endeffekt auf das gleiche Problem hinauslaufen. Selbstständige und Leistungssportler kennen die Angst vor Verletzungen. Sie verhindert, dass wir Grenzen überschreiten. Manchmal ist aber gerade das notwendig, um ein besonderes Ziel zu erreichen. Beim Reitsport gibt es die Angst vor Stürzen. Dann sagt eine innere Stimme: »Wenn das passiert, dann laufe ich Gefahr, meine Ziele zu verfehlen oder zu versagen oder vom Trainer zurückgewiesen zu werden!« 

Nimmt diese Angst im Kopf zu viel Platz ein, dann scheitern selbst hochbegabte Talente beim Versuch, an die Weltspitze vorzudringen. Genauer betrachtet ist diese Angst jedoch eigentlich angebracht, denn sie schützt in manchen Situationen auch unser Leben.

Im Motorsport, beim Fallschirmspringen, bei alpinen Skirennen und anderen Hochrisiko-Sportarten muss man fast schon ein bisschen wahnsinnig sein, um mitzuhalten. Der gesunde Menschenverstand, inklusive des gesunden Angstpotenzials, muss ausgeschaltet werden. Ob das erstrebenswert ist oder nicht, muss jeder für sich selbst entscheiden. Weiter hinten im Buch beschreibt unter anderem Olympiasieger Martin Schmitt, wie er beim Skispringen mit seinen Ängsten umgegangen ist.

Eine der bekanntesten Phobien ist die Angst vor Veränderungen. Warum ist das so? Unser Verlangen nach Sicherheit und Vertrautheit ist uns angeboren. Denn das Gefühl, sicher zu sein, spart viel Energie, und das ist unserem Gehirn besonders wichtig. Ist ihre Not nicht allzu groß, dann akzeptieren viele Menschen sogar einen unglücklichen Umstand, denn immerhin kann unbekanntes Terrain zu betreten ­bedeuten, vielleicht zu scheitern oder viel Energie zu investieren.