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Laura Lynne Jackson verfügt über eine außergewöhnliche Gabe: Sie kann mit den Seelen Verstorbener kommunizieren und Botschaften der Liebe und Heilung empfangen. Doch diese Gabe ist nicht ihr allein vorbehalten. Wir alle können lernen, die geheime Sprache des Universums zu verstehen und um Zeichen von der »anderen Seite« bitten – ob es ein Lied ist, das man gerne mit einem Verstorbenen zusammen gehört hat, Zahlen, Farben oder auch Tiere, die eine bestimmte Bedeutung im eigenen Leben haben ... Wenn wir uns dafür öffnen und diese Zeichen bewusst wahrnehmen, werden wir Mut und neuen Lebenssinn finden, wo vorher vielleicht eher Hoffnungslosigkeit, Zweifel oder Trauer waren.
Ein berührendes Buch, das die tröstliche Gewissheit vermittelt: Die Verbindung zu den Menschen, die wir lieben, bleibt für immer lebendig – auch über den Tod hinaus –, und wir alle sind eingebunden in ein göttliches Netz aus Liebe und Licht, das uns trägt und unterstützt.
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Seitenzahl: 443
Das Universum bringt die Menschen, Informationen und Ereignisse auf unseren Weg, die wir am meisten brauchen. Es gibt starke, lenkende Kräfte, die uns zu einem glücklicheren und authentischeren Leben führen.
Jeder Mensch hat ein Lichtteam – eine Gruppe unsichtbarer Helfer, die zusammenarbeiten, um uns auf unseren höchsten Weg zu führen. Dieses Team besteht aus unseren Lieben, die hinübergegangen sind, unseren Geistführern (allgemein als Schutzengel bekannt), einem höheren Engelreich und der göttlichen Energie, die auf der stärksten Kraft basiert, die es gibt und immer geben wird: Liebe.
Wenn du deinen Geist und dein Herz für die geheime Sprache öffnest, die dein Lichtteam spricht, wird sich dein ganzes Leben verändern …
Laura Lynne Jackson entdeckte bereits als Kind ihre außergewöhnliche Gabe: Sie kann mit Verstorbenen Kontakt aufnehmen und verblüffend treffsichere Botschaften aus dem Jenseits übermitteln. Ihre medialen Fähigkeiten wurden u.a. am Windbridge Institute for Applied Researchin Human Potential unter wissenschaftlichen Bedingungen getestet und offiziell bestätigt. Ihre Bücher »Das Licht zwischen uns« und »Signs – Zeichen« wurden New York Times-Bestseller. Laura Lynne Jackson lebt auf Weitere Infos unter: https://lauralynnejackson.com/
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Juliane Molitor
Die Originalausgabe erschien 2019 unter dem Titel:
SIGNS. The Secret Language of the Universe bei Spiegel & Grau, an imprint of Random House, a division of Penguin Random House LLC, New York.
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Copyright © 2019 by Laura Lynne Jackson
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2024 by Ansata Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München
Alle Rechte sind vorbehalten.
Redaktion: Ralf Lay, Mönchengladbach
Umschlaggestaltung: Guter Punkt, München unter Verwendung der Motive von: © sensationaldesign/iStock/Getty Images Plus, © MorePics/iStock/Getty Images Plus, © golden_SUN/iStock/Getty Images Plus
Satz: satz-bau Leingärtner, Nabburg
ISBN 978-3-641-32386-8V001
Für
Mr. D.,
Ray Chambers
und Jennifer Rudolph Walsh,
Lichtarbeiter, die mich inspirieren und deren Freundlichkeit und Liebe mich auf meiner Reise vorangebracht haben.
Euch bin ich ewig dankbar für euer Licht. Und dem Universum dafür, dass es mich mit eurer Freundschaft gesegnet hat.
Und für Garrett, Ashley, Hayden und Juliet,
meine Polarsterne, die Lichter meines Lebens.
Ihr seid mir ans Herz gewachsen – für immer.
Und für meine erstaunliche Mutter, Linda Osvald,
meine großartigste Lehrerin, furchtlose Lichtführerin und Quelle grenzenloser Liebe. Alles, was ich bin, hat mit dem zu tun, was du mir über die Liebe beigebracht hast.
Und für dich, meine Leserin, mein Leser.
Du sollst wissen, was für ein Geschenk du für diese Welt bist.
Du bist wichtiger und wirst mehr geliebt, als dein Herz fassen kann … und das Universum versucht immer,
dir das deutlich zu machen …
Und vor allem, beobachte die ganze Welt um dich herum mit funkelnden Augen, denn die größten Geheimnisse sind immer an den unwahrscheinlichsten Orten verborgen. Wer nicht an Magie glaubt, wird sie niemals finden.
Roald Dahl
Inhalt
Einleitung
Der Tod ist nichts
TEILEINS Immer mit uns
1 Orangen
2 Müsli im Auto
3 Lichtteams
4 Ich trage dein Herz
5 Libellen und Rehe
6 Kumpels auf der anderen Seite
7 Herzen und Spielkarten
8 Kolibris und Licht
9 Giraffen, Eiffeltürme und ein Lied über Katzen
10 Standardzeichen, Träume und Intuition – Einstimmung auf die Geheimsprache
TEILZWEI Deine eigene Sprache entwickeln
11 Klarheit gewinnen
12 1379
13 Geisteranrufe
14 Das Land am Eagle Lake
15 Straßenschilder
16 Tanzende Kerzen
17 Schildröten und Meerjungfrauen
18 Die Vermittler
19 Alle Lebewesen, die großen und die kleinen
20 Murmeltiere
21 Wie du deine eigene Sprache mitgestalten kannst
TEILDREI Durchs Dunkel navigieren
22 Camouflage, ein Gewehr und eine neue Aufgabe
23 Babys und Bären
24 Flackernde Lichter und Funken
25 Schleifen und Kleeblätter
26 Regenbögen
27 Leises Flüstern
28 Ein Geschenk der Liebe und Vergebung
29 Hingabe
TEILVIER Im Licht bleiben
30 Wie man hell leuchtet
31 Shine on
Dank
Über die Autorin
Marie saß im Wartezimmer des Krankenhauses. Es fiel ihr schwer zu atmen. Sie versuchte, nicht auf die Uhr an der Wand zu schauen, aber sie konnte nicht anders. Sie schaute hoch. Fünf Minuten waren vergangen. Sie sah noch einmal hin. Weitere fünf Minuten waren vergangen. Es fühlte sich an wie zwei Stunden und nicht wie zehn Minuten. Die Zeit kroch dahin. Nichts fühlte sich echt an. Das Warten und die Ungewissheit waren kaum zu ertragen.
Kurz zuvor war Maries Ehemann, mit dem sie seit 35 Jahren verheiratet war, für eine Notoperation am Herzen in den OP gerollt worden. Die Chirurgen hatten ihr Hoffnung gemacht, aber Marie wusste, dass es keine Garantie gab. Sie war verstört und fühlte sich verloren, und vor allem fühlte sie sich allein.
Gott, wenn du da bist, dachte sie, dann pass bitte auf Pete auf. Bitte schick eine Legion von Engeln, die ihn behüten.
Und dann dachte sie an den Sohn, den Pete und sie vor Jahren verloren hatten, als er noch ein Kind war. Der Junge hieß Kerry. Es war fast drei Jahrzehnte her, seit Kerry hinübergegangen war, aber Marie fühlte sich ihm immer noch sehr eng verbunden. Sie sprach gern in Gedanken mit ihm.
Kerry, dachte Marie, wenn du da bist, gib mir bitte ein Zeichen. Gib mir ein Zeichen, dass es deinem Vater bald wieder gut gehen wird. Bitte, Kerry, ich habe solche Angst. Es wäre mir eine so große Hilfe zu wissen, dass du da bist und auf deinen Vater aufpasst.
Dreißig Minuten später betrat eine Krankenschwester das Wartezimmer. Sie sah Marie nervös auf ihrem Stuhl sitzen und ging auf sie zu. Die Krankenschwester fragte sehr freundlich, ob sie Marie irgendetwas bringen könne. Vielleicht etwas aus der Cafeteria?
»Ich hätte gern einen Kaffee«, sagte Marie. »Ein wenig Milch, keinen Zucker, aber ich bestehe darauf, ihn zu bezahlen.« Sie nahm einen Fünfdollarschein aus ihrer Brieftasche, gab ihn der Krankenschwester und sagte: »Vielen Dank.«
Ein paar Minuten später war die Krankenschwester mit dem Kaffee zurück. Sie gab Marie die Tasse und das Wechselgeld. Dann berührte sie ganz leicht ihre Schulter.
»Bleiben Sie tapfer«, sagte sie zu Marie. »Ich weiß, dass das Warten schwer sein kann. Gott hat einen Plan. Keiner von uns ist jemals allein.«
Tief berührt vom Mitgefühl der Krankenschwester, schaute Marie hinunter auf ihre Hände.
Dort, in der oberen linken Ecke eines der Dollarscheine, die die Krankenschwester ihr gegeben hatte, stand mit schwarzem Filzstift ein Name geschrieben:
Kerry
Marie starrte ihn an und kämpfte mit den Tränen. Sie spürte, wie eine große Woge der Erleichterung über sie schwappte. Erleichterung und Liebe. In diesem Moment wusste sie, dass Kerry bei ihr war und ihr sagte, dass mit seinem Vater alles in Ordnung sei.
Plötzlich hatte Marie das Gefühl, wieder aufatmen zu können. Sie dankte Kerry dafür, dass er ihr eine so kraftvolle Botschaft geschickt hatte, und steckte den Dollarschein in ein besonderes Fach ihrer Brieftasche.
Zwei Stunden später kamen die Chirurgen in den Warteraum und teilten Marie mit, dass die Operation erfolgreich verlaufen war. Marie lächelte.
Sie wusste es. Sie hatte es bereits erfahren.
Mein Name ist Laura Lynne Jackson, und ich bin ein Medium mit übersinnlichen Fähigkeiten. Ich helfe Menschen, sich mit der anderen Seite zu verbinden.
Und das Erste, was ich dir unbedingt mitteilen möchte, ist Folgendes:
Du brauchst kein hellsichtiges Medium, um Verbindung zur anderen Seite aufzunehmen. Versteh mich nicht falsch. Ich weiß, dass das, was ich tue, enorm hilfreich sein kann, und zwar für jeden, der dafür offen ist. Die Botschaften von der anderen Seite, die ich übermitteln kann, können uns sehr glücklich machen und unserem Leben mehr Sinn und Klarheit geben. Sie können uns auf unseren höchsten Lebensweg führen – den Weg, für den wir bestimmt sind.
Ich kann Menschen mit ihren verstorbenen Lieben verbinden und mit einer gemeinsamen Energiequelle – einer großen Tapisserie aus Liebe und Licht –, was ihr Leben auf eine Weise bewegt, wie es nichts anderes kann.
All diese Dinge sind wunderbare Segnungen, und wenn ich sie mit jemandem teilen kann, gibt mir das eine unvergleichliche Freude.
Aber die Wahrheit ist: Du brauchst mich nicht, um an diesen Segnungen teilzuhaben. Du brauchst mich nicht, um aus dieser unglaublichen Kraft zu schöpfen. Du brauchst kein hellsichtiges Medium, um die Zeichen zu erkennen und abzurufen, die für mich die Geheimsprache des Universums sind – eine Form der Kommunikation, die uns täglich umgibt und uns allen zur Verfügung steht.
Meine Hoffnung ist, dass dieses Buch dir hilft, dich auf diese Sprache einzustimmen, dass es dir hilft, Licht zu sehen, wo vorher nur Dunkelheit war, und Sinn zu erkennen, wo vorher Verwirrung herrschte. Dieses Wissen kann dich dazu bringen, neue Wege zu gehen. Es kann dir einen Schub in Richtung Liebe geben, dir helfen, wieder Freude zu finden, und vielleicht sogar dein Leben retten.
Ich möchte, dass du verstehst, dass dieses Buch aus gutem Grund in dein Leben gekommen ist. Es ist kein Zufall, dass du diese Worte gerade jetzt liest. Es ist vielmehr eine Einladung des Universums. Wie auch immer dieses Buch und diese Worte ihren Weg zu dir gefunden haben, du sollst wissen, dass es kein Zufall war.
Du sollst diese Worte lesen.
Der zentrale Leitgedanke dieses Buches ist, dass das Universum die Menschen, Informationen und Ereignisse auf unseren Weg bringt, die wir am meisten brauchen. Es gibt starke, lenkende Kräfte, die uns zu einem glücklicheren und authentischeren Leben führen.
Eine weitere Wahrheit, die ich erfahren habe: Jeder von uns hat ein Lichtteam – eine Gruppe unsichtbarer Helfer, die zusammenarbeiten, um uns auf unseren höchsten Weg zu führen. Dieses Team besteht aus unseren Lieben, die hinübergegangen sind, unseren Geistführern (allgemein als Schutzengel bekannt), einem höheren Engelreich und der göttlichen Energie, die auf der stärksten Kraft basiert, die es gibt und immer geben wird: Liebe.
Wenn du deinen Geist und dein Herz für die geheime Sprache öffnest, die dein Lichtteam spricht, wird sich dein ganzes Leben verändern. Deine Beziehung zur Welt und zum Universum wird anders sein: besser, strahlender, kraftvoller.
Wenn wir lernen, die vielen Wege, auf denen das Universum mit uns kommuniziert, zu erkennen und ihnen zu vertrauen, erleben wir das, was ich eine große Veränderung nenne. Dieser Perspektivwechsel führt zu mehr Engagement, Verbundenheit, Lebendigkeit und Leidenschaft. Er macht es uns leichter, den wahren Sinn unseres Daseins zu verstehen. Und er macht die Reise um so vieles schöner und sinnvoller.
Wenn du einmal gelernt hast, diese Zeichen und Botschaften zu sehen, wirst du sie nie wieder übersehen können. Sie werden für immer die Kraft haben, deiner Vergangenheit, deiner Gegenwart und deiner Zukunft eine neue und tiefe Bedeutung zu geben und so dein Leben zu verändern.
Und hier ist eine weitere Wahrheit: Das Universum hat sich verschworen, um uns zu helfen, noch bevor unsere Seelen auf die Erde kamen. Unsere Teams waren schon lange da. Unsere Aufgabe ist es einfach, offen zu bleiben und diese Botschaften der Liebe und Führung zu empfangen. Wenn wir das tun, werden wir die kraftvollste Wahrheit von allen verstehen: dass das Universum uns immer liebt, unterstützt und führt, selbst in unseren dunkelsten Tagen.
Und nun hältst du dieses Buch in deinen Händen. Das hat seinen Grund. Dieses Buch ist die Einladung des Universums, dich mit deinem Lichtteam zu verbinden und dein wahrhaftigstes, mutigstes und hellstes Selbst zu entdecken.
Bevor wir beginnen, möchte ich dir ein paar Informationen zu meiner Person geben. Ich bin verheiratet und Mutter von drei Kindern. Fast zwanzig Jahre lang habe ich Englisch an einer Highschool auf Long Island, New York, unterrichtet. Ich habe Shakespeare in Oxford studiert und hatte Angebote von zwei führenden juristischen Fakultäten, aber ich beschloss, meiner Leidenschaft für den Lehrerberuf zu folgen. Zur gleichen Zeit fing ich allmählich an, meine Fähigkeiten als übersinnliches Medium zu akzeptieren – als jemand, der Informationen über Menschen und Ereignisse auf andere Weise als mit seinen eigenen fünf Sinnen sammelt und mit Menschen kommunizieren kann, die nicht mehr auf dieser Erde sind.
Zu meinen übersinnlichen Fähigkeiten gehören das Hellsehen (visuelle Informationen empfangen, die nicht mit den Augen aufgenommen werden), das Hellhören (Geräusche über andere Wege als mit den Ohren wahrnehmen), Hellwissen (etwas wissen, was man eigentlich nicht wissen kann) und das Hellfühlen (Dinge mit nichtmenschlichen Sinnen spüren).
Ein Medium zu sein, bedeutet, dass ich diese Gaben als Mittel nutze, um mit Menschen zu kommunizieren, die diese Erde verlassen haben. Ich übermittle die Informationen in einem Reading – einer »Lesung« –, in dem ich zum Kanal zwischen der anderen Seite und der Person (also dem Klienten oder der Klientin) werde, für die ich »lese«. Ich werde zu einer Botschafterin, zu einem Instrument – zu einem Weg, auf dem Energie und Informationen von einer Seite zur anderen fließen können.
Am Anfang war ich über meine Fähigkeiten besorgt, ja sogar skeptisch. Deshalb wollte ich sie verifizieren lassen. Ich bewarb mich für eine Prüfung, um ehrenamtlich als Medium für die Forever Family Foundation arbeiten zu können, eine gemeinnützige Organisation, die trauernden Menschen hilft, vor allem Eltern, die Kinder verloren haben. Die Forever Family Foundation ist sehr darauf bedacht, die Menschen, die bei ihr Hilfe suchen, zu unterstützen, da sie sehr verletzlich sind. Das Auswahlverfahren ist daher ziemlich streng. Ich habe ihre Tests bestanden und arbeite seit 2005 ehrenamtlich als Medium für die Stiftung. 2011 nahm ich an einer achtstufigen Fünffach-Blindstudie teil, die von Wissenschaftlern am Windbridge Research Centre in Arizona durchgeführt wurde. Ich wurde eines der wenigen zertifizierten Forschungsmedien im ganzen Land. Seitdem arbeite ich mit Wissenschaftlern zusammen, um das Geheimnis unserer Verbundenheit zu erforschen und wie das Bewusstsein den Tod des Körpers überlebt.
Wie ich schließlich dazu kam, meine Fähigkeiten zu akzeptieren und zu nutzen, habe ich in meinem ersten Buch Das Licht zwischen uns erzählt. Darin ging es um die Geschichten von Menschen, die mit meiner Hilfe die vielen Möglichkeiten entdeckten, sich mit der anderen Seite zu verbinden – der riesigen Tapisserie aus Licht, Liebe und Energie, die jenseits unserer fünf Sinne existiert. Aber ein großer Teil jenes Buches handelte von mir und meiner Geschichte. Ich werde auf den dir nun vorliegenden Seiten zwar auch einige Geschichten über persönliche Kontakte erzählen, die ich miterlebt habe, aber dieses Buch ist anders.
Dieses Buch handelt von dir.
Es handelt von dem Weg, der vor dir liegt.
Es geht darum, wie du mit einer sehr einfachen, aber kraftvollen Idee in Kontakt kommen kannst, nämlich dass das Universum dir immer Zeichen und Botschaften sendet, um mit dir zu kommunizieren und dich auf einen höheren Lebensweg zu führen. Es geht darum, wie viele wunderbare und schöne Wahrheiten in unserem Leben unerkannt bleiben und wie wir durch eine subtile, aber bedeutsame Veränderung unserer Wahrnehmung beginnen können, sie zu sehen.
Bevor du beginnst, die Geschichten in diesem Buch zu lesen, möchte ich einige der von mir verwendeten Begriffe klären.
Ein Zeichen ist eine Botschaft, die das Universum dir sendet.
Universum ist der Begriff, den ich verwende, um die göttliche Energie zu beschreiben – die allumfassende Macht der Liebe, die uns alle verbindet und von der wir alle ein Teil sind. Zum Universum gehören auch die Reiche der Engel, die geistigen Führer und unsere geliebten Menschen, die auf die andere Seite gegangen sind.
Die andere Seite ist, einfach ausgedrückt, der Ort, an den unsere Lieben gehen, wenn sie sterben, und der Ort, an dem unsere geistigen Führer leben, während sie über uns wachen. Es ist der Himmel, von dem viele sprechen. Das Jenseits ist unser wahres Zuhause. Es ist der Ort, an den wir eines Tages zurückkehren werden. Es ist der Ort, an dem Liebe und nichts als Liebe herrscht.
Zeichen sind eine Art der Kommunikation mit der anderen Seite. Zeichen können aus verschiedenen Quellen kommen: von unseren verstorbenen Lieben, von unseren Geistführern und von der göttlichen Energie. Sie alle sind Teil des universalen Lichtteams, das Tag für Tag für jeden von uns arbeitet.
Zuerst wird die andere Seite das benutzen, was ich Standardzeichen nenne, um mit uns zu kommunizieren: Objekte, Tiere oder Ereignisse, die uns aufrütteln und uns dazu bringen, eine Bedeutung in etwas zu sehen, die uns sonst entgehen würde. Standardzeichen können Münzen, Vögel, Schmetterlinge, Rehe, Zahlen oder elektr(on)ische Störungen sein. Du findest ein auf der Kante stehendes Zehn-Cent-Stück im Trockner, und zwar genau in dem Moment, in dem du an jemanden denkst oder jemanden vermisst (genau das ist mir passiert). An deinem Geburtstag landet ein Schmetterling auf deinem Arm und bleibt kurz sitzen. Ein Auto fährt vorbei, dessen Nummernschild den Geburtstag eines lieben Verstorbenen zeigt, an den du gerade gedacht hast. Am Todestag eines geliebten Menschen bekommst du eine leere Handynachricht.
Ein anderes Standardzeichen ist das, was wir als »bedeutungsvollen Zufall« oder »Synchronizität« bezeichnen könnten. Synchronizität macht deutlich, dass wir eine angeborene und aktive Verbindung zueinander und zu unserer Umwelt haben. Du denkst an jemanden, und plötzlich ist er oder sie direkt vor dir. Du summst dein Lieblingslied, und dann läuft genau dieses Lied im Autoradio. Du machst ein Kreuzworträtsel, und der Begriff, nach dem du suchst, kommt in den Fernsehnachrichten. All das kann passieren, ohne dass wir darum bitten oder damit rechnen.
Im Gegensatz zu Standardzeichen sind Zeichen, um die wir ausdrücklich bitten, Objekte, Bilder, Wörter oder Sätze, wie ungewöhnlich oder obskur sie auch sein mögen. Das ist die Geheimsprache, die wir zusammen mit der anderen Seite schaffen können.
Ich habe diese Sprache auf verschiedene Weise mitgestaltet. Meine geistigen Führer bitte ich gewöhnlich um Orangen. Meine verstorbenen Lieben bitte ich um Gürteltiere, Erdferkel und Ameisenbären, die ich ausgewählt habe, weil sie selten genug und schwer zu übersehen sind. Eines der Zeichen, die ich mit meinem erst kürzlich verstorbenen Vater vereinbart habe, ist Elvis Presley. Dieses Buch wird dir zeigen, wie du zusammen mit der anderen Seite deine eigene Sprache erschaffen kannst. Dann wirst du deine Zeichen nicht nur erkennen, wenn sie auftauchen, sondern auch die außergewöhnliche Kraft spüren, die sie mit sich bringen!
Du fragst dich vielleicht, wie wir darauf vertrauen können, dass ein Zeichen wirklich ein Zeichen ist und nicht nur einfach ein glücklicher, aber beliebiger Zufall.
Der Schweizer Psychiater C. G. Jung (1875 – 1961) prägte den Begriff »Synchronizität«, um eine scheinbar sinnvolle, dennoch akausale Koinzidenz zu beschreiben. Jung war fasziniert von der Idee, dass das, was in unserem Leben geschieht, kein Zufall ist, sondern Ausdruck der Tatsache, dass wir Teil einer allem zugrunde liegenden Ordnung sind – einer universalen, einigenden Kraft, die er unus mundus nannte, »die Eine Welt«.
Im Laufe der Jahre wurde viel über die Bedeutung von Zufällen geforscht und diskutiert. Einige Wissenschaftler, wie der Psychologe Dr. Kirby Surprise, haben das, was er »synchronistische Ereignisse« (SE) nennt, untersucht und sind zu dem Schluss gekommen, dass sie keine Bedeutung haben, außer der, die wir ihnen geben.
Andere Wissenschaftler, Forscher und Philosophen sind sich da nicht so sicher. Dr. Bernard D. Beitmann, Professor für Psychiatrie an der University of Virginia, wollte sogar einen neuen, interdisziplinären Studiengang namens »Coincidence Studies« (Zufallsstudien) ins Leben rufen, um herauszufinden, was hinter synchronistischen Ereignissen steckt. Wenn man einfach schlussfolgert, dass Zufälle willkürlich sind, geht man davon aus, dass sie von Natur aus bedeutungslos sind. Dr. Beitmann sagte: »Ohne stützende Beweise ist diese Annahme kaum wissenschaftlich.«
Während wir so durchs Leben gehen, entscheiden wir selbst, was diese synchronistischen Ereignisse, diese magischen Zufälle, für uns bedeuten. Geschehen sie zufällig? Oder sind es Zeichen? Das ist letztlich eine Frage des persönlichen Glaubens.
Glennon Doyle, eine Schriftstellerin und Lichtarbeiterin, deren Arbeit mich sehr inspiriert, sagte, Glaube heiße, an die unsichtbare Ordnung der Dinge zu glauben.
Ich weiß, woran ich glaube. Ich habe mein ganzes Leben daran gearbeitet, meine Fähigkeiten zu verstehen, und ich habe Readings für viele hundert Menschen gemacht. Ich habe genug gesehen und gelernt, um zu dem Schluss zu kommen, dass Zeichen sehr reale Ereignisse sind. Mein Glaube an diese Sprache der Verbundenheit ist unerschütterlich.
Ich kann nicht auf eine maßgebliche wissenschaftliche Studie verweisen, die dies zweifelsfrei belegt. Aber ich kann dir die Beweise zeigen, die mich überzeugt haben: die bemerkenswerten, kraftvollen Geschichten von Menschen, die ihr Herz und ihren Geist für eine neue Sicht der Welt geöffnet und einen großen Wandel vollzogen haben, der ihr ganzes Leben verändert hat. Ich habe gesehen, wie sich Menschen auf einen höheren und dynamischeren Lebensweg begeben haben – und wie sie ihr wunderschönes Licht mit der Welt um sie herum teilten. Ich habe miterlebt, wie Menschen Verbindung zu ihren Lichtteams auf der anderen Seite aufgenommen und letztlich die wunderschöne Wahrheit des Universums verstanden haben.
Wir sind alle Blätter an verschiedenen Ästen desselben Baumes.
Wir sind nie allein.
Jedes unserer Leben spielt eine bedeutende Rolle.
Wir sind für immer miteinander und mit dem Licht und der Liebe des Universums verbunden.
Die Erde ist eine Schule, in der wir alle eine kollektive Lektion in Liebe lernen. Wir sind spirituelle Wesen, die hier sind, um etwas über Verbundenheit und Güte zu erfahren. Wenn wir auf die Realität der Zeichen vertrauen, lernen wir diese Lektion schneller und auf die schönste und erfüllendste Weise. Wir fangen tatsächlich an, die Verbundenheit zu erkennen. Wir verstehen, dass es ein großes Geschenk ist, genau jetzt, in diesem Moment auf der Erde zu leben – und dass sich unsere Entscheidungen nicht nur auf unser eigenes Leben auswirken, sondern auch auf die große Tapisserie aus Licht und Energie, die unsere Welt ist.
Deshalb habe ich dieses Buch geschrieben. Es liegt nun in deinen Händen, denn ich glaube, dass wir unsere Reise zu einer achtsameren, bedachteren und sinnvolleren Lebensweise gemeinsam antreten sollen. Wir müssen unser wahres Licht in vollem Umfang und mutig in dieser Welt leuchten lassen.
Der Tod ist nichts
Der Tod bedeutet gar nichts.
Er zählt nicht.
Ich bin nur nach nebenan verschwunden.
Nichts ist passiert.
Alles bleibt genau, wie es war.
Ich bin ich, und ihr seid ihr,
und das alte Leben, das wir so liebevoll miteinander geführt haben,
bleibt unberührt und unverändert.
Was wir füreinander waren, sind wir immer noch.
Gebt mir die alten vertrauten Namen.
Sprecht über mich auf die gleiche einfache Weise wie immer.
Gebt eurer Stimme kein anderes Timbre.
Seid nicht bemüht feierlich oder traurig.
Lacht auch weiterhin über die Späßchen, an denen wir uns gemeinsam erfreut haben.
Spielt, lächelt, denkt an mich, betet für mich.
Lasst meinen Namen stets so alltäglich sein, wie er immer war.
Sprecht ihn ohne Anstrengung aus, ohne den Anflug eines Schattens.
Leben bedeutet alles, was es immer bedeutet hat.
Es ist so, wie es immer war.
Absolute und nicht unterbrochene Kontinuität.
Was ist dieser Tod anderes als ein geringfügiger Unfall?
Warum sollte ich aus dem Sinn sein, nur weil ihr mich nicht mehr sehen könnt?
Ich warte nur auf euch, eine Weile,
irgendwo in der Nähe,
gleich um die Ecke.
Alles ist gut.
Nichts wurde verletzt. Nichts ist verloren.
Ein kurzer Moment, und alles wird wieder so sein, wie es war.
Wie wir lachen werden über die Probleme, die wir mit dem Abschied hatten, wenn wir uns wieder begegnen!
Henry Scott-Holland
Zum ersten Mal in meinem Leben wurde mir klar: Es gibt nichts als Geheimnisse auf dieser Welt, die sich hinter dem Gewebe unserer armseligen, niederdrückenden Tage verstecken und hell leuchten. Und wir wissen es nicht einmal.
Sue Monk Kidd
Hast du auch schon mal einen dieser Momente erlebt, in denen du kurz davor bist, etwas Wichtiges zu tun, und du dich weit außerhalb deiner Komfortzone befindest? Es steht viel auf dem Spiel, der Druck ist groß, und bei all den positiven Dingen, an die du denken könntest, denkst du stattdessen: Was zum Teufel mache ich hier?
Ich habe solche Momente erlebt, viel öfter, als ich zugeben möchte. Kurz nach der Veröffentlichung von Das Licht zwischen uns wurde ich gebeten, auf einem großen Firmen-Event in Kalifornien einen Vortrag zu halten. Mir war sofort klar, dass mich das Universum aufforderte, die Botschaft der anderen Seite weiterzugeben, und ich fühlte mich demütig und geehrt zugleich.
Ich würde vor sechshundert Hollywood-Machern auf die Bühne treten und ihnen etwas erzählen müssen, das sie bewegen, herausfordern und inspirieren würde. Und damit nicht genug, sollte ich mir die Bühne mit erfahrenen und eindrucksvollen Rednern teilen, darunter sogar ein ehemaliger US-Präsident! Ich war noch nie zuvor gebeten worden, eine solche Rede zu halten. Und da mich das Universum für diese Aufgabe auserwählt hatte, stand ich auch unter dem Druck, seine Botschaft entsprechend kraftvoll zu vermitteln. Ich wollte die andere Seite nicht enttäuschen.
Seltsamerweise hatte ich keine Angst. Klar, ich war nervös, aber ich war auch begeistert. Ich wollte auf diese Bühne. Ich wollte die Botschaft würdigen, die mir von der anderen Seite geschickt worden war. Also ging ich dort raus und hielt meine Rede. Und erst danach, als ich die Bühne wieder verließ, kam mir in den Sinn, mich zu fragen: Habe ich die Botschaft der anderen Seite so vollständig gewürdigt, wie ich es hätte tun sollen? Habe ich es gut genug gemacht?
Ich wusste, dass ich auf diesen Weg geführt wurde, aber ich sehnte mich dennoch nach irgendeiner Art von Bestätigung. Während ich hinter der Bühne saß, richtete ich meine Gedanken also auf die andere Seite und bat um ein Zeichen – eine Bestätigung, dass ich ihre Botschaft verstanden hatte.
Ich bat das Universum, mir eine einzelne Orange zu schicken.
Das ist es, worum ich gebeten habe: eine Orange.
Wenn das Universum mir irgendwie eine Orange in den Weg legen würde, wüsste ich, dass ich genau da war, wo ich sein musste, und genau das getan hatte, was ich tun musste. Ich würde wissen, dass ich seine Botschaft vollständig überbracht hatte.
Als der Vortragsteil der Veranstaltung beendet war, wurden alle Referenten und Teilnehmern nach draußen auf eine große Freifläche geführt, wo das Mittagessen serviert wurde. Ich bog um eine Ecke und sah große Holztische, die zum Haupt-Cateringbereich führten. Sie waren zu Dekorationszwecken aufgestellt worden, um eine gewisse Atmosphäre zu schaffen, und meistens waren sie mit frischen Blumen oder anderen schönen Arrangements geschmückt.
Aber nicht an diesem Tag.
An diesem Tag waren sie mit Orangen bedeckt. Und nicht nur ein paar. Tausende und Abertausende von Orangen.
Ich meine, sie waren überall. Aufgetürmt im Eingangsbereich, aufgestapelt neben den Servierstationen, auf jedem einzelnen Tisch. Es war überwältigend. Natürlich sagt der rationale Verstand jetzt vielleicht: Ja, aber lange bevor du um dieses Zeichen gebeten hast, hat jemand beschlossen, Orangen als Dekorationselement zu verwenden.
Aber so sind die Orangen nicht bei mir angekommen. Für mich waren sie eine wunderbare Bestätigung. Mein Gebet an die andere Seite war immer: »Setze mich so ein, wie ich in dieser Welt am besten dienen kann, als Instrument der Liebe und der Heilung. Und bitte führe mich auf diesem Weg.« Und genau das waren diese Tausende von Orangen: ein Zeichen. Das Universum sagte mir: »Du gehörst zu diesem Team und hast deinen Beitrag geleistet. Du hast deine Arbeit gut gemacht. Danke.«
Als ich die Orangen sah, blieb mir die Luft weg. Dann lächelte ich, und schließlich fing ich an zu weinen. Siehst du, ich hatte um eine einzige Orange gebeten, und das Universum hat mir Tausende geschickt. So sehr werden wir geliebt und unterstützt und umsorgt.
Für mich bestätigten die Orangen vier Wahrheiten:
Wir alle werden ständig von einem Lichtteam bewacht.Wir werden geliebt.Wir sind alle miteinander verbunden und nehmen an den Reisen der anderen teil.Wenn du das Universum um Zeichen bittest, antwortet es.Die Orangen waren für mich ein erstaunlich klarer Austausch: Ich habe um etwas gebeten, und das Universum hat geantwortet. Und doch ist dieser Austausch von Bitte und Antwort nicht immer leicht zu erkennen. Das Durcheinander und der Zweifel, die Angst und der Lärm, also das, was der Alltag so mit sich bringt, können unsere Fähigkeit überschatten, das weniger Offensichtliche wahrzunehmen.
Die folgenden Geschichten erzählen von Menschen, die sich dessen, was sie gesehen haben, keineswegs sicher waren. Manche von ihnen glaubten noch nicht einmal, dass es möglich sei, mit der anderen Seite zu kommunizieren. Aber die Erfahrungen, von denen hier berichtet wird, haben ihre Überzeugungen und ihr Weltbild für immer verändert. Die Reise eines jeden Menschen ist anders. Manche sind skeptischer als andere und brauchen mehr Bestätigungen. Andere spüren sofort die Liebe und Unterstützung und lernen schnell, die geheimnisvolle Kraft der Zeichen »anzuzapfen« und zu nutzen, um Veränderung und Sinn in ihr Leben zu bringen.
Wahr an all diesen Geschichten ist auch, dass es sich bei den Zeichen selbst oft um ganz einfache oder alltägliche Dinge handelt, denen wir normalerweise keinen zweiten Blick schenken würden. Eine einfache Orange zum Beispiel. Aber indem wir ein gewöhnliches Objekt oder einen Satz, ein Lied oder eine Zahl als unser Zeichen wählen, schaffen wir ein Kommunikationsmittel.
Die Zeichen sind da. Die Bestätigungen sind da. Die Liebe ist da. Wir müssen nur eines tun: lernen, wie man sie annimmt.
Im Jahr 2015 wurde ich gebeten, auf einer Veranstaltung meines Verlags Penguin Random House zu sprechen. Ein Auto wurde zu meinem Haus auf Long Island geschickt, um mich abzuholen und nach Manhattan zu bringen. Während der Fahrt war ich ganz still. Ich dachte über den Vortrag nach und darüber, was ich den Leuten erzählen wollte. Ich sollte noch sagen, dass ich zwei Modi habe: einen normalen und einen Reading-Modus. Wenn ich offen für die andere Seite bin, bin ich wirklich offen. Aber wenn ich im Normalmodus bin, bin ich sehr verschlossen. Ich habe herausgefunden, dass es für mich körperlich und emotional erschöpfend sein kann, wenn ich zu offen bin und zu viele Readings mache. Es kann sein, dass es mich regelrecht auslaugt.
Außerdem ist es übergriffig, die Energie eines Menschen ohne seine Erlaubnis zu lesen – etwa so, als würde man einen Blick auf seine Unterwäsche werfen. Das ist einfach nicht richtig. Also schaltete ich auf dem Weg in die Stadt, weil ich im Normalmodus war, jenen Teil meiner selbst aus, der für die andere Seite offen ist.
Und dennoch … hat sich jemand eingeschlichen.
Jemand, der etwas mit dem Fahrer zu tun hatte.
Ich sagte zunächst nichts. Es war in der Tat der Fahrer, ein angenehmer Mann mittleren Alters namens Maximo, der zuerst sprach.
»Darf ich fragen, worum es in Ihrem Buch geht?«, fragte er höflich.
Ich erzählte ihm, wer ich war und wovon mein Buch handelte.
»Tja«, sagte Maximo, »das könnte ein gutes Buch für mich sein.«
Mehr war nicht nötig. Das war die Erlaubnis, die die andere Seite brauchte. Jetzt stürzte sich, wer auch immer da drängelte, durch.
Ich hielt inne und versuchte zu entscheiden, ob ich über das, was ich gerade empfing, sprechen sollte. Doch da Maximo das Gespräch eröffnet hatte, fand ich, es sei in Ordnung.
»Sie haben einen Sohn auf der anderen Seite, nicht wahr?«, fragte ich ihn, obwohl die Verbindung so klar war, dass es eher eine Feststellung als eine Frage war.
»Ja«, sagte Maximo. »Mein Stiefsohn. Er heißt Rodrigo.«
Das war nicht der Name, den ich hörte.
»Hm«, sagte ich. »Der Name, den ich höre, beginnt mit V. Er klingt ein bisschen wie das Wort ›Version‹.«
»Oh mein Gott«, sagte Maximo. »Vergil. Wir haben ihn ›Vergil‹ genannt.«
Dann zeigte mir Vergil etwas, was mir absolut beliebig vorkam.
»Warum gibt er mir eine Schale mit Müsli?«, fragte ich den Fahrer. »Warum möchte er, dass ich mit Ihnen über Müsli spreche?«
Maximo atmete tief durch.
»Er war dafür bekannt, dass er gern Müsli aß«, sagte er lachend. »Zum Frühstück, als Mittagessen, zum Abendessen, jeden Tag. Ich hatte Angst, dass er nicht genügend Nährstoffe bekam. Er aß einfach gern Müsli.«
Dann sagte Maximo, er glaube, kürzlich ein Zeichen von Vergil bekommen zu haben.
»Wissen Sie, wir haben uns mal aus heiterem Himmel darüber unterhalten, welche Zeichen wir einander schicken würden, wenn einer von uns sterben würde«, erklärte er. »Und sein Zeichen waren Ninja Turtles. Er liebte Ninja Turtles.«
Maximo erzählte mir, dass er dieses Gespräch schon ganz vergessen hatte, als Vergil mit Anfang zwanzig verstarb. Doch eines Tages kam Maximos jüngere Tochter nach Hause und sprach über ihren neuesten Fimmel.
»Sie ist ganz verrückt nach Ninja Turtles«, berichtete Maximo. »Plötzlich will sie, dass auf allem ein Ninja Turtle drauf ist. Das kam wie aus dem Nichts. Ich wusste, dass es etwas mit Vergil zu tun hat, der vorbeikommt, und dass er auf sie aufpasst. Ich weiß, dass es auch ein Zeichen für mich war.«
Vergil zeigte mir dann noch etwas, nämlich einen älteren Mann, dessen Name mit M anfing. Er zeigte mir, dass dieser Mann sein Großvater war und dass sie auf der anderen Seite zusammen waren. Ich gab das an Maximo weiter.
»Oh mein Gott«, sagte Maximo. »Vergil ist in einem Traum zu mir gekommen, und ich habe ihn mit meinem Vater gesehen, der auch Maximo hieß. Sie waren zusammen.«
In diesem Moment wurde mir klar, dass es sich bei jeder Botschaft, die Vergil mir schickte, um eine Botschaft handelte, die Maximo bereits empfangen hatte.
»Sie brauchen mich nicht«, sagte ich zu ihm. »Sie kommunizieren bereits mit Ihrem Sohn. Er ist nur durchgekommen, um Ihre Erlebnisse zu bestätigen. Aber Sie sind schon die ganze Zeit mit ihm in Kontakt.«
Das Gespräch mit Maximo bestätigte nur, was er schon wusste, nämlich dass sein Sohn immer noch bei ihm war und den sehnlichen Wunsch hatte, sich mit ihm zu verbinden. Maximo wusste bereits, dass Vergil den Kontakt zu ihm suchte – aus seinen Träumen, von seiner Tochter und auf andere Weise. Die Zeichen, die Sprache, ja sogar Maximos Akzeptanz dieser Verbindung, all das war bereits da. Falls er irgendwelche Zweifel am Wahrheitsgehalt dieser Form von Kommunikation gehabt haben sollte, so wurden sie von Vergil ausgeräumt, der sie durch mich bestätigte.
Es ist sehr unwahrscheinlich, dass du und ich eines Tages zusammen in einem Auto sitzen. Vielleicht ist es möglich, aber es ist nichts, womit wir rechnen sollten. Lass mich deshalb hier und jetzt die Gelegenheit nutzen, dir das zu geben, was Vergil Maximo über mich gegeben hat: Bestätigung.
Du empfängst wirklich Zeichen. Das Universum, die göttliche Energie, deine Lieben auf der anderen Seite und deine geistigen Führer senden sie dir, indem sie sich dir mitteilen und versuchen, mit dir in Kontakt zu treten. Es passiert. Es passiert oft. Und tief in dir weißt du bereits, dass es so ist.
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Na gut, denkst du womöglich, aber wie ist das möglich? Wie manifestiert sich ein Zeichen? Was ist der »Motor«, der sie »antreibt« und sie sichtbar macht? Was ist ihre »Batterie«, ihre Energiequelle?
Das sind wir.
Wenn wir uns unseres Körpers entledigen, werden wir alle ein Teil derselben universalen Lebenskraft, ein gewaltiger Wirbel aus Licht und Liebe und Energie. Mit anderen Worten, unsere Energie – unser Licht und unsere Liebe, unser Bewusstsein – endet nicht mit unserem physischen Tod. Sie bleibt bestehen und verbindet sich mit der Lichtenergie aller anderen in der Geschichte der Existenz, indem sie sich mit der einen großen, universalen Lebenskraft verbindet. Das ist die Energie hinter den starken Lichtschnüren, die uns mit der anderen Seite verbinden, und die Energie hinter den Zeichen, die uns die andere Seite sendet.
Die Energie sind wir. Die Batterie ist Licht und Liebe. Die Energiequelle ist das ewige Universum selbst.
Und das Ergebnis ist eine Kraft, die uns eine Orange schicken kann – oder tausend Orangen –, und zwar genau dann, wenn wir sie wirklich brauchen.
Wir haben alle ein Lichtteam auf der anderen Seite. Die Teams senden uns Zeichen. Und diese Zeichen kommen von drei verschiedenen Kräften:
Wir bekommen Zeichen von der göttlichen Energie. Das meine ich, wenn ich »Zeichen vom Universum« sage. Es ist die höchste und mächtigste Quelle der Liebe, und wir sind alle direkt mit ihr und durch sie auch miteinander verbunden.Wir empfangen Zeichen von unseren geistigen Führern beziehungsweise aus dem Reich der Engel.Wir erhalten Zeichen von unseren Lieben, die hinübergegangen sind.Obwohl wir sehr vertraut sind mit der Vorstellung, dass die göttliche Energie und das Universum mit uns interagieren, fragst du dich vielleicht, wer oder was unsere geistigen Führer sind.
Meine Erfahrung hat mich gelehrt, dass wir alle auf der anderen Seite Lehrer, Mentoren und Beschützer haben, deren Aufgabe es ist, über uns zu wachen und uns auf unseren besten und höchsten Lebensweg zu führen. Manche nennen sie »Schutzengel«. Ich nenne sie »Geistführer« beziehungsweise »geistige Führer«. Bei ihnen handelt es sich nicht um irgendwelche Menschen, die wir in diesem Leben gekannt haben, zum Beispiel um verstorbene Freunde oder Verwandte – obwohl diese Freunde und Verwandten sicher auch etwas zu unserer Führung beitragen können. Bevor wir geboren werden, schließen die Geistführer das ab, was ich »Seelenverträge« nenne, um in unserem Leben eine Rolle zu spielen.
Unser Verhältnis zu ihnen ist unkompliziert. Sie sind einfach da, um uns zu helfen. Das ist alles. Sie erwarten keine Gegenleistung. Sie haben keine andere Aufgabe. Sie sind ein Teil der gewaltigen, liebenden Energie des Universums und wurden uns eigens zugewiesen. Sie stehen in Verbindung mit der reinsten und höchsten Form von Liebe und Energie, die das Universum begründet und sowohl diese als auch die andere Seite umspannt. Es ist ihre Aufgabe, in der sie völlig aufgehen, dafür zu sorgen, dass alles, was in unserem Leben geschieht, auf die Entwicklung unserer Seele ausgerichtet ist.
Wie ich bereits erwähnt habe, bilden unsere Geistführer zusammen mit der göttlichen Energie und unseren verstorbenen Lieben unser Lichtteam auf der anderen Seite.
Wenn du die Vorstellung, dass es geistige Führer gibt, ein wenig befremdlich findest, solltest du wissen, dass sie nicht neu ist. Es gibt sie schon seit Anbeginn der Menschheit. Verschiedene Kulturen haben unterschiedliche Namen für die Geistführer, aber sie waren immer Teil in der Tapisserie der menschlichen Existenz.
Im Christentum heißen sie »Engel« oder »Schutzengel« und spielen in der Bibel eine wichtige Rolle. Im Hinduismus werden sie als »Devas« oder »Devis« bezeichnet und gelten als himmlische Wesen, die zwar für menschliche Augen unsichtbar sind, aber von jenen entdeckt werden können, die ihr »göttliches Auge« geöffnet haben und erwacht sind. Im Islam ist der Glaube an Engel, die aus Licht bestehen und als Boten Allahs fungieren, eine der sechs Säulen des Glaubens. Auch die alten Griechen glaubten an Engel. Das Wort »Engel« stammt vom griechischen ággelos (sprich »ángelos«), was »Bote, Engel« bedeutet.
Können wir wissen, wer unsere geistigen Führer sind? Ja, das können wir. Eine meiner Geistführerinnen erschien mir in einer Blitzvision, als ich gerade unter der Dusche stand. Ich konnte ihren Namen hören und die Verbindung zu ihr spüren. Aber das passiert nicht immer. Ich denke, damit diese Art von Interaktion stattfinden kann, müssen wir in einem sehr empfänglichen und offenen Bewusstseinszustand sein – viel mehr, als wir es normalerweise in unserem geschäftigen und chaotischen Leben sind.
Aber wir brauchen gar nicht zu wissen, wer unsere geistigen Führer sind, denn sie wissen, wer wir sind. Letzten Endes brauchen wir immer ein gewisses Maß an Vertrauen, um unsere Geistführer oder Geistführerinnen voll und ganz zu akzeptieren und wertzuschätzen, auch wenn wir, wie ich, ihre Namen kennen. Wichtig ist zu wissen, dass du sie jederzeit rufen kannst, wenn du Hilfe brauchst (ja, sogar wenn es darum geht, einen Parkplatz zu finden).
Ich war die meiste Zeit meines Lebens offen für die andere Seite, und ich habe gesehen, welchen Einfluss Geistführer auf das Leben Hunderter von Menschen hatten. Meine Erfahrungen haben mir geholfen, die intensive Hingabe und die Macht unserer Lichtteams auf der anderen Seite zu schätzen.
Wir sind mit der göttlichen Energie verbunden. Wir stehen in Verbindung mit den Engelreichen und mit unseren Geistführern auf der anderen Seite. Und wir sind verbunden mit unseren verstorbenen Lieben. Zusammen bilden diese Liebeskräfte unser Lichtteam. Und unser Lichtteam schickt uns die ganze Zeit Zeichen und Botschaften.
Bei Veranstaltungen kommen Menschen auf mich zu und erzählen mir ihre Geschichten über diese Verbindung, weil sie wissen, dass ich »ein sicherer Ort« bin, dass ich nicht lache oder mich über sie lustig mache, dass ich ihre Geschichten ernst nehme. Das passiert mir nicht nur bei Veranstaltungen. Einer meiner Ärzte hat mir kürzlich mitten in einer Untersuchung etwas anvertraut.
Dr. G. war schon seit Jahren mein Arzt. Er hat sogar eine meiner Töchter entbunden, aber er wusste nicht, dass ich ein übersinnliches Medium bin. Als er hörte, dass ich ein Buch schreibe, fragte er mich, worum es darin geht. So erfuhr er, was ich mache. Er hielt inne, wurde ein wenig nachdenklich und erzählte dann beinah unwillig die Geschichte von etwas »Merkwürdigem«, was ihm passiert war.
Er erzählte mir, er sei vor einigen Jahren vor der Küste Floridas auf einem Boot zum Fischen gewesen, als er ganz plötzlich spürte, wie ein überwältigender Energiestrom durch seinen Körper rauschte. Eine elektrische Flut, die ihn durchströmte. In diesem Moment spürte er plötzlich die Energie und Gegenwart seines Vaters. Er spürte, wie ihn ein tiefes Gefühl der Liebe zu seinem Vater durchströmte, genau dort, mitten im Wasser. Nichts davon ergab für ihn einen Sinn.
Sein erster Gedanke war: Bin ich verrückt, oder war das gerade mein Vater, der gekommen ist, um sich von mir zu verabschieden? Sein Vater war zwar krank gewesen, aber niemand hatte das Gefühl gehabt, dass sein Tod unmittelbar bevorstand. Dann schaute er auf die Uhr und merkte sich die Zeit. Er versuchte, seine Mutter anzurufen, aber draußen auf dem Wasser hatte er keinen Empfang. Etwa eineinhalb Stunden später erreichte er das Ufer und rief seine Mutter noch einmal an. Bevor er etwas sagen konnte, teilte sie ihm leise mit, dass sein Vater gerade gestorben sei. Er fragte nach dem Todeszeitpunkt und erfuhr, dass es genau in dem Moment war, als er den energetischen Schub auf dem Boot gespürt hatte.
»Ich habe diese Geschichte noch nie jemandem erzählt«, sagte er. »Nicht einer Menschenseele. Ich dachte nicht, dass mir irgendjemand glauben würde, dass es wirklich passiert war. Und es fiel mir ja selbst schwer, es zu glauben. Aber es war so beeindruckend, dass es genau in dem Moment geschah, als mein Vater starb. Ich glaube, es war mein Vater, der sich von mir verabschiedete.«
»Glauben Sie mir«, sagte ich. »Es war wirklich so. Wie schön hat sich Ihr Vater von Ihnen verabschiedet!« Ich ermutigte ihn, diese Geschichte auch anderen zu erzählen, vor allem seiner Mutter. Es war ein Geschenk, das zum Teilen bestimmt war.
Wenn wir Zeichen von der anderen Seite erhalten, ignorieren wir sie manchmal oder lassen uns von unserem logischen Verstand davon abbringen. Wir sprechen nicht mit anderen darüber, weil wir Angst haben, dass sie uns für verrückt halten.
Aber tief im Inneren wissen wir, dass sie wahr sind. Das sind die Geschichten, die weitergegeben, geschätzt und gefeiert werden müssen. Sobald du diese Geschichten als deine Wahrheit akzeptierst, verändert sich dein Leben.
Kurz bevor ein kleiner Junge namens Caleb sechs Jahre alt wurde, stellte er seiner Mutter eine seltsame Frage. »Mama«, fragte er, »wie viel Leben habe ich noch übrig?«
Seine Mutter Eliza atmete tief durch. Sie wusste, dass ihr Sohn eine regelrechte Obsession in Zusammenhang mit seinem sechsten Geburtstag hatte. Sie wusste, dass er nicht sechs Jahre alt werden wollte. Irgendetwas daran machte ihm Angst. Er hatte schon früher davon gesprochen. Eliza schob den rechten Ärmel ihrer Bluse hoch und streckte den Arm in voller Länge aus.
»Das ist dein Leben«, sagte sie zu Caleb und zeigte auf ihren ganzen Arm. Dann deutete sie auf einen Punkt neben ihrer Schulter. »Und hier bist du jetzt«, sagte sie. »Dein Leben fängt gerade erst an.«
Caleb fragte sie, was mit den Menschen passiert, wenn sie sterben.
Eliza erzählte ihm, dass die Menschen darüber unterschiedliche Ansichten haben. Sie hatte sich entschieden zu glauben, dass Menschen, die sterben, in einer anderen Form wiederkommen.
»Wie würdest du gern wiederkommen?«, fragte sie Caleb. »Würdest du als Salami wiederkommen?« Salami war die Katze der Familie.
Caleb dachte einen Moment nach.
»Ich möchte nicht als Katze zurückkommen«, sagte er schließlich. »Dann müsste ich mir den Hintern lecken.«
Eliza und Caleb trafen eine Vereinbarung: Wenn sie zurückkäme, dann als seine Mutter. Und wenn er zurückkäme, dann als ihr Sohn.
»Wir haben es mit einem Handschlag besiegelt«, sagt Eliza. »Das war wie ein Vertrag.«
»Caleb ist ein ganz besonderes Kind«, beschreibt Eliza ihren Sohn. »Von klein auf war er sehr anhänglich. Er war sehr schüchtern und ein bisschen ängstlich und die ganze Zeit entweder auf der Schulter seines Vaters oder in meinen Armen, verschmust, sehr anschmiegsam, sehr körperlich, sehr süß und liebevoll. Bei anderen Menschen konnte er sehr still und zurückhaltend sein, aber wenn er bei uns war, redete er wie ein Wasserfall. Er war so voller Ideen. Er sprudelte über vor Ideen. Und er konnte Geschichten erzählen, erfundene Geschichten, wirklich ausführlich. Und er baute kleine Welten aus seinen Bauklötzen, aus irgendwelchen Baumaterialien. Und er baute diese großen Feuerwachen und Kinos mit Sitzen und beweglichen Teilen. Und er hatte immer eine Erklärung für alles, was er gebaut hat: warum der Hubschrauber herunterkommen muss, wenn die Brücke einstürzt, und weshalb der Hubschrauber hier landet und so. Er erzählte einfach gern Geschichten und baute gern Sachen. Ein wirklich bemerkenswerter Junge.«
Mit fünf Jahren lernte Caleb gerade erst schreiben. Aber er hatte eine große Geschichte zu erzählen. Also kauften ihm seine Eltern ein Notizbuch mit Leineneinband, setzten sich mit ihm hin, und er diktierte ihnen die ganze Geschichte. Sie hieß »Llama und die Dominina« und entfaltete sich über viele Tage und Nächte. Sie handelte von der Familienkatze Salami und Calebs Badezimmer-Gummitieren, die zusammen einen Campingausflug machten. Eliza und Tim schrieben die Geschichte genau so auf, wie Caleb sie erzählte. Jedes Wort stammte von ihm. Am Ende hatten sie alle neunzig Seiten des Notizbuchs vollgeschrieben.
Als Caleb sechseinhalb Jahre alt war, gingen seine Eltern mit ihm zum Zahnarzt. Er hatte einen zusätzlichen Zahn unter seinen bleibenden Zähnen, der entfernt werden musste. Als der Zahnarzt ihnen sagte, dass er Calebs Kieferknochen anbohren müsse, um den Zahn zu entfernen, beschlossen Tim und Eliza, ihn für diesen Eingriff betäuben zu lassen. Der Zahnarzt setzte Caleb unter Vollnarkose.
Aber irgendetwas lief schief. Plötzlich hörte Calebs Herz auf zu schlagen.
»Schließlich erkannte der Zahnarzt zwar, was vor sich ging, aber er versagte bei sämtlichen lebensrettenden Maßnahmen wie Herz-Lungen-Reanimation und Intubation«, sagt Eliza. »Sie konnten Caleb zwar wiederbeleben, aber einige seiner Organe versagten.«
Die nächsten zwei Tage verbrachte Caleb im Krankenhaus. Sein Herz setzte wiederholt aus, und die Ärzte mussten ihn mehrmals reanimieren. Auch andere Organe versagten, darunter seine Lunge. »Er bestand keinen der neurologischen Tests«, sagt Eliza. »Am Morgen des dritten Tages sagten die Ärzte, wir müssten ihn gehen lassen.«
Das war, als Eliza mich anrief. Wir hatten eine gemeinsame Freundin, die sie dringend gebeten hatte, mit mir zu sprechen. Schließlich rief sie mich aus dem Krankenhaus an. Kaum hatte ich sie am Telefon, sah ich Caleb und auch, wo er war.
»Er ist schon auf der anderen Seite«, sagte ich. »Ich versuche, ihn in seinen Körper zurückzubringen, aber ich werde daran gehindert. Liegt sein Körper auf Eis?«
In der Tat hatten die Ärzte Caleb in Eis gewickelt und so versucht, seine Körpertemperatur zu senken. Während des Telefongesprächs versuchte ich, Caleb zu überreden zurückzukommen, aber nichts funktionierte.
»Was kann ich für dich tun, Caleb?«, fragte ich ihn. »Was brauchst du, was ich für dich tun kann?«
Einen Moment lang dachte ich, Caleb käme vielleicht zurück. In seinem Zimmer im Krankenhaus fiel Eliza auf, dass Calebs Pupillen, die ungleich groß geworden waren, sich plötzlich wieder zusammenzogen. Es war ein Moment der Hoffnung – ein winziger Hinweis darauf, dass Caleb vielleicht doch wiederkommen würde. Aber er währte nicht lange. Caleb glitt davon.
»Es war ganz klar, dass Caleb es nicht schaffen würde«, sagt Eliza. »Kurz darauf haben wir ihn verloren.«
Der Verlust war verheerend. Das Einzige, was sie weitermachen ließ, war die Notwendigkeit, sich um ihre Tochter und ihre Familie zu kümmern. Ich sagte Eliza, sie könne mich jederzeit anrufen, aber ich hörte lange nichts von ihr. Ich hoffte, sie würde sich vielleicht melden, wenn sie bereit war. »Ich steckte im schwarzen Schlamm fest«, erzählte mir Eliza später. »Ich hatte das Gefühl, sterben zu wollen. Alles, woran ich denken konnte, war Calebs Welt, die schwarz wurde. War er irgendwo gefangen? Hört das alles einfach auf? Wo ist er? Ich durchlebte Wochen intensiver, verzweifelter Traurigkeit und Depression. Ich suchte Caleb in all dieser Dunkelheit und konnte ihn einfach nicht finden.«
Was Eliza nicht wusste, war, dass Caleb auch nach ihr suchte.
Er kam durch. Er versuchte, seiner Mutter eine Botschaft zu schicken. Ich bat unsere gemeinsame Freundin, eine Nachricht von mir an Eliza weiterzuleiten. Ich hatte geschrieben: »Caleb ist nicht tot. Seelen gehen weiter. Sie wachsen auf der anderen Seite weiter. Caleb ging hinüber, von Liebe umgeben. Er war nicht allein. Es geht ihm gut, und er liebt dich. Und er versucht, dir eine Botschaft zu schicken.«
Als Eliza meinen Text las, hielt sie abrupt inne: »Es war, als ginge mitten in dieser ganzen Dunkelheit plötzlich ein Licht an.«
Kurze Zeit später sprachen wir miteinander. Eliza erklärte, sie habe bereits vermutet, dass Caleb ihr Botschaften sende. Sie konnte aber nicht glauben, dass sie echt waren. Caleb hatte sich zum Beispiel immer sehr für bestimmte Zahlenfolgen interessiert, besonders für 1111 – vier Einsen in einer Reihe. Jedes Mal, wenn er eine Uhr entdeckte, die 11:11 anzeigte, wollte er, dass seine Eltern ein Foto davon machten. Zwei Wochen nach Calebs Tod traf Eliza eine Freundin im Park. Nachdem sie sich eine Weile unterhalten hatten, ging die Freundin etwas essen. Sie schickte Eliza ein Foto ihrer Quittung: »$11.11«. Am nächsten Tag ging dieselbe Freundin in ein neues Restaurant. Sie schickte Eliza ein weiteres Foto, diesmal mit der Adresse des Restaurants: »1111«.
»Überall tauchte die 1111 auf«, erzählt Eliza. »Und dann hatte ich diese sehr lebhaften Träume von Caleb, der auf Tims Schulter saß – so, so … lebendig. Ich hatte das Gefühl, dass Caleb wirklich glücklich war, als sei es das, was er mir sagen wollte. Aber ich wusste nicht, was ich glauben sollte.«
Unser Reading war sehr stark. Caleb kam so entschlossen durch. All die Energie und Leidenschaft, die kennzeichnend für sein Leben auf der Erde gewesen waren, existierten immer noch, nur verstärkt. Er war übervoll von Liebe und Begeisterung.
»Er möchte, dass ich dir erkläre, wie es auf der anderen Seite ist«, erzählte ich Eliza. »Er sagt, es ist wie die größte Liebe, die man sich vorstellen kann, mal acht Milliarden Prozent.«
Da war noch so viel mehr – ein nicht enden wollender Strom von Eindrücken und Ideen.
»Mom, Dad, es ist unglaublich hier«, sagte Caleb. »Es ist wie im Weltall, nur besser. Ich kann in einem Augenblick überall sein. Ich kann gleichzeitig dunkel und hell sein. Ihr glaubt nicht, wie unvorstellbar es ist … Ich bin jetzt zu Hause«, wandte Caleb sich zu seiner Mutter. »Und es ist auch dein Zuhause. Du erinnerst dich einfach nur nicht daran.«
Caleb hatte eine besondere Botschaft. Er wollte seine Eltern wissen lassen, dass es ihre Aufgabe gewesen war, ihm bedingungslose Liebe zu geben, und dass sie diese Aufgabe wunderbar und vollständig erfüllt hatten. Er sagte, seine Zeit auf Erden habe kurz sein sollen und es sei ihm nicht bestimmt gewesen zu leiden, was er auch nicht getan habe. Er sagte immer wieder, Sterben sei wie einzuschlafen und dann im schönsten Traum von allen aufzuwachen. Vor allem aber wollte er seine Eltern wissen lassen, dass es ihm gut gehe und dass es ihnen auch gut gehen werde, denn schließlich hätten sie ihn nicht verloren. Er war immer noch bei ihnen und würde auch bei ihnen bleiben.
»Nach dem Reading verschwand ein Teil der Trauer und des Schreckens, weil ich wirklich glaubte, dass Caleb an diesem wunderschönen Ort war«, sagt Eliza. »Der Verlust war immer noch so verheerend, dass man es nicht in Worte fassen kann, aber jetzt verstand ich, dass wir alle ein Teil dieses tiefen karmischen Geschehens sind – dieses Plans für uns und für Caleb. Die Erkenntnis, dass wir alle miteinander verbunden sind und dass wir, weil das so ist, nie wirklich sterben können. Was geschehen ist, musste geschehen, und es geschah ohne Schmerz oder Leiden. Und das hat es mir ermöglicht, meinen Groll loszulassen.«
Dennoch war Eliza, wie sie selbst zugibt, »immer noch unentschlossen«. Noch nicht bereit, voll und ganz an ihre dauerhafte Verbindung mit Caleb zu glauben. Und Caleb wusste das. Er wusste, dass er mehr tun musste.
Also beschloss Caleb, mehr Zeichen zu senden.
Sie kamen in meinen Readings mit Liza durch. Besondere Zeichen, die seine Eltern davon überzeugen sollten, dass er noch da war. Bei seiner Beerdigung ließen Calebs Eltern sechshundert Luftballons steigen. Eliza hatte dieses Detail nie erwähnt, aber während der Lesung sorgte Caleb dafür, dass ich Eliza erzählte, er habe alle Ballons bekommen – und werde sie als Zeichen zu ihr zurückschicken.
»Er sagt, er hat sogar den roten Ballon bekommen«, sagte ich zu Eliza. »War ein roter Ballon dabei?«
Eliza verstand nicht so recht. Die Luftballons hatten alle möglichen Farben gehabt. Warum sollte Caleb ausgerechnet einen roten erwähnen? Und dann schoss es ihr wie ein Blitz durch den Kopf – die Erinnerung an einen jüngeren Caleb: Er hatte von einem Verkäufer in einem Autohaus einen roten Luftballon bekommen, der ihm aus der Hand geglitten war, und er weinte, als er den Ballon davonfliegen sah. Er weinte noch stundenlang, weil er ihn verloren hatte.
»Jetzt habe ich ihn wieder«, sagte Caleb.