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Dr. Nora Wells sehnt sich nach Ruhe. Sie braucht eine Auszeit von dem Trubel um ihren erfolgreichen Glücks-Podcast - und eine Auszeit von den Männern. Eine einsame Villa an der kalifornischen Pazifikküste eignet sich hervorragend dafür. Hier kann die Therapeutin ungestört ihr eigenes Buch in Angriff nehmen. So lautet zumindest der Plan.
Dass sie aber an ihrem ersten Abend dort im schlimmsten Regenwetter von einem Fremden von hinten gepackt und unter Protest von den Klippen weggezerrt wird, damit hat sie nicht gerechnet. Diese Begegnung bringt sie völlig aus dem Konzept. Erst recht, als sie erfährt, dass es sich bei dem Mann um einen prominenten Ex-Musiker handelt, der in einer Hütte am Strand wohnt und seine Frau bei einem Unglück an genau diesen Klippen verloren hat.
Sie wäre nicht Doktor Glück, wenn ihr diese Geschichte nicht nahe ginge, und in ihr wächst das Verlangen, diesem Jamie endlich wieder ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern ...
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Seitenzahl: 131
Cover
Sie nennt sich Doktor Glück
Vorschau
Impressum
Sie nennt sich Doktor Glück
Doch hinter ihrem Lächeln verbergen sich große Sorgen
Von Carolin von Campen
Dr. Nora Wells sehnt sich nach Ruhe. Sie braucht eine Auszeit von dem Trubel um ihren erfolgreichen Glücks-Podcast – und eine Auszeit von den Männern. Eine einsame Villa an der kalifornischen Pazifikküste eignet sich hervorragend dafür. Hier kann die Therapeutin ungestört ihr eigenes Buch in Angriff nehmen. So lautet zumindest der Plan.
Dass sie aber an ihrem ersten Abend dort im schlimmsten Regenwetter von einem Fremden von hinten gepackt und unter Protest von den Klippen weggezerrt wird, damit hat sie nicht gerechnet. Diese Begegnung bringt sie völlig aus dem Konzept. Erst recht, als sie erfährt, dass es sich bei dem Mann um einen prominenten Ex-Musiker handelt, der in einer Hütte am Strand wohnt und seine Frau bei einem Unglück an genau diesen Klippen verloren hat.
Sie wäre nicht Doktor Glück, wenn ihr diese tragische Geschichte nicht nahe ginge, und in ihr wächst das Verlangen, diesem Jamie endlich wieder ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern ...
Als sie mit ihrem Wagen auf der windigen Küstenstraße entlangfuhr, sah Dr. Nora Wells durch den Regenschleier, den die Scheibenwischer im gleichmäßig monotonen Rhythmus über der Windschutzscheibe verteilten, das Haus zum ersten Mal. Ihr Herz schlug vor Aufregung schneller. An diesem malerischen Ort würde sie in den nächsten drei Monaten leben und arbeiten.
Einsam wie ein Leuchtturm thronte das zweistöckige weiße Gebäude unweit der schroffen Klippen auf einer grünen Ebene. Die riesigen Panoramafenster auf der Meerseite waren luxuriös und versprachen eine atemberaubende Aussicht über den Pazifik.
Die altmodisch verzierten Dachgauben und die großzügige überdachte Veranda gaben dem modernen Haus dazu einen Hauch altmodischer Strandromantik.
Unterhalb der felsigen Klippen lag halb versteckt eine Bucht mit einem winzigen Badestrand. Nora war entzückt gewesen, als sie dieses Detail auf einer Karte im Internet entdeckt hatte. Das allein wäre schon ein Grund gewesen, das Haus zu mieten. Sie freute sich wie ein Kind darauf, jeden Tag im Meer zu schwimmen.
Jetzt, bei diesem Unwetter, war natürlich alles menschenleer. Ihre nächsten Nachbarn wären aber sowieso erst im drei Kilometer entfernten Hafenstädtchen Port Haven zu finden.
»Du bist verrückt, dich gerade jetzt in diese Einöde zurückzuziehen«, tönte der Einunddreißigjährigen die Stimme ihres guten Freundes Jordan Blaze noch im Ohr, während sie ihren Wagen langsam über einen Schotterweg auf das Grundstück lenkte.
Jordan hatte sich schwer damit getan, zu akzeptieren, dass sie fortging.
Nora seufzte unwillkürlich beim Gedanken daran. Sie vermutete, dass es auch daran lag, dass er sich eine Beziehung mit ihr erhofft hatte. Doch er hatte stets betont, dass es ihm vor allem um ihre Karriere ging.
»Dein Podcast ist ein Mega-Erfolg und du warst in den letzten Wochen in fünf verschiedenen Talkshows. Wieso verschwindest du jetzt einfach? Wovor läufst du weg?«
Diese Fragen hatte er ihr gestellt, aber die Antwort kannte Nora selbst nicht genau. Sie wusste, dass es ein Risiko war, sich auf dem Höhepunkt der Aufmerksamkeit zurückzuziehen.
Aber sie hatte sich bewusst dazu entschieden, über den Sommer eine Auszeit zu nehmen. Sie war mit ihrem Glücks-Podcast innerhalb eines halben Jahres von einer unbekannten Therapeutin zu einer der begehrtesten und berühmtesten Ratgeberinnen des Landes geworden. Die Leute rissen sich darum, ein Coaching von ihr zu bekommen, und zahlten jeden Preis dafür.
Doch alles, was Nora im Moment wollte, war hier: Einsamkeit, Natur und Zeit für ihr Herzensprojekt. Nach den Enttäuschungen der Vergangenheit und dem Trubel der letzten Monate, wollte sie hier ihren Frieden finden und an ihrem Glücksratgeber schreiben.
Sie schaltete den Motor aus und warf einen zärtlichen Blick auf Finn, ihren alten, zottelig-schwarzen Mischlingshund, der trotz des tosenden Unwetters da draußen laut schnarchend in seiner Transportbox schlief. Sie würde ihn später ins Haus bringen.
Nora stieg aus, und die Kraft, mit der der Wind hier oben wütete, raubte ihr für einen Moment den Atem. Eine Böe zerrte heftig an ihrem schulterlangen dunklen Haar, Regen schlug ihr ins Gesicht, und binnen Sekunden war sie nass.
So hatte sie sich ihren ersten Urlaubstag nicht unbedingt erträumt, dachte sie schmunzelnd und rannte geduckt und den Pfützen ausweichend zur Haustür.
Wie verabredet lagen die Schlüssel unter der Fußmatte. Während Nora keuchend öffnete, spürte sie leichtes Bedauern darüber, dass sie den Besitzer des Hauses nicht kennenlernen würde.
Die Abwicklung des Vertrags für ihren Aufenthalt in dieser malerischen Gegend der kalifornischen Küste war nur über E-Mail geschehen, doch Nora hätte gern gewusst, wem diese wunderschöne Strandvilla gehörte.
Sie überlegte einen Moment, dann schlüpfte sie aus ihren durchnässten Ballerinas und betrat lieber barfuß das Haus. Im Inneren war es mollig warm und hell und duftete nach Kiefernholz.
Nora sah sich lächelnd um. Wände und Böden waren ganz aus Holz, helle Sofas und Sessel mit Fellen, kuscheligen Decken und bunten Kissen und ein schöner gemauerter Kamin im Wohnzimmer gaben dem Ganzen eine behagliche Atmosphäre. Die Aussicht auf die stürmische See war spektakulär.
Im oberen Stockwerk verliebte Nora sich sofort in ein gemütliches Zimmer mit Dachgaube, in dem ein Schreibtisch vor dem großen Bogenfenster stand. Lächelnd strich sie über den Lehnsessel.
Hier würde sie arbeiten und ihr Buch schreiben. Ungestört von allen Widrigkeiten des Lebens. Nora betrachtete das vom Wind gepeitschte Meer und atmete tief ein.
Endlich war sie am Ziel. Sie schloss die Augen und genoss das warme Glücksgefühl, das sie durchströmte, und ihr Lächeln wurde breiter.
Sie brauchte keinen Mann, um glücklich zu sein. Wer wusste das besser als sie? Schließlich war sie »Doktor Glück«, Nora schmunzelte noch immer über den Spitznamen, den ihr ein Journalist verpasst hatte. Er gefiel ihr.
Der Wind heulte ums Haus und rüttelte an den Dachschindeln, und Nora öffnete wieder die Augen. Auf einmal sehnte sie sich unglaublich danach, den Wind und den Regen auf der Haut zu spüren und sich ganz den Elementen hinzugeben. Und weil sie wusste, wie wichtig es war, spontan zu sein, lief sie nach unten und verließ das Haus, bevor ihr Verstand sie daran hindern konnte.
Nora juchzte auf, als ihr weißes Baumwollkleid sich aufbauschte. Der Stoff triefte vor Nässe und flatterte im Wind wie das Segel eines havarierten Schiffes. Wieder war sie verblüfft von der gewaltigen Kraft des Windes, der vom Meer aufs Land peitschte, doch sie stemmte sich gegen den Sturm und ging zu den Klippen.
Das Verbotsschild, das am Rand der Küstenlinie vor dem Betreten derselbigen warnte, beachtete sie nicht.
Und als sie fast am Rand der Klippe stand und in die rauschenden Wellen sah, die sich an den steilen Felsen brachen, riss sie die Arme hoch über den Kopf und reckte ihr Gesicht der Gischt und dem Regen entgegen.
Der Freudenschrei, den sie ausstieß, vermischte sich mit dem Tosen des Wassers und dem Heulen des Sturms.
♥♥♥
Jamie Spencer sah in den dunklen Himmel und war sicher, dass niemand außer ihm selbst so verrückt wäre, bei diesem Sturm das Haus zu verlassen.
Doch dem Vierunddreißigjährigen hochgewachsenen Einheimischen machten weder Regen noch Wind etwas aus. Und sollte es tatsächlich noch ein Gewitter geben, fürchtete er sich auch davor nicht.
Es passte sowieso besser zu seiner üblen Stimmung als das milde sonnige Badewetter der letzten Wochen.
Er schlug den Kragen seiner Jacke hoch, und seine goldbraunen Augen suchten den Horizont nach Gewitterwolken ab, als eine Böe ihm das nerzfarbene Haar ins Gesicht peitschte.
Er runzelte die Stirn. Wild wie selten in dieser Jahreszeit tobten die Wellen gegen den Strand und die Felsen. Das mussten die Ausläufer eines Tropensturms sein, der hier mitten im Sommer für dieses Spektakel sorgte.
Während er den Strand überquerte und dann die in den Stein geschlagenen Treppenstufen zur Ebene hinaufstieg, hörte er plötzlich einen merkwürdigen Laut. War es der Schrei eines Seevogels, den der Sturm überrascht hatte?
Hastig nahm er die letzten Stufen und stand am Fuß der sich steil erhebenden Klippen. Er erstarrte, und obwohl Regen auf ihn niederpeitschte und der Wind heulte, schien die Zeit stillzustehen.
Die Gestalt am äußersten Rand der Klippen hatte rötlich schimmerndes Haar, das gespenstisch im Sturm wehte, ein flatterndes weißes Gewand, und die Hände waren erhoben wie die einer Hohepriesterin vor dem Altar.
Doch schon im nächsten Moment wurde Jamie klar, dass es nur eine Frau aus Fleisch und Blut war, die dort stand. Sie bewegte sich noch weiter zum Rand, und er hörte ihr unbeschwertes Lachen.
Seine Kehle war plötzlich wie ausgetrocknet, und seine Handflächen wurden feucht. Angst stieg in ihm auf, und sein Herz hämmerte wild gegen seine Rippen. Er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Alles, was er wollte, war, sie von dort oben wegzuholen. Sie durfte dort nicht sein. Niemand durfte dort sein!
»Verschwinden Sie, kommen Sie da runter!«, brüllte er, doch der Sturm trug seine Stimme zu ihm zurück.
Sie hatte ihn nicht gehört. Panik ergriff ihn, und er setzte sich in Bewegung. Schnell und entschlossen erklomm er die Klippen und war im nächsten Moment dicht bei ihr.
♥♥♥
Nora lächelte noch immer beseelt in den tosenden Himmel und versuchte, sich das einmalige Gefühl genau einzuprägen, als sie sich plötzlich hart an der Schulter gepackt fühlte.
Sie wirbelte herum, doch im selben Moment hatte der Fremde sie schon mit festem Griff umfasst und hochgehoben. Nora war zuerst so verblüfft, dass sie nur einen Schreckenslaut von sich gegeben hatte, doch jetzt begann sie wild um sich zu schlagen und zu strampeln.
»Lassen Sie mich los! Was fällt Ihnen ein!«, schrie sie durch das Heulen des Sturms und trommelte mit der Faust auf Arme und Brust des Mannes ein.
Das schien zu helfen, und nach ein paar Schritten, sie waren mittlerweile auf dem kleinen Küstenpfad, ließ er sie los und setzte sie unsanft ab. Nora wich zurück und starrte ihn hasserfüllt an. Was erlaubte sich dieser Neandertaler!
»Sie haben da oben nichts zu suchen!«, brüllte der Mann. »Können Sie nicht lesen?«
Mit wutverzerrtem Gesicht zeigte er auf das Schild. Das konnte Nora sehr wohl, aber erst jetzt tat sie es.
Betreten der Steilküste verboten. Lebensgefahr!
»Das gibt Ihnen noch lange nicht das Recht dazu, mich einfach wegzuschleppen!«, rief sie, und ihre Augen hatten sich zu schmalen Schlitzen verengt.
Sie verschränkte die Arme vor der Brust und musterte ihn. Sie musste zugeben, dass er ein ziemlich gut aussehender Neandertaler war.
Unter energischen Brauen und langen Wimpern funkelten goldbraune Augen. Die Linien von Nase und Mund waren klassisch und wirkten unglaublich sanft. Seine dunklen Locken klebten nass an der Stirn. Er war hochgewachsen, und unter seiner durchweichten Kleidung zeichnete sich sehr deutlich sein Körper ab; breite Schultern, muskulöse Arme und lange Beine.
Mühelos hatte er sie getragen. Doch er wirkte blass und hatte Schatten unter den Augen. Eine eigenartige Mischung aus Schwäche und Stärke, die Nora unwillkürlich faszinierte.
»Es ist zu gefährlich«, schrie er gegen den Sturm an. »Es besteht Abbruchgefahr. Gehen Sie nie wieder dorthin!« Sogar durch den Sturm konnte Nora hören, wie erregt er war. »Nie wieder!«
In seinen Augen flackerte es wild, und Nora presste die Lippen aufeinander. Sie würde ihn besser nicht weiter reizen. Nicht auszudenken, wozu dieser Mann sonst noch fähig war.
Der Regen peitschte weiter auf sie ein, und der Fremde stieß einen Fluch aus, drehte sich um und ging davon. Nora sah ihm kopfschüttelnd nach.
Auch als sie später heiß geduscht hatte, und in ihren trockenen Kleidern unter einer warmen weichen Decke vor dem flackernden Kaminfeuer saß, zitterte sie noch immer beim Gedanken an die Begegnung.
Sie spähte ängstlich zur Terrassentür. Sie hatte bereits dreimal überprüft, ob auch alle Türen abgeschlossen waren. Den Code für die Alarmanlage würde man ihr erst morgen vorbeibringen.
Nun in der Dunkelheit kam ihr das Gesicht des Mannes in der Erinnerung wild und unheimlich vor, und sie drückte Finn enger an sich, der neben ihr lag und schon wieder eingeschlafen war.
Sie hatte das Haus doch extra ausgesucht, um einsam und abgeschieden zu sein, nun fürchtete sie sich genau deshalb.
♥♥♥
Am nächsten Tag hatte sich der Sturm gelegt, und die Sonne tauchte die Bucht und den Strand in einen milchigen Schimmer. Der Sand war noch feucht, und Dunst stieg auf.
Jamie spähte aus dem Fenster und blinzelte in den frühen Tag. Er seufzte und nahm einen Schluck von dem schwarzen heißen Kaffee, den er aus einem Becher ohne Henkel trank.
Er verzog das Gesicht und schüttelte sich. Eine ordentliche Kaffeemaschine wäre wirklich endlich fällig.
Er trat vom Fenster zurück und setzte sich in den Schaukelstuhl, der neben dem großen Bett und dem Tisch das einzige Möbel in dem hohen Raum war. Er stellte den Becher ab und betrachtete wieder den Bildschirm seines Laptops.
»Dr. Nora Wells. Therapeutin und Expertin für Glück«, las er laut und machte ein verächtliches Geräusch. Glück hatte sie tatsächlich gehabt, da sie nicht von den Felsen gefallen war.
Nach der unangenehmen Begegnung mit dieser Fremden hatte Jamie zu Hause einen unerfreulichen Verdacht gehabt. Zuerst hoffte er noch, dass es sich bloß um eine verirrte Touristin aus Port Haven gehandelt hatte, doch dann hatte er den Namen seiner neuen Mieterin im Internet eingegeben. Etwas, das er ohnehin schon hätte tun sollen, und da war sie: Nora Wells. Zweifellos handelte es sich um dieselbe Frau, die er gestern so grob behandelt hatte.
Wieder schüttelte er bei der Erinnerung an die Begegnung den Kopf. Verdammt. Er hätte sich mehr zusammenreißen müssen. Er war wirklich ein Idiot.
Andererseits war es auch ein verdammter Leichtsinn von ihr gewesen! Das war typisch für diese Sommergäste. Sie hielten sich nicht an die Verbotsschilder und riskierten ihr Leben für eine schöne Aussicht.
Er fuhr sich mit der Hand durch das dunkle, lockige Haar und sah wieder auf das Foto. Ungern gab er vor sich selbst zu, dass sie eine sehr attraktive Frau war, zierlich wie eine Tänzerin, große rauchgraue Augen und dichtes Haar von sattem Kastanienbraun.
Doch ihr schöner großer Mund hatte nicht so gelächelt wie auf dem Foto auf ihrer Internetseite. Im Gegenteil. Sie war fuchsteufelswild gewesen. Seinetwegen.
Er räusperte sich. Natürlich war er zu weit gegangen. Er konnte gut verstehen, dass sie ihn für einen unmöglichen Grobian halten musste.
Eigentlich müsste er sich bei ihr entschuldigen, zumal sie seine Mieterin war.
Er seufzte. Das war jedoch das Allerletzte, was er wollte. Er wollte nichts als seine Ruhe.
Er griff nach seinem Handy und wählte die Nummer seiner Freundin Melanie Evans, die von allen Mel genannt wurde, und die sich bereit erklärt hatte, sich ein wenig um seine Gäste zu kümmern.
»Hi Einsiedler«, meldete sie sich am anderen Ende. »Was kann ich für dich tun?«
Jamie grinste. »Tu mir bitte einen Gefallen, wenn du heute zum Haus fährst, besorge einen kleinen Blumenstrauß für die Neue.«
Mel kicherte. »Willst du ihr den Hof machen?«
»Quatsch«, fuhr Jamie sie an. »Wir sind gestern ein bisschen aneinander gerasselt, und ich wollte mich bei ihr entschuldigen.«
»Verstehe«, sagte Mel langsam. »Es würde allerdings besser ankommen, wenn du das persönlich machst, schätze ich.«
»Danke für die überflüssige Belehrung. Machst du es?«
»Für dich tu ich doch alles«, scherzte Mel, und sie legten auf.
Jamie verschränkte zufrieden die Hände hinterm Kopf und lehnte sich zurück. Das wäre erledigt.
Jetzt musste er nur noch dafür sorgen, dass er dieser Nora Wells in den nächsten drei Monaten nicht noch mal über den Weg lief.
♥♥♥
Als es an der Tür klingelte, saß Nora gerade in einem hellen Sommerkleid vor ihrem Computer und starrte auf den leeren Bildschirm. Finn japste, als sie aufsprang und nach unten eilte.
»Na, ein Glück, dass mich jemand stört, dann habe ich wenigstens einen Grund, weshalb ich nichts zustande bringe«, sagte Nora grinsend zu ihm und sprang barfuß die Treppe hinab, um zu öffnen.
»O mein Gott!« Eine braungebrannte junge Frau in kurzen Shorts und T-Shirt stand im Eingang und starrte Nora an.