Familie mit Herz 185 - Carolin von Campen - E-Book

Familie mit Herz 185 E-Book

Carolin von Campen

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Beschreibung

Alle aus der neuen Schule finden Luisa cool! Zumindest seitdem sie wissen, dass sie mit ihrer Mutter und ihrer kleinen Schwester Leni im Gästehaus von Leo Snow wohnt - dem Leo Snow! Er ist Deutschlands angesagteste Rapper, und alle feiern die achtjährige Luisa dafür, dass sie mit ihm befreundet ist.
Doch Luisa hat gemischte Gefühle, was diesen Leo angeht. Denn er hat schon mehrmals versucht, ihre Mama zu küssen. Dabei sind sie doch eigentlich nur in Berlin, weil ihre Mutter einen Film über ihn drehen soll - von Küssen war nie die Rede. Das durfte bisher nur der Papa! Aber der wohnt, seitdem er sich mit Mama gestritten hat, alleine in ihrem alten Zuhause. Luisa hofft, dass das kein Dauerzustand wird und dass er seine drei Prinzessinnen so sehr vermisst, dass er bald wieder derjenige sein wird, der mit Mama knutscht ...

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Seitenzahl: 123

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Inhalt

Cover

Meine drei Prinzessinnen

Vorschau

Impressum

Meine drei Prinzessinnen

Ein Mann gibt alles, um seine geliebte Familie zurückzuerobern

Von Carolin von Campen

Alle aus der neuen Schule finden Luisa cool! Zumindest seitdem sie wissen, dass sie mit ihrer Mutter und ihrer kleinen Schwester Leni im Gästehaus von Leo Snow wohnt – dem Leo Snow! Er ist Deutschlands angesagteste Rapper, und alle feiern die achtjährige Luisa dafür, dass sie mit ihm befreundet ist.

Doch Luisa hat gemischte Gefühle, was diesen Leo angeht. Denn er hat schon mehrmals versucht, ihre Mama zu küssen. Dabei sind sie doch eigentlich nur in Berlin, weil ihre Mutter einen Film über ihn drehen soll – von Küssen war nie die Rede. Das durfte bisher nur der Papa! Aber der wohnt, seitdem er sich mit Mama gestritten hat, alleine in ihrem alten Zuhause. Luisa hofft, dass das kein Dauerzustand wird und dass er seine drei Prinzessinnen so sehr vermisst, dass er bald wieder derjenige sein wird, der mit Mama knutscht ...

Kurz bevor der glänzende SUV die Kreuzung erreichte, sprang die Ampel auf Rot. Yvonne Jansen, die hinterm Steuer saß, stöhnte auf und warf einen nervösen Blick auf die schmale goldene Uhr an ihrem Handgelenk.

In fünf Minuten würde der Taufgottesdienst für ihre Nichte beginnen, und sie waren noch nicht mal in der Nähe der Kirche! Es war nicht auszudenken, wie peinlich es würde, wenn sie es nicht pünktlich schafften, schließlich war Yvonne Patin ...

Krampfhaft versuchte sie, sich an die Zeilen des Psalms zu erinnern, den sie vor der Gemeinde aufsagen sollte.

»Mama?«, kam die fordernde Stimme ihrer Tochter Leni von hinten. »Wird Cara untergetaucht?«

Die Vierjährige thronte in ihrem Kindersitz auf der Rückbank, und ihre kleine Stirn war wie so oft in nachdenkliche Falten gelegt. Sie hatte süße Rattenschwänze und ein niedliches, rundliches Gesicht.

Sie war etwas stiller als ihre acht Jahre ältere Schwester Luisa, die mit verschränkten Armen neben ihr saß und ein mürrisches Gesicht machte.

Beide Mädchen hatten die haselnussbraunen Augen, den olivfarbenen Teint und das dunkle Haar von ihrer Mutter geerbt und trugen pastellfarbene Baumwoll-Kleider mit hübscher Stickerei.

Doch so süß die Mädchen auch aussahen, sie waren tickende Zeitbomben.

»Quatsch«, mischte sich Luisa sofort mit unverhohlener Geringschätzung ein. »Wie soll sie in das Taufbecken passen, du Dummi?«

»Luisa!« Yvonne warf ihrer älteren Tochter durch den Rückspiegel einen tadelnden Blick zu. »Nein, Liebes«, sagte sie sanft und drehte sich zu Leni um. »Der Pastor lässt ihr nur ein bisschen Wasser über die Stirn fließen.«

Hinter ihr hupte jemand. Die Ampel war grün, und Yvonne gab Gas.

Leni schwieg und knetete sinnierend ihren Stofflöwen. Die Taufe der Cousine bereitete der Kleinen sichtlich Kopfzerbrechen. Cara war nämlich gar kein Baby mehr, sondern schon elf. Das fand Leni seltsam, obwohl ihre Mutter ihr erklärt hatte, dass ihre Tante Jessi und ihre Onkel Ben Cara erst taufen lassen wollten, wenn sie es auch selber wünschte.

Yvonne hatte hingegen andere Probleme. Ausgerechnet jetzt, wo jede Sekunde zählte, schob sich ein Doppelgelenkbus zwischen sie und ihren Vordermann. Sie widerstand dem Impuls zu hupen und trommelte ärgerlich mit den Fingern auf dem Lenkrad.

Wenn sie nur daran dachte, dass sie das alles einzig und allein ihrem Mann zu verdanken hatte, schnellte ihr Puls in die Höhe. Bleib ruhig, mahnte sie sich.

Nach einer gefühlten Ewigkeit bog der Bus ab, und Yvonne atmete auf.

Wenige Minuten später fuhren sie in eine kleine Seitenstraße, an deren Ende das Kirchengebäude mit dem hohen Sandsteinturm zu sehen war. Das Portal war auf der anderen Seite, sodass Yvonne nicht erkennen konnte, ob die Türen bereits geschlossen waren.

Bitte, lass sie noch offen sein!, flehte sie.

Kies knirschte unter den Reifen, als sie viel zu schnell auf den Parkplatz fuhr. Jetzt nur rasch den Wagen abstellen!

Doch es gab nur noch einen Behindertenparkplatz. Nach kurzem Zögern legte sie den Rückwärtsgang ein und rollte trotz Gewissensbissen darauf.

Als sie die Wagentür öffnete, hätte sie am liebsten geschrien. Leise Orgelklänge und der Gesang der Gemeinde waren zu hören.

»Hat es schon angefangen?«, fragte Leni.

»Kann sein, Schatz.« Yvonne half der Kleinen aus dem Sitz und bemühte sich, ihre Nervosität nicht zu zeigen. »Das ist aber kein Problem.«

Luisa war auf der anderen Seite aus dem Auto gesprungen und stapfte durch den Kies auf sie zu.

»Von wegen! Alle werden uns anstarren!«

»Und wenn schon, das ist doch gar nicht schlimm«, behauptete Yvonne und setzte ein fröhliches Gesicht auf. »Wir machen ein tolles Spiel daraus! Wir schleichen uns so leise wie möglich rein, vielleicht guckt dann keiner. Wie Mäuse, okay?«

Luisa antwortete nicht, zog sich aber mit provozierendem Blick eine mühsam von Yvonne befestigte Haarspange aus dem Haar.

»Oder wir spielen Laufsteg?«, schlug Yvonne unsicher vor.

»Wird Gott böse auf uns, wenn wir laut sind?«, fragte Leni und steckte den Daumen in den Mund.

»Sei doch nicht so dumm!«, fuhr ihr ältere Schwester sie an, und die Mädchen fingen augenblicklich an, sich zu zanken.

Sofort zweifelte Yvonne an ihrer Kompetenz als Mutter. Warum waren die beiden in letzter Zeit so rau zueinander? Hatte sie denn alles falsch gemacht?

»Stopp!«, rief sie eine Spur zu laut. Ihre Stimme zitterte.

Sie musste sich zusammenreißen, sonst würde sie nicht nur zu spät, sondern auch als totales Nervenbündel in der Kirche erscheinen.

»Mädchen«, sagte sie und sah die beiden fest an. »Weil wir Cara lieb haben, gehen wir jetzt ganz leise rein. Das schaffen wir, weil wir zusammenhalten, okay?«

Luisa sah ihre Mutter mit trotzig vorgeschobener Unterlippe an. »Cara macht das sowieso nur wegen der Geschenke, hat sie gesagt.«

»Ich mag nicht leise sein«, bockte nun auch Leni.

Yvonne presste die Lippen zusammen. Wenn sie wollten, konnten die Mädchen offensichtlich sehr gut zusammenhalten.

»Wenn ihr jetzt mitmacht, dürft ihr nachher etwas auf dem Handy gucken.«

Das wirkte. Die Mädchen setzten sich in Bewegung, und Yvonne atmete erleichtert auf. Sie strich die hellgrüne Kostümjacke glatt, nahm Leni an die Hand und sie liefen gemeinsam zum Haupteingang.

Yvonne befühlte im Gehen vorsichtig ihre Frisur. Der tiefsitzende Dutt hatte sich empfindlich gelockert und Strähnen hingen heraus.

Sie hatte sich noch nicht mal mehr die Nase gepudert. Wahrscheinlich glänzte sie wie eine Speckschwarte. Das würde das Spießrutenlaufen in der Kirche nicht angenehmer machen.

Auf dem kurzen Weg sah sie sich vergeblich nach dem roten Sportwagen ihres Mannes um. Vielleicht hatte er weiter entfernt geparkt? Beklommen schritt sie die steinernen Stufen des Portals empor.

»Ist Papa drin?«, fragte Leni und sah Yvonne an.

»Bestimmt«, erwiderte Yvonne, obwohl sie sich da mittlerweile nicht mehr sicher war.

Auch Luisa guckte ihre Mutter skeptisch an.

Yvonne legte die Hand auf die wuchtige Messingklinke. »So ab jetzt mucksmäuschenstill und mir hinterher!«

In der Kirche war es kühl und duftete nach Holz und Kerzen. Bis auf einige für die Familienmitglieder reservierten Plätze waren alle Bänke dicht besetzt, sodass sie sich nicht unauffällig nach hinten setzen konnten.

Yvonne schluckte. Wie befürchtet, wendeten sich alle Blicke vom Pastor ab und ihnen zu. Mit roten Gesichtern mussten die drei nach vorne gehen, bis sie bei der Familie auf ihren Plätzen saßen.

Ihre Schwester Jessica Bauer, genannt Jessi, die mit ihrem Mann Ben Bauer und ihrer Tochter Cara in der ersten Reihe saß, drehte sich um und winkte ihr fröhlich zu, ihr Schwager Ben zwinkerte. Zum Glück schienen sie nicht sauer zu sein.

Sie hatten sich für ihre Verhältnisse sehr schick gemacht, wie Yvonne feststellte. Jessi, die sonst nur Jeans trug, hatte ein Kleid und einen zerknitterten Blazer an, und Ben ein weißes Hemd mit schwarzer Stoffhose.

Yvonnes Herz klopfte. Sie blickte sich vorsichtig um, aber auch hier war Jakob nirgends zu sehen.

Unauffällig zog sie ihr Handy aus der Handtasche und warf einen Blick auf den Nachrichteneingang.

Schaffe es nicht. Sorry!

Sie schnappte so laut nach Luft, das Leni und Luisa verwundert die Köpfe zu ihr drehten. Schnell setzte Yvonne ein Lächeln auf und strich ihnen über das Haar. Doch innerlich bebte sie. Das war wie ein Schlag ins Gesicht.

Wie konnte Jakob ihr das antun! Nicht nur, dass sie seinetwegen zu spät waren, jetzt ließ er sie auch noch im Stich! Vom Geschenk für Cara, das er hatte mitbringen sollen, ganz zu schweigen.

Als sich Cara in ihrem weißen Kleidchen einen Moment später erhob, wurde Yvonne flau. Am liebsten hätte sie sich in Luft aufgelöst.

Sie und Jakob waren beide als Paten vorgesehen gewesen, nun müsste sie allein nach vorne gehen. Und sie konnte noch nicht mal ihren Text! Sie hatte bis spät in die Nacht gearbeitet und sich darauf verlassen, sich auf der Autofahrt in Ruhe damit beschäftigen zu können.

Mit zitternden Fingern und einem Kloß im Hals tastete sie in ihrer Handtasche nach dem Zettel mit den Segenssprüchen.

Während die Gemeinde ein rührendes Lied sang, stand Yvonne kurz darauf unsicher neben Jessi, Ben und Cara vor dem Altar und fühlte sich wie in einem schlechten Film. Die festlich gekleideten Verwandten in den Bänken vor ihr kamen ihr wie das Publikum in einer absurden Komödie vor, und die Zeremonie rauschte an ihr vorbei.

Als sie mit ihrem Segensspruch an die Reihe kam, las sie stotternd und mit hochrotem Gesicht ihren Psalm ab, als wäre sie eine Drittklässlerin mit Leseschwäche. Sie hatte alles andere als heilige Gefühle dabei.

♥♥♥

Die anschließenden Gratulationen, das Begrüßen der Verwandten und Freunde vor der Kirche, die Fahrt zum Restaurant und die Gespräche beim deftigen Mittagessen – an Yvonne zog alles vorbei, ohne dass sie daran Anteil nahm.

Sonst hatte sie bei solchen Anlässen gerne gefilmt, denn das war nicht nur ihr Beruf, sondern auch ihre Leidenschaft. Doch heute hatte sie das ihrem Schwager überlassen.

Sie selbst lächelte und plauderte zwar, doch in ihrem Inneren sah es trüb aus.

Die Gaststätte des Sportvereinsheims SF Berliner Weiße, in der die Taufe gefeiert wurde, bot die perfekte Kulisse für schlechte Stimmung, fand Yvonne.

Das Clubhaus war mit dunklen Eichenholzmöbeln eingerichtet und hatte seine besten Zeiten lange hinter sich. Es war günstig, und das war für ihre Schwester und ihren Schwager der ausschlaggebende Grund gewesen, es zu mieten.

Außerdem gab es eine große Terrasse nebst einem kleinen Spielplatz. Leni und Luisa waren mit der frisch getauften Cara und den anderen Kindern nach dem Essen sofort nach draußen gelaufen und spielten Fangen und Verstecken.

Yvonne hingegen hatte sich in eine grün gepolsterte Sitzecke im Gastraum verkrochen, rührte in ihrem Kaffee und starrte an die Decke.

Sie hatte keine Lust auf Small Talk mit ihren Verwandten, die draußen auf den Plastikgartenstühlen saßen, und sie wusste, wenn sie noch einmal die Frage, wo ihr Mann denn schon wieder sei, beantworten müsste, würde sie schreien.

Noch nicht mal ein Anruf war von Jakob gekommen! Kein Wort der Entschuldigung, mit der Yvonne doch so dringend rechnete. Wie sollte sie damit umgehen? Wie konnte sie sich das erklären?

Tiefe Sorgenfalten zeichneten sich auf ihrer Stirn ab, als ihr wie so oft in letzter Zeit ein Verdacht kam.

Hatte Jakob nicht erwähnt, dass seine neue Kollegin Sina auf diesem mehrtägigen Geschäftstermin dabei sein würde? Diese junge Frau war Yvonne schon länger ein Dorn im Auge. Sie wühlte in ihrer eleganten Handtasche nach ihrem Handy und öffnete die Instagram-App.

Sie kam sich ein wenig schäbig vor, aber sie konnte dem ungesunden Drang, sich den Account dieser Sina genauer anzusehen, nicht widerstehen. Mit klopfendem Herzen tippte sie ihren Namen ein, als jemand sich ihr näherte.

»Hier hast du dich verkrochen!«

Yvonne sah überrascht auf und ließ das Handy sinken. Jessi stand grinsend vor ihr und hatte die Hände in die Hüften gestützt.

Ihre braunen Augen und das wellige dunkle Haar, das sie in einem voluminösen kinnlangen Bob trug, harmonierten mit den bunten Farben von Blazer und Kleid, und an ihren Ohren baumelten auffällige grüne Edelsteine.

Ihre Schwester sah zufrieden und lässig wie ein Hippie aus. Dabei war sie in beruflichen Dingen ordentlich und strukturiert.

Die Schwestern hatten sich vor einigen Jahren mit einer Produktionsfirma selbstständig gemacht. Sie erstellten Flyer, Texte, Werbefilme und Trailer für Theater und Opernhäuser in ganz Deutschland, aber auch für Unternehmen, die für ihren Internetauftritt professionelle Werbung und Videos brauchten.

Früher hätte Yvonne, die an der Filmhochschule einen Abschluss gemacht hatte, die Nase über solche Arbeiten gerümpft, aber heute genoss sie es, nicht nur Hausfrau und Mutter zu sein, und war stolz, dass sie und ihre Schwester ihr eigenes kleines Business betrieben.

Jessi war fürs Texten, Marketing und die Buchhaltung zuständig und war bewundernswert geschickt mit dem ganzen Papierkram.

Zeitlich war es bei Yvonne immer eng. Sie holte ihre Kinder immer schon recht früh aus der Schule und der Kita ab, sodass sie meist noch abends, wenn die beiden im Bett waren, beendete, was sie an den Vormittagen nicht geschafft hatte.

Yvonne musterte die Jüngere nachdenklich. Bei ihr schien alles so einfach, und sie wirkte sehr glücklich. Ihr Mann Ben war Gitarrist, bekam aber nur selten lukrative Jobs. Sie hatten nicht viel Geld, und ihre kleine Wohnung war alles andere als mondän. Und trotzdem beneidete Yvonne sie heimlich.

Ben und Jessi waren nämlich absolut gleichberechtigt. Ihr gut aussehender und gutmütiger Schwager kümmerte sich ebenso liebevoll um Cara, wie Jessi es tat, und wenn man die beiden besuchte, war es meist er, der Kaffee kochte und auch mal einen Kuchen anbot.

Jessi stellte ihr Sektglas ab und ließ sich neben Yvonne auf das Sofa fallen.

»Wir haben es geschafft«, seufzte sie glücklich. »Und du hast es auch überstanden. Wenn auch recht wackelig.« Sie zwinkerte und klopfte ihrer Schwester liebevoll auf die Schulter.

Yvonne lächelte schwach und sah Jessi an.

»Ich war eine Katastrophe. Es tut mir so leid. Seid ihr sehr sauer wegen des Handys?«

Jessica machte eine wegwerfende Handbewegung und grinste.

»Wir werden das schon regeln. Und Cara ist natürlich selig. Jakob ist jetzt ihr erklärter Lieblings-Onkel.«

Eigentlich hatte Yvonne eine schöne goldene Kette mit einem zierlichen Kreuzanhänger für Cara beim Juwelier fertigen lassen, die Jakob hatte mitbringen sollen. Doch stattdessen hatte er der Nichte vor einer Stunde per Eilboten ein Smartphone geschickt.

Jessis Ton wurde nun spöttisch. »Was ist denn meinem Herrn Schwager diesmal dazwischen gekommen?«

Yvonne seufzte tief. Sie konnte nicht mehr zählen, wie oft Jakob es nicht geschafft hatte, bei Familienfeiern, Schulveranstaltungen oder Treffen mit Freunden aufzutauchen. Von Verspätungen ganz zu schweigen.

Er war als Verkaufsleiter eines börsennotierten Unternehmens ein vielbeschäftigter Mann, keine Frage. Aber das war nicht mehr normal.

»Er hatte in den Niederlanden zu tun«, sagte sie matt.

»Wahrscheinlich zieht er wieder einen großen Deal an Land?«, fragte Jessi und langte nach ihrem Glas.

»Mit Sicherheit«, antwortete Yvonne resigniert.

»Sieh es doch positiv«, meinte Jessi schmunzelnd und nippte an dem Sekt. »Ihr könnt jedes Jahr in die Karibik fliegen und im Luxus leben, während wir immer nur auf dem alten Hausboot hocken und unsere Mückenstiche zählen.«

Yvonne seufzte. »Ich finde das tausendmal romantischer als jeden Club-Urlaub.«