Fürsten-Roman 2664 - Carolin von Campen - E-Book

Fürsten-Roman 2664 E-Book

Carolin von Campen

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Beschreibung

Die Autorin und Reisebloggerin Pia von Lichtenburg ist ganz aus dem Häuschen: Ein internationaler Verlag möchte ihren Erstlingsroman veröffentlichen! Zu dem Termin mit dem kantigen Lektor Rocco Marino und seiner spitzzüngigen Assistentin erscheint Pia mit ihrer Freundin Tess von Tiefenstein. Der Cheflektor ist sofort fasziniert von der begabten Pia, und auch der Baroness gefällt der belesene, humorvolle Mann mit dem südländischen Charme auf Anhieb. Bei den Verhandlungen verrät die gewiefte Tess, dass die Story des Romans größtenteils wahr ist und schlägt vor, das Buch genau damit zu bewerben.
Tess berichtet, dass Pia, ebenso wie ihre Romanheldin, vor zwei Jahren eine Nacht mit einem blonden und heldenhaften Traummann verbracht hat, den sie seither auf ihren vielen Reisen sucht. Das Buch wird ein Riesenerfolg und ein Medienspektakel beginnt. Rocco und Pia reisen für die Promotion nach London. Bei einem Fototermin bleiben die beiden im London Eye stecken. Rocco hat Höhenangst, doch Pias Gegenwart hilft ihm, und über den beleuchteten Dächern der Metropole kommen sie sich schließlich näher. Pia ist aufgeregt. Rocco weckt in ihr tiefe Gefühle, gerade weil er so anders ist als die Männer, die sie kennt. An "ihren Traummann" denkt sie gar nicht mehr ...


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Seitenzahl: 107

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Inhalt

Cover

Traummann zu verschenken!

Vorschau

Impressum

Traummann zu verschenken!

Wenn er einfach nicht der Richtige ist

Von Carolin von Campen

Die Autorin und Reisebloggerin Pia von Lichtenburg ist ganz aus dem Häuschen: Ein internationaler Verlag möchte ihren Erstlingsroman veröffentlichen! Zu dem Termin mit dem kantigen Lektor Rocco Marino und seiner spitzzüngigen Assistentin erscheint Pia mit ihrer Freundin Tess von Tiefenstein. Der Cheflektor ist sofort fasziniert von der begabten Pia, und auch der Baroness gefällt der belesene, humorvolle Mann mit dem südländischen Charme auf Anhieb. Bei den Verhandlungen verrät die gewiefte Tess, dass die Story des Romans größtenteils wahr ist und schlägt vor, das Buch genau damit zu bewerben.

Tess berichtet, dass Pia, ebenso wie ihre Romanheldin, vor zwei Jahren eine Nacht mit einem blonden und heldenhaften Traummann verbracht hat, den sie seither auf ihren vielen Reisen sucht. Das Buch wird ein Riesenerfolg und ein Medienspektakel beginnt. Rocco und Pia reisen für die Promotion nach London. Bei einem Fototermin bleiben die beiden im London Eye stecken. Rocco hat Höhenangst, doch Pias Gegenwart hilft ihm, und über den beleuchteten Dächern der Metropole kommen sie sich schließlich näher. Rocco weckt in Pia tiefe Gefühle, gerade weil er so anders ist als die Männer, die sie kennt. An »ihren Traummann« denkt sie gar nicht mehr ...

»Signorina Pia, Belissima! Der Tag fängt ja gut an!«

Die wachen hellgrauen Augen des Italieners leuchteten auf, als er die zierliche Baroness mit den langen kastanienbraunen Locken schon so früh vor der Tür seines Cafés entdeckte.

»Ciao, Giovanni«, begrüßte Pia von Lichtenburg ihn an diesem sonnigen Junimorgen fröhlich. »Du wirst mich nicht mehr los. Ohne deinen Cappuccino kann ich nicht leben«, bekannte sie und zwinkerte ihm zu, während sie ihren himmelblauen Paschminaschal ablegte und sich an ihren Lieblingstisch setzte.

Von hier aus hatte sie einen traumhaften Ausblick auf die Piazza delle Erbe, den schönsten Platz Veronas, oder war es sogar der schönste Platz ganz Italiens?

So hatte Pia es zumindest in ihrem Reiseblog geschrieben.

Die 25-Jährige war, seitdem sie ihr Literaturstudium abgeschlossen hatte, ein echter Globetrotter geworden. Sie reiste durch die ganze Welt und schrieb dann im Internet darüber.

Ihre Leserschaft wuchs stetig, und Pia verdiente mittlerweile gut mit ihrem Blog.

So war sie nicht mehr auf die Unterstützung ihrer Eltern angewiesen. Freya und Georg von Lichtenburg hätten ihrer einzigen Tochter zwar mit Freuden noch weiter unter die Arme gegriffen, aber die junge Frau fühlte sich viel wohler damit, unabhängig zu sein und auf eigenen Beinen zu stehen.

Außerdem war sie völlig anspruchslos und hatte für Luxus wenig übrig. Sie fühlte sich in den schlichten, möblierten Appartements, die sie für gewöhnlich mietete, pudelwohl. Nichts hätte ihr ferner gelegen als die Privilegien ihres Standes auszunutzen.

Pia genoss es, fast allein auf der Piazza zu sein und den friedlichen Zauber dieses geschichtsträchtigen Ortes zu erleben. Verträumt ließ sie den Blick auf dem glitzernden Wasser verweilen, das munter aus der Fontana di Madonna, dem Madonnenbrunnen, hervorsprudelte.

Bald würden die Touristen ankommen und das Städtchen auf der Suche nach den Schauplätzen aus Romeo und Julia völlig einnehmen. Aber Pia konnte die Menschen gut verstehen. Auch sie liebte Shakespeares tragisches Liebesdrama, das hier in Verona spielte, und unter dem Balkon der La Casa di Giulietta hatte sie selbst schon Selfies gemacht.

Giovanni, der sich rasch seine weiße Kellnerschürze umgebunden hatte, schob mit einigem Geklapper ein Sieb in die große, silberglänzende Kaffeemaschine und warf einen bewundernden Blick auf die hübsche Baroness, die mit übereinandergeschlagenen braungebrannten Beinen in einem der gemütlichen Korbsessel saß. Ihr herzförmiges Gesicht, die hohen Wangenknochen und die von langen Wimpern beschirmten blauen Augen verliehen Pia von Lichtenburg ein fast puppenhaftes Aussehen.

Wie jeden Morgen breitete sie nun einen kleinen Stapel Bücher, ihr Smartphone und ihren Laptop vor sich aus, um im nächsten Moment auch schon mit flinken Fingern loszutippen.

Der dunkellockige Baristo lächelte versonnen. Diese junge Dame aus Deutschland, die seit drei Monaten fast täglich in sein Café kam, war wirklich ungewöhnlich attraktiv, aber auch ungewöhnlich schlau. Selten hatte Giovanni einen Gast bewirtet, der so für Bücher schwärmte und dazu noch selbst so viel schrieb!

Manchmal hatte der Veroneser ihr sogar Tipps geben können, schließlich kannte er die Stadt ja wie seine Westentasche.

»Prego, Signorina!« Geschickt stellte Giovanni eine weiße Porzellantasse und einen Teller mit noch warmen Panini vor Pia ab und deutete eine Verbeugung an. »Lassen Sie es sich schmecken!«

»Grazie! Hach, wie das wieder duftet. Himmlisch!«

Pia ergriff den dampfenden Cappuccino und schloss genüsslich die Augen, während sie den ersten Schluck nahm.

Lächelnd betrachtete Giovanni, der nun begann, die Nebentische zum dritten Mal abzuwischen, die feinen Züge der Baroness.

Sie war definitiv zu hübsch, um so lange einem Mann nachzutrauern, der sie offenbar nicht zu schätzen wusste, fand Giovanni.

Bei seiner ersten Begegnung mit der jungen Deutschen hatte sie ihm erzählt, dass sie seit zwei Jahren überall auf der Welt unterwegs war, um einen Mann wiederzufinden, den sie hier in Verona kennengelernt hatte. Blond und groß und nahezu perfekt sollte er angeblich sein.

Giovanni kannte so einen Herrn nicht, und er legte auch keinen besonderen Wert darauf. Im Gegenteil! Der Typ musste ein Mistkerl sein, so eine Frau sitzenzulassen. Und die arme Signorina suchte diesen Stronzo noch immer.

Giovanni runzelte grimmig die Stirn. Nein, der sollte ihm lieber nicht unter die Augen kommen.

Da klingelte Pias Handy und schreckte sowohl den Italiener als auch Pia aus ihren Gedanken auf.

Die Baroness stellte eilig die Tasse ab und nahm das Gespräch an.

»Pia von Lichtenburg. Wer ist da bitte?«, meldete sie sich mit heller Stimme.

Plötzlich riss sie erstaunt die Augen auf und Giovanni, der den Blick nicht von seinem Lieblingsgast lösen konnte, bemerkte, dass sich die Wangen der jungen Frau während des Gesprächs mehr und mehr röteten.

»Wunderbar. Dann sehen wir uns also morgen in Zürich«, verabschiedete sie sich nach ein paar Minuten und ließ mit zitternder Hand das Telefon sinken. »Oh mein Gott, Giovanni«, rief sie aus, und der Cafébesitzer kam an ihren Tisch geeilt.

»Was ist passiert, Signorina? Hat sich etwa dieser Jan gemeldet?«

»Iwo«, entgegnete Pia. »Viel besser. Mein allergrößter Traum wird wahr!«

Als die Baroness eine Viertelstunde später atemlos in der Via Stella ankam und die Stufen des kleinen Palazzo hinaufsprang, klopfte ihr Herz wie verrückt.

Sie brannte darauf, Tess die Neuigkeit zu erzählen.

Es war unglaublich! Ihr erster Roman würde veröffentlicht werden!

In dem gemütlichen Appartement im zweiten Stock war ihre enge Freundin, mit der sie hier zusammenwohnte, leider gerade mitten in einer ihrer unzähligen Videokonferenzen.

Auf dem Bildschirm der erfolgreichen Finanzberaterin sah Pia deren Mitarbeiter in den kleinen digitalen Fenstern eifrig diskutieren.

Tess, eine aparte Blondine mit grünen, ein wenig katzenhaften Augen, sportlicher Figur und einem kessen Lockenkopf, blickte gespannt zu ihrer Freundin auf und stellte flink Mikrofon und Kamera aus.

»Was ist?«, wollte sie wissen.

»Hast du überhaupt Zeit?«, fragte Pia und deutete auf den Bildschirm.

»Wozu bin ich die Chefin?«, erwiderte Tess grinsend. »Aber sag schon, wer oder was ist dir passiert?«

Pia ließ sich nicht lange bitten.

»Halt dich fest! Vor dir steht die neue Autorin des Spencer-Verlags!«

»Was? Das ist ja fantastisch!« Tess umarmte die Freundin stürmisch.

»Sie haben mich eben angerufen«, erzählte Pia mit glühenden Wangen. »Sie wollen meinen Roman veröffentlichen, und morgen soll ich nach Zürich kommen.«

Tess freute sich über den Erfolg ihrer Freundin. Sie hatte so hart dafür gearbeitet und schon viele Absagen bekommen.

Die beiden jungen Frauen ließen sich auf ein blaues Samtsofa fallen. Tess fuhr sich lächelnd durch die Locken.

»Mensch, Pia, dass so ein großer, internationaler Verlag dein Buch angenommen hat. Das mit Jan hatte doch sein Gutes.«

Pia zog die Brauen hoch und sah ihre Freundin an.

»Na ja, hättest du ihn nicht verloren, dann hättest du auch nie dieses Buch geschrieben«, meinte sie grinsend.

Pia nickte. »Stimmt. Ich kann ihm fast dankbar sein.«

»Ich wette, der Roman wird auch noch verfilmt«, sinnierte Tess. »Und den Traummann spielt Brad Pitt!«

»Das würde dir so passen.« Pia schmunzelte.

»Oh ja«, gab Tess sofort zu und leckte sich die Lippen.

»Ich glaube, ich sterbe vor Aufregung. Ich werde heute Nacht bestimmt kein Auge zu tun«, stöhnte Pia und knetete ihre Unterlippe.

»Wegen Brad Pitt?«, fragte Tess. »Das verstehe ich!«

»Haha!« Pia schnitt eine Grimasse.

»Also«, begann Tess und sah die Freundin mit ihrem Chefinnengesicht, wie Pia es nannte, an. »Du kannst auf keinen Fall allein nach Zürich. Du bist eine weltfremde Künstlerin und brauchst meine professionelle Unterstützung! Stell dir vor, der Verleger ist extrem gut aussehend und flirtet mit dir – und schon bist du unkonzentriert und lässt du dich über den Tisch ziehen!«

»Das ist ein sehr unwahrscheinliches Szenario – zumindest für mich«, erwiderte Pia trocken.

Sie hielt das Risiko, sich in einen gefährlichen Flirt zu stürzen, für sehr gering. Das war ja eher das Hobby von Tess. Dennoch würde sie die Freundin liebend gern dabei haben.

Dankbar sah sie Tess an.

»Würdest du wirklich mitkommen?«

»Na klar, ich kann eine kleine Pause von den Romeos hier vertragen. Vielleicht suche ich mir ja einen feschen Schweizer!«

Pia kicherte.

»Außerdem bin ich frei wie der Wind«, fuhr Tess fort. »Dank dieser schönen Technik hier«, erinnerte Tess ihre Freundin mit einem Blick auf den Laptop, auf dem ihre Mitarbeiter noch immer angeregt diskutierten.

Die Baroness strahlte. »Dann lass uns packen!«

»Oh, da muss ich rangehen«, sagte Tess, nachdem sie das Display ihres Smartphones überprüft hatte. »Es geht auch ganz schnell!«

Das laute Klingeln des Telefons hallte aufdringlich durch die vornehme Chefetage des Spencer-Verlags, und Pia zuckte zusammen.

»Dann kommen wir doch viel zu spät!« Pia angelte die zierliche silberne Uhr hervor, die sie an einer Kette um den Hals trug. Es war ein Erbstück ihres Großvaters. Seitdem sie vor zwei Stunden am Flughafen von Zürich gelandet waren, hatte sie vor Nervosität unzählige Male darauf geschaut.

»Es ist taktisch sowieso klüger, unpünktlich zu sein, glaub mir!« Tess nahm das Gespräch einfach an.

Pia verdrehte die Augen. Sie war vielleicht eine verträumte Künstlerin, ja, aber sie hasste es, sich zu verspäten. Das fand sie extrem unhöflich. Und bei so einem wichtigen Termin erst recht!

Seufzend ließ sie die Uhr wieder im Ausschnitt ihres eleganten marineblauen Blazers verschwinden und ging auf die geöffnete Glastür am Ende des Flures zu.

Dort, so hatte es ihnen die Empfangsdame erklärt, war das Büro des Cheflektors Rocco Marino, mit dem sie gestern telefoniert hatte.

Pia betrat zögernd den großen Raum, der hell und modern eingerichtet war.

»Hallo?«, rief sie unsicher und trat einige Schritte hinein.

Als niemand antwortete, wollte sie schon kehrtmachen, doch da entdeckte sie die riesige Bücherwand, die eine gesamte Seite des Büros ausfüllte. Die Leseratte in ihr wurde geradezu magisch angezogen.

»Oh«, hauchte sie bewundernd, als sie die verschiedenen Buchtitel überflog.

Was war das für eine wunderbare Sammlung! Es waren vor allem Klassiker in verschiedenen Übersetzungen, aber auch einige sehr gute zeitgenössische Romane und Dramen.

Da entdeckte sie eine extrem seltene Ausgabe von Shakespeares Sonetten. Sie liebte diese Gedichtsammlung über alles. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Ehrfürchtig berührte sie den Buchrücken mit den Fingerspitzen.

»Ah, Sie haben meinen Schatz entdeckt!«

Eine tiefe Stimme ließ Pia herumfahren.

Vor ihr stand ein großer, schlanker Mann mit tiefschwarzen, etwas struppigen Haaren. Seine Gesichtszüge waren markant, doch seine großen dunklen Augen mit den langen Wimpern wirkten fast ein wenig melancholisch. Um seinen schön geschwungenen Mund spielte ein feines ironisches Lächeln.

»Falls sie es ausleihen wollen, machen Sie bitte keine Schokoladenflecken rein«, witzelte er und streckte Pia, anstatt ihr die Hand zu geben, einen Kaffeebecher hin.

Automatisch griff sie danach.

»Das wäre ja ein Verbrechen! Diese Ausgabe müsste eigentlich in einem Tresor liegen«, entgegnete Pia etwas forscher als geplant. Er sollte bloß nicht glauben, sie hätte keine Ahnung.

Erstaunt hob ihr Gegenüber die Brauen.

»Ich liebe Shakespeare und seine Sonette besonders«, erklärte Pia schnell. »Deswegen kenne ich mich recht gut aus. Dieser Band ist extrem selten. Sie können glücklich sein, ihn zu besitzen. Es gibt wohl kaum etwas Schöneres als diese Gedichte.«

»Solange Menschen atmen, Augen sehn ...«, zitierte der Mann.

« ... wird dieser Vers und du in ihm bestehn«, beendete Pia die Zeile.

Lächelnd reichten sie sich die Hände.

»Wir haben telefoniert, ich bin Rocco Marino. Und hoffentlich werde ich bald Ihr Lektor sein!«

»Pia von Lichtenburg. Es freut mich. Und was Sie für mich sein werden, kommt auf Ihr Angebot an«, entgegnete die Baroness und hob herausfordernd das Kinn.

»Touché«, stellte ihr Gegenüber anerkennend fest und verneigte sich mit gespielter Galanterie. »Verzeihen Sie übrigens, dass ich mich verspätet habe«, fuhr er fort. »Aber der Kaffee aus unserem Automaten hier ist grässlich. Ich habe uns anständigen besorgt. Natürlich nur, um Sie zu beeindrucken!«

Pia musste lachen. »Das ist reizend von Ihnen. Aber ehrlich gesagt, mich kann man mit Kaffee wirklich beeinflussen. Ich bin richtig süchtig nach gutem Cappuccino, seitdem ich in Verona war«, bekannte sie.

Ein ungläubiges Lächeln zeigte sich auf Rocco Marinos sonnengebräuntem Gesicht.