Sinnanalytische Aufstellungen - Stefanie Menzel - E-Book

Sinnanalytische Aufstellungen E-Book

Stefanie Menzel

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Beschreibung

Das Buch beschreibt die Geschichte und Entwicklung der Aufstellungsarbeit allgemein, und stellt dann die Besonderheit der SinnAufstellungen heraus. Die zeitgemäße Methode der Sinnanalytischen Aufstellungen, kurz SinnAufstellungen, basiert auf dem Menschenbild der Heilenergetik, welches davon ausgeht, dass jeder Mensch ein eigenes Energiefeld besitzt und mit anderen Personen, unabhängig von Zeit und Raum, energetisch verbunden ist. In diesem Feld ist das gesamte Leben, alle Erfahrungen und Emotionen feinstofflich gespeichert. Diese Vorgänge sind weder offen sichtbar, noch sind sie uns bewusst, spinnen aber im Laufe unseres Lebens ein Netz aus Beziehungen und Verbindungen und formen unsere spezifische Art und Weise durch das Leben zu gehen. SinnAufstellungen bieten die Möglichkeit, die unsichtbar wirkenden Energien und ursächlichen Blockaden in unserem Leben offensichtlich zu machen. Die für unser Leben grundlegenden Gefühle werden in ihrer Entstehung erklärt, spezifiziert und die Ursachen dieser Lebensblockaden werden erläutert. Es wird leicht verständlich beschrieben, welche langfristigen Auswirkungen Gefühle in unserem Leben haben, und wie wir auf der Basis des Resonanzprinzips unsere Realität auf Grundlage unserer alten Prägungen selbst gestalten. Herausgestellt wird, wie mit SinnAufstellungen, die die Emotionen und Blockaden sichtbar und lösbar machen, das eigene Potenzial gefunden wird, und wie das Leben durch die Lösung von Blockaden eine neue Ausrichtung bekommt, und unser Leben sich tatsächlich kreativ verändern kann, wenn SinnAufstellungen verstanden und angewendet werden. Das Buch stellt eine wichtige Grundlage zur Aufstellungsarbeit allgemein dar und ist Arbeitsbuch zu meiner Aufstellungsausbildung. Hintergründe der Aufstellungsarbeit allgemein Zusammenhang von Emotionen, Gefühlen und problematischen Lebensthemen wie Mobbing, Krankheiten, Psychosomatischen Erscheinungen, Depressionen, Erziehungsproblemen, Partnerproblemen, etc. Heilenergetisches Menschenbild Praktische und energetische Erklärungen zur Leitung von Aufstellungen Leitfaden für Therapeuten, Berater und Coaches durch das Dickicht der Lebenszusammenhänge Zahlreiche Beispiele aus der Praxis

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Stefanie Menzel

Sinnanalytische

Aufstellungen

Der heilenergetische Wegzur Problemlösung

© tao.de in Kamphausen Media GmbH, Bielefeld

1. Auflage 2018

Autorin: Stefanie Menzel

Umschlaggestaltung, Satz: Christiane Kurschildgen

Lektorat: Ina Kleinod

Grafiken: Annette Schnellhammer/VISUALIGN

Herstellung: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

Verlag: tao.de in Kamphausen Media GmbH, Bielefeld,

www.tao.de, eMail: [email protected]

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.de abrufbar.

ISBN Paperback: 978-3-96240-028-6

ISBN e-Book: 978-3-96240-030-9

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt.

Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig.

Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und sonstige Veröffentlichungen.

INHALT

VORWORT

I  – GESCHICHTE DER AUFSTELLUNGSARBEIT ALLGEMEIN

„Psychodrama“ nach Jacob Levy Moreno

„Familienrekonstruktion“ nach Virginia Satir

„Struktur“ nach Albert Pesso

„Theater der Unterdrückten“ nach Augusto Boal

„Familienstellen“ nach Bert Hellinger

II  – GRUNDLAGEN DER SINNANALYTISCHEN AUFSTELLUNG

Wenn sich nichts mehr bewegt!

Den Horizont erweitern

Das rationale Weltbild

Das energetische Weltbild

Wie Gefühle entstehen

Grenzen der Wahrnehmung

Persönlicher Wahrheitsausschnitt

Synchronizitäten verstehen

Wie sich Persönlichkeit entwickelt

Individuelle Gefühle

Emotionen sind wichtig!

Kategorien der Gefühle

Die Basisgefühle

Die Impulsgefühle

Die Emotionen

Entwicklung und Reife

Blockaden im Energiefeld

Energetische Ohnmacht im Alltag

III  – PRAXIS DER SINNANALYTISCHEN AUFSTELLUNG

Sinn und Inhalt

Belastende Lebensinhalte

Warum Sinnanalytische Aufstellungen?

Wie funktionieren Sinnanalytische Aufstellungen?

Der Veränderungsprozess

Der Wahrheitsausschnitt

Leitung und Moderation

Anwendungsfelder und Themen

Formen Sinnanalytischer Aufstellungen

„Wie“-Aufstellungen

„Warum“-Aufstellungen

„Wohin“-Aufstellungen

Komplexe Aufstellungsformen

Aufstellungen zu persönlichen Aspekten

Ablauf einer Aufstellung mit Stellvertretern

Allgemeines

Die Vorbereitungen

Die einleitende Meditation

Der SAA-Ablauf

Das Nachgespräch

Die Integrationsphase

Erfahrungsbericht Klara

Ablauf einer Zettelaufstellung

Ablaufbeispiele mit dem Kartenset

Beispiel-SAA im Schulkontext

Häufig gestellte Fragen

IV  – DIE WÜRDE ZURÜCKGEWINNEN

V  – SCHLUSSWORT

ANHANG

Meditation zur Vorbereitung einer SAA

Vorlage Vorgespräch

Vorlage Reflexionsfragen

Vorlage Nachgespräch

Aufstellungsvarianten

Vorlage Anmeldungsformular

Literaturempfehlungen

VORWORT

Die Arbeit mit Aufstellungen ist ein umfangreiches Feld; seit mehr als 15 Jahren beschäftige ich mich mit verschiedenen Methoden und Anbietern. So habe ich – als Klient und Hospitant – vor einigen Jahren auch Stefanie Menzel kennengelernt und als Aufstellungstrainer erlebt. Aus dem geschäftlichen Kontakt ist mittlerweile eine Freundschaft geworden.

Was macht Stefanie Menzel so besonders? Die von ihr entwickelte „Sinnanalytische Aufstellung“ hebt sich deutlich ab von der klassischen Familienaufstellung. Sie verfolgt dabei einen sehr pragmatischen Ansatz und ihre Methoden sind weder abgehoben noch esoterisch, sondern auf eine angenehme Art bodenständig. Neben der fundierten therapeutischen Ausbildung und einer hohen praktischen Erfahrungskompetenz verfügt sie über ein erstaunlich empathisches Vermögen und macht sich ihre ausgeprägte seherische Fähigkeit zunutze. So werden die im Unterbewusstsein der Teilnehmer verankerten Themen schnell aufgedeckt und können in eine heilende Bewegung kommen und transformiert werden.

Die Einsatzfelder der „Sinnanalytischen Aufstellung“ umfassen einerseits private Themen wie Partnerschaft, Gesundheit, Geld oder Berufswahl, die Klienten kommen aber auch aus dem geschäftlichen Umfeld, beispielsweise mit Fragen zu Bewerberauswahl oder Markteintritt.

Seit zwei Jahren beschäftige ich mich mit der Aufstellungsarbeit in einem wissenschaftlichen Kontext. Mich interessiert, wie verdeckte Aufstellung in der Wirtschaft funktioniert. Hier ist Stefanie Menzel für mich ein geschätzter Sparring-Partner. Mit ihrem umfangreichen Erfahrungsschatz trägt sie enorm zur Bereicherung meines eigenen Forschungsfeldes bei.

Dieses Buch beschreibt sehr schön die Geschichte der Aufstellungsarbeit; der Leser bekommt einen schnellen Überblick und die Autorin zeigt die Möglichkeiten und Grenzen der Methodik auf. Gerade ihre heilenergetische Sicht auf die Aufstellungsarbeit – die ich übrigens voll mit ihr teile – erlaubt es, systemisch zu denken und das eigene Bewusstsein zu erweitern. Ihre Ausführungen vermitteln dem Leser das energetische Welt- und Menschenbild und betonen die große Bedeutung der Eigenverantwortung.

Mit diesem Buch ist es Stefanie Menzel hervorragend gelungen, das Themenfeld „Aufstellung“ solide und für den Laien nachvollziehbar darzustellen. Der Leser bekommt einen substanziellen Einblick in die systemische Arbeit und in die Denk- bzw. Herangehensweise der Heilenergetik. Darüber hinaus erhält er wertvolle Anregungen für die eigene Reflexionspraxis und für die Entfaltung des individuellen Wachstumspotenzials.

Ich wünsche Stefanie Menzel, dass sie mit diesem Buch viele Menschen erreicht und dass es dazu beiträgt, mehr Klarheit und Licht in die eigene Biografie der Leser zu bringen.

Dr. Klaus Hörmann

I – GESCHICHTE DER AUFSTELLUNGSARBEIT ALLGEMEIN

Die Wurzeln der Aufstellungsarbeit reichen weit in die Antike zurück: Neben der Darstellung des Götterkults sowie der Belustigung und Unterhaltung (Komödie) diente vor allem die Tragödie im Sinne des aristotelischen Theaters der emotionalen Reinigung (Katharsis). Hierfür sollte der Zuschauer mithilfe seiner Fähigkeit der Empathie in eine bestimmte Situation hineinversetzt werden und durch das Erleben des Schicksals der Protagonisten mit Jammern (eleos) und Schauern (phobos) reagieren und dadurch die Läuterung seiner eigenen Seele1 erfahren. Heute, über 2000 Jahre später, zählt die Aufstellung als wirkungsvolle Technik zum festen Repertoire anerkannter gruppentherapeutischer Methodiker. In den letzten Jahrzehnten hat sich eine Vielzahl verschiedener Ansätze und Schulen etabliert, die im Folgenden kurz vorgestellt werden:

„Psychodrama“ nach Jacob Levy Moreno

Während der Zwanzigerjahre des letzten Jahrhunderts begründete der österreichisch-amerikanische Arzt und Psychiater Jacob Levy Moreno das „Psychodrama“ – eine therapeutische Methode, die Psychotherapie und Theaterspiel miteinander verbindet. Moreno sammelte frühzeitig Erfahrungen mit dem Stegreif-Theater und erlebte, wie befreiend es ist, unterdrückte Gefühle auf der Bühne ausdrücken zu können. Gefühle, die sonst in der Gesellschaft aufgrund von Rollen, gesellschaftlichen Normen und kollektiven Werten nicht ausgelebt werden können und seiner Ansicht nach bei vielen Menschen zu psychischen Störungen führen.

Moreno beschreibt das Psychodrama als „diejenige Methode, welche die Wahrheit der Seele durch Handeln ergründet“ und das Ziel verfolgt, „die menschliche Spontaneität freizusetzen und gleichzeitig in das gesamte Lebensgefüge des Menschen zu integrieren“. Obwohl es sich beim Psychodrama um eine gruppentherapeutische Methode handelt, steht im Zentrum lediglich der Hauptdarsteller sowie seine spezifische Situation. Auf der Bühne erhält der Hauptdarsteller die Möglichkeit, eine belastende Situation oder ein kritisches Erlebnis aus der Vergangenheit abermals zu erfahren. Mit kritischer Distanz kann er die damit verbundenen Gefühle noch einmal durchleben sowie verschiedene Lösungsoptionen und Handlungsalternativen ausloten. Andere Teilnehmer stehen ihm dabei zur Verfügung, um seine innerlich empfundenen Konflikte darzustellen.

Moreno wollte auf diese Art und Weise den Menschen als Schöpfer seiner eigenen subjektiven Wirklichkeit stärken. Der Wechsel zwischen Realität und therapeutischem Spiel lasse es zu, dass der Hauptdarsteller neue Verhaltensweisen für eine bestimmte Situation erproben und in sein Leben integrieren kann. Durch sein schöpferisches Potenzial sei es ihm möglich, seine innere und äußere Welt aktiv mitzugestalten. Hierbei spiele die Spontaneität eine besondere Rolle, mit der sich die eigene Lebenswelt unmittelbar und unvoreingenommen erkunden, umgestalten und neu formen kann.

Moreno wirkte wegweisend für sämtliche Ansätze, die heute als „systemisch“ gelten.

„Familienrekonstruktion“ nach Virginia Satir

Die amerikanische Lehrerin, Sozialarbeiterin und Psychoanalytikerin Virginia Satir begründete in den Fünfzigerjahren die „Familientherapie“ und wird daher gern auch als „Mutter der Familientherapie“ bezeichnet. Satir ging davon aus, dass die psychischen Belastungen eines Menschen stets Ausdruck einer Störung in seinem Familiensystem sind, welche sich über Generationen hinweg fortsetzen kann. Statt die Klienten isoliert zu therapieren, sollten die Familienmitglieder daher in den Therapieprozess mit einbezogen werden. Im Rahmen von Familienrekonstruktionen gelingt es den Klienten, sich der Geschichte ihrer Familienmitglieder Stück für Stück anzunähern und sich die damit verbundenen Gefühle zu vergegenwärtigen und zu verarbeiten.

Hierfür entwickelte Virginia Satir das Verfahren der „Familienskulptur“. Dabei wird das Bild der Familie eines Klienten in Form einer menschlichen Skulptur dargestellt. Die tatsächlichen Familienmitglieder stellen sich hierfür zueinander auf: Durch das Verhältnis von Position, Richtung, Nähe, Distanz und den Einsatz von Körpersprache gelingt es, die emotionalen Beziehungen der Familienmitglieder „sichtbar“ zu machen und daran anknüpfend im Laufe der Therapie auch weiterzuentwickeln.

Um die verschiedenen Persönlichkeitsanteile eines Klienten aufzuzeigen, entwickelte Satir auch die Methode „Parts Party“. Dabei wird der Klient angehalten, anderen Beteiligten verschiedene Anteile der eigenen Persönlichkeit zuzuweisen und diese miteinander interagieren zu lassen.

Nach Satir stellt der Selbstwert den entscheidenden Dreh- und Angelpunkt eines Menschen dar, das heißt, sich selbst und seine Mitmenschen wahrzunehmen sowie Denk- und Handlungsmuster zu formen. Ein positiver Selbstwert führt dazu, dass der Einzelne sich im sozialen Gefüge behaupten kann und seine soziale Umgebung seinen Bedürfnissen entsprechend positiv mitgestalten kann. Therapeutische Interventionen sollten daher – so Satir – auf die Stärkung des Selbstwertes von Personen abzielen.

„Struktur“ nach Albert Pesso

Auch der amerikanische Choreograph und Tänzer Albert Pesso erkannte einen wichtigen Zusammenhang zwischen Emotionen und deren Ausdruck auf der körperlichen Ebene im Tanz. Pesso stellte im Rahmen der Ausbildung seiner Tänzer fest, dass diejenigen, die Schwierigkeiten mit einer bestimmten Bewegung hatten, gleichermaßen Schwierigkeiten hatten, einen Zugang zu der Emotion hinter der Bewegung zu finden. Wurden diese Tänzer aber von anderen Tänzern durch Bewegungen unterstützt, die jene Emotion entsprechend ausdrückten, gelang es ihnen, einen Zugang zu der Bewegung und auch zu der Emotion zu finden.

Pesso entwickelte aus diesen Beobachtungen gemeinsam mit seiner Frau Diane Boyden Pesso einen körpertherapeutischen Ansatz, um belastende Erfahrungen und Erlebnisse aus der Kindheit zu verarbeiten, und nannte diesen „Struktur“. Pesso nutzte dabei gruppentherapeutische Interaktionen, um die Situation eines Klienten mittels einer Vielzahl von Teilnehmern darzustellen, dem historischen Ursprung nachzuspüren und eine korrigierende Erfahrung (nachträglich) zu ermöglichen. Der Klient war dabei nicht selbst Akteur seiner Geschichte, sondern er schaute den Stellvertretern dabei „von außen“ zu. Durch bewusstes Rollenspiel wurden problematische Situationen der Vergangenheit nachgestellt und Zusammenhänge zwischen Ereignissen, Verhaltensweisen und Emotionen beleuchtet. Anschließend wurde der realen Geschichte eine neue Variante entgegengestellt – ebenfalls durch die Rollenspieler verkörpert –, zum Leben erweckt und so im Bewusstsein des Klienten verankert.

Pesso geht davon aus, dass durch die „korrigierte“ Erinnerung eine neue, heilsame innere Wirklichkeit beim Klienten entsteht.

„Theater der Unterdrückten“ nach Augusto Boal

Die persönliche Situation des Einzelnen durch dramaturgische Interaktionen zu verändern, war auch Anspruch des brasilianischen Theaterregisseurs und Pädagogen Augusto Boal. Er verstand das Theater als eine Methode, bei welcher der Zuschauer eine spezifische Situation aus verschiedenen Perspektiven beleuchten und neue Handlungsmuster erproben kann. Anders als Moreno ging Boal aber noch einen Schritt weiter, indem er Theater nicht nur als einen Weg sah, als Darsteller und Zuschauer die innere Lebenswelt erkunden und verändern zu können, sondern auch gesellschaftliche Veränderungsprozesse anzuregen: So entwickelte Boal vor dem Hintergrund der Militärdiktatur in Brasilien das „Theater der Unterdrückten“. Dabei handelte es sich um eine Form des Theaterspiels, in das der sonst passive Zuschauer aktiv darstellend miteinbezogen wurde. Theater diente hier als Forum für politische Bewusstseinsbildung und Kommunikation. Boal begriff jeden Menschen als Künstler, der in der Lage ist, gesellschaftliche Veränderungsprozesse bewusst und aktiv mitzugestalten und sich so aus der Repression eines politischen Systems zu befreien.

„Familienstellen“ nach Bert Hellinger

Kaum ein anderer Name wird so eng mit dem Begriff „Aufstellung“ und dem Ansatz der „Familienaufstellung“ verbunden und gleichzeitig so kontrovers diskutiert wie Bert Hellinger. Zur Zeit der Weimarer Republik in den Goldenen Zwanzigern geboren, studierte er zunächst in Köln katholische Theologie, Philosophie und Pädagogik, bevor er nach der Priesterweihe Missionar in Südafrika wurde. Anschließend absolvierte er in München die Ausbildung zum Psychoanalytiker und setzte sich vor allem in den USA mit zahlreichen weiteren gruppentherapeutischen Verfahren auseinander.

Hellinger ließ ganz explizit durch Stellvertreter (für Personen in dem systemischen Zusammenhang des Klienten) die Beziehungsstrukturen aus Sicht des Klienten aufstellen. Hierfür ordnete der Klient die Stellvertreter im Raum so an, wie er das Beziehungsgefüge subjektiv erlebte. Ohne weitere bzw. sehr wenige Informationen begaben sich die Beteiligten gemeinsam auf einen phänomenologischen Erkenntnisweg, d. h. sie nahmen ihre eigenen Persönlichkeiten so weit wie möglich zurück und fühlten sich in ihre jeweiligen Rollen und ihre Beziehungen zu den anderen ein.

Immer wieder berichteten Teilnehmer von solchen Erlebnissen und Erfahrungen, von denen sie eigentlich nichts hätten wissen können, da sie keinen rationalen bzw. informellen Zugang dazu gehabt hatten. Hellinger begründete dies mit dem sogenannten „wissenden Feld“ bzw. dem Informationsfeld der „Familienseele“, welches sich in einer Aufstellung für die Beteiligten öffne, und dieser Zugang ermögliche es vor allem dem Klienten – dem Hauptakteur –, Erkenntnisse über sich, über seine Herkunftsfamilie und über seine jetzige bzw. eine frühere Situation zu gewinnen. Dieses Feld sei buchstäblich „der Zeit um viele Jahre voraus“.

Anders als die Vertreter des Psychodramas begreift Hellinger seinen Ansatz des Familienstellens jedoch nicht als Technik, Handwerk oder Methode, sondern als prozessualen Erkenntnisweg. Die Erkenntnis erschließe sich im Rahmen der Aufstellung: Hier gehe der Klient auf eine „höhere“ Bewusstseinsebene und könne dort eigene Lebenszusammenhänge klarer oder überhaupt erst erkennen. Auf dieser Bewusstseinsebene gelte es dann auch, beispielsweise eine zerrüttete Ordnung oder einen abgebrochenen Kontakt wiederherzustellen.

Die Gründe für gestörte oder blockierte Familiensysteme sind übrigens ausgesprochen vielfältig und reichen von persönlichen Differenzen und Konfrontationen über Verleumdungen, Diffamierungen, Verurteilungen und Tabuisierungen bis hin zu Demütigungen, Missbrauch und gewaltsamen Übergriffen. Auch die hierarchischen Strukturen innerhalb von Familiensystemen werden oftmals bewusst oder unbewusst übergangen, sodass es zu Verletzungen kommt, die über Generationen hinweg wirksam bleiben.

Hellinger geht bis heute davon aus, dass durch das physische Aufstellen in Verbindung mit der empathischen Einfühlung eine spürbare Bewegung im Feld des Klienten stattfindet, die sich vor allem erst nach der Aufstellung langsam im Leben des Klienten ausdrückt bzw. auswirkt. Diese Entwicklungen gehen dabei nicht zwingend mit den Ergebniswünschen des Klienten einher; nach Hellinger gehe es aber vielmehr bei einer Aufstellung darum, zu erkennen, was „dem Wohl des Klienten“ dient. Neben vielen Aspekten, wie die Wiederherstellung hierarchischer Ordnungen in Familiensystemen, ist dieser Punkt der umstrittenste: Wessen „Wohl“ dient eine Aufstellung, wenn der Klient selbst es nicht als zu seinem eigenen Wohl wahrnehmen kann?

1) Mit heutigen Begriffen ist die aristotelische Seele ein übermaterielles Lebensprinzip, welches untrennbar an das Körperlich-Materielle gebunden ist und dieses überformt. (Dr. Stefan Bleeken)

II – GRUNDLAGEN DER SINNANALYTISCHEN AUFSTELLUNG

Immer wieder kommen Menschen in meine Beratung und bitten mich voller Hoffnung, ein Wunder zu vollbringen: Kann eine Frau keine Kinder bekommen, wünscht sie sich nichts sehnlicher, als endlich schwanger zu werden. Sucht jemand schon seit Monaten verzweifelt nach einem passenden Job, hofft er, dass seine Bewerbungen endlich fruchten mögen. Manchmal ist es aber auch der Wunsch, einen geliebten Menschen, den man verloren hat, nach zahlreichen missglückten Therapieversuchen endlich loslassen zu können.

Tatsächlich kann ich den Menschen in den meisten Fällen helfen, zur Klärung ihres Anliegens beitragen und so ihre Not lindern. Doch was für meine Klienten darin als Wunder anmuten mag, ist im Grunde nicht mehr als die logische Konsequenz meiner Arbeit: Der Begriff „Wunder“ stammt aus dem Griechischen (thauma) und beschreibt ein erstaunliches und außergewöhnliches Ereignis, das wir uns mit unserem Verständnis von den Gesetzmäßigkeiten der Welt, der Natur, des Menschen sowie unserer Vorstellung von Raum und Zeit nicht erklären können. Vor dem Hintergrund eines neuzeitlichen (holistischen2) Weltbildes sind die positiven und auch plötzlichen Veränderungen im Leben meiner Klienten aber weder erstaunlich noch außergewöhnlich, denn wer die Spielregeln des Lebens kennt, der kann sein Leben selbst gestalten, mit dem eigenen Bewusstsein kreativ und zielorientiert arbeiten und das Leben in vollen Zügen genießen!

Ein bewährtes Verfahren bei der Klärung von Anliegen und der Lösung von Konflikten meiner Klienten stellen die Sinnanalytischen Aufstellungen (SAA) dar, die seit Jahren zu einem wichtigen Standbein der Heilenergetik geworden sind. Dabei handelt es sich um eine therapeutische Methode, die den Betroffenen dabei unterstützt, seine eigenen emotionalen Blockaden als Prägungen der Kindheit zu erkennen und die Zusammenhänge einer bestimmten Lebenssituation zu erforschen. Mithilfe dieser neu gewonnenen Wahrnehmungen und Informationen lassen sich dann die Leid verursachenden Blockaden und die damit einhergehenden negativen Gefühle lösen.

Seit über 20 Jahren praktiziere ich nun im Rahmen meiner Tätigkeit als Therapeutin erfolgreich die Sinnanalytischen Aufstellungen und bin immer wieder berührt, wie das Leben meiner Klienten auf diese Weise an Klarheit, Freude, Kraft und Leichtigkeit gewinnt.

Unser Leben ist mehr, als wir oft denken. Ich möchte deshalb den Lesern vor allem Anregungen geben, das ganze Spektrum der Möglichkeiten und Potenziale im eigenen Leben zu erkennen und zu nutzen – das heißt, nicht länger auf ein äußeres „Wunder“ zu warten. Denn das wirkliche Wunder kann jeder Mensch nur in sich selbst entdecken. Dieses Buch ist also für all diejenigen geschrieben, die keine Lust mehr haben, im Wartesaal ihres Lebens zu sitzen.

Wenn sich nichts mehr bewegt!

„Ich habe einfach keine Lust mehr, auf Wunder zu warten!“, antwortet eine verzweifelte Klientin auf die Frage, warum sie sich für eine SAA bei mir entschieden habe. Klara ist eine junge Frau, Mitte dreißig, schlank, gut aussehend und gebildet. Sie geht ihrem Beruf als kaufmännische Angestellte in einem großen Automobilkonzern gerne nach. Sie tanzt mit Leidenschaft Salsa, verbringt ihre Wochenenden am liebsten draußen in der Natur und hat ein gutes Verhältnis zu ihren Eltern. Und doch, eines fehlt in Klaras Leben: endlich ein fester Partner! Seit Jahren ist Klara Single und unglücklich darüber. Während ihre Freundinnen sich Gedanken über weiße Kleider und Tortenfüllungen machen, schleppt sich Klara nur von einem Date zum nächsten und erlebt statt romantischen Flirts einen Flop nach dem anderen. Auch der vielversprechende Matching-Algorithmus eines überteuerten Dating-Portals konnte daran bisher nichts ändern. Irgendwann bekommt sie schließlich von einer Bekannten die Empfehlung, eine Sinnanalytische Aufstellung in Anspruch zu nehmen, um ihrem Problem tiefer auf den Grund zu gehen, und so landet sie schließlich bei mir in der Praxis …

Im Rahmen meiner Tätigkeit treffe ich viele Menschen wie Klara. Bodenständige Menschen, die morgens zur Arbeit fahren, sich um Kinder und Angehörige kümmern und sich auf ihren Urlaub freuen. Menschen aller Altersgruppen und Gesellschaftsschichten. Ärzte, Bürokaufleute, Banker, Hausfrauen und Pfleger – alle mit kleinen und großen Sorgen und zahlreichen Lebensgeschichten im Gepäck. Manch einer kann einfach eine zerbrochene Liebe nicht überwinden, andere wiederum kommen, weil sie die ewigen Familienstreitereien schlichtweg nicht mehr aushalten. Viele leiden an Krankheiten, die trotz zahlreicher und auch modernster Therapieansätze und Heilverfahren einfach nicht in den Griff zu kriegen sind. Auch Paare finden den Weg schließlich zu mir, weil sie trotz bester organischer Voraussetzungen, allerlei Entspannungstechniken und Vitaminkuren sowie stundenlangen Prozeduren in diversen Babywunschkliniken einfach nicht schwanger werden. Getrieben schoben sich viele von ihnen von Therapeut zu Therapeut, Arzt zu Arzt, Heilpraktiker zu Heilpraktiker, von Seminar zu Seminar. Ganze Bibliotheken hatten sie verschlungen, um der Lösung ihres Themas näher zu kommen. Sie haben dem Chef die Meinung gesagt, Selbstliebe-Seminare besucht, Affirmationen auf Vergebungszeremonien gesprochen, vegan gelebt, sich beim Yoga verrenkt und das innere Kind gepäppelt.

„Und doch“, so resümiert Klara im Hamsterrad ihrer Problembewältigung, „egal was ich tue, es bewegt sich einfach nichts.“ Sie berichtet mir in unserem ersten Gespräch, dass sie das Gefühl hat, vor einer riesigen Wand zu stehen, die sie in all den letzten Jahren nicht zu überwinden wusste, die immer nur höher und massiver geworden zu sein schien. Klara ist traurig und wütend, aber vor allem eines: hilflos.

So wie Klara geht es vielen meiner Klienten. Neben der Trauer, der Wut und der Hilflosigkeit verspüren sie auch eine große Scham, dass es ihnen trotz professioneller Unterstützung bisher nicht gelungen ist, eine Lösung für ihr jeweiliges Problem zu finden. Insbesondere Männer tun sich damit sehr schwer; sie haben doch vom Kopf her verstanden, worum es geht, und verstehen nicht, warum sich trotzdem nichts ändert.

Was meine Klienten in diesen schmerzhaften Momenten noch nicht ahnen, ist, dass sie sich bereits am Anfang einer Reise befinden, die tatsächlich eine Lösung verspricht. Denn der Schmerz – ob seelisch oder körperlich – fordert sie auf, den eigenen Standort neu zu bestimmen und die bisherige Richtung im Leben zu hinterfragen. Er lädt sie ein, ihre eigene Komfortzone zu verlassen und die Grenzen des eigenen Horizontes zu erweitern. Er ermuntert sie, sich mit den eigenen Gefühlen und Themen auseinanderzusetzen. Der Schmerz in einer scheinbar ausweglosen Situation ist immer zugleich auch der Geburtsschmerz in eine neue Lebensphase. Darin liegt die Chance und die Herausforderung unseres menschlichen Daseins: Wollen wir das Leben annehmen oder verweigern wir uns dem Leben? Wollen wir uns weiterentwickeln und reifen oder verharren und leiden?

„Ich bin mittlerweile einer dieser klassischen Langzeitsingles geworden, bei denen es schlichtweg als normal angesehen wird, keinen Partner zu haben. Ob Abendessen, Kinobesuche oder sogar Hochzeiten: Meine Freunde sind es gewohnt, mich allein einzuladen. Oft frage ich mich, ob auf meiner Stirn steht: ‚Nein, ich brauche keinen Freund!‘ Es ist mir schleierhaft, warum ich einfach seit Jahren keinen Mann finde. Ob Dating-Portale, Single-Partys, Opfer von Verkupplungsaktionen, mutig im Club an jemanden rangepirscht oder ein komplettes Umstylen – ich habe wirklich alles versucht. Mittlerweile bin ich nicht nur mehr verzweifelt, sondern einfach resigniert. Ich habe die Hoffnung schon aufgegeben und überlege mir, wie mein Leben auch ohne Partner oder gar Familie langfristig aussehen kann. Aber irgendetwas in mir sagt mir doch, dass es auch einen passenden Deckel für mich geben muss!“

Klaras eindrückliche Beschreibung ihrer Situation macht deutlich, dass jede ihrer bisherigen Lösungsstrategien keinerlei Besserungen mit sich brachte. Jeder ihrer Lösungsstrategien liegt jedoch ihr individuelles Verständnis des Problems zugrunde: Auf welche Weise betrachtet sie ihre Situation und was hält sie – aus ihren bekannten Mustern heraus – überhaupt für eine Lösung? So glaubt Klara beispielsweise, dass ihr Single-Dasein sich darin gründet, dass sie nicht genügend Männer kennenlernt. Daher nimmt sie an verschiedenen Veranstaltungen teil und probiert auf unterschiedlichen Wegen, Männer anzusprechen, da sie davon ausgeht, dass dies ihre Chancen erhöhen würde, den Richtigen zu finden. Klara verändert ihren Kleidungsstil, da sie glaubt, nicht attraktiv genug für Männer zu sein. All diese Sichtweisen und Überzeugungen hat Klara im Laufe ihres Lebens von ihrer Umgebung gelernt: durch das Verhalten ihrer Mutter, in Gesprächen mit Freunden, beim Beobachten anderer Paare oder auch durch den Konsum von Beziehungsratgebern und Klatschzeitschriften.

Den Horizont erweitern

Der Betrachtung und Lösung der Probleme und Anliegen meiner Klienten lege ich grundsätzlich ein energetisches Welt- und Menschenbild zugrunde. Auf diese Weise gewinnen wir gemeinsam den Blick aus einer Vogelperspektive auf die Lebenszusammenhänge. Wir erweitern den Horizont, um die Sorgen und Nöte aus einer anderen Perspektive zu verstehen, um sie dann gemeinsam bearbeiten zu können. Dies mag für viele Menschen zunächst sehr befremdlich wirken, denn „Energetik“ ist den wenigsten ein geläufiger Begriff, und sie fragen sich, wie ihnen das denn helfen könnte. Dabei verkennen die meisten, dass sie in vielen Bereichen ihres Lebens bereits energetische Heil- und Lösungsverfahren ganz selbstverständlich anwenden, beispielsweise:

 Chinesische Medizin

 Homöopathie

 Feng Shui

 Kinesiologie

 Reiki

 Akupunktur

 Beten

Das Wissen um die Existenz und die Wirkungsweise energetischer Felder steht jedem Menschen zur Verfügung. Jeder kann zu diesem Wissen Zugang erlangen und es selbst zur positiven Gestaltung seines Lebens nutzen. In anderen Kulturen ist das Wissen um die energetischen Zusammenhänge sogar ein fester Bestandteil des täglichen Lebens, beispielsweise in weiten Teilen Asiens, Afrika und Südamerika. Im Laufe der westlich-christlichen Kulturgeschichte wurde dieses Wissen jedoch aus dem kollektiven Bewusstsein verdrängt und steht uns daher zur Lebensbewältigung, zur Erhaltung unserer Gesundheit, zur Klärung sozialer Angelegenheiten und persönlicher Anliegen nicht mehr zur Verfügung.

Die Art und Weise, wie wir im westlichen Kulturkreis die Zusammenhänge des Lebens betrachten – unser Weltbild –, schließt den energetischen Zugang zum Leben nicht mehr ein. Weltbilder sind der Versuch, sich – wie das Wort schon sagt – ein übersichtliches Bild von der Ordnung der Welt und des Lebens zu machen. Darin fassen wir grundlegende Fragestellungen und Annahmen zur Existenz der Schöpfung sowie der Stellung des Menschen innerhalb dieser Schöpfung zusammen:

 Was ist die Welt?

 Was ist Leben?

 Worauf ist Leben ausgerichtet?

 Was ist der Sinn des Lebens?

Unser heutiges Verständnis von der Welt und unser alltägliches Leben sind untrennbar mit dem heliozentrischen Weltbild verbunden, welches infolge der bahnbrechenden Forschungsarbeiten des polnischen Astronomen Nicolaus Kopernikus Mitte des 16. Jahrhunderts eingeleitet wurde: Der altgriechische Begriff ἥλιος (lateinisch: helios) bedeutet so viel wie Sonne; κέντρον (kentron) so viel wie Mittelpunkt. Kopernikus geht davon aus, dass nicht die Erde, sondern die Sonne das Zentrum im Kosmos ist, um welches sich die Planeten bewegen. Der italienische Mathematiker Galileo Galilei konnte mit seinen Beobachtungen der Jupitermonde mittels eines Fernrohrs die Arbeiten Kopernikus‘ letztendlich bestätigen: Die Erde selbst kreise um die Sonne!

Diese zunächst nur astronomischen Entdeckungen hatten aber auch bahnbrechende Folgen für die damalige gesellschaftliche Entwicklung. Bis zu diesem historischen Zeitkorridor gingen die Menschen fast 1500 Jahre lang davon aus, dass die Erde den Mittelpunkt des Universums darstellt (geozentrisches Weltbild). Aus diesem Bewusstsein heraus leitete auch die Kirche ihr Verständnis von Gott ab. Wie die Erde stand auch Gott im Zentrum des Lebens. Als Schöpfer alles Irdischen wachte und richtete er über Gut und Böse. Die Menschen begriffen ihr Leben als Prüfung ihres Glaubens, um nach dem Tod mit dem Segen ihres höchsten Richters in den Himmel zu gelangen. Mit der Etablierung der naturwissenschaftlichen Perspektive auf die Erde, aber auch infolge machtpolitischer Konflikte und Korruptionsvorfälle verlor die Kirche zunehmend an Deutungshoheit und Autorität innerhalb der Bevölkerung. Grundlegende Fragen des irdischen Daseins wurden daher neu aufgerollt und auf Basis naturwissenschaftlicher und metaphysischer Vorgehensweisen neu bestimmt. Die Zeit mystifizierender Erklärungsversuche war vorbei.

Der kritisch denkende Mensch, der sich Schritt für Schritt seine Welt mit der Fähigkeit des Denkens und des permanenten Überprüfens erschließt, wird zum Ideal der Neuzeit. „Cogito, ergo sum.“ – „Ich denke/zweifle, also bin ich.“ Der französische Philosoph René Descartes regt zu einer Form der Erkenntnisgewinnung an, die jenseits von Bewertungen und Urteilen vollzogen werden soll: Fragestellungen und Probleme sollte man in ihre Bestandteile aufteilen und diese Stück für Stück stets mit rationalem Blick erschließen. Diese Vorgehensweise entspricht auch dem Welt- und Menschenbild Descartes: den Menschen und das Leben selbst als mechanischen Apparat zu begreifen, welcher sich zum Verständnis in Einzelteile zerlegen lasse. Im Zeitgeist der Neuzeit entstand unter der Mitwirkung vieler weiterer Wissenschaftler, wie Kepler und Newton, auf diese Weise allmählich ein mechanisches Selbstverständnis von der Welt: eine Welt, die sich objektiv erschließen lässt und stets dem Prinzip von Ursache und Wirkung folgt.

Bis heute prägt uns das mechanische Weltbild in jedem Winkel unseres gesellschaftlichen und privaten Lebens. Es bestimmt unser Wirken in der Welt, unseren Umgang mit der Natur, die Beziehungen zu unseren Mitmenschen, aber auch eben die Art und Weise, wie wir unser Leben wahrnehmen und unsere Probleme lösen.

Weltbilder sind wie unsichtbare Brillen auf unseren Nasen, mit denen wir durch das Leben gehen, Gedanken entwickeln und Handlungsoptionen ausloten. Weltbilder geben einer ganzen Kultur Halt und Sicherheit, sie bilden die Grundlagen unseres Denkens, auf denen wir alle uns jederzeit gemeinsam mit anderen verständigen und über die wir uns – auch unausgesprochen – einig sind. Weltbilder lenken unseren Blick auf das Leben, auf uns selbst sowie auf unsere Sorgen, Nöte und Ängste.

Das rationale Weltbild

In meiner therapeutischen Arbeit stelle ich immer wieder fest, wie sehr gerade das rationale Weltbild dazu geführt hat, dass wir sowohl die komplexen gemeinsamen Herausforderungen unserer Zeit als auch die zahllosen Fragen unseres privaten Einzellebens nicht mehr in ihren Zusammenhängen, Abhängigkeiten und Wechselwirkungen begreifen. Stattdessen analysieren wir beispielsweise unser eigenes Leben bis zur Unkenntlichkeit und „doktern“ – isoliert vom großen Ganzen – an unseren Problemen herum, mal mit und mal ohne professionelle Hilfe. Beim Sezieren unseres Daseins und beim Freilegen unserer Probleme scheinen wir zwar Lunge, Herz und Gehirn ausfindig zu machen – die Seele aber bleibt uns meist verborgen. Was uns Menschen zur wirklichen Klärung unserer Anliegen aber fehlt, ist ein umfassendes Verständnis der Einbindung unseres Daseins in größeren Zusammenhängen und das Erkennen unserer Seelenstruktur, die uns als Individuen neben allen physischen und psychischen Aspekten wesentlich ausmacht. Wir fordern und fördern die intellektuelle Intelligenz und vergessen dabei vollkommen, dass die emotionale Intelligenz das Schmiermittel ist, dass das Leben sinnvoll macht – und lebenswert.

Was wir zusätzlich zum Verständnis der einzelnen Puzzleteile des Lebens brauchen, ist ein größeres (holistisches) Weltbild, dass es uns ermöglicht, den Wald „zwischen“ den Bäumen zu erkennen. Eine differenziertere Sichtweise, die es uns gestattet, die Stille „zwischen“ den Noten zu hören, und eine subtilere Wahrnehmung, um das Vertrauen als Schwingungsfeld zwischen zwei Personen spüren zu können. Erst wenn es uns gelingt, den „magischen“ Zwischenraum in allem Lebendigen zu erfahren, können wir unsere Welt in ihrem ganzen Wesen begreifen, unsere Probleme in ihrer vielschichtigen Komplexität verstehen und dafür Lösungen ausfindig machen, die weit über die bisher in unserer Vorstellung passenden und bekannten Möglichkeiten hinausgehen. Wir erleben sozusagen einen Paradigmenwechsel.

Mit dem energetischen Menschenbild und der Arbeit der Sinnanalytischen Aufstellung habe ich eine tiefere Wahrheitsebene erschlossen, um jenen Zwischenraum betreten und erkunden zu können. Wenn das Wissen über die energetischen Zusammenhänge des Lebens aktiviert wird, entsteht ein höheres Bewusstsein, das einerseits ein genaueres Verständnis von Problemen und Leiden zur Folge hat und andererseits kreative, intuitive und wirksame Lösungsansätze hervorbringt. Dadurch verringert sich die Belastung im Alltag und es wird endlich Kraft und Lebensfreude dazugewonnen. Hierfür braucht man weder Wässerchen oder Mittelchen, weder Meistergrad noch Yogamatte. Die Übungen, Techniken und Methoden, die ich in diesem Buch sowie in meinen Seminaren und Beratungen vermittle, können grundsätzlich von jedermann erlernt sowie zu jedem Zeitpunkt und ohne weitere Hilfsmittel angewendet werden. Was es aber ganz sicher braucht – wie bei allen Verwandlungsprozessen sind Mut und Entdeckergeist, über den eigenen Tellerrand zu blicken und das eigene Bewusstsein für neue Wege zu öffnen.

Manche Denkansätze fordern dich vielleicht heraus und manche Übungen mögen ungewöhnlich auf dich wirken. Lass dich hiervon nicht beirren, denn selbst Einstein wusste schon: „Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und zu hoffen, dass sich etwas ändert.“ Statt auf ein Wunder zu warten, lade ich dich deshalb vielmehr zum Wundern und Staunen ein: Lies mit wachen Augen, begegne neuen Erfahrungen mit offenem Herzen und finde deine eigene Wahrheit über dein persönliches Glück in allen Lebensbereichen.

Die Lebensphilosophie der Heilenergetik begreiftden Menschen als energetisches Wesen.

Das energetische Weltbild

Die den Menschen durchdringende Energie manifestiert sich in ihrer langsamsten Schwingungsfrequenz als materieller Körper, den wir sinnlich erfahren können. Die schneller schwingenden Frequenzbereiche bilden dagegen das den physischen Körper umgebende energetische Feld: den subtilen Körper. Im energetischen Feld des Menschen wirken zwei Energiearten ineinander verwoben: die kosmische Energie und die Erd-Energie. Beide Energiearten schwingen entgegengesetzt und verbinden sich im menschlichen Energiefeld zu einem vieldimensionalen Schwingungskörper. Dieser Schwingungskörper durchdringt und umgibt den Menschen. Er schwingt rhythmisch vom Zentrum des Herzens nach außen und wieder zurück und kann je nach Lebenskraft einer Person unterschiedlich weit reichen.

Die Energiearten

 Die Erd-Energie verbindet den Menschen mit allen irdischen Abläufen. Dazu zählen neben der Schwerkraft auch die Einflüsse von Sonne, Mond und Witterung. Die Erd-Energie ermöglicht dem Menschen ein unbewusstes Grundverständnis von Wachstum, Entwicklung und Vergänglichkeit sowie für das Miteinander von Mensch, Tier und Materie.

 Die kosmische Energie verbindet den Menschen mit seinem spirituellen Wesenskern und der geistigen Welt. Sie gestattet es dem Menschen, gemäß seinen persönlichen Aufgaben, dem Sinn und Ziel in seinem Leben zu agieren.