Sinnovate Your Life - Martin Schwemmle - E-Book

Sinnovate Your Life E-Book

Martin Schwemmle

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Beschreibung

Stehst du vor einer wichtigen Entscheidung? Fragst du dich, ob dich dein Alltag oder dein Beruf wirklich erfüllen? Suchst du neue Wege in deinem Leben? Dann bist du hier genau richtig! Sinn im Leben zu finden, ist kein Zufall. Er lässt sich entwickeln durch einen innovativen Prozess, den du selbst in der Hand hast. Die Sinnovation®-Methode zeigt dir, wie du in fünf konkreten Schritten dein Leben in kurzer Zeit tiefgreifend und nachhaltig veränderst. Dieses Buch vereint wissenschaftliches Hintergrundwissen und praktische Werkzeuge. Es verknüpft Neurowissenschaft, Positive Psychologie und empirische Sinnforschung mit systemischem Coaching und agilen und kreativen Innovationsmethoden wie Design Thinking und Prototyping. Zahlreiche praktische Übungen und Beispiele, konkrete Tipps aus unseren Workshops und über 20 Vorlagen zum kostenlosen Download bringen dich direkt ins Handeln. Wenn du ein Leben und eine Karriere mit Erfüllung suchst, nutze jetzt die Sinnovation®-Methode in diesem Buch.

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Seitenzahl: 280

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Über das Buch

Sinnovate Your Life und Sinnovation sind eingetragene Marken und rechtlich geschützt. Die Sinnovation-Methode, sämtliche Übungen, Vorlagen, Downloads und Inhalte dieses Buchs sind nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt. Sie dürfen – auch in Auszügen – nicht gewerblich genutzt werden. Mit der Sinnovation-Methode zu arbeiten, ist ausschließlich von der Sinnovation Academy lizenzierten Coaches gestattet.

MARTIN SCHWEMMLE KLAUDIA THAL

SINNOVATE YOUR LIFE

MIT METHODE ZU MEHR SINN IM LEBEN

CAMPUS VERLAG FRANKFURT/NEW YORK

FÜR DIE MENSCHEN, DIE UNS SINN IM LEBEN GEBEN.

SIE WISSEN SCHON, WARUM.

Inhalt

Intro: Herzlich willkommen bei Sinnovate Your Life

ÜBUNG 1Sinnovation-Motivation

Teil 1: Sinn und InnovationGrundlagen für ein gelingendes Leben

Kapitel 1: Sinn – Fundament für ein gelingendes Leben

Bedeutung – Warum ist Sinn im Leben wichtig?

Wirkung – Welche Auswirkungen hat mehr Sinn?

ÜBUNG 2Sinnovation-Sinnspektor

EXECUTIVE SUMMARY     Sinn

Kapitel 2: Innovation – Prozess für eines gelingendes Leben

Haltung – Welche Einstellung brauche ich?

Prinzipien – Auf welche Regeln kann ich achten?

Prozess – Wie komme ich ins Handeln?

ÜBUNG 3Sinnovation-Innospektor

EXECUTIVE SUMMARY     Innovation

Teil 2: Die Sinnovation-MethodeIn fünf Schritten zu mehr Sinn im Leben

Kapitel 1: Wer bin ich? – Lerne dich kennen

Werte, Glaubenssätze, Stärken – Was ist mir wichtig?

ÜBUNG 4Sinnovation-Kompass

Emotionen, Intuition, Wünsche – Was sagt mein Herz?

ÜBUNG 5Sinnovation-Meditation

Aktivitäten, Energie, Flow – Was tue ich?

ÜBUNG 6Sinnovation-Tagebuch

EXECUTIVE SUMMARY     Wer bin ich?

Kapitel 2: Wo fange ich an? – Finde heraus, worum es wirklich geht

Stimmigkeit und Kontinuität – Was passt zusammen?

ÜBUNG 7Sinnovation-Board

Neue Perspektiven einnehmen – Was sehe ich?

ÜBUNG 8Sinnovation-Reframe

Einen Startpunkt finden – Wie geht’s los?

ÜBUNG 9Sinnovation-Startpunkt

EXECUTIVE SUMMARY     Wo fange ich an?

Kapitel 3: Was kann ich tun? – Entwickle und entdecke neue Optionen

Kreativitätstechniken nutzen – Wie entwickle ich Ideen?

Die Betrachtungsweise ändern – Wie entdecke ich Ideen?

Die Heldenreise – Wie entwerfe ich gute Optionen für mein Leben?

ÜBUNG 10Sinnovation-Heldenreise

EXECUTIVE SUMMARY     Was kann ich tun?

Kapitel 4: Wie treffe ich gute Entscheidungen? – Bewerte mit allen Sinnen

Mit allen Sinnen bewerten: Welche Kriterien nutze ich?

ÜBUNG 11Sinnovation-Assessment

Prototyping – Wie kann ich Optionen prüfen?

ÜBUNG 12Sinnovation-Modell

ÜBUNG 13Sinnovation-Setcard

ÜBUNG 14Sinnovation-Erlebnis

Entscheiden und Loslassen – Wie treffe ich eine gute Wahl?

ÜBUNG 15Sinnovation-Entscheidung

EXECUTIVE SUMMARY     Wie treffe ich gute Entscheidungen?

Kapitel 5: Wie bleibe ich dran? Verankere Sinn in deinem Alltag

Plan – Wie setze ich meine Ziele um?

ÜBUNG 16Sinnovation-Action-Plan

Gewohnheiten – Wie schaffe ich Routinen?

ÜBUNG 17Sinnovation-Habit-Builder

Story – Wie erzähle ich meine Geschichte?

ÜBUNG 18Sinnovation-Pitch

EXECUTIVE SUMMARY     Wie bleibe ich dran?

Teil 3: Keep SinnovatingStrategien für dauerhafte Zufriedenheit

Kapitel 1: Sinn und Krise – Sinnovation in verschiedenen Lebensphasen

Definition – Wie kommt es zu Sinnkrisen?

Lebensphasen – Wann trifft uns eine Sinnkrise?

Lösung – Welche Chancen liegen in der Sinnkrise?

Kapitel 2: Toolbox – Sinnovation für jeden Tag

Sinnovation-Check – Wie kommt Sinnovation in meinen Alltag?

ÜBUNG 19Sinnovation-Jahrescheck

ÜBUNG 20Sinnovation-Monatscheck

ÜBUNG 21Sinnovation-Wochencheck

Kapitel 3: Community – Wo finde ich Unterstützung?

EXECUTIVE SUMMARY     Keep Sinnovating

Keep Sinnovating

Über uns

Danke

Anmerkungen, Quellen, Abbildungen

Zur Orientierung

SCHNELLSTARTGelbe Kästen im Text enthalten kurze Reflexionsfragen und Aufgaben, die dich direkt und spielerisch ins Thema bringen.

ÜBUNGENDie gelben Seiten sind am Ende jedes Kapitels. Sie funktionieren wie ein Workbook. Hier findest du die Sinnovation-Übungen mit Anleitung und einem Beispiel. Du kannst alle Vorlagen für den persönlichen Gebrauch kostenlos herunterladen – mit dem QR-Code unter jeder Übung oder auf: www.sinnovateyourlife.com/downloads.

AUF EINEN BLICKJeder Abschnitt endet mit einem blauen Kasten, in dem die wichtigsten Begriffe noch einmal kurz erklärt werden.

EXECUTIVE SUMMARYAm Ende eines Kapitels findest du eine Zusammenfassung der wichtigsten Inhalte auf einer blauen Seite.

INTROHerzlich willkommenbei Sinnovate Your Life

Wie geht es dir heute? Wie zufrieden bist du, alles in allem, gerade mit deinem Leben? Die Wissenschaft sagt: Wir sind zufrieden, wenn unser Ist-Leben unserem Soll-Leben entspricht. Dann fühlen wir uns erfüllt und ausgeglichen und schauen positiv auf unser Leben. Es kann genauso weitergehen, und es gibt keinen Anlass, etwas zu verändern. Kannst du das gerade auch von deinem Leben sagen?

Zufriedenheitsskala

Wie zufrieden bist du gerade mit deinem Leben?

Hast du dein Kreuz eher auf der linken Seite der Skala gemacht, laufen die Dinge vielleicht gerade nicht so, wie du es dir wünschst. Herzlichen Glückwunsch, dann bist du in guter Gesellschaft. 70 Prozent aller Menschen in Deutschland fragen sich zumindest manchmal, ob das, was sie so treiben, auch Sinn macht. Und was sie brauchen, um wieder zufriedener zu sein mit ihrem Leben. Ist dein Kreuz weiter rechts auf der Skala, geht es dir offensichtlich richtig gut. Weißt du, woran das liegt? Und wie du sicherstellst, dass das in Zukunft auch so bleibt?

Egal, wo du dich platziert hast – es gibt etwas zu tun! Sinn ist kein Zufall, sagt die Forschung. Er geht Hand in Hand mit unserer Lebenszufriedenheit und braucht dauerhaft unsere Aufmerksamkeit und unseren Einsatz. Und doch kommt uns der Sinn mehr und mehr abhanden. Warum?

Umdenken – Von der Leistungs- zur Sinngesellschaft

Wir leben in einer Zeit, die sich ständig verändert und instabiler zu werden scheint. Die sogenannte VUCA-Welt ist volatil, unsicher, komplex und mehrdeutig. Spätestens seit der Covid-Pandemie und mit jedem neuen KI-Tool spüren wir das auch in unserem eigenen Leben: die zunehmende Unsicherheit über unsere Karrierechancen und die mangelnde Planbarkeit und Vorhersehbarkeit unserer privaten und beruflichen Zukunft. Wir gehen durch immer dichteren Nebel und haben dabei immer weniger Orientierung. Wir fragen uns zunehmend: Wer bin ich eigentlich in dieser Welt und wo geht die Reise hin? Was gibt meinem Leben Sinn?

Hieß es in der Bibel noch »Ich bin, der ich bin«, galt in der marktwirtschaftlich geprägten Leistungsgesellschaft das Mantra »Ich leiste, also bin ich«. Ständig strebten wir nach weiteren, ferneren und höheren Zielen. Häufig, ohne deren Wert zu hinterfragen. Auf diese Weise haben wir zwar den wirtschaftlichen Aufschwung ermöglicht, aber auch das Weltklima aus den Angeln gehoben. Und unser eigenes Leben.

Wir haben unser Hamsterrad optimiert und treten immer effizienter auf der Stelle. In Ländern mit mittlerem bis hohem Einkommen stehen Depressionen an erster Stelle der Krankschreibungen. 55 Prozent der Deutschen sind mit ihrem Arbeitsplatz unzufrieden. Und fast jede:r Dritte ist nach eigener Aussage von einem Burnout betroffen. Warum machen wir also weiter wie bisher, wenn uns das nicht guttut? Vielleicht ist es Zeit, unsere Ziele zu überdenken.

Wir müssen uns individuell wie gesellschaftlich die Sinnfrage (neu) stellen und klären, wie und wofür wir in Zukunft leben wollen. Und wirksame Methoden entwickeln, um das umzusetzen. Die gute Nachricht: Wir alle haben die Fähigkeiten, die wir dazu brauchen. Wir müssen sie nur (wieder-)entdecken und nutzen. Und akzeptieren, dass wir uns um den Sinn und die Zufriedenheit in unserem Leben genauso kümmern sollten wie um eine gesunde Ernährung, ausreichend Sport oder das Projektmanagement im Job. Sinn ist das, was Aristoteles »das gute Leben« nannte. Sinn gibt uns Zuversicht und Orientierung und hilft uns, leichter in der heutigen Welt zu navigieren. Sinn macht uns gesünder und stressresistenter in Krisen. Sogar unser Sterblichkeitsrisiko sinkt statistisch gesehen um 23 Prozent, wenn wir mehr Sinn im Leben spüren.

Umsetzen – Innovative Lösungen finden

Wie kommen wir zu mehr Sinn im Leben? Der Psychiater Viktor Frankl meint: »Am Anfang war der Sinn, und siehe, der Sinn war die Tat.« In unseren Worten heißt das: Wir brauchen neue Ideen für mehr Sinn in unserem Leben. Und den Mut, sie konsequent umzusetzen. Das erfordert Kreativität, die richtige Haltung und passende Instrumente. Kurz gesagt: eine Sinn-Innovation.

Die meisten von uns kennen den Begriff Innovation aus dem Berufsalltag. Gemeint ist damit die Entwicklung und Umsetzung neuer Ideen oder gar ganzer Unternehmensstrategien mithilfe eines strukturierten Prozesses und agiler Methoden wie etwa Design Thinking. Wir selbst nutzen, lehren und erforschen das Innovations-Handwerk als Coach:in, Berater:in und Dozent:in seit vielen Jahren. Und gestalten damit die erfolgreiche Transformation von Organisationen, Teams und Führungspersönlichkeiten. Wir wissen, wie gut und effektiv diese Methoden und ihre zugehörige Haltung funktionieren, um nachhaltig Veränderungen zu bewirken. Warum also nicht genau diese Kraft der Innovation für die erfolgreiche Veränderung und Entwicklung des eigenen Lebens nutzen?

In der Sinnovation®-Methode bringen wir beides zusammen: Sinn und Innovation. Haltung und Methode. Wir möchten dich ermutigen, Sinn zum Kompass deines Lebens zu machen. Wir versorgen dich mit jeder Menge Hintergrundwissen und wissenschaftlichen Erkenntnissen. Und wir zeigen dir, wie du dein eigenes Leben mit einem innovativen und strukturierten Prozess sinnstiftend gestaltest. Dafür nutzen wir die effektivsten Werkzeuge und die neuesten Erkenntnisse aus Innovationsforschung und Innovationsmanagement, Positiver Psychologie, Coaching und Philosophie – in einer einzigen Methode. Das ist Sinnovation. Tool, Theorie und Lametta. Damit bringst du in fünf Schritten mehr Sinn in dein Leben.

Wir teilen die besten Tipps und Tricks aus unseren Sinnovation-Workshops und die Erfahrungen unserer Teilnehmer:innen mit dir. Das heißt: Die Beispiele in diesem Buch sind von realen Personen und Begebenheiten in unseren Coachings inspiriert. Wir haben sie zur Wahrung der Persönlichkeitsrechte und Anonymität verfremdet.

Die Sinnovation®-Methode

In fünf Schritten zu mehr Sinn im Leben

Umblättern – Wie du dieses Buch am besten nutzt

Ein paar Anmerkungen, bevor es losgeht: Inklusion und Diversität sind uns ein großes Anliegen. Das versuchen wir durch eine inklusive Sprache in diesem Buch zum Ausdruck zu bringen. In manchen Fällen haben wir aus Gründen der besseren Lesbarkeit auf gendergerechte Formulierungen verzichtet und das generische Maskulin genutzt. Das bezieht sich gleichermaßen auf männliche, weibliche und andere Geschlechtsidentitäten. Wir bitten, das nicht als Respektlosigkeit, sondern als pragmatische Lösung zu verstehen.

Wir haben uns entschlossen, dich in diesem Buch zu duzen. So halten wir es auch in unseren Workshops. Warum? Die direkte Ansprache schafft eine größere Nähe und du kommst schneller ins Thema.

Die Nutzung der Sinnovation-Methode geschieht auf eigene Verantwortung und ersetzt nicht eine ärztliche oder therapeutische Behandlung. Bei körperlichen oder psychischen gesundheitlichen Problemen konsultiere bitte eine Ärztin oder einen Psychotherapeuten.

Du kannst das Buch auf verschiedene Arten nutzen:

Du beginnst von vorne und tauchst in Teil 1 zunächst in Theorie und Hintergrundwissen zu Sinn und Innovation ein.

Du legst in Teil 2 direkt mit der Sinnovation-Methode los. Fünf Kapitel für die fünf Schritte. Mit Theorie, Tools, Beispielen und Schnellstart-Übungen.

Du nimmst den

Fast Track

und gehst direkt zu den gelben Seiten. Hier findest du die Sinnovation-Übungen, jeweils mit Anleitung und einem durchgehenden Beispiel von Paul, einem unserer Teilnehmer. Du kannst alle Übungen für den persönlichen Gebrauch kostenlos herunterladen:

www.sinnovateyourlife.com/downloads

.

In Teil 3 erfährst du, wie du wiederkehrende Sinnkrisen im Leben meistern kannst, und bekommst eine Toolbox an die Hand, die dir hilft, Sinnovation im Alltag zu verankern.

Bei Rückmeldungen oder Fragen zum Buch freuen wir uns über deine E-Mail an [email protected]. Genug der Vorrede. Es ist Zeit anzufangen – Time to Sinnovate!

ÜBUNG 1 Sinnovation-Motivation

Warum diese Übung?

Wer Antworten haben will, muss Fragen stellen. Was ist deine persönliche Motivation, dich mit dem Sinn im Leben zu beschäftigen? Was möchtest du mit diesem Buch erreichen? Kläre als Erstes diese grundlegenden Fragen. Wenn du weißt, was deine Motivation ist, wirst du fokussierter und deine Lösungen werden besser. Deine Motivation zu kennen, gibt dir Orientierung beim Lesen und hilft dir, dranzubleiben. Und auch um am Ende beurteilen zu können, ob sich die Sinnovation-Reise für dich gelohnt hat, solltest du zuvor geklärt haben, was dein Anliegen ist.

So geht’s!

Beantworte die beiden Leitfragen auf der Vorlage (rechts).

Tipps und Tricks aus unseren Workshops

WER SCHREIBT, DER BLEIBT. Schreiben fokussiert und hilft dir, über bestimmte Dinge Klarheit zu erlangen. Ob auf Papier oder digital, ist unerheblich.

DOKUMENTIEREN. Um auf deiner Sinnovation-Reise nicht die Übersicht zu verlieren, notiere dir laufend deine Gedanken, Fragen und Ideen. So kannst du darauf zurückkommen und die Entwicklung deiner Gedanken besser nachvollziehen.

ANFANGEN. Die erste Übung ist immer eine kleine Überwindung. Das wissen wir von Teilnehmer:innen unserer Workshops und aus eigener Erfahrung. Gib dir einen Ruck und fang einfach an. Wir versprechen dir, es wird Spaß machen!

Sinnovation-Motivation

Mein Ziel ist es …

Warum bist du wirklich hier?

Ich frage mich, ob …

Was möchtest du in deinem Leben gern verändern?

Übung zum Download: www.sinnovateyourlife.com/downloads

1SINN UND INNOVATION GRUNDLAGEN FÜR EIN GELINGENDES LEBEN

GRUNDLAGEN FÜR EIN GELINGENDES LEBEN

Sinn

Innovation

KAPITEL 1Sinn Fundament für ein gelingendes Leben

Es ist bereits später Vormittag, als der ältere Mann den jungen Psychiater in dessen Praxis in der Wiener Altstadt aufsucht. Bereits vor einem Jahr war die Frau des Mannes verstorben. Über den Verlust kommt er bis heute nicht hinweg. Der Sinn im Leben kam ihm abhanden, und er ist schwer deprimiert. Der Psychiater fragt den Mann: »Haben Sie sich überlegt, was geschehen wäre, wenn Sie vor Ihrer Frau gestorben wären?« »Nicht auszudenken!«, antwortet der Mann. »Meine Frau wäre verzweifelt gewesen.« »Sehen Sie«, sagt der Therapeut, »dies ist Ihrer Frau erspart geblieben. Und Sie haben es ihr erspart!«

Der österreichische Neurologe und Psychiater Viktor Frankl erzählt an diesem Beispiel aus seiner Arbeit, wie Sinn hilft, auch mit schwierigen Situationen im Leben umzugehen. Dem Patienten ging es nach diesem Gespräch sofort besser. Er trauerte zwar weiterhin um seine Partnerin, aber das Leiden bekam für ihn jetzt einen gewissen Sinn. Und die neue Perspektive gab ihm wieder Kraft. Dieses Beispiel zeigt: Mehr Sinn im Leben ist immer, sogar in schwierigen Situationen, möglich!

Der Psychiater Frankl wusste, wovon er sprach. Als Einziger aus seiner Familie überlebte er vier Konzentrationslager. Anschließend widmete er sein Berufsleben der Frage, was der Mensch braucht, um trotz mancher persönlichen Krisen ein gutes und erfülltes Leben zu führen. Frankls Studien zeigen: Wohlbefinden und Zufriedenheit sind eng mit dem Gefühl von Sinnhaftigkeit verbunden. Denn, so Frankl, der Mensch will nicht glücklich sein, sondern einen Grund haben zum Glücklichsein. Sieht er einen Sinn in seiner Existenz, kann er unter allen Umständen »Ja« zum Leben sagen. Findet er dagegen keinen Sinn, macht ihn das über kurz oder lang psychisch und physisch krank. Frankls Arbeit begründete die sinnzentrierte Psychotherapie, auch Logotherapie genannt. Genau wie Frankl sind wir davon überzeugt, dass wir Sinn in unserem Leben finden müssen, um ein gelingendes und glückliches Leben zu führen.

Bausteine für Sinn

Was braucht es dafür? Zunächst eine bestimmte Haltung. Im Beispiel oben war die Frau des Mannes tot. Daran konnte Viktor Frankl nichts ändern. Was er aber beeinflussen konnte, war die Haltung seines Klienten. Der konnte nun sein Schicksal annehmen und konstruktiv damit umgehen. Frankl nennt das den »Willen zum Sinn«. Was heißt das? Der erste Schritt zu mehr Sinn im Leben besteht darin, Sinn auch erleben zu wollen und Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen, Hauptdarsteller:in, nicht Statist:in im eigenen Leben zu sein. Sich nicht zu fragen: »Was hast du, Leben, mir noch zu bieten?« Sondern Antworten zu finden auf die Frage: »Was erwartet das Leben von mir?«

Neben der Haltung braucht es auch Handlung für mehr Sinn im Leben. Das heißt, aktiv werden und das Leben in die Hand nehmen. Denn: Wenn sich etwas verändern soll, müssen wir das verändern. Auch der Witwer handelte und begann nach und nach wieder aktiv am Leben teilzunehmen. Dafür braucht es ein wenig Mut zur Individualität. Denn Sinn ist eine ganz und gar subjektive Angelegenheit. Er hängt ab von unseren individuellen Werten, Wünschen und Persönlichkeiten. Was für Partner:in, Kolleg:in oder Freund:in sinnvoll ist, muss noch lange nicht für uns die richtige Lösung sein.

Eine Sache ist uns noch wichtig: Die Frage nach Sinn im Leben unterscheidet sich grundsätzlich von der Frage nach dem Sinn des Lebens.

Sinn im Leben versus Sinn des Lebens

Sinn im Leben

Sinn des Lebens

Erklärung

Begründung

Ursache

Zweck

Wissenschaft

Religion & Weltanschauung

Fragen wir nach dem Sinn des Lebens, geht es um den Zweck, der unserer Existenz vorausgeht. Wir fragen dann nach einer Absicht, die hinter unserem Leben steht. Und müssten dann klären, wo diese Absicht herkommt und wer oder was diese Absicht hat. Das macht die Frage nach dem Sinn des Lebens zu einer weltanschaulichen oder spirituellen Frage. Darum geht es uns bei Sinnovation nicht. Wir wollen die Frage nach dem Sinn im Leben beantworten. Wir wollen Ursachen verstehen und Erklärungen finden. Was gibt Sinn? Wie kommt man dorthin? Uns beschäftigt, wie Menschen ihrem Leben Sinn geben und was es dafür braucht. Damit bewegen wir uns in der Welt der Wissenschaft und Praxis.

◼   Was bedeutet Sinn im Leben? Und welche Auswirkungen hat er? Damit beschäftigen wir uns in den nächsten beiden Kapiteln.

BedeutungWarum ist Sinn im Leben wichtig?

Philosoph:innen, Ärzt:innen, Wissenschaftler:innen – Menschen aus den verschiedensten Disziplinen haben sich über die Jahrhunderte mit dem Sinn beschäftigt. Bei aller Unterschiedlichkeit eint die verschiedenen Konzepte die Freiheit und Selbstverantwortung, die sie uns für unsere eigene Sinnfindung zuschreiben. Also nicht die Umstände, das Glück und der Lottogewinn bestimmen, ob unser Leben gelingt. Sondern welchen Sinn wir ihm geben und was wir konkret dafür tun. Aber der Reihe nach.

Schon vor mehr als 2.000 Jahren befasste sich der Philosoph Aristoteles mit Glück und Sinnhaftigkeit. Ihm zufolge besteht der Sinn im Leben darin, »eudaimonia« (εὐδαιμονία) zu erreichen. Das lässt sich ungefähr mit Glückseligkeit oder Wohlergehen übersetzen. Eudaimonia ist ein Zustand, in dem man keinen Mangel verspürt und mit sich und seiner Situation vollkommen im Reinen ist. So definieren heute Psycholog:innen auch den Zustand der Zufriedenheit. Die eudaimonia ist nicht Mittel zum Zweck, sondern das eigentliche Ziel, nach dem wir streben sollten. Glückseligkeit erreichen wir, indem wir ein sogenanntes gutes Leben führen. Das bedeutet, gut zu sein und zu handeln. Im Einklang mit unseren Werten zu leben und auch das Wohl der anderen im Blick zu haben.

Die psychologische Forschung beschäftigt sich seit Mitte des 20. Jahrhunderts mit der Frage, was das Leben lebenswert macht und welche Faktoren es dazu braucht. So etwa der amerikanische Psychologe und Verhaltensforscher Abraham Maslow in den 1950er Jahren. Nach seinem Verständnis sind wir Menschen Wesen mit komplexen Bedürfnissen. Ist unser existenzielles Verlangen nach Essen, Schlafen und Sicherheit befriedigt, streben wir nach Wachstum, Selbstverwirklichung und Transzendenz. Wir haben demnach ein angeborenes Bedürfnis, unser Potenzial zu entfalten und unserem Leben einen Sinn zu geben. Befriedigen wir unsere Bedürfnisse nicht, kann das massive psychische Auswirkungen haben. Maslows Bedürfnispyramide unterteilt menschliche Bedürfnisse in fünf, später in acht Kategorien. Ganz oben steht die Transzendenz, das Streben nach einem tieferen Sinn und Bedeutung im Leben.

Die Bedürfnispyramide

Acht Kategorien nach Abraham Maslow

1998 verankerte Martin Seligman, Präsident der Vereinigung amerikanischer Psycholog:innen, Sinn im Leben endgültig als Thema in der Psychologie. In seiner Antrittsrede forderte er dazu auf, sich weniger auf die Behandlung von Defiziten zu konzentrieren und stattdessen den Fokus darauf zu legen, was Menschen für ein gelingendes Leben brauchen. Damit begründete er einen Paradigmenwechsel. Sein Konzept des »Flourishing« (Aufblühen) beschreibt den Prozess des persönlichen Wachstums und die Art und Weise, die eigene Entwicklung positiv zu erleben und zu gestalten. Laut Seligman gelingt uns das am besten, wenn wir fünf Dinge – auch bekannt als PERMA – beherzigen: Wir müssen positive Emotionen verspüren, die eigenen Stärken nutzen, gesunde Beziehungen leben, Sinn spüren in dem, was wir tun, und uns als selbstwirksam erleben. Aus dem Konzept des Flourishing entwickelte sich in den Folgejahren die Positive Psychologie, die Wissenschaft des gelungenen Lebens und Arbeitens. Oder auf Englisch: »the science of what goes right in life«. Sie unterstützt beim Aufblühen, definiert das psychische Wohlbefinden erstmals als eine eigene Dimension und bildet eine ideale Grundlage für Veränderungsprozesse.

PERMA: Das Flourishing-Konzept

Die fünf Elemente für persönliches Wachstum

Positive Emotionspositive Emotionen spüren

EngagementStärken nutzen, Flow erleben

RelationshipsBeziehungen aufbauen und halten

MeaningSinn und Bedeutsamkeit spüren

AccomplishmentSelbstwirksamkeit erleben

Dass Flourishing wichtig ist, zeigte eine Untersuchung von rund 3.000 Personen im Jahr 1995 in den USA. Danach waren gerade einmal 17,2 Prozent der Befragten in einem Zustand des Aufblühens und des persönlichen Wachstums. In einer jüngeren, repräsentativen Studie in den Niederlanden, deren Daten zwischen 2010 und 2012 erhoben wurden, waren es immerhin 36,5 Prozent. Aber auch das ist nur jede:r Dritte. Es besteht also noch genug Luft nach oben.

In den letzten Jahren entwickelte sich die empirische Sinnforschung. Sie untersucht die Frage, aus welchen Quellen wir Sinn schöpfen, was uns Kraft gibt, wachsen lässt und einen positiven Blick auf das Leben ermöglicht. Die Forscherin Tatjana Schnell identifizierte vier Bereiche, die Menschen besonders viel Sinn geben: Kohärenz, Bedeutsamkeit, Orientierung und Zugehörigkeit.

Bereich 1: Kohärenz

Kohärenz bedeutet, das eigene Leben als stimmig und schlüssig wahrzunehmen. Die einzelnen Komponenten passen zusammen und ergeben ein harmonisches Ganzes. Kohärenz entsteht, wenn wir getreu unserer Werte, Wünsche und Stärken leben und unsere Zeit mit den Dingen verbringen, die uns wichtig sind. Es gibt zwei Formen von Kohärenz: Horizontal, wenn unsere Werte zueinanderpassen. Vertikal, wenn unsere Werte zu unserem Handeln passen. In beiden Fällen kann es zu Konflikten kommen, dann ist unser Gefühl von Kohärenz gestört. Wir spüren dann eine Art innere Spannung oder gar Zerrissenheit.

Bereich 2: Bedeutsamkeit

Bedeutsamkeit gibt uns ein Gefühl von Selbstwirksamkeit und Resonanz. Wir spüren, dass unser Handeln Wirkung zeigt, und sehen dies auch bestätigt durch die Reaktionen unserer Umwelt. Selbstwirksamkeit bedeutet, dass wir das Gefühl haben, aus eigener Kraft Dinge bewirken und auch schwierige Situationen meistern zu können. Resonanz weist auf die Rolle anderer hin. So wie Instrumente einen Resonanzraum brauchen, um ihren vollen Klang zu entfalten, brauchen wir andere Menschen als Resonanzraum, um unsere eigene Bedeutung zu verstehen. Unserer Bedeutsamkeit kommen wir auf die Spur, wenn wir uns zum Beispiel fragen, welche positiven Auswirkungen unser Handeln auf andere hat. Oder was andere von uns erinnern werden.

Bereich 3: Orientierung

Orientierung ist wie ein Kompass für unser Leben. Sie hilft uns auch in unübersichtlichen Zeiten, nicht vom Weg abzukommen. Wir treiben nicht wie ein Boot im Sturm umher, sondern haben eine gewisse Richtung, der wir folgen. Ein Teil unserer Orientierung ist unser Wertefundament, auf das wir unser Handeln stützen. Wir haben Entscheidungskriterien an der Hand, mit denen wir souverän reagieren und handeln können. Menschen mit Orientierung können also beherzt »Nein« zu Dingen im Leben sagen, weil sie wissen, was zu ihnen und ihrem Leben passt und was nicht. Tanzen wir auf zu vielen Hochzeiten gleichzeitig, kann das ein Zeichen mangelnder Orientierung sein.

Bereich 4: Zugehörigkeit

Zugehörigkeit spüren wir, wenn wir einen Platz auf der Welt haben. Dieser Platz wird vor allem durch die tragfähigen Beziehungen zu anderen Menschen definiert. Neben zwischenmenschlichen Beziehungen gibt es noch weitere Dinge, um Zugehörigkeit zu spüren. Zum Beispiel, etwas Gemeinsames zu haben – die Teilhabe an einem gemeinsamen Ziel, einer Idee oder einer spirituellen Überzeugung. Das kann die Mitgliedschaft im Fußballverein genauso wie ein neues Produkt im Start-up sein. Die Folge dieser Zugehörigkeit? Wir fühlen uns verantwortlich. Wenn uns etwas wichtig ist und wir uns zugehörig fühlen, passen wir stärker darauf auf. Vor unserer eigenen Haustür räumen wir sogar den Müll von anderen weg.

Die vier Sinnbereiche

nach Tatjana Schnell

◼   Sinn ist der zentrale Treiber für ein gelingendes Leben. Da sind sich Philosophie und Wissenschaft einig. Es liegt in unserer Verantwortung, uns aktiv um ihn zu kümmern. Wie steht es um deinen Sinn im Leben? Bestimme deinen Sinnstatus mit Übung 2 »Sinnovation-Sinnspektor« auf Seite 36. Und welche Auswirkungen hat mehr Sinn im Leben? Das zeigen wir dir im nächsten Kapitel.

AUF EINEN BLICK

Warum ist Sinn wichtig?

SINN ist der zentrale Treiber für ein zufriedenes und gesundes Leben. Verspüren wir Sinn, haben wir keinen Wunsch, etwas grundlegend in unserem Leben zu verändern. Sinn ist kein Mittel zum Zweck, sondern selbst ein Zweck.

GLÜCKSELIGKEIT entsteht, wenn wir »gut sind« und »gut handeln«, das heißt, im Einklang mit unseren Werten leben und das Wohl anderer im Blick haben.

VIER BEREICHE, die zu mehr Sinn führen, sind Kohärenz, Bedeutsamkeit, Orientierung und Zugehörigkeit.

WirkungWelche Auswirkungen hat mehr Sinn?

Kann man die Wirkung von Sinn zeigen oder messen? Ein klares Ja! In den vergangenen Jahren haben zahlreiche Wissenschaftler:innen Sinn als Forschungsgegenstand für sich entdeckt und eine Vielzahl an Folgen von mehr Sinn im Leben nachgewiesen. Hier ein paar Ergebnisse, die überraschend sind und gleichzeitig überzeugende Argumente dafür liefern, warum wir uns um den Sinn im Leben kümmern sollten.

Sinn macht glücklich (nicht andersherum!)

Wenn man Menschen fragt, was sie sich für ihr Leben wünschen, sagen sie häufig: ein glückliches Leben. Die Bücherregale sind voller Glücksratgeber. Auch die Vereinten Nationen haben das Streben nach Glück als grundlegendes menschliches Ziel anerkannt. Der Staat Bhutan garantiert seinen Einwohner:innen sogar per Verfassung ein Recht auf Glück. Brauchen wir also nur Glück, um ein zufriedenes Leben zu führen? Und was unterscheidet Glück überhaupt von Sinn? Das untersuchte ein Team renommierter Wissenschaftler:innen im Jahr 2013 in einer großen Studie. Das Ergebnis: Auch wenn Glück und Sinn im Leben ähnliche Auswirkungen haben – beide werden mit subjektiv positiven Gefühlen und Wohlbefinden assoziiert –, gibt es doch elementare Unterschiede.

Glück scheint vor allem durch die Befriedigung von Bedürfnissen zu entstehen. Wer etwas bekommt, geschafft hat oder sich etwas leistet, fühlt den berauschenden Moment des Glücks. Doch der ist selten von Dauer. Glück ist wie Fast Food. Es sättigt eine Weile, aber schon bald haben wir wieder Hunger. Die neue Designeruhr macht uns ein paar Monate glücklich, aber dann müssen wir wieder shoppen gehen. Ein Effekt, den Wissenschaftler deshalb als »hedonistische Tretmühle« bezeichnen. Und es geht noch weiter. Unser Glückslevel scheint auf einen bestimmten Wert festgelegt zu sein. Das heißt, auch wenn wir Momente überschäumenden Glücks empfinden, kehrt es schon nach kurzer Zeit auf das ursprüngliche Niveau zurück. Wissenschaftler:innen fanden diesen Effekt sowohl bei Lotteriegewinner:innen als auch bei Unfallopfern, die schreckliche Verletzungen überlebt hatten. Beide Gruppen landeten nur wenige Monate oder Jahre nach ihrem Glückshoch oder Glückstief wieder auf ihrem ursprünglichen Glücksniveau. Das bedeutet: Geld und materielle Besitztümer können unser Glücksniveau nicht nachhaltig erhöhen oder verringern.

Suchen wir permanent und ausschließlich nach Glück, macht uns das auf lange Sicht sogar unglücklich und depressiv. Warum? Weil wir Glück auf Dauer gar nicht in der Hand haben. Es ist Zufall oder das Ergebnis glücklicher Umstände und meist eben nicht die Folge unseres eigenen Zutuns oder Handelns. Die Psychologin und Expertin für Positive Psychologie Sonja Lyubomirsky nennt dazu konkrete Zahlen. Ihre Studien zeigen, dass das persönliche Glücksempfinden nur zu 10 Prozent von äußeren Lebensumständen abhängt, zu 50 Prozent jedoch von genetischen Voraussetzungen. Wir sind gewissermaßen Opfer unseres Glücks. Das ist das genaue Gegenteil der Verantwortung und Selbstwirksamkeit, von der wir im Zusammenhang mit Sinn sprachen.

Glück versus Sinn

Glück

Sinn

Gegenwart

Vergangenheit & Zukunft

Nehmen

Geben

Bedürfnisse befriedigen

sich selbst ausdrücken

Wenn nicht am Glück, woran sollen wir uns dann orientieren? Am Sinn! Sinnhaftigkeit ist im Gegensatz zu Glück keine Momentaufnahme, sondern eine kognitive und emotionale Einschätzung, ob das eigene Leben einen Wert hat und die eigene Existenz als lohnend betrachtet wird. Sinnhaftigkeit wird mit Dingen in Verbindung gebracht, die das eigene Selbst ausdrücken und widerspiegeln, und insbesondere damit, positive Dinge für andere zu tun. Im Gegensatz zu Glück geht Sinn eher mit Geben als mit Nehmen einher. Statt sich nur auf die Gegenwart zu konzentrieren, entsteht Sinn durch die Betrachtung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Was uns sinnvoll erscheint, macht uns nicht automatisch glücklich. Ein Beispiel dafür ist das Eltern-Paradoxon. Die meisten Menschen erachten Kinder als sinnvoll und bedeutsam für das eigene Leben. Die Zeit, die sie mit der Betreuung von Kindern verbringen, verringert aber statistisch ihr Glücksempfinden. Umgekehrt mag Glück positive Empfindungen und momentanes Wohlbefinden auslösen, trägt aber nicht zwingend zu einem gelingenden Leben bei. Glück zu haben, bedeutet nicht automatisch mehr Zufriedenheit. Das schafft langfristig nur ein Leben mit Sinnorientierung. Glück »kann nie ein Ziel sein, sondern nur das Ergebnis«, sagt Viktor Frankl. Mit anderen Worten: Sinn macht glücklich. Nicht umgekehrt.

Sinn macht gesund

Der Zusammenhang zwischen starker Sinnorientierung und psychischer und physischer Gesundheit ist vielfach nachgewiesen. Forscher:innen der University of Michigan fragten rund 7.000 Personen zwischen 51 und 61 Jahren in einer Langzeitstudie danach, wie stark sie Sinn in ihrem Leben empfinden. Diejenigen, die während des Studienzeitraums früh starben, hatten eine auffallend schwache Sinnorientierung. Sinn im Leben senkt das Sterblichkeitsrisiko um 23 bis 30 Prozent.

Sinn und Gesundheit

Weniger Risiko, mehr Lebensqualität

geringeres Sterblichkeitsrisiko

geringeres Alzheimerrisiko

geringeres Depressionsrisiko

Menschen, die Sinn in ihrem Leben sehen, sind zudem bis ins hohe Alter fitter. Ihr Immunsystem ist insgesamt schlagkräftiger, das Herzinfarktrisiko geringer. Sie schlafen besser und haben ein um bis zu 50 Prozent niedrigeres Risiko, an Alzheimer zu erkranken. Die Gefahr, an Depressionen zu leiden, sinkt signifikant. Gemäß einer Umfrage aus 2018 litt mehr als die Hälfte der Befragen mit niedriger Sinnorientierung an Rücken- und Gelenkbeschwerden, hingegen nur ein Drittel der Befragten mit hoher Sinnorientierung. Ein ähnliches Bild zeigte sich bei Kopfschmerzen, Erschöpfung, Nervosität, Reizbarkeit und Konzentrationsproblemen. Sinn ist also eine wunderbare Widerstandsressource. Er macht Menschen gesünder, stressresistent und resilient in persönlichen Krisen.

Sinn hilft gegen Beschwerden

Verbessertes psychisches und physisches Wohlbefinden

Sinn macht erfolgreich

Die Forschung zeigt: Wer Sinn im Leben empfindet, wird produktiver und dadurch auf Dauer erfolgreicher. Das hat der Psychologe Adam Grant bei einem Experiment mit Fundraiser:innen einer Universität herausgefunden. Ihr Job bestand darin, potenzielle Spender:innen zu kontaktieren, um Geld für Stipendien einzuwerben. Grant unterteilte die Fundraiser:innen in zwei Gruppen, die jeweils zwei Texte zu lesen bekamen. Die Texte der ersten Gruppe beschrieben, dass es sich positiv auf ihr eigenes Leben auswirkt, wenn sie ihre Arbeit gut machen. Die Texte der zweiten Gruppe beschrieben, dass ihre Arbeit eine positive Wirkung auf andere Menschen hat: Sie ermöglicht Student:innen ein Studium. Welche Gruppe warb danach die meisten Spenden ein? Eindeutig die zweite: Menschen, die man auf den Sinn in ihrer Arbeit aufmerksam gemacht hatte.

Sinn und Erfolg

Sinnhafte Arbeit erhöht die Produktivität

Sinn macht auch erfolgreicher im Beruf. Das zeigte der Managementforscher Morten Hansen in einer Studie mit 5.000 Führungskräften. Menschen, die ihre Tätigkeiten mit Leidenschaft (Passion) ausführten, zeigten deutlich höhere Leistungen im Job als diejenigen ohne starke Emotionen. Spürten sie eine Berufung oder einen Sinn (Purpose) in ihrer Tätigkeit, hatten sie ebenfalls höhere Leistungswerte. Verknüpften sie Sinn und Leidenschaft, erreichten sie ein um 18 Prozent höheres Leistungsniveau als ihre Kolleg:innen ohne Leidenschaft oder Sinn.

Warum führt mehr Sinn zu besserer Performance im Job? Der Grund liegt in der Motivation und der Energie, die Menschen mit Sinnbezug in ihre Tätigkeiten stecken. In einer weltweiten LinkedIn-Studie von 2016 nennen 37 Prozent der Teilnehmenden Sinn als ihre primäre Motivationsquelle im Job. In Deutschland wünschen sich sogar 50 Prozent eine sinnstiftende Arbeit, Tendenz steigend.

Sinnstiftende Arbeit wirkt sich auf viele Lebensbereiche aus. Das haben Wissenschaftler:innen in einer Meta-Studie zusammengetragen. Sie fanden zum Beispiel einen starken Zusammenhang zwischen sinnstiftender Tätigkeit, Engagement und Bindung zum Arbeitsplatz. Die Leistung im Beruf hängt stark mit dem Sinn zusammen, Zufriedenheit mit dem Arbeitsplatz und Einsatzbereitschaft ebenso. Der innere Rückzug geht zurück. Das verbessert langfristig auch die allgemeine Lebenszufriedenheit.

Menschen, die einen Sinn in ihrer Tätigkeit sehen, arbeiten nicht unbedingt mehr, aber intensiver. Sie wiederholen, was sie gerne tun, und werden dadurch besser. Das hat messbare Auswirkungen auf ihre Leistung und ihr berufliches Fortkommen. Unter anderem deshalb haben Menschen mit starker Sinnorientierung eine doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit, in Führungspositionen zu gelangen.

Es gibt auch einen Zusammenhang zum finanziellen Erfolg. Studien zeigen, dass der materielle Wohlstand bei Menschen mit starker Sinnorientierung tendenziell größer ist. Sie verfügen im Schnitt über ein höheres Einkommen, Eigentum und finanzielle Rücklagen.

◼   Sinn macht uns glücklich, gesund und erfolgreich. Was brauchen wir dafür? Eine innovative Haltung und einen innovativen Prozess. Beides zeigen wir dir im nächsten Kapitel.

AUF EINEN BLICK

Welche Auswirkungen hat Sinn?

GLÜCK. Sinn bedeutet, dem eigenen Leben einen Wert beizumessen. Das führt zu langfristiger Zufriedenheit. Glück dagegen ist Zufall und nur eine Momentaufnahme. Sinn macht glücklich, nicht umgekehrt.

GESUNDHEIT. Sinn hat positive Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit und physische sowie psychische Gesundheit, beugt Krankheiten vor und ist eine gute Widerstandsressource gegen Stress.

ERFOLG. Sinn macht produktiver, finanziell und beruflich leistungsfähig.

ÜBUNG 2 Sinnovation-Sinnspektor

Warum diese Übung?

Sinn ist eine subjektive Einschätzung darüber, ob wir das eigene Leben als lohnend und wertvoll erachten. Sinn entsteht für uns vor allem in vier Bereichen: Kohärenz, Bedeutsamkeit, Orientierung und Zugehörigkeit. Wenn du wissen willst, wie es um den Sinn in deinem Leben bestellt ist, schau dir diese Bereiche an.

So geht’s!

Mach dein persönliches Sinn-Assessment mit dem Sinnspektor.

SCHRITT 1. Wie sehr treffen die Aussagen auf dich zu? Kreuze an. Addiere die Zahlen in jedem der vier Bereiche.

SCHRITT 2. Schau dir die Ergebnisse an.

In welchen der vier Sinnbereiche hast du eine hohe Zustimmung (9 bis 12 Punkte) und in welchen eine geringe (1 bis 3 Punkte)? Wie erklärst du dir das?Schau dir die einzelnen Aussagen mit geringer Zustimmung genauer an. Gab es eine Zeit, in der diese Werte höher waren? Was hast du damals anders gemacht? Was müsste in den nächsten Monaten passieren, damit diese Werte wieder höher werden?

Sinnovation-Sinnspektor

trifft (eher) nicht zu

neutral

trifft (eher) zu

KOHÄRENZ

Mein Handeln orientiert sich an meinen Werten.

Ich lebe meine Träume.

Meine Werte, Träume, Stärken und mein Handeln verstärken sich gegenseitig.

Ich erlebe mein Leben als stimmig.

Summe Kohärenz

BEDEUTSAMKEIT

Ich erreiche die Ziele, die ich mir selbst gesetzt habe.

Ich traue mir zu, schwierige Aufgaben zu bewältigen.

Mein Handeln stößt auf Resonanz.

Ich glaube, dass ich einen positiven Einfluss auf die Welt habe.

Summe Bedeutsamkeit

ORIENTIERUNG

Ich weiß, was mir im Leben wichtig ist.

Mein Leben hat eine Richtung.

Es gibt Dinge in meinem Leben, die ich unbedingt noch erreichen möchte.

Ich erkenne neue Chancen und kann ihre Bedeutung einschätzen.

Summe Orientierung

ZUGEHÖRIGKEIT

Ich habe einen Platz auf dieser Welt.

Ich fühle mich einer Sache oder Idee zugehörig.

Ich habe soziale Bindungen im Leben.