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Oh nein, ausgerechnet in einer zwielichtigen Gegend Londons hat Lady Joans Kutsche einen Unfall! Schurkische Unholde belagern sie - bis ein breitschultriger Gentleman sich einen Weg durch die Menge bahnt: Drew Rockleigh kommt zu Joans Rettung. Schon einmal hat sich die schöne Tochter eines Duke in einer delikaten Situation mit dem unwiderstehlichen Mr. Rockleigh wiedergefunden, was um ein Haar zu einem Skandal geführt hätte. Jetzt steigt Drew in ihre elegante Kutsche. Und noch immer ist Joans Herz verhängnisvoll bereit, für diesen Verführer jeden Skandal zu riskieren …
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Seitenzahl: 361
IMPRESSUM
HISTORICAL MYLADY erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2017 by Mary Brendan Originaltitel: „Compromising the Duke’s Daughter“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe HISTORICAL MYLADYBand 581 - 2017 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Maria Fuks
Abbildungen: PeriodImages / VJ Dunraven Productions, Smileus / GettyImages, alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 11/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733768058
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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Bringen Sie uns von diesem schrecklichen Ort fort, Sie dummer Bursche! Sofort!“
„Beruhige dich, Tante Dorothea. Und schrei Pip bitte nicht an. Dadurch machst du alles noch schlimmer. Wenn er in Panik gerät, verursacht er womöglich einen Unfall. Die Kutsche könnte umstürzen, oder die Pferde könnten scheuen. Wir wollen doch nicht, dass jemand verletzt wird.“
„Ich wünschte, die Pferde würden diese Wilden zu Tode trampeln“, gab Lady Dorothea, die verwitwete Schwester des Duke of Thornley, hysterisch zurück. Ihre Stimme überschlug sich vor Entsetzen.
„Pst!“ Joan legte sich einen Finger auf die Lippen. Dann flüsterte sie: „Wir dürfen diese Leute nicht beleidigen oder verärgern: Der Himmel weiß, was sie sonst mit uns machen.“
Während sie sich bemühte, ihre Tante zum Schweigen zu bringen, kämpfte Joan vergeblich gegen ihre eigene ständig wachsende Furcht an. Es fiel ihr nicht leicht, die Ruhe zu bewahren, zumal sie sich die heftigsten Vorwürfe machte. Dass sie sich in dieser gefährlichen Situation befanden, war allein ihre Schuld. Und sie verfluchte sich für ihren Leichtsinn. Das änderte jedoch nichts daran, dass sie zutiefst schockiert auf Lady Dorotheas hartherzige Bemerkung reagierte. Die Menschen, die sich um die Kutsche drängten, waren bitterarm und zudem enttäuscht und aufgebracht, weil man sie bei einem ihrer wenigen Vergnügen gestört hatte. Sie hatten sich einen Boxkampf angeschaut, als die Kutsche in die Straße einbog und das Spektakel störte.
Joan seufzte. Diese schmutzigen aufgeregten Menschen wirkten tatsächlich ein wenig wie Wilde. Doch noch vor ein paar Minuten hatte sie mit den Kindern dieser Leute in einem behelfsmäßigen Schulzimmer gesessen, um ihnen Lesen und Schreiben beizubringen. Sie würde es sich nie verzeihen, wenn irgendwelche Angehörige ihrer Schülerinnen und Schüler durch eines der herzoglichen Pferde zu Schaden käme.
Als sie kürzlich von der Schule erfahren hatte, die ihr geistlicher Freund Reverend Walters am Rande des Elendsviertels nahe der Themse neuerdings betrieb, war sie begeistert gewesen. Sogleich war in ihr der Wunsch gereift, dort zu unterrichten. Sie, die selbst niemals Not gelitten hatte, empfand es als ihre Pflicht, benachteiligten Kindern zu helfen.
Daher hatte sie Philip Rook, genannt Pip, an diesem Nachmittag beauftragt, die kleine Kutsche vorzufahren. Dann hatte sie sich und ihre Tante von dem jungen Mann zu Reverend Walters bringen lassen. Der behelfsmäßige Unterrichtsraum befand sich in dessen Pfarrhaus. Pip hatte bei den Pferden gewartet, während Joan sich um die Kinder kümmerte. Leider war er auf der Rückfahrt vom richtigen Weg abgekommen und hatte den geschlossenen Landauer in eine Straße gelenkt, die immer tiefer in das Elendsviertel hineinführte.
Pip war noch jung und arbeitete als Gehilfe des Kutschers. Irgendwann würde er sicher selbst ein guter Kutscher sein. Noch allerdings durfte er die großen, von vier oder mehr Pferden gezogenen Wagen des Dukes nicht lenken. Leider konnte er auch mit dem Landauer noch längst nicht so geschickt umgehen wie sein Lehrmeister, der seit Jahren für den Duke arbeitete. So war das Unglück geschehen: Pip und seine Passagiere waren inmitten einer Menge gelandet, die sich einen auf der Straße ausgetragenen Boxkampf anschaute.
Die Menschen, die sich um den mit Seilen abgetrennten Ring scharten, reagierten empört auf die Störung. Wütend wandten sie sich der eleganten Kutsche und den beiden kräftigen rotbraunen Pferden zu. Dann wurde ihnen klar, dass hier unerwartet Menschen aufgetaucht waren, die sehr viel mehr Geld besaßen als sie. Schon kletterten die ersten Halbwüchsigen auf die Räder und die Trittbretter des Wagens. Andere bedrängten Pip auf dem Kutschbock. Einem besonders schnellen kräftigen Burschen gelang es, ein paar Jungen beiseite zu schieben und eine schmutzige Hand durchs offene Fenster zu stecken.
„Weg, du schmierige Kreatur“, kreischte Lady Dorothea und schlug mit ihrem Retikül nach dem Jungen.
„He, Lady, geben Se mir’n paar Münzen. Sonst nehm ich die feinen Klunker, die Se da tragen.“ Der Junge grinste und machte mit den Fingern eine nicht misszuverstehende Geste.
Dorothea schrie auf und legte eine schützende Hand über die kostbare Brosche, die den Kragen ihres Capes zierte.
„Nimm dies und lass uns in Ruhe“, rief Joan und warf dem Jungen ein paar Pennys zu, die sie in ihrem Retikül gefunden hatte. Geschickt fing er die Münzen im Flug auf und sprang zu Boden.
Wenn sie nicht so aufgeregt gewesen wäre, hätte Joan wohl rechtzeitig erkannt, dass das, was sie getan hatte, nicht klug war.
Natürlich hatten die Umstehenden gesehen, wie der Bursche die Münzen einsteckte. Und nun drängten sich noch mehr Halbwüchsige und junge Männer um die Kutsche. Einige bettelten, andere drohten offen, sich zu nehmen, was sie wollten. Ein besonders rabiater Mann stieß einen anderen so brutal zur Seite, dass dieser vor Schmerz brüllte und zu einem Gegenschlag ausholte. Andere mischten sich ein. Wieder andere nutzten das Durcheinander, um die Insassen der jetzt heftig schwankenden Kutsche weiter zu bedrängen.
„Man wird uns ermorden“, schluchzte Dorothea. Dann verdrehte sie die Augen und fiel in Ohnmacht.
Joan war in die Mitte der weich gepolsterten Bank gerutscht und wünschte sich, unsichtbar zu sein. Ihr Herz klopfte wie wild. Obwohl sie sich über das Benehmen ihrer Tante geärgert hatte, wäre es ihr lieber gewesen, diese hätte das Bewusstsein nicht verloren. Nun war sie gemeinsam mit der alten Dame in der Kutsche gefangen, denn allein lassen konnte sie ihre Tante auf keinen Fall. Dabei hatte sie eben noch mit dem Gedanken gespielt, den Wagenschlag aufzureißen und zu fliehen. Nun, das war sowieso kein guter Plan. Wohin hätte sie sich wenden sollen? Es konnte kein Zweifel daran bestehen, dass die aufgebrachten Menschen sie aufhalten würden, sobald sie versuchte, die Kutsche zu verlassen.
Sie nahm all ihren Mut zusammen und rief so laut sie konnte: „Pip? Hörst du mich? Ist alles in Ordnung mit dir?“
„Wir können weder vor noch zurück“, jammerte der junge Mann. „Wir sind vollkommen eingeschlossen.“ Es hörte sich an, als sei er den Tränen nahe.
Joan zuckte zusammen, als sie am Fenster das ungewaschene Gesicht eines Mannes entdeckte, der sie lüstern musterte und sich dabei mit der Zunge über die Lippen fuhr.
„Dein Pa zahlt bestimmt ne ordentlich Summe, um dich zurückzukriegen“, meinte er jetzt grinsend. „Bist’n hübsches Püppchen. Dein Anblick kann nen Mann wirklich froh stimmen.“ Er zwinkerte ihr zu.
„Miss Reich un Hübsch is kein Penny mehr wert, wenn de dich erst mit ihr im Stroh gewälzt hast“, rief eine Frau.
Lautes Lachen belohnte die Bemerkung.
Dann stieß jemand den Möchte-Gern-Entführer beiseite, sodass dessen schmutziges Gesicht vom Fenster verschwand. Augenblicke später wurde der Wagenschlag aufgerissen.
Joan zuckte zusammen und ballte die Hände zu Fäusten, um sich bis aufs Blut zu verteidigen, auch wenn sie gegen diese Schurken natürlich keine Chance hatte. Inzwischen zitterte sie vor Angst. Gleichzeitig war sie von einer tiefen Traurigkeit erfüllt, weil sie wusste, welches Schicksal die Kinder erwartete, die sie eben noch unterrichtet hatte. Wenn man ihnen die Möglichkeit zu lernen nahm, würden sie werden wie diese gewissenlosen Menschen. Wer nicht wenigstens lesen, schreiben und rechnen konnte, sah fast immer einer Zukunft als Dieb, Betrüger und Gewalttäter entgegen.
„Was, zum Teufel, machen Sie hier?“ Einer der Schurken war in die Kutsche gesprungen.
Fassungslos starrte Joan ihn an.
„Sie dummes Ding“, schimpfte er. „Haben Sie denn gar keinen Verstand?“
Er sprach wie ein gebildeter Mann, aber sein Oberkörper war nackt, muskulös und schweißbedeckt. Auch sein leicht gebräuntes Gesicht glänzte vor Schweiß. Seine Hände und sein Kinn wiesen ein paar kleinere Verletzungen auf. War er einer der Boxer?
Seltsamerweise kam er Joan irgendwie bekannt vor. Diese markanten männlichen Züge, das blonde Haar … Sie wollte ihn nach seinem Namen fragen, aber sie brachte kein Wort über die Lippen.
Da war er auch schon wieder fort. Er schloss den Wagenschlag, rief mit befehlsgewohnter Stimme ein paar Worte. Und gleich darauf setzte die Kutsche sich langsam in Bewegung. Die Menge hatte den Weg freigegeben.
Mit einem tiefen Seufzer der Erleichterung wandte Joan sich ihrer noch immer bewusstlosen Tante zu. Mit leichten Schlägen auf die Wangen versuchte sie, die alte Dame in die Wirklichkeit zurückzuholen. Vergeblich. Schließlich griff sie nach dem Retikül ihrer Tante, holte ein Fläschchen Riechsalz hervor, öffnete es und hielt es der Ohnmächtigen unter die Nase.
Noch immer rührte Lady Dorothea sich nicht.
Joan warf einen Blick aus dem Fenster. Dem Himmel sei Dank, sie schienen in Sicherheit zu sein! Das Elendsviertel jedenfalls hatten sie hinter sich gelassen. „Gut gemacht, Pip“, rief sie. „Wo sind wir jetzt?“
„Cheapside. Sie brauchen sich also keine Sorgen mehr zu machen.“
Das war nicht Pips Stimme! Joan beugte sich so weit wie möglich aus dem Fenster. Und tatsächlich sah sie einen nackten muskulösen Unterarm und eine kräftige Hand, die die Zügel hielt.
Der halb nackte Unbekannte!
„Halten Sie sofort an!“, befahl Joan. „Ich habe Ihnen nicht gestattet, die Kutsche meines Vaters zu lenken!“
Er brachte den Landauer so plötzlich zum Stehen, dass Joan von der Bank rutschte und auf den Knien landete. Sie hatte sich noch nicht aufgerappelt, als der Wagenschlag geöffnet wurde und der athletische Fremde einstieg und es sich auf der Bank bequem machte. Er trug jetzt ein Hemd, dessen Ärmel allerdings hochgekrempelt waren.
Das Kleidungsstück war fleckig, aber von guter Qualität, wie Joan sofort erkannte. Auch die Wildlederbreeches mussten einmal teuer gewesen sein. Erstaunt runzelte sie die Stirn.
Amüsiert erwiderte der Fremde ihren Blick. Dann fuhr er sich mit dem Ärmel über das blutige Kinn. „Nun?“
„Nun?“ Sie setzte ihre Musterung fort – und dann erkannte sie ihn. „Mr. Rockeigh! Ich bin entsetzt über … über Ihre Verwandlung. Warum … Was …“ Sie war unfähig, die richtigen Worte zu finden.
„Ah, Sie erinnern sich also an mich. Wie schmeichelhaft!“
„Kein Grund, sich geschmeichelt zu fühlen! Ich denke, Sie schulden mir eine Erklärung!“
Er schwieg.
„Wenn Sie mir nichts zu sagen haben, verlassen Sie bitte die Kutsche! Sofort!“ Verflixt, jetzt hörte sie sich schon fast so an wie Tante Dorothea.
„Sie wollen mir nicht einmal danken?“, meinte Rockleigh spöttisch. „Habe ich etwa keine Belohnung verdient? Immerhin habe ich Ihnen gerade einen großen Dienst erwiesen. Beim letzten Mal, als ich Ihnen half, hatten Sie zumindest den Anstand, sich dafür zu entschuldigen, dass Sie mir solche Umstände bereitet hatten.“
„Ich habe Sie weder damals noch heute gebeten, mich zu retten!“
„Dann soll ich Sie wohl zum Ratcliff Highway zurückbringen?“ Er machte Anstalten auszusteigen.
Da Joan ihm durchaus zutraute, erneut die Rolle des Kutschers zu übernehmen, hielt sie ihn am Arm fest. „O nein, das sollen Sie nicht!“ Sie zog die Hand so rasch zurück, als hätte sie sich verbrannt. Und tatsächlich fühlte ihre Haut sich plötzlich heiß an. Allerdings war es nicht unangenehm gewesen, diese harten Muskeln zu berühren. Im Gegenteil, es war erregend. Erregend und beunruhigend. Denn dieser Mann war so stark, dass Pip ihn nicht würde stoppen können, wenn er die Zügel wieder an sich riss.
„Bitte“, drängte Joan, „lassen Sie uns allein, ehe meine Tante zu sich kommt und Sie bemerkt!“
Rockleigh musterte Lady Dorothea kurz. „Ich gehe, sobald Sie mir gesagt haben, was die Tochter eines Dukes in einem Slum wie Wapping tut.“
„Wir hatten uns verfahren. War das nicht offensichtlich?“
„Verfahren? Kann Ihr Vater es sich nicht leisten, einen guten Kutscher einzustellen?“
„Doch, das kann er. Pip hat seine Ausbildung zum Kutscher noch nicht abgeschlossen. Leider entschloss ich mich trotzdem, heute ihn lenken zu lassen.“
„Ah … Könnte es sein, dass Sie Geheimnisse vor Ihrem Vater haben?“ Rockleigh hatte sofort begriffen, dass es einen Grund dafür geben musste, dass sie nicht die Dienste von Thornleys Kutscher in Anspruch genommen hatte. „Ich denke, Lady Joan, Sie sind zwar älter, aber nicht weiser geworden.“ Seine blauen Augen blitzten amüsiert.
„Das könnte ich auch von Ihnen sagen, wenn ich Lust hätte, dieses Gespräch fortzusetzen.“ Vor Scham darüber, dass er sie so rasch durchschaut hatte, errötete sie. Sie hatte sich tatsächlich für den Landauer und Pip als Kutscher entschieden, weil ihre Abwesenheit dann kaum auffallen würde. Der Duke zog es vor, sich in einer der großen Kutschen und Karossen fahren zu lassen. Sollte dennoch jemand bemerken, dass sie unterwegs war, würde ihr Papa annehmen, dass sie einen Einkaufsbummel machte.
„Ich habe nicht vergessen, dass Sie mit meinem Schwager befreundet waren“, meinte Joan in dem Bemühen, das Thema zu wechseln. „Diese Zeiten sind wohl jetzt vorbei.“
„Ich habe mich nicht mit Luke Wolfson entzweit.“
„Tatsächlich? Ich nehme dennoch an, dass er Ihnen aus dem Weg geht.“
„Ich bin es, der ihm aus dem Weg geht“, betonte Rockleigh.
„Sie schämen sich? Das kann ich nachvollziehen.“
„Ich schäme mich keineswegs“, widersprach er. „Ich verdiene meinen Lebensunterhalt mit ehrlicher Arbeit.“
Joan, die inzwischen Zeit genug gehabt hatte, sich ein paar Gedanken zu machen, schüttelte den Kopf. „Sie verdienen Ihr Geld als Straßenkämpfer.“ Dann fiel ihr ein, dass ihre Stiefschwester Fiona erwähnt hatte, Drew Rockleigh habe einige Rückschläge einstecken müssen. Doch wie tief Rockleigh gefallen war, hatte Fiona offensichtlich nicht geahnt.
„Es stimmt, dass ich für Geld boxe. Doch dafür muss ich mich nicht entschuldigen. Was aber ist Ihre Entschuldigung dafür, dass Sie sich nach Wapping fahren lassen, Mylady? Wollten Sie einmal mit eigenen Augen sehen, wie die armen Leute leben?“
„Natürlich nicht!“, gab sie entrüstet zurück. „Ich habe einem Freund geholfen, den Kindern dieser armen Menschen lesen und schreiben beizu…“
Als ein schriller Schrei ertönte, brach sie mitten im Wort ab.
Lady Dorothea war wieder zu sich gekommen, starrte den Fremden an und schrie hysterisch.
Ohne auch nur einen Augenblick zu zögern, sprang Rockleigh aus der Kutsche. Joan konnte hören, wie er kurz mit Pip sprach.
Jetzt richtete Dorothea sich schwer atmend auf. Theatralisch presste sie die Hand aufs Herz. „Wer war das?“
„Jemand, der uns geholfen hat. Er hat Pip den Weg aus dem Elendsviertel gezeigt.“ Joan legte ihrer Tante beruhigend die Hand auf den Arm.
„Dein Vater wird dich übers Knie legen, wenn er erfährt, was du heute angerichtet hast“, erklärte Dorothea.
„Er muss es ja nicht erfahren. Schließlich ist alles gut ausgegangen. Außerdem bin ich zu alt, um geschlagen zu werden wie ein kleines Kind.“
„Du hast dich dümmer als ein kleines Kind benommen. Wir hätten ausgeraubt oder sogar ermordet werden können, wenn uns dieser gute Samariter nicht zu Hilfe gekommen wäre. Wie heißt er? Dein Vater wird ihm eine Belohnung zahlen wollen.“
„Er … er hat sich nicht vorgestellt“, stotterte Joan. Sie war sehr erleichtert darüber, dass ihre Tante nicht gesehen hatte, wer ihr Retter war.
Tatsächlich konnte auch Joan es noch immer kaum fassen, dass Drew Rockleigh sein Geld als Boxer in Wapping verdiente. Bis vor einigen Monaten noch hatte er ein Haus in Mayfair und einen Jagdsitz in Devon nahe dem Landgut ihres Vaters besessen. Er hatte zur besten Gesellschaft gehört, und die Gastgeberinnen hatten sich darum gerissen, den attraktiven Junggesellen auf ihren Bällen und Soireen begrüßen zu können. Zur großen Enttäuschung der jungen Damen, die von einem Tanz oder einem kleinen Flirt mit ihm träumten, hatte er allerdings nur wenige Einladungen angenommen.
Einmal hatte Joan ihn bei einem Opernbesuch in einer der Logen entdeckt – in Begleitung einer schönen, überaus elegant gekleideten Frau. Zunächst hatte sie sich gewundert, weil ihr Vater und ihre Stiefmutter Rockleigh bewusst übersahen. Irgendwann jedoch war ihr klar geworden, dass die blonde Schönheit an der Seite des Gentleman seine Mätresse sein musste.
Seitdem mussten seine Lebensumstände sich radikal verändert haben.
Joan wurde aus ihren Gedanken gerissen, als die Kutsche sich wieder in Bewegung setzte. Es würde nicht allzu lange dauern, bis sie das Stadtpalais des Dukes in Mayfair erreichten.
Einen Seufzer unterdrückend lehnte Joan sich zurück. Sie befürchtete, dass ihr Ausflug zum Pfarrhaus von Reverend Walters unerwünschte Folgen haben würde. Tante Dorothea war noch immer außer sich wegen des Zwischenfalls auf dem Ratcliff Highway, und Rockleigh schien sich in Luft aufgelöst zu haben.
Es ist ziemlich unwahrscheinlich, dachte Joan, dass ich bald wieder Gelegenheit finden werde, dem Reverend beim Unterrichten der Slum-Kinder zu helfen.
Mit den Fingerspitzen massierte Joan sich die Schläfen. Doch die beginnenden Kopfschmerzen wollten sich nicht vertreiben lassen. Also rollte sie sich auf den Bauch und zog sich das Kissen über den Kopf. Vielleicht würde sie jetzt die laute zornige Stimme ihres Vaters nicht mehr hören.
Kurz zuvor hatte sie Papier und Feder hervorgeholt, um einen Brief ihrer Stiefschwester Fiona zu beantworten. Doch plötzlich drang das wütende Gebrüll ihres Vaters bis in den letzten Winkel des eleganten Hauses in Mayfair. Unfähig, sich länger auf ihr Schreiben zu konzentrieren, hatte Joan den Brief im Stich gelassen und sich in ihr Bett verkrochen. Dort lag sie nun mit heftig pochendem Herzen und in dem Bewusstsein, dass Tante Dorothea dem Duke nun anscheinend doch alles über das unangenehme Erlebnis in Wapping erzählt hatte.
Hätte sie mir nicht wenigstens ein einziges Mal eine Bitte erfüllen können?
Die Stimme des Duke of Thornley erreichte gerade eine geradezu unglaubliche Lautstärke. Daraufhin stieß Joan das Kopfkissen fort, richtete sich auf und suchte mit den Zehen nach ihren Hauspantöffelchen. Sie schlüpfte in die Slipper und holte tief Luft. Bestimmt würde gleich einer der Dienstboten klopfen, um ihr auszurichten, dass ihr Vater sie zu sprechen wünschte. Da war es wohl besser, wenn sie sich jetzt aus eigenen Stücken auf den Weg zu ihm machte.
Sie strich sich glättend über den Rock ihres Kleides, richtete ihre Frisur und wandte sich zur Tür. Es war ihre Pflicht, Tante Dorothea und Pip vor dem Zorn des Dukes zu schützen. Nun ja, wenn Tante Dorothea den Mund gehalten hätte, dann hätte der Duke gar nichts von dem Vorfall auf dem Ratcliff Highway erfahren. Das wäre sicher das Beste gewesen. Schließlich war das gefährliche Abenteuer gut ausgegangen. Aber Tante Dorothea hatte von jeher einen Hang, alles zu dramatisieren und sich, wie Joan fand, unnötig aufzuregen. Natürlich hatte sie geschwatzt!
Ihr Vater und seine Schwester befanden sich offenbar in der Bibliothek. Bereit, ihre Strafe auf sich zu nehmen, betrat Joan den Raum.
„Da bist du ja“, fuhr ihr Vater sie an. „Nun, dann muss ich wenigstens keinen der Dienstboten losschicken, um dich zu holen. Tobias ist schon unterwegs, um Philip Rook herzubringen, denn er war es ja, der euch gefahren hat. Wie konntest du dich nur auf ein so verrücktes Unternehmen einlassen?“
Sie öffnete den Mund zu einer Erklärung.
„Nein, sag jetzt nichts! Ich will deine Version der Geschichte erst hören, wenn Philip hier ist.“
„Es ist nicht nötig, Pip herkommen zu lassen, Papa. Ich allein trage die Schuld.“ Sie warf ihrer Tante einen enttäuschten Blick zu.
Der Duke hob die Brauen und musterte seine Schwester, die eine gequälte Miene zur Schau trug. „Ich hatte gehofft, Dorothea, du wärest in der Lage, die Rolle der Anstandsdame für meine Tochter zu übernehmen, solange meine Gattin fort ist. Immerhin hast du mir versichert, du seiest dieser Aufgabe durchaus gewachsen.“ Ärgerlich schüttelte er den Kopf. „Ich hätte daran denken sollen, dass ich dich schon früher gelegentlich tadeln musste, weil du in verschiedenen Situationen die Kontrolle verloren hast.“
Dorothea verbarg ihr Gesicht hinter einem sehr großen, sehr weißen Seidentaschentuch. Weinte sie womöglich? Oder tat sie nur so, als sei sie den Tränen nahe? „Ich habe doch versucht, Joan von ihrem verrückten Plan abzubringen“, jammerte sie. „Ich habe ihr gesagt, dass der Reverend kein passender Umgang für die Tochter eines Dukes ist. Ganz zu schweigen von diesen schmutzigen Kindern, mit denen er sich umgibt …“
„Reverend Walters“, fiel Joan ein, „ist ein gebildeter Mensch. Und dass er sich für diejenigen einsetzt, deren Leben weniger glücklich ist als seines, spricht für seinen guten Charakter.“
„Hat Walters dich gebeten, ihn mit Geld zu unterstützen, damit er seine guten Werke fortsetzen kann?“, wollte der Duke wissen. Eine seiner ständigen Sorgen war, dass seine Tochter das Opfer von Glücksrittern und Mitgiftjägern werden könne.
„Nein, Papa, das hat er nicht. Ich habe ihm auch kein Geld angeboten, sondern ihm vorgeschlagen, ihm beim Unterrichten der Kinder zu helfen. Diese armen Wesen haben nur dann eine Chance auf ein bessres Leben, wenn sie wenigstens lesen und schreiben lernen. Wie sonst sollten sie jemals eine Stellung in einem Büro oder einem Geschäft finden?“
Die zornige Miene des Dukes wurde ein wenig sanfter. „Dein Wunsch, diesen armen Menschen zu helfen, Joan, ehrt dich. Aber du wirst die Welt nicht zu einem besseren Ort machen, indem du dich in Gefahr bringst.“
„Es war dumm, in diesen Teil der Stadt zu fahren, das gebe ich zu. Zum Glück ist alles gut gegangen.“ Joan schaute ihren Vater bittend an. „Wir haben so viel, und jene Kinder haben so wenig. Ist es da nicht unsere Pflicht, ihnen zu einer besseren Zukunft zu verhelfen?“
„Darüber will ich nicht mit dir streiten. Trotzdem bleibt die Tatsache bestehen, dass ich, wenn ihr nicht so viel Glück gehabt hättet, beinahe meine Tochter, meine Schwester und einen meiner Bediensteten hätte beerdigen müssen. Ich habe die Morde am Ratcliff Highway noch nicht vergessen. Sicher, diese furchtbaren Verbrechen liegen ein paar Jahre zurück. Aber die Gegend ist auch heute noch gefährlich!“
Joan hatte erleichtert zur Kenntnis genommen, dass ihr Vater jetzt nicht mehr brüllte. Er war für seine Wutausbrüche bekannt. Doch meistens beruhigte er sich rasch wieder. Und er liebte sie aufrichtig. Zwar tadelte er sie oft wegen ihrer Impulsivität. Andererseits empfand er eine gewisse Bewunderung für ihre unabhängige Art zu denken und auch für ihr gütiges Wesen. Vermutlich hatte Lady Dorothea den Vorfall in den schrecklichsten Farben geschildert, sodass ihr Bruder tatsächlich Angst um das Leben seiner Angehörigen bekommen hatte. Unter diesen Umständen musste er als verantwortungsvoller Vater seine leichtsinnige Tochter bestrafen.
In diesem Moment wurde die Tür geöffnet, und der Butler Tobias schob Pip in den Raum.
Der junge Mann sah vollkommen verängstigt aus. Noch nie war er zu seinem Herrn zitiert worden. Bisher hatte er den Duke stets nur aus sicherer Entfernung gesehen, wenn dieser zu den Ställen kam. Nun jedoch ließen ihn Thornleys beeindruckende Gestalt und vor allem dessen wütende herrische Miene vor Furcht erzittern. Pips Wangen, die bei seinem Eintreten hochrot gewesen waren, wurden plötzlich kreidebleich. Wahrscheinlich fürchtete er, dass der Duke ihn auf die Straße setzen würde.
„Du hast die Kutsche gelenkt, die heute am Ratcliff Highway von Schurken angegriffen wurde“, stellte Thornley fest.
„Ja, Eure Gnaden“, antwortete Pip mit schwacher Stimme.
„Ich wüsste gern, warum du das getan hast und warum du nicht einmal einen der anderen Stallburschen gebeten hast, euch zu begleiten.“
Pip biss sich auf die Unterlippe und warf Joan einen flehenden Blick zu.
„Er handelte auf meine Anweisung“, kam sie ihm sogleich zu Hilfe.
Dorothea wedelte mit ihrem Taschentuch und ließ den Blick zwischen ihrem Bruder und ihrer Nichte hin und her wandern. Thornley musste doch einsehen, dass es unmöglich war, dieses widerspenstige Mädchen zur Vernunft zu bringen.
„Aha!“ Der Duke wandte seine Aufmerksamkeit Joan zu. „Du dachtest wohl, dann würde ich nichts von deiner Eskapade erfahren.“
Er hatte natürlich recht. Schuldbewusst senkte Joan den Kopf.
„Lass dir sagen, dass du dich sehr dumm benommen hast! Wenn du den Kutscher gebeten hättest, euch zu fahren, oder wenn du wenigstens einen Stallburschen zum Schutz mitgenommen hättest, wäret ihr vermutlich unbehelligt und sicher hierher zurückgekehrt.“
Joan spürte, wie ihr die Hitze ins Gesicht stieg. Es tat weh, sich einzugestehen, dass ihr Plan so schlecht gewesen war.
„Wie Lady Dorothea mir berichtet hat“, fuhr der Duke streng fort, „war es nur einem glücklichen Zufall zu verdanken, dass nichts Schlimmeres passiert ist.“ Er begann, mit schweren Schritten im Raum auf und ab zu gehen. „Einer der Bewohner des Viertels hatte den Anstand, euch zu Hilfe zu kommen.“
„Es war keiner der Bewohner, Eure Gnaden. Es war Mr. Rockleigh“, erklärte Pip.
Abrupt blieb der Duke stehen. „Was? Wer?“
Joan starrte Pip fassungslos an. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er Drew Rockleigh erkennen würde. Schließlich hatte er ihn nur ein einziges Mal gesehen. Und damals war es dunkel gewesen. Zudem lag dieses Zusammentreffen schon zwei Jahre zurück.
„Mr. Rockleigh?“, brüllte der Duke. „Reden wir von Drew Rockleigh?“ Er schaute zu seiner Tochter hin.
„Ja, Papa.“
„Du kennst diesen Rüpel?“ Lady Dorothea zerknüllte ihr Taschentuch in der geballten Faust. „Ich hielt ihn für einen der … der …“ Vergeblich suchte sie nach einem passenden Schimpfwort.
„Ich fürchte“, murmelte Joan, „er gehört jetzt zu den Bewohnern des Viertels.“
„Du kannst wieder an die Arbeit gehen, Rook.“
„Danke, Eure Gnaden.“ Schon war Pip zur Tür hinaus.
„Und du, Dorothea, kannst dich auch zurückziehen.“
Sie zögerte. „Ich hatte keine Ahnung, dass dieser Rüpel der Freund deines Schwiegersohns ist, Alfred. Allerdings habe ich ihn auch kaum zu Gesicht bekommen. Eigentlich habe ich nur seinen Rücken gesehen, als er aus der Kutsche sprang.“
Der Duke machte eine ungeduldige Handbewegung.
Lady Dorothea verließ die Bibliothek, und Joan wollte ihr folgen. Doch ihr Vater hielt sie zurück. „Ich habe noch ein Wörtchen mit dir zu reden, Mädchen.“
Er wartete, bis Dorothea die Tür hinter sich geschlossen hatte. Dann nahm er seine Wanderung durch das Zimmer wieder auf. Joan deutete das als gutes Zeichen. Sie hatte angenommen, er würde ihr direkt eine Strafe aufbrummen. Doch offensichtlich dachte er noch darüber nach, wie er mit der Situation umgehen sollte. Es schien ihn sehr getroffen zu haben, dass niemand anders als Drew Rockleigh zum Retter seiner Tochter geworden war. Was mochte dem Freund seines Schwiegersohns Luke Wolfson widerfahren sein, dass er sein Leben in einem Elendsviertel fristen musste?
„Hat Rockleigh dich erkannt, Joan?“, fragte er schließlich.
„Ja, Papa.“
„Hat er dir erzählt, wie es zu seinem gesellschaftlichen und finanziellen Absturz gekommen ist?“
Sie schüttelte den Kopf. „Wir haben kaum miteinander gesprochen. Es war weder der rechte Ort noch die rechte Zeit für eine kleine Plauderei.“ Sie würde auf keinen Fall erwähnen, dass Rockleigh ihr die schlimmsten Vorwürfe gemacht hatte, weil sie sich zum Ratcliff Highway verirrt hatte.
„Ich habe Gerüchte gehört“, meinte der Duke, der noch immer auf und ab ging. „Er soll Pech gehabt haben. Trotzdem hätte ich nie gedacht, dass er gezwungen sein könnte, in einem Stadtteil wie Wapping zu leben.“
„Ich bin sicher, dass er zurechtkommt. Allerdings war es furchtbar, ihn dort zu treffen.“ Joan wirkte aufrichtig betrübt. „Es tut mir leid, Papa, dass ich Tante Dorothea, mich selbst und Pip in Gefahr gebracht habe. Ich werde in Zukunft vorsichtiger sein. Aber, bitte, verbiete mir nicht, hin und wieder dem Reverend beim Unterrichten zu helfen.“
Die Bitte wurde nicht freundlich aufgenommen. Im Gegenteil. Erneut hob der Duke die Stimme. „Ich verbiete dir ein für alle Mal diese Schule zu betreten“, brüllte er. „Ich werde persönlich an Walters schreiben, um ihm mitzuteilen, dass ich ihn zur Verantwortung ziehen werde, wenn du erneut in Gefahr gerätst.“
„Papa, bitte! Das kannst du nicht tun! Ich möchte so gern helfen! Reverend Walters hat mich nie darum gebeten, sondern …“ Sie unterbrach sich.
„Sondern?“, verlangte ihr Vater zu wissen.
„Er hat mich mehrfach darauf hingewiesen, dass ich nichts ohne deine Einwilligung unternehmen soll“, gestand Joan schuldbewusst. Sie würde es nicht ertragen, wenn Vincent Walters ihretwegen Ärger bekäme. Sie bewunderte ihn, weil er sich so aufopferungsvoll um die Kinder der Ärmsten kümmerte, und hatte ihm ihre Hilfe regelrecht aufgedrängt.
Thornleys Zorn verflog, als ihm klar wurde, dass der Reverend sich korrekt verhalten hatte. „Also gut“, stellte er fest, „Wenn du mir versprichst, ihn nicht mehr aufzusuchen, werde ich ihm nicht schreiben.“ Seine Gedanken wandten sich wieder dem Mann zu, der seiner Tochter schon einmal aus der Klemme geholfen hatte. „Kam Rockleigh dir sehr verändert vor?“
„Nein, eigentlich nicht. Ich hab ihn fast sofort erkannt. Seine Haut ist gebräunt und sein Haar ausgebleicht, weil er sich wahrscheinlich viel draußen aufhält. Und sein Körper wirkte sehr muskulös.“ Die Erinnerung an Rockleighs breite Schultern und kräftige Oberarme weckte seltsame Gefühle in ihr. Sie spürte, wie ihr heiß wurde. „Seine Kleidung war natürlich schmutzig“, fuhr sie rasch in ihrem Bericht fort. „Aber er sah durch und durch gesund aus, wenn man einmal von den blauen Flecken und Kratzern absieht.“ Sie bemerkte, wie ihr Vater die Stirn runzelte. „Er verdient seinen Lebensunterhalt mit Boxkämpfen auf der Straße. Da wird er die eine oder andere Verletzung nicht vermeiden können.“
„Er boxt? Auf der Straße?“ Fassungslos schüttelte Thornley den Kopf. Er hatte natürlich nicht vergessen, dass sein Schwiegersohn und Rockleigh bei Gentleman Jackson Boxunterricht genommen hatten. Doch das war etwas völlig anderes.
„Ja, und ich denke, dass er meistens gewinnt.“
„Hm …“, murmelte der Duke. „Man sollte wohl etwas unternehmen, um ihm zu helfen. Vor einiger Zeit hat Rockleigh uns einen großen Gefallen getan. Er hat dich sicher nach Hause gebracht und niemandem etwas von deinem verrückten Ausflug mitten in der Nacht erzählt. Andernfalls wäre dein Ruf ruiniert gewesen. Wir sind ihm etwas schuldig. Ich hoffe, dass er diesmal bereit ist, eine Belohnung anzunehmen.“
„Du hast ihm damals eine Belohnung angeboten?“
„Selbstverständlich.“ Thornley warf ihr einen strengen Blick zu. „Er trug keine Schuld an dem, was in Devon geschehen ist. Kannst du dir eigentlich vorstellen, wie demütigend es für mich war, feststellen zu müssen, dass ich ihn fälschlich verdächtigt hatte, dich verführt zu haben? Schließlich hatte er nichts weiter getan, als dich sicher nach Hause zu begleiten. Was natürlich trotzdem als kompromittierende Situation zu werten war.“
In Erinnerung an ihren damaligen Fehltritt errötete Joan. Sie empfand es noch immer als äußerst peinlich, dass ihr Vater versucht hatte, Rockleigh zur Ehe mit ihr zu zwingen. Rockleigh hatte Nein gesagt. Und zum Glück war eine Heirat auch nicht nötig gewesen. Niemand außer ihrer Familie hatte je von ihrem skandalösen Verhalten erfahren.
„Ich werde einen Ermittler beauftragen, Rockleigh ausfindig zu machen und ihm seine Belohnung zu übergeben.“ Die Absicht des Dukes war nicht allein seiner Menschenfreundlichkeit zu verdanken. Ihm ging es vor allem darum, sich die Diskretion des zweifachen Retters seiner Tochter auch weiterhin zu sichern.
Doch plötzlich stieß er einen Fluch aus. Selbst wenn Rockleigh mit niemandem über Joans Abenteuer sprach, konnte es andere geben, die die herzogliche Kutsche erkannt hatten und den Mund nicht halten würden. Er wusste ja nicht einmal, mit wem Reverend Walters darüber sprechen würde, dass Lady Joan Morland, die Tochter des Duke of Thornley, ihm beim Unterrichten von Kindern aus dem Elendsviertel geholfen hatte.
Mit fünfzehn war seine Tochter in Vincent Walters verliebt gewesen. Der Reverend war der Cousin ihrer besten Freundin, und der Duke hatte ihm damals unterstellt, jede Gelegenheit zum Zusammensein mit Joan zu nutzen. Ein solches Verhalten passe weder zu seiner gesellschaftlichen Stellung noch zu seiner religiösen Berufung, hatte Thornley lautstark geschimpft. Joans Mutter hatte versucht, die Wogen zu glätten. Sie war davon überzeugt, dass das Ganze nicht mehr als ein unschuldiger Flirt war. Alle jungen Mädchen neigten ihrer Meinung nach dazu, ein wenig mit ihrer neuen weiblichen Ausstrahlung zu experimentieren. Und Vincent Walters, hatte die Ihre Gnaden gesagt, bemühe sich lediglich, Joan gegenüber freundlich zu ein.
Zu dieser Zeit ging es der Duchess gesundheitlich schon sehr schlecht. Deshalb hatte Thornley darauf verzichtet, Joan den Kontakt zu Walters gänzlich zu verbieten. Er wollte jede unnötige Aufregung für seine Gattin vermeiden.
Bald darauf war Joan sechzehn geworden und hatte auf Drängen ihrer Mutter ihr Debüt gegeben. Wegen ihrer gesellschaftlichen Stellung, ihres Reichtums und ihres guten Aussehens war sie von Verehrern umschwärmt worden. Der Duke hatte allerdings in seinem Club verlauten lassen, dass seine Tochter noch viel zu jung sei, um sich dauerhaft zu binden. Wer auch immer Interesse an ihr habe, müsse sich noch mindestens zwei Jahre lang gedulden.
Tatsächlich verspürte auch Joan noch keine Lust, sich zu verehelichen. Ihre Schwärmerei für den Reverend hatte nachgelassen, als sie Gelegenheit bekam, mit anderen jungen Männern zu flirten. Doch die Verbindung zu Walters war nie abgerissen und hatte sich zu einer tiefen Freundschaft entwickelt.
Thornley stieß einen Seufzer aus, als er sich daran erinnerte, wie dramatisch sich der Zustand seiner Gattin bald nach dem Ende von Joans erster Saison verschlechtert hatte. Nicht lange danach war sie verstorben.
Er zwang sich, seine Gedanken wieder auf die Gegenwart zu richten. Er befürchtete nicht, dass Joan sich erneut in Walters verliebt hatte. Wahrscheinlich hatte sie den Reverend wirklich nur aufgesucht, weil sie ein gutes Herz hatte und jenen helfen wollte, denen es schlechter ging als ihr.
Wie bedauerlich, dass es auch Drew Rockleigh schlecht ging! Der Mann brauchte Geld, daran konnte kein Zweifel bestehen. Würde er unter diesen Umständen auf die Idee kommen, sein Wissen um Joans Eskapaden auszunutzen? Dachte er bereits darüber nach, wie viel er für sein fortgesetztes Schweigen verlangen konnte? Nein, das war eher unwahrscheinlich. In der Vergangenheit jedenfalls hatte Rockleigh sich wie ein Ehrenmann benommen.
Andererseits war er gewiss kein Heiliger.
„Du kannst dich zurückziehen, Joan“, sagte Thornley. Nachdem seine Tochter die Bibliothek verlassen hatte, holte er einen Bogen Papier aus der Schublade seines Schreibtischs und verfasste einen Brief, den er später mitnehmen würde zu Pryke’s Büro für diskrete Ermittlungen.
Was ist das?“
„Ein Brief. Können Sie das nicht sehen?“ Thadeus Pryke grinste herablassend, ehe er ein spöttisches „Sir“ hinzufügte. Das mochte leichtsinnig sein, denn sein Gegenüber war bedeutend größer und kräftiger als er. Tatsächlich musste er den Kopf in den Nacken legen, um dem blonden, gut aussehenden Boxer in die Augen schauen zu können.
Als sich starke Finger um seinen Arm schlossen und ihn erbarmungslos festhielten, musste Pryke ein Stöhnen unterdrücken. Er senkte den Blick, zwang sich aber, aufrecht und bewegungslos stehen zu bleiben.
„Dass es sich um einen Brief handelt, sehe ich. Was ich wissen will, ist, warum Sie ihn mir geben!“ Drew hatte sogleich bemerkt, dass der Umschlag weder mit einem Absender noch mit einer Empfänger-Adresse versehen war. Er gab ihn an Pryke zurück und zog scheinbar gelangweilt an seiner Zigarre.
„Sie sind doch Mr. Rockleigh – oder etwa nicht? Mir ist bekannt, dass man Sie hier im Allgemeinen den Squire nennt, doch soweit ich weiß, ist Rockleigh Ihr richtiger Name. Ich habe den Auftrag, Ihnen diesen Brief zu übergeben.“
„Wer hat Sie damit beauftragt?“
„Das geht Sie nichts an.“ Thadeus setzte eine überhebliche Miene auf. Er war stolz darauf, dass der Duke of Thornley sich ausgerechnet an ihn gewandt hatte. Und zwar höchstpersönlich! Der Detektiv fühlte sich geschmeichelt, weil ein so mächtiger Mann sich dazu herabgelassen hatte, mit ihm zu sprechen.
Pryke, der einige Jahre in der Armee gedient hatte, war daran gewöhnt, Befehle entgegenzunehmen. Deshalb hatte er keinen Anstoß an dem herrischen Ton des Dukes genommen. Im Gegenteil, Thornleys Auftreten hatte ihn an seinen Captain erinnert. Dass er die Aufmerksamkeit eines so einflussreichen Adligen errungen hatte, ließ sein Selbstbewusstsein wachsen. Und nun überlegte er, ob er sich nicht selbständig machen sollte. Zwar war er seinem Bruder dankbar dafür, dass dieser ihm nach der Entlassung aus der Armee als Mitarbeiter in Pryke’s Büro für diskrete Ermittlungen aufgenommen hatte. Aber auf Dauer werde ich ohne meinen pingeligen Bruder sicher besser zurechtkommen, dachte Thadeus.
Aber zuerst galt es, den Auftrag des Dukes auszuführen. Daher konzentrierte Pryke sich wieder auf den Squire. Dessen stolze aufrechte Haltung verriet ebenso wie seine gewählte Sprache, dass der Mann eine gute Erziehung genossen hatte. Dass er mit den Händen so kräftig zupacken konnte, ließ wiederum Rückschlüsse auf seinen Erfolg als Boxer zu.
Pryke musste die Zähne zusammenbeißen, als Rockleigh den Druck noch einmal kurz verstärkte. „Lassen Sie mich los!“, forderte er mit gepresster Stimme. Eigentlich hätte er über die Kraft des Squire nicht erstaunt sein dürfen. Die Gerüchte behaupteten, dass der Mann es mit praktisch jedem anderen Boxer aufnehmen konnte. Da er zudem gut aussah, fiel es ihm leicht, die Massen in seinen Bann zu ziehen. Wenn er an einem der illegalen Wettkämpfe teilnahm, die in diesem Viertel der Stadt an der Tagesordnung waren, strömten die Menschen in Scharen herbei. Es hieß, der Squire sei so schnell, so geschickt und so stark, dass er bei einem Kampf mehr verdiente als andere bei zehn Kämpfen.
„Warten Sie, bis ich das Schreiben gelesen habe“, befahl Rockleigh. Er nahm den Brief, brach das Siegel und faltete die Seite auseinander. Dabei ging er ein paar Schritte zur Seite, denn vor dem Cock and Hen, der nach Hahn und Henne benannten Kneipe, herrschte großes Gedränge.
Als er die wenigen Zeilen überflogen und die Unterschrift entziffert hatte, huschte ein Lächeln über sein Gesicht. Dann wandte er sich wieder Thadeus zu. „Haben Sie einen Stift?“, wollte er wissen.
Der Detektiv zog einen Bleistiftstummel aus einer seiner Rocktaschen.
Rockleigh forderte ihn auf, sich nach vorn zu beugen. Dann schrieb er, den Rücken des Ermittlers als Unterlage benutzend, ein paar Worte unter die ursprünglichen Zeilen. „So“, murmelte er und faltete das Blatt wieder zusammen. Dann drückte er die glühende Zigarrenspitze auf das Wachsiegel, um den Brief wieder sicher zu verschließen. „Bringen Sie das Schreiben zurück.“
Pryke kam nicht dazu, etwas darauf zu antworten. Er sah nur noch, wie der Squire sich durch die Menge vor der Kneipe drängte, durch die Tür trat und mit einem Kuss von einer hübschen Blondine begrüßt wurde.
„Wo ist er?“, verlangte der Duke of Thornley zu wissen, als Pryke allein bei ihm auftauchte. Er ärgerte sich, denn seine Anweisung war unmissverständlich gewesen. Der Detektiv sollte Rockleigh mitbringen. Dann erst würde Pryke den vereinbarten Lohn erhalten.
Thadeus blieb neben der Kutsche stehen, nahm den Hut ab und verbeugte sich tief vor seinem Auftraggeber.
Der Duke hatte Vorsorge getroffen, um in dem überwiegend von Ladenbesitzern und Büroangestellten bewohnten Viertel nicht aufzufallen. Er trug einfache Kleidung und hatte eine Droschke gemietet. Das – fand er – sollte reichen, um sich unauffällig in Cheapside aufhalten zu können. Dennoch verspürte er eine gewisse Unruhe. Das ließ er sich allerdings nicht anmerken. Wenn seine Tochter mutig genug gewesen war, nicht weit von hier Kinder aus dem nahen Elendsviertel Wapping zu unterrichten, würde er selbst nicht davor zurückschrecken, in der Nähe des Ratcliff Highways auf Rockleigh zu warten.
„Steigen Sie ein, und schließen Sie den Wagenschlag!“, befahl Thornley dem Detektiv.
Gehorsam kletterte der in die Mietdroschke. Da das Gefährt zu niedrig war, als dass ein Mann darin hätte stehen können, nahm Pryke unaufgefordert Platz. Zum Glück schien der Duke keinen Anstoß daran zu nehmen.
Thadeus verbeugte sich erneut, so gut es ging. „Der Squire schickt Ihnen eine Nachricht.“ Er holte den Brief hervor.
„Der Squire?“, echote Thornley.
„Ich bitte um Vergebung, Eure Gnaden, weil ich versehentlich den Spitznamen des Mannes benutzt habe.“ Das entsprach nicht ganz der Wahrheit. Tatsächlich hatte er gehofft, es würde den Duke amüsieren zu erfahren, wie alle Welt den Boxer nannte. Doch er musste erkennen, dass Thornley viel zu ungeduldig war, um sich mit ihm über Rockleigh zu unterhalten. Ja, anscheinend interessierte es den Duke nicht im Geringsten, dass es sich bei Rockleigh und dem als „der Squire“ bekannten Boxer um ein und dieselbe Person handelte.
Schon hatte Thornley den Brief auseinandergefaltet. Ungläubig starrte er die wenigen Worte an, die Rockleigh ihm geschrieben hatte. So ein arroganter Kerl! Statt herbeizueilen, um dankbar die hundert Pfund in Empfang zu nehmen, die er als Entschädigung dafür erhalten sollte, dass er Joan zu Hilfe gekommen war, hatte Rockleigh nur geantwortet: „Kein Bedarf.“ Er hatte es nicht einmal für nötig gehalten, seine Unterschrift darunter zu setzen.
Thornley spürte, wie Zorn in ihm aufstieg. Er war daran gewöhnt, dass man ihm mit Achtung oder gar Unterwürfigkeit begegnete. Schließlich war er ein Duke und besaß nicht nur großen gesellschaftlichen und politischen Einfluss, sondern auch mehrere Landgüter, unter anderem in Cumberland und Devon. Rockleigh hingegen hatte, wenn man den Gerüchten Glauben schenkte, seine Stellung in der Gesellschaft zusammen mit seinem gesamten Besitz verloren. Bei Gott, der Mann lebte in Wapping und verdiente sein Geld als Boxer bei illegalen Kämpfen! Allein die Tatsache, dass ein Mitglied des Hochadels ihm Interesse entgegenbrachte, hätte Rockleigh zutiefst beeindrucken müssen. Er hätte sofort zu dem Treffen mit seinem Wohltäter eilen müssen.
Zwischen Wut und Enttäuschung hin und her gerissen, reichte Thornley dem Detektiv das versprochene Honorar und entließ ihn ungnädig. Dann klopfte er mit seinem Spazierstock gegen das Dach der Droschke, um dem Kutscher zu signalisieren, dass er den Heimweg antreten wollte.
Unterwegs nach Mayfair dachte er darüber nach, wie er weiter vorgehen sollte. Für ihn war die Angelegenheit noch lange nicht erledigt. Im Gegenteil, er war fester denn je entschlossen, eine Begegnung mit Joans Retter herbeizuführen. Einerseits plagte ihn die Neugier. Wie war es zu Drew Rockleighs gesellschaftlichem Abstieg gekommen? Andererseits fürchtete er, der verarmte Gentleman könne auf die Idee kommen, ihn mit seinem Wissen über Joans Abenteuer zu erpressen. Hatte Rockleigh die hundert Pfund womöglich nur abgelehnt, um den Druck auf Joans Familie zu erhöhen? Wenn ja, so war dieser taktische Schachzug durchaus erfolgreich. Am liebsten hätte Thornley die Mietkutsche wenden und zum Ratcliff Highway fahren lassen, um die Angelegenheit dort umgehend zu regeln.
Da ihm jedoch klar war, wie unklug ein solches Vorgehen war, saß er steif aufgerichtet auf der unbequemen Bank der Droschke und schalt sich selbst dafür, dass er versäumt hatte, seinen Schwiegersohn Luke Wolfson nach Rockleigh zu fragen. Der hätte zweifellos einiges über das Schicksal seines Freundes zu berichten gehabt. Unzufrieden mit sich selbst runzelte Thornley die Stirn. Dass er sich nicht nach den Hintergründen für Rockleighs Unglück erkundigt hatte, hatte sich als sträfliches Versäumnis erwiesen. Im Allgemeinen war er stolz darauf, dass er nicht dazu neigte, sich mit Klatsch und Tratsch zu beschäftigen. In diesem Fall sah die Sache allerdings anders aus …
„Ich nehme an, Ihr Vater wird verhindern, dass wir uns weiterhin treffen.“
Vincent Walters Stimme verriet, wie betrübt er war. Er kannte Lady Joan Morland schon seit vielen Jahren. Seit frühester Kindheit war sie mit seiner Schwester Louise befreundet.
Leider hatte Joan sich irgendwann ein wenig in ihn verliebt, was wiederum dem Duke gar nicht gefallen hatte. Seitdem bemühte Walters sich noch mehr als zuvor, Thornley nicht zu erzürnen. Einerseits lag es in seinem Naturell, dass er mit allen in Harmonie leben wollte. Andererseits war er sich der Tatsache bewusst, wie wichtig das Wohlwollen reicher Gentlemen für die Kirche war. Nur die Wohlhabenden waren in der Lage, große Spenden für notwendige Reparaturen an den Gotteshäusern und Ähnliches aufzubringen. Daher hatte Vincent Erleichterung verspürt, als Joans Schwärmerei für ihn nachließ. Dass sie ihm nach wie vor eine gewisse, nun platonische Zuneigung entgegenbrachte, gefiel ihm allerdings.
„Papa hat sich tatsächlich sehr über mein unglückliches Erlebnis aufgeregt“, sagte Joan gerade. „Doch ich denke, dass er sich bald beruhigen wird.“ Sie schenkte ihrem Begleiter ein kleines Lächeln.
Die beiden schlenderten durch den Hyde Park. In einigem Abstand folgte ihnen Lady Dorothea als Anstandsdame. Sie ließ sich von einem Dienstmädchen begleiten, dessen Aufgabe es war, einen Schirm über sie zu halten, damit ihre empfindliche Haut vor den Strahlen der Sonne geschützt wurde.