Skatafíur - Rüdiger D.C. Kinting - E-Book

Skatafíur E-Book

Rüdiger D.C. Kinting

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Beschreibung

Der junge Jasúr Aremân bricht auf, um einen Drachen zu töten. So verlangen es die Traditionen von Kárstarên. Denn nur durch das Opfern eines Drachen werden die Skatafíur, die Schattenfeuer, besänftigt, die alle tausend Jahre aus der Unterwelt hervorkommen, um die Menschen und deren Glauben an die Götter zu prüfen, und alles in ihrer abgrundtiefen Nacht verschlingen, was ihnen zu nahe kommt. Obwohl niemand mehr genau weiß, wie man einen Drachen tötet, stellt sich Jasúr der Aufgabe. Der König, sein Oheim, ist gestorben, und Jasúr hofft mit dem Drachenopfer nicht nur die Skatafíur abzuwehren und das Land zu retten, sondern auch, als Letzter des Hauses Bréthos, seinen Anspruch auf den Thron zu sichern. So betritt er eine der zahlreichen Gebirgshöhlen, die zu einem Drachenhort führen soll. Und tatsächlich trifft er auf Prásinus, den ältesten aller noch lebenden Drachen. Doch dann muss Jasúr erkennen, dass nicht alles so ist, wie er immer dachte. Und dass manche seine Abwesenheit dazu nutzen wollen, um selbst an die Macht zu gelangen.

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Rüdiger D.C. Kinting

Skatafíur

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Skatafíur

Impressum neobooks

Skatafíur

Jasúr betrachtete ein letztes Mal das gewohnte Bild: schroffe Grate, die sich bis zum Horizont zogen, endlos dunkler Stein, der in mächtigen Rücken hintereinander lag, tiefe Schluchten umschloss oder hoch in den Himmel ragte.

Doch, bedrohlicher als sonst, wanden sich düstere dichte Wolken, mächtigen Schlangen gleich, über die Gipfel hinweg, zeigten mal schwarze, mal rote Bäuche, während ein dumpfes Grollen immer wieder die Erde erzittern ließ.

Sollte so nun das Ende nahen? Sein Ende?

Hier, in Kárstarên, verschwammen die Unter- und die Menschenwelt. Hier hausten Götter, verwoben sich Himmel und Erde, tobten die Elemente. Und alles schien derzeit in Aufruhr.

Meldungen häuften sich, dass Tiere plötzlich verendeten oder ganz verschwanden. Kinder erkrankten, Brunnen verdarben, und in den tiefsten Schluchten brach der Felsboden auf, loderten die Skatafíur, die Schattenfeuer, hervor und verschlangen alles in ihrer abgrundtiefen Nacht, was ihnen zu nahe kam.

Jasúr schob sich die Haare aus dem Gesicht und blinzelte im rauen Wind. Gemäß den Alten Schriften traten die Schattenfeuer alle tausend Jahre aus der Unterwelt hervor, um die Menschen und ihren Glauben an die Götter zu prüfen. Und dann wüteten sie unerbittlich. Und zwar so lange, bis die Menschen durch ein Opfer ihren Glauben an die Götter bewiesen.

Ob seine Männer den Ernst der Lage erkannten? Jasúr sah zurück. Sie warteten, unter der Führung seines Freundes Èran, ein Stück unterhalb des Höhleneingangs auf seine Rückkehr. Er hörte ihre Stimmen, im Wind nur in Fetzen zu verstehen, und sah die königlichen Drachenbanner über ihren Helmen flattern.

Vermutlich nicht, überlegte er. Auch wenn sie die Geschichten um die Schattenfeuer kannten. Selbst ihm fiel es schwer, die Tragweite seiner Aufgabe zu ermessen.

Es lag allein in seinen Händen.

Jasúr folgte mit seinem Blick hellen Flecken, die in der Ferne über die mächtigen Hänge des Schwarzen Selân zogen, wo auch die Burg seiner Ahnen aus dem spärlichen Grün aufragte.

Er liebte dieses Land. Er liebte es, wie Wolken und Winde über die Grate tanzten, an ihnen nagten und sangen, liebte das Spiel aus Licht und Schatten, das keinen Augenblick gleich blieb und jeden Moment zu etwas Einmaligem machte. Zu etwas Erhabenem. Und er liebte es, wie das Leben hier selbst im Kleinen immer wieder seinen Weg fand. – Das alles sollte in den Schattenfeuern untergehen?

Er war der Neffe des Königs.

Und der König war gestorben.

Ausgerechnet jetzt.

Nun oblag es ihm, das Land weiter zu führen, die Menschen zu beschützen und das Gleichgewicht zwischen Licht und Schatten, Leben und Tod, Güte und Launenhaftigkeit der Götter wieder herzustellen und dann aufrecht zu halten.

Jasúr kannte seine Aufgabe: Er musste einen Drachen töten.

So verlangte es ihre Tradition.

Doch das klang einfacher als es war. Denn wie sollte er es anstellen? Seit Generationen gab es niemanden mehr im Königreich, der dies geschafft hätte oder ihn unterweisen könnte. Selbst die alten Lieder verrieten kaum etwas darüber, wie genau das zu bewerkstelligen war. Sie lobten stets nur den Heldenmut und die Kühnheit ihrer Helden, die dann irgendwann den glorreichen Sieg erlangten.

Also war er ganz auf sich gestellt. Denn auch das verlangte die Tradition: Er musste den Kampf allein bestreiten – Mann gegen Drachen.