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Worum geht es in Hundeerziehung? Um die eine richtige Methode? Um das ultimative Hilfsmittel? Wichtig zu erkennen ist: die meisten Methoden funktionieren tatsächlich, aber eine große Zahl von Hundehaltern hat schon diese und jene ohne nennenswerten Erfolg ausprobiert. Das Problem dabei ist, dass der Erfolg nicht nur von der Methode, sondern vor allem von der Fehlerquote abhängt. Je häufiger wir in der Ausbildung Fehler machen, also Verhalten nicht oder falsch korrigieren, oder gar unbewusst bestätigen, umso häufiger wird der Hund Fehlverhalten zeigen. Wir können Fehler aber nicht komplett vermeiden, niemand ist immer zu 100 Prozent aufmerksam und manchmal müssen wir im Alltag auch ganz einfach mit dem Hund von A nach B, ohne korrigieren zu können. Dieses Buch stellt einen Lösungsweg vor, der Theorie und Praxis vereint: Mit dem richtigen Management, vielen Freiheiten und klaren Grenzen gelingt die Hundeerziehung mit Spaß und ohne Stress.
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Seitenzahl: 167
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So klappt´smit dem Hundim Alltag
Hundeerziehung nach dem Null-Fehler-Prinzip
Ina HildenbrandAchim Häußler
Copyright © 2012 by Cadmos Verlag, Schwarzenbek
Gestaltung und Satz der Printausgabe: Ravenstein und Partner, Verden
Lektorat: Maren Müller
Coverfoto und Fotos im Innenteil: Neddens Tierfoto
E-Book-Konvertierung: Satzweiss.com Print Web Software
Deutsche Nationalbibliothek – CIP-Einheitsaufnahme
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
Alle Rechte vorbehalten.
Abdruck oder Speicherung in elektronischen Medien nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung durch den Verlag.
ISBN: 978-3-8404-2018-4
eISBN: 978-3-8404-6055-5 (EPUB)
eISBN: 978-3-8404-6080-7 (Kindle)
www.cadmos.de
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Unser oberstes Prinzip ist es, eine Beziehung zwischen Mensch und Tier zu schaffen, die auf Vertrauen aufbaut. Eine solche Beziehung kann nur funktionieren, wenn beide Lebewesen die Wünsche und Bedürfnisse des anderen erfüllen können.
Hunde übernehmen in unserer Gesellschaft vielfältige und wichtige Aufgaben, die wir ihnen durch die Achtung ihres Wesens und unseren uneingeschränkten Respekt danken sollten. Jedes Tier verfügt über eine Sensibilität, die viele von uns Menschen längst verloren haben und die wir von unseren Tieren zurückbekommen. Unsere Hunde achten uns und unsere Stellung in der Familie, sie beziehen uns in soziale Verhaltensweisen mit ein, arbeiten mit ganzem Einsatz und nach besten Kräften für uns und versuchen uns zu verstehen – und das alles nur aus tiefer Verbundenheit. Ein Tier zu halten bedeutet deshalb, Verantwortung für eines der größten Geschenke zu übernehmen, das uns die Natur gemacht hat. Der Mensch sollte Geduld, Feingefühl und Führungsstärke besitzen, um seinen Hund artgerecht und sensibel ausbilden und durchs Leben begleiten zu können. Unsere Aufgabe ist es, unseren Hund seiner Art und seinen Fähigkeiten entsprechend bestmöglich zu fördern und auszubilden, ohne ihm zu schaden, vermeidbaren Schmerz zuzufügen oder ihn zu überfordern. Wir sind verpflichtet, ihm optimale – nicht nur ausreichende – Bewegung und Sozialkontakte zu Menschen und Artgenossen zu verschaffen. Es ist unsere Pflicht, ihm neben seinen Aufgaben Freiraum für natürliches und arteigenes Verhalten zu geben, ihn Tier sein zu lassen und seine Psyche weder durch falsche Ansprüche, Ängste noch Projektionen, die gegen seine Natur sind, zu belasten.
Jeder Hund braucht eine feste Struktur, liebevolle und konsequente Führung sowie bedürfnisgerechte Pflege und Fürsorge. Wir sollten ihn immer als Individuum wahrnehmen – nicht als Spielzeug, Sportgerät, Kinder- oder Partnerersatz. Wir dürfen unseren Hund nicht verhätscheln, bis er nur noch im Bett schlafen kann und sich im Freien nicht mehr wohlfühlt, oder bis er sich vor Übergewicht nicht mehr bewegen kann. Wir müssen eine Fehlprägung auf Menschen vermeiden, indem wir für ausreichend Kontakt mit Artgenossen sorgen. Und wir müssen von Qualzuchten Abstand nehmen, die Hunde zu einer Karikatur ihrer selbst werden lassen.
Durch die Haltung eines Lebewesens übernehmen wir eine große Verantwortung und eine Vielzahl an Pflichten. All die glücklichen Momente, die uns ein Hund beschert, entlohnen uns hierfür jedoch über die Maßen.
Ina Hildenbrand und Achim Häußler
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Worum geht es in der Hundeerziehung? Um die eine richtige Methode? Um das ultimative Hilfsmittel? Oder um den einzig wahren Ausbilder? Wichtig zu erkennen ist: Die meisten Methoden funktionieren tatsächlich. Manche sind veraltet und vielleicht unnötig hart, andere moderner, aber womöglich umständlicher. Die einen sind etwas zeitintensiver, andere verlangen höhere Konzentration oder Geschicklichkeit, aber die meisten funktionieren.
Vielleicht schütteln Sie jetzt genervt den Kopf, mit dem Satz auf den Lippen: „Das habe ich alles schon ausprobiert, und mein Hund hört noch immer nicht.“ Das Problem ist, dass der Erfolg nicht nur von der Methode, sondern vor allem von der Fehlerquote abhängt. Der Fehlerquote kommt sehr große Bedeutung zu: Je häufiger wir in der Ausbildung Fehler machen, also Verhalten nicht oder falsch korrigieren oder gar unbewusst noch bestätigen, desto häufiger wird der Hund Fehlverhalten zeigen.
Wir möchten einen Lösungsweg vorstellen, der Theorie und Praxis vereint. Wir können Fehler nicht komplett vermeiden, niemand ist immer zu 100 Prozent aufmerksam, und manchmal müssen wir im Alltag auch ganz einfach mit dem Hund von A nach B kommen, ohne korrigieren zu können. Die Lösung ist das richtige Management.
Erziehung und Ausbildung müssen sich verwirklichen lassen, ohne dass normale Alltagsaktivitäten mit dem Hund zum Trainingsmarathon werden.
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Null Fehler bedeutet in der Tat, dass keine Fehler erlaubt sind, und diese Regel betrifft einzig und allein uns Hundeführer. Denn was soll der Schüler lernen, wenn der Lehrer dauernd Fehler macht? Wir dürfen nie unaufmerksam sein, nichts übersehen und keine Inkonsequenz zeigen. Der Hund hingegen muss Fehler machen. Nur so haben wir häufig die Gelegenheit, ihn zu korrigieren, und er kann lernen, was richtig und was falsch ist. Das ist harte Arbeit und erfordert viel Geschick und Konzentration. Allerdings – und das ist das Tolle daran – gibt es eine Hintertür: Wir unterteilen das Hundeleben für die Zeit des Trainings in Lernphase und Managementphase.
In den über den Tag verteilten Lernphasen gilt unsere ganze Aufmerksamkeit dem Hund und der jeweils zu lernenden Lektion. Vergleichbar sind diese Lernphasen mit dem Autofahren. Wir sitzen meist mehrmals am Tag hinter dem Steuer, und das bedeutet, dass unsere ganze Konzentration dem Straßenverkehr gilt. Ohne Ausnahme, denn die Konsequenz wäre vermutlich ein Unfall. Ebenso wenig, wie wir die Hände mal für fünf Minuten vom Steuer nehmen oder kurz die Augen schließen können, dürfen wir in der Lernphase den Hund ungelenkt und unkontrolliert lassen. Genau das ist mit „null Fehler“ gemeint. Wenn wir eine Lernphase abhalten, müssen wir jeden Fehler sofort korrigieren, und das bedeutet, uns selbst nahezu keinen zu erlauben. Fehlverhalten sollten wir am besten provozieren, also planen oder stellen, oder wir sollten es zumindest vorhersehen, damit wir gut durchdacht darauf reagieren können.
Die Lernphasen müssen für den Hund eindeutig erkennbar sein, etwa an der Art der Ausrüstung oder an der Art der Befehle. Als Beispiel dafür das Abrufen: Der Befehl „Komm“ wird nur in der Lernphase verwendet; er muss immer durchgesetzt und bei Bedarf korrigiert werden. In der Managementphase dagegen behelfen wir uns mit Heranlocken, etwa durch: „Was hab ich hier denn Gutes?“ Ein weiteres Beispiel wäre das Bei-Fuß-Gehen. Hier ist das Erkennungsmerkmal für den Hund die Ausrüstung: Das Halsband signalisiert die Lernphase und das Brustgeschirr die Managementphase.
Wenn nach einigen Wochen Übungszeit die Lektionen zuverlässig abrufbar sind, entfällt die Unterscheidung zwischen Lern- und Managementphase. Die erlernten Befehle können dann bedenkenlos im Alltag verwandt werden und ermöglichen einen entspannten Umgang.
Auf den Punkt gebracht
Training ist nichts anderes, als für den Hund schwierige Situationen zu schaffen, um ihn dann schnell und angemessen korrigieren zu können.In der Lernphase sollten wir nie von etwas überrascht werden, weil wir dann oft falsch oder viel zu spät reagieren. Zum Erarbeiten neuer Lektionen müssen wir immer vorbereitet und konzentriert sein.
Der richtige Zeitpunkt für eine Managementlösung: das Umschnallen vom Halsband auf das Brustgeschirr, sobald eine Situation noch zu schwierig ist.
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Wir schaffen uns einen Hund in den seltensten Fällen deshalb an, weil wir uns jahrelang auf diversen Hundeplätzen die Wochenenden mit Gehorsamsübungen vertreiben möchten – in der Regel wünschen wir uns einen Hund, der uns durch den Alltag begleitet und immer und überall dabei ist. Das Zusammenleben und die Erziehung sollten möglichst stressfrei sein und Spaß machen. Wir möchten uns nicht eingeschränkt fühlen, sondern unseren Begleiter als Bereicherung erleben.
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Um die gemeinsame Zeit im Alltag genießen zu können, ohne das vielen nur zu gut bekannte Chaos rund um den Hund, benötigen wir Managementlösungen. Diese Zwischenlösungen ermöglichen Pausen von unserer Trainerrolle, in denen wir uns nicht um die Erziehung des Hundes kümmern müssen, sondern unsere Aufmerksamkeit zum Beispiel den Kindern widmen können, die gerade Origami mit Papas Arbeitsunterlagen falten. Management muss gezielt und durchdacht sein, nur so prägt sich beim Hund nichts Falsches ein oder wird gar bereits Gelerntes zunichtegemacht. Wir kennen aus dem normalen Leben – so nennen wir jenes ohne pelzigen kleinen „Haustyrannen“ – zahlreiche Beispiele für Managementlösungen: Weit verbreitet ist der Laufstall für Kleinkinder. Er ermöglicht, dass auch Mamis nicht 24 Stunden lang aufmerksam und rein auf ihr Kind fixiert sein müssen, sondern ab und zu mal essen oder zur Tür gehen können.
Auf den Punkt gebracht
Management bedeutet, Fehler und damit Trainingsrückschritte zu vermeiden, indem wir Zwischenlösungen anwenden, sobald wir mit anderem beschäftigt sind.
Das Null-Fehler-Prinzip eignet sich für jeden Hund. Es gibt weder eine Altersbeschränkung noch bestimmte körperliche, größen- oder rassespezifische Voraussetzungen.
Hunde lernen ein Leben lang. Wenn wir uns einmal vor Augen führen, wie viel Unsinn unsere Hundesenioren noch lernen können, wie etwa Küchenschränke öffnen oder sich auf das eigene Spielzeug legen, damit der Nachwuchs es nicht findet, warum sollte es dann nicht auch noch mit der Leinenführigkeit klappen? Alle Lebewesen lernen und verhalten sich nach bestimmten Mustern. Kennen wir diese Muster, können wir unser Wissen geschickt nutzen, um die Trainingsphase für uns und den Hund möglichst kurz und stressfrei zu gestalten.
Ob Hundeopa, Welpe oder schwieriger Junghund: Das Null-Fehler-Prinzip ist bei allen die Lösung für viele Probleme.
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Auch Hunde, die im Erwachsenenalter Probleme zeigen, können von der Umstellung auf das Null-Fehler-Prinzip nur profitieren. Problemverhalten bedeutet für Hunde häufig enormen Stress. Entweder, weil die Situation sie überfordert, wie etwa bei aggressivem Verhalten, oder weil sie von Ängsten geplagt werden, wie viele Hunde aus dem Auslandstierschutz. Diese lebten zuvor meist auf sich gestellt und haben oft große Schwierigkeiten mit den für sie völlig neuen Lebensumständen in einer Familie, wo bisher überlebenswichtige Verhaltensweisen wie Müllklauen plötzlich verboten sind. Andere Hunde sind nie sicher, ob sie sich richtig oder falsch verhalten, weil wir zu inkonsequent sind. In all diesen Fällen nehmen klare Regeln und das passende Management den Stress und die Unsicherheit und sorgen für eine stabile und entspannte Beziehung zwischen Hund und Halter.
Im Idealfall beginnen wir mit der Hundeerziehung und -ausbildung in der achten Lebenswoche des Welpen. Gerade die ersten Wochen im neuen Zuhause legen oft den Grundstein für das weitere Zusammenleben. Wichtig ist, dass alle Regeln, die der Hund in Zukunft befolgen soll, ab dem ersten Tag gelten und auch die ersten Lektionen wie das Sitz gleich von Anfang an geübt werden. Das Null-Fehler-Prinzip ist bei Welpen besonders gut anwendbar, denn sie kennen noch kein Fehlverhalten. Wenn wir vom ersten Tag an alles so gut managen, dass keine Fehler passieren, lernt der Welpe gar nicht erst, unerwünschtes Verhalten zu zeigen. Ein gutes Beispiel ist das Winseln: Wenn der Kleine von Anfang an lernt, dass wir ihm für Winseln keine Aufmerksamkeit schenken, wird er auch nicht lernen, winselnd am Tisch zu stehen. Vielmehr wird es für ihn bald selbstverständlich sein, sich ruhig zu verhalten, denn hierfür bekommt er Aufmerksamkeit. Hat ein Hund dieses Verhalten aber bereits erlernt und damit schon einige Male Erfolg gehabt, werden wir anfangs erheblichen Protest ernten, wenn wir dieses Verhalten plötzlich ignorieren. Funktionieren wird das Null-Fehler-Prinzip trotzdem, es bedeutet nur etwas mehr Zeitaufwand und Geduld. Gelten die Regeln von Anfang an und hat der Hund gar nicht erst die Möglichkeit, Unarten anzunehmen, vermeiden wir viel Stress und unnötige Strafen.
Auf den Punkt gebracht
Das Null-Fehler-Prinzip ist keine Methode, kein Trick und keine Ausbildungsrichtung, sondern schlicht und einfach logisch angewandte Wissenschaft.
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Viele Menschen haben ein sehr gutes Bauchgefühl im Umgang mit Tieren. Dieses sollten wir uns erhalten. Hunde sind keine Konditionierungsmaschinen und keine Roboter. Sie sind hoch soziale Wesen, die sich im Lauf der Jahrtausende ausgezeichnet an unser Leben angepasst haben, uns sehr gut lesen können und auch mit einigen Fehlern unsererseits gut leben können.
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