Someone to Stay - Laura Kneidl - E-Book

Someone to Stay E-Book

Laura Kneidl

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Beschreibung

Kann ich es wagen, mein Herz über meinen Verstand zu stellen?

Aliza weiß nicht, wo ihr der Kopf steht. Nicht nur versucht sie, ihr Jurastudium durchzuziehen, sie hat auch mit ihrem erfolgreichen Instagram-Account alle Hände voll zu tun, und ihr erstes Kochbuch steht kurz vor der Veröffentlichung. Da kann sie sich keine Ablenkung erlauben - selbst dann nicht, wenn sie so attraktiv und faszinierend ist wie Lucien. Doch obwohl Aliza fest entschlossen ist, das heftige Prickeln zwischen ihnen zu ignorieren, fällt es ihr immer schwerer, sich von Lucien fernzuhalten. Dabei hat dieser seine ganz eigenen Gründe, warum die Liebe für ihn zurzeit an letzter Stelle steht ...

"Ab der ersten Seite habe ich mich in die Geschichte verliebt. Laura Kneidl schafft es immer wieder Themen anzusprechen, die man nur sehr selten in Büchern liest." Lenisworldofbooks über Someone Else

Die SOMEONE-Reihe von Platz-1-SPIEGEL-Bestseller-Autorin Laura Kneidl:

1. Someone New
2. Someone Else
3. Someone to Stay

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 501

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Inhalt

Titel

Zu diesem Buch

Widmung

Motto

Playlist

Luciens Playlist

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

17. Kapitel

18. Kapitel

19. Kapitel

20. Kapitel

21. Kapitel

22. Kapitel

23. Kapitel

24. Kapitel

25. Kapitel

26. Kapitel

27. Kapitel

28. Kapitel

29. Kapitel

Epilog I

Epilog II

Danksagung

Die Autorin

Außerdem bei LYX erschienen

Impressum

LAURA KNEIDL

Someone to Stay

Roman

Zu diesem Buch

Als Aliza zum ersten Mal auf Lucien trifft, ist sie fest entschlossen, das heftige Kribbeln, das er in ihr hervorruft, zu ignorieren. Zwar würde sie sich eigentlich gerne verlieben, aber für eine Beziehung fehlt ihr schlichtweg die Zeit. Das Jurastudium verlangt ihr alles ab, und dann ist da auch noch ihr erfolgreicher Instagram-Account und die Veröffentlichung ihres ersten Kochbuchs, die kurz bevorsteht. Sie kann sich keine Ablenkung erlauben – schon gar nicht, wenn sie so attraktiv und faszinierend ist wie Lucien. Dabei steht für diesen selbst die Liebe zurzeit an letzter Stelle. Seit dem Tod seiner Eltern hat seine jüngere Schwester, für die er das Sorgerecht bekommen hat, oberste Priorität. Aber je mehr Zeit Aliza und Lucien miteinander verbringen, desto stärker wird die Anziehungskraft, die zwischen ihnen herrscht – und umso mehr gerät ihr Entschluss ins Wanken, die Finger voneinander zu lassen. Doch kann es für ihre Liebe überhaupt eine Chance geben? Oder müssen sie akzeptieren, dass sich zwei Menschen manchmal einfach zur falschen Zeit im Leben begegnen?

Für alle, die Träume haben.

Habt den Mut, sie zu verwirklichen.

»Finde und gehe deine eigenen Wege und höre dabei in dich und nicht auf andere.«

Anabelle Stehl

Playlist

Vancouver Sleep Clinic – Someone To Stay

Arctic Monkeys – I Bet You Look Good On The Dancefloor

Billie Eilish – Bad Guy

Halsey – I Walk The Line

Taylor Swift – The Man

Lizzo – Truth Hurts

Halsey – Sorry

Melanie Martinez – Show & Tell

Zella Day – Seven Nation Army

CHVRCHES – Death Stranding

Harry Styles – Falling

Jack White – Sixteen Saltines

Jessie Ware – Hearts

Left Boy – Sex Party

Grimes – You’ll Miss Me When I’m Not Around

Winona Oak – Break My Broken Heart

KUMMER – Ganz genau jetzt

Banks – Gimme

Lady Gaga – Stupid Love

Noah Cyrus ft. XXXTentacion – Again

Jessie Ware – Say You Love Me

Luciens Playlist

Code Orange – Forever

Slipknot – Disasterpiece

Slayer – Raining Blood

Trivium – Pull Harder On The Strings Of Your Martyr

Lamb of God – Laid To Rest

Knocked Loose – Deadringer

Jinjer – Outlander

Bury Tomorrow – Choke

Borknagar – Thunderous

Metallica – The Unforgiven

While She Sleeps – ANTI-SOCIAL

Bring me the Horizon – Ludens

Megadeth – Angry Again

Pantera – Walk

Slipknot – Nero Forte

System of a Down – Chop Suey!

Spiritbox – Holy Roller

Tool – Sober

Jinjer – Retrospection

Machine Head – Imperium

Metallica – King Nothing

Motörhead – Killed By Death

Children of Bodom – In Your Face

Disturbed – Droppin’ Plates

Arch Enemy – Nemesis

1. Kapitel

Mein Leben fiel auseinander. Wie das Regal, das ich soeben versucht hatte aufzubauen. Ich war kurz davor gewesen, den letzten Nagel einzuschlagen, als es vor meinen Augen in sich zusammengebrochen war. Es hatte geknarzt und geknackt, und dann war es krachend eingestürzt.

Resigniert starrte ich auf den Trümmerhaufen zu meinen Füßen. Das konnte nicht wahr sein. Eine Stunde Arbeit für nichts. Schlimmer konnte dieser Dienstag nicht mehr werden.

Ein Gefühl der Enge breitete sich in meiner Brust aus, am liebsten wäre ich einfach zurück ins Bett gekrochen. Aber ich weigerte mich, mich ausgerechnet von einem Regal in die Knie zwingen zu lassen. Das hatte noch nicht einmal die Absage für mein Wunschpraktikum bei Irresistible Future geschafft, die ich am Tag zuvor erhalten hatte.

Ich bückte mich nach den Brettern, doch meine Entschlossenheit, es erneut zu versuchen, löste sich schlagartig in Luft auf, als ich die Kratzer entdeckte, welche der Einsturz in der Beschichtung hinterlassen hatte.

»Scheiße«, fluchte ich und ließ das Brett zurück auf den Boden knallen. Ich wohnte hier noch keine zwei Wochen, und schon waren meine neuen Regale im Arsch.

Zitternd würgte ich die Tränen der Frustration hinunter, die mir die Kehle hochstiegen. Meine Finger krampften sich um den Hammer in meiner Hand. Es kostete mich all meine Selbstbeherrschung, dieses Drecksteil nicht einfach kurz und klein zu schlagen. Aber das würde ich bereuen, spätestens dann, wenn ich losziehen musste, um mir ein neues Regal zu besorgen. Dennoch verpasste ich dem Haufen aus Brettern und Stangen einen Tritt. Sie verrutschten und polterten über den Boden. Vermutlich hatte damit auch mein Laminat Kratzer abbekommen, aber daran wollte ich überhaupt nicht denken.

Ein dumpfes Klopfen unter meinen Füßen erinnerte mich daran, dass ich nicht allein im Haus wohnte. Entschuldigend verzog ich die Lippen, auch wenn meine Nachbarn es nicht sehen konnten. Vermutlich hassten sie mich schon jetzt für meine frühmorgendlichen Aufbauaktionen, aber es war die einzige Zeit des Tages, die mir zwischen meinem Studium, meinem Blog und der baldigen Veröffentlichung meines ersten Buchs blieb.

Ich beschloss, meinen neuen Nachbarn später einfach eine kleine Aufmerksamkeit als Entschuldigung vorbeizubringen. Zuneigung ging ja bekanntlich durch den Magen, und vielleicht würde sie etwas Gebäck zumindest so weit besänftigen, dass sie noch ein paar Morgen durchhielten, ohne den Vermieter oder, schlimmer, die Polizei zu informieren. Um sie vorerst nicht weiter zu verärgern, beschloss ich jedoch, das Projekt »Möbelaufbau« für heute einzustellen.

Ich warf einen Blick auf mein Handy. 5:34 Uhr. Damit blieben mir zwei Möglichkeiten. Entweder legte ich mich noch mal schlafen, oder ich machte mich auf den Weg zum Campus, um dort für meine Kurse zu lernen. Das Semester hatte gerade erst angefangen, und ich hatte bereits das Gefühl hinterherzuhinken, was mir die Entscheidung leicht machte, wenn ich nicht noch weiter zurückfallen wollte. Manchmal wusste ich wirklich nicht, wieso ich mir dieses Studium antat. Hätte ich mir nicht etwas weniger Lernintensives aussuchen können?

Ich schnappte mir mein Handy, schaltete die pakistanische Nachrichtensendung ab, die ich mir angehört hatte, und rief Micah an, die ich vor einem Jahr im ersten Semester kennengelernt hatte. Vielleicht hatte sie Lust, sich mit mir im Café am Campus zu treffen. Es war zwar noch verdammt früh, aber sie hatte mit ihrem Kunststudium und dem Vorhaben, gemeinsam mit Cassie eine Graphic Novel zu veröffentlichen, auch ziemlich viel um die Ohren. Ein frühmorgendliches Arbeits-Date kam ihr deswegen womöglich sogar ganz gelegen.

Es klingelte und klingelte und klingelte, ehe ein Klicken zu hören war und ich aufgefordert wurde, eine Sprachnachricht zu hinterlassen.

»Hey Micah, ich bin’s, Aliza«, sagte ich, bereits auf dem Weg ins Badezimmer. »Ich wollte dir nur sagen, dass ich gleich ins Café am Campus gehe, um ein bisschen zu arbeiten. Vielleicht magst du ja auch kommen. Ich würde mich freuen. Bis dann!«

Ich legte das Handy auf die Ablage und betrachtete mich im Spiegel über dem Waschbecken. Mein Bad hatte kein Fenster, und das künstliche Licht betonte unvorteilhaft die dunklen Ringe unter meinen Augen. Ich spritzte mir etwas kaltes Wasser ins Gesicht in der Hoffnung, dadurch wacher auszusehen, aber es half nichts. Was nicht verwunderlich war, denn ich hatte keine Ahnung, wann ich das letzte Mal länger als fünf Stunden geschlafen hatte. Im Moment war einfach zu viel zu tun.

Ich sprang unter die Dusche, allerdings ohne meine Haare zu waschen. Sie waren ziemlich dick, weshalb es immer eine Ewigkeit dauerte, sie zu trocknen. Und da für heute keine Fotoaufnahmen geplant waren, erlaubte ich es mir, sie ungewaschen zu lassen. Anschließend zupfte ich mir ein paar dunkle Härchen aus dem Gesicht und schminkte mich, um zumindest den Anschein zu erwecken, mein Leben unter Kontrolle zu haben. Ich schlüpfte in eine dunkle Jeans und den Stranger-Things-Pullover, den mir Micah von der SciFaCon aus Seattle mitgebracht hatte. Der war vielleicht etwas zu warm für Ende August, aber die Klimaanlagen in den Vorlesungssälen brachten mich immer zum Frösteln.

In meinem Arbeitszimmer, in dem noch das Equipment meiner letzten Fotosession herumstand, stopfte ich meinen Laptop und sämtliche Unterlagen für den Tag in meine Tasche, bevor ich in die Küche ging. Es war der einzige Raum in meiner Wohnung, der bereits fertig war. Nicht zuletzt dank des Geldes, das mir meine Eltern für die Ausstattung zugeschossen hatten. Ich hatte sie nicht darum gebeten, aber sie hatten darauf bestanden, mich finanziell zu unterstützen. Ihre Hilfe abzulehnen hätte sie nur gekränkt. Außerdem hatte ich mir auf die Weise einen Handwerker für den Aufbau leisten können – was sich eindeutig gelohnt hatte. Meine Küche erschien mir wie ein wahr gewordener Traum. Sie war hell eingerichtet mit Akzenten aus dunklem Holz und Glas. Es gab eine breite Arbeitsfläche, eine Kochinsel mit großem Induktionsherd, einen zweitürigen Kühlschrank und eine tiefe Spüle mit hoher Armatur, sodass ich bequem abwaschen konnte, was nicht in meine zwei Geschirrspüler passte. Die Ausstattung hatte ein kleines Vermögen gekostet. Kein anderes Zimmer war so teuer eingerichtet, aber ich bereute nichts, denn vermutlich würde ich in dieser Küche mehr Zeit verbringen als in jedem anderen Raum meiner Wohnung.

Ich schnappte mir eine Frischhaltedose aus dem Schrank und packte ein paar der Laddus ein, die ich am vorhergehenden Abend gemacht hatte, um das Rezept später auf meinem Blog teilen zu können. Ich hatte die Bällchen abwechselnd mit Pistazien, Macadamianüssen, Kokosraspeln und allerlei anderen Toppings verfeinert.

Ich schloss die Dose, die bis zum Rand gefüllt war, und schob mir eine der Kugeln direkt in den Mund. Sofort fühlte ich mich ein bisschen besser. Der süßlich-nussige Geschmack des Gebäcks erinnerte mich an meine Großmutter, auch wenn ihre Laddus um einiges besser schmeckten. Dann schnappte ich mir noch zwei der Bällchen für den Weg, bevor ich meine Tasche schulterte und eilig das Haus verließ, um den nächsten Bus zu erwischen.

Ich wohnte in einem der äußeren Bezirke der Stadt. Einerseits weil ich nicht allzu weit von meinem Elternhaus hatte wegziehen wollen. Andererseits weil ich mir in der Innenstadt oder nahe dem Campus niemals eine 3-Zimmer-Wohnung mit einer solch großen Küche hätte leisten können. Und der Wunsch danach hatte mich überhaupt erst dazu motiviert, bei meinen Eltern auszuziehen.

Ich trat hinaus ins Freie. Die Sonne ging gerade auf, der Himmel über mir hatte eine Schattierung zwischen Orange und Dunkelblau. In den meisten Häusern war es noch dunkel und auf den Straßen ruhig. Es schien, als würde ein aus Stille gewobener Mantel über der gesamten Stadt liegen.

Ich atmete tief ein in der Hoffnung, etwas von dieser Stille in mich aufzunehmen, um das andauernde Tosen in meinem Kopf zum Verstummen zu bringen. Es war, als würde ein nicht endender Sturm in mir toben, der mich seit Wochen wach hielt. Er fegte durch meinen Verstand, brachte meine Glieder zum Beben und ließ mich einfach nicht zur Ruhe kommen. Da war die ständige Angst vor dem Stillstand und die Furcht, dass alles, was ich mir aufgebaut hatte, einstürzen könnte wie mein Regal, wenn ich nur eine Sekunde innehielt.

»Guten Morgen, Tyler«, begrüßte ich den Barista im Coffeeshop am Campus.

Die Schicht vor acht Uhr übernahmen abwechselnd er, Cora und Natalia. Sie waren alle drei Studenten am MFC, und ich hatte sie in den letzten Monaten ziemlich gut kennengelernt. Natalia studierte Tiermedizin, Cora war im Bereich Marketing tätig, und Tyler befasste sich mit Menschenrecht. Wir waren uns zum ersten Mal im Frühjahr begegnet, als wir beide freiwillige Helfer in einem Flüchtlingsheim speziell für Mädchen und Frauen gewesen waren. Während Tyler hinter den Kulissen in den Büros arbeitete, hatte ich gemeinsam mit den Bewohnerinnen gekocht, gebacken und ihnen Tipps für günstige, aber dennoch nahrhafte und gesunde Rezepte mit auf den Weg gegeben.

»Morgen, Aliza«, erwiderte Tyler und versteckte ein Gähnen hinter vorgehaltener Hand. Sein blondes Haar stand ihm wirr vom Kopf ab, als wäre er direkt aus dem Bett hinter den Tresen gefallen. Verständlich, denn wer war schon freiwillig um sieben Uhr auf dem Campus unterwegs? Abgesehen von mir und den Sportlern vielleicht, die ich jeden Morgen auf dem Platz ihre Runden drehen sah. »Das Übliche?«

Ich nickte. »Wie war dein Date am Wochenende?«

Er stellte eine Tasse unter die Kaffeemaschine, die gurgelnd zum Leben erwachte. »Gut.«

»Gut …« wiederholte ich und hob erwartungsvoll die Augenbrauen. »Ist das alles, was ich von dir bekomme?«

Tyler lachte müde. »Es lief wirklich gut. Maddy ist nett. Wir waren in dem Restaurant, das du uns empfohlen hast.« Er öffnete die Auslage mit den Snacks, nahm einen Sesam-Humus-Tomaten-Bagel für mich raus und legte ihn in den Toaster.

»Was habt ihr gegessen?«

»Sie hatte das Kürbis-Risotto mit Schafskäse und ich die hausgemachte Lasagne.«

Uh, es war ein gutes Zeichen, dass er sich daran erinnern konnte, was sie bestellt hatte. Ich kannte Maddy nicht, aber nach dem, was mir Tyler über sie erzählt hatte, schienen sie gut zusammenzupassen.

»Werdet ihr noch mal ausgehen?«

Er schob mir meinen Kaffee zu. »Ja, morgen.«

»Oh! Wo wollt ihr hin?« Ich legte einen Zehndollarschein auf die Theke.

»Ich hatte gehofft, das kannst du mir sagen.«

»Hmmm …« Ich tippte mir nachdenklich mit dem Zeigefinger ans Kinn. »Das indische Restaurant in der Hickman Street ist sehr gut. Falls Maddy kein scharfes Essen mag, könnte ich aber auch das Sushi-Restaurant auf der Beverly Road empfehlen oder das Cordiali Saluti. Wenn du sie wirklich beeindrucken willst, solltest du am besten selbst kochen.«

Tyler gab mir mein Wechselgeld zurück. »Ich kann nicht kochen.«

»Kannst du Anleitungen befolgen?«

Er deutete auf die Tafeln, die über der Theke hingen. »Ich kann alle achtunddreißig Getränke zubereiten, die wir hier anbieten. Mit Anleitungen komme ich klar.«

»Dann gib mir dein Handy.«

Nach kurzem Zögern reichte mir Tyler sein Telefon.

Ich öffnete den Browser und tippte die Adresse meines Blogs ein. Mir war sofort das richtige Rezept für ihn eingefallen. Einfach, aber köstlich, mit wenigen Zutaten und klassischen Gewürzen. Ich öffnete den Beitrag, den ich bereits vor über einem Jahr verfasst hatte, und speicherte ihn in seinen Lesezeichen.

»Hier, damit kommst du auf jeden Fall klar. Maddy wird begeistert sein.«

Tyler überflog das Rezept und grinste. »Cool, danke.«

»Du musst mir dann unbedingt erzählen, wie es gelaufen ist.«

Er nickte, und nachdem ich mich von ihm verabschiedet hatte, nahm ich meinen Kaffee und meinen Bagel und sah mich im Café um. Es war vor drei oder vier Jahren neu eröffnet worden und modern eingerichtet, mit vielen großen Fenstern, die selbst an dunklen Tagen viel Licht hereinließen. Strahler hingen von der Decke und beleuchteten den Innenraum zusätzlich. Die dunklen Holztische in den verschiedensten Größen erlaubten es einem, ungestört allein, aber auch in größeren Gruppen hier zu arbeiten.

Ich bezog meinen Stammplatz an einem Vierertisch in der rechten hinteren Ecke des Raumes und holte meinen Laptop aus der Tasche. Da ich die Nacht zuvor noch die Bilder für den heutigen Blogbeitrag bearbeitet hatte, war der Akku fast leer. Ich kramte mein Ladegerät hervor und steckte es ein. Der Laptop erwachte zum Leben.

Das rot leuchtende Symbol über meinem Mailprogramm zeigte hundertsiebenundzwanzig ungelesene Nachrichten an. Ich wusste nicht, wann dort das letzte Mal eine Null gestanden hatte. Alle Versuche, mein Postfach zu leeren, waren bisher kläglich gescheitert. Jeder beantworteten Mail folgte eine neue. Es war ein endloser Teufelskreis.

Ich öffnete mein Postfach, und sofort stach mir die Absage, die mich gestern erreicht hatte, erneut ins Auge.

Sehr geehrte Frau Malik,

vielen Dank für Ihre Bewerbung und Ihr Engagement. Sie haben einen beeindruckenden Lebenslauf, doch leider haben wir im Augenblick keine Praktikumsplätze in unserer Rechtsabteilung zu vergeben.

Wir wünschen Ihnen für Ihre Zukunft alles Gute.

Mit freundlichen Grüßen

Roshan Whitmore, Personalchefin

Mein Magen krampfte sich vor Enttäuschung zusammen, obwohl es nur um einen Praktikumsplatz ging. Aber eines Tages für Irresistible Future und Malalai Johnson zu arbeiten, war seit Jahren ein Traum von mir. Sie war eines meiner größten Vorbilder, neben meiner Mom und meiner Großmutter, und ich verfolgte ihren Werdegang, seit ich ein junger Teenager war. Die Organisation war von ihrem Großvater, einem afghanischen Einwanderer, und ihrer Mutter gegründet worden und unterstützte Menschen mit Migrationshintergrund dabei, sich eine Zukunft aufzubauen – sei es durch Hilfe bei der Jobsuche oder durch finanzielle Unterstützung während des Studiums. Glücklicherweise hatte ich persönlich damit noch nie Probleme gehabt, aber meiner Großmutter war es damals schwergefallen, einen Job in Amerika zu finden. Und auch einige meiner Tanten und Onkels, die in den USA geboren waren, hatten immer wieder Schwierigkeiten bei der Stellensuche. Und das nicht, weil sie unqualifiziert oder träge, sondern weil manche Arbeitgeber einfach Idioten waren. Ich wollte Menschen wie ihnen helfen, weshalb ich später unbedingt für Irresistible Future arbeiten wollte, aber mit der gestrigen Absage war dieser Traum weiter in die Ferne gerückt.

Frustriert schloss ich mein Postfach wieder und loggte mich stattdessen auf der Seite des Mayfield College – kurz MFC – ein. Ich öffnete das Nachrichtenportal, das unsere Dozenten nutzten, und rief eine Mitteilung auf, die uns Professorin Lawson in der vergangenen Woche geschickt hatte. Darin waren einige Links zu Fachartikeln enthalten, die sich mit Präzedenzfällen im Urheberrecht befassten und die wir uns für die heutige Vorlesung anschauen sollten.

Ich klickte auf den ersten Link und begann zu lesen, während ich an meinem Bagel knabberte. Bereits nach wenigen Minuten schwirrte mir der Kopf, und der Drang, die Tabs zu schließen, um mich mit meinen Mails oder Instagram abzulenken, war groß. Ich kämpfte gegen die Versuchung an und holte mein Notizbuch hervor. Doch meine Gedanken drifteten immer wieder ab, und mir geisterten all die Dinge durch den Kopf, die ich heute noch zu erledigen hatte, wenn ich nicht wollte, dass meine Pläne für die nächsten Tage und Wochen einen Dominoeffekt auslösten.

Ich setzte gerade zum vierten Mal an, einen Artikel über einen Fall zu lesen, der 2014 vor Gericht verhandelt worden war, als ein langer Schatten auf den Tisch und mein Notizbuch fiel, das mittlerweile gefüllt war mit Wörtern, die nur ich entziffern konnte.

»Hey.«

Ich sah auf und blickte geradewegs in ein Paar dunkelbrauner Augen, die ich nur aus einer einzigen Erinnerung kannte. Meine Haut begann zu kribbeln, und in meinem Magen breitete sich ein Ziehen aus.

»Hey«, murmelte ich mit unerwartet heiserer Stimme.

Lucien sah mich unverwandt an, die Hände in den Taschen seiner Jeans vergraben. »Ich weiß nicht, ob du dich noch an mich erinnerst. Wir haben uns auf dem Sommerfest von Bright Canopy getroffen. Ich bin ein Freund von Cassie.«

Beinahe hätte ich laut aufgelacht. Ob ich mich an ihn erinnerte? Natürlich. Lucien war niemand, der schnell in Vergessenheit geriet. Er hatte markante Gesichtszüge mit einem breiten Kinn und einem ausgeprägten Kiefer, die in perfekter Symmetrie miteinander harmonierten. Seine Lippen mit den leicht nach unten zeigenden Mundwinkeln wirkten so einladend sanft. Und das schwarze Haar war lang genug, um ihm in die Stirn zu fallen. Er war ein Gesamtkunstwerk, das sich in meinen Verstand eingebrannt hatte. Doch wirklich unvergesslich war für mich das Lächeln, mit dem er mich auf dem Sommerfest bedacht hatte. Es war voller Wärme und zugleich voller Unsicherheiten gewesen.

Ich räusperte mich. »Ja, ich erinnere mich.«

»Darf ich mich zu dir setzen?«

Mit zusammengepressten Lippen warf ich einen raschen Blick auf meinen Laptop und die Notizen. Ich hatte wahnsinnig viel zu tun und konnte mir eigentlich keine Ablenkung erlauben – selbst wenn sie so attraktiv und faszinierend wie Lucien war. Die Artikel von Professorin Lawson waren nur der erste Punkt auf meiner langen To-do-Liste für den heutigen Tag.

»Keine Sorge, ich will dich nicht volltexten«, fuhr Lucien fort, noch bevor ich mich dazu durchringen konnte, ihm eine Abfuhr zu erteilen. »Ich hab selbst viel zu tun. Ich dachte nur, wir könnten zusammen arbeiten. Aber wenn du lieber allein sein willst, kann ich mich auch woanders hinsetzen.«

»Nein, nein.« Ich deutete hastig auf einen der freien Stühle. »Zusammen arbeiten klingt gut.«

»Cool.« Lucien stellte seinen Rucksack ab und streifte sich die schwarze Lederjacke von den Schultern, bevor er sich mir gegenübersetzte. Unter der Jacke trug er ein ebenso dunkles Hemd, dessen Ärmel er hochgekrempelt hatte, sodass darunter die Ansätze seiner Sleeves zu sehen waren – Tätowierungen, die seine gesamten Arme bedeckten.

Er sah aus wie die Art Mann, vor der mein Vater mich gewarnt hätte. Die Bilder in schwarzer Tinte, die seine Haut überzogen, bestanden größtenteils aus Totenköpfen, Rauchschwaden und Ranken. Keine besonders fröhlichen Motive, aber Lucien schien von Natur aus kein besonders fröhlicher Mensch zu sein.

Ohne ein Wort zu sagen, holte er seinen Laptop heraus. Er war anscheinend wirklich nicht an einer Unterhaltung interessiert. Und obwohl es genau das war, was ich gewollt hatte, war ich beinahe ein wenig enttäuscht von seinem Schweigen, auch wenn ich nicht hätte sagen können, warum.

Ich zwang mich, den Blick wieder auf meinen Bildschirm zu richten, und las den letzten Absatz noch einmal. Mir war es bereits zuvor schwergefallen, mich auf den langweiligen Fachtext zu konzentrieren, doch mit Lucien am Tisch war es noch um einiges härter. Seine Anwesenheit war wie ein andauerndes Prickeln in meinem Nacken – zumindest die ersten Minuten, ehe sich meine Unruhe plötzlich legte und ich förmlich in den Texten versank. Es war merkwürdig, aber Lucien war so fokussiert auf seine Arbeit, dass seine Konzentration auf mich abfärbte. Ich ließ mich von seinem Workflow mitreißen, und ehe ich michs versah, hatte ich alle Artikel gelesen.

Seufzend ließ ich mich auf dem Stuhl zurücksinken und griff nach meiner Tasse. Nach über einer Stunde intensiver Arbeit war der Kaffee inzwischen kalt. Ich trank den letzten Schluck und stand auf. »Ich hol mir noch einen Kaffee. Willst du auch was?«

Lucien hob den Kopf und schielte in seine ebenfalls leere Tasse. »Ich würde noch einen Cappuccino nehmen.«

»Kommt sofort.« Ich schnappte mir meinen Geldbeutel und flitzte an den Tresen. Früher hatte ich nicht so viel von dem Zeug getrunken, aber drastische Zeiten erforderten drastische Maßnahmen.

Da inzwischen eine menschlichere Uhrzeit herrschte, waren mehr Leute im Café, und ich musste ein paar Minuten warten, bis ich an der Reihe war.

Lucien saß bereits wieder über seinen Laptop gebeugt, als ich zurückkam. Doch zu meinem Erstaunen arbeitete er an keiner Thesis oder dergleichen, sondern scrollte konzentriert durch eine Fotosammlung, die Frauen in Hochzeitskleidern und eleganten Abendroben zeigte.

Ich stellte den Cappuccino neben ihm ab und setzte mich wieder auf meinen Platz, die Hände um meinen Mocca geschlossen, um mich daran zu wärmen. »Woran arbeitest du gerade? Das sieht nicht nach Buchhaltung aus.« Er hatte mir bei unserem Treffen auf dem Sommerfest erzählt, dass er BWL studierte.

»Am Wochenende steht mal wieder eine Hochzeit an, und ich suche noch nach einer Inspiration für das Make-up, da die Braut – Zitat – etwas ganz Besonderes möchte, um nicht auszusehen wie all die anderen Frauen.« Er verdrehte die Augen.

Ich nippte an meinem Kaffee. »Und, schon eine Idee?«

»Ja, das hier finde ich ganz interessant.« Er klickte etwas auf seinem Laptop an und drehte ihn anschließend zu mir um. Auf dem Bildschirm war das Foto einer Frau mit einem extravaganten violetten Augen-Make-up zu sehen. »Natürlich alles etwas dezenter. Ich würde den Lidstrich kürzer halten. Hier und hier wären hellere Farben angebracht, die sich besser verblenden lassen. Und ich würde den Lidschatten unter dem Auge weglassen. Sie soll schließlich nicht aussehen, als hätte ihr Verlobter ihr kurz vor der Hochzeit ein Veilchen verpasst.«

Es gefiel mir, wie er völlig ungeniert über Make-up sprach, als wäre es vollkommen normal, dass ein Typ wie er sich darüber Gedanken machte, wie man am besten Lidschatten verblendete.

»Das könnte wirklich gut aussehen.«

Lucien drehte den Laptop wieder zu sich. »Und woran arbeitest du?«

»An nichts Besonderem. Ich versuche nur, mit meinen Kursen mitzuhalten.«

»Du studierest Jura, oder?«

Ich nickte verwundert. »Ja, woher weißt du das?«

»Cassie hat es mir erzählt.«

»Ach ja?« Ich neigte den Kopf. »Redet Cassie viel über mich?«

»Hin und wieder, aber nicht so viel wie über Auri.«

Ich musste schmunzeln. In den letzten Wochen hatte ich nicht viel Zeit mit Cassie verbracht, da ich knietief in Arbeit gesteckt hatte, um mein Kochbuch rechtzeitig für den Drucktermin fertig zu bekommen. Trotzdem hatte ich das Drama, das sich zwischen ihr und Auri abgespielt hatte, mitbekommen. Inzwischen hatten sich die beiden wieder versöhnt, und Micahs größter Wunsch, die beiden als Paar zu sehen, war in Erfüllung gegangen. »Die beiden sind wirklich süß zusammen.«

»Ich hoffe nur, es hält.«

Ich runzelte die Stirn. »Warum sollte es nicht halten?«

»Keine Ahnung, ich will Cassie nur nicht leiden sehen.«

»Du sorgst dich um sie«, stellte ich fest.

Lucien nickte. »Ich passe eben auf meine Freunde auf.«

»Wie habt ihr euch überhaupt kennengelernt?« Die Frage brannte mir auf der Zunge, seit ich die beiden auf dem Sommerfest zusammen gesehen hatte. Sie waren ein beinahe ebenso ungleiches Paar wie Cassie und Auri, und dennoch schien ihre Freundschaft zu funktionieren.

»Cassie hat mich angekotzt.«

Ich blinzelte. Hatte er das gerade wirklich gesagt? »Sie hat was?«

Ein amüsiertes Funkeln trat in seine Augen. »Es war im ersten Semester, während der Midterms. Sie war krank, ist aber trotzdem gekommen. Ich war gerade fertig mit einer Prüfung und bin nichts ahnend den Gang entlanggelaufen, als plötzlich Cassie aus einem Raum gestürmt kam. Sie ist geradewegs in mich reingerannt, aber statt einer Entschuldigung kam nur Kotze aus ihrem Mund.«

»Oh mein Gott.« Ich begann lauthals zu lachen und brach damit die einvernehmliche Ruhe, die zu dieser Zeit im Coffeeshop herrschte. »Das ist echt supereklig. Was ist dann passiert?«

Lucien stieß ein amüsiertes Schnauben aus. »Es war ihr totpeinlich. Sie wollte wegrennen, ist aber nicht weit gekommen, da sie ziemlich wackelig auf den Beinen war. Ich hab sie eingeholt und auf die Krankenstation gebracht, wo ich dann den halben Nachmittag mit ihr verbracht hab. Seitdem sind wir Freunde.«

»Das war wirklich nett von dir. Ich meine, ihr zu helfen.«

»Ich hab eine kleine Schwester und versuch einfach immer das zu tun, was ich mir für sie wünschen würde, wäre sie in einer solchen Situation«, sagte Lucien und hob die Schultern, als wäre die Sache keiner großen Rede wert. Dabei kannte ich genug Leute, die Cassie vermutlich angeschrien und ihr das versaute Shirt in Rechnung gestellt hätten. Aber vielleicht spiegelte diese Meinung auch nur meine eigenen Erfahrungen mit mir fremden Menschen wider, die nicht immer positiv waren.

»Ich wusste gar nicht, dass du eine Schwester hast.« Zumindest konnte ich mich nicht daran erinnern, dass mir Cassie davon erzählt hatte, aber vielleicht waren meine Gedanken im Moment auch nur zu zerstreut.

»Ja. Amicia«, antwortete Lucien, wobei seine Stimme einen merkwürdigen Klang annahm, den ich nicht ganz deuten konnte.

Ich stellte meinen Mocca ab. »Versteht ihr euch gut?«

Lucien gab einen Laut von sich, den ich als Zustimmung interpretierte. Dann wechselte er schlagartig das Thema. »Wann ist deine erste Vorlesung?«

»Ähm«, stammelte ich, von der Frage überrumpelt. Ich sah auf die Uhr. »In fünfzig Minuten. Deine?«

»Auch. Wollen wir noch eine Runde arbeiten?«

Ich nickte, und wir wandten uns beide wieder unseren Laptops zu.

Die Anzahl der ungelesenen Nachrichten in meinem Postfach war inzwischen auf hundertvierunddreißig angestiegen, dennoch öffnete ich den Arbeitsauftrag einer meiner Professoren für einen fiktiven Gerichtsfall, in dem ich die Anwältin des Angeklagten war und mir eine Verteidigungsstrategie überlegen musste. Ich machte mir Notizen und vermerkte ein paar Paragrafen, die für den Fall vielleicht interessant waren, um sie später nachzuschlagen.

Die Zeit verging schneller als erwartet, und ehe ich michs versah, waren Lucien und ich dabei, unsere Sachen einzupacken, während sich das Café mehr und mehr mit Studenten füllte, die hofften, vor ihrem ersten Kurs noch einen Kaffee zu ergattern.

»Wie viel bekommst du eigentlich für den Cappuccino?«

»Nichts, du bist eingeladen«, antwortete ich mit einer wegwerfenden Handbewegung und verstaute den Laptop in meiner Tasche zwischen Notizen und einem Stapel Umschlägen, die ich später zur Post bringen musste.

Luciens rechter Mundwinkel zuckte. Es war eine kaum sichtbare Bewegung und dennoch veränderte sie sein ganzes Gesicht. »Danke.«

»Nichts zu danken, deinetwegen habe ich zumindest ein bisschen was erledigt bekommen. Kennst du das, wenn du so viel zu tun hast, dass du gar nicht weißt, wo dir der Kopf steht oder wo du anfangen sollst, weil deine Gedanken überall und nirgendwo sind?«

Lucien schnaubte. »Willkommen in meinem Leben.«

Wir liefen zum Ausgang. Ich wollte gerade die Tür aufziehen, als schon wieder zwei Studenten in den Coffeeshop drängten. Lucien, der deutlich größer war als ich, fing die Tür über meinem Kopf ab, bevor sie hinter ihnen zufallen konnte, und hielt sie für uns offen.

Wir traten ins Freie. Die Sonne hatte die Luft bereits deutlich erwärmt.

Lucien rückte den Riemen seines Rucksacks zurecht. »Wo musst du hin?«

Ich deutete auf mein Fakultätsgebäude. »Und du?«

Er zeigte in die entgegengesetzte Richtung.

»Dann trennen sich unsere Wege hier wohl.«

»Sieht ganz danach aus.«

Enttäuschung bereitete sich in mir aus, auch wenn es dafür eigentlich keinen Grund gab.

Einen Herzschlag lang rührte sich keiner von uns, und wir starrten einander an, als wollten wir beide noch etwas sagen, ohne zu wissen, was genau. Unbeholfen trat ich von einem Fuß auf den anderen, bis ich es schließlich nicht länger aushielt. Ich murmelte ein paar Worte zum Abschied, bevor ich mich eilig abwandte und davonlief, ohne mich noch einmal umzudrehen.

Ich wusste nicht, ob ich es mir nur einbildete oder ob es wirklich so war, aber ich glaubte, Luciens Blicke noch eine ganze Weile im Rücken zu spüren.

2. Kapitel

»Sorry, ich wollte dich nicht warten lassen, aber Joshua hat schon wieder angerufen!«, waren die ersten Worte, die ich zu Micah sagte, als ich den Baum erreichte, an dem wir uns immer verabredeten, um gemeinsam zum Mittagessen zu gehen.

Sie bezeichnete ihn immer scherzhaft als »ihren Baum«, denn meistens war sie diejenige, die hier stand und auf mich wartete. Ich erinnerte mich noch dunkel an eine Zeit, als ich ein pünktlicher Mensch gewesen war, aber sosehr ich mich auch bemühte, ich schien immer hinterherzuhinken. Und wenn ich einmal glaubte, pünktlich zu sein, pfuschte mir jemand dazwischen, wie beispielsweise in diesem Fall mein Agent, der mich anrief, obwohl ich ihm schon ein Dutzend Mal gesagt hatte, dass ich unter der Woche vor sechzehn Uhr keine Zeit hatte, um mit ihm zu telefonieren.

»Schon in Ordnung«, sagte Micah und quetschte das Grafik-Tablet in ihren vollgestopften Rucksack. Während wir gemeinsam Jura studiert hatten, war ihre Tasche fast immer leer gewesen, mit Ausnahme eines Zeichenblocks und ein paar Stiften, um sich während der Vorlesungen die Zeit zu vertreiben, aber seit Beginn ihres Kunststudiums schleppte sie zahlreiche Lehrbücher und Materialien mit sich rum. Es freute mich unheimlich für sie, dass sie endlich tun konnte, was sie begeisterte.

Erleichtert darüber, dass Micah mir wegen meiner Verspätung anscheinend nicht böse war, reichte ich ihr die Hand, um ihr auf die Beine zu helfen. Am Anfang unseres Studiums hatten wir uns fast täglich zum gemeinsamen Mittagessen getroffen, inzwischen blieb uns nur noch der Donnerstag – und das leider auch nicht immer.

»Woran hast du gearbeitet?«, fragte ich Micah.

Sie klopfte sich die Grasflecken vom Hintern. Zu einer hellen Jeans mit Löchern an den Knien trug sie denselben Stranger-Things-Pullover wie ich zwei Tage zuvor. »Steven hat ein paar Anmerkungen zu meiner Zeichnung von Randall gemacht, die ich gerade umzusetzen versuche.«

»Das war der Aktzeichenkurs, oder?«

»Jup, genau der!«

Ich musste mich erst noch daran gewöhnen, dass Micah ihre Profs mit Vornamen ansprechen durfte – in meinem Fachbereich wäre das undenkbar gewesen. Allerdings wäre es für mich auch undenkbar gewesen, nackte Menschen zu malen. Ich war zwar nicht prüde, und ich wusste, dass es um Kunst ging, aber einen nackten Kerl vor mir stehen zu haben und sein bestes Stück nachzuzeichnen, war dann doch nichts für mich.

Micah und ich verließen den Campus und machten uns auf den Weg zum Wild Olive, einem Restaurant nur zwei Straßen vom MFC entfernt, das wir im ersten Semester entdeckt hatten. Die vegetarische und vegane Auswahl in der Mensa ließ ziemlich zu wünschen übrig, zudem war ich mir nicht sicher, ob das Essen wirklich halal war. Es stand zwar bei bestimmten Gerichten dabei, aber ich vertraute den oft ziemlich unappetitlich aussehenden Schöpfkellen einfach nicht.

»Warum hat Joshua dich angerufen?«, erkundigte sich Micah und schob sich eine Strähne ihres schwarzen Haars hinters Ohr, die der Wind ihr die ganze Zeit ins Gesicht blies. Es war ein angenehmer Spätsommertag, warm genug, um keine Jacke tragen zu müssen, aber nicht so heiß, dass man sich zu Tode schwitzte, sobald man auch nur drei Schritte gelaufen war. Dies war die beste Zeit des Jahres.

»Er hat über den Verlag eine Anfrage vom Goddess-Magazin bekommen. Sie würden mich und mein Buch gerne in einer der kommenden Ausgaben vorstellen.«

Micahs Augen wurden groß. »Ernsthaft?«

Ich nickte. Allein Micahs Reaktion und die Tatsache, dass sie die Zeitschrift kannte, zeigte deutlich, was für eine große Sache das war. Goddess hatte eine Auflage von über drei Millionen. Drei. Millionen! Und sie wollten einen vierseitigen Beitrag über mich bringen. Der einzige Grund, aus dem ich nicht vor Freude im Dreieck sprang, war der, dass ich noch nicht so ganz begreifen konnte, was gerade passierte. Gefühlt hatte ich gestern mein erstes Rezept auf den Blog geladen. Nun erschien in wenigen Wochen mein erstes Buch, und ich bekam Anfragen wie die von Goddess, von denen ich früher nur hatte träumen können. Ich lebte meinen Traum, und es fühlte sich unwirklich und beinahe zu gut an, um wahr zu sein. Ich hatte Angst vor dem Moment, in dem ich aufwachte, weshalb ich es mir nicht erlaubte, zu euphorisch oder hoffnungsvoll zu sein.

Micah hingegen ließ ihrer Euphorie freien Lauf. Sie klatschte begeistert in die Hände und strahlte mich über das ganze Gesicht an, obwohl ich sie in letzter Zeit so oft wegen des Buchs und meiner Arbeit hatte versetzen müssen. »Das ist der Hammer! Ich werde ganz viele Ausgaben kaufen!«

»Wir können ja wieder zusammen gehen, wie damals, als der Beitrag im Cooking Delicious Magazine erschienen ist«, schlug ich vor und hielt ihr die Tür zum Wild Olive auf.

Wir betraten das Restaurant, das mir inzwischen so vertraut geworden war, und setzten uns an unseren Stammplatz, von dem aus wir auf eine Wiese mit Spielplatz gucken konnten. Gerade tollte eine Gruppe Kindergartenkinder darauf herum.

Kimberly, die Tochter des Restaurantbesitzers, kam zu uns an den Tisch und reichte uns die Speisekarten. »Dasselbe wie immer?«, fragte sie mit einem Lächeln. »Tee und Cola?«

»Ich bekomm heute bitte einen Kaffee, Kim«, sagte ich.

Sie nickte und rauschte davon, als gäbe es viel zu tun, dabei war es zur Mittagszeit immer ziemlich ruhig in dem kleinen Restaurant.

Ich hängte meine Tasche über die Lehne meines Stuhls, bevor ich mir das Menü griff, wobei ich nicht lange überlegen musste, was ich bestellen wollte. Ich hatte mir angewöhnt, mich chronologisch von oben nach unten durch die Karte zu essen, um nicht jedes Mal unentschlossen überlegen zu müssen.

Kurze Zeit später kam Kim mit unseren Getränken zurück an den Tisch und nahm den Rest unserer Bestellung auf.

Ich hoffte, dass uns der Koch nicht zu lange warten ließ, denn ich musste vor meiner nächsten Vorlesung noch in die Bibliothek, um ein Buch abzuholen, das ich für eine Gruppenarbeit benötigte, die bereits in zwei Wochen fällig war. Ich hatte keine Ahnung, wie und wann ich die Zeit finden sollte, mich mit meinen Kommilitonen zu treffen, aber daran wollte ich jetzt nicht denken.

»Und, wie war deine Woche sonst so? Ist noch etwas Spannendes passiert?«, fragte Micah, die mit der Gabel einen Eiswürfel aus ihrem Cola-Glas gefischt hatte, um ihn wie einen Bonbon zu lutschen.

»Abgesehen von der Anfrage heute nicht wirklich. Ich hab viel gearbeitet, gefühlt aber kaum was geschafft, und die Regale in meiner Wohnung sind noch immer nicht aufgebaut. Also alles beim Alten.« Von der Irresistible-Future-Absage erzählte ich Micah nichts, da sie nicht wusste, dass ich mich überhaupt beworben hatte. Abgesehen von meiner Familie hatte ich niemandem davon erzählt, um die Sache nicht hochzuschaukeln und ständig danach gefragt zu werden. So blieb es mir erspart, Dutzenden von Leuten von der schlechten Neuigkeit zu erzählen. »Und bei dir?«

»Dasselbe, minus der Regale, aber anderes Thema …« Micah stützte das Kinn auf den Händen ab. Es knackte, als sie auf den Eiswürfel biss. Das Geräusch erzeugte bei mir direkt Phantom-Zahnschmerzen. »Cassie hat mir verraten, dass du dich mit Lucien getroffen hast. Warum weiß ich nichts davon?«

Micahs Worte klangen anklagend, aber ihre Stimme war vor Aufregung in die Höhe gegangen, als würde sie sich freuen und gleichzeitig von mir verraten fühlen, was absolut typisch für sie war. Micah liebte die Liebe, vor allem seit sie mit Julian zusammen war, und gepaart mit ihrer unendlichen Neugierde interessierte sie sich immer einen Hauch zu viel für die Beziehungen ihrer Freunde und Mitmenschen. Bereits nach dem Sommerfest hatte sie mich nach Lucien gefragt. Ich hatte abgeblockt, da es nichts zu erzählen gegeben hatte. Ja, ich fand ihn attraktiv, aber das galt auch für Liam Hemsworth.

»Ich habe dir nichts davon erzählt, weil du mir noch keine Gelegenheit dazu gegeben hast.«

»Ich habe gefragt, ob es was Neues gibt, und du sagtest: ›Alles beim Alten‹.«

Ich verdrehte die Augen. »Und das stimmt auch. Lucien und ich haben uns nicht getroffen-getroffen. Erinnerst du dich an den Morgen, als ich dir eine Sprachnachricht geschickt habe? Ich bin allein ins Café gegangen, und Lucien war zufällig auch dort. Wir haben uns an denselben Tisch gesetzt, um zu arbeiten.«

Micah schürzte die Lippen. »Das ist alles?«

»Das ist alles«, bestätigte ich und rührte meinen Kaffee um. Es war bereits mein dritter an diesem Tag, da ich letzte Nacht mal wieder nicht mehr als vier Stunden geschlafen und mich um fünf Uhr morgens aus dem Bett gequält hatte, um an meiner Kooperation mit Essence Food zu tüfteln. Ich arbeitete bereits seit mehreren Monaten mit der Organisation zusammen, die ihren Sitz in Mayfield hatte und es sich zur Aufgabe gemacht hatte, bedürftige Menschen mit Lebensmitteln zu versorgen. Die Gründerin der Organisation, Ebru Karayel, war auf mich zugekommen und hatte mich gefragt, ob ich dabei helfen wollte, auf das Projekt aufmerksam zu machen und Spenden zu sammeln. Wie hätte ich da Nein sagen können?

»Und mehr ist nicht passiert?«

»Nein.«

Enttäuschung machte sich auf Micahs Gesicht breit, und ich erinnerte mich an das hohle Gefühl in meiner Brust, als sich meiner und Luciens Weg vor dem Café getrennt hatte.

»Ich bin froh, dass nicht mehr passiert ist«, sagte ich entschlossen, nicht nur um Micah, sondern auch ein wenig um mich selbst zu überzeugen. »Ich habe für so was keine Zeit.«

»Für so was? Du meinst für Freunde und Spaß?« Sie hob die Brauen, bis sie beinahe ihren kurzen Pony berührten, der leicht schief saß, da sie ihn sich selbst mit der Küchenschere geschnitten hatte.

Ich verdrehte die Augen. »Du weißt, wie ich das meine.«

»Ja, aber du kannst nicht nur arbeiten.«

»Ich mache auch andere Dinge«, protestierte ich, obwohl ich, wenn ich ehrlich war, mich nicht daran erinnern konnte, was genau diese Dinge waren. Mir kam das Sommerfest bei Bright Canopy in den Sinn, aber das lag bereits über einen Monat zurück. Die einzigen Auszeiten, die ich mir in den letzten Wochen gegönnt hatte, waren mit meiner Familie gewesen; aber auch diese nahm ich mir nur noch selten. »Gerade bin ich mit dir Mittagessen.«

Micah schnaubte. »Das zählt nicht, essen muss jeder. Du solltest mal wieder etwas nur für dich tun.«

»Und was schlägst du vor?«

»Geh mit Lucien aus.«

»Nein«, platzte ich etwas zu voreilig heraus, was Micah ein Stirnrunzeln entlockte.

Die Wahrheit war, dass ich mich sehr gerne mit Lucien treffen wollte, und sei es nur, um mit ihm noch länger über Make-up zu reden, obwohl ich das Gefühl hatte, dass er noch viel mehr zu sagen hatte. Aber ich hatte schon jetzt kaum Zeit für Familie und Freunde, wie sollte ich da noch Platz für einen neuen Menschen in meinem Leben schaffen? Das war praktisch unmöglich. Besser ich ersparte Lucien und mir das Hin und Her und wir beließen es bei einer flüchtigen Bekanntschaft.

Resigniert sah Micah mich an. »Okay, dann geh zumindest heute Abend mit Julian und mir ins Kino.«

»Ich will euer Date nicht stören, außerdem hab ich heute Abend schon was vor.«

»Und was?«

»Etwas«, antwortete ich ausweichend, weil ich wusste, dass Micah die Antwort nicht gefallen würde.

»Aliza …«, mahnte sie mich und schaffte es dabei irgendwie, genau denselben Tonfall aus Enttäuschung und Wut zu treffen wie meine Mom früher, wenn ich mich geweigert hatte, mein Zimmer aufzuräumen.

Ich seufzte. »Ich hab wirklich viel für die Uni zu machen. Nächste Woche steht ein Referat an, und ich muss Zeug für eine Gruppenarbeit vorbereiten. Die anderen töten mich, wenn ich meinen Teil nicht rechtzeitig abgebe. Ich hab schon das erste Gruppentreffen sausen lassen. Außerdem muss ich für den Blog vorarbeiten, um überhaupt Zeit für das zweite Treffen zu haben. Mein Terminplan ist jetzt schon am Explodieren.«

Micah rieb sich die Stirn, als würde ich ihr Kopfschmerzen bereiten. »Genau davon rede ich seit Wochen. Du arbeitest dich kaputt. Du brauchst auch mal eine Pause.«

»Bald«, versprach ich. »Gerade ist es viel, aber es wird besser.«

»Das sagst du seit Wochen.«

»Nach der Veröffentlichung«, beharrte ich. Daran musste ich einfach glauben, denn ich wusste, dass ich dieses Tempo nicht mehr lange würde aufrechterhalten können. Ich spürte es mit jeder Faser meines Körpers. Jeden Morgen fiel mir das Aufstehen ein klein bisschen schwerer. Aber noch war meine Entschlossenheit größer als meine Erschöpfung.

»Zu Cassies Geburtstagsfeier kommst du aber, oder?«, hakte Micah nach.

Mir gefiel es nicht, wie verunsichert sie klang, als könnte sie meinen Worten nicht vertrauen. »Klar, der steht dick und fett in meinem Kalender.«

»Gut. Und du hast auch schon mit deiner Tante geredet?«

»Ja. Auri kann jederzeit vorbeikommen, um sich die Kätzchen anzuschauen. Sie sind wirklich supersüß.« Ich holte mein Handy hervor und öffnete den Familien-Chat, den ich stumm geschaltet hatte, da die insgesamt siebzehn Chat-Mitglieder mehr oder weniger rund um die Uhr miteinander schrieben. Fotos von Haustieren, Kindern oder Mahlzeiten wurden täglich ausgetauscht, und es dauerte einen Moment, bis ich die aktuellen Bilder der Kätzchen fand, die meine Tante vor gerade einmal vier Tagen geschickt hatte. Ich zeigte sie Micah, welche dieselben entzückten Laute von sich gab wie ich, als ich die Fotos das erste Mal gesehen hatte.

»Oooh Gott, die sind ja goldig!«, quietschte sie und streichelte das Display mit einem Finger, als würde sie die Kätzchen tatsächlich berühren. »Cassie wird ausrasten, wenn wir ihr eine davon schenken. Ich freu mich jetzt schon auf ihr Gesicht.«

Ich nickte. Wir hatten lange überlegt, was wir Cassie zu ihrem einundzwanzigsten Geburtstag schenken sollten – von SciFaCon-Tickets fürs nächste Jahr bis hin zu einem neuen Laptop waren alle möglichen Vorschläge dabei gewesen –, aber schließlich war unsere Wahl auf eine Katze gefallen. Cassie und Auri vermissten es, Laurence – Julians Kater – bei sich zu haben, und schon bald würde die neue Football-Saison beginnen, weshalb Auri noch weniger zu Hause und öfter verreist sein würde. Mit einem Kätzchen an ihrer Seite wäre Cassie dennoch nicht allein. Worum ich sie ein wenig beneidete, doch es wäre unverantwortlich von mir gewesen, mir in meiner derzeitigen Situation ein Haustier zuzulegen.

Kimberly kam mit unserer Bestellung zurück an den Tisch.

Ich zückte erneut mein Handy und rückte meinen Teller im Licht der Mittagssonne zurecht, um ein Foto zu machen. Während Micah sich bereits auf ihr Essen stürzte, legte ich meinen aktuellen Instagram-Filter über das Bild und tippte einen kurzen Gruß an meine gut dreihundertfünfzigtausend Follower.

Noch bevor ich das Handy weglegen konnte, ploppten die ersten Reaktionen auf das Foto auf. Und ich entdeckte, dass ich drei neue Mails von meinem Agenten bekommen hatte. Ich zwang mich dazu, sie zu ignorieren und mich wieder Micah zuzuwenden. Doch meine Gedanken drifteten immer wieder ab, ohne dass ich etwas dagegen ausrichten konnte. Wie ich es in der Meditation gelernt hatte, versuchte ich sie zurückzuholen, aber es wollte nicht klappen. Ich dachte an die E-Mails, das Telefonat, meine To-do-Liste fürs Wochenende und all die anderen Dinge, die ich zu erledigen hatte.

Es dauerte nicht lange, bis Micah bemerkte, wie abgelenkt ich war. Sie sagte nichts, aber ich konnte in ihren Augen sehen, dass sie nicht glücklich mit mir war – und ich war es auch nicht.

3. Kapitel

Ungeduldig trommelte ich mit den Fingernägeln auf dem Küchentresen herum, während ich das rote Licht meines Sandwichmakers anstarrte und darauf wartete, dass es die Farbe wechselte. In meine Arbeit versunken hatte ich mal wieder vergessen zu frühstücken und bis zur letzten Sekunde gewartet, um mir etwas zu essen zu machen. Nun war ich praktisch am Verhungern, was mir jegliche Geduld raubte.

Mein Magen gab ein lautes Knurren von sich, genau in dem Moment, in dem sich die rote Lampe endlich grün färbte. Ich packte das heiße Sandwich auf denselben Teller, den ich bereits am Abend zuvor benutzt hatte, und ging zurück ins Wohnzimmer. Dort ließ ich mich auf die Couch fallen und biss von meinem Toast ab. Es waren meine letzten beiden Scheiben gewesen, aber für heute stand ohnehin noch ein Einkauf auf meiner To-do-Liste. Die Leute glaubten mir meistens nicht, wenn ich ihnen erzählte, dass Toast mein Hauptnahrungsmittel war, aber es stimmte. Ich liebte es, neue Gerichte auszuprobieren und zu kochen, vor allem für andere, aber dafür brauchte es Zeit. Zeit, die ich im Alltag nicht hatte, wenn ich sie nicht einplante. Und Zeit, die ich mir ungerne nur für mich allein nahm.

Ich fächerte mir Luft in den Mund, da der vegane Schmelzkäse auf dem Toast verdammt heiß war, und griff nach meinem Handy. Bereits seit Stunden arbeitete ich die Instagram-Nachrichten ab, die im Lauf der Woche unbeantwortet geblieben waren, und versuchte mich mit TikTok vertraut zu machen, da mein Management mir dazu geraten hatte.

Die neue Nachricht, die in diesem Augenblick am oberen Bildschirmrand auftauchte, zauberte mir ein Lächeln auf die Lippen.

Nazia: Was machst du gerade?

Aliza: Faul auf der Couch rumgammeln.

Nazia: … als ob.

Aliza: Wirklich!

Ich aktivierte die Selfie-Kamera und knipste ein Foto von mir, wie ich es vermutlich niemandem außer meiner Schwester schicken würde: ungeschminkt, mit zerzaustem Haar und einem Toastkrümel im Mundwinkel. Ich hielt meinen Teller in die Kamera, und es war zu erkennen, dass ich noch immer das Shirt trug, in dem ich schlief. Ich hatte mich umziehen wollen, nachdem ich »kurz mal die Mails gecheckt hatte« … Das war vor etwa fünf Stunden gewesen.

Nazia: Ich wette, dein Laptop steht neben dir.

Sie hatte recht, weshalb ich die Bemerkung ignorierte und sie stattdessen fragte, was sie denn an diesem Samstag machte. Als Antwort bekam ich ebenfalls ein Foto. Nazia saß auf ihrem Bett und hatte eine Feuchtigkeitsmaske aufgetragen. Offensichtlich war heute ihr freier Tag. Nazia arbeitete im Naturkundemuseum der Stadt und war dort für die Führungen verantwortlich.

Nazia: Wann kommst du mal wieder vorbei?

Aliza: Ich weiß nicht.

Nazia: Nächste Woche?

Aliza: Vielleicht.

Nazia: Nur vielleicht?

Nazia: Wir vermissen dich.

Aliza: Mach mir nur ein schlechtes Gewissen.

Nazia: Klappt es?

Aliza: Ja …

Nazia: Gut!

Aliza: Du bist gemein.

Nazia: Ich weiß.

Nazia: Also, was sagst du?

Aliza: Okay …

Nazia: Yeah!

Aliza: Aber dann geh ich jetzt wieder arbeiten.

Nazia: Arbeiten? Ich dachte, du gammelst faul auf der Couch rum.

Aliza: Halt die Klappe.

Nazia: Ich hab dich lieb.

Aliza: Ich dich auch.

Ich sperrte mein Handy und legte es ans andere Ende des Raumes, um mich für eine Weile auf meine Uni-Sachen zu konzentrieren. Obwohl ich das Gefühl hatte, diese Woche ganz gut am Ball geblieben zu sein, hatte ich noch immer einiges zu erledigen. Ich begann damit, meine Notizen der letzten Tage zu sortieren, sauber abzutippen und auf Dateikarten zu schreiben, um später besser damit lernen zu können.

Ich musste gestehen, dass ich mir das Jurastudium einfacher vorgestellt hatte. Ich hatte den Umfang und die Komplexität des Lernstoffs unterschätzt, und die Zeit, die mir zum Lernen blieb, überschätzt. Immer öfter fragte ich mich, wie ich das alles bewältigen sollte, und der Gedanke, das Studium hinzuschmeißen, war mir nicht nur einmal gekommen. Doch noch weigerte ich mich aufzugeben, denn ich brauchte einen Abschluss, um bei einer Organisation wie Irresistible Future überhaupt eine Chance zu haben. Und Jura würde es mir nicht nur ermöglichen, die Symptome der Ungerechtigkeit zu bekämpfen, sondern auch ihre Auslöser. Ich wollte nicht nur Leuten wie meiner Großmutter dabei helfen, einen Job zu finden, ich wollte jene Leute zur Rechenschaft ziehen, die sie wieder und wieder grundlos abgelehnt hatten.

Ich blätterte zu den Unterlagen aus dem Kurs von Professorin Lawson und meinen Notizen, die ich mir am Anfang der Woche im Café gemacht hatte. Unweigerlich musste ich dabei an Lucien denken. Ich hatte ihn seither nicht mehr gesehen, aber jeden Tag an ihn gedacht. Keine Ahnung, wie es ihm gelungen war, aber irgendwie hatte er es geschafft, sich in meinen Kopf zu schleichen. Was er wohl gerade machte? War er bereits auf der Hochzeit und dabei, die Braut zu schminken? Oder war das erst morgen? Er hatte mir nur verraten, dass der Termin dieses Wochenende war, aber nicht an welchem Tag.

Das Klingeln an meiner Haustür riss mich aus den Erinnerungen an Lucien, was vermutlich besser war. Ich hatte keine Zeit für diese Art von Schwärmerei, auch wenn es irgendwie schön war, endlich mal wieder romantisches Interesse zu verspüren. Das letzte Mal war ich in der Highschool verknallt gewesen, und obwohl die Sache mit Irfan nicht allzu lange gehalten hatte, gehörten die drei Monate, die wir zusammen gewesen waren, doch zu einer meiner schönsten Erfahrungen.

Ich stellte meinen Laptop beiseite und stand von der Couch auf, um dem Postboten zu öffnen. Ich wusste, dass er es war, da er jeden Tag um dieselbe Uhrzeit kam – und fast jeden Tag hatte ich eine Notiz im Briefkasten, auf der stand, wo ich meine Päckchen abholen konnte, da ich nur selten zu Hause war. Ich bekam ziemlich viel Zeug zugeschickt, meistens waren es Geschenke von irgendwelchen Firmen, die darauf hofften, dass ich ihre Produkte in die Kamera hielt. Hin und wieder waren wirklich coole Sachen dabei, aber oft handelte es sich leider nur um Schrott, den ich nicht gebrauchen konnte. Ganz zu schweigen von den Dingen, von denen ich keine Ahnung hatte, wie sie bei mir landen konnten, wie zum Beispiel das Aquarell-Malset vor drei Wochen, das inzwischen Micah gehörte.

»Guten Morgen!«, begrüßte ich Hank an meiner Wohnungstür.

»Morgen«, gab er zurück und reichte mir ein schmales Päckchen, das ich mir unter den Arm klemmte, um auf seinem elektronischen Lesegerät zu unterschreiben.

Ich wünschte ihm ein schönes Wochenende, bevor ich die Tür verriegelte und das Paket inspizierte. Sogleich beschleunigte sich mein Herzschlag. Der Absender war mein Verlag, und Gewicht und Größe passten …

Eilig begann ich, die Verpackung aufzureißen, und erhaschte einen Blick auf den Inhalt. Ich hatte recht! Oh mein Gott! Mein Puls schoss noch weiter in die Höhe, und meine Hände begannen zu zittern, während ich das erste Exemplar meines Buchs von Karton und Papier befreite. Tränen schossen mir in die Augen, als ich das Cover mit meinem Namen darauf erblickte. Es war wunderschön. Matt, mit einem glänzenden Titel, den ich mit dem Finger nachfuhr.

Ich atmete tief ein und wieder aus, um nicht zu hyperventilieren, ehe ich das Buch aufklappte. Es war einfach perfekt und genau so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Links war jeweils ein Foto des fertigen Gerichts zu sehen, rechts gab es eine bebilderte Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Nachkochen. Der Inhalt war gegliedert in Vorspeisen, Hautspeisen, Nachspeisen und Snacks, und zwischendrin gab es kurze Anekdoten aus meinem Leben, die ich mit den Rezepten verband. Auf diese Weise lernten mich meine Leser nicht nur ein bisschen besser kennen, sondern ich konnte ihnen auch zeigen, dass die besten Rezepte jene waren, die man mit Gefühlen und Erinnerungen anreicherte. Ich würde das Essen meiner Großmutter jedem Gericht eines Fünf-Sterne-Koches vorziehen, und nach dieser Lebenseinstellung hatte ich auch mein Buch gestaltet.

Mein Buch.

Ich konnte es nicht glauben.

Mein. Buch!

Ich drückte es an meine Brust, wie um es zu umarmen. Es war fertig, und schon bald würden es andere Menschen in den Händen halten, in ihre Regale stellen und in ihren Küchen aufschlagen, um meine Rezepte nachzukochen und neue Erinnerungen zu erschaffen. Die Vorstellung war so überwältigend, dass mir ein bisschen schwindelig wurde, aber ich dachte gar nicht daran, mich hinzusetzen. Stattdessen schlüpfte ich in meine Schuhe, schnappte mir meine Handtasche und machte mich auf den Weg zu meiner Familie, um ihnen das schönste Buch zu zeigen, das je existiert hatte.

Mit einem Klicken entriegelte sich das Türschloss zum Haus meiner Eltern. Sie hatten darauf bestanden, dass ich meinen Schlüssel behielt. Und obwohl ich neunzehn Jahre meines Lebens hier ein- und ausgegangen war, wie es mir gepasst hatte, fühlte es sich doch merkwürdig an, einfach so hereinzuspazieren, nun, da ich hier nicht mehr wohnte. Anzuklopfen wäre allerdings mindestens genauso merkwürdig gewesen, also schob ich die Tür auf und trat ein, wie ich es schon immer getan hatte.

Urplötzlich verstummten sämtliche Stimmen und Geräusche im Haus.

»Aliza, bist du das?«, rief meine Mom in der nächsten Sekunde so laut, dass es vermutlich sogar die Nachbarn gehört hatten.

Obwohl meine Eltern beide in Amerika geboren waren und Englisch ihre Muttersprache war, war es in unserer Familie üblich, dass wir zu Hause Urdu miteinander redeten. Nur meine Großmutter, die wir alle Ammi nannten, obwohl das genau genommen das Wort für »Mutter« war, beharrte stur darauf, Panjabi mit uns zu sprechen. Weshalb wir nicht selten trilinguale Unterhaltungen führten, denen niemand folgen konnte – außer uns.

»Ja!«, brüllte ich zurück und ließ die Tür hinter mir ins Schloss fallen.

»Wir sind in der Küche!«

Ich lächelte. Wo auch sonst?

Ich streifte mir die Schuhe von den Füßen und stellte sie neben das Dutzend anderer Paare im Eingang. Es war das erste Mal seit über einer Woche, dass ich meine Familie besuchte. Für andere Studenten war das nichts, aber für mich fühlten sich diese neun Tage wie eine halbe Ewigkeit an. Bis zu meinem Auszug hatte ich meine Eltern, Nazia und Ammi jeden Tag gesehen. Und sosehr ich meine neue Wohnung und meine Freiheit auch liebte, es würde noch eine Weile dauern, bis ich mich an den Umstand, allein zu wohnen, gewöhnt hatte. Allerdings durfte ich das meiner Familie gegenüber nicht erwähnen, denn sie würden mich sofort wieder bitten, bei ihnen einzuziehen.

Ich lief den Flur entlang, vorbei an alten Fotos und Bildern mit religiösen Motiven, die meine Großmutter aus ihrer Heimat mitgebracht hatte, bis in die Küche. Der Duft von frisch Gekochtem lag in der Luft. Essen und dessen Zubereitung hatte in meiner Familie eine große Bedeutung, weshalb es mich nicht wunderte, dass alle an dem runden Tisch beisammensaßen, während auf dem Herd ein großer Topf stand, in dem etwas vor sich hin köchelte.

Ammi blätterte durch eine Zeitschrift, und mein Dad beugte sich über eine zerbrochene Vase, die er mit Sekundenkleber wieder zusammensetzen wollte. Mom und Nazia schien ich bei einer Unterhaltung unterbrochen zu haben. Die beiden sahen einander so ähnlich, wie es überhaupt nur möglich war. Von ihrem spitzen Kinn über die volle Oberlippe bis zu dem kleinen Schönheitsfleck an der rechten Schläfe. Es war schon beinahe gruselig.

»Salām Aleikum«, grüßte ich in die Runde.

»Wa aleikum as-Salām«, grüßte meine Familie im Einklang zurück.

»Was machst du hier?«, fragte meine Mom. Freude und Skepsis schwangen gleichermaßen in ihrer Stimme mit, als befürchtete sie, gleich eine schlechte Neuigkeit zu erfahren. »Wir haben gar nicht mit dir gerechnet.«

Nazia schnalzte selbstgefällig mit der Zunge. »Ich hab ihr ins Gewissen geredet.«

»Das ist nicht der Grund. Ich muss euch etwas zeigen.«

»Und was?«, fragte mein Dad mit geweckter Neugierde.

Mein Herz pochte wie wild, und das nicht nur, weil ich den Weg zu meiner Familie praktisch gerannt war, um ihnen mein Buch zu zeigen. Dieses hatte die letzten Wochen und Monate meines Lebens in eine Hölle aus Stress und Schlaflosigkeit verwandelt, und ich hatte mich oft gefragt, ob es den Aufwand wert war. Heute hatte ich meine Antwort bekommen: Ja. Ja. Und ja! Nichts von Bedeutung konnte ohne Opfer erschaffen werden.

Ich griff in meine Handtasche und zog das Buch hervor. »Tadaa!«

In einer theatralischen Geste hielt ich es in die Höhe wie Rafiki den kleinen Simba, um ihn von der Tierwelt Afrikas feiern zu lassen.

Die Augen meiner Familienmitglieder wurden groß.

Meine Mom schnappte nach Luft. »Ist das dein Buch?«

Ich nickte mit einem breiten Grinsen.

»Ich dachte, es kommt erst im Oktober raus«, sagte mein Dad mit einem Stirnrunzeln. Die Falten in seinem Gesicht waren in den letzten fünf Jahren deutlich tiefer geworden, und sein einst rabenschwarzes Haar war mittlerweile von grauen Strähnen durchzogen, ebenso wie seine Augenbrauen.

»Ja, aber es ist schon gedruckt. Das ist nur mein erstes Belegexemplar.« Ich streichelte liebevoll über den Einband mit den glänzenden Buchstaben: A Story Served. Es fühlte sich nach wie vor unwirklich an, es endlich in den Händen zu halten, als handelte es sich dabei in Wirklichkeit nur um einen unglaublich realistischen Traum.

»Zeig mal her.« Nazia nahm mir das Buch aus den Händen.

»Sei vorsichtig«, bat ich.

Sie machte eine Handbewegung, die wahrscheinlich so viel bedeuten sollte wie »Jaja, ich pass schon auf«.

Mahnend sah ich sie an. Wenn sie auch nur einen Fleck auf dem Einband hinterließ, würde ich sie umbringen müssen.

Mit angehaltenem Atem beobachtete ich, wie sie die Seiten umblätterte, während Mom und Dad ihr neugierig über die Schulter schauten. Nur Ammi rührte sich nicht, krampfhaft starrte sie auf ihre Zeitschrift.

Ihre Reaktion verpasste meinem Herzen, das vor Freude eigentlich explodieren wollte, einen Stich. Seit ich angekündigt hatte auszuziehen, verhielt sie sich mir gegenüber distanziert. Meine Eltern waren von dem Gedanken, dass ich allein wohnte, auch nicht begeistert gewesen, aber sie hatten sich schnell damit abgefunden. Denn sie legten Wert darauf, Nazia und mir all die Freiheiten zu geben, die sie als Kinder und junge Erwachsene nicht gehabt hatten – auch wenn das Ammi oft missfiel. Denn für sie war Familie das Allerwichtigste, und sie verstand einfach nicht, weshalb ich auszog, um in derselben Stadt zu wohnen, wenn ich genauso gut bei ihnen hätte bleiben können. Bereits mehrfach hatte ich versucht, es ihr zu erklären und ihr begreiflich zu machen, dass ich eine große Küche und mehr Platz zum Arbeiten brauchte. Aber Ammi war eine sture, alte Frau mit Überzeugungen, die sich nicht so leicht kippen ließen, dafür bewunderte ich sie. Und auch wenn ich diese Distanz zwischen uns hasste, wusste ich, dass ihre Ablehnung vor allem ihrer Liebe und Sorge um mich geschuldet war. Dennoch oder vielleicht gerade deswegen schmerzte ihr Desinteresse, vor allem, da das Buch ohne sie nicht existiert hätte.

»Oh, Ammi, guck mal!«, rief Nazia in diesem Augenblick und hielt die Seite mit der Widmung in die Höhe.

Dort stand in römischen Buchstaben Für meine Ammi. Danke für alles. Darunter waren die Worte mit derselben Bedeutung noch einmal in Urdu golden auf das dunkle Papier geprägt. Es war eine meiner liebsten Seiten im Buch, zumal es ein bisschen Überzeugungsarbeit bei meinem Verlag gekostet hatte, sie so gestalten zu lassen.

Ammi hob den Kopf, und kurz glaubte ich, so etwas wie Stolz in ihren warmen braunen Augen aufblitzen zu sehen. Ihr Blick wanderte von dem Buch in meine Richtung. Unter ihrer Musterung fühlte ich mich auf einmal nicht länger wie eine fast zwanzigjährige Frau, sondern wie ein Kind, das sich nach Anerkennung sehnte. Schweigend betrachtete sie mich, dann nickte sie ganz leicht, bevor sie sich wieder der Zeitschrift zuwandte.

Ein kleines Nicken. Es war nicht viel, aber es war etwas, und ich versuchte mich an dieser Reaktion der Zustimmung festzuhalten, so flüchtig sie auch war. Denn es stimmte, was auf dem Papier stand, ich verdankte Ammi alles. Ohne sie wäre ich damals vermutlich nicht zum Kochen gekommen.