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SOMMERGRAS ist die alle drei Monate erscheinende Zeitschrift der Deutschen Haiku Gesellschaft (DHG). In der Ausgabe 131 (Dezember 2020) wird die Haiku-Agenda 2021 vorgestellt. Das Heft enthält einen Aufruf zum Tanka-Wettbewerb und wie gewohnt Essays, Rezensionen, Buchbesprechungen, Berichte und ausgewählte Haiku, Tan-Renga, Rengay, Kettengedichte und Haiga der Mitglieder.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 90
Die Deutsche Haiku-Gesellschaft e. V.1 unterstützt die Förderung und Verbreitung deutschsprachiger Lyrik in traditionellen japanischen Gattungen (Haiku, Tanka, Haibun, Haiga und Kettendichtungen) sowie die Vermittlung japanischer Kultur. Sie organisiert den Kontakt der deutschsprachigen Haiku-Dichter untereinander und pflegt Beziehungen zu entsprechenden Gesellschaften in anderen Ländern. Der Vorstand unterstützt mehrere Arbeits- und Freundeskreise in Deutschland sowie Österreich, die wiederum Mitglieder verschiedener Regionen betreuen und weiterbilden.
1Mitglied der Federation of International Poetry Associations (assoziiertes Mitglied der UNESCO), der Haiku International Association, Tokio, Ehrenmitglied der Haiku Society of America, New York.
Anschrift
Deutsche Haiku-Gesellschaft e. V., z. Hd. Stefan Wolfschütz, Postfach 202548, 20218 Hamburg
Vorstand
Info/DHG-Kontakt und Redaktion
Horst-Oliver Buchholz,
Redaktion
Eleonore Nickolay,
Kassenwartin
Petra Klingl,
Website
Stefan Wolfschütz,
Claudia Brefeld,
Internationale Kontakte
Klaus-Dieter Wirth,
Peter Rudolf,
Tony Böhle,
Bankverbindung:
Landessparkasse zu Oldenburg, BLZ 280 501 00, Kto.-Nr. 070 450 085 (BIC: SLZODE22XXX, IBAN: DE97 2805 0100 0070 4500 85)
Liebe Leserinnen und Leser,
was? Schon wieder Weihnachten? Nicht ganz. Aber fern sind sie nicht mehr, die feierlichen Tage, die etwas Lichterglanz bringen sollen zum Ende eines Jahres, das immer wieder auch Schatten in unser Leben geworfen hat. Immerhin: Die Krise förderte auch Gutes zutage: Gemeinschaftssinn, Nachbarschaftshilfe, ein neues Miteinander, kurz: Solidarität – und nicht zuletzt auch mancherlei Erhellendes in Form von Poesie und Prosa. SOMMERGRAS hatte in diesem Jahr zweifellos und ohne es zu wollen so etwas wie ein Schwerpunktthema. Denn vieles hat uns bewegt in Zeiten eingeschränkter Bewegungsfreiheit.
Ausgangssperre –
nie gingen sie so weit
meine Gedanken
Die Gedanken des DHG-Vorstandes gehen unterdessen schon weit in das nächste Jahr hinein zur geplanten DHG-Mitgliederversammlung Ende Mai in Berlin. Die Vorbereitungen sind angelaufen, unbeeindruckt von der Pandemie. Es sei hier nochmals darauf hingewiesen, dass diese Planungen unter dem Vorbehalt der weiteren Entwicklung stehen müssen. Das ist ebenso bedauerlich wie unvermeidlich. Der DHG-Vorstand wird Sie rechtzeitig über alles informieren.
Die Redaktion hat im Herbst wieder viele Ihrer bunten Blätter eingesammelt, die in die Redaktionsstube flatterten. Dabei ist dieses Heft herausgekommen, von dem wir hoffen, es bringt etwas Licht und Wärme in diese Tage, Freude zudem und auch Nachdenkliches. Denn bei allen schweren und wechselhaften Geschicken und Einschränkungen, seien Sie gerne erinnert: „Es bleibet dabei / die Gedanken sind frei.“
Herzlich
Ihr Horst-Oliver Buchholz
EDITORIAL
Die HAIKU-AGENDA 2021
TANKA-WETTBEWERB der DHG
KreAktiv
Aufruf
HAIKU-KALEIDOSKOP
Klaus-Dieter Wirth: Grundbausteine des Haiku (XLII)
Eleonore Nickolay: Französische Ecke
Conrad Miesen und Rüdiger Jung: DER WELTENBUMMLER. Rengay i. m. Carl Heinz Kurz
Sylvia Bacher: Hajo und Georg Jappe. Vater und Sohn – Haiku zwischen Plus und Minus
Claudia Brefeld: Jim Kacian
HaiQ
Haiga: Christof Blumentrath
AUSWAHLEN
Haiku- und Tanka-Auswahl
Mitgliederseite
Haiga: Paul Bernhard und Claudia Brefeld
Haibun
Tan-Renga
Rengay
Kettengedichte
REZENSIONEN/BESPRECHUNGEN
Gabriele Hartmann: PLAYLIST von Tony Böhle
Brigitte ten Brink: Hotel California von Rüdiger Jung und Gabriele Hartmann
Haiga: Horst-Oliver Buchholz
Gabriele Hartmann: treibholz von Ralph Günther Mohnnau
Reinhard Dellbrügge: Zen and Son. Haiku from Two Generations von George Klacsanzky und Nicholas Klacsanzky
Rüdiger Jung: Erst im Nachhinein von Ingo Cesaro
Haiga: Paul Bernhard und Claudia Brefeld
Rüdiger Jung: 17 Ansichten des Berges Fuji, Bilder und Tanka von Sabine Sommerkamp
Claudia Brefeld: Auf der Suche nach Licht von Christiane Haen-Ranieri
Haiga: Beate Conrad
BERICHTE
Volker Friebel: Preis der Netzpräsenz Haiku heute
MITTEILUNGEN
Ein Bericht von Eleonore Nickolay
Die Juroren Horst-Oliver Buchholz, Petra Klingl und Klaus-Dieter Wirth konnten für die eingereichten Haiku (269) und Cover-Vorschläge (8) 1 bis 3 Punkte vergeben. Peter Rudolf nahm zuvor die Beiträge entgegen und anonymisierte sie.
Dem Koordinator und den Juroren sei herzlich für ihre Arbeit gedankt.
Das Bambus-Foto von Gabi Buschmann erreichte mit 8 Punkten die höchste Punktzahl und schmückt damit unsere Haiku-Agenda 2021. Herzlichen Glückwunsch an die Fotografin!
Das Winter-Haiku:
Froststarrer Wald wir gehen spazieren mein Atem und ich
erreichte mit 8 Punkten die höchste Punktzahl. Herzlichen Glückwunsch an die Autorin Deborah Karl-Brandt!
Insgesamt 13 Haiku erreichten 7 Punkte. Herzlichen Glückwunsch an alle Autoren und Autorinnen!
Für den (Vor)Frühling ein Haiku:
Aschermittwoch –
der Kater
verschmäht seinen Fisch
Eva Limbach
Für den Sommer vier Haiku:
Regenpfütze
bunte Kinderstiefel
im Himmel
Christa Beau
windstille
der ast mit den reifen kirschen
wackelt noch
Tobias Tiefensee
Hundstage
der Wasserspeier
grinst nur
Friedrich Winzer
Ferienende
im Kletterpark turnen
Eichhörnchen
Eleonore Nickolay
Für den Herbst ebenfalls vier:
Quittenduft
den Sommer eingefangen
im Erntekorb
Evelin Schmidt
herbstlektüre
ich blättere von ahorn
zu silberweide
Annika Carmen Schmidt
Herbststurm
ein Windspiel landet
im Zen-Garten
Friedrich Winzer
Totensonntag
die Sprache
der Kerzen
Dorothea Philipps
Für den Winter weitere vier Haiku:
wieder single
sie backt sich einen
lebkuchenmann
Tobias Tiefensee
Dezemberabend
die Süße des Glühweins
auf seinen Lippen
Christa Beau
Demenzheim
ich höre Weihnachtslieder
aus meiner Jugend
Hildegard Dohrendorf
Valentinstag –
Zwischen dem Paar am Nachbartisch
kreist das Wort „damals“
Claudia Melchior
Weitere 13 Haiku erreichten 6 Punkte, 25 Haiku 5 Punkte und 40 Haiku 4 Punkte.
Für einen Platz auf einer der Kalenderwochenseiten wurde jeweils ein Haiku aus den Haiku mit der höchsten Punktezahl je Autor/-in ausgewählt. 4 Punkte mussten dazu mindestens erreicht werden. Eleonore Nickolay nahm die Wahl und Verteilung auf die Kalenderwochenseiten vor. Um alle 53 Kalenderwochen den Jahreszeiten entsprechend füllen zu können, griff sie auf 5 Haiku aus vorangegangenen Haiku-Auswahlen von SOMMERGRAS zurück. Herzlichen Glückwunsch allen 53 Autoren und Autorinnen.
Erfreulicher Bonus sind auch in diesem Jahr wieder die DHG-Mitgliederseiten, auf denen die vier Jahreszeiten noch einmal in 19 Haiku Revue passieren und von Claudia Brefeld fotografisch illustriert werden. Herzlichen Dank an die Mitglieder und die Fotografin!
Ebenfalls dankend zu erwähnen sind Klaus-Dieter Wirth, der ein neues Haiku-Glossar erstellte, Stephanie Mattner, die für das Layout verantwortlich zeichnet, und last but not least Stefan Wolfschütz, der sich um die verlegerischen Belange kümmerte.
Der DHG-Vorstand wünscht viel Freude mit der neuen Haiku-Agenda. Möge sie ein schöner wie praktischer Begleiter durch das kommende Jahr sein.
Schon aus dem 10. Jh. gibt es Berichte über Dichterwettstreite am japanischen Kaiserhof. Damals trafen sich auf Einladung eines Schirmherrn, meist war es der Kaiser selbst, die talentiertesten und bekanntesten Dichter, um im Dichten von Tanka zu einem vorgegeben Thema zu wetteifern – das konnten ganz allgemeine Dinge sein wie der nebelverschleierte Mond, Kirschblüten oder ein Abschied im Herbst.
An diese Tradition wollen wir anknüpfen und laden ein zu einem DHG-Tanka-Wettbewerb.
Wie soll das gehen? Einen Kaiser haben wir ja nicht mehr. Und treffen!? Das ist in Zeiten von Corona natürlich auch kaum möglich … Der Mond, Kirschblüten … alles langweilig?! Na gut, dann planen wir ein bisschen anders und machen es so:
Zu unserem ersten DHG-Tanka-Wettbewerb können Sie bis zu zwei Tanka einreichen.
Schicken Sie uns Ihre Beiträge bitte bis zum 28. Februar 2021 mit dem Betreff „Tanka-Wettbewerb“ an die E-Mail-Adresse
Das Thema lautet: Supermarkt.
Eine Formvorgabe (also 5-7-5-7-7 oder Ähnliches) gibt es nicht.
Es wird eine Wertung durch eine Jury geben und parallel dazu eine Wertung durch die Teilnehmer selbst. Die genauen Modalitäten werden allen Teilnehmern dann bei Wertungsbeginn mitgeteilt.
Als kleine Belohnung erhalten die Sieger eine Urkunde und ein Buch zum Thema Tanka, das sie selbst auswählen dürfen! Na, wie klingt das?
Also ran an die Stifte!
Ihr Tony Böhle
Ein Herbstbild hatten wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, im vergangenen Heft angeboten. Es zeigte zwei leuchtende Blätter inmitten einer überwiegend schattigen Waldszenerie bei abnehmendem Licht. Damit verbunden war die Einladung, ein Haiku zu dichten mit Blick auf jene Mischung aus Licht und Schatten, auf Blätter und Wald. Uns haben 27 Einsendungen erreicht. Vielen Dank allen Teilnehmern. Ein Haiku hat uns besonders gefallen, es ist aus der Feder von Gérard Krebs, und so ist dieses Haiga daraus entstanden.
Foto: Horst-Oliver Buchholz, Haiku: Gérard Krebs
Ein wunderbares Haiku, ein hochverdichtetes, das im kleinen Sprachraum große Weite entfaltet. Es enthält kein Verb, keine Aktion somit, was ihm eine schöne Ruhe gibt, eine Lakonie, eine ruhige Gelassenheit im Atmosphärischen. Bei aller erforderlichen und gegebenen Offenheit hat es doch eine Verbundenheit in allem, eine Geschlossenheit, die Ausdruck findet in den Zeilen eins und drei. Den kühleren Tagen wird der – vermutlich warme oder heiße – Lindenblütentee entgegengesetzt. Ein Kontrast und doch verbunden, denn der Dichter findet Zuflucht oder Rückzug von den kühlen Tagen draußen bei einem Tee, der, so dürfen wir annehmen, drinnen eingenommen wird. Der Tee gibt nicht allein Wärme, sondern auch einen Duft, den des Baumes, was eine weitere Verbindung von Innen und Außen knüpft. Die kühleren Tage verweisen auf den Herbst, die Lindenblüte auf den Sommer, sodass hier zusätzlich ein zeitenumspannendes Motiv anklingt, wie auch der Kreislauf der Jahreszeiten, die im Gegensätzlichen eine Einheit sind. Das ist schon toll gemacht, kunstvoll ist es, ohne künstlich zu sein.
Der Mensch in der Natur, der Mensch mit der Natur: ein klassisches Motiv im Haiku, hier beziehungsreich gestaltet. Die kühleren Tage sind gekommen, der Sommer gegangen, Abschied – das ist zunächst etwas Unschönes, in das uns die Natur stellt, Melancholie schwingt mit. Zugleich erhalten wir von der Natur selbst die Mittel zur Linderung dessen, hier ist es der wärmende Lindenblütentee. So lebt der Mensch mit der Natur, lebt in ihr und ist ihr unverbrüchlich verbunden: ein ewiges Motiv, das im vorliegenden Haiku gestaltet wird. Wir dürfen sagen: meisterhaft gestaltet.
Kommentiert von Horst-Oliver Buchholz
Und hier einige weitere Haiku, die die Jury mehrheitlich als gut gelungen angesehen hat. Alle weiteren Haiku, die uns erreicht haben, werden vollständig auf der Internetseite der Deutschen Haiku-Gesellschaft www.haiku.de veröffentlicht.
erste Septembertage
Lang und länger
der Herbst vertieft
Die Steinschlange vor der Kita
den Sommer
bedeckt von Laub
Maya Daneva
Deborah Karl-Brandt
angekommen
weißes Haar
Zuhause - der Duft
im Herbstlaub der Duft
von Bratäpfeln
von damals
Elisabeth Kleineheismann
Angelica Seithe
Herbstlaub –
sie verbrennt alle Briefe
bis auf einen
Janina Weidholz
Einladung: Vollenden Sie einen Oberstollen zu einem Tan-Renga
Kettendichtungen oder dialogische Formen haben eine große und lange Tradition in der japanischen Dichtung. Eine besonders beliebte Form ist das Tan-Renga. Ein Dichter gibt ein Haiku, einen Oberstollen, vor, und ein zweiter dichtet einen korrespondierenden oder kontrastierenden zweizeiligen Unterstollen. So entsteht es, das fünfzeilige Tan-Renga. Lassen Sie sich inspirieren von folgendem Oberstollen, der aus der Feder von Eleonore Nickolay stammt, und dichten Sie einen zweizeiligen Unterstollen dazu.
zwischen den Jahren
was war und was wird
wir schweigen
Im nächsten SOMMERGRAS präsentieren wir dann eine Auswahl gelungener Tan-Renga. Eine komplette Sammlung aller Einsendungen wird auf der Internetseite der DHG www.haiku.de veröffentlicht. Wir sind gespannt auf Ihre Einsendungen!
Einsendungen an: [email protected]
Stichwort: Haiku KreAktiv
Einsendeschluss: 15. Januar 2021