Sommerträume auf der Insel – oder: Herzchaos - Rosita Hoppe - E-Book
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Sommerträume auf der Insel – oder: Herzchaos E-Book

Rosita Hoppe

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Beschreibung

Der Klang der Wellen – die Melodie der Liebe … Das Romantik-Highlight: »Sommerträume auf der Insel« von Rosita Hoppe jetzt als eBook bei dotbooks. Das Leuchten der Hoffnung am Horizont … Carolins Leben scheint perfekt – bis ein Schicksalsschlag alles erschüttert. Plötzlich ist nichts mehr wie vorher, doch Carolin ist fest entschlossen, zu kämpfen: für das Glück ihrer kleinen Tochter, für ihre Lebensträume. Auf der ostfriesischen Insel Langeoog hofft sie auf einen Neuanfang – der plötzlich zum Greifen nahe scheint, als sie Robert wiedertrifft. Den Mann, den Carolin bisher nicht lieben durfte … und den sie dennoch nie vergessen hat. Ein Kuss und die alten Gefühle sind wieder da, stärker als je zuvor. Aber kann sie es wagen, für diese Liebe alles zu riskieren? Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der romantische Inselroman »Herzchaos« von Rosita Hoppe. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 358

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Über dieses Buch:

Das Leuchten der Hoffnung am Horizont … Carolins Leben scheint perfekt – bis ein Schicksalsschlag alles erschüttert. Plötzlich ist nichts mehr wie vorher, doch Carolin ist fest entschlossen, zu kämpfen: für das Glück ihrer kleinen Tochter, für ihre Lebensträume. Auf der ostfriesischen Insel Langeoog hofft sie auf einen Neuanfang – der plötzlich zum Greifen nahe scheint, als sie Robert wiedertrifft. Den Mann, den Carolin bisher nicht lieben durfte … und den sie dennoch nie vergessen hat. Ein Kuss und die alten Gefühle sind wieder da, stärker als je zuvor. Aber kann sie es wagen, für diese Liebe alles zu riskieren?

Über die Autorin:

Rosita Hoppe ist in einem kleinen Ort unweit des Weserberglandes aufgewachsen und lebt noch heute dort. Sie ist verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter. Die gelernte Reisekauffrau entdeckte früh ihre Liebe zum Schreiben und war viele Jahre freie Mitarbeiterin ihrer heimischen Lokalzeitung. Auf Reisen findet sie Inspiration für ihre einfühlsamen und turbulenten Liebesromane – ganz besonders spiegelt sich darin ihre Begeisterung für das Meer und vor allem die Nordseeinseln wider. Seit 2009 ist Rosita Hoppe Mitglied bei DELIA, der Vereinigung deutschsprachiger Liebesromanautoren und -autorinnen.

Rosita Hoppe veröffentlichte bei dotbooks auch ihren Romantik-Sammelband »Die Farben der Liebe«.

Im Verlag CW Niemeyer erschienen außerdem Rosita Hoppes Inselromane »Glück am Meer« und »Träumen am Meer«.

***

eBook-Neuausgabe Juni 2020

Dieses Buch erschien bereits unter dem Titel »Nur ein Traum?« 2011 bei Aaronis sowie unter dem Titel »Herzchaos« 2016 bei My Digital Garden und 2020 bei dotbooks.

Copyright © der Originalausgabe 2011 by Aaronis-Collection

Copyright © der überarbeiteten Neuausgaben 2016 by My Digital Garden und 2018 by Rosita Hoppe

Copyright © dieser Neuausgabe 2020 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Wildes Blut – Atelier für Gestaltung Stephanie Weischer unter Verwendung mehrerer Bildmotive von © shutterstock / Doris Oberfrank-List / wavebreakmedia / Olha Rohulya / mythja sowie © Fotolia / Perry

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (rb)

ISBN 978-3-96655-298-1

***

Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des dotbooks-Verlags

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***

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Rosita Hoppe

Sommerträume auf der Insel

Roman

dotbooks.

Kapitel 1

Sie schnitt ihrem Spiegelbild eine Grimasse, aber das half nicht, ihre Laune zu bessern. Musste es ausgerechnet heute sein? Nicht mal die Aussicht auf ein amüsantes und stressfreies Wochenende milderte Carolins Unlust.

Es war wie verhext, dass sie ausgerechnet heute so schlecht drauf war, wo sie mit Jutta, Ulla und Karin in den Schwarzwald aufbrechen wollte. Dabei waren ihre Kurzreisen bisher immer sehr lustig gewesen. Doch heute früh, beim Abschied von Peter, weil er zur Arbeit fahren musste, war ihr wieder einmal bewusstgeworden, wie unglücklich sie in letzter Zeit war. Tränen drängten sich in ihre Augen, als sie noch einen letzten prüfenden Blick in den messinggerahmten Spiegel an ihrer Garderobe warf. Ungeduldig zupfte sie sich ein paar ihrer Strähnchen zurecht. Vor ein paar Tagen noch hatte sie geglaubt, eine neue Frisur würde ihren Gemütszustand bessern, aber mit den nun halblangen Haaren wurde sie einfach nicht warm. Schon beim Verlassen des Friseursalons hatte sie den Besuch bereut. Vermutlich würde sie die Haare einfach wieder wachsen lassen. Jetzt konnte sie nicht mal mehr einen Zopf binden, oder die Haare zu einem Dutt hochnehmen, wie sie es so oft getan hatte. Caro stieß einen frustrierten Seufzer aus. Sie musste sich beeilen, in einer Viertelstunde sollte Treffpunkt bei Ulla sein, die zum Glück nur wenige Straßen entfernt wohnte. »Das Wochenende wird mir bestimmt gut tun«, murmelte Caro trotzig. »Peter und Lisa kommen auch mal ohne mich zurecht.« Mit gemischten Gefühlen, teils froh, ein paar Tage von zu Hause fort zu sein, wenn auch immer noch lustlos, nahm sie ihre Wildlederjacke vom Haken, griff nach der Reisetasche und machte sich endlich auf den Weg. Der Himmel war bedeckt und es sah nach Regen aus. Das Wetter hat sich ihrer Laune total angepasst und sie überlegte, ob sie noch einen Schirm einpacken sollte. Trotzig entschied sie sich dagegen.

Mit großem Hallo begrüßten sie ihre Freundinnen, die von Ulla als Auftakt der bevorstehenden Reise zu einem gemeinsamen Frühstück eingeladen worden waren. Ulla gab sich immer große Mühe ihre Gäste zu verwöhnen. Eine ordentliche Grundlage sei wichtig für das bevorstehende Wochenende, erklärte sie gleich bei der Begrüßung. Ausgelassen saßen die Frauen beisammen und genossen die reichhaltigen Leckereien. Zwei Stunden später fuhren sie mit einem Taxi zum Bahnhof. Sie hatten zwei Doppelzimmer in einem schicken Clubhotel gebucht, wollten sich drei Tage gutgehen lassen und, so der Plan, abends in der hoteleigenen Disco tanzen gehen. Sie passten gut zueinander: alle im gleichen Alter, alle - bis auf Karin - verheiratet und hatten Familie. So genossen sie es besonders, einmal im Jahr ohne Anhang wegzufahren und Stress und Sorgen zu Haus zu lassen.

Im Zug breiteten sie sich kurz entschlossen in ihrem reservierten Abteil so weit aus, dass andere Reisende gleich an ihrem Abteil vorbeihasteten und die zwei eigentlich freien Plätze gar nicht belegen wollten.

»So unter uns haben wir doch viel mehr Spaß«, entschied Ulla und legte demonstrativ ihre Füße hoch.

Jutta zauberte eine Flasche Sekt aus ihrer Tasche und schenkte ein. »Also, Mädels, lasst uns einen draufmachen und die Reise so richtig genießen.«

Karin griff sich einen Becher mit dem prickelnden Muntermacher und prostete ihren Freundinnen zu. »Hoffentlich ist in diesem Jahr ein heißer Flirt dabei.« Alle lachten und allmählich fühlte sich auch Caro besser. Während sie gedankenverloren die vorüberfliegende Landschaft betrachtete, nahm sie sich vor, die Tage ohne Peter möglichst zu genießen. Aber sie sprach es nicht laut aus. Sie hatte an diesem Morgen recht wenig zur allgemeinen Unterhaltung beigetragen.

»Ist alles in Ordnung mit dir?«, erkundigte sich Jutta in dem Moment.

»Es geht schon, ich habe nur etwas Kopfschmerzen.«

»Hattest du wieder Streit mit Peter?«

Dass Jutta immer diese hellseherischen Fähigkeiten haben musste!

»Nein… ja. Du kennst ihn doch. Er hat immer was zu meckern, und außerdem passt es ihm überhaupt nicht, dass ich mit euch wegfahre. Jedes Jahr hat er bisher rumgemault.«

»Denkt er etwa, du lachst dir an den drei Tagen einen anderen Kerl an?«

»Keine Ahnung. Während unserer ganzen Ehe hat er noch keinen Grund zur Eifersucht gehabt.«

»Vielleicht ist er in den Wechseljahren?«, gab Ulla zu bedenken.

Karin lachte lauthals. »Gibt es die denn bei Männern?«

»Keine Ahnung. Aber weiß man`s?«

Caro seufzte tief auf. »Für Wechseljahre ist Peter eigentlich noch zu jung. Jedenfalls bin ich froh, dass ich für ein paar Tage von zu Hause weg bin. Diese ewigen Streitereien, meist um nichts und wieder nichts, machen mich echt fertig. Aber nun will ich nicht mehr daran denken. Ich muss unbedingt mal abschalten.«

»Gut so«, lobte Karin und schenkte Sekt nach. »Hier trink, Caro. Das hilft gegen Kummer.«

»Danke! Das ist lieb von dir.«

»So, jetzt ist Schluss mit Trübsal blasen und Probleme wälzen. Dafür sind wir nicht unterwegs. Für den Rest des Wochenendes wird nur noch gelacht und das getan, was uns guttut.«

Während der vierstündigen Fahrt gab es viel zu lachen. Karin hatte sich einige lustige Spielchen ausgedacht und für jede der vier Frauen einen Vers gedichtet, der manchmal eindeutig zweideutig war. Und dann holte sie mit gewichtiger Miene eine Liste mit den wichtigsten Regeln für die Fahrt aus ihrer Tasche. »So aufgepasst!«, rief sie und musste sich das Lachen verkneifen. »Wehe, eine von euch verletzt die Regeln. Das wird bestraft. Also, erstens: Schlechte Laune und finstere Mienen werden beim Schaffner abgegeben. Zweitens: Der Genuss von alkoholischen Getränken ist ausdrücklich erwünscht. Drittens: Jede muss auf Aufforderung ein Lied trällern können.«

»Auch das noch«, stöhnte Caro.

»Keine Unterbrechung, bitte.« Karin sah Caro gespielt finster an.

»Viertens: Verlorengegangene Mitreisende müssen das Wochenende bei der Bahnhofsmission verbringen. Sie werden erst auf der Rückfahrt wieder eingesammelt. Fünftens: Wer im Hotel sein Zimmer nicht wiederfindet, wird am nächsten Morgen von der Putzkolonne eingesammelt. Sechstens: Das Schwingen beider Tanzbeine ist Pflicht. Siebentens: Bei nächtlicher Übelkeit bitte nicht in das Bett der Nachbarin kotzen. Achtens: Flirten ist Pflicht. Zu guter Letzt: Wer sein Bett vor Mitternacht mit Anstand und ohne fremde Hilfe erreicht, hat den Sinn unserer Fahrt nicht verstanden. Alles klar?«

»Du bist ja vielleicht eine Marke!« Ulla hielt sich den Bauch vor Lachen. »Anschließend brauchen wir drei Wochen Kur oder Schönheitsfarm, um uns zu erholen.«

Als sie endlich im Schwarzwald aus dem Zug stiegen, verspürte Caro ein leichtes Schwindelgefühl. Sie hatte doch nicht etwa einen Schwips?

Ein Taxi brachte sie zum Hotel, das sich als moderner vierstöckiger, weiß getünchter Komplex entpuppte. Er war auf einem Hügel erbaut mit traumhaftem Blick auf die Umgebung. Der nächste Ort lag etwa zwei Kilometer vom Hotel entfernt. Rund ums Hotel stand dichter Tannenwald. Caro war zum ersten Mal im Schwarzwald und sie staunte darüber, wie gut ihr die Landschaft gefiel.

Nach dem Einchecken bezogen die vier Freundinnen ihre Zimmer. Caro teilte sich mit Jutta ein Zimmer. Ulla schlief mit Karin gleich nebenan. Aufgeregt bestaunten sie die tolle Ausstattung und den großzügigen Balkon. Der Blick über das Tal war traumhaft. Die Zimmer waren sehr gemütlich mit maronefarbenen Möbeln ausgestattet, die Wände mit einem hellen Grün gestrichen. Über dem Doppelbett hing die Kopie eines Gemäldes von Monet. Vor der großen Balkontür stand ein kleiner Tisch mit zwei Sesseln. Ein bunter Strauß Blumen und eine Obstschale vervollständigten die gelungene Ausstattung.

»Ich glaube, hier könnte ich es drei Wochen aushalten«, schwärmte Jutta und ließ sich auf einen Sessel plumpsen.

Caro hievte ihren Koffer auf die eine Seite des Doppelbettes und öffnete den Reißverschluss. »Komm, lass uns auspacken und anschließend inspizieren wir das Hotel. Mist, ich habe meinen Badeanzug vergessen.« Caro durchwühlte noch einmal ihren Stapel Kleidungsstücke. »Dabei habe ich mich so auf das Hallenbad gefreut.«

»Geh eben ohne. Du bist dann bestimmt die Sensation des Wochenendes.« gluckste Jutta.

»Du spinnst wohl. Die schmeißen mich sofort aus dem Hotel, wenn ich so auftrete.«

»Oder du kannst dich vor Verehrern nicht mehr retten.«

»Herzlichen Dank. Auf diese geilen Böcke kann ich gern verzichten.«

»Da hast du auch wieder recht. Die meisten wollen ja doch nur das eine.«

Kurze Zeit später klopfte es. »Huhu, wie weit seid ihr?«, tönte Ulla Stimme durch die verschlossene Tür. »Wir wollen einen Rundgang durchs Hotel machen.«

»Wir kommen gleich,« rief Caro. »Ich will nur schnell zu Hause anrufen und Bescheid sagen, dass wir gut angekommen sind.« Es war niemand zu erreichen. Caro entschied, es später noch einmal zu versuchen.

»Mhm, hier duftet es aber gut.« Ulla schnupperte, als sie in die Nähe des Speisesaales kamen. Sie hatte immer Hunger, was man allerdings auch ihrer Figur ansah. Mit ihrer blonden, kurzen Strubbelfrisur sah sie trotz ihres Übergewichts gut aus. »Zum Glück gibt es in einer halben Stunde Essen, ich bin am Verhungern.«

Die anderen Frauen schmunzelten nur, denn so kannten sie Ulla. Sie schlenderten durch die Hotelanlage und kamen kurz darauf am hoteleigenen Hallenbad an. Zahlreiche Liegen standen vor riesigen Panoramafenstern. Große Palmen waren überall verteilt, am Rand des Schwimmerbeckens plätscherte ein Wasserfall. Eine Durchgangstür führte in die Sauna und den Fitnessraum.

»Wisst ihr eigentlich schon, dass Caro nackt baden will?«, platzte Jutta heraus und kicherte.

»Haben wir irgendetwas verpasst?«, hakte Karin nach.

»Wartet mal ab. Caro wird spätestens morgen nackt wie Aphrodite aus den Fluten steigen. Und die Männer werden ihr zu Füßen liegen.«

Caro verpasste Jutta einen leichten Boxhieb in die Rippen.

»Du spinnst.« Sie wandte sich Ulla und Karin zu. »Ich habe blöderweise meinen Badeanzug vergessen.«

Karin schmunzelte. »Wenn du dich nicht traust, kann ich es mir ja mal durch den Kopf gehen lassen. Ich hatte schon länger kein Date mehr.«

»Glaubst du etwa, an so einem Wochenende, wo die Männer literweise Bier und sonst was in sich reinkippen, ist ein neuer Liebhaber für dich dabei?«

»Nee, eigentlich nicht. Die wollen auch nur ein paar Tage von zu Hause weg und auf den Putz hauen.«

»Siehste.«

Die Freundinnen hakten sich unter und schlenderten weiter. Sie kamen in den großzügig angelegten Hotelgarten mit zahlreichen Blumenbeeten, Büschen und Bäumen. Vor ihnen breiteten sich eine große Liegewiese und eine Sonnenterrasse mit reichlich Sitzgelegenheiten aus. Die Terrasse gehörte zu einem kleinen gemütlichen Aufenthaltsraum mit Bar. Die Disco fanden sie im Untergeschoss des Hauses.

»Hier gehen wir heute Abend schwofen«, bestimmte Karin. »Ich hoffe, es gibt ein paar tanzwütige Männer in diesem Hotel. Bis jetzt habe ich leider kein brauchbares Exemplar entdeckt.«

Beim Durchqueren der Hotelhalle kamen sie an einer kleinen Boutique vorbei. Caro inspizierte die Auslagen des Schaufensters und entdeckte einen Ständer mit Bademoden im Innern des Geschäfts. »Kommt mit, ich möchte mir die Sachen ansehen. Vielleicht finde ich einen Badeanzug für mich.« Tatsächlich hielt Caro kurz darauf einen schwarzen Einteiler in der Hand, den sie sofort anprobierte. Er passte wie angegossen, hatte schmale Träger, die sich auf dem Rücken kreuzten und einen tiefen Rückenausschnitt. Ein hoher Beinausschnitt streckte ihre Figur.

»Du siehst toll aus«, schwärmte Jutta und zwinkerte Caro zu. »Wie Aphrodite im Badeanzug.«

»Okay, ich nehme ihn«, entschied Caro, obwohl sie einen Schreck bekam, als sie einen Blick auf das Preisschild warf. Aber sie gönnte sich selten etwas außer der Reihe, also warum nicht mal hier?

Nach dem Besuch der Boutique kehrten die Vier auf ihre Zimmer zurück, duschten und zogen sich für den Abend um.

»Beeilt euch, ich habe inzwischen ein Riesenloch im Bauch. Das muss unbedingt gefüllt werden«, rief Ulla eine Stunde später vom Nachbarbalkon herüber.

Jutta verdrehte die Augen. »Na los, ehe sie alle Leute anfällt.«

Kapitel 2

Im Speisesaal bekamen sie einen Tisch direkt neben einer kleinen Tanzfläche zugewiesen. »Heute Abend spielt hier eine Band«, erzählte die Bedienung, die die Getränkebestellung aufnahm, freudestrahlend. »Sie ist die beste Band im ganzen Schwarzwald.«

»Hervorragend«, freute sich Karin. »Da kann ja nichts mehr schiefgehen.«

Ulla zappelte schon auf ihrem Stuhl. »Lasst uns das Büfett stürmen … bitte …« Lachend schlenderten die Freundinnen zum Büffet.

Das riesige Angebot an Speisen ließ keine Wünsche offen. Es gab reichhaltig Auswahl an Salaten und mehrere warme Gerichte. Zum Nachtisch wurden Obst, Eis, Kuchen und Pudding angeboten.

Jutta stöhnte, während sie neugierig die Köstlichkeiten inspizierte. »Das sind Kalorien. Die müssen wir morgen dringend wieder abtrainieren.« Jutta achtete sehr auf ihre Linie und trieb viel Sport. Sie kleidete sich immer nach der neuesten Mode. Kein Wunder, denn sie arbeitete in einer Boutique und bekam alle Sachen zum Einkaufspreis. Ihre Frisur änderte sie so oft, wie sich das Wetter änderte. Momentan trug sie die Haare als halblangen, kastanienroten Pagenkopf.

»Ach Quatsch, heute schauen wir nicht auf die Kalorien.« Auch Karin hatte keine Figurprobleme und ließ sich alles schmecken. Mit ihren langen blonden Locken zog sie immer wieder die Blicke auf sich, vor allen Dingen die der Männer. Doch bisher hatte sie immer Pech mit dem anderen Geschlecht gehabt. Zweimal in ihrem Leben hatte sie geglaubt, die große Liebe gefunden zu haben. Jedes Mal war die Beziehung nach zwei, drei Jahren in die Brüche gegangen. Jetzt wollte sie nur noch ihren Spaß haben, wie sie immer wieder betonte und servierte die Männer ab, bevor die es mit ihr machen konnten. Ob sie dabei glücklicher war, hatte sich Caro schon oft gefragt - sie wusste es nicht. Sie wusste nur eines, Karin wollte sich nie wieder verletzen lassen.

Nach dem Essen schauten sich die Frauen genauer im Speisesaal um. Er war nur zur Hälfte besetzt. »Hoffentlich kommen noch ein paar Gäste, sonst ist hier tote Hose«, beklagte sich Jutta. »So hatte ich mir das nicht vorgestellt.«

»Ich versuche inzwischen Peter zu erreichen.« Caro stand auf und eilte in die Hotelhalle. Sie wollte den Anruf von dort aus erledigen, dann musste sie nicht erst rauf aufs Zimmer. Peter meldete sich zum Glück sofort, reagierte aber ziemlich muffelig, wie so oft in letzter Zeit. Das gab Caro einen Stich direkt ins Herz, sie hatte so sehr gehofft, er würde sich über ihren Anruf freuen. Enttäuscht kehrte sie zu den anderen zurück.

»Was ist los?«, wollte Karin wissen, der Caros Stimmung nicht entgangen war.

»Ach nichts, ich will nicht dran denken.« Caro setzte sich auf ihren Platz und schaute sich demonstrativ interessiert im Saal um.

»Dein Mann könnte auch mal netter zu dir sein«, schimpfte Jutta. »So einen Muffelkopf hast du nicht verdient. Ich musste ja schon öfter erleben, wie Peter mit dir umspringt. Der benimmt sich, gelinde gesagt, wie eine Axt im Walde. Was ist nur los mit ihm?«

Caro zuckte nur mit den Schultern.

Karin klatschte in die Hände. »So, meine Süßen, ich bestell jetzt einen supertollen Longdrink für uns, damit endlich bessere Stimmung aufkommt.« Sie winkte die Kellnerin heran. Auf einmal riss sie die Augen auf. »Guckt euch mal die da drüben an. Vielleicht wird’s ja doch noch was heute Abend.«

Am Nachbartisch nahm gerade eine Männergruppe Platz.

»Das ist bestimmt ein Kegel- oder Fußballverein«, mutmaßte Ulla. »Die sehen ja noch recht knackig aus.«

Bei den Männern am Nachbartisch ging es lustig zu. Einige schauten in ihre Richtung und winkten herüber.

Karin kicherte. »Der Abend ist gerettet. Die scheinen an unserer Gesellschaft interessiert zu sein. Bestimmt ist da einer bei, der gut tanzen kann.«

Mittlerweile war die dreiköpfige Band eingetroffen, stimmte ihre Instrumente und fing gleich mit bekannten Stimmungsliedern an, zu denen man super tanzen und mitsingen konnte. Die Band spielte wirklich gut. Nach einigen flotten Stücken hob sich auch Caros Laune wieder. Die ersten Pärchen tanzten schon. Da man bei dieser Musik nicht unbedingt einen Partner brauchte, drängte Karin so lange, bis sie alle vier zur Tanzfläche stürmten. Sie tanzten, bis die Band eine Pause machte und Caro mit ihren Freundinnen im Arm, nach Atem ringend, zu ihrem Tisch zurückkehrte.

Als die Musik erneut einsetzte, kamen zwei Männer vom Nachbartisch herüber und forderten Ulla und Jutta zum Tanzen auf. Karin und Caro sahen ihnen neugierig zu.

»Darf ich bitten?«, vernahm Caro plötzlich eine sympathische Stimme neben sich. Sie schaute auf und sah direkt in ein freundlich lächelndes Gesicht. »Ja gern.« Caro musterte ihren Tanzpartner von der Seite. Er war sonnengebräunt, dunkelhaarig, etwa Mitte vierzig, etwas größer als sie und hatte lauter kleine Lachfältchen um die dunklen Augen. Seine Nase war vielleicht etwas zu breit, dafür besaß er einen, wie Caro fand, viel zu schönen Mund. Der Dreitagebart stand ihm. Ein sehr attraktiver Mann, wie sie aufgeregt feststellte.

»Ich heiße Robert«, stellte er sich vor.

»Und ich bin Caro, eigentlich Carolin.«

Caro freute sich, einen Tanzpartner zu haben. Sie tanzte unheimlich gern, eine Leidenschaft, die Peter leider nicht mit ihr teilte.

»Du kannst super gut tanzen«, flüsterte ihr Robert ins Ohr.

»Du aber auch. Ich habe schon lange nicht mehr so viel Spaß gehabt.«

Robert und seine Freunde kamen später mit an ihren Tisch und sie plauderten angeregt.

»Wo kommt ihr her, und was seid ihr für eine Truppe?« Karin wollte natürlich gleich alles wissen.

»Wir kommen aus der Nähe von Lüneburg«, erzählte Bernd, einer von Roberts Freunden. »Wir sind ein Kegelverein. Und ihr?«

»Der Verein der gestressten Ehefrauen«, seufzte Ulla und verdrehte theatralisch ihre Augen. Alle lachten.

Robert stand auf und erklärte, er wolle nach draußen rauchen gehen.

Caro rümpfte die Nase. Sie hasste das Rauchen. Ansonsten fand sie ihn sehr sympathisch.

Später forderte Robert Caro erneut auf. Sie genoss es, in seinen Armen über das Parkett zu schweben. Währenddessen unterhielten sie sich über das Hotel. Caro erzählte, dass sie sich schon ausgiebig in der Anlage umgesehen hatte. Die Musik wurde langsamer und Robert zog Caro näher zu sich heran. Ihr Herz klopfte wild und ein merkwürdiges Kribbeln zog durch ihren Bauch. Ein Gefühl, das sie schon seit Ewigkeiten nicht mehr gespürt hatte. Sie sprachen nicht, aber Caro spürte, wie es zwischen ihnen zu knistern begann. Als das Lied zu Ende war, gab Robert Caro einen sanften Kuss auf die Wange. Seine Bartstoppeln kitzelten ein bisschen. Hand in Hand gingen sie zum Tisch zurück. Auf einmal herrschte eine seltsame Spannung zwischen ihnen und Caro wusste nicht, was sie sagen sollte. Robert schien es ähnlich zu gehen. Am Tisch ging es lustig zu. Niemand bemerkte, wie still sie beide waren.

Die Band spielte jetzt alte Rock‘n-Roll-Hits, dadurch lockerte sich die Atmosphäre zwischen Caro und Robert wieder. Sie wirbelten eine gefühlte Ewigkeit über die Tanzfläche. Caro fühlte sich total beschwingt. So könnte sie ewig weiter tanzen.

Das taten sie auch, nur unterbrochen von den Musikpausen.

Noch einmal wurde die Musik langsamer. Caro und Robert tanzten eng miteinander. Er küsste sie, dieses Mal auf den Mund. Seine Küsse wurden immer intensiver, er strich mit seiner Zunge zärtlich über ihre Lippen. Caro war wie betäubt, ihr Herz raste. Sie erwiderte seine Küsse. Es störte sie überhaupt nicht mehr, dass er geraucht hatte. Sie schmeckte es nicht einmal. Doch dann ging ein Ruck durch ihren Körper und sie konnte über ihr Verhalten nur den Kopf schütteln. So benimmt sich vielleicht ein Teenager, aber garantiert keine verheiratete Frau. Panik breitete sich in ihrem Innern aus und sie zwang sich, der Situation ein Ende zu bereiten.

»Wir müssen damit aufhören, es geht nicht. Ich bin verheiratet«, erklärte sie atemlos und zog Robert von der Tanzfläche zurück an den Tisch.

»Ich auch.«

Eine Weile schwiegen sie, obwohl Caro mehr wissen wollte. »Hast du Kinder?«, fragte sie schließlich.

»Ich habe zwei erwachsene Söhne, zwanzig und dreiundzwanzig Jahre alt.« Nach einer Pause räusperte er sich und atmete tief durch. »Meine Ehe läuft nicht mehr gut.«

Ja, das würde ich an deiner Stelle auch sagen, dachte Caro. Ob er sie als Abwechslung vom trüben Ehealltag ausgesucht hatte? Da sie ihn ausgesprochen nett fand und ihr Herz immer noch Purzelbäume schlug, schob sie diesen Gedanken schnell beiseite. »Ich habe eine neunjährige Tochter. Sie heißt Lisa«, nahm sie das Gespräch wieder auf.

»Was machst du beruflich?«

»Ich arbeite stundenweise in einer Buchhandlung, vormittags, an drei Tagen in der Woche, damit ich zu Hause bin, wenn Lisa aus der Schule kommt. Und du?«

»Ich bin bei der Stadtverwaltung in Lüneburg.«

»Leben deine Söhne noch zu Hause?«

»Der Jüngste. Mein Ältester hat bereits eine eigene Wohnung. Es ist ein komisches Gefühl, wenn die Kinder ausziehen. Aber er wohnt nicht weit von uns entfernt und kommt fast jedes Wochenende vorbei.«

Ulla tippte Caro auf die Schulter und riss sie damit aus dem intensiven Gespräch. »Wir wollen in die Disco gehen. Kommt ihr mit?«

Caro nickte und schloss sich ihnen mit Robert im Schlepptau an.

In der Disco war schon richtig was los, da sie auch von Gästen aus anderen Hotels und von Einheimischen besucht wurde, wie ihnen die Bedienung hinter dem Tresen beim Ordern der Getränke mitteilte. Die Gruppe fand nach längerem Suchen einen freien Tisch, dann stürmten die meisten auf die Tanzfläche. Hier konnte man total abrocken. Es gab eine Mischung aus neuesten Hits und bekannten Oldies. Caro war froh, dass der DJ rockige Lieder auflegte. Sie musste ständig an Roberts Küsse denken und bekam allein beim Gedanken daran weiche Knie. Bei dieser Musik fühlte sie sich sicherer - vor ihm und auch vor sich selbst.

Als könne er ihre Gedanken lesen, zog Robert sie erneut in die Arme und küsste sie. Caro ließ es mit rasendem Herzschlag geschehen, konnte sich seinem Zauber einfach nicht entziehen. Wo war ihr Vorsatz geblieben, das Wochenende ohne Mann verbringen zu können? Den Blicken nach zu urteilen bekamen Jutta, Karin und Ulla mit, was zwischen Caro und Robert vor sich ging. Die sagten aber nichts dazu, was Caro ihnen hoch anrechnete. Sicher würden sie nachher nicht mit neugierigen Fragen geizen. Caro hatte das Gefühl, schon stundenlang durchzutanzen, sie war total erhitzt. Oder kam das von Robert?

Er griff nach ihrer Hand. »Es ist mächtig heiß hier. Komm, lass uns frische Luft schnappen.«

Caro hoffte, durch die frische Luft zur Besinnung zu kommen. Später wusste sie nicht mehr, wieso sie so naiv gewesen war. Sie spazierten durch die Hotelhalle nach draußen. Tausende Sterne standen am Himmel. Eine Weile schlenderten sie durch die Gartenanlage. Ein Schauder lief über Caros Rücken.

»Ist dir kalt?«, fragte Robert besorgt.

»Ein bisschen«, gab sie zu.

Robert schlang die Arme um sie und rubbelte mit seinen Händen an ihren Oberarmen. Er zog sie nah an seine Brust. Caro spürte seinen kraftvollen Herzschlag. Sie hob ihren Kopf, schaute ihn an. Für einen Augenblick – oder waren es Stunden - versanken ihre Blicke ineinander. Sie küssten sich. Immer und immer wieder. Ihre Zungen spielten miteinander und fachten das Feuer an, das schon seit dem ersten Tanz in Caro glimmte.

Roberts Hand streichelte behutsam und äußerst erregend über Caros Busen. Sie ließ es atemlos geschehen. Langsam glitten seine Hände unter ihr T-Shirt. Auch das ließ sie zu. Es fühlte sich so gut an. Caro zitterte erneut, dieses Mal nicht vor Kälte. Er schob Oberteil und BH nach oben, strich sanft mit seinem Daumen über ihre aufgerichteten Spitzen. Dann beugte er seinen Kopf und berührte sie zärtlich mit seinem Mund. Caro hielt den Atem an. Es fühlte sich unglaublich an. Als Roberts Hand langsam über ihren Bauch tiefer wanderte, kam Caro zur Besinnung. »Stopp! Hör auf, sofort!«

Robert verzog gequält sein Gesicht, hatte sich jedoch schnell wieder in der Gewalt. »Hey, Kleines, keine Angst, ich will nicht mit dir schlafen. Ich möchte, dass es sich für dich gut anfühlt, und es geht nur so weit, wie du es willst. Ich verspreche es dir.« Seine Stimme war sanft, konnte ihr die Panik jedoch nicht nehmen. In Caros Kopf herrschte völliges Chaos und sie verstand sich selbst nicht mehr. Wieso hatte sie sich auf so intime Zärtlichkeiten eingelassen? Hatte sie den Verstand verloren? Doch tief in ihrem Innern gestand sie sich ein, dass Roberts zärtliche Berührungen sie sehr erregt und dass sie sie genossen hatte.

»Komm, lass uns hineingehen«, drängte sie und zupfte hektisch an ihrer Kleidung. Langsam gingen sie Arm in Arm zurück zu den anderen.

In der Disco war noch immer Highlife, obwohl es inzwischen sehr spät war. All ihre Freunde tanzten und Caro und Robert gesellten sich dazu. Die Ablenkung tat Caro gut, machte ihren Kopf wieder frei.

»Hast du ein schlechtes Gewissen?«, fragte Robert dicht an Caros Ohr.

Sie zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nur, dass ich nicht mit einem schlechten Gewissen nach Hause fahren möchte.«

Robert beteuerte noch einmal, er würde sein Versprechen halten. Caro war sich nicht sicher, ob sie es glauben konnte und ob sie sicher sein konnte, dass sie ihm würde widerstehen können.

Mittlerweile war es vier Uhr früh, und die Disco machte zu. Aufgekratzt strömten sie zum Lift. Da die beiden Gruppen in verschiedene Etagen mussten, verabschiedeten sie sich in der Hotelhalle. Robert und Caro küssten sich noch einmal zum Abschied.

»Schlaf gut und träum was Süßes«, flüsterte Robert ihr zu.

Auf ihrem Zimmer angekommen, musste Caro erst einmal tief durchatmen. Wie konnte ihr so etwas passieren, wie konnte sie so auf die Zärtlichkeiten eines fremden Mannes reagieren? Sie war total verwirrt.

Jutta bedachte sie mit einem liebevollen Lächeln. »Hast du dich gut amüsiert?«

»Mhm …« Caro flüchtete vor Juttas Fragerei ins Bad. Gedankenverloren schminkte sich Caro vor dem großen Spiegel ab. Dummerweise folgte Jutta ihr.

»Ich fand es super. Die Gruppe ist wirklich toll.«

»Ja das finde ich auch.«

»Kann ich mir denken.«

Jutta grinste, das konnte Caro im Spiegel sehen. Sie runzelte die Stirn. »Was soll das denn heißen?«

»Öhm… ach nichts. Gute Nacht und schlaf gut«, murmelte Jutta, eilte aus dem Bad und schlüpfte unter ihre Bettdecke. Als Caro kurz darauf in ihr Bett kroch, schnarchte Jutta leicht.

Caro konnte lange nicht einschlafen. Ihre Gedanken kreisten immer wieder um die Person, die ihre Gefühlswelt so plötzlich durcheinandergewirbelt hatte.

Kapitel 3

Am Samstagmorgen traf sich Caro mit ihren Freundinnen schon um neun Uhr im Speisesaal. Es war ziemlich leer, die meisten Hotelgäste schliefen vermutlich noch. Wieder war ein herrliches Büfett aufgebaut, mit allem, was das Herz begehrte.

»Und was machen wir heute?«, fragte Ulla, während sie das Käseangebot inspizierte.

Karin kratzte sich ratlos am Kopf. »Wie wäre es mit einem Spaziergang, damit wir unseren Kater vertreiben?«

»Du hast nen Kater? Tz, Karin, wie ist das möglich?« Jutta kicherte. »Aber deine Idee ist gut. Es soll hier eine Berghütte geben, in der schon mittags Livemusik gespielt wird und eine Superstimmung sein soll. Da könnten wir später reinschauen. Also, falls ihr schon wieder Lust auf was Lautes habt.«

Caro war so ziemlich alles egal. Hauptsache, sie bekam irgendwie ihren Kopf frei. Sie war froh, dass Robert und seine Freunde noch nicht zum Frühstück erschienen waren. So hatte sie Zeit und Ruhe, um über den vergangenen Abend nachzudenken. Sie grübelte darüber nach, wie sie sich verhalten sollte, wenn ihr Robert begegnete. Einerseits wünschte sie sich ihn zu sehen, andererseits hatte sie Angst davor.

Nach dem Frühstück machten sich die Vier zu einer Wanderung auf. Jutta hatte sich an der Rezeption den Weg zur Berghütte beschreiben lassen, der sie durch den dichten Tannenwald führen würde. Die Sonne schien, als sie das Hotel verließen und es versprach, ein herrlicher Tag zu werden. Doch sobald sie den Weg betraten, der in den Wald hineinführte, wurde es merklich kühler, weil die Sonne kaum durch die mächtigen Tannenkronen hindurchdringen konnte. Aber die frische Luft tat allen gut. Trotzdem frotzelte Ulla. »So viel Natur und frische Luft sind ja fast schon schädlich.«

Gegen Mittag kamen sie zu der Berghütte, von der Jutta gesprochen hatte. Schon von draußen konnten sie die Musik hören.

Karin schmunzelte und hakte sich bei Jutta und Ulla unter. Jutta zupfte sofort an Caros Ärmel zog sie mit sich. »Ganz nach meinem Geschmack. Kommt Mädels, lasst uns einen draufmachen.«

Das Innere der Hütte bestand aus einem urgemütlichen Gastraum. Das Mobiliar war rustikal und aus Eichenholz gefertigt. Überall standen oder hingen alte bäuerliche Gegenstände, die mit viel Liebe und Geschick gesammelt worden waren. Die Atmosphäre war unglaublich. Eine Zwei-Mann-Band saß auf einem Podest und heizte die Stimmung mit bekannten Schunkelliedern an.

Die Wanderung hatte Caro durstig gemacht und sie bestellte für ihre Freundinnen und sich etwas zu trinken. Die Stimmung in der Hütte war so ausgelassen, dass bald alle mitsangen. Nach und nach strömten immer mehr Menschen in die Hütte. Irgendwann tauchten auch Robert und seine Freunde auf. Sie winkten von weitem und setzten sich an einen anderen Tisch. Das gab Caro einen unangenehmen Stich in den Bauch. Ihr Herz hatte einen Moment lang ausgesetzt, als sie Robert erblickt hatte. Sie hatte sich ihr Wiedersehen anders vorgestellt. Nun tat er so, als wäre nichts zwischen ihnen geschehen. Zum Glück saß sie mit dem Rücken zu ihm und war froh darüber. Du dumme Gans, wie konntest du nur so blöd sein? Trotzdem tat sie so, als sei sie bester Laune. Niemand sollte merken, wie sie sich wirklich fühlte.

Eine Stunde später drängten Jutta und Karin zum Aufbruch. Sie waren noch müde von der vergangenen Nacht und wollten etwas entspannen, bevor sie abends wieder die Disco unsicher machen würden. Natürlich schlossen sich Caro und Ulla ihnen an, obwohl Caro andererseits gern noch geblieben wäre. Sie hielten kurz am Tisch der Männer an und erkundigten sich, ob sie die Nacht gut überstanden hätten.

»Schade, dass ihr schon geht«, sagte Robert leise in Caros Richtung.

Caro glaubte, Traurigkeit in seiner Stimme vernommen zu haben, doch sie verbot sich, weiter darüber nachzudenken.

»Tschüs, bis später. Wir müssen uns noch ein bisschen erholen«, erklärte Ulla, bevor sie endgültig die Hütte verließen.

Im Hotel angekommen, setzten sie sich auf die Sonnenterrasse und bestellten Kaffee. Sie beratschlagten, was sie bis zum Abend machen wollten. Jutta schlug einen Saunabesuch vor.

»Gute Idee, ich bin auch dafür. Da können wir den Restalkohol ausschwitzen«, witzelte Karin.

Ulla wollte ins Bett, Schlaf nachholen.

»Ich gehe lieber schwimmen«, entschied Caro. »Mein Kreislauf würde einen Saunagang wahrscheinlich nicht überleben und wenn ich jetzt schlafen gehe, komme ich nachher nicht mehr in Gang.«

»Na gut, dann hätten wir das geklärt. Es ist ja auch nicht schlimm, wenn wir nicht alles gemeinsam machen.« Sie gingen auf ihre Zimmer und suchten sich ihre Sachen zusammen.

Das Hallenbad war fast leer, als Caro eintraf. Sie suchte sich eine Liege im Sonnenschein, breitete ihr Handtuch darauf aus und stieg gleich ins Wasser. Sie schwamm ein paar Runden und stellte sich dann unter den Wasserfall. Es war herrlich, wie das Wasser auf den Kopf und den Rücken prasselte. Caro fühlte sich von der Wassermassage sofort erfrischt. Sie kraulte zum Rand. Während sie darüber nachdachte, ob sie sich auf der Liege erholen sollte, sprang hinter ihr jemand ins Wasser. Instinktiv drehte sie sich um und blickte in ein lächelndes Gesicht, das gerade aus dem Wasser auftauchte. Caro spürte ein flaues Gefühl in der Magengegend, als sie Robert erkannte. Mit ihm hatte sie absolut nicht gerechnet.

Robert lächelte sie an. »Hallo, wie geht es dir?«

»Gut.« Mehr kam ihr nicht über die Lippen. Ihre Stimme war nur ein Hauch, ihr Kopf plötzlich wie leergefegt.

»Ich hätte mich oben in der Hütte gern zu dir gesetzt, war mir aber nicht sicher, ob das dir und deinen Freundinnen recht ist. Hast du meine Blicke auf deinem Rücken gespürt?«

Caro schüttelte den Kopf.

»Ich musste andauernd zu dir rüber sehen. Hat Jutta es dir nicht erzählt? Sie hat es genau gemerkt.«

»Nein, Jutta hat nichts gesagt.«

Robert kam näher, strich sanft über Caros Arm. Sie zitterte vor Anspannung.

»Du frierst ja schon wieder.« Er zog sie in die Arme. Sie konnte nur noch mit dem Kopf schütteln, bevor seine Lippen ihren Mund verschlossen. Sein Kuss war so zärtlich und Caros Herz begann wie wild zu pochen. Sie tauchte unter, bevor es zu gefährlich wurde und schwamm zum Wasserfall.

Robert verfolgte sie lachend. »Ich kriege dich ja doch!«

Caro warf einen Blick über ihre Schulter zurück. Fast hatte er sie eingeholt. »Wetten, nicht?« Sie ging hinter dem Wasserfall in Deckung.

»Und ob. Du wirst schon sehen.« Schon drängte Robert sie hinter den Wasserfall und küsste sie erneut. Dieses Mal sehr viel leidenschaftlicher. Caro vergaß, wo sie war. Sie versank in seinen Armen, verzaubert von seinen Zärtlichkeiten. Seine Lippen glitten über ihren Hals und wären sicherlich noch weitergewandert, wenn sie allein gewesen wären. Der Lärm der anderen Badegäste brachte sie zur Besinnung. Schwer atmend ließen sie voneinander ab. Um ihre Gefühle unter Kontrolle zu bringen, schwammen sie ein paar Runden.

»Schade, dass wir den Tag so verplempert haben.« Robert schüttelte mit betrübter Miene den Kopf. »Wir hätten ihn so schön gemeinsam verbringen können.«

Einige von Roberts Freunden kamen ins Bad und warfen ihnen neugierige Blicke zu. Kurze Zeit später tauchten auch Jutta und Karin auf.

»Was haltet ihr davon, wenn wir eine Runde Wasserball spielen?«, fragte einer der Männer. Caro überlegte, wie er hieß, aber sie konnte sich nicht mehr an seinen Namen erinnern.

»Gute Idee«, riefen Jutta und Karin gleichzeitig.

Die anderen schlossen sich an. Sie alberten im Wasser herum und spielten zwei Runden Wasserball. Den Ball dafür liehen sie sich von einem Kind, das sich auf einer Liege ausruhte. Jede Mannschaft gewann einen Durchgang. Bernd, einer aus der Truppe, wollte noch einen Entscheidungsdurchgang, doch die anderen winkten ab.

Caro war froh über die ungezwungene Atmosphäre, die ihr mehr Luft zum Durchatmen gab. Doch wie würde es am Abend werden? Sie wusste ganz und gar nicht mehr, ob sie Robert widerstehen konnte.

Nachdem sich ausgetobt hatten, brachen sie auf, um sich für den Abend zurecht zu machen.

Caro durchwühlte ihre Sachen im Kleiderschrank. »Was soll ich bloß anziehen?«

»Du willst dich wohl besonders schick machen«, spöttelte Jutta.

»Quatsch.«

»Wie wäre es mit der schwarzen Hose und deinem hellgrünen Top? Das sieht klasse an dir aus. Dein Robert wird bestimmt hingerissen sein.«

»Meinst du? Übrigens ist er nicht mein Robert.«

»Oh doch. Du hast nur Augen für ihn. Und ihm geht es bei dir nicht anders. Ich glaube, euch hat es ganz schön erwischt.«

»Wie kommst du nur darauf?«, fragte Caro atemlos.

Jutta lächelte ihre Freundin an. »Ich brauch dir nur ins Gesicht zu sehen, das spricht Bände.«

Caro war platt und hielt es für besser, das Thema zu wechseln. »Ob Ulla schon wach ist?«

In diesem Moment kam eine Stimme vom Nachbarbalkon geflogen. »Beeilung Leute, ich habe Hunger!«

Soviel dazu. Jutta und Caro grinsten sich an. Gemeinsam gingen sie kurz darauf in den Speisesaal. Das Büfett war so appetitlich und reichhaltig wie am Vorabend. Jetzt spürte auch Caro, wie hungrig sie war.

Einige von Roberts Freunden saßen schon am Nachbartisch und hatten viel Spaß. Robert kam etwas später. Obwohl er nicht direkt in ihrem Blickfeld saß, bemerkte sie, wenn sie den Kopf ein klein wenig nach rechts wandte, dass sein Blick immer wieder auf ihr ruhte. Sie beugte sich tiefer über ihren Teller, damit ihre Freundinnen nicht bemerkten, wie unsicher sie sich fühlte. Sie war heilfroh, sich mit ihrem Essen beschäftigen zu können.

Nach dem Essen erschien die Live Band vom Vorabend. Schon beim ersten Musikstück, das sie spielten, wünschte sich Caro nichts sehnlicher, als in Roberts Armen zu liegen.

Als könne er Gedanken lesen, kam er zu ihr herüber, nahm ihre Hand und zog sie auf die Tanzfläche. »Wollen wir? Darauf warte ich schon den ganzen Tag.«

Caro nickte und ein Gefühl des Glücks durchströmte sie. Sie wirbelten über das Parkett, froh, beisammen zu sein.

»Es ist schön, dich im Arm zu halten«, flüsterte Robert ihr ins Ohr. »Noch schöner wäre es, dich zu küssen.« Ehe sie reagieren konnte, hauchte er ihr viele kleine Küsse auf die Lippen. »Deinen Körper zu streicheln …«

Die Hitze schoss in Caros Wangen. Sie sehnte sich danach, dass er seinen Worten Taten folgen lassen würde und wollte seine Hände, seine Lippen und die kitzelnden Bartstoppeln auf ihrem Körper spüren. Gleichzeitig fürchtete sie sich davor. Wie kam es, dass sie so auf ihn reagierte? Was hatte er an sich? Sie fand keine Antwort darauf.

Später gingen sie wieder alle zusammen in die Disco. Dort tobten sie sich weiter auf der Tanzfläche aus. Doch insgeheim wünschte sich Caro etwas anderes. Sie wollte nur noch in Roberts Armen liegen und sich seinen Zärtlichkeiten hingeben. Sie traute sich aber nicht, den Anfang zu machen und hoffte, dass der Discjockey bald langsamere Musik auflegen würde. Doch den Gefallen tat er ihr nicht.

Als sie vom vielen Tanzen durstig geworden waren, setzten sie sich an einen Tisch und einer von Roberts Freunden holte Getränke von der Bar. Sie tranken die Gläser fast auf ex aus, so erhitzt waren sie.

»Wie wäre es mit einem kleinen Spaziergang?«, flüsterte Robert in Caros Ohr und hauchte ihr einen sanften Kuss auf den Nacken. Sie hielt den Atem an. Ein Prickeln lief ihr über den Rücken und sämtliche Härchen auf ihrer Haut stellten sich auf. Wortlos standen sie auf und verließen die Disco.

Auch in dieser Nacht war der Himmel mit funkelnden Sternen übersät und die Luft angenehm warm. Langsam schlenderten sie durch den Hotelgarten. Caro hing ihren Gedanken nach und Robert schien es ebenso zu ergehen. Es war, als hätten sie Angst, ihre Gefühle zu zeigen. Nach einer Weile blieb Robert stehen und schaute Caro intensiv an. In seinen dunklen Augen konnte sie erkennen, wie sehr er sie begehrte. In ihrem Kopf drehte sich alles.

Endlich küssten sie sich, wild und leidenschaftlich. Robert drängte sich an sie und Caro spürte seine Erregung an ihrem Bauch. Seine Hände fanden den Weg unter ihr Oberteil, streichelten ihren Rücken, wanderten höher, bis sie den Verschluss ihres BHs erreichten. Robert löste die Haken, schob den BH und das Oberteil empor. Derart befreit sprangen ihre Brüste hervor und Robert stöhnte leise auf, als er mit dem Mund eine Brustwarze einfing. Er liebkoste sie mit einer unglaublichen Zärtlichkeit und wilde Schauer der Erregung ließen Caro erzittern. Die Zeit stand still. Ihre Hände glitten unter sein Hemd und streichelten seinen Oberkörper. Sie spürte seinen festen Brustkorb und einen leichten Haarwuchs auf seiner Brust. Er fühlte sich so gut an.

Robert zog Caro fest an sich und küsste sie wieder. Ihre nackten Brüste auf seiner Haut raubten ihm den Verstand. Es ging fast über seine Kräfte, dass er versprochen hatte, nicht mehr zu fordern, als Caro zu geben bereit war. Er hätte gern die Nacht mit ihr verbracht. Er wünschte sich, sie ganz zu spüren und ihr zu zeigen, wie sehr er sie begehrte. Es fiel ihm verdammt schwer, sich zurückzuhalten und er musste mit aller Macht gegen seine Gefühle ankämpfen. Er wollte nicht, dass sie es hinterher bereute.

Es dauerte eine ganze Weile, bis Caro wieder klar denken konnte. »Es ist besser, wenn wir zu den anderen zurückkehren«, hauchte sie.

»Muss das sein? Ich könnte hier ewig mit dir bleiben. Ich möchte dich nie wieder loslassen.«

Ich auch nicht, schoss es Caro durch den Kopf, aber sie sprach es nicht laut aus. »Bitte …«

Robert nickte mit gequält wirkendem Gesichtsausdruck.

Sie richteten ihre Kleidung und hielten sich dann noch einen Augenblick fest umschlungen. Es fiel so schwer, in die Realität zurückzukehren.

In der Disco gingen sie sofort tanzen. Die anderen sollten nicht sehen, wie aufgewühlt sie waren, das hatten sie abgesprochen. »Geht es dir gut?«, fragte Robert leise, während sie sich zu wilden Klängen bewegten.

Caro nickte, obwohl sie sich nicht sicher war, ob das der Tatsache entsprach.

Allmählich ließ die Anspannung nach. Jutta, Ulla und Karin schienen inzwischen viel Spaß mit Roberts Freunden gehabt zu haben, denn ihre Stimmung war prächtig. Caro und Robert ließen sich von der guten Laune anstecken. Sie lachten viel über die Späße der anderen. Keiner von ihnen wollte ins Bett gehen, bevor die Disco schloss, und so saßen sie bis vier Uhr morgens zusammen. Erst als das Personal energisch den Feierabend forderte, brach so langsam einer nach dem anderen auf. Robert und Caro mochten sich nicht trennen. Sie schlenderten langsam hinter ihren Freunden her. Robert brachte Caro bis zu ihrem Zimmer. Sie warteten, bis die Freundinnen hinter den Türen verschwunden waren, dann lagen sie sich erneut in den Armen. Er küsste sanft ihre Nasenspitze.

»Siehst du, ich habe mein Versprechen gehalten.«

Caro war sich nicht sicher, ob sie darüber froh oder traurig sein sollte, und zwang sich, nicht weiter darüber nachzudenken.

Sie küssten sich lange und zärtlich. Abschiedsstimmung kam auf. Caro löste sich ein Stück von Robert, damit sie ihn besser ansehen konnte. Sie wollte sich sein Gesicht einprägen, um es nie zu vergessen. Sehnsucht und Traurigkeit flutete ihr Herz. Zärtlich streichelte sie sein Gesicht. »Gute Nacht.« Sie wandte sich schnell ab und verschwand in ihrem Zimmer.

Lange konnte sie nicht einschlafen.