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Erleben Sie La Dolce Vita mit diesem turbulenten Italienroman Wenn das Leben dir Zitronen gibt, mach Limonade daraus … aber was, wenn das alles andere als einfach ist? Susanna würde sich gerade liebend gerne vor ihrem zehnjährigen Klassentreffen drücken, um dort nicht als arbeitslose Single-Frau bemitleidet zu werden. Doch dann kommt alles anders: Ausgerechnet ihr schwerreicher alter Schulfreund Simon bietet ihr einen Job an – Susanna soll seiner Mutter dabei helfen, eine Boutique auf Sardinien zu eröffnen. Auf der Insel erwartet Susanna dann allerdings statt Urlaubsfeeling eine riesige Baustelle und jede Menge Chaos. Was sie nun braucht, ist ein klarer Kopf, um den kleinen Laden am Meer noch zu retten … nur, wie soll sie den behalten, wenn ihr Herz ständig Loopings dreht, sobald Simon in ihrer Nähe auftaucht? »Von mir gibt es von ganzem Herzen eine klare Leseempfehlung für diesen lebendig erzählten, gefühlvollen Wohlfühlroman vor traumhafter Kulisse mit äußerst sympathischen Charakteren.« NiniSte, Rezensentin auf LovelyBooks »Die innere Zerrissenheit der Protagonisten, aber auch die Kraft, die sie entwickeln, sind eindrucksvoll und authentisch beschrieben. Die Autorin hat tiefe Gefühle in der Geschichte verpackt, die genau so rüberkamen. Einfach wundervoll geschrieben!« Jutscha, Rezensentin auf LovelyBooks Sommergefühle am Mittelmeer: Der perfekte Urlaubsroman für Fans von Kerstin Garde und Lotte Römer.
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Seitenzahl: 373
Über dieses Buch:
Wenn das Leben dir Zitronen gibt, mach Limonade daraus … aber was, wenn das alles andere als einfach ist? Susanna würde sich gerade liebend gerne vor ihrem zehnjährigen Klassentreffen drücken, um dort nicht als arbeitslose Single-Frau bemitleidet zu werden. Doch dann kommt alles anders: Ausgerechnet ihr schwerreicher alter Schulfreund Simon bietet ihr einen Job an – Susanna soll seiner Mutter dabei helfen, eine Boutique auf Sardinien zu eröffnen. Auf der Insel erwartet Susanna dann allerdings statt Urlaubsfeeling eine riesige Baustelle und jede Menge Chaos. Was sie nun braucht, ist ein klarer Kopf, um den kleinen Laden am Meer noch zu retten … nur, wie soll sie den behalten, wenn ihr Herz ständig Loopings dreht, sobald Simon in ihrer Nähe auftaucht?
Über die Autorin:
Rosita Hoppe ist in einem kleinen Ort unweit des Weserberglandes aufgewachsen und lebt noch heute dort. Sie ist verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter. Die gelernte Reisekauffrau entdeckte früh ihre Liebe zum Schreiben und war viele Jahre freie Mitarbeiterin ihrer heimischen Lokalzeitung. Auf Reisen findet sie Inspiration für ihre einfühlsamen und turbulenten Liebesromane – ganz besonders spiegelt sich darin ihre Begeisterung für das Meer und vor allem die Nordseeinseln wider. Seit 2009 ist Rosita Hoppe Mitglied bei DELIA, der Vereinigung deutschsprachiger Liebesromanautoren und -autorinnen.
Bei dotbooks veröffentlichte Rosita Hoppe ihre Liebesromane »Sommerträume auf der Insel« und »Die kleine Boutique der Träume« sowie den Romantik-Sammelband »Die Farben der Liebe«.
Im Verlag CW Niemeyer erschienen außerdem Rosita Hoppes Inselromane »Glück am Meer«, »Träumen am Meer«, »Küsse am Meer« und »Herzleuchten am Meer«.
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Originalausgabe Juli 2023, Mai 2024
Copyright © der Originalausgabe 2023 dotbooks GmbH, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Redaktion: Monia Pscherer
Titelbildgestaltung: Wildes Blut – Atelier für Gestaltung Stephanie Weischer unter Verwendung mehrerer Bildmotive von © shutterstock
eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (rb)
ISBN 978-3-98690-759-4
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Rosita Hoppe
Ein Inselsommer zum Verlieben
Roman
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Das Leben kann schön sein – mit den richtigen Menschen an der Seite und einer Aufgabe, in der man aufgeht.
Abi-Ball 2008, Hameln
Ihm war heiß, mächtig heiß. Er wusste nicht mehr, wie oft er sich seine verschwitzten Hände an den Seiten seiner Hose abgewischt hatte, wie oft er sich seine Fliege, die ihn fast umbrachte, vom Hals reißen wollte.
Warum dauerte es so lange, bis sie kam? Sie wollte ihn doch hoffentlich nicht versetzen. Bei diesem Gedanken brach ihm noch mehr der Schweiß aus.
Inzwischen hatten sich die meisten Pärchen gefunden und waren ins Innere des Festsaales gegangen. Ein Teil von ihnen mit hämischem, andere – vor allem die Mädchen aus seinem Jahrgang – mit mitleidigem Blick.
»Na, Dicker! Hat dich deine Süße versetzt?« Ausgerechnet dieser Kotzbrocken René, der schlimmste seiner Klassenkameraden.
»Sie traut sich wohl nicht, die langweilige Susanna.« Die schrille Stimme von Doris, Renés Flamme, tat Simon in den Ohren weh.
»Verschwindet«, zischte er in Richtung der beiden. »Drinnen gibt es sicher mehr zu sehen.«
Doris kicherte. »Da bin ich mir nicht so sicher.«
Simon atmete erleichtert durch, als die beiden sich endlich trollten. Er zog ein Taschentuch aus seiner Hosentasche und tupfte sich damit über die feuchte Stirn.
Und dann entdeckte er sie. Langsam schritt sie auf ihn zu. Tief sog er die Luft ein, wischte sich über die Stirn, stopfte rasch das Taschentuch in die Tiefen seiner Hosentasche und straffte seinen Rücken. Sie sah einfach umwerfend aus in ihrem türkisfarbenen, schulterfreien und eng anliegenden Kleid. Um die Knie bauschte sich der Stoff in mehreren Bahnen und unterstrich damit ihre Figur und die schlanken Beine. Er hatte keine Ahnung von Mode und so, aber das erkannte sogar er. Die Abendsonne ließ ihre blonden Haare, die sie heute offen trug und die ihr in leichten Wellen über die nackten Schultern flossen, golden aufleuchten. Sie sah einfach ... perfekt aus. Noch schöner als sonst.
»Hallo, Simon«, begrüßte sie ihn leise.
»Hallo«, krächzte er und versuchte, krampfhaft den Frosch in seinem Hals hinunterzuschlucken. »Du siehst gut aus. Sehr gut sogar.«
Susannas Wangen röteten sich leicht und sie sah verlegen auf ihre Schuhspitzen.
»Ist der für mich?«, fragte sie schließlich und wies auf den Strauß, den er schon seit einer gefühlten Ewigkeit in der Hand hielt.
»Ja, natürlich. Bitte schön.« Simon reichte ihr ungelenk das kleine Handsträußchen aus weißen Rosen, Kamille und Schleierkraut. »Für dich. Ich hoffe, sie gefallen dir.«
»Sie sind wunderschön.«
Der Moment, in dem sie beide schwiegen, kam Simon unendlich lang vor. Aber ihre Schönheit hatte ihm die Sprache verschlagen. Was sagte man in so einer Situation?
»Wollen wir reingehen?«, kam ihm Susanna zuvor.
Er nickte und reichte ihr gentlemanlike seinen Arm. Sie so dicht an seinem Körper zu spüren, ließ sein Herz schneller schlagen. Als sie den Festsaal, in dem ihre Abi-Party stattfand, betraten, hatte er das Gefühl, dass zig Augenpaare sie neugierig beobachteten. »Wo sitzen wir eigentlich?«, fragte er leise.
»Inga hält uns einen Platz frei. Schau mal, da drüben am hinteren Tisch sitzt sie und winkt uns zu.«
Dieser Abend war der schönste seines Lebens, denn er verbrachte ihn mit Susanna. Unzählige Male tanzten sie, obwohl das so gar nicht seins war. Aber Susanna tanzte gern, hatte sie ihm verraten und so kämpfte er sich durch die verschiedenen Tanzstile, die ihm schon während der Tanzschule einiges abverlangt hatten. Die blöden Sprüche seiner Mitschüler prallten an diesem Abend an ihm ab genauso wie die hämischen Kommentare von Doris über Susanna. Er fühlte sich wohl und sicher in Susannas Gegenwart und wünschte sich, dieser Abend würde nie enden.
Sie war frei. Endgültig frei. Sie konnte gar nicht so schnell die Treppe hinunterrennen, wie sie verschwinden wollte.
»Sue! Warte doch!«
Du kannst mich mal. Sie wollte nichts anderes als weg. Von diesem Ort, von dem Mann, der hinter ihr herrief und vermutlich auch hinterherlief, obwohl der Richter vor wenigen Minuten ihre Scheidung ausgesprochen hatte. Sie hörte hastige Schritte hinter sich. Schon spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter, die sie mit einer energischen Bewegung abzuschütteln versuchte. Er hatte kein Recht mehr, sie anzufassen. Nicht mal so. »Lass mich in Ruhe«, zischte Susanna, ohne sich umzusehen.
»Sue, bitte. Ich würde dir gern abschließend ein paar Worte sagen. Wollen wir auf einen Kaffee …«
»Spar dir das.«
»Warum bist du so?« Seine Stimme, in die sie sich vor Jahren als erstes verliebt hatte, klang irritiert und verletzt.
Nun drehte sie sich doch um. Er sah gut aus, selbst jetzt noch, das musste sie leider zugeben. Aber von seinem Aussehen und seiner Stimme würde sie sich nicht mehr einwickeln lassen. Nie mehr. »Tja, warum wohl? Vielleicht solltest du in deinem Gedächtnis kramen. Wir sind geschieden.« Sue sah auf ihre Armbanduhr. »Seit 19 Minuten, um genau zu sein. Und rate mal, wer schuld daran ist.«
»Du hast dabei auf die Uhr gesehen? Übrigens wollte ich die Scheidung nicht.«
»Aber ich. Und ich bin froh darüber.« Sue straffte ihre Schultern, drückte den Rücken durch, obwohl es sie enorm viel Energie kostete, und warf ihm einen eiskalten Blick zu. »Lass mich endlich in Ruhe. Dieses Kapitel in meinem Leben ist Geschichte.«
»Du willst vergessen, was zwischen uns war?«
»Du sagst es. Und bevor du vor Selbstmitleid zerfließt, erinnere dich daran, wie es zu der Trennung gekommen ist.« Idiot! Wie kam er auf die Idee, sie jetzt, wo sich ihre Wege endgültig trennten, aufzuhalten? »Mach’s gut«, rief Sue über ihre Schulter hinweg, während sie die letzten Stufen hinunterrannte. »Nein, mach’s besser – in Zukunft. Bei der nächsten Frau.« Sie hoffte inständig, ihm nie wieder begegnen zu müssen. Genervt schob sie die schwere Holztür auf. Grelles Sonnenlicht blendete sie. Instinktiv kniff sie die Augenlider zusammen. Als sie sie wieder öffnete, entdeckte sie Inga, die nur wenige Meter entfernt stand und mit einer Flasche Prosecco wedelte.
»Was machst du denn hier?«
Inga hüpfte auf Sue zu und umarmte sie. »Dich abholen natürlich, damit wir deinen neuen Lebensabschnitt gebührend begießen können.« Sie schob ihre Hand unter Sues Ellenbogen und hielt ihr die Flasche direkt vor die Nase. »Zu dir oder zu mir?«
»Zu mir.«
»Okay. Lass uns von hier verschwinden. Dein Ex kommt näher.«
Nicht schon wieder. Erst, als sie in Ingas Wagen saß und sie sich in den Verkehr einfädelte, atmete Sue erleichtert durch. Plötzlich spürte sie die Enge in ihrem Brustkorb nicht mehr, die ihr, seit sie am Morgen zu ihrem Scheidungstermin aufgebrochen war, die Luft abgeschnürt hatte. Ein tiefer Seufzer entschlüpfte ihr allerdings, als sie daran dachte, dass zwar ihr Beziehungsstatus nicht länger ungewiss war, ihr Arbeitsleben dagegen schon.
Seit beinahe zwei Monaten hatte sie keinen Job mehr. Nicht etwa, weil sie in den vergangenen Jahren nichts auf die Reihe gekriegt hatte, sondern weil die Firma, für die sie sich buchstäblich den Allerwertesten aufgerissen hatte, verkauft worden war. Prompt gehörte sie zu den beinahe zweihundert Mitarbeitern, die nicht übernommen worden waren. Etliche Bewerbungen und Jobangebote des Arbeitsamtes hatten sie bisher nicht weitergebracht. Niemand wollte sie haben. Sie hoffte sehr, dass sich das bald änderte.
»Warum bist du so still?«, holte Inga Sue in die Gegenwart zurück. »Du bedauerst deine Entscheidung doch nicht etwa?«
»Natürlich nicht. Ich überlege nur.« Sie ließ Inga im Unklaren darüber, was ihr durch den Kopf ging.
»Auf dein neues Leben.« Sie stießen an und Sue war froh, jetzt nicht allein zu sein. Sonst würde sie vermutlich nur grübeln und das hatte sie in den vergangenen Monaten mehr als genug getan.
»Hast du dich schon fürs Klassentreffen angemeldet?«, wechselte Inga nach dem zweiten Glas das Thema.
»Ich habe die Einladung postwendend in den Papierkorb befördert.« Zu mies waren ihre Erinnerungen an die letzten zwei Schuljahre, auch wenn die mittlerweile fünfzehn Jahre her waren. Sie hatte nicht die geringste Lust, einem von denen noch einmal zu begegnen.
»Bist du verrückt? Wieso das denn?«
Es war ihr von vorneherein klargewesen, dass Inga das Thema Klassentreffen nicht auslassen würde. Sue schenkte von dem Prosecco nach, dem größtenteils Inga zusprach. Nachher wollte sie dafür sorgen, dass Inga mit dem Taxi nach Hause fuhr, oder einfach hierblieb und auf der Couch übernachtete.
»Sue, Süße. Klar gehen wir da hin. Ich freu mich schon darauf, endlich mal alle wiederzusehen und bin echt gespannt, was sie so alles zu erzählen haben. Ob der schöne René auch kommen wird? Was aus dem wohl geworden ist? Erinnerst du dich, dass die Doris ihn sich gekrallt hatte? Würde mich mal interessieren, ob zwischen den beiden was gelaufen ist und wenn ja, für wie lange.«
»Dann viel Spaß. Ich habe keine Lust, Ätz-Doris und ihrem Gefolge jemals wieder gegenüberzustehen. René interessiert mich auch nicht die Bohne. Außerdem habe ich nichts zu erzählen. Oder glaubst du ernsthaft, ich werde meine Scheidung ausplaudern, oder dass ich händeringend einen Job suche? Dass ich mit vierunddreißig Jahren vor den Trümmern meines Lebens stehe? Nee, die Blöße gebe ich mir nicht.«
»Du musst einfach mit. Außerdem schadet es nichts, sich den Dämonen der Vergangenheit zu stellen.«
Sue tippte sich an die Stirn. »Du spinnst doch.«
Inga sah sie herausfordernd an. »Du willst doch nicht etwa, dass Ätz-Doris auch jetzt noch Macht über dich hat. Und das hat sie, wenn du kneifst.«
Statt einer Antwort schüttete Sue sich den Rest Prosecco in die Kehle. Niemals! Also echt nicht!
Warum tat er sich das eigentlich an? Vermutlich war es seiner Erziehung geschuldet, dass er sich auf den Weg in seine alte Heimat nach Hameln gemacht hatte. Das Credo seines Vaters war schon während seiner Schulzeit, man müsse stets vorangehen und niemals kneifen, egal wie schwer oder verworren die Situation auch sei. Daran hatte er sich meistens gehalten – auch, wenn es ihm oft nicht leicht gefallen war. Aber inzwischen verstand er, warum sein Vater so streng gewesen war.
Simon warf einen Blick in den Rückspiegel seines Wagens und zog eine Grimasse. Seit ein paar Minuten schon parkte er vor dem Restaurant, in dem heute das Klassentreffen – sein Klassentreffen stattfand. Warum war er eigentlich hier? Ach ja, weil man niemals kniff. Was würden die anderen sagen, wenn er da drinnen auftauchte? Simon war sich sicher, erst mal nichts zu sagen, oder höchstens eine dumme Frage zu stellen. Weil sie garantiert keine Ahnung hatten, wer vor ihnen stand. Simon war sich zu tausend Prozent sicher – dass sie weder wussten, was aus ihm geworden war, noch, dass sie ihn erkennen würden. Dieser Gedanke gab ihm den nötigen Schwung. Mit einem Mal wusste er, dass es ihm höllischen Spaß machen würde, sie alle raten, sie zappeln zu lassen. Nur, um anschließend in ihre verdutzten Gesichter blicken zu können.
Seine Erinnerungen an die Schulzeit – zumindest an die Oberstufenzeit – waren alles andere als positiv. Er war der kleine Dicke gewesen, auf dem alle herumhackten. Der keinen echten Freund gehabt hatte. Nur die Kleine – wie hieß sie bloß? Mist, warum fiel ihm der Name nicht ein? Egal, er würde ihn schon herausbekommen, sollte sie heute auch da sein. Schon komisch, dass es ausgerechnet ein Mädchen gewesen war, das sich mit ihm abgegeben hatte und immer nett, freundlich und hilfsbereit gewesen war. Was wohl aus ihr geworden war? Es wäre sicher nett, sie heute zu treffen und mit ihr zu reden.
Einem Impuls folgend hatte er abseits des üblichen Parkplatzes nach einem Fleck gesucht, wo er parken konnte, ohne, dass es gleich auffiel. Es musste niemand wissen, was er für einen Wagen fuhr. Er wollte nicht protzen, obwohl es ihm andererseits Spaß machen würde, die eine oder andere Kinnlade herunterklappen zu sehen. Aber auch das war seiner Erziehung geschuldet. Protze niemals mit dem, was du hast oder kannst, hatten seine Eltern immer gesagt. Das war auch der Grund, warum niemand in seiner Schule gewusst hatte, dass sie nicht gerade arm waren und sein Vater eines der exklusivsten Autohäuser Deutschlands geführt hatte.
Simon stieg aus und ließ seinen Schlitten mit einem letzten, fast liebevollen Blick hinter sich. Er liebte dieses Auto, das von all denen, die er je gefahren war, für ihn das sinnlichste und aufregendste war. Manche würden ihn sicher für verrückt halten, aber das war ihm egal. Er schlenderte, den Wagenschlüssel in die Hosentasche schiebend, Richtung Restauranteingang. Was erwartete ihn da drinnen?
Inga hatte es tatsächlich geschafft und sie zu diesem blöden Klassentreffen ins Restaurant, das sogar in der Nähe ihrer Wohnung lag und in dem die damaligen Klassensprecher einen separaten Raum angemietet hatten, geschleppt. Ihr Argument, Ätz-Doris würde sonst immer noch Macht über sie ausüben, hatte Sue letztendlich umgestimmt. Aber ihr graute vor der Begegnung mit dieser gemeinen Person. Zum Glück war sie noch nicht aufgetaucht. Bisher waren äußerst wenige ehemalige Mitschüler anwesend. Ihr sollte es recht sein.
Eine Stunde später wusste Sue, dass ihre ehemalige Feindin nicht mehr lebte. Sie war einem schweren Autounfall erlegen. So sehr sie Sue gepiesackt hatte, ein so frühes Ende hatte Sue ihr nicht gewünscht. Beinahe tat es ihr leid, dass sie ihretwegen fast nicht zum Klassentreffen gegangen wäre. Die Nachricht lag Sue wie ein dicker Kloß im Magen und vermieste ihr die Stimmung. Sie hörte den anderen zu und erfuhr so einiges aus den Leben ihrer ehemaligen Mitschüler. Nach einer Weile beteiligte sie sich an einzelnen Gesprächen, die sich viel einfacher führen ließen, als sie befürchtet hatte. Wenn sie jemand detailliert nach ihrem Leben fragte, gab sie ausweichende Antworten und lenkte das Gespräch rasch in andere Bahnen. Dabei war bei den meisten ihrer Schulkameraden auch nicht alles in Butter, wie man so schön sagte. Also war sie in bester Gesellschaft. Trotzdem gab sie recht wenig von sich preis.
»Kneif mich mal«, flüsterte Inga plötzlich mit aufgeregter Stimme in Sues Ohr.
»Wieso das denn?«
»Da drüben.« Ihre Stimme überschlug sich fast.
»Was? Wovon redest du?«
»Na, von dem Sahnestückchen, das da gerade hereinkommt. Der kann doch unmöglich zu uns gehören. Es sei denn, zu einem der Mädels.« Inga atmete schneller und trank ihren Cocktail auf ex aus. »Aber ehrlich, wenn er tatsächlich zu einer von denen gehört, kratz ich der die Augen aus.«
Sue verdrehte die Augen und schmunzelte. Inga war immer so theatralisch. Und dann entdeckte sie ihn. Mannomann, dieses Mal hatte ihre beste Freundin nicht übertrieben. Der Typ, der vorne am Eingang stand, die Hände in den Hosentaschen vergraben hatte und sich im Raum umsah, war megaattraktiv. Groß. Schmales, kantiges Gesicht, soweit sie das aus der Ferne erkennen konnte. Dunkelblondes kurzes Haar, lässig, aber exklusiv gekleidet. Ihr fiel nur eine Bezeichnung ein – Sexiest Man Alive. Sie war sich sicher, der gehörte hier nicht her. Wider Erwarten schlenderte der Typ lässig ein paar Meter in den Raum hinein und blieb gleich bei der ersten, ziemlich lautstarken Gruppe stehen. Sie begrüßten sich alle per Handschlag. Sollte er etwa doch …
»Gleich fallen dir die Augen aus«, kicherte Inga und stupste Sue in die Seite.
»Gar nicht wahr.« Und doch fühlte sie sich ertappt.
Sue musste sich zwingen, nicht ständig zu ihm hinüberzusehen. Er war schon von einer Gruppe zur anderen gegangen, doch bis zu dem Grüppchen, mit dem Inga und sie quatschten, war er noch nicht vorgedrungen. Im Laufe des Abends würde sie schon noch herausbekommen, wer er war.
Nach einer guten Stunde schwirrte Sue der Kopf von der vielen Fragerei. Sie musste dringend an die frische Luft. Als sie ins Freie trat, atmete sie tief durch. Außer ihr war niemand hier draußen. Nicht mal die Raucher. Perfekt. Das ließ ihr Zeit, all die Neuigkeiten sacken zu lassen. Sie atmete die erfrischende Luft tief ein, das laute Gequassel drang nur noch wie durch Watte zu ihr. Sie schlenderte durch die Tischreihen und lehnte sich gegen den Tisch, der am weitesten vom Eingang entfernt stand. Hier war es beinahe still. Sie sah hinauf in den frühsommerlichen Nachthimmel, an dem unendlich viele Sterne funkelten. Wundervoll.
»Hallo, Susanna«, hörte sie Minuten später plötzlich eine männliche Stimme hinter sich. Wieso konnte sie nicht einen Moment allein bleiben? Sie drehte sich um und entdeckte … Himmel, er kannte ihren Namen. Ihren vollen Namen, den jahrelang nur ihre Oma benutzt hatte.
»Ähm … hallo.« Auch aus der Nähe betrachtet sah er sensationell aus – und sie hatte keinen blassen Schimmer, wer da vor ihr stand.
Er legte den Kopf schief und schmunzelte. »Schätze, du erkennst mich nicht. Schade eigentlich. Wo du doch die Einzige warst, die sich mit mir abgegeben hat.«
In Sues Kopf ratterte es. Es fiel ihr nur einer ihrer Mitschüler ein, auf den seine Aussage zutraf.
»Meine Güte – Simon!« Ihre Wangen brannten plötzlich. Es war ihr peinlich, ihn nicht erkannt zu haben. War aber auch kein Wunder. Der dickliche und stille Simon aus der Schulzeit hatte sich buchstäblich in einen stolzen Schwan verwandelt. Anders konnte sie das nicht bezeichnen.
»Ja, ich bin es.« Simon hielt ihr die Hand zur Begrüßung hin, die sie mit schweißnassen Händen ergriff.
»Du … du siehst so anders aus. Ich habe dich wirklich nicht erkannt.«
»Tröste dich, so ging es allen anderen auch. Ich wollte übrigens zuerst gar nicht herkommen. Wie du dir sicher vorstellen kannst, sind meine Erinnerungen an die Schulzeit nicht gerade die besten. Aber dann habe ich mir gesagt, warum nicht? Ich war gespannt auf all die Blicke. Darauf, was ich in den Gesichtern ablesen würde, wenn ich mich zu erkennen gebe.« Simon setzte sich neben Sue, stellte einen Fuß auf den Stuhl vor sich und sah hinaus in die Dunkelheit. »War schon interessant, und der heutige Abend hat mir gezeigt, dass die meisten hier immer noch nach dem Aussehen urteilen.« Simon seufzte. »Heute wurde ich umringt, alle wollten wissen, was aus mir geworden ist. Jeder beäugte mich neugierig, aber ohne ehrliches Interesse an mir.« Er wirkte enttäuscht und seine Stimme klang verbittert.
»Glaubst du wirklich?« Sie nahm sich nicht aus, immerhin hatte sie ihn auch angestarrt. Aber eines unterschied sie von den anderen. Es interessierte sie wirklich, wie Simon sich derart verwandeln konnte und was aus ihm geworden war.
Er wandte seinen Kopf und sah Sue an. »Ja, das glaube ich.«
Wieso war ihr früher nie aufgefallen, in was für einem außergewöhnlichen Blau seine Augen leuchteten? So intensiv, dass es ihr sogar hier draußen auffiel, obwohl der Außenbereich nur spärlich beleuchtet war. Oder trug er etwa gefärbte Kontaktlinsen? Eigentlich schätzte sie ihn nicht so ein. Sue zwang sich, sich von seinen Wahnsinnsaugen loszureißen und auf ihr Gespräch zurückzukommen. »Nicht alle sind so.«
»Woher willst ausgerechnet du das wissen?«
»Weil ausgerechnet mich es interessiert, was aus dir geworden ist. Sehr sogar. Und dass, obwohl mir ganz egal ist, ob du aussiehst wie ein Supermodel oder wie damals.«
Simon kniff die Augen zusammen. Schade eigentlich. Sie hätte sich gern noch ein bisschen in dem Blau verloren. Verdammt, Sue, bist du jetzt total übergeschnappt? »Wie ist es dir ergangen? Für welchen Beruf hast du dich entschieden? Ich erinnere mich daran, dass du am liebsten mehrere Sachen gleichzeitig angepackt hättest.«
»Das weißt du noch?«
Sie nickte. Einen Moment lang schwieg Simon und Sue sah ihn abwartend von der Seite an. Sein Kinn war inzwischen viel ausgeprägter, zeugte von Energie und Durchsetzungsvermögen. Damals hatte er sogar ein Doppelkinn mit sich herumgetragen. Dass ein Mensch sich derart verändern konnte …
»Ich bin eine Weile in der Welt herumgereist und habe dann vier Semester Medienwissenschaften studiert. Das Studium habe ich abgebrochen, um das Geschäft meines Vaters zu übernehmen, der ganz plötzlich starb.«
»O, das tut mir sehr leid.« Spontan legte Sue ihre Hand auf Simons Arm und drückte ihn. Da sie allerdings nicht wusste, wie er auf Mitgefühl reagierte, entschloss sie sich, das Gespräch auf beruflicher Ebene zu belassen.
»In was für ein Geschäft bist du eingestiegen?«
»Autobranche.«
»Das sind ja zwei völlig verschiedene Bereiche. Bist du zufrieden mit deiner Wechselentscheidung?«
Simon nickte. »Vollkommen. Auch, wenn es nicht ganz freiwillig war. Inzwischen habe ich unser Geschäft erweitern können. Es läuft sehr gut.«
Erst jetzt bemerkte Sue, dass ihre Hand noch immer auf seinem Arm lag. Die Wärme seiner Haut drang durch den fein gewebten Stoff seines Hemdes. »Es ist schön, wenn man genau das in seinem Leben findet, was einen ausfüllt und bestenfalls auch noch Spaß macht. Toll, dass es so gut für dich läuft.«
Simon sah Sue mit ehrlichem Interesse an. »Wie ist es dir ergangen? Hast du die Erfüllung für dich gefunden?«
Ihr Auflachen klang selbst in ihren Ohren bitter. »Ich bin Ex-International-Business-Development-Managerin und suche seit Monaten einen neuen Job. Leider gestaltet sich das schwieriger als erhofft.«
»Du bist arbeitslos? Was ist passiert?«
»Tja, die Firma, für die ich mir in den vergangenen Jahren buchstäblich den Ar..., für die ich mich aufgeopfert habe, wurde von einer viel größeren Firma geschluckt. Und prompt gehörte ich zu den beinahe zweihundert Angestellten, die gehen mussten.« Sue schnaufte empört, denn die Art und Weise, wie das geschehen war, schien ihr immer noch unfassbar. »Zuerst wurde uns versprochen, dass sie fast alle Mitarbeiter übernehmen würden, doch wenige Wochen, nachdem die Übernahme perfekt war, kamen die ersten Kündigungen. Und es wurden immer mehr.«
»Das tut mir wirklich leid. Und es ist so schwierig, etwas Passendes zu finden?«
»Leider. Ich bekam zwar inzwischen drei Angebote vom Arbeitsamt, aber bisher wollte mich niemand haben. Schlechte Auftragslage begründeten das einige Firmen, bei denen ich mich direkt beworben hatte. Ob es tatsächlich so ist, kann ich natürlich nicht nachvollziehen. Es ist so frustrierend. Dabei verfüge ich über gute Zeugnisse.«
»Lass den Kopf nicht hängen. Ich bin mir sicher, dass du bald das Richtige finden wirst.«
»Hoffentlich. Allmählich geht mir das zu Hause rumsitzen auf den Geist. Ich muss was tun, verstehst du?« Sue seufzte.
»Und wie sieht es privat bei dir aus?«
Genau vor dieser Frage fürchtete sie sich schon den ganzen Abend. Das ausgerechnet Simon sie stellte, gefiel ihr gar nicht. »Wie meinst du das?«, fragte sie scheinheilig.
»Na ja, bist du liiert, verheiratet? Wartet zu Hause jemand auf dich?«
»Und? Wie ist es bei dir?«
Simon brach in Gelächter aus, was Sue ziemlich irritierte. »Gut gekontert. Aber sicher weißt du noch aus der Schule, dass man eine Frage nicht mit einer Gegenfrage beantwortet.«
»Ertappt.« Nun musste sie auch grinsen. »Also gut, zweiter Teil meiner Lebensbeichte. Ich bin geschieden. Es ist erst ein paar Wochen her.«
»Das tut mir leid.«
»Muss es nicht. Ich bin froh, ihn los zu sein.« Die Bezeichnung Ehebrecher schluckte sie hinunter, obwohl sie durchaus passte. »Blöderweise erwische ich immer die Frösche«, schob sie hinterher.
»Frösche?« Simon starrte sie irritiert an.
Sue zuckte resigniert mit den Schultern. »Es gibt Prinzen und Frösche. Tja, ich bin bisher immer bei der zweiten Spezies gelandet.«
»Ich kann deinen Frust verstehen, aber du wirst sehen, es wird sich alles zum Guten wenden. Auch die Sache mit den Fröschen und Prinzen. Da bin ich mir sicher.«
Sie hatte keinen Schimmer, woher Simon diese Zuversicht nahm. Oder war das nur eine Floskel? Ein Satz, den man mal eben so dahinsagte, wenn man in Wahrheit nicht wusste, was man wirklich sagen sollte?
Simon reichte ihr seine Hand, zog sie vom Tisch und legte seinen Arm locker um ihre Schulter. »Komm, wir haben uns einen Drink verdient. Auf alte Zeiten und auf unsere Geständnisse.«
Sue konnte nur nicken, denn ihr wurde heiß und kalt gleichzeitig. Ein wohliger Schauer lief ihr über die Haut. Das Gefühl, das die lockere und vermutlich nur freundschaftlich gemeinte Umarmung in ihr auslöste, irritierte sie völlig. Und wieso hatte er all das, was sie unbedingt hatte verschweigen wollen, mit einer einfachen Frage aus ihr herauskitzeln können?
Simon bestellte einen leichten Weißwein für sie und ein alkoholfreies Bier für sich. Sie stießen an und er zwinkerte Sue verschwörerisch zu. »Wenn du die Blicke deiner ehemaligen Mitschülerinnen hinter dir sehen könntest. Die durchlöchern dich förmlich. Warum auch immer.«
»Sollen sie doch. Früher haben sie auch nicht mit dir rumgehangen. Das haben sie nun davon.« Eigentlich hatte sie ihm raten wollen, er solle mal in den Spiegel schauen, dann wüsste er, warum die anderen sie beneideten. Aber sie unterließ es lieber, schließlich wollte sie seine Eitelkeit nicht forcieren. Obwohl er bisher nicht den Eindruck erweckte, er wäre eitel. Ganz und gar nicht. Sie fühlte sich pudelwohl in Simons Gesellschaft und das, was die anderen dachten, war ihr herzlich egal.
Sie hatten vereinbart, dass Sue bei Inga übernachtete, weil sie fußläufig vom Restaurant entfernt wohnte.
Simon bestand darauf, sie zu begleiten, als sie spät in der Nacht das Fest verließen, damit er sicher sein konnte, dass sie auch heil ankamen. Sue freute sich über seine Besorgtheit. Von den anderen hätte bestimmt niemand so weit gedacht.
Als sie vor Ingas Haus ankamen, hatte sie nicht nur Simons Telefonnummer in der Tasche, sondern er auch ihre. Es war ihr zwar unverständlich, warum er die unbedingt haben wollte, denn er wohnte mindestens dreihundert Kilometer entfernt und sie konnte sich kaum vorstellen, dass sie sich, außer vielleicht beim nächsten Klassentreffen, in ferner Zukunft, wiedersehen würden. Egal, sie hatte den Abend, seit er sie angesprochen hatte, fast ausschließlich in seiner Gesellschaft verbracht und sie sehr genossen. Aber damit war es auch gut. Schließlich wollte sie, so gut er auch aussah und so charmant er auftrat, nichts von ihm. Bevor sie überhaupt einen Gedanken an einen Mann verschwendete, musste sie sich um einen neuen Job kümmern.
»Ich melde mich bei dir«, versprach Simon zum Abschied und küsste sie rechts und links auf die Wangen. Einen Moment ruhte sein Blick auf ihrem Mund, als schien er über etwas nachzudenken. Vielleicht, ob er sie küssen sollte? Wie kam sie auf diese Schnapsidee? Außerdem hatte er sich von Inga genauso verabschiedet. Dennoch machte sein Blick sie total nervös.
»Ich geh schon mal rauf, dann könnt ihr … was auch immer …«
»Inga!« Sie war manchmal wirklich peinlich.
Kichernd verschwand Inga im Hauseingang. Sue hielt ihr zugute, dass sie einige hochprozentige Drinks intus hatte.
»Es war ein schöner Abend, viel schöner, als ich befürchtet hatte. Und das habe ich dir zu verdanken.« Während er das sagte, strich er mit den Fingerspitzen über Sues Wange. Es kribbelte dort, wo er sie berührte, und sie wünschte sich in diesem Moment, seinem Blick von vorhin würden Taten folgen.
»Was habe ich denn getan, außer, dass wir uns nett unterhalten haben?«, fragte sie atemlos.
»Du warst für mich die Traumbegleitung des Abends.« Er beugte sich zu ihr herab und hauchte ihr einen Kuss auf den Mundwinkel. »Danke dafür. Und jetzt wünsche ich dir eine gute Nacht. Träum schön.«
»Gute Nacht.« Mehr brachte sie nicht über die Lippen.
Sie winkten sich noch einmal zu, dann schlüpfte Sue durch Ingas Haustür und stürmte die Treppe hinauf.
Gemächlich und vor sich hin pfeifend, schlenderte Simon zurück zum Restaurant, wo sein Auto auf ihn wartete. Nicht zu fassen. Dieser Abend hatte sich besser entwickelt, als er es für möglich gehalten hatte. Über das angebliche Interesse seiner ehemaligen Mitschüler konnte er nur müde grinsen. Er hatte sie alle von Anfang an durchschaut und ihr kumpelhaftes Getue war an ihm abgeprallt. Die Begegnung mit dem einzigen Menschen, der ihm damals die Schulzeit erträglich gemacht hatte, hatte ihm diesen Abend gerettet. Susanna. Hübsch war sie. Sogar mehr als das. Das eng anliegende schwarze Kleid schmiegte sich um ihren perfekt geformten Körper und brachte ihre schulterlangen, golden schimmernden Haare perfekt zur Geltung. Schon in der Schule hatten ihn ihre blonden Haare fasziniert, obwohl sie sie damals oft zu einem Zopf zusammengefasst getragen hatte. Inzwischen war aus dem leuchtenden Blond eher ein Goldton geworden, der wunderbar mit ihrer leichten Bräune harmonierte. Sie hatten so intensiv miteinander geplaudert, als gäbe es die vielen Jahre, die sie sich nicht gesehen hatten, gar nicht. Obwohl er bemerkt hatte, dass sein jetziges Aussehen sie anfangs irritierte, verlief ihr Gespräch recht schnell in vertrauten Bahnen. Es tat ihm leid, dass ihr Leben gerade chaotisch war. Sie hatte sicher anderes verdient.
Ein bisschen bedauerte er, dass sich ihre Wege gleich nach dem Klassentreffen getrennt hatten. Vielleicht hätten sie noch die eine oder andere Lokalität ansteuern können, um weiter zu quatschen, wenn sie sich für den Abend nicht bei Inga einquartiert hätte. Wenigstens hatte sie ihm ihre Telefonnummer gegeben. Er würde sie anrufen, auch wenn ihn das Gefühl beschlich, dass Susanna das vermutlich nicht glaubte.
In ihm keimte der Gedanke auf, dass er ihr auf irgendeine Weise helfen sollte – auch wenn er noch keinen Schimmer hatte, wie. Überhaupt wusste er nicht, wie er sich verhalten sollte. Vorhin, als sie sich verabschiedet hatten, hatte er eine Sekunde lang den übermächtigen Drang gespürt, sie zu küssen. Eine Tatsache, die ihn mächtig verwirrte. Auch wenn es mit Katja momentan nicht so gut lief und sie beide sogar eine kurze Beziehungspause hinter sich hatten, sollte er nicht gleich eine andere Frau küssen wollen.
Gerade, als er das Restaurant erreichte, stolperten zwei seiner ehemaligen Mitschüler, sichtbar angetrunken, aus dem Eingang. Ausgerechnet die beiden miesesten Typen von einst.
»Hallo Kumpel, auch noch da?«, rief Freddy lautstark quer über den Platz.
Es hatte wenig Zweck so zu tun, als würde er sie nicht bemerken.
»Wo willste denn so schnell hin?«, rief nun auch René. »Haste Lust aufn Bier?«
Der konnte ja nicht mal mehr unfallfrei sprechen. »Nö, lasst mal. Ich muss los«, wehrte Simon ab und beobachtete argwöhnisch, wie die beiden ausgerechnet in die Richtung torkelten, wo sein Schätzchen parkte.
»Ei, guck mal, Freddy. Was ist das denn für ein Schlitten? Heilige Scheiße, das is’n Lambo … Wie kommt der denn ausgerechnet hierher?«
Verdammter Mist. Bloß nicht anfassen! Sein Magen krampfte sich zusammen, als die beiden den Wagen umrundeten und versuchten, ins Innere zu sehen.
»Nehmt eure Finger weg!«
»Wieso? Wir wollen nur mal gucken.« René winkte umständlich. »Komm her, so einen Schlitten haste vermutlich auch noch nicht von Nahem gesehen.«
Simon zog den Schlüssel aus seiner Hosentasche und drückte auf die automatische Türentriegelung. Von dem plötzlichen Geräusch irritiert, sprangen die beiden einen halben Meter zurück. »Macht euch vom Acker und schlaft euren Rausch aus«, gab er ihnen mit auf den Weg. Er hätte zu gern in ihre Gesichter gesehen, als er die Fahrertür öffnete und sich auf den Sitz gleiten ließ. Dummerweise hatte er hinten keine Augen.
»Haste das gesehen?«, murmelte René.
Simon schloss die Tür, damit er sich ihr Gebrabbel nicht weiter anhören musste. Um sie ein bisschen aufzuscheuchen, trat er einen Tick fester aufs Gaspedal als üblich und sah im Außenspiegel, wie sie beiseite stolperten. Er hielt ja nichts davon, mit dem zu protzen, was er sich erarbeitet hatte, aber so ein kleines bisschen Genugtuung für die Schmach, die sie ihm während der Schulzeit angetan hatten, sollte ihm vergönnt sein.
»Hallo, Susanna, wie geht es dir?« Kaum zu glauben, das Klassentreffen war erst drei Tage her und schon rief Simon an. »Simon? Das ist ja eine schöne Überraschung. Wie geht’s dir?«
»Danke, sehr gut. Und dir Susanna?«
»Mir geht’s den Umständen entsprechend. Aber bitte, nenn mich einfach nur Sue. Susanna nennt mich nur noch meine Oma.«
Er lachte rau. »Alles klar. Sue. Ich wollte mal nachhören, was die Jobsuche macht?«
»Was glaubst du? Dass sich in den wenigen Tagen etwas verändert hat? Zumal noch ein Sonntag dazwischen lag?«
»Vielleicht könnte ich dir helfen. Wenigstens für die nächste Zeit. Ich hätte da vielleicht etwas für dich, wenn du magst.«
»Wie meinst du das? Von Autos verstehe ich nichts, falls du jemanden für deine Firma suchst.«
»Nein, nein, nicht für mich. Aber ich würde das gern mit dir persönlich besprechen und nicht am Telefon. Wann hättest du Zeit?«
»Momentan fast immer.«
»Okay, wie wäre es mit heute Abend, 19 Uhr?«
»Du willst extra deswegen hierherkommen? Das ist doch Schwachsinn.«
»Das ist kein Schwachsinn. Es ist mir wichtig, das mit dir persönlich zu besprechen. Außerdem bin ich noch bei meiner Mutter zu Besuch. Es wäre mir sehr lieb, wenn wir das vor meiner Heimreise erledigen könnten. Wie wäre es mit dem Italiener in der Fußgängerzone? Der soll ganz gut sein, habe ich gehört.«
Es war ihr zwar total schleierhaft, weshalb er nicht mit der Sprache herausrücken wollte, aber ein Abendessen mit ihm würde sicher nett werden. »Okay, abgemacht. Könntest du mir vielleicht einen klitzekleinen Hinweis …«
»Ich muss jetzt auflegen, ich erwarte ein dringendes Gespräch.«
Er wollte sie abwimmeln, da war sie sich ganz sicher. Aber bis zum Abend würde sie es gerade so aushalten. Ob er tatsächlich einen Job für sie in Aussicht hatte? Oder war das nur ein Vorwand, um sich mit ihr treffen zu können? Egal, sie konnte es kaum abwarten, ihn wiederzusehen. Seit dem Klassentreffen war er ihr nicht mehr aus dem Kopf gegangen und sie hatte sogar darüber nachgedacht, ihm eine Nachricht zu schreiben, um unverfänglich nachzufragen, wie es ihm ging. Das konnte sie ihn ja nun persönlich fragen.
Simon wartete vor dem Restaurant. Sie umarmten sich zur Begrüßung. »Schön, dass du gekommen bist.« Er hielt ihr die Eingangstür auf und sie schlüpfte an ihm vorbei ins Lokal.
Der Duft von diversen Kräutern wie Basilikum und Rosmarin, der sicher von leckeren Gerichten stammte, stieg Sue in die Nase. Prompt meldete sich ihr Magen. Sie hatte seit dem Frühstück nur ein wenig Obst zu sich genommen.
»Wieso glaubst du, einen Job für mich zu haben?«, fragte sie, noch bevor die Bedienung die Speisekarten brachte und sah ihn neugierig an.
»Lass uns erst etwas zu essen und trinken aussuchen. Ich habe einen Mordshunger«, bat Simon und lächelte zerknirscht. »Den ganzen Tag war ich unterwegs und hatte kaum Zeit, etwas Anständiges zu essen.«
»Okay, das ist ein Argument. Und wie geht es dir sonst? Hast du das Klassentreffen inzwischen verdaut?«
»Das habe ich in der Tat, und daran bist du maßgeblich beteiligt.«
»Ich?«
Das Lächeln, das Simon ihr schenkte, bevor er antwortete, ging ihr durch und durch. Meine Güte, er hatte eine Art, sie anzublicken, dass einem ganz schummerig werden konnte. Das hatte sie schon beim Klassentreffen gemerkt.
»Ja, du. Durch dich wurde der Abend zu etwas viel Schönerem, als ich je zu hoffen gewagt hatte. Aber diese Gabe hattest du ja schon in der Schule. Ich erinnere mich noch genau daran, dass ich den Abiball am liebsten sausen gelassen hätte. Allein dir hatte ich es zu verdanken, dass es ein wunderbarer Abend wurde.«
Für einen Moment wusste Sue nichts zu erwidern. Sie war es einfach nicht mehr gewohnt, Komplimente zu bekommen. Und noch ehe sie etwas sagen konnte, trat die Bedienung an den Tisch, um ihre Bestellung aufzunehmen.
Sie entschieden sich beide für eine Pizza mit Parmaschinken und Rucola und orderten dazu einen Rotwein.
»Ja, das war ein super Abend damals«, erinnerte sie sich. »Was haben wir getanzt, weißt du noch?«
»Und ob. Obwohl ich mich damals ziemlich schwer damit getan habe. Tanzen war nicht gerade meine Kernkompetenz. Aber ich habe mich dir zuliebe durchgekämpft. Im Endeffekt hat es sogar mir Spaß gemacht.«
Einen Moment schwiegen sie, als ihre Getränke gebracht wurden. Kaum zog die Bedienung von dannen, lehnte Sue sich erwartungsvoll zurück. Sie hielt es nicht mehr länger aus. Sie musste wissen, was es mit dem ominösen Angebot von Simon auf sich hatte. »Und nun erzähl mir genauer, was du vorhin gemeint hast, als du sagtest, du hättest vielleicht einen Job für mich«, forderte sie Simon auf.
Er beugte sich vor und legte seine Unterarme auf dem Tisch ab. »Könntest du dir einen Ortswechsel vorstellen, oder hängst du an diesem Kaff hier?«
»Wie meinst du das?«
»Es ist so. Meine Mutter hat sich vor etwa vier Wochen ein Bein gebrochen …«
»Suchst du eine Pflegehilfe für sie?«
»Nein. Was ich suche, ist jemanden, der sie in einigen Dingen unterstützt, die sie aufgrund ihrer momentanen Beeinträchtigung nicht so gut erledigen kann. Auch, wenn sie es anders sieht.«
»Sorry, so ganz verstehe ich das nicht. Du willst deiner Mutter jemanden aufs Auge drücken, obwohl sie es gar nicht will?«
Simon schmunzelte. »So ungefähr.«
»Aber wieso? Und warum ich?«
»Lass es dir erklären. Zum einen möchte ich jemanden, dem ich vertrauen kann und von dem ich glaube, dass er gut mit meiner Mutter zurechtkommt. Meine Mutter ist, auch wenn sie bald siebzig wird, noch total unabhängig und für ihr Alter ziemlich agil. Sie hat sich vor einigen Monaten in den Kopf gesetzt, auf Sardinien eine Boutique zu eröffnen.«
»Sardinien? Wow.«
»Wir besitzen dort schon viele Jahre ein Haus. Mutter ist gern und oft dort. Was ihr fehlt, ist, nebenbei etwas tun zu können. Sie ist nicht für monatelanges Rumgammeln, wie sie es nennt, geschaffen. Folglich hat sie sich Gedanken darüber gemacht, wie sie ihre Wochen dort unten aufpeppen könnte.«
Nervös griff Sue zum Glas, trank einen kräftigen Schluck Wein und lehnte sich zurück.
»Mit so was habe ich überhaupt nicht gerechnet. Das muss ich erst mal sacken lassen.«
Das Essen, das gerade serviert wurde, ließ ihr einen Augenblick Zeit, Simons Vorschlag zu verdauen. Unmöglich konnte sie sich so schnell mit seinem Angebot auseinandersetzen. Sie sollte mit seiner Mutter nach Sardinien reisen? Für wie lange eigentlich?
»Was sagt eigentlich deine Mutter zu dieser Idee?«
Er zuckte mit den Schultern. Aus seiner Mimik entnahm Sue, dass da noch einiges im Argen lag. »Sie ist der Meinung, dass sie kein Kindermädchen braucht, wie sie sich ausdrückt und das ganz gut allein hinkriegt. Aber das ist totaler Schwachsinn. Sie hat noch ihre Gehschiene, wie soll sie sich fortbewegen? Sich etwa jedes Mal einen Wagen mit Chauffeur mieten? Außerdem würde sie sich in ihrem Arbeitseifer übernehmen. Ich kenne sie. Wenn sie jemanden an ihrer Seite hätte, dem sie vertraut und dem ich vertraue, dann wäre es einerseits für sie eine Erleichterung bei ihren Plänen, andererseits für mich eine Beruhigung. Also was sagst du?«
Gespannt versuchte Simon, in Sues Gesicht eine Antwort zu finden. Doch die hatte sie nicht parat. Wie auch?
»Ja, also … das kommt ein bisschen plötzlich. Du erwartest doch nicht sofort eine Antwort, oder? Die kann ich dir nicht geben. Ich muss das erst mal gründlich überdenken. Und außerdem muss ich mit dem Arbeitsamt sprechen.«
»Aber du ziehst meinen Vorschlag in Erwägung?«, fragte er mit hoffnungsvoller Miene. »Lass mich bitte nicht im Stich. Ich kann mich leider nicht von meiner Firma loseisen, um sie zu begleiten. Und ich wüsste nicht, wen ich sonst fragen könnte.«
»Wie lange soll die Reise denn dauern?«
»Mindestens vier bis fünf Wochen. Und falls das mit der Eröffnung nicht planmäßig hinhaut, verlängert sich das Ganze. Sie wird erst wieder heimreisen wollen, wenn sie eine gewissenhafte Angestellte gefunden und gesehen hat, dass alles auch ohne ihre ständige Anwesenheit laufen wird.«
Sue schob ihren Teller von sich, hatte nicht mal gemerkt, wie schnell sie die Pizza verdrückt hatte. »Kennst du wirklich niemand anderen, der deine Mutter begleiten könnte? Vielleicht gibt es ja Agenturen, wo du jemanden buchen kannst. Es könnte ja auch sein, dass sie mich gar nicht mag.« Außerdem konnte sie sich nicht vorstellen, über Wochen von zu Hause weg zu sein. Andere würden sie vielleicht für verrückt erklären, weil sie dieses Angebot nicht mit Kusshand annahm. Immerhin sollte Sardinien eine traumhafte Insel sein. Die Strände dort waren jedenfalls berühmt. Aber sie war nun mal niemand, der spontan von einer Sekunde auf die andere sein Leben umkrempelte. Okay, einmal hatte sie es getan. Nämlich in dem Moment, als sie ihren Ex mit einer anderen erwischt hatte. Da hatte sie sich sofort entschieden, diesen Mistkerl aus ihrem Leben zu katapultieren.
»Ich sehe dir an, dass du grübelst«, riss Simon Sue mit einem Lächeln auf den Lippen aus ihren Gedanken.
»Ist das ein Wunder?« Sie trank ihren Wein aus und verweigerte ein weiteres Glas, als Simon nachschenken wollte. »Lieber nicht. Ich brauche einen klaren Kopf und ich glaub auch, dass ich jetzt nach Hause möchte. Allein kann ich besser überlegen.«
»Schade. Ich hatte gehofft, dass wir beide noch eine Weile zusammensitzen und plaudern. Aber wenn es deiner Entscheidungsfindung dient, will ich mal nicht so sein.« Simon zwinkerte Sue zu, schaute sich um und winkte der Bedienung.
»Wann kann ich mit deiner Zusage rechnen?«, fragte er, als er ihr in die Jacke half.
Sie sah ihn schräg von der Seite an und plusterte empört ihre Wangen auf. »Mit was anderem rechnest du wohl nicht, oder?«
Er zwinkerte ihr verschwörerisch zu. »Man muss das Leben immer positiv sehen.«
Daraufhin verkniff sie sich eine Antwort.
»Du kannst mich jederzeit anrufen«, bot er zum Abschied an, während er Sue auf ihren Mundwinkel küsste. »Je eher, desto besser. Selbst, wenn es mitten in der Nacht ist.«
Perplex sah Sue ihn an und atmete tief durch. »Es war ein schöner Abend. Vielen Dank für die Pizza und dein Vertrauen. Und sei mir bitte nicht böse, dass ich jetzt aufbrechen will. Es gibt viel zu bedenken nach deinem weitreichenden Vorschlag. Ich melde mich bei dir, sobald ich zu einer Entscheidung gekommen bin.«
Er zwinkerte ihr erneut zu. »Warte nicht zu lange damit.«
»Gute Nacht, Simon. Bis bald.«
»Du bist schon zurück?«, fragte Inga, als Sue ihre Freundin, kaum, dass sie zu Hause war, anrief. »Oder rufst du von unterwegs an? Dir ist doch nicht etwa langweilig in Simons Gesellschaft?«
»Du glaubst nicht, was passiert ist«, platzte Sue heraus, ohne auf Ingas Fragen einzugehen.
»Du hattest Sex mit Simon? Mannomann, Sue.«
»Du bist ein echter Scherzkeks. Natürlich hatte ich keinen Sex mit Simon. Wie kommst du nur darauf?«
»Man kann ja nie wissen«, orakelte Inga. »Immerhin habt ihr euch wiedergesehen. Nun erzähl schon, was ist passiert?«
In wenigen Sätzen berichtete Sue von Simons Angebot.
»Wow! Ich würde sofort meine Koffer packen. Mensch Sue, warum überlegst du? Ein besseres Angebot könntest du gar nicht bekommen. Vor allen Dingen, wo du gerade unabhängig bist. Kriegst Knete dafür, dass du Simons Mutter auf ihren Feriensitz begleiten darfst. Warum habe ich nicht so ein Glück?«
»Du meinst wirklich, ich sollte das machen?«
»Natürlich. Sicher bleibt dir ausreichend Zeit, um deinen Aufenthalt zu genießen, im Meer zu baden … und was weiß ich, was man da alles machen kann. Ist das nicht sogar eine Promiinsel?«
»So genau habe ich mich damit noch nicht befasst.«