Sonne über dem Horizont - Hans J. Gibiser - E-Book

Sonne über dem Horizont E-Book

Hans J. Gibiser

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Beschreibung

Sonne über dem Horizont Eine Reise der Emotionen verpackt in einem Heldenepos, welches Herzen höher schlagen lässt. Österreich im Jahre 1861. Siegfried, ein herangewachsener Waisenjunge, findet Arbeit bei einer großem Gutshof. Der Sohn des Großgrundbesitzers soll eine arrangierte Ehe mit einer hübschen jungen Dame eingehen, deren Vater auf die Mitgift des Großgrundbesitzers angewiesen ist. Doch Siegfried und die junge Schönheit verlieben sich ineinander. Die Brutalität des zukünftigen Bräutigams und dessen Mutter führen zu Grausamkeiten, die Siegfried dazu zwingen, ein Held zu werden. Ein großes Abenteuer beginnt, das unseren Helden durch einen Krieg weit weg über den Ozean führt, wo ihn die Einheimischen sogar einen eigenen Namen geben. Doch findet der Held das, wonach sein Herz verlangt: seine große Liebe und sein Kind, das er nie zu Gesicht bekam? Sonne über dem Horizont ist ein Teil der Serie Sonnenbände. Alle Teile der Serie sind trotz ihrer indirekten Verbundenheit eigenständige Geschichten. Die Sonnenbände sind ein ganzes Universum voller Geschichten.

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Inhaltsverzeichnis

Fünf Minuten

Serendipität

Die Botschaft

Zusammenhalt

Tod oder Hölle

Der Brief

Eine lange Reise

Eine neue Welt

Das erste Gefecht

Ohne Ausweg

Der Fall

Oztoatl

Die Abrechnung

Rosarot

Sonne über dem Horizont

1Fünf Minuten

Österreich im Jahr 1861. Siegfried hatte gerade sein einundzwanzigstes Lebensjahr abgeschlossen. Als Baby wurde er nach einem heftigen Gewitter auf die Veranda eines Waisenheimes gelegt. Es herrschten damals harte Zeiten. Wahrscheinlich hätte er bei seiner Mutter nicht überleben können. Eine Schwester des Heimes erzählte ihm einmal, dass eine verhüllte Frau damals am Straßenrand gewartet hatte, bis er vom Heim aufgenommen wurde. Und dass er hier wäre, weil die Liebe seiner Mutter so tief war.

Mittlerweile arbeitete Siegfried bei dem Großgrundbesitzer Gottfried Willinger.

Seine Aufgabe bestand darin, die Felder und den Garten zu bewirtschaften. Zur damaligen Zeit gab es eine klare Zwei-Klassen Gesellschaft. Siegfried gehörte natürlich zum Pöbel. Eines schönen Nachmittags, als er gerade die Hecken schnitt, spazierte eine junge Dame durch den Garten. Sie trug ein rosarotes Kleid mit einem passenden Hut. Siegfried beobachtete sie aus der Ferne. Eigentlich war er immer sehr konzentriert bei seiner Arbeit und war ein sehr engagierter junger Mann, deshalb wurde er von seinen Herrn sehr geschätzt. Doch dieses Mädchen brachte sein Konzept durcheinander. Die Art wie sie sich bewegte brachte sein Herz zum klopfen. Und als sie näher kam stellte er fest, dass sie ein ausgesprochen hübsches Mädchen war. Sie hatte brünettes, lockiges Haar und himmelblaue Augen. Als sie ihm zulächelte wusste er, dass sie auf eine nette Konversation aus sei. Deshalb zögerte er nicht lange und sprach sie an.

Siegfried: „Guten Abend Fräulein. Mit wem habe ich den die Ehre?“

Agnes: „Guten Abend. Mein Name ist Agnes Steiner. Und wie ist ihr Name?“

Siegfried: „Ich bin Siegfried.“

Agnes: „Ach wirklich. Der Name eines Helden.“

Siegfried: „Ich glaube nicht, dass ein Held Hecken schneidet. Außerdem bin ich doch kein Adeliger.“

Agnes: „Dürfen Helden nur Adelige sein? Ich kenne Bücher in denen ganz normale Menschen Heldentaten vollbringen.“

Siegfried: „Ich glaube dass es so etwas nur in Geschichten gibt. Die Realität sieht etwas anders aus.“

Agnes: „Wer weiß. Vielleicht habt ihr recht. Aber möglicherweise vollbringt ihr noch Heldentaten in eurem zukünftigem Leben.“

Siegfried lächelte darauf nur ein wenig und wechselte das Thema: „Darf ich fragen, was der Grund eures Besuches ist?“

Auf diese Frage verwandelte sich ihr strahlender Gesichtsausdruck in eine etwas ernstere Mimik.

Agnes: „Nun, es ist für mich kein erfreulicher Grund.“

Siegfried: „Ihr müsst es mir nicht sagen, wenn es euch unangenehm ist.“

Agnes sah Siegfried tief in die Augen. Außer einem jungen, großgewachsenen, dunkelhaarigen Mann konnte sie auch Treue und Ehrlichkeit in seinen Augen erkennen. Sie hatte ein Gefühl der Verbundenheit. Irgendwie, als wären sie verwandt, oder sich in einem früheren Leben schon einmal begegnet sind. Deshalb entschloss sie sich dazu, Siegfried, obwohl sie ihn gerade kennen gelernt hatte, die Wahrheit zu erzählen. Sie hatte einfach das Gefühl dass er sie verstehen würde. Als würde er alles verstehen, was sie bedrückte. Daher antwortete sie: „Ich verrate es euch.“ Und Siegfried hörte gespannt zu.

Agnes: „Ich bin mit meinem Vater hier hergekommen. Er hat etwas mit Herrn Willinger zu besprechen.“

Siegfried spürte dass dieses Treffen Agnes sehr bedrückte. Deshalb fragte er: „Und warum ist das so unangenehm für euch?“

Agnes: „Weil die beiden meine Zukunft planen, die ich aber gerne selbst gestaltet hätte.“

Siegfried: „Ich fürchte ich kann euch nicht ganz folgen.“

Agnes: „Ich soll Willingers Sohn Vincent heiraten.“

Das traf Siegfried wie ein Pfeil ins Herz. Natürlich merkte Agnes, dass sie ihn gerade sehr unangenehm überrascht hatte.

Siegfried: „Und liebt ihr ihn denn?“

Agnes: „Ich habe ihn heute das erste Mal gesehen. Kann man da von Liebe sprechen?“

Siegfried: „Ich glaube dass dies möglich ist.“

Agnes: „Nach dem ersten Treffen?“

Siegfried: „Wenn man eine Person zum ersten Mal trifft und sofort weiß, dass man ihr sein ganzes Leben schenken würde, einfach aus dem Gefühl heraus, den Menschen bereits sein ganzes Leben zu kennen und ihm sofort zu vertrauen. Ja ich glaube, das kann man schon in den ersten fünf Minuten spüren.“

Er beschrieb das Gefühl, das Agnes in diesen fünf Minuten mit Siegfried empfand. Und damit übermittelte er ihr, dass er das Selbe fühlte.

Agnes: „Ich glaube ich weiß, was ihr meint.“

Siegfried: „Hattet ihr schon einmal dieses Gefühl?“

Agnes: „Ja.“

Siegfried: „Bei Vincent?“

Agnes schüttelte nur langsam den Kopf. Darauf näherte sich ihr Siegfried und sagte: „Wann hattet ihr das Gefühl?“

Die beiden sahen sich in die Augen und sie wussten, dass sie einander wollten. Aber bevor sie antworten konnte ließ ihr Vater nach ihr rufen.

Agnes: „Ich muss wieder zurück.“

Siegfried: „Sehe ich dich wieder?“

Agnes: „Ja.“

Siegfried und Agnes hatten nicht bemerkt, dass Vincent sie vom Fenster aus beobachtete. Eifersucht stieg in ihm auf. Siegfried widmete sich wieder seinen Hecken und Agnes betrat nun das Wohnzimmer, in dem ihr Vater, Gottfried und seine Frau Charlotte und dessen Sohn Vincent bereits auf sie warteten. Sie verließ vorher den Raum, um etwas frische Luft zu schnappen. Doch sie war dann doch lange abwesend.

Charlotte: „Also ich würde vorschlagen, dass wir uns ins Esszimmer zurück ziehen und die zwei jungen Leute einmal alleine lassen, damit sie sich kennen lernen.“

Agnes war darüber nicht erfreut. Sie sollte nun einen Mann heiraten, den sie nicht liebte. Und der ihr alles andere als sympathisch war. Während sich Vincent für Agnes interessant machen wollte, besprachen die Anderen „das Geschäft“ im Nebenzimmer weiter. Charlotte war von

Agnes ganz begeistert. Die Willingers hatten nur einen Sohn und Charlotte wollte nur das Beste für ihn.

Charlotte: „Deine Tochter ist sehr hübsch, Robert. Die beiden werden ein gutes Paar abgeben.“

Robert: „Ich hoffe du hast recht. Aber ich hätte sie gern selbst entscheiden lassen wollen, mit wem sie ihre Zukunft verbringen würde.“

Gottfried: „Ach das ist doch egal. Sie werden sich schon zusammenleben.“

Charlotte: „Also Vincent ist ganz angetan von Agnes. Das war Liebe auf den ersten Blick. Das habe ich sofort bemerkt.“

Gottfried: „Robert, kommen wir zum Geschäft. Ich werde deine Schulden tilgen, und dein Haus und Hof wird dann schuldenfrei sein. Aus dieser Lage wird eine Sanierung deiner Wirtschaft kein Problem mehr sein. Also du kannst beruhigt sein, ab heute hast du keine Sorgen mehr.“

Robert: „Ich danke dir Gottfried. Und ich hoffe du hast recht mit den beiden. Sonst habe ich zwar nur eine Sorge, aber die würde mich am meisten schmerzen.“

Charlotte: „Alles wird gut Robert. Das Geschäft bringt beide Seiten etwas. Und Agnes wird es an nichts fehlen. Sie hat für immer ausgesorgt.“

Robert: „Ich würde es vorziehen, wenn ihr die Heirat unserer Kinder nicht als Geschäft bezeichnen würdet.“

Gottfried: „Na dann, mein sensibler Freund. Stoßen wir auf die Hochzeit und die wunderbare Zukunft unserer Kinder an.“

Zum selben Zeitpunkt versuchte Agnes den Annäherungsversuchen von Vincent zu entweichen.

Vincent: „Also ich muss sagen, du bist ein sehr hübsches Mädchen, Agnes.“

Agnes: „Danke.“

Vincent näherte sich ihr. Er wollte das Eis brechen, doch ihm fehlte etwas der Mut.

Agnes stand am Fenster und beobachtete Siegfried bei der Gartenpflege. Durch das selbe Fenster hatte Vincent die beiden zuvor bei ihrem Gespräch beobachtet. Sie würde doch nicht einen gewöhnlichen Diener ihm vorziehen. Trotzdem empfand er eine leichte Eifersucht. Als würde er spüren, wie sympathisch ihr Siegfried war.

Vincent: „Das ist Siegfried. Ein Diener von uns.“

Agnes: „Sieht aus, als würde er seine Arbeit gut machen.“

Vincent: „Ja, solche Leute können nichts anderes.“

Agnes: „Was meinst du damit?“

Vincent: „Zum Denken sind sie nicht zu gebrauchen. Man schafft ihnen etwas an und das erledigen sie dann. Gewöhnliche Diener eben.“

Agnes: „Noch immer besser, als würde man gar nichts können.“

Sie spielte darauf an, dass Vincent noch nichts in seinem Leben geleistet hatte. Er war der Sohn des größten Gutsbesitzers weit und breit. Er wurde einfach in den Adel geboren. Vincent hatte die Botschaft verstanden.

Vincent: „Angeblich er war ein Waisenkind. Er wurde uns von einem Heim vermittelt. Sie meinten, eines Tages lag er in einem Korb vor ihrer Tür. Nicht einmal seine Mutter mochte ihn.“

Agnes: „Oder sie liebte ihn über alles.“

Vincent: „Was? Das ergibt doch keinen Sinn.“

Agnes: „Doch. Vielleicht konnte sie ihn nicht ernähren. Vielleicht gab sie ihn deshalb ins Heim, damit er überleben konnte. Und die Liebe zu ihm war so groß, dass sie den Schmerz ihres Verlustes in Kauf nahm, um ihm eine Chance zum Überleben zu geben.“

Vincent verstand das natürlich nicht. Er wuchs in wohlhabenden Verhältnissen auf. Die oberflächliche Gesellschaft beeinflusste ihn sehr stark. Doch in diesem Moment hatte er ein Feindbild. Und das war Siegfried.

Die beiden Familien verabschiedeten sich und Robert fuhr mit seiner Tochter in ihrer Kutsche nach Hause. Er beobachtete Agnes, wie sie da saß und mit trauriger Mine auf den Boden schaute. Er konnte sich schon denken, was in ihr vorging. Nach dem Tod seiner Frau war Agnes alles was er noch hatte. Und er liebte sie sehr. Er wollte sie nie zu etwas zwingen Doch diesmal stand ihre Existenz auf dem Spiel. Außerdem wusste er, dass sie, wenn sie in die Familie Willinger einheiratete, bis an ihr Lebensende ausgesorgt hätte. Ihr würde es wirklich an nichts fehlen. Vielleicht war er zu diesem Zeitpunkt in der selben Lage wie Siegfrieds Mutter. Sollte er es im Kauf nehmen, dass ihn seine Tochter seine Entscheidung nie verzeihen würde, in dem Wissen, ihr damit ein sorgenfreies Leben gegeben zu haben? Aber sie so traurig zu sehen, zerbrach ihm das Herz.

Robert: „Was ist denn Liebes?“

Agnes: „Ach nichts Vater. Ich will dich nicht mit meinen Sorgen belasten.“

Robert: „Du belastest mich doch nicht. Deine Sorgen sind auch die meinen. Na komm schon. Erzähl mir was dich bedrückt.“

Agnes: „Ich weiß, dass wir das machen müssen. Es gibt keinen anderen Ausweg.“

Robert: „Mit „das“ meinst du die Heirat mit Vincent Willinger?“

Agnes: „Ja.“

Robert: „Das habe ich mir gedacht.“

Agnes: „Ich will doch auch nicht schuld daran sein, dass wir und unsere Arbeiter auf der Straße leben müssen. Oder dass unser Name seine Ehre verliert. Aber es ist wirklich sehr schwer für mich, das zu tun.“

Robert: „Weißt du, was mit unserem Namen passiert ist mir mittlerweile schon egal. Und was mit mir passiert auch. Aber ich will nicht, dass du auf die Straße musst und ein Leben in Armut lebst. Was, wenn du auf die schiefe Bahn gerätst? Nein, momentan sehe ich wirklich keinen anderen Ausweg. Aber ich kann dich auch nicht leiden sehen.“

Agnes: „Das weiß ich. Deshalb wollte ich nicht mit dir darüber sprechen.“

Robert: „Wenn du wirklich nicht willst, dann überlege ich mir etwas anderes. Vielleicht gibt es einen anderen wohlhabenden jungen Mann, der verheiratet werden will. Einen, den du auch gern hast.“

Agnes dachte an diesen Siegfried. Doch er war kein wohlhabender Mann. Das entspannte die Situation nicht.

Robert: „Gibt es denn einen, den du magst?“ Agnes: „Vater, kann man einen Mann gern haben, den man gar nicht kennt?“

Robert: „Wie soll denn das funktionieren? Aber ich glaube ich weiß, was du meinst. Du meinst vermutlich, wenn du jemanden zum ersten Mal triffst, oder?“

Agnes: „Da gibt es doch keinen Unterschied.“

Robert: „Doch! Als ich deine Mutter das erste Mal sah, liebte ich sie. Und als ich sie dann besser kennen lernte, wusste ich, dass ich sie bereits bei unserem ersten Treffen kannte. Ich sah sie und wusste schon wer sie war.“

Agnes: „Vielleicht geht es mir da gerade gleich.“

Robert: „Und wahrscheinlich heißt dieser Jemand nicht Vincent Willinger.“

Agnes: „Du hast recht.“

Robert: „Wer ist es?“

Agnes: „Jemand, der nie in Frage kommen würde.“

Robert: „Du willst es mir nicht sagen? Wir haben doch nie Geheimnisse voreinander gehabt.“

Agnes: „Ich traf ihn heute auf dem Anwesen der Willingers. Er kümmerte sich um den Garten.“

Robert atmete einmal tief durch. So ein Mann würde natürlich nie in Frage kommen. Dann lehnte er sich etwas vor und fragte: „Bist du dir da ganz sicher?“

Agnes: „Ja. Und das beunruhigt mich auch ein wenig. Wir waren uns sofort vertraut.“

Robert: „Agnes du bist noch sehr jung. Kann es vielleicht sein, dass du Liebe mit Schwärmerei verwechselst? Das ist bei Mädchen in deinem Alter normal.“

Agnes: „Ich glaube nicht.“

Robert: „Also ich glaube schon.“

Agnes: „Aber du hast mir doch gerade erzählt, wie es bei dir und Mutter gewesen ist!“

Robert: „Ja, aber das war eine ganz andere Situation. Er ist ein Diener, und du kommst in einem schönen Kleid und als Freundin des Hauses. Deine Mutter und ich waren aus den selben Verhältnissen.“

Agnes: „Was meinst du damit?“

Robert: „Ich meine damit, dass er es vielleicht darauf anlegt, dir den Kopf zu verdrehen. Um womöglich der Armut zu entfliehen.“

Agnes: „Das Gefühl habe ich aber nicht.“

Robert: „Natürlich nicht. Glaube mir. Solche Kerle wissen, wie sie es anstellen müssen.“

Agnes: „Nein, ich glaube, dass ist gleich wie bei dir und Mutter.“

Robert: „Schluss jetzt. Das ist nicht das selbe.“

Agnes: „Wenn du mir nicht glaubst, hättest du mich nicht fragen dürfen.“

Robert: „Glaube mir, ich habe da mehr Erfahrung.“

Agnes: „Du verstehst mich nicht.“

Robert: „Agnes sieh mich an. Ich verbiete dir den Umgang mit dem Jungen.“

Agnes: „Was? Du verbietest es mir?“

Robert: „Ja. Also versprich mir, dass du keinen Kontakt mehr zu dem Kerl pflegen wirst!“

Agnes antwortete nicht. Sie schaute nur auf den Boden. Sie konnte nicht glauben, dass ihr Vater so mit ihr sprach. Das er ihr einfach etwas verbietet. Sie war doch einsichtig und verstand es, warum sie Vincent heiraten musste. Doch, dass ihr Vater so mit ihr redete verletzte sie mehr als die Tatsache, der Heirat und ihrer verplanten Zukunft gegen ihrem Empfinden entfliehen zu können.

Als sie nicht antwortete, wiederholte Robert noch einmal seine Worte, jedoch mit einem bestimmenden Ton: „Versprichst du mir, dass du mit dem Jungen keinen Kontakt mehr haben wirst?“

Agnes schaute nur auf ihre Hände. Aber dann antwortete sie mit einem leisen und traurigen „Ja“.

Während Agnes mit ihrem Vater in der Kutsche nach Hause fuhr, spazierte Vincent zu Siegfried, um ihm zu zeigen, wo sein Platz sei. Außerdem wäre er doch etwas gekränkt, wenn Agnes einen herkömmlichen Diener ihm vorziehen würde.

Siegfried: „Herr Willinger, was kann ich für euch tun?“

Vincent: „Ich wollte dir nur sagen dass du deine Arbeit sehr gut machst und dass wir sehr zufrieden mit dir sind.“

Siegfried: „Danke Herr Willinger. Das freut mich sehr. Ich bin auch sehr glücklich hier arbeiten zu dürfen.“

Vincent: „Da kommen wir schon zum nächsten Punkt. Du willst diese Arbeit doch nicht verlieren oder?“

Siegfried: „Ich versteh nicht. Ihr habt doch gesagt, dass ihr mit mir zufrieden seid.“

Vincent: „Was die Arbeit angeht, schon.“

Siegfried: „Hab ich denn jemanden was zu Leide getan?“

Vincent: „Noch nicht.“

Siegfried: „Und das ist auch nicht meine Absicht.“

Vincent: „So? Worüber hast du mit Fräulein Steiner so lange gesprochen?“

Siegfried: „Lange? Das waren vielleicht fünf Minuten.“

Vincent: „Fünf Minuten zu viel.“

Siegfried: „Wir machten uns nur bekannt.“

Vincent: „Auch das ist bereits zu viel. Aber andererseits werdet ihr euch in Zukunft ja auch öfter über den Weg laufen. Sie wird nämlich meine Gemahlin.“

Siegfried reagierte nicht darauf. Er wusste es natürlich schon, aber er wollte vor Vincent den Ahnungslosen spielen. Vincent fuhr fort.

Vincent: „Ja du hast schon richtig gehört. Wir werden heiraten. Und das letzte das ich brauchen kann ist ein Diener, der hinter meiner Frau her ist. Hast du mich verstanden?“

Siegfried sagte nichts darauf. Er nickte nur.

Vincent: „Außerdem, was könntest du denn so einer Frau bieten? Armut? Menschen wie du passen einfach nicht mit Menschen wie Agnes zusammen. Das ist nicht deine Klasse. Ist das klar?“

Siegfried schaute Vincent in die Augen und antwortete mit: „Glasklar.“

Doch dieser Blick ließ den jungen Willinger etwas erschrecken. Die Art wie Siegfried dieses “Glasklar” sagte hatte etwas Angsteinflößendes an sich. Doch Vincent wollte dieses Gefühl natürlich nicht zeigen.

Vincent: „Nun gut. Dann verstehen wir uns doch. Ich würde dich ungern hinauswerfen müssen.“