Der Nachtfalke - Hans J. Gibiser - E-Book

Der Nachtfalke E-Book

Hans J. Gibiser

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Beschreibung

John Hanna ist ein New Yorker Polizist, der nur ein Ziel verfolgt: so viele Gangster wie nur irgendwie möglich aus dem Verkehr zu ziehen. Ein Mann der von seinem Prinzipien nie abweicht. Seine Jagd nach Verbrechern ließ ihn auf seinen ehemaligen besten Freund Jack Caan stoßen. Dieser war in seinen Jugendjahren ein bei allen sehr beliebter Gewinnertyp und wurde vom weiblichen Geschlecht sehr gerne gesehen. Doch hat sich im Erwachsenenleben das Blatt gewendet oder konnte Jack Caan sich auch im echten Leben beweisen? Neben kriminellen Machenschaften steht nun auch wieder eine Frau zwischen den einstig besten Freunden.

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1: Kinderspiele

Kapitel 2: Charakter

Kapitel 3: Ein Wiedersehen

Kapitel 4: Antasten

Kapitel 5: Deja Vu

Kapitel 6: Trotz und Ego

Kapitel 7: Freund oder Feind

Kapitel 8: Einsame Entscheidung

Kapitel 9: Die zwei Cowboys

Im Angesicht des Schicksals

Kapitel 1: Kinderspiele

Es begann im Sommer 1990. Die Sonne ließ zur Mittagsstunde ihre ganze Kraft spielen. Dies hielt zwei Jungen nicht davon ab sich unter ihr auszutoben. Die beiden Wildwest-Fans hüpften in Cowboykostümen herum und knallten mit ihren mit Platzpatronen geladenen Spielzeugpistolen durch die Luft. Es handelte sich um zwei dicke Freunde, die sich gerade in der ersten Schulklasse befanden. Sie waren schon vor ihrer Einschulung befreundet und teilten dieselben Interessen. Einer der beiden hieß John Hanna und war ein sehr unruhiges Kind. Er legte sich mit jedem Lehrer an, hatte Probleme dabei, sich in der Schule zu konzentrieren und stellte auch immer wieder etwas an. Der zweite Junge war Jack Caan. Dieser junge Mann war das totale Gegenteil von John. Er war bei den Lehrern beliebt und hatte nur gute Noten, war immer brav und wurde von allen geliebt. Außerdem erkannte man bei ihm schon in jungen Jahren, dass er sportlich sehr begabt war.

Nach vielen Schießereien gegen Indianer, Bankräubern und Konföderierten war es schon kurz vor zwölf Uhr und die beiden Burschen wollten zum Abschluss, bevor sie heim zum Mittagessen mussten, einen letzten Showdown spielen. Was wäre besser geeignet, als ein Duell? Ein Duell Mann gegen Mann in der Hitze auf den Straßen vor dem Saloon in Tombstone. Beide standen sich gegenüber, den Finger ein paar Millimeter vom Revolvergriff entfernt. Sie machten sich als Signal das Rufen von Johns Mutter aus, die Mittags immer nach ihm rief. Es war soweit. Es ertönte „John, komm zum Essen!“ durch die Straßen von der Westernstadt Tombstone. Beide Jungs griffen so schnell wie nur irgendwie möglich zum Revolver, zielten, doch es war nur ein Schuss zu hören. Dieser stammte von dem Jungen, der immer gewann. Der immer der Bessere war. Jack war der Schnellere. Jack war immer der Schnellere. Jack war in allem, was die beiden machten, der Bessere. Und John war immer nur Zweiter.

Kapitel 2: Charakter

John hatte sich von klein auf mit der Rolle des ewigen Zweiten abgefunden. Für ihn war immer klar, dass Jack einfach der Bessere war. Dies zeichnete sich nicht nur in der Schule, im Sport oder im schnellen Ziehen ab, sondern auch im Erfolg beim weiblichen Geschlecht. Im Laufe der Pubertät verliebte sich John immer wieder. Doch wer bekam die Mädchen? Und wer durfte mit ihnen rummachen? Genau: Jack. Trotz der Tatsache, dass John seinen Kumpel immer seine Liebe zu den Mädchen anvertraute, musste Jack immer wieder zeigen, dass er der Bessere ist und sich die Mädchen schnappen. John wurde klar, dass diese Mädchen für Jack erst interessant wurden, wenn John Gefühle für sie empfand. Jack erklärte John dann immer, dass er sich nun auch in das Mädchen verliebt habe, und dass sie eindeutig ihr Desinteresse an John bekundete. Doch in Wirklichkeit machte er sich für das Mädchen interessant. Und stellte John dabei in den Schatten. Junge Mädchen sind eben leicht zu manipulieren und Jack nutzte das aus. Aufgrund seiner Selbstsicherheit kam Jack sowieso besser beim weiblichen Geschlecht an. Doch John hatte immer Verständnis dafür. Trotzdem hatte er einen höheren Damenverschleiß als sein Freund Jack. Der einzige Unterschied war, dass er keine davon liebte. Sie wurden von ihm benutzt. Das hielt sein Selbstbewusstsein stabil. Das und der Kampfsport. Bereits mit zwölf Jahren war er mehrmaliger Karate - Champion. Als er volljährig wurde stieg er auf Kickboxen um und gewann einige Titel im Vollkontakt- Kampf. Doch das interessierte niemanden. John prahlte auch nicht damit. Er tat es für sich. Und dadurch bekam er etwas, was vielen anderen fehlte: Disziplin, Konsequenz, Härte, Durchsetzungsvermögen und Ausdauer.

John hielt sich nach der Schule mit Verkaufsjobs über Wasser. Jack hingegen war bereits Geschäftsführer in dem Finanzinstitut seines Onkels. Trotz ihrer Verschiedenheit waren die beiden noch immer befreundet, doch sie trafen sich nun seltener. Eines Tages verliebte sich John in eine Frau und machte wieder den Fehler, es Jack zu erzählen. Diese Frau stand auf erfolgreiche Geschäftsmänner mit dicken Autos. Man könnte John jetzt vorwerfen, er stünde nur auf oberflächliche heiße Damen. Das stimmte auch. Scharfe Frauen waren seine eindeutig größte Schwäche. Mittlerweile hatte er zwar gelernt, dass diese Frauen aufgrund ihrer Charakterschwächen nichts für ihn waren. Aber aufgrund seiner damaligen Naivität machte er dieser Dame auf altmodische Weise den Hof, ganz in dem Glauben, dass er dadurch größere Chancen hätte. Er hielt Jack auch immer auf dem Laufenden. Doch leider wusste er nicht, dass Jack mit ihr schon zu dieser Zeit eine intime Beziehung führte. Das ging bis zu dem Zeitpunkt, an dem Jack sich dazu entschloss, es John zu sagen. Und es war ihm vermutlich eine Genugtuung. Man kann sich vorstellen was in einem Menschen vorgeht, der monatelang von seinem besten Freund und der Frau, in die er glaubt verliebt zu sein, belogen wurde. Von diesem Zeitpunkt an machte John seinem Kumpel klar, dass sie ab nun getrennte Wege gehen werden. Jack wollte das nicht akzeptieren, doch John blieb bei seinem Standpunkt. John schaffte es normalerweise immer, jede Situation optimistisch zu betrachten und seine Gefühle außen vor zu lassen. Dies schaffte er nach diesem Vorfall zwar nicht gleich, doch nahm er Jacks Entschuldigung ein paar Wochen nach dessen Beichte trotzdem an. Die große Kunst des Verzeihens liegt nicht jedem Menschen. John war vielleicht in der Schule nicht der Beste, doch das hieß nicht, dass er nicht emotional intelligent war. Er wusste, dass Jack nie seinen richtigen Vater kennen gelernt hatte und von seinem Stiefvater immer dazu gedrillt wurde, in allen Dingen herausragend zu sein. Und John wusste, dass es Jacks Mutter immer wichtiger war, dass ihre Frisur und der Minirock, unter dem die ganze männliche Umgebung schon ihr Vergnügen hatte, richtig sitzt, als wie es ihrem Sohn ging. Deshalb war es John klar, warum Jack sich so verhielt. Und genau aus diesem Grund verzieh er Jack immer wieder. Doch er begriff auch, dass er nicht sein ganzes Leben in Jacks Schatten verbringen konnte. Deshalb stand seine Entscheidung fest. Er verzieh ihm und wäre auch für ihn da, wenn dieser Hilfe benötigen würde, doch er würde seine Gesellschaft meiden und endlich anfangen, sich auf sein eigenes Leben zu konzentrieren.

Dies alles veranlasste John zu vielen neuen Schritten. Er kündigte seinen Job, der ohnehin schlecht bezahlt war und schrieb sich beim Militär ein. Aufgrund seines Ehrgeizes wurde er ständig befördert und nachdem er seine Schussgenauigkeit immer eindrucksvoller unter Beweis stellte, wurde er als Sniper in den Irak- Krieg geschickt. Diese Zeit war für ihn sehr hart. Er musste zum ersten Mal auf Menschen schießen. Als er den ersten Terroristen tötete, bat er Gott die ganze darauffolgende Nacht um Vergebung. Doch mit zunehmender Zeit wurde er so wie all die anderen Soldaten abgehärtet. Seine Zeit bei der Army lief nach vier Monaten ab. Als er nach Hause kam wurde ihm ein neuer Vertrag vorgelegt, doch John wies ihn zurück. Er sah einfach keinen Sinn mehr in dem, was er tat. Auf Terroristen zu schießen, die tausende unschuldige Menschen auf dem Gewissen hatten oder vielleicht einmal haben werden, war für ihn kein Problem. Es war ihm sogar lieber, als auf die Jagd zu gehen und einen unschuldigen Hirsch zu töten. Doch man konnte sich nie sicher sein, wen man wirklich vor sich hatte, einen Terroristen oder nur einen unschuldigen Mitläufer. Und diese Entscheidung, ob man jetzt ein Leben auszulöschen hat oder nicht, konnte er nicht mehr fällen. Er wollte aber weiterhin etwas zur Sicherheit seiner Mitmenschen tun. Deshalb schrieb er sich in die Police Academy ein. Er trainierte hart und lernte so eifrig wie noch nie zuvor. Er schloss die Ausbildung mit Vorzug ab und begann nach einer Weile auf Streife mit der Ausbildung zum Detektiv. Durch diese Tätigkeit begann Johns Selbstbewusstsein immer mehr zu wachsen. Ihm wurde klar, dass auch er zu Großem fähig sein kann, wenn er dafür nur hart genug arbeiten würde.

Johns Auftreten änderte sich. Er war nicht mehr so nett wie früher. Zwar sehr höflich und zuvorkommend, doch wenn etwas gegen seine Prinzipien ging stellte er seinen Standpunkt klar. Er konnte lange sehr ruhig bleiben, doch bei Ungerechtigkeit oder Straftaten konnte er seine Emotionen nicht zügeln. John hasste nichts mehr wie Dealer und andere Verbrecher, die, wie er immer sagte, die Luft verpesten. Nach ein paar Jahren als Detektiv war er schnell als unerbittlicher harter Cop bei der Sitte bekannt. John hatte das Gesetz zu seiner Ehefrau gemacht. Aufgrund der Vorgehensweise bei seinen nächtlichen Einsätzen wurde er in der gesamten Polizei von New York als „der Nachtfalke“ bekannt.

Doch was wurde aus Jack? Der Alleskönner konnte nicht damit leben, seinen besten Freund, mit dem er seine ganze Kindheit verbrachte, nicht mehr an seiner Seite zu haben. Er stand allein ohne seinen Wingman da. Doch warum kam die Nummer Eins nicht mehr auf Touren? Könnte es sein, dass Jack nur so gut war, weil er seinen Kumpel immer unterdrückte und dadurch hohen Selbstwert erlangte? Er kam nicht mehr pünktlich zur Arbeit, erledigte seine Pflichten nur sehr ungenau oder teilweise gar nicht mehr und verlor sich in exzessiven nächtlichen Sauftouren. Sein Onkel sprach öfter mit ihm und stellte ihm irgendwann ein Ultimatum. Leider wurde Jack dadurch auch nicht vernünftiger. Nachdem Jacks Onkel, der überall als Geizhals bekannt war, nicht mehr einsah, dass er einem Geschäftsführer einen Top-Lohn zahlte, dieser aber nichts fürs Unternehmen beisteuerte, entließ er ihn. Nun war Jack kein erfolgreicher Manager mehr. Er hatte natürlich noch eine Menge Geld, doch ohne diese große Einnahmequelle würde er seinen Lebensstandard nicht mehr beibehalten können. Er musste er sich nun etwas überlegen. Und so wurde er für illegale Geschäfte hellhörig. Es fing damit an, dass er eine Bar kaufte. Da er durch seine nächtlichen Ausflüge zum Partytiger wurde, konnte er gut mit Leuten umgehen, und er auf die Idee eine Bar zu eröffnen. Er stellte zwei hübsche Kellnerinnen ein, die selbstständig die ganze Arbeit erledigten. Er machte mit den Gästen im Lokal währenddessen Party. Das hatte zwar den Vorteil, dass dadurch mehr konsumiert wurde, was Jack zu dieser Zeit aber nicht wusste war, dass seine einige seiner neuen Bekannten ihr Dasein durch Drogengeschäfte finanzierten. Sie erzählten es Jack natürlich nicht. Alles begann, wie so oft im Leben, mit einem Zufall. Jack hatte hinter der Bar sein Büro. Gute Freunde gingen dort ein und aus als wäre es ihr Zuhause. Eines Nachts kam sein Kumpel Steve McGinnly. Jack war nicht im Lokal und Steve ging schnurstracks ins Büro, um dort auf Jack zu warten. Er wusste nicht dass Jack nur um die Ecke gefahren war, um ein paar Kisten Wermut für seinen speziellen Martini Cocktail zu kaufen. Deshalb macht Steve es sich gemütlich und zog sich eine Line in die Nase. In diesem Moment öffnete Jack die Bürotür. Er begann Steve heftig zu beschimpfen. Dass so etwas in seinem Lokal vorkam wollte Jack nicht akzeptieren. Doch Steve erklärte, dass er sich nur schwaches Zeug reingezogen hat. Und außerdem könnte man damit sehr viel Kohle machen. Jack warf Steve aus seinem Lokal und erteilte ihm ein Hausverbot. Er war bestürzt darüber, wieder einen Freund verloren zu haben. Doch Drogen konnte er in seiner Bar nicht akzeptieren. Am selben Abend kam Mike Rieß, ein Geschäftspartner von Steve ins Lokal. Auch Mike war ein Saufkumpel von Jack. Er versuchte Jack davon zu überzeugen, dass er sich mit Steve wieder vertragen sollte. Mike war als harter Typ bekannt. Erstes Aufsehen erregte er durch seine Freefights im Untergrund. Er galt als ungeschlagener Untergrundkämpfer. Damit machten einige der Ganoven viel Geld mit Wetten. Er kämpfte sich im wahrsten Sinn des Wortes nach oben und galt bald als engster Freund von einem Mann, denn alle Sly nannten. Dieser war der gefürchtetste Drogenbosses von Manhattan. Dies alles wusste Jack zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht. Mike klärte Jack über die „Familienverhältnisse“ auf. Jack bekam es etwas mit der Angst zu tun. Da er allerdings nicht auf den Kopf gefallen war, war ihm klar, dass sich ab diesem Zeitpunkt alles verändern würde. Nun wäre es ihm lieber gewesen, wenn er nie von Steves Drogenkonsum erfahren hätte. Doch das konnte er nicht mehr rückgängig machen.

Mike fuhr mit seiner Erklärung fort. Es verstand sich von selbst, dass Jack nun nicht mehr sein eigener Chef war. Er hatte zwei Möglichkeiten. Entweder er machte mit und reihte sich in die Familie ein. Oder man stieg ihm auf die Finger. Im wahrsten Sinn des Wortes, stieg Mike wirklich mit seinen eintausend Dollar Schuhen nur leicht auf die Finger von Personen, die seine Meinung nicht teilten. Das wäre eigentlich nicht so schlimm, das Problem war nur, dass diese Personen immer am zwölften Stockwerk eines Wohnungsgebäudes hingen. Dieses Schicksal aber sollte Jack nicht ereilen. Während des Gespräches musste Jack einmal auf die Toilette. Er ging ins Badezimmer neben seinem Büro. Er sah sich im Spiegel an und wusste, dass er keine Wahl hatte. Er musste sich unterordnen. Er bereute alles was er getan hatte aber er konnte nicht mehr zurück. Als er sich wieder frisch gemacht hatte, ging er zurück ins Büro. Mike machte Jack klar, dass es nicht selbstverständlich sei, ihm diese Wahl zu lassen. Dass er das nur täte, weil im Jack sympathisch sei. Dies beruhigte Jack aber nicht wirklich. Denn sein Schicksal war besiegelt. Zuerst ein Top Manager, dann der berufliche Fall. Allerdings immer noch anständig und nur durch einen Zufall in kriminelle Tätigkeiten verwickelt. Doch wenn man die Hemmschwelle einmal überwunden hat, versinkt man schnell immer tiefer in dem Sumpf des Verbrechens.

John war zur selben Zeit Leutnant einer kleinen Einheit, die aus fünf Mann bestand. Ihr Zuständigkeitsbereich war Raub, Mord und in manchen Fällen auch Drogendelikte. Allerdings war er kein Drogenfahnder. Er war nur für Drogengeschäfte innerhalb von New York zuständig, und dies auch nur dann, wenn die Fälle nicht gerade den Drogenfahndern zugeteilt waren. Ihm stand ein Spurensicherungsteam und die Pathologin Kate Thomas unterstützend zur Verfügung. Mit ihr verstand er sich ausgezeichnet. Die verheiratete Kate liebte Johns Humor. Sie konnte schon lachen, wenn sie ihn nur sah. Und John gefiel es, sie zu unterhalten. Aber diese Beziehung war für beide rein platonisch. Die beiden führten aber auch tiefgehende private Gespräche und Kate erzählte viele private Dinge, zum Beispiel, dass sie immer wieder Probleme mit ihrem Mann habe.

John gab sich zumeist als sehr harter Typ. Das war er auch. Allerdings hatte er einen weichen Kern. Im Laufe der Zeit hatte er es aber geschafft, Kontrolle über seine sensible Seite zu bekommen. Sein Verstand übernahm die Kontrolle und stellte sich über seine Gefühle. Dies ging soweit, dass er nicht mehr dazu in der Lage war, sich von seinen Gefühlen leiten zu lassen. Kate hatte das schon vor längerer Zeit bemerkt. Irgendwie empfand sie sogar Mitleid für John. Aber genau diese Eigenschaft machte John so gut für seinen Job. Er ließ einfach niemanden an sich heran und war immer bestrebt seine berufliche Mission zu erfüllen. Kate war die einzige Person die es schaffte, zu John eine engere Beziehung aufzubauen. Robert Tucci, einer von Johns Partner bei der Polizei, war zur damaligen Zeit der engste männliche Freund von John. Diese Bindung war zwar nicht so eng wie die zu Kate, aber sie waren gute Kumpel. Nach zirka einem halben Jahr zusammen bei der Sitte, heiratete Robert seine Frau Irene, mit der er schon zwei Kinder hatte. Robert gegenüber war John etwas vorsichtiger als wie er es bei Kate war. Er hatte ja keine guten Erfahrungen mit männlichen Freundschaften gemacht, deshalb hatte er auch keinen besten Freund, sondern eine beste Freundin. Doch was war mit Johns Liebesleben? Nach all seinen schlechten Erfahrungen sah John die Sache mit den Frauen recht nüchtern. „Lieber keine Beziehung, als eine unglückliche“ war zu dieser Zeit sein Motto. Für eine Partnerschaft, in der regelmäßige Streitigkeiten und Interessenskonflikte auf der Tagesordnung standen, war sich John einfach zu schade. Deshalb verstand er Menschen nicht, die dauernd über ihren Partner nörgeln und todunglücklich sind, weil sie mit jemanden ihr Leben teilen, der eine andere Vorstellung von einem gemeinsamen Leben hat. Manchmal hörte er einige Kollegen untereinander über Beziehungsprobleme reden. Seine Antwort darauf war immer klar und deutlich: „Ihr seid zusammen mit euren Partnern, also habt ihr keinen Grund über ihn zu nörgeln. Entweder ändert ihr das oder ihrakzeptiert es.“

Diese Anschauung war der Grund dafür, dass John nur mehr oberflächliche Beziehungen mit Frauen einging.

Kapitel 3: Ein Wiedersehen

Es war an einem Montagabend um zirka zweiundzwanzig Uhr. Der Nachtfalke war wie immer auf den Straßen unterwegs. John hatte von einem Spitzel einen Tipp über eine Sache bekommen, die an die-sem Abend noch steigen sollte. Es ging um einen Einbruch bei einem hohen Tier einer Bank. Der Bankmanager hatte angeblich Gold im Wert von 750000 Dollar in seinem Safe eingelagert. Dies wäre für die Räuber somit eine lukrative Angelegenheit. Die 750000 Dollar waren in großen Stückelungen auf insgesamt dreizehn Barren aufgeteilt. Das wäre einfach zu transportieren. Allerdings arbeiteten die beiden Gangster nicht auf eigene Rechnung sondern wurden mit Informationen eines Dritten gefüttert, der ihnen beim Einbruch hilfreich wäre. Dieser wiederum war an der ganzen Sache beteiligt, ohne jemals vor Ort gewesen zu sein. Quasi ein Vermittler mit Provision. In der kriminellen Welt war das so üblich. Es konnte auch mehrere Vermittler geben und jeder kassierte mit. Dieser besagte Vermittler, eigentlich ein sympathischer Kerl namens Al, verdiente sich zu seinen Einnahmen von seinem Bikerlokal noch illegal etwas dazu, in dem er furchtlosen Typen, die den großen Kick suchen, mit Tipps und Informationen fütterte. Er hatte manchmal bis zu drei Dinge gleichzeitig laufen.

In dieser besagten Nacht fuhr John also mit seinem Dienstwagen durch die Straßen von New York in Richtung Villa des Bankmanagers. John war nicht alleine unterwegs. Neben ihm saß Robert und hinter ihnen fuhr ein Van, in dem sich eine Sondereinheit befand. Im Reichenviertel von New York angekommen suchte sich John eine ideale Stelle, an der er den Van mit der SWAT-Einheit platzieren konnte. John hatte in dieser Nacht das Kommando über. Er befahl dem Fahrer des Vans, an einer Kreuzung hinter einer Straßenlaterne stehen zu bleiben und auf seine weiteren Instruktionen zu warten. Der Kleinbus hatte gute Sicht auf das über der Straße liegende Haus des Bankmanagers. Dieser wurde zuvor natürlich von dem Einsatz informiert und sicher im New Yorker Police Department untergebracht. Robert und John platzierten sich auf der anderen Seite der Straße. Der Plan sah vor, die Verbrecher ihr Ding durchziehen zu lassen und erst zuzuschlagen, wenn sie mit ihrer Beute aus dem Anwesen fuhren. Das geschah aus taktischen Gründen: sie wollten den Tätern natürlich die volle Liste an Straftaten anhängen. Wenn sie diese schon während des Einbruchs verhafteten, hätten sie zur Anklage nur ein Einbruchsdelikt. So konnte man ihnen aber einen Einbruch mit schweren Diebstahl anlasten. Dies gefiel dem Bankmanager Joe Rosenberg aber gar nicht, da er keine Kratzer in seinem Haus duldete. Es war für John daher sehr schwer, Rosenberg für seinen Plan zu überreden. Dazu musste John sehr eindringlich und mit viel Nachdruck Überzeugungsarbeit leisten, damit Rosenberg endlich nachgab. John und Robert saßen im Auto und warteten auf die beiden Einbrecher. John hatte von seinem Spitzel zusätzlich erfahren, dass die beiden in eine noch größere Sache verwickelt wären. Er wusste genau, dass sie nicht auf eigene Rechnung arbeiten und wollte den Kopf der Bande natürlich auch dingfest machen.

John sagte zu seinem Kollegen: „Hey Rob, hast du noch einen Kaugummi für mich?“