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Neu-Hexe Emma sollte sich wirklich langsam an all die magischen Merkwürdigkeiten in Spellbound gewöhnt haben. Schließlich lebt sie mit einem Vampir-Geist-Mitbewohner zusammen, hat eine sprechende - und sehr schnippische - Eule als Vertraute, und klärt so manches verhexte Verbrechen auf. Als sie aber zu einem wichtigen Termin ins Rathaus kommt und sich die sonst so ehrwürdigen Mitglieder der Spellbound-Gemeinschaft wie kleine Kinder verhalten, ist selbst Emma mit ihren Zaubersprüchen am Ende. Sie hat alle Hände voll zu tun, die verhexten Bewohner daran zu hindern, die Stadt zu verwüsten. Während sie dem Zauber auf den Grund geht und ihn umzukehren versucht, geschieht das nächste Desaster: Emma wird unsichtbar! Schnell wird ihr klar, dass jemand ihre Ermittlungen behindern will - und dass der Zauber keineswegs ein Unfall war ...
Die Serie: Willkommen in Spellbound - einer Kleinstadt wie jeder anderen. Es gibt Tratsch, heimliche Affären und Verbrechen. Der einzige Unterschied? Hier leben keine Menschen ... Emma Hart landet durch eine Reihe misslicher Umstände in dieser zauberhaften Stadt voller übernatürlicher Wesen. Doch es gibt ein Problem: Wegen eines Fluches können die magischen Bewohner die Stadt nicht mehr verlassen. Nicht der beste Zeitpunkt für Emma, um zu erfahren, dass sie eine Hexe ist! Die Anwältin macht das Beste aus der Situation und übernimmt den Job des Pflichtverteidigers, der kürzlich ermordet wurde. Denn auch in Spellbound gibt es Ganoven und Mörder. Doch Achtung: Nicht jeder Vampir oder Werwolf ist so böse, wie er aussieht - und nicht jede Elfe ist harmlos!
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Seitenzahl: 281
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Grußwort des Verlags
Über dieses Buch
Über die Serie
Titel
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Über die Autorin
Weitere Titel der Autorin
Impressum
Leseprobe
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Neu-Hexe Emma sollte sich wirklich langsam an all die magischen Merkwürdigkeiten in Spellbound gewöhnt haben. Schließlich lebt sie mit einem Vampir-Geist-Mitbewohner zusammen, hat eine sprechende – und sehr schnippische – Eule als Vertraute, und klärt so manches verhexte Verbrechen auf. Als sie aber zu einem wichtigen Termin ins Rathaus kommt und sich die sonst so ehrwürdigen Mitglieder der Spellbound-Gemeinschaft wie kleine Kinder verhalten, ist selbst Emma mit ihren Zaubersprüchen am Ende. Sie hat alle Hände voll zu tun, die verhexten Bewohner daran zu hindern, die Stadt zu verwüsten. Während sie dem Zauber auf den Grund geht und ihn umzukehren versucht, geschieht das nächste Desaster: Emma wird unsichtbar! Schnell wird ihr klar, dass jemand ihre Ermittlungen behindern will – und dass der Zauber keineswegs ein Unfall war …
Band 4 der zauberhaften Cosy-Crime-Serie!
Willkommen in Spellbound – einer Kleinstadt wie jeder anderen. Es gibt Tratsch, heimliche Affären und Verbrechen. Der einzige Unterschied? Hier leben keine Menschen …
Emma Hart landet durch eine Reihe misslicher Umstände in dieser zauberhaften Stadt voller übernatürlicher Wesen. Doch es gibt ein Problem: Wegen eines Fluches können die magischen Bewohner die Stadt nicht mehr verlassen. Nicht der beste Zeitpunkt für Emma, um zu erfahren, dass sie eine Hexe ist! Die Anwältin macht das Beste aus der Situation und übernimmt den Job des Pflichtverteidigers, der kürzlich ermordet wurde. Denn auch in Spellbound gibt es Ganoven und Mörder. Doch Achtung: Nicht jeder Vampir oder Werwolf ist so böse, wie er aussieht – und nicht jede Elfe ist harmlos!
Magische Missetaten
Aus dem Englischen von Ulrike Gerstner
»Willst du das etwa anziehen?«, fragte Gareth. Die Kritik in seinem Tonfall war nicht zu überhören – was vor allem daran lag, dass er sich keine Mühe gab, sie zu verbergen.
Ich blickte an meiner geschmackvollen Bluse und Hose hinunter. »Ich gehe zu einer Beerdigung, Gareth. Was soll ich denn sonst anziehen? Das Kleid, das ich auf dem Ball der Spellbound Highschool getragen habe?«
»Vielleicht hättest du mehr Spaß, wenn du ein bisschen mehr nackte Haut zeigen würdest.«
Argh. Was war das denn immer nur mit Vampiren und entblößter Haut?
Ich wandte mich zu meinem Vampir-Geist-Mitbewohner um. »Ich nehme an der Beerdigung eines Zauberers teil, den ich noch nie getroffen habe. Ich glaube kaum, dass Spaß ganz oben auf meiner Agenda stehen sollte.« Außerdem würde das auch meine erste offizielle Hexenzirkel-Zeremonie sein.
»Ja, da hast du wohl recht. Vermutlich ist es sowieso egal, was du trägst«, erwiderte Gareth. »Dein Trauerumhang wird es verdecken.«
Ich erstarrte. »Was ist ein Trauerumhang?«
Gareth schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Haben sie dir immer noch nicht gesagt, wie man sich richtig kleidet? Das Niveau der Akademie sinkt immer weiter.«
Die Akademie: Das war die Arabella-St.-Simon-Akademie, an der ich am Förderunterricht für Hexen teilnahm. Ich war neu in der Hexerei, neu in der Stadt Spellbound mit all ihrem paranormalen Spektakel – und der Trauerumhang war das neueste Detail auf einer langen Liste von Wichtige-Dinge-über-die-ich-noch-nicht-Bescheid-wusste.
»Soll ich Sedgwick zu Begonia schicken? Oder vielleicht zu Millie?« Ich war überzeugt, dass eine meiner Klassenkameradinnen einen Umhang übrig haben würde. Sie hatten alle ältere Geschwister und daher viele gebrauchte Sachen.
»Solange du deinen schwarzen Umhang trägst, ist alles im grünen Bereich«, antwortete Gareth. »Die meisten Trauermäntel des Hexenzirkels haben irgendeine symbolische Stickerei. Das siehst du dann später.«
»Ich bin nur froh, dass es draußen bereits dunkel sein wird, damit ich nicht alleine auf einem Besen sitzen muss«, fügte ich an.
Mit meiner starken Höhenangst war es schon schlimm genug, dass ich überhaupt auf einem Besen reiten musste. Die Beerdigung sollte jedoch um Mitternacht auf dem Swan Lake stattfinden. Das gehörte zum Ritual des Hexenzirkels.
Obwohl ich die erste Phase des Flugtrainings bestanden hatte, war es mir immer noch nicht erlaubt, nach Sonnenuntergang auf dem Besen unterwegs zu sein. Ich musste noch mehr Stunden in der Luft verbringen, damit ich zur Nachtzeit fliegen durfte. Allerdings waren das weitaus mehr Stunden, als ich – lediglich mit einem dünnen Stück Holz zwischen den Beinen – Hunderte von Metern über dem Boden zu verbringen bereit war.
»Auf wessen Besen fliegst du dann mit?«, erkundigte sich Gareth. »Und wissen diejenigen, was sie erwartet?«
Ich warf ihm einen missmutigen Blick zu. »Nach dem Essen habe ich eine Extradosis vom Anti-Angst-Trank genommen. Ich habe nicht die Absicht, mich bei einer Beerdigung zu blamieren.«
Gareth gluckste. »Wie ich dich kenne, findest du trotzdem einen Weg.«
Ich holte einen schwarzen Umhang aus meinem Schrank und warf ihn mir über die Schultern. »Ich hoffe, es ist nicht zu kühl am See.« Obwohl Spellbound in der Nähe der Pocono Mountains lag, war das Wetter in der Stadt immer eher mild – dank des Fluchs, der die Stadt einschloss und es den Kreaturen der Nacht erlaubte, bei Tageslicht herumzulaufen, ohne zu Holzkohle zu verbrennen.
»Ich fliege mit Ginger«, antwortete ich.
»Da hat sie wohl die Arschkarte gezogen, was?!«, kommentierte er.
Ich ging ins Bad, um mir die Haare zu bürsten. »Das war keine Arschkarte. Ginger hat sich freiwillig gemeldet. Hat sie mir selbst gesagt.«
Gareth unterdrückte ein Lachen. »Bist du sicher? Sie hat so schönes rotes Haar. Ich wette, sie mag es lieber ohne Kotze.«
Da ertönte Magpies Kreischen, das uns auf Gingers Ankunft aufmerksam machte, noch bevor das Windspiel klingelte. Ich warf Gareth einen fragenden Blick zu.
»Das ist neu«, sagte ich. »Magpie verhält sich normalerweise nicht wie ein Wachhund.«
Gareth zuckte mit den Schultern. »Vielleicht will er sich dir annähern?«
Das bezweifelte ich stark. Das Einzige, was Magpie wollte, war eine Dose Thunfisch und mich mit seinem seelenverschlingend fiesen Gesicht quälen.
Ich eilte die Treppe hinunter, um Ginger die Tür zu öffnen.
»Bist du nicht aufgeregt?«, rief sie mir entgegen. »Deine erste Hexenzirkel-Beerdigung.«
»Es ist sogar meine erste Beerdigung in Spellbound«, erwiderte ich.
Obwohl ich den Trauerzug für Gareth beobachtet hatte, hatte ich nicht teilgenommen. Die ganzen Vampire in roten Umhängen waren viel zu einschüchternd gewesen. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass ich Gareth zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht gekannt hatte. Das große Vergnügen, seine Bekanntschaft zu machen, wurde mir erst zuteil, nachdem er zu einem toten wandelnden Untoten geworden war.
»Ist das dein einziger Umhang?«, fragte Ginger und runzelte die Stirn.
O Mann. »Ja, aber er ist schwarz, und draußen wird es eh dunkel sein, oder?«
Gingers Miene hellte sich auf. »Du hast recht. Es wird schon gehen. Wir müssen den Punkt allerdings für später auf die Liste setzen. Du wirst auf jeden Fall einen Trauerumhang brauchen. Jeder im Hexenzirkel hat einen.«
»Ich hab’s dir ja gesagt«, rief Gareth hinter mir.
Ich streckte ihm die Zunge heraus, bevor ich Ginger aus der Tür folgte. Ihr Besen parkte in der Einfahrt und war gegen meinen grünen Volvo, liebevoll Sigmund genannt, gelehnt.
»Bist du sicher, dass du in der Lage bist, nachts mit mir zu fliegen?«, erkundigte sich Ginger.
»Habe ich eine Wahl?«
Der Himmel war schwarz, als wir durch die kühle Nachtluft sausten, und nur das Licht des Mondes wies uns den Weg. Ginger sorgte dafür, dass ich vor ihr saß, nur für den Fall, dass mein Anti-Angst-Trank versagte. Die Feenlaternen von Spellbound funkelten unter uns. Ich tat mein Bestes, um den Moment zu genießen, obwohl ich mich zu Tode fürchtete. Meine Finger schmerzten, weil ich den Besenstiel so fest umklammerte.
Als wir an den Ufern des Swan Lakes ankamen, war ich sehr erleichtert. Der See wirkte so anders als beim ersten Mal, als ich ihn gesehen hatte. Es war helllichter Tag gewesen, als ich mich mit meinem Auto verfahren hatte und auf der anderen Seite des Sees gelandet war. Der Tag, an dem sich mein Leben für immer veränderte.
Heute Abend wimmelte das Ufer vor schwarzen Umhängen. Ich entdeckte den schwimmenden Scheiterhaufen, und mir wurde schnell klar, um was für ein Ritual es sich handeln würde.
»Wir verbrennen ihn?«, fragte ich entsetzt.
Ginger sah mich an, als ob ich zwei Köpfe hätte. »Natürlich. Was hast du denn erwartet?«
Waren wir Wikinger? »Aber Raisa war eine Hexe und wurde bei ihrer Hütte begraben.«
»Raisa war nie eine, die sich an die Traditionen von Spellbound gehalten hat. Außerdem gehörte sie nicht zu uns.«
Rein technisch gesehen tat ich das auch nicht.
Sobald alle eingetroffen waren, nahm Lady Weatherby ihren Platz neben dem Scheiterhaufen-Floß ein, das gerade am Ufer verankert war. Ihr langer Umhang bauschte sich in der Brise. Die Dunkelheit und der düstere Anlass verstärkten ihre beeindruckende Aura.
»Wir sind hier versammelt, um das Leben von Josef zu feiern, einem wohlgeschätzten Zauberer hier in Spellbound. Er hat das Tor zur anderen Seite durchschritten, wo ihn unsere Vorfahren mit offenen Armen erwarten. Mögen die Geister ihn leiten, und möge er ewigen Frieden finden.«
»Die Winde im Osten erheben sich für dich, Josef«, rief eine Gruppe von Hexen.
»Die Winde des Westens werden dich zum ewigen Frieden geleiten«, rief eine andere Gruppe.
»Josefs Sohn Felix wird ihm die letzte Ehre erweisen.« Ein Mann mittleren Alters stand neben Lady Weatherby und hielt einen dicken Stock in der Hand. Er streckte ihn ihr entgegen, und mit einem Fingerschnipsen schoss Feuer aus dem Holz.
Er ging hinüber, und die Flammen küssten den schwimmenden Scheiterhaufen. Sie züngelten über das Holz, erst langsam, dann gierig. Anschließend wurde der Anker entfernt, und die Holzkonstruktion trieb auf die Mitte des Sees zu. Das Feuer brannte heißer und heller und zeichnete ein eindrucksvolles Bild auf das dunkle Wasser.
Alle am Ufer reichten sich die Hände und begannen zu singen. Es war wenig überraschend, dass ich das Lied nicht kannte. Es war eine eindringliche Melodie, traurig und doch auf seltsame Weise erbaulich.
So stimmungsvoll sich das ganze Ritual auch präsentierte, so erleichtert war ich, als es endlich vorbei war. Beerdigungen bereiteten mir angesichts meiner Vergangenheit Unbehagen. Ich war auf der Beerdigung meiner Mutter gewesen, als ich drei war, und mit sieben auf der meines Vaters. Die Eltern meines Vaters folgten später.
Dutzende von Besen flogen auf einmal in die Luft, und ich war erstaunt, dass es keinerlei Unfälle gab. Im Gegensatz zu mir schien der Rest des Zirkels zu wissen, was er tat. Schließlich flogen wir zurück in die Stadt, wo sich alle zu einer Erfrischung im Mehrzweckraum der Akademie versammelten.
»Er sah gut aus für eine dreitägige Totenwache«, kommentierte jemand.
Da der Hexenzirkel den Vollmond abwartete, um das Ritual durchzuführen, hatte man den Leichnam drei Tage lang in Josefs Haus aufgebahrt. Ich war nicht bei der Totenwache dabei, aber es schien alle zu erleichtern, dass keine zwanzigtägige Totenwache nötig gewesen war. Die waren offenbar brutal. Und äußerst geruchsintensiv.
Ich wartete in der Schlange, um Felix mein Beileid auszusprechen. Das war der schwierigste Teil für mich, mit dem Schmerz eines anderen konfrontiert zu werden. Das ging mir immer viel zu nahe.
»Emma Hart, nicht wahr?«, sagte Felix und schüttelte mir die Hand. Er war mittelgroß, von schlanker Statur und hatte freundliche Augen.
»Ja, es ist schön, Sie kennenzulernen. Ich wünschte, wir würden uns unter glücklicheren Umständen treffen.«
»Der Tod holt uns alle irgendwann, fürchte ich«, erwiderte er. »Die Zeit war für meinen Vater gekommen, und er wusste es. Er war gut vorbereitet, und das ist seltsamerweise ein Trost.«
»Das ist überhaupt nicht seltsam«, gab ich zurück. Obwohl ich noch jung gewesen war, als meine Großmutter starb, war ihr Tod kein Schock wie bei meinen Eltern. Wir hatten ein bisschen Zeit gehabt, uns darauf vorzubereiten, und das machte ihr Ableben irgendwie leichter.
»Das ist Ihr erstes Ritual, wie ich höre«, sagte Felix. »Es tut mir leid, dass es eine Beerdigung war.«
»Nein, es war beeindruckend«, antwortete ich. »Und sehr bewegend.«
»Apropos bewegen«, rief da eine Stimme hinter mir. »Lasst uns weitermachen.«
Ich blickte mich um und entdeckte Jemima, eine junge, sehr sauertöpfische Hexe. Ich hatte versucht, mich mit ihr anzufreunden, aber ihre Persönlichkeit machte das Unterfangen nicht gerade leicht.
»Es war schön, Sie kennenzulernen, Felix«, sagte ich.
»Die Freude war ganz meinerseits.«
Ich entdeckte Ginger neben dem Tisch mit den Erfrischungen, wo sie mit ihrer Schwester und einigen älteren Mitgliedern des Hexenzirkels plauderte.
»Wie fandest du es?«, fragte sie und reichte mir einen Becher Krachbeersaft.
»Es war atemberaubend«, sagte ich. »Was passiert mit dem Scheiterhaufen?« Ich wusste aus erster Hand, dass die magische Grenze von Spellbound zum Teil in den See hineinreichte. Ich war mir nicht sicher, ob Josefs Floß einfach an der unsichtbaren Barriere abprallen und schließlich zurück ans Ufer treiben würde.
»Wir sprechen einen Zauberspruch, der ihn bei Sonnenaufgang auseinanderfallen lässt«, erklärte Ginger.
Wie zauberhaft effizient.
»Niemand scheint traurig zu sein«, sagte ich. »Hatte Josef Freunde im Hexenzirkel?«
»Je älter er wurde, desto mehr blieb er für sich«, antwortete Ginger, »aber er hatte schon Freunde. Josef war auch ein großer Verfechter der Tierrechte. Er spendete im Laufe der Jahre eine Menge Geld an Pfotenglück.«
Ich hatte eine gewisse Schwäche für das Tierrettungszentrum, da ich dort Sedgwick kennengelernt hatte.
»Für jemanden wie Josef bedeutet der Tod kein trauriges Ende«, warf Meg ein. Gingers ältere Schwester besaß ebenso feuerrotes Haar und die gleiche Alabasterhaut. »Es ist einfach ein neuer Anfang.«
War das der Blickwinkel, aus dem Gareth auch seine letzte Inkarnation als Vampirgeist betrachtete? Ein neuer Anfang? Vermutlich war das eine Möglichkeit, der Sache etwas Positives abzugewinnen.
»Wie lange werden die Leute hierbleiben?«, erkundigte ich mich und rang das Gähnen nieder, das in mir aufstieg.
»Bis zum Sonnenaufgang«, antwortete Ginger, und ich hätte ihr beinahe meinen Krachbeersaft über den Trauerumhang gespuckt.
»Nicht alle«, fügte Meg schnell hinzu, als sie meine Reaktion wahrnahm. »Nur die, die es wollen und können. Wir wissen, dass du morgen früh Unterricht hast.«
Ich schluckte den Rest meines Saftes hinunter. Ich litt an stressbedingten Schlafstörungen, also würde ich mein Bestes versuchen.
Am nächsten Morgen holte ich mir auf dem Weg zum Unterricht einen Latte aus dem Brew-Ha-Ha mit einem Extra-Shot »Quietschfidel und putzmunter«. Überhaupt schienen alle im Klassenzimmer Schwierigkeiten damit zu haben, wach zu bleiben. Denn Ginger referierte eine Stunde lang über Hexen und ihre Beziehung zur Natur. Jedes Mal, wenn sie die Erde oder den Boden erwähnte, stellte ich mir vor, wie ich mich draußen im Gras zusammenrollte und einschlief. So viel zur Wirkung meines Extra-Shots.
Am Ende der Stunde gähnte ich ungeniert, aber das war nicht schlimm, denn alle anderen taten das auch, einschließlich Ginger. Ich hatte den Eindruck, dass sie, nachdem sie mich gestern Nacht zu Hause abgesetzt hatte, noch woanders eingekehrt war.
Eine Eule mit weißem Gesicht flog in den Raum und streifte Sophies Kopf. Nur gut, dass sie ihn auf den Tisch gelegt hatte. Ein Sabberfleck glitzerte pittoresk im Sonnenlicht.
Die Eule ließ eine Nachricht auf den Schreibtisch vor Ginger fallen und flog, ohne anzuhalten, wieder zur Tür hinaus. Ginger entrollte den Zettel.
»Emma, Lady Weatherby und Professor Holmes würden dich gerne nach dem Unterricht in ihrem Büro sehen.«
Oh-oh. Das ist keine Nachricht, die eine Hexe erhalten möchte.
Begonia runzelte besorgt die Stirn. »Was glaubst du, was sie wollen?«
Ich hatte einen Verdacht, aber ich würde abwarten, bis das Gespräch tatsächlich erfolgte, um ihn zu bestätigen.
»Ich bin sicher, es ist nichts«, erwiderte ich. »Lady Weatherby will mir wahrscheinlich nur sagen, dass ich meinen Zauberstab zu locker in der Hand halte oder so. Sie will immer, dass ich übe.«
Ich verließ das Klassenzimmer und lief mehrere lange Flure entlang, bis ich das Büro von Lady Weatherby am Ende des Gebäudes erreichte. Es war das größte Büro, was nicht wirklich überraschend war. An der Wand hinter ihrem Schreibtisch hing das Porträt einer jungen, strahlenden Hexe. Sie trug genau den gleichen Kopfschmuck aus gedrehten Geweihen wie Lady Weatherby jetzt.
»Wer ist das?«, wollte ich wissen und deutete auf das Bild.
Lady Weatherby faltete die Hände. »Ich bin froh, dass Sie gefragt haben. Das ist Arabella St. Simon. Die Namensgeberin der Akademie.«
Sie war also diejenige, der wir die ASS-Akademie zu verdanken haben? Gut gemacht, Arabella.
»Sie sieht so jung aus«, bemerkte ich. Und doch trug sie den Kopfschmuck, der darauf hindeutete, dass sie das Oberhaupt des Hexenzirkels gewesen war. Wie lange war das her? Lady Weatherby war die derzeitige Oberhexe, und vor ihr hatte ihre Mutter Agnes das Amt inne.
»Arabella war das jüngste Oberhaupt des Hexenzirkels in unserer Geschichte«, sagte sie. »Sie wurde sehr verehrt, daher hat man ihr die Akademie gewidmet.«
Professor Holmes saß auf dem Stuhl, der dem Schreibtisch am nächsten war. Er gab mir ein Zeichen, neben ihm Platz zu nehmen.
»Was ist mit ihr passiert?«, fragte ich. Ich nahm an, dass sie inzwischen verstorben sein musste.
»Sie war das stärkste Oberhaupt des Hexenzirkels seit tausend Jahren«, erklärte Lady Weatherby mit mehr Gefühl, als sie normalerweise aufbrachte. »Ihr Tod war eine Tragödie, und wir betrauern ihren Verlust bis zum heutigen Tag. Es ist eine Ehre für mich, jeden Tag hier unter ihrem wachsamen Blick zu sitzen. Das inspiriert mich, Großes zu leisten.«
Lady Weatherby bewunderte Arabella also sehr, hatte aber eine turbulente Beziehung zu ihrer eigenen Mutter. Ich fragte mich, was der Unterschied zwischen Arabella und Agnes war.
In der gegenüberliegenden Ecke erwachte eine schwarze Katze aus ihrem Nickerchen. Sie war so flauschig, dass ich ihr Gesicht kaum von ihrem Hinterteil unterscheiden konnte. Erst als sie den Kopf hob, bemerkte ich, dass die Katze einen winzigen Kopfschmuck trug, der dem von Lady Weatherby glich. Ich unterdrückte ein Lachen, da ich niemandem auf die Zehen treten wollte.
Lady Weatherby folgte meinem Blick auf die sich streckende Katze. Magpie würde für diesen Pelz töten.
»Das ist Vorsitzender Maunz«, informierte Lady Weatherby. »Mein Vertrauter. Sie erinnern sich vielleicht daran, dass wir anderen hier katzenartige Vertraute haben.«
Obwohl ich den Vertrauten von Lady Weatherby schon öfter gesehen hatte, war ich ihm noch nie so nahe gekommen wie jetzt. Er neigte dazu, respektvollen Abstand zu halten.
»Er hat wunderschöne grüne Augen«, sagte ich. Sie leuchteten so hell, dass ich keinen Zweifel daran hatte, dass sie im Dunkeln glommen. »Stört es ihn gar nicht, den Kopfschmuck zu tragen?«
Ich weiß noch, als ich neun Jahre alt war, hatte mein Nachbar versucht, seinem Hund zu Weihnachten ein Rentiergeweih aufzusetzen. Es hatte jedoch kein gutes Ende für das Geweih genommen. Vorsitzender Maunz schien mir ein Kater zu sein, der seine Meinung kundtat, wenn er unzufrieden war. Ich hegte sogar den Verdacht, dass er und Magpie sich prächtig verstehen würden.
»Er hat nichts gegen den Kopfschmuck«, antwortete Lady Weatherby. »Wenn wir jetzt bitte wieder zur Sache kommen könnten. Professor Holmes teilte mir mit, dass Sie in der Lage waren, mit Raisa in ihrer Hütte zu kommunizieren. Er hat mir auch gesagt, dass Sie keine Ahnung hatten, es mit einem Geist zu tun zu haben.«
Sie klopfte mit den Fingernägeln auf den Schreibtisch, eine Geste, die an ihre Mutter erinnerte. Agnes klackerte mit ihren gebogenen Fingernägeln auf ähnliche Weise, wenn ich sie im Spellbound-Pflegeheim besuchte. Mich beschlich das Gefühl, dass Lady Weatherby dieser Vergleich nicht gefallen würde.
»Sie war anders als Gareth«, erklärte ich. »Sie konnte Dinge berühren, Dinge bewegen. Sie hat mir ein Getränk gemacht, das Reines Herz heißt.« Und mich zu Tode erschreckt.
Lady Weatherby und Professor Holmes tauschten einen Blick aus.
»Sie hat es also verabsäumt, Ihnen mitzuteilen, dass sie verstorben ist?«, hakte Lady Weatherby nach.
»Ich habe die Wahrheit erst erfahren, als ich auf dem Heimweg Professor Holmes begegnet bin.« Es war ein ziemlicher Schock gewesen, zu hören, dass Raisa tot war. Die alte Hexe hatte sogar eiserne Zähne gehabt. Dieses klickende Geräusch, das sie damit gemacht hatte, suchte mich seit jenem Tag in meinen Träumen heim.
»Wir sind davon ausgegangen, dass Ihre Fähigkeit, Gareth zu sehen, auf seine Verbindung zu seinem früheren Haus und Büro zurückzuführen ist. Jetzt sind wir uns allerdings nicht mehr so sicher.« Lady Weatherbys Gesichtsausdruck war eine Mischung aus Sorge und Frustration.
»Ich habe keine Verbindung zu Raisa«, erklärte ich. »Sie hat mir selbst gesagt, dass wir nicht zum selben Hexenzirkel gehören. Aber sie wusste von meinem Muttermal.«
Lady Weatherby zog die Augenbrauen hoch. »Muttermal? Welches Muttermal?«
Ups. Wahrscheinlich hätte ich diese Entdeckung melden sollen. »Ich habe ein Muttermal im Nacken, das die Form eines kleinen blauen Sterns hat. Raisa schien es zu wissen, obwohl ich selbst es nicht mal kannte.«
Professor Holmes stand auf und trat hinter meinen Stuhl. »Dürfen wir es uns ansehen?«
Ich schob mir das Haar aus dem Nacken und zeigte ihm das Muttermal. Er betrachtete es einen Moment lang, bevor er Lady Weatherby herüberwinkte. Wortlos erhob sie sich von ihrem Stuhl und stellte sich hinter mich.
»Faszinierend«, sagte sie. »Es ist einem Stern sehr ähnlich.«
»Und noch dazu blau«, fügte Professor Holmes hinzu.
»Was glauben Sie, bedeutet das?«, fragte ich. »Raisa schien auch zu wissen, dass ich kommen würde. Und sie kannte Sedgwicks Namen.«
Lady Weatherby kehrte an ihren Platz hinter dem Schreibtisch zurück. »Sie ist jetzt jenseits des Schleiers. Sie besitzt Zugang zu mehr Informationen, als Sie und ich uns das je erträumen könnten.«
»Warum konnte sie mir dann nichts über meinen Hexenzirkel erzählen? Sie schien nicht alle Antworten zu kennen.«
»Nein, der Tod macht uns nicht allwissend«, antwortete Lady Weatherby. »Aber sie ist jetzt unendlich viel weiser, als sie es zu Lebzeiten war.«
»Wie Gandalf, wenn er sich vom grauen zum weißen Zauberer hochlevelt«, gab ich zurück.
Lady Weatherby starrte mich über ihre spitze Nase hinweg an. »Ihre menschlichen Referenzen haben hier keinerlei Bedeutung.«
Da war ich allerdings anderer Meinung. »Denken Sie, es lohnt sich, sie noch einmal zu besuchen?« Obwohl mir die Vorstellung nicht gefiel, das gruselige Haus mit dem Knochenzaun wieder aufzusuchen, würde ich es in Kauf nehmen, wenn ich im Gegenzug Antworten bekäme.
»Nein«, sagten Lady Weatherby und Professor Holmes unisono.
»Raisa ist gefährlich«, fügte Professor Holmes hinzu. »Egal, ob lebendig oder tot.«
»Ich werde Mitglieder des Hexenzirkels das Muttermal untersuchen lassen«, verkündete Lady Weatherby. »Ich danke Ihnen für Ihre Offenheit. Ich erwarte, dass Sie uns über alle weiteren Entdeckungen informieren.«
Ich nickte. »Ich bin genauso begierig darauf, mehr über mich zu erfahren, wie Sie.« Ich meinte es ernst. Ich wollte mehr über meine Mutter und ihre Seite der Familie erfahren. Wusste sie, dass sie eine Hexe gewesen war? Was war mit ihren Eltern geschehen? War ihr Tod ein Unfall gewesen?
»Ich wollte es Ihnen längst mitteilen«, sagte Lady Weatherby, als ich mich erhob. »Ich habe Ihre Magisch Mundenden Muffins probiert. Ihre Backkünste sind nicht so furchtbar, wie ich erwartet hatte.«
Das aus ihrem Mund kam einem Kompliment nahe.
»Ähm, danke?«
Zu meiner Überraschung begleitete mich Vorsitzender Maunz zur Tür. Er hatte eine königliche Ausstrahlung, und ich konnte nur vermuten, dass dies von seiner Position als Lady Weatherbys Vertrauter herrührte. Angesichts seiner zielstrebigen Schritte war ich mir nicht sicher, ob er mich höflich hinausbegleiten oder hinauswerfen wollte. Wenn es um Katzen ging, war das schwer zu sagen.
Millie stand auf meiner Türschwelle, hatte die Arme verschränkt und einen finsteren Blick aufgesetzt.
»Hey Millie«, sagte ich. »Was ist los?«
Sie rauschte direkt an mir vorbei ins Haus. »Sie haben mir den Besenflugschein für einen ganzen Monat entzogen«, jammerte sie.
Ich konnte meine Überraschung nicht verbergen. Millie war die Musterschülerin in unserem Besenflugkurs. »Wie ist das passiert?«
»Hast du etwas zu trinken?«, fragte sie. »Ich musste den ganzen Weg hierher laufen und jetzt bin ich völlig ausgetrocknet.«
»Klar.« Ich gab ihr ein Zeichen, mir in die Küche zu folgen.
»Hast du Zuzzel-Punsch?«, fragte sie. »Den mag ich am liebsten.«
»Ich fürchte, nicht. Wie wäre es mit Lemon Fizz?«
Sie stöhnte. »Das muss dann wohl reichen.«
Ich schenkte ihr ein Glas Lemon Fizz ein, und wir setzten uns an den Tresen.
»Was ist denn nun passiert? Du fliegst doch einen Besen so gut wie jede andere Hexe im Zirkel.«
Millie konnte sich ein stolzes Lächeln nicht verkneifen. »Ich bin gestern Abend zu spät vom Versteck nach Hause aufgebrochen«, erklärte sie. »Ich wollte die Sperrstunde nicht verpassen, also habe ich beschlossen, nach Hause zu fliegen.« Millies Besenschein war, genau wie meiner, nur provisorisch.
»Du bist nachts geflogen?«
»Die Sonne war gerade erst untergegangen«, erwiderte sie bitter. »Es war mein Pech, dass Sheriff Hugo auf dem Golfplatz des Country Clubs war und mich darüber weg fliegen sah.«
»Und er hat dich erkannt?«
»Natürlich.« Sie stürzte ihren Lemon Fizz hinunter. »Ich hätte nie bis zum Ende des Films bleiben sollen. Jetzt habe ich die Sperrstunde überschritten und meinen Führerschein verloren. Das war es echt nicht wert.«
Ich widerstand dem Drang, ihr zu sagen, dass es Regeln aus einem bestimmten Grund gibt. Das schien nicht die Art von Antwort zu sein, die sie erwartete. Andererseits war ich überrascht, dass Millie überhaupt zu mir gekommen war. Obwohl wir befreundet waren, standen wir uns nicht so nahe wie sie und Sophie.
»Ich habe mich gefragt, ob du mir vielleicht helfen kannst, meinen Führerschein zurückzukriegen«, sagte Millie.
Jetzt verstand ich. Sie war nicht hier, um Mitleid zu bekommen. Sie war hier, um zu handeln.
»Ich bin Pflichtverteidigerin, Millie«, erwiderte ich. »Ich bin in den bürokratischen Teil der Dinge nicht involviert.«
Millie strich mit dem Zeigefinger über den Rand des Glases. »Aber die Leute scheinen auf dich zu hören. Vielleicht könntest du meinen Fall darlegen.«
»Es ist nur ein Monat, Millie. An deiner Stelle würde ich es einfach abwarten.«
Millies Gesicht wurde rot. »Das sagst du nur, weil du nicht gerne fliegst. Es wird eine Qual für mich sein, einen ganzen Monat lang keinen Besen nutzen zu können. Warum gibt es überhaupt all diese blöden Regeln?«
»Es tut mir wirklich leid. Ich wünschte, ich könnte helfen.«
Millies Schultern sackten nach unten. »Ich muss dann wahrscheinlich für den Rest des Monats einfach Tandem fliegen. So könnte ich zumindest Zeit in der Luft verbringen, auch wenn es nicht auf meinen Schein angerechnet wird.«
Magpie kam herein, warf einen Blick auf Millie und fauchte, bevor er in einen Nebenraum flitzte.
»Ich habe nachgedacht«, erklärte Millie und betrachtete den leeren Durchgang. »Dein Kater könnte sein Verhalten vielleicht verbessern, wenn er sich öfter in Gesellschaft mit anderen Katzen aufhielte.«
»Was genau schlägst du denn vor? Eine Party?« Ich muss mir ein Lachen verkneifen bei dem Gedanken an Katzen, die mit Partyhüten um den Tisch sitzen.
»So etwas in der Art«, erwiderte sie völlig ernst. »Unsere Vertrauten neigen dazu, oft Zeit miteinander zu verbringen. Es wäre gar nicht so abwegig, Magpie mit einzubeziehen, auch wenn er nicht dein Vertrauter ist.«
Ich war gerührt. Millie war nicht die herzlichste Hexe in Spellbound, aber ihre Idee war wirklich fürsorglich.
»Ich kann nicht garantieren, dass Magpie damit einverstanden ist, doch ich bin durchaus bereit, es zu versuchen.« Ich könnte behaupten, dass der haarlose Kater seit dem Tod seines Besitzers so griesgrämig war, aber ich hatte das Gefühl, dass sich Magpies Persönlichkeit durch Gareths Tod nicht grundlegend verändert hatte.
Millie klatschte in die Hände. »Super, das muntert mich ein bisschen auf, trotz der dämlichen Besenschein-Sache. Ich werde mit den anderen Mädchen sprechen, damit wir etwas arrangieren können.«
»Es ist wahrscheinlich das Beste, wenn ich die Gastgeberin bin«, wandte ich ein. »Ich weiß nicht, ob Magpie bereit wäre, das Haus zu verlassen.« Ich blickte auf die wilde Bestie hinunter, die Millie mit der üblichen Mordlust in den Augen musterte.
Millie trat einen nervösen Schritt rückwärts. »Ja, wahrscheinlich wäre das wirklich am besten. Hier kann sein Besitzer ihn im Zaum halten.«
»Magpie hat jetzt keinen Besitzer mehr«, erklärte ich. Falls er jemals einen gehabt hatte.
»Na ja, wir können hoffentlich daran arbeiten, seine rauen Kanten etwas zu glätten.«
Raue Kanten waren noch zu milde ausgedrückt. »Wenn es kein Blutvergießen gibt, würde ich die Party als Erfolg betrachten.«
Millie zog die Nase kraus. »Du und ich haben sehr unterschiedliche Definitionen von Erfolg.«
Für mich war es schon ein Erfolg, mich während eines Besenritts nicht übergeben zu müssen. Millies Erfolg bestand darin, einen perfekten Neunzig-Grad-Winkel hinzubekommen. Also hatte sie gar nicht so unrecht mit ihrer Aussage.
»Die haben wir ganz sicher, Millie. Ganz, ganz sicher.«
Heute war der Tag, an dem ich mich mit dem Stadtrat treffen wollte, um eine Kommission einzurichten, die die Strafrichtlinien von Spellbound überprüfen sollte.
Traditionell wurden Verbrechen in der Stadt hart bestraft, aber erst vor Kurzem hatte sich herausgestellt, dass viele Einwohner das Strafmaß für zu drastisch hielten. Einige Leute, darunter auch der Staatsanwalt Rochester, waren der Ansicht, die Gesetze von Spellbound sollten genauer unter die Lupe genommen werden. Es war an der Zeit zu prüfen, ob Änderungen daran vorgenommen werden konnten.
Dank meiner Feenfreundin Lucy, der Assistentin von Bürgermeisterin Knightsbridge, wusste ich, dass der Rat um zehn Uhr zusammentreffen würde. Ich zog mein professionellstes Outfit an und verwendete extra viel Zeit auf mein Haar, sehr zu Gareths Erleichterung. Ich wollte, dass mein Vorschlag ernst genommen wurde, also musste ich entsprechend auftreten.
Ich traf Lucy vor der Großen Halle. Sie war gerade dabei, Tauben von dem Überbau am Eingang zu verscheuchen.
»Da bist du ja«, sagte sie und flatterte auf mich zu. Ihre rosa Flügel glitzerten im Sonnenlicht.
»Haben sie schon angefangen?«, wollte ich wissen, als wir das Gebäude betraten.
»Nein, du bist gerade rechtzeitig gekommen.«
Lucy hakte mich ein und bugsierte mich zu den Doppeltüren, die in die Große Halle führten.
Die Große Halle war ein beeindruckendes Bauwerk. Von den hohen Decken und der atemberaubenden Architektur bis hin zur geräumigen Lobby war sie genau der richtige Ort, um wichtige Entscheidungen zu treffen. Auch meine Gerichtsverhandlungen fanden in diesen Räumlichkeiten statt, sodass ich mit den Gegebenheiten immer vertrauter wurde. Obwohl mein Büro ganz in der Nähe war, hatte ich nicht das Glück, im selben Gebäude zu sitzen. Diese Ehre wurde dem Prüfungsamt zuteil, dem allerersten Ort, den ich in Spellbound besucht hatte.
»Es macht ihnen doch nichts aus, oder?«, fragte ich. »Du hast gesagt, dass die Einwohner ständig unangemeldet zu diesen Treffen kommen, nicht wahr?«
Lucy nagte an ihrer Lippe. »Ich würde nicht sagen, dass das immer so ist. Nur weil sie zu den öffentlichen Sitzungen kommen dürfen, heißt das nicht, dass sie sich dazu ermutigt fühlen sollen.«
»Was bestimmt, ob eine Sitzung offen oder geschlossen ist?«
»Das hängt davon ab, was auf der Tagesordnung steht. Wenn sie wichtige Entscheidungen treffen, bitten sie manchmal im Voraus um Feedback und beraten das Thema hinter verschlossenen Türen. Heute liegt aber eine offene Sitzung an.«
»Und du gibst mir ein Zeichen, wann der richtige Zeitpunkt ist, um zu sprechen?«, fragte ich.
»Du kannst dich auf mich verlassen.«
Lucy stieß die Doppeltür auf und erstarrte neben mir. Ich erkannte erst, was das Problem war, als ich die Ratsmitglieder sah. Wayne Stone, Teilzeit-Buchhalter und Vollzeit-Troll, war gerade dabei, vom Podium auf den Fußboden hinunterzuspringen.
»Was macht er da?«, fragte ich leise. »Er wird sich etwas antun.« Wayne war ein sehr stabiles Exemplar, stämmiger wurde ein Troll selten. Er konnte sich einen Leistenbruch oder ein kaputtes Knie zuziehen.
»Es ist nicht nur Wayne«, sagte Lucy mit großen Augen. »Sieh dir Lord Gilder an.«
Oje. Lord Gilder, das Oberhaupt des Vampirzirkels und ein übertrieben förmliches Ratsmitglied, balancierte seinen Hammer auf der Nasenspitze wie eine Zirkusrobbe. Die elegante und zugleich furchterregende Lady Weatherby saß neben ihm und klatschte vergnügt Beifall für seine Darbietung.
»Irgendetwas stimmt ganz und gar nicht«, stellte Lucy fest.
Für das ungeübte Auge sah es einfach so aus, als würde der Stadtrat ausnahmsweise mal auf die Pauke hauen. Wir wussten es allerdings besser. Der Rat war nie in irgendeiner Form locker.
Lucy keuchte. »Hast du das gesehen? Lady Weatherby hat gerade ein Rad geschlagen, und dabei ist ihr Umhang hochgewirbelt.« Sie schlug sich die Hände vor den Mund. »Ihre Unterhose ist aus schwarzer Spitze. Das hat sich mir in die Netzhaut eingebrannt.«
»Hör auf«, sagte ich mit Nachdruck. Ich wollte keine weiteren Details. »Sie benehmen sich wie Kinder.«
»Sterne und Staub, das muss ein Zauber sein«, bemerkte Lucy.
Ein Zauber über dem gesamten Stadtrat. Ach, du Schande! »Was sollen wir tun?«
»Nun ja, in einem meiner früheren Jobs war ich Leiterin einer Vorschule. Mal sehen, ob ich’s immer noch kann.« Lucy flatterte nach vorn und schnippte mit den Fingern. »Eins, zwei, drei, vier. Alle Augen zu mir.« Die Mitglieder des Rates hielten inne und starrten die dunkelhaarige Fee an. Lucy warf mir einen Blick über die Schulter zu und zwinkerte.
»Du bist nicht meine Chefin«, rief Maeve McCullen. Maeve war eine Banshee und die Besitzerin des Stadttheaters. Sie war ebenso exaltiert wie sie hübsch war.
Einen kurzen Moment lang fragte ich mich, ob das alles nur gespielt war. Dann sprang Lorenzo Mancini auf einen der Tische und heulte, als würde ihm der Mond direkt ins Gesicht scheinen. Kein typisches Verhalten für den reservierten Alpha des Werwolfsrudels.
»Was jetzt?«, flüsterte Lucy.