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Folge 3: Im Wald von Spellbound wird ein gläserner Sarg gefunden - mit einem schlafenden Zwerg darin! Und Emmas Hexenfreundin Sophie wird beschuldigt, den dazugehörigen Fluch ausgesprochen zu haben. Doch Emma weiß, dass ihre Freundin keiner Fliege etwas zuleide tun kann geschweige denn Zwerge verzaubert. Durch die Ermittlungen gerät sie mitten in die Dating-Szene von Spellbound, wo viele Bewohner der Stadt darauf brennen, ihre Bekanntschaft zu machen. Und Emma weiß: Wenn sie das Speed-Dating überleben und die süße Sophie vor einem Leben im paranormalen Gefängnis bewahren will, muss sie dringend an ihren Hexenkünsten arbeiten!
Die Serie: Willkommen in Spellbound - einer Kleinstadt wie jeder anderen. Es gibt Tratsch, heimliche Affären und Verbrechen. Der einzige Unterschied? Hier leben keine Menschen ... Emma Hart landet durch eine Reihe misslicher Umstände in dieser zauberhaften Stadt voller übernatürlicher Wesen. Doch es gibt ein Problem: Wegen eines Fluches können die magischen Bewohner die Stadt nicht mehr verlassen. Nicht der beste Zeitpunkt für Emma, um zu erfahren, dass sie eine Hexe ist! Die Anwältin macht das Beste aus der Situation und übernimmt den Job des Pflichtverteidigers, der kürzlich ermordet wurde. Denn auch in Spellbound gibt es Ganoven und Mörder. Doch Achtung: Nicht jeder Vampir oder Werwolf ist so böse, wie er aussieht - und nicht jede Elfe ist harmlos!
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Cover
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Über dieses Buch
Über die Serie
Titel
Widmung
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Über die Autorin
Weitere Titel der Autorin
Impressum
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Im Wald von Spellbound wird ein gläserner Sarg gefunden – mit einem schlafenden Zwerg darin! Und Emmas Hexenfreundin Sophie wird beschuldigt, den dazugehörigen Fluch ausgesprochen zu haben. Doch Emma weiß, dass ihre Freundin keiner Fliege etwas zuleide tun kann geschweige denn Zwerge verzaubert. Durch die Ermittlungen gerät sie mitten in die Dating-Szene von Spellbound, wo viele Bewohner der Stadt darauf brennen, ihre Bekanntschaft zu machen. Und Emma weiß: Wenn sie das Speed-Dating überleben und die süße Sophie vor einem Leben im paranormalen Gefängnis bewahren will, muss sie dringend an ihren Hexenkünsten arbeiten!
Band 3 der zauberhaften Cosy-Crime-Serie!
Willkommen in Spellbound – einer Kleinstadt wie jeder anderen. Es gibt Tratsch, heimliche Affären und Verbrechen. Der einzige Unterschied? Hier leben keine Menschen …
Emma Hart landet durch eine Reihe misslicher Umstände in dieser zauberhaften Stadt voller übernatürlicher Wesen. Doch es gibt ein Problem: Wegen eines Fluches können die magischen Bewohner die Stadt nicht mehr verlassen. Nicht der beste Zeitpunkt für Emma, um zu erfahren, dass sie eine Hexe ist! Die Anwältin macht das Beste aus der Situation und übernimmt den Job des Pflichtverteidigers, der kürzlich ermordet wurde. Denn auch in Spellbound gibt es Ganoven und Mörder. Doch Achtung: Nicht jeder Vampir oder Werwolf ist so böse, wie er aussieht – und nicht jede Elfe ist harmlos!
Der Zwerg im Glassarg
Aus dem Englischen von Ulrike Gerstner
Für Fabio – deine glänzenden Brustmuskelnsind eine tägliche Inspiration.
Ich stand auf der umlaufenden Veranda meines großen viktorianischen Hauses und fegte den Schmutz weg. Dafür, dass ich die beiden Adirondack-Stühle sogar verschoben hatte, anstatt einfach um sie herumzufegen, schrieb ich mir selbst Bonuspunkte auf.
»Was glaubst du, was du da tust?«, erkundigte sich Gareth.
»Wonach sieht es denn aus?« Ich hörte auf zu fegen und lehnte mich gegen den Besen. »Fiona kommt erst morgen.« Fiona war die Besitzerin des Putzfeendienstes Das magische Händchen.
Gareth versuchte, mir den Besen zu entringen, aber da er ein Geist war, glitt er lediglich durch den Holzgriff hindurch.
»Das ist dein brandneuer Besen. Der ist zum Fliegen, nicht zum Fegen«, maulte er. Obwohl ich die erste Phase des Besentrainings erfolgreich abgeschlossen und meine Tagesfluglizenz erhalten hatte, besaß ich nicht die Absicht, ihn zu benutzen.
Ich musterte den hellblauen Besen in meiner Hand. Ich hatte einen in Tiffanyblau haben wollen, damit er zu meinem Zauberstab passte, doch Broomstix bot keine Besen in dieser Farbe an.
»Er erledigt seine Aufgabe sehr gut«, erwiderte ich und fegte weiter. »Du weißt genau, dass ich nicht die Absicht habe, damit zu fliegen.« Niemals und unter keinen Umständen. Trotz der Unterstützung durch einen Anti-Angst-Trank hatte ich keine Lust, freiwillig auf einer Holzstange Hunderte von Metern über dem Boden zu fliegen.
Gareth verdrehte die Augen. »Ich hoffe, du gerätst nie in einen Besen-Notfall.«
»Der einzige Besen-Notfall, in den ich geraten werde, beinhaltet Staub oder Spinnweben.« Ich fegte den restlichen Schmutz von der Veranda in den Garten.
»Was bist du bloß für eine Hexe?«, sagte Gareth.
Ich ignorierte seine Bemerkung und kehrte ins Haus zurück. Ich musste Gareths Kater Magpie füttern, bevor er sich selbst ein Bein abkaute. Das wäre gar nicht so unwahrscheinlich bei ihm.
»Wie kann man eine Banshee am besten in seinem Haus willkommen heißen? Brauche ich eine Art von Opfergabe? Schweineblut vielleicht?« Wenn das der Fall wäre, müsste ich meinen Kauz pronto in den Laden schicken.
»Ein einfaches ›Hereinspaziert‹ wird ausreichen«, antwortete Gareth.
Das Stadtratsmitglied und die ortsansässige Banshee Maeve McCullen musste jeden Moment eintreffen. Ich hatte sie hierher eingeladen, um mit ihr über meine Fähigkeit zu sprechen, den Geist von Gareth, meinem toten Vampir-Mitbewohner, sehen zu können. In Spellbound war es offenbar ungewöhnlich, dass eine Hexe mit den Verblichenen kommunizieren konnte. Da Banshees jedoch eine starke Verbindung zum Tod besaßen, dachten wir, dass Maeve die Passende wäre, um uns ihr anzuvertrauen.
Der Klang des Windspiels rieselte durch die Küche, und ich erstarrte mit Magpies Teller in der Hand. Der haarlose Kater miaute mich von seiner erhöhten Position auf der Theke an. Er würde es nicht hinnehmen, dass sich eine Gehilfin des Todes zwischen ihn und seinen Thunfisch stellte. Ich setzte den Teller auf dem Boden ab und eilte zur Tür, während Gareth mir dicht auf den Fersen war.
»Sehe ich vorzeigbar aus?«, fragte er.
»Du bist tot«, erinnerte ich ihn. »Du bist im Grunde durchsichtig.«
»Kein Grund, so unhöflich zu sein«, erwiderte er.
Ich öffnete die Tür, um Maeve zu begrüßen.
»Gareth«, rief sie aus und beugte sich vor, um ihm buchstäblich einen Luftkuss zu geben. »Der Tod steht dir wirklich gut, Darling.«
»Das haben alle auch schon gesagt, als ich zum Vampir wurde«, antwortete er.
»Und das gilt heute immer noch«, gab sie zurück und lockerte ihre rotblonden Locken auf.
»Bitte komm rein«, sagte ich. Auf dem Weg zum Wohnzimmer kam plötzlich Magpie wie aus dem Nichts auf Maeve zugeschossen und stürzte sich auf ihr Bein. Dann schmiegte er sich um ihren Knöchel und schnurrte heftig.
»Oh, du reizendes Geschöpf.« Maeve beugte sich hinunter und hob ihn hoch.
»Sei vorsichtig«, warnte ich.
Maeve ließ die garstige Katze einen Zentimeter vor ihrem Gesicht baumeln. Ich hielt mir die Augen zu, weil ich befürchtete, dass der Kater jeden Moment zuschlagen würde, mit seinen Krallen oder seinen absurd scharfen Zähnen.
»Oh, Magpie. Deine Zunge ist wie Sandpapier«, rief sie und lachte schallend.
Ich lugte durch meine Finger und sah, wie Magpie die Nase der Banshee leckte. Was zum …? »Er mag dich wirklich«, sagte ich.
Maeve blickte mich an. »Du klingst überrascht.«
»Ich dachte, er mag niemanden außer Gareth.«
»Ich habe es dir doch gesagt«, warf Gareth süffisant ein. »Er ist sehr wählerisch.«
Maeve setzte den Kater sanft auf den Boden zurück. »Sei nett zu deiner neuen Besitzerin, Kätzchen. Sie ist diejenige, die dir den Thunfischgeruch beschert.«
Magpie rieb sich an ihrem Knöchel, fauchte mich zur Sicherheit noch kurz an und trottete dann davon.
»Darf ich dir einen Drink anbieten?«, fragte ich. »Ich habe Lemon Fizz, oder soll es etwas Stärkeres sein wie ein Granatapfel-Kracher?«
Sie lächelte. »Klingt, als wüsstest du so mittlerweile, wie der Hase hier so läuft.«
»Langsam komme ich dahinter«, erwiderte ich.
»Warum setzen wir uns nicht ins Wohnzimmer, wo es bequemer ist?«, warf Gareth ein. Es war seltsam, dass er ausnahmsweise den Gastgeber spielen konnte, denn normalerweise war ich die Einzige, die ihn sah.
»Ich finde es toll, was du hieraus gemacht hast«, sagte Maeve und drehte sich um, um die neue Farbe und die Fensterdekoration zu bewundern. »Nichts für ungut, Darling, aber Emmas Geschmack ist viel mehr mein Stil.«
»Schon in Ordnung«, murmelte Gareth. O Mann. Jetzt würde er die nächsten zwanzig Minuten lang schmollen. Wusste Maeve es nicht eigentlich besser?
Ich ließ mich auf der Couch nieder, und Maeve setzte sich in den Ohrensessel neben mir.
»Du möchtest also mehr über diese einzigartige Situation erfahren, stimmt’s?« Maeve gestikulierte zu Gareth, der an dem überdimensionalen Kamin stand.
»Was immer du mir darüber erzählen kannst«, sagte ich. »Keine der Hexen hier im Hexenzirkel kann Geister sehen. Ist das ein Merkmal meines Zirkels?« Obwohl wir wussten, dass mein ursprünglicher Hexenzirkel anders war, kannte ich kaum Details.
Maeve schlug die Beine übereinander und stützte die Hände auf ihr Knie. »Ich wünschte, ich könnte dir helfen, aber ich befürchte, meine Kenntnisse über Hexenzirkel sind eher begrenzt. Wahrscheinlich wäre es besser, wenn du dich an eine ältere Hexe wenden würdest, eine, die mehr Erfahrung in der Welt hat.«
»So wie Lady Weatherby?« Lady J. R. Weatherby war das Oberhaupt des Hexenzirkels in Spellbound und die einzige Hexe, der ich bisher begegnet war, vor der ich wirklich Angst hatte.
Maeve machte eine wegwerfende Handbewegung. »O nein, Darling. Ich meine eine ältere Hexe. Wie Agnes.«
»Gute Idee«, warf Gareth ein. »Ich hatte gar nicht mehr an sie gedacht.«
»Das liegt daran, dass sie schon seit Ewigkeiten im Pflegeheim von Spellbound untergebracht ist«, erklärte Maeve. »Sie ist die ehemalige Oberhexe des Zirkels und sehr scharfsinnig. Ich bin sicher, sie kann dir mehr Einblick geben als ich.«
»Danke«, erwiderte ich. »Das hilft mir wirklich weiter.« Ich fragte mich, weshalb bislang niemand im Hexenzirkel Agnes als mögliche Quelle erwähnt hatte. Das Geheimnis um meine Herkunft war in Spellbound immerhin bekannt.
»Ich gebe dir auch noch einen guten Rat«, sagte Maeve. »Du tauchst dort besser nicht mit leeren Händen auf. Schmuggle ein paar Leckereien hinein, so was wie Süßigkeiten und Alkohol, und sie wird viel gefälliger sein.«
Ich machte mir eine mentale Notiz. Wenn Agnes so einschüchternd war wie Lady Weatherby, war ich voll dafür, sie mit allen Mitteln milde zu stimmen.
»Du, mein Guter, bist allerdings eine andere Geschichte«, sagte Maeve und lenkte ihren Fokus auf Gareth. »Ich würde dich gerne unter meine Fittiche nehmen. Du hast sicherlich viele Fragen.«
Gareths Erleichterung war deutlich spürbar. »Ja, jede Menge. Ist es möglich, dass ich physischen Kontakt aufnehmen kann? Ich meine, ich weiß, ich werde nie wieder einen Körper aus Fleisch und Blut haben, aber kann ich wenigstens Gegenstände bewegen? Ich würde gerne ab und zu eine Tür zuschlagen können, nur um meine Argumente zu untermauern.« Er starrte mich mit zusammengekniffenen Augen an.
Maeve zwirbelte eine rotblonde Locke um ihren Finger. »Ich kann ein paar Sachen empfehlen. Es gibt Bücher zu diesem Thema.« Sie zögerte. »Allem voran würde ich dir jedoch ans Herz legen, eine der Grey-Schwestern um Hilfe zu bitten. Jede der drei wäre eine ausgezeichnete Lehrerin.«
Gareth gab ein ersticktes Schnauben von sich. »Du erwartest, dass ich Zeit allein mit einer Grey-Schwester verbringe?«
Maeve zuckte mit den Schultern. »Du bist doch schon tot. Schlimmer kann’s ja nicht werden.«
Ich blickte von Maeve zu Gareth. »Was ist eine Grey-Schwester?«
»Drei Schwestern, die in den Hügeln nordöstlich von Spellbound leben«, erklärte Maeve. »Sie kommen nur selten in die Stadt.«
»Sie teilen sich ein Auge und einen Zahn«, sagte Gareth mit einem Schaudern.
»Sie werden oft mit Hexen verwechselt«, fügte Maeve hinzu, »aber sie sind eher mit Göttinnen vergleichbar.«
»Faltige, hässliche Göttinnen«, ergänzte Gareth. »Warum kann ich nicht Markos als Tutor haben?« Markos war der Minotaurus der Stadt und weithin für seine beeindruckenden physischen Qualitäten bekannt.
»Du glaubst also, dass eine dieser blinden, zahnlosen, alten Frauen zustimmen wird, ihn auf Yoda-Art zu trainieren?«, fragte ich.
Maeve runzelte die Stirn. »Was ist Yoda-Art?«
Es war wirklich ein bisschen bizarr, in einer Welt zu leben, in der eine Yoda-Referenz einer Erklärung bedurfte. »Ach, egal.«
»Ich werde in deinem Namen mit den Grey-Schwestern sprechen«, sagte Maeve. »Welche hättest du denn am liebsten?«
Gareth stöhnte. »Diejenige, die Emma am wenigsten wahrscheinlich auffrisst.«
»Ähm, ja. Das klingt vernünftig, finde ich.«
Maeve stand auf und wandte sich zum Gehen. »Ich melde mich, Darling. Tu nichts, was ich nicht auch tun würde.«
Gareth versuchte, sich lässig gegen den Kamin zu lehnen, verschwand jedoch in der Wand. »Keine Sorge«, erklang seine gedämpfte Stimme. »Ich kann nicht einmal etwas tun, was du tun würdest.«
Maeve war kaum aus dem Haus, als Darcy Minor auf ihrem magischen Fahrrad die Einfahrt hochfuhr. Darcy war die älteste der jüngsten Generation der Minors – eine von sechs Harpyien, die nebenan wohnten.
»Gut. Du bist zu Hause«, sagte sie und lief auf mich zu. »Ich muss dringend mit dir sprechen.«
Mit mir? Mit mir musste nie jemand dringend sprechen.
»Wie kann ich dir helfen, Darcy?«
Sie stapfte die Verandastufen hinauf und rückte ihre Rüschenbluse zurecht. In ihrem Bleistiftrock und mit perfekt frisiertem Haar war sie die schickste Harpyie der Stadt.
»Hast du in letzter Zeit mit dem geflügelten Wunder geredet?«, fragte sie.
Ich konnte nur vermuten, dass sie Daniel meinte. »Schon ein paar Tage nicht. Warum?«
Darcy verschränkte die Arme. »Er muss aufgehalten werden. Der Engel ist außer Kontrolle.«
Mein Puls beschleunigte sich. »Was meinst du?«
Daniel Starr war ein gefallener Engel mit einer langen Historie als Frauenheld. Einige Geschichten behaupteten sogar, er sei der wahre Grund für den Fluch der Stadt. Er hatte eine Zauberin verschmäht, die daraufhin die ganze Stadt verflucht hatte – ein Fluch, der die übernatürlichen Bewohner daran hinderte, die Grenze von Spellbound zu überschreiten. Daniel war allerdings tatsächlich der Grund, weswegen ich überhaupt hier war. Er hatte mich versehentlich über die Grenze geflogen, ohne dass wir beide wussten, dass ich eine Hexe war.
Darcy warf die Hände in die Luft. »Jedes Mal, wenn ich mich umdrehe, versucht er, etwas Gutes zu tun. Das wird langsam zu einem echten Problem.«
»Du bist sauer, weil Daniel versucht, eine positive Triebkraft in Spellbound zu sein?«
»Es ist mehr als das. Du weißt doch, dass ich für die Spendenaktionen der Schule zuständig bin.«
Na ja, ich wusste, dass sie die selbst ernannte Märtyrerin von Spellbound war. »Klar«, sagte ich.
»Daniel versucht, auf meinem Territorium zu wildern.« Sie schnaubte. »Er scheint zu glauben, dass man jemandem in die Quere kommen muss, um ein neues Kapitel aufschlagen zu können. Gewaltiger Fehler.« Sie hob ihren Schuh an. »Diese Absätze werden ihn zerquetschen.«
Das würden sie in der Tat. Sie waren mindestens zehn Zentimeter hoch und sehr spitz. Ich war mir nicht sicher, wie sie darin laufen konnte, ohne umzukippen. Das musste Magie sein.
»Was macht er denn?« Ich wusste, dass er aufhören wollte, Trübsal zu blasen, und etwas in unserer kleinen Welt bewirken wollte. Er wollte sich rehabilitieren für vergangene Verfehlungen. Ich kannte die Einzelheiten nicht, die mit seinem verwerflichen Verhalten zusammenhingen. Der Daniel, mit dem ich seit meiner Ankunft hier Bekanntschaft geschlossen hatte, unterschied sich sehr von demjenigen, den jeder in Spellbound zu kennen schien.
»Er organisiert den Kuchenverkauf«, rief Darcy, beinahe hysterisch. »Jeder weiß, dass ich für den Kuchenverkauf zuständig bin.«
Neben mir verdrehte Gareth die Augen. »Ihr Kontrollzwang ist so völlig übertrieben.«
»Sagt der Vampir, der beanstandet, wie ich meine Socken trage«, wandte ich ein.
»Entweder ziehst du sie bis zu den Knien hoch, oder du trägst gar keine Kniestrümpfe«, erwiderte er verärgert.
Darcy blinzelte. »Redest du mit mir?«
»Nein, tut mir leid.« Ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf sie. »Und warum kommst du damit zu mir? Sprich mit Daniel.«
»Ich habe gehört, dass ihr beide eine seltsam-schöne Freundschaft geschlossen habt. Ich hatte gehofft, du könntest mal mit ihm reden und einen anderen Weg ausfindig machen, um seine philanthropischen Bedürfnisse zu befriedigen.«
Seltsam-schön. Auch eine Art, wie man unsere Beziehung beschreiben konnte.
»Ich werde sehen, was ich tun kann.«
Darcys verkniffener Gesichtsausdruck entspannte sich leicht. »Ich danke dir. Ich meine, ein paar der Highschool-Mädchen sind völlig aus dem Häuschen, dass ein heißer Engel dort herumhängt, aber die meisten von uns finden das gruselig.«
Ich wusste, was sie meinte. »Brauchst du Hilfe beim Kuchenverkauf? Ich fange diese Woche mit einem magischen Backkurs an der Akademie an. Vielleicht kann ich etwas beisteuern.«
»Und die ganze Highschool vergiften?«, spottete Gareth. »Das kommt gar nicht in Frage.«
»Ich werde niemanden vergiften«, sagte ich.
Darcys Augen weiteten sich. »Das will ich auch hoffen.«
Ich hörte Sedgwick kreischen, noch ehe ich ihn tatsächlich sah.
»Duck dich«, schrie ich zu Darcy.
Wir kauerten uns beide gleichzeitig hin, um nicht von einer Eule ausgeknockt zu werden.
Ich habe gar nicht gemerkt, dass du weg warst, sagte ich. Sedgwick war mein Vertrauter, und wir kommunizierten telepathisch.
Ich bin für einen Snack zu meiner Lieblingsstelle im Wald geflogen, erklärte er. Du musst unbedingt mitkommen! Schnell, hol deinen Besen.
»Sedgwick«, sagte ich laut. »Du weißt, was ich vom Besenfliegen halte.«
Es ist ein Notfall, rief er. Während wir hier gerade quatschen, wird Sophie verhaftet.
»Was?« Sophie war eine der Nachhilfe-Hexen in meiner Klasse und eine gute Freundin.
Los, komm jetzt, beharrte Sedgwick.
»Es tut mir leid, Darcy. Ich verspreche, mit Daniel zu reden, aber ich muss gehen.«
»Soll ich dich auf meinem Fahrrad mitnehmen?«, fragte Darcy.
»Nein, danke«, sagte ich. »Ich werde Sigmund nehmen.« Sigmund war mein geliebter grüner 1988er-Volvo, den ich für immer auf dem Grund von Swan Lake verloren geglaubt hatte. Daniel hatte mich kürzlich überrascht, indem er das Auto aus dem See holte und es so umbauen ließ, dass es von jetzt an mit magischer Energie statt mit Benzin fuhr. Das war das Schönste, was je jemand für mich getan hatte.
»Halt die Stellung«, sagte ich zu Gareth und eilte an Darcy vorbei zum Auto.
Folge mir, sagte Sedgwick.
Ich lenkte Sigmund die Straße entlang, bis wir den Waldrand erreichten. Ich parkte das Auto und folgte dem Fleckenkauz weiter in den Wald hinein.
»Ich sehe niemanden«, sagte ich und lief einen ausgetretenen Pfad entlang.
Mitten im Schritt hielt ich inne.
»Was in aller Welt …?«
Vor mir stand ein gläserner Sarg auf einer erhöhten Plattform. Noch wichtiger jedoch erwies sich: Er war nicht leer.
Aus diesem Grund wurde Sophie verhaftet, teilte mir Sedgwick mit.
Ich ignorierte das gelbe Absperrband, das um den Sarg gespannt war, und spähte hinein. In dem Sarg lag ein Zwerg mit geschlossenen Augen und einem Blumenstrauß in den Händen.
»Ist er tot?«, wollte ich wissen.
Nein. Es ist der Ewige-Schlaf-Zauber.
»Ist das so was wie ein Koma?«
Ich weiß nicht, was ein Koma ist.
Ich betrachtete den Zwerg im Inneren. Obwohl ich während meiner kurzen Zeit in Spellbound ein paar Zwerge getroffen hatte, war er keiner von denen, den ich kannte.
»Wie kann jemand denken, dass Sophie dafür verantwortlich ist? Sie ist die herzigste, tollpatschigste Hexe in ganz Spellbound.«
Da musst du wohl oder übel Sheriff Hugo fragen. Ich habe nur beobachtet, wie er sie weggeführt hat.
Hmpf. Ich hatte gar kein Bedürfnis, mit Sheriff Hugo sprechen. Auf der Liste der lästigsten Einwohner stand ich bei dem Zentauren ziemlich weit oben. Ich hatte es recht schnell geschafft, in ihm den Wunsch auszulösen, mich auf den Mond zu schießen – und an diesem Wunsch hielt er fest.
Steig direkt wieder in dieses rollende Stück Metall, das du Transportmittel nennst, rief Sedgwick. Du musst zum Büro des Sheriffs, bevor er etwas Dummes anstellt.
Wenn er Sophie bereits verhaftet hatte, dann war es dafür schon viel zu spät.
Sheriff Hugo blickte von der Zeitung auf, als ich sein Büro betrat, und ich bemerkte den Ausdruck von Verärgerung, der über seine Züge huschte. Um ehrlich zu sein, hatte er gar nicht versucht, es zu verbergen.
»Sheriff Hugo«, grüßte ich.
»Miss Hart.« Sein Blick schnellte zu dem Korridor, der vermutlich zu den Arrestzellen führte. »Ich nehme an, Sie sind wegen Miss Gale hier.«
»Das bin ich.« Ich hielt meinen Tonfall neutral, um nicht den falschen Knopf bei ihm zu drücken. »Sie können unmöglich glauben, dass Sophie für den Ewiger-Schlaf-Zauber verantwortlich ist. Sie wissen, dass sie eine Förderklasse-Hexe ist.«
Er warf die Zeitung weg, in der er las. »Und es ist ein komplizierter Zauberspruch. Ja, Miss Hart. Ich bin kein Idiot, auch wenn Sie sich andauernd bemühen, mich wie einen solchen aussehen zu lassen.«
Es war wenig überraschend, dass er falschlag. Ich hatte nie vorgehabt, ihn wie einen Idioten aussehen zu lassen. Das hatte er ganz von allein geschafft.
»Was macht sie zu Ihrer Hauptverdächtigen?«, wollte ich wissen.
»Sie wurde am Tatort mit einem Zauberstab in der Hand gefunden.«
»Und?«, hakte ich nach. Es musste mehr dahinterstecken als das.
»Und sie war allein.«
Ich musste mich bemühen, mir auf die Zunge zu beißen. Wenn es um polizeiliche Verfahren ging, waren die Regeln in Spellbound viel lockerer als in der amerikanischen Menschenwelt.
»Hat sie etwas gesagt?«, fragte ich.
Er zuckte mit den Schultern. »Sie sagt, sie hat es nicht getan.«
Ich schluckte einen Schrei hinunter. »Kann ich sie sehen?«
Sheriff Hugo verengte die Augen. »Nicht, wenn Sie vorhaben, Ärger zu machen.«
Ich stemmte die Hände in die Hüften, noch ehe ich mich aufhalten konnte. »Ich habevor, meine Freundin zu trösten, die wahrscheinlich sehr aufgeregt und verängstigt ist.«
Hugo grunzte und winkte mich durch. »Dritte Zelle auf der rechten Seite. Fünf Minuten.«
Ich eilte den Korridor entlang, bis ich Sophie erreichte. Es gab keine Gitter wie in menschlichen Gefängnissen, nur eine unsichtbare Barriere zwischen dem Korridor und dem winzigen Raum.
Sophie stand an der unsichtbaren Barriere und wartete. Sie umklammerte ein Taschentuch mit ihrer Faust, das einzige Zeichen dafür, dass sie geweint hatte. »Ich habe deine Stimme gehört. Ich habe so sehr gehofft, dass ich mir das nicht nur eingebildet habe.«
Ich presste meine Handflächen gegen die Barriere. »Sag mir, was passiert ist.«
»Ich habe Beeren für unseren magischen Backkurs morgen gesammelt«, erklärte sie. »Letztes Schuljahr hatte Ginger ein Rezept für Krachbeer-Muffins mitgebracht, und ich wollte es nachmachen.« Ginger war eines der wenigen rothaarigen Mitglieder des Hexenzirkels. Obwohl sie deutlich jünger war, trat sie manchmal so auf, als wäre sie Professor Holmes’ oder Lady Weatherbys Stellvertreterin.
»Und du bist über den Sarg gestolpert?«
Sie schniefte und nickte. »Zuerst habe ich nicht bemerkt, dass jemand drinnen lag. Ich dachte, ein Vampir würde es vielleicht als Outdoor-Unterkunft nutzen.« Die Vampir-Version einer Hütte im Wald. »Dann fiel mir auf, wie kurz der Sarg war, und mir wurde klar, dass er nicht für einen Vampir gedacht sein konnte.«
»Warum hast du deinen Zauberstab gezogen?«, fragte ich. Sheriff Hugo hatte gemeint, er habe sie mit ihrem Zauberstab in der Hand gestellt.
»Als ich hineingeschaut und das Gesicht des Zwerges gesehen habe, bekam ich Panik. Ich zog meinen Zauberstab und bin nach hinten gesprungen.« Ihr Kinn senkte sich. »Ich bin über einen Stein gestolpert und auf den Hintern gefallen. In dem Moment kam der Sheriff.«
»Kennst du den Zwerg denn?«, fragte ich.
»Ich weiß nur, dass sein Name Freddie ist. Wir hatten bloß hin und wieder miteinander zu tun, aber nein. Ich kannte ihn nicht wirklich.«
»Hast du dem Sheriff erzählt, was du mir erzählt hast?«
»Natürlich.« Sie wischte sich eine verirrte Träne von der Wange. »Es war ihm egal. Er sagte, ich sei die Einzige am Tatort und er müsse mich verhaften.«
»Hast du noch jemanden gesehen, während du da draußen warst?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Meine Eule war bei mir, aber das war’s.«
»Hat der Sheriff gesagt, woher er von dem Sarg wusste?«
»Nein.« Sophie legte ihre Handflächen gegen die unsichtbare Barriere und spiegelte damit meine Geste. »Emma, ich habe Angst.«
»Mach dir keine Sorgen«, sagte ich. »Ich werde nicht zulassen, dass er dich hier festhält.« Ich war mir nicht sicher, wie ich ihre Freilassung erwirken konnte, aber nicht zu wissen, wie ich etwas tun sollte, schreckte mich keineswegs ab. Sophie war meine Freundin – meine süße, unschuldige Freundin. Ich hatte nicht vor, sie der stinkfaulen Arbeitsmoral des Sheriffs zum Opfer fallen zu lassen.
»Meine Eltern sind auf dem Weg«, sagte Sophie. »Ich bin mir sicher, dass sie dem Sheriff auch eine Standpauke halten werden.«
Ich gab der Barriere einen Schmatzer und trat einen Schritt zurück. »Bleib stark. Ich werde sehen, was ich tun kann.«
Eine Frage blieb, die mich quälte. Auf dem Weg aus dem Büro beschloss ich, sie mir von der Seele zu fragen.
»Sheriff?«
»Nein, ich werde sie nicht freilassen, auch wenn Sie es wünschen«, erwiderte er.
Ich lächelte nachsichtig. »Was haben Sie im Wald gemacht?«
Er schaute finster drein. »Was meinen Sie?«
»Hat Sie jemand auf den Sarg aufmerksam gemacht? Oder was hat Sie veranlasst, dorthin zu gehen?«
»Nichts«, sagte er unwirsch. »Ich habe meinen Morgenspaziergang gemacht.«
Seinen Morgenspaziergang? »Sie spazieren jeden Morgen durch den Wald?«
»An den Morgen, an denen ich keine Abschlagzeit habe.« Sheriff Hugo war ein Stammgast auf dem Golfplatz und in den örtlichen Pubs. Er hatte viel Zeit für Freizeitaktivitäten, da er die eigentliche Verbrechensaufklärung den anderen überließ.
»Machen Sie irgendetwas Besonderes auf diesen Spaziergängen?«, fragte ich.
Er zog eine buschige Augenbraue hoch. »Wollen Sie mich verhören, Miss Hart?«
Ich lehnte mich leicht zurück. »Nein, natürlich nicht. Ich bin nur neugierig. Ich kenne andere Bewohner, die einen Waldspaziergang als heilsam für die Seele empfinden.« Dazu gehörte vor allem Daniel.
»Normalerweise sehe ich keine anderen Stadtbewohner«, fügte der Sheriff hinzu. »Ich war genauso überrascht wie alle anderen, einen Glassarg zu finden.«
»Genauso überrascht wie Sophie, nehme ich an.« Ich schenkte ihm ein freches Lächeln.
Seine Miene trübte sich. »Sie kennen den Weg nach draußen.«
Wenn ich ihn nicht gewusst hätte, er hätte ihn mir zweifellos gerne gezeigt.
Ginger stand vor der Klasse, vor ihr eine Reihe von Rührschüsseln. »Heute beginnt einer meiner Lieblingsbereiche. Backzaubereien.«
Laurel rieb sich eifrig den Bauch. »Das war mein Lieblingsfach im letzten Semester.«
»Ist jemand in diesem Fach durchgefallen?«, erkundigte ich mich leise.
Laurel schüttelte den Kopf. »Nein, obwohl Sophie nahe dran war. Sie hat bei ein paar der Zaubersprüche übertrieben, und eine Katastrophe konnte nur knapp vermieden werden.«
Eine Hexe musste jede Klasse erfolgreich absolvieren, bevor sie ihren Abschluss machen durfte. Wenn sie irgendetwas davon nicht bestand, musste sie alle Klassen wiederholen. Die Regeln an der Arabella-St.-Simon-Akademie waren streng.
Bei der Erwähnung von Sophie verdüsterte sich meine Miene. Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass sie in einer Zelle verrotten würde, obwohl sie es ganz und gar nicht verdient hatte.
Wie, als wäre sie von Zauberhand herbeigerufen, stürmte Sophie urplötzlich durch die Tür des Klassenzimmers.
»Sophie«, rief Laurel.
Wir vier rannten los, um sie zu umarmen.
»Ich kann nicht glauben, dass er dich rausgelassen hat.« Ich nahm sie fest in die Arme.
Sophie grinste. »Anscheinend hat der Hexenzirkel aus mehreren Gründen Einspruch erhoben. Lady Weatherby war sehr überzeugend.« Als Mitglied des Stadtrats und Oberhaupt des Hexenzirkels verfügte Lady Weatherby in Spellbound über enorme Macht.
»Das erklärt, weshalb sie heute nicht hier ist«, erwiderte ich. »Bist du komplett aus dem Schneider?«
Sophie stöhnte. »Natürlich nicht. Sheriff Hugo sagte, er würde meine Aussage überprüfen. Er hat mich gewarnt, ich solle die Stadt nicht verlassen.«
»Oh, er ist urkomisch«, sagte Begonia und verdrehte die Augen gen Himmel.
»Lady Weatherby ist immer noch im Büro des Sheriffs«, erzählte Sophie. »Sie versucht noch, zu erklären, warum sie den Zauber nicht einfach entfernen kann.«
»Ich wette, der Sheriff findet es großartig, dass es so kompliziert ist«, meinte ich. Sheriff Hugo wollte auf jedes Problem eine einfache Antwort haben. Schwarz und Weiß waren seine Lieblingsfarben.
Ginger schnippte mit den Fingern. »Ich weiß, dass wir uns alle freuen, Sophie wieder bei uns zu haben, aber wir müssen im Zeitplan bleiben. Ich möchte nicht diejenige sein, die Lady Weatherby sagen muss, dass wir hinter ihrem sorgfältig festgelegten Zeitplan zurückgeblieben sind.«
Wir nahmen also wieder unsere Plätze ein und sahen zu, wie Ginger jede Schale mit ihrem Zauberstab berührte und sie mit verschiedenen Zutaten füllte.
»Wir fangen ganz einfach an«, begann Ginger, »denn das ist alles neu für Emma.«
Mal ganz abgesehen von dem magischen Teil, Backen allein war schon Neuland für mich. Ich war nicht gerade eine Expertin in der Küche; eine Tatsache, die Gareth unsagbar amüsant fand. Meine Großmutter hatte die Küche als ihre Domäne betrachtet, und mein Großvater und ich durften sie ohne ihre ausdrückliche Zustimmung keinesfalls betreten.
»Werden wir wieder eine Lebkuchenüberraschung backen?«, erkundigte sich Millie. Normalerweise durften wir im Unterricht nur sprechen, wenn wir dazu aufgefordert wurden, aber Gingers Stil war weniger steif als der von Lady Weatherby. Einer der Gründe, weswegen wir sie alle mochten.
»Ich dachte, ich bringe mal Abwechslung in dieses Semester«, erklärte Ginger. »Ich will nicht, dass es euch langweilig wird.«
»Rieche ich da etwa Jelängerjelieber?«, fragte Begonia und schnupperte in die Luft.
»Das tust du«, sagte Ginger. »Heute werden wir lernen, wie man ein Wahrheitsbrot backt.«
»Wahrheitsbrot?«, echote ich. »Ich dachte, wir dürfen keine Zaubersprüche anwenden, die die Menschen zwingen, die Wahrheit zu sagen.« Ich wusste das nur, weil ich Lady Weatherby nach Wahrheitszaubern gefragt hatte, als ich in Spellbound angekommen war.
Ginger wackelte mit dem Finger. »Es ist nicht so, dass man sie nicht machen darf«, erklärte sie. »Man muss nur vorsichtig sein, wie viel Gewicht man dem Resultat am Ende beimisst. Die Wahrheit kann immer manipuliert werden. Das Wahrheitsbrot ist jedoch ein geradliniger Zauberspruch. Er ist für einfache Fragen gedacht, zum Beispiel um herauszufinden, welches Kind Krachbeersaft auf dem Sofa verschüttet hat.«
Als Einzelkind hätte es in meinem Haus keine Wahrheitszauber gebraucht. Ich war die Einzige, die Schuld gehabt hätte.
»Setzt der Sheriff jemals Wahrheitszauber ein?«, fragte ich. »Könnte er zum Beispiel Sophie das Brot essen lassen und sie fragen, ob ihre Aussage den Tatsachen entspricht?« Das magische Äquivalent zu einem Lügendetektortest.
»In der Stadt wird es bevorzugt, Magie nicht auf diese Weise einzusetzen«, erklärte Ginger.
»Es gibt nämlich auch Zauber, die einen zum Lügen bringen können«, warf Millie ein. »Was wäre, wenn jemand heimlich einen davon benutzt hätte? Niemand würde wissen, welche Version die Wahrheit ist.«
»Besteht das Wahrheitsbrot immer aus denselben Zutaten?«, wollte ich wissen.
Ginger schüttelte den Kopf. »Es gibt mögliche Ersatzstoffe, aber man muss sehr vorsichtig sein, wenn man sie benutzt.«
»Wenn man falsch abmisst oder die falsche Zutat verwendet, ändert sich der Zauberspruch komplett«, fügte Millie hinzu.
Begonia kicherte. »Erinnerst du dich an Sophies Energie-Muffins?«
Sophie vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. »Erinnert mich nicht daran.«
»Sie hat die falsche Zutat verwendet, und das hatte den gegenteiligen Effekt«, berichtete mir Laurel. »Alle, die die Muffins aßen, schliefen stattdessen ein.«
Alle fingen an zu lachen, bis ihnen etwas klar wurde: dass Sophie ganz offensichtlich schon einmal einen Schlafzauber benutzt hatte.
»Es war kein Fluch des Ewigen Schlafs«, sagte Begonia schnell.
Sophie wurde blass. »Und es war ein Unfall. Heiliger Hexenbesen! Meinst du, der Sheriff wird das als Beweis gegen mich verwenden?«
Alle im Raum wurden still.
Ginger zwang sich offensichtlich zu einem strahlenden Lächeln. »Es gibt doch keinen Grund, diese Sache zu erwähnen, oder?« Sie winkte Sophie zu ihr. »Na, dann komm, Soph. Du bist heute meine Helferin.«
Zögernd stand Sophie auf und ging nach vorn. »Möglicherweise ist das eine schlechte Idee.«
»Mach dich nicht lächerlich. Du bist eine von uns, Sophie Gale«, versicherte Ginger ihr. »Wir lassen nicht zu, dass dich jemand ins Gefängnis schickt.«
»Ich fühle mich so schrecklich wegen Freddie«, gestand Sophie. »Doch die meiste Zeit mache ich mir Sorgen um mich selbst. Aber sollte ich mir nicht Sorgen um ihn machen? Ich meine, er ist derjenige, der in den ewigen Schlummer verfallen ist.« Ihr entwichen ein paar Tränen, und sie tupfte sie mit einem Taschentuch weg.
»Wir sind alle furchtbar traurig über das, was mit Freddie passiert ist«, sagte Ginger und legte tröstend den Arm um sie. »Keiner wird ihn ignorieren. Es gibt eine Menge Leute in Spellbound, die sich um euch beide sorgen.«
Sophie rang sich ein Lächeln ab. »Ich weiß. Ich habe großes Glück.«
»Gut. Und solange du dich glücklich fühlst,« sagte Ginger, »lass uns ein magisches Brot backen.«
Ich beobachtete genau, wie Sophie und Ginger die Zutaten abwogen und den Teig kneteten. Jeder einzelne Schritt der Anleitung musste genau befolgt werden. Es gab keinen Spielraum für Fehler. Ich spürte, wie meine Angstgefühle bei dem Gedanken langsam zunahmen. Gut, dass ich immer noch den Anti-Angst-Trank einnahm, den ich während des Besenflug-Trainings erworben hatte. Zusammen mit der Harfentherapie schien das wirklich zu helfen. Da ich auch Probleme mit dem Schlafen hatte, begann ich, abends mit Harfenmusik einzuschlafen. Gareth und Sedgwick jammerten bitterlich deswegen, aber das war mir egal. Ich schlief so gut wie nie zuvor in meinem Leben, und ich hatte nicht die Absicht, damit aufzuhören, nur weil sie die Harfe nicht mochten. Ich hatte eine Schlafzimmertür, und ich hatte keine Angst, sie zu benutzen.
»Kann man die Wahrheitszutaten auch für andere Dinge als Brot verwenden?«, erkundigte ich mich.