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Emma Hart schwelgt im Glück! Ihre Verlobung ist offiziell, und die ganze Stadt freut sich mit ihr.
Doch das Verbrechen in Spellbound fordert ihre Aufmerksamkeit. Die Leiche eines Pixies wird gefunden, und es sieht nicht nach einem natürlichen Tod aus. Schnell steckt Emma mitten in der Mordermittlung. Erster Ermittlungsort: Das Spellbound-Casino, wo das Opfer mit einem Leprechaun Streit um Geld hatte.
Kann Emma neben den Hochzeitsvorbereitungen einen Mörder finden, bevor noch jemand zu Schaden kommt?
Die Serie: Willkommen in Spellbound - einer Kleinstadt wie jeder anderen. Es gibt Tratsch, heimliche Affären und Verbrechen. Der einzige Unterschied? Hier leben keine Menschen ...
Emma Hart landet durch eine Reihe misslicher Umstände in dieser zauberhaften Stadt voller übernatürlicher Wesen. Doch es gibt ein Problem: Wegen eines Fluches können die magischen Bewohner die Stadt nicht mehr verlassen. Nicht der beste Zeitpunkt für Emma, um zu erfahren, dass sie eine Hexe ist! Die Anwältin macht das Beste aus der Situation und übernimmt den Job des Pflichtverteidigers, der kürzlich ermordet wurde. Denn auch in Spellbound gibt es Ganoven und Mörder. Doch Achtung: Nicht jeder Vampir oder Werwolf ist so böse, wie er aussieht - und nicht jede Elfe ist harmlos!
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Seitenzahl: 273
Cover
Grußwort des Verlags
Über diese Folge
Über die Serie
Titel
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Im nächsten Band
Über die Autorin
Impressum
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Emma Hart schwelgt im Glück! Ihre Verlobung ist offiziell, und die ganze Stadt freut sich mit ihr.
Doch das Verbrechen in Spellbound fordert ihre Aufmerksamkeit. Die Leiche eines Pixies wird gefunden, und es sieht nicht nach einem natürlichen Tod aus. Schnell steckt Emma mitten in der Mordermittlung. Erster Ermittlungsort: Das Spellbound-Casino, wo das Opfer mit einem Leprechaun Streit um Geld hatte.
Kann Emma neben den Hochzeitsvorbereitungen einen Mörder finden, bevor noch jemand zu Schaden kommt?
Band 9 der zauberhaften Cosy-Crime-Serie!
Willkommen in Spellbound – einer Kleinstadt wie jeder anderen. Es gibt Tratsch, heimliche Affären und Verbrechen. Der einzige Unterschied? Hier leben keine Menschen …
Emma Hart landet durch eine Reihe misslicher Umstände in dieser zauberhaften Stadt voller übernatürlicher Wesen. Doch es gibt ein Problem: Wegen eines Fluches können die magischen Bewohner die Stadt nicht mehr verlassen. Nicht der beste Zeitpunkt für Emma, um zu erfahren, dass sie eine Hexe ist! Die Anwältin macht das Beste aus der Situation und übernimmt den Job des Pflichtverteidigers, der kürzlich ermordet wurde. Denn auch in Spellbound gibt es Ganoven und Mörder. Doch Achtung: Nicht jeder Vampir oder Werwolf ist so böse, wie er aussieht – und nicht jede Elfe ist harmlos!
Hokuspokus Hexenkraut
Aus dem Englischen von Ulrike Gerstner
»So funkelig«, sagte Begonia. Ihr keckes Gesicht war nur wenige Zentimeter von meinem Ringfinger entfernt.
»Das liegt daran, wie das Licht auf ihn fällt«, erklärte ich. Der Klassenraum der ASS-Akademie war an diesem Morgen in Sonnenlicht getaucht.
»Es könnte auch daran liegen, dass er riesig ist und perfekt geschliffen«, neckte Begonia. »Hat Daniel ihn von Deacon gekauft?« Deacon war ein Zwerg, dem Deacons Schmuckwerk gehörte, das beliebteste Juweliergeschäft in Spellbound.
»Ja, aber wir haben ihn zusammen ausgesucht«, erklärte ich. »Wir wollen, dass diese Ehe eine echte Partnerschaft ist, also versuchen wir, so viele gemeinsame Entscheidungen wie möglich zu treffen.«
Millie beäugte mich misstrauisch. »Und schließt das auch Entscheidungen über die Hochzeit ein?«
»Auf jeden Fall«, sagte ich. »Das wird keine Wiederholung des Elsa-Spektakels.« Elsa Knightsbridge, eine Fee und die Tochter der entmachteten Bürgermeisterin, hatte einen Zaubertrank genutzt, um Daniel davon zu überzeugen, dass er in sie verliebt war. Glücklicherweise war es mir gelungen, die aufwendige Hochzeit zu stoppen und ihre Macht über Daniel zu brechen, bevor das Ehegelöbnis gesprochen worden war. Ich erlebte diesen Moment immer noch in meinen Albträumen. Was wäre gewesen, wenn ich still dagestanden und ihn für immer verloren hätte?
Nun war Sophie dran, den Ring zu bestaunen. »Es ist unmöglich, dass sich das mit Elsa wiederholt. Denn Daniel liebt dich wirklich. Da braucht man keinen Liebestrank.«
»Ist das der Teil, wo wir den Ring küssen und versprechen, alles zu tun, was du sagst?«, fragte Millie.
Ich lachte auf. »Ich bin nicht der Pate.« Ich strich mit meinem Finger über den Diamanten. »Aber ich habe beschlossen, ihn als ›meinen Schatzzz‹ zu bezeichnen.«
Millie verdrehte die Augen. »Du bist echt ein schräger Vogel.«
Ein Lächeln zupfte an meinen Lippen. »Das merkst du erst jetzt?«
Lady Weatherby betrat das Klassenzimmer mit ihrer üblichen majestätischen Ausstrahlung. »Und was hat heute Morgen unsere Aufmerksamkeit erregt?« Sie spähte mir über die Schulter. »Ah, ich verstehe. Ich habe die Neuigkeit gehört, war mir aber nicht sicher, ob ich sie glauben sollte. Vermutlich sind Glückwünsche angebracht.«
Vermutlich? Natürlich waren sie angebracht!
»Es stimmt«, antwortete ich. Ich konnte mir das Lächeln nicht aus dem Gesicht wischen, selbst wenn ich es gewollt hätte. Ich war viel zu glücklich. Die positive Energie, die in mir sprudelte, ließ sich nicht unterdrücken. »Daniel und ich werden heiraten.«
Lady Weatherbys Lippen formten ein schmales Lächeln. »Der Hexenzirkel wünscht Ihnen alles Gute, Miss Hart. Meine Wahl wäre natürlich nicht auf Daniel Starr als Ehemann gefallen. Aber wie sagt man so schön, für jeden Kessel gibt es eine Kelle. Also, machen wir weiter mit unserer heutigen Lektion. Das ist schließlich der Grund, weshalb wir hier versammelt sind.«
Nur Lady Weatherby konnte es schaffen, mich inmitten ihrer Glückwünsche zu beleidigen. Wie immer nahm ich es sportlich. Ich war mit viel zu viel Freude erfüllt, als dass ich mich von einem zweideutigen Kompliment aus der Ruhe bringen lassen würde.
Die Förderklasse-Hexen setzten sich auf ihre Stühle, während Lady Weatherby ihren Platz vorne im Klassenzimmer einnahm. »In der heutigen Stunde geht es um die grundlegenden Schutzzauber.«
»Oh, das ist gut«, bemerkte ich und dachte an mein Büro. Jemand hatte sich kürzlich dort eingeschlichen und eine lieb gewonnene Pflanze getötet. Althea brannte darauf, den Schuldigen in die Finger zu bekommen.
Lady Weatherby warf mir einen vernichtenden Blick zu. »Schön, dass es Ihnen gefällt, Miss Hart.«
»Entschuldigen Sie, Lady Weatherby«, warf Millie ein und hob die Hand.
»Ja, Millie?«
»Bevor wir anfangen, würden Sie uns bitte ein Update über den Fluch geben?«, bat sie. »Seit Emma das Horn zurückgebracht hat, haben wir nichts mehr über die Fortschritte des Hexenzirkels, den Fluch zu brechen, gehört.«
Kürzlich hatten die Förderhexen ein altes Pergament entdeckt, in dem es Hinweise gab, wie man den Fluch der Zauberin zu brechen vermochte. Ein Einhornhorn schien eine notwendige Zutat zu sein. Ich hatte einen der Zaubersprüche auf dem Pergament benutzt, um ein heiliges Einhorn zu beschwören und dessen Horn zu gewinnen. Seitdem hatte der Hexenzirkel hart daran gearbeitet, den Zauber zu vollenden, den frühere Hexen begonnen hatten.
»Die besten Hexen und Zauberer des Hexenzirkels sitzen daran«, erklärte Lady Weatherby vage.
»Ist das so, als würde Prinz Humperdinck seine vier schnellsten Schiffe schicken?«, fragte ich.
Das Oberhaupt des Hexenzirkels starrte mich mit ausdrucksloser Miene an.
Millie stöhnte. »Das ist eine Anspielung auf Die Braut des Prinzen. Eine Sache aus der Menschenwelt.«
Lady Weatherby schnalzte abweisend mit der Zunge.
»Es können gar nicht die besten Hexen des Hexenzirkels daran mitarbeiten«, sagte Begonia. »Laurel ist gar nicht dabei, und sie war diejenige, die das Pergament überhaupt erst entdeckt hat.«
Lady Weatherby zögerte. »Bei allem Respekt, Hexen, dies ist die Förderklasse. Schon der Name deutet darauf hin, dass keine von euch die Beste in irgendeiner Form der Hexerei ist, so fleißig ihr auch sein mögt.«
Autsch. Das musste das Harscheste sein, was Lady Weatherby je zu uns gesagt hatte. Als Oberhaupt des Hexenzirkels hatte sie jedoch das gute Recht zu entscheiden, welche Mitglieder ihr würdig für dieses sehr wichtige Projekt erschienen. Schließlich hing das gesamte Schicksal der Stadt davon ab, da konnte ich es ihr nicht verübeln, dass sie anspruchsvoll war.
Millie verschränkte die Arme und reckte das Kinn; eine störrische Miene, die ich inzwischen gut kannte. »Bei allem Respekt für Sie, Lady Weatherby, das ist schlichtweg beleidigend. Wir haben uns dem Hexenzirkel gegenüber immer wieder bewiesen. Nur weil wir nicht die richtigen akademischen Voraussetzungen mitbringen, heißt das nicht, dass wir keine kompetenten Hexen sind.«
Alle starrten Millie an. Niemand widersetzte sich offen Lady Weatherby, außer vielleicht ihre Mutter. Und Agnes war sicher im Spellbound-Pflegeheim untergebracht, sodass es nur wenige Gelegenheiten für öffentliche Demütigungen gab.
Lady Weatherby musste man zugutehalten, dass sie bei ihrer Antwort an Millie große Zurückhaltung zeigte. »Ich stimme zwar zu, dass jede von euch außerhalb des Klassenzimmers ein gewisses Maß an Kompetenz gezeigt hat, aber was wir für dieses spezielle Projekt benötigen, ist weit mehr als Kompetenz. Das könnt ihr doch sicher verstehen.«
Keine widersprach. Das Schweigen schien Lady Weatherby nachdenklich zu machen. »Wenn ich es mir recht überlege, hast du ein sehr gutes Argument vorgebracht, Millie.« Ihr Blick ruhte auf Laurel. »Warum kommst du nicht zu unserem nächsten Treffen, Laurel? Ich nehme an, du kannst nicht viel falsch machen.«
Laurel strahlte stolz. Als jüngste der Förderhexen erwies sich Laurel als sehr vielversprechend. »Es wäre mir eine Ehre, Lady Weatherby.«
Millie saß mit versteinerter Miene da, die Hände auf dem Tisch verschränkt. Sie kochte, ich wusste es. Sie wollte, dass wir alle mitmachten, nicht nur Laurel. Mit meiner Verlobung und der Wahl von Laurel würde es uns schwerfallen, Millies Ego diese Woche zu streicheln. Dennoch war es die Mühe wert. In Millies Brust schlug ein großes Herz, auch wenn sie es nicht immer zeigte. Ich hatte es oft genug gesehen, um von dessen Existenz überzeugt zu sein.
»Wenn wir mit unserem kleinen Exkurs fertig sind, sollten wir uns den Schutzzaubern zuwenden.« Lady Weatherby legte ihren Umhang ab und drapierte ihn über die Stuhllehne. »Schutzzauber können unser Eigentum oder einfach einen Gegenstand von Wert abschirmen. Die Konsequenzen, einen Schutzzauber zu brechen, können harmlos sein. Beispielsweise könnte der Besitzer über den Bruch einfach nur benachrichtigt werden. Sie können aber auch drastischere Folgen nach sich ziehen, beispielsweise so etwas wie eklatante Schmerzen für den Eindringling.«
Mein Kopf begann zu pochen, wenn ich darüber nachdachte. Ich würde nicht grundlos solche Schmerzen verursachen wollen. Ich hob die Hand. »Was ist, wenn der Bruch versehentlich geschehen ist? Dann hat man einem unschuldigen Paranormalen Schmerzen zugefügt.«
Lady Weatherby schaute mich von oben herab an. »Dann wird der oder die Paranormale eine wertvolle Lektion gelernt haben, nicht wahr?«
Meine Kehle schnürte sich zu. Notiz an mich selbst: von Lady Weatherbys Haus fernbleiben.
»Wir werden mit einfachen Schutzzaubern beginnen«, fuhr sie fort. »Für die heutige Lektion möchte ich, dass jede von euch einen solchen Zauber erschafft, um ihr Ei zu schützen.«
Ich starrte mit fragendem Blick auf den leeren Tisch vor mir. »Welches Ei?«
Lady Weatherby zückte ihren Zauberstab, und blitzschnell erschienen fünf Eier auf dem Tisch, eines vor jeder von uns. »Verteilt euch jetzt im Raum, damit ihr euch nicht in die Quere kommt. Ihr müsst diese Eier nach bestem Wissen und Gewissen vor Schaden bewahren. Wählt den Schutz, den ihr für angemessen haltet.«
Ich begab mich in den hinteren Teil des Klassenzimmers in der Nähe der Tür und grübelte über die Schutzzauberoptionen.
Von ihrem Platz am Tisch aus winkte Millie mit der Hand in der Luft. »Lady Weatherby, sind diese Eier hart gekocht?«
Das Oberhaupt des Hexenzirkels verengte die Augen. »Nein, Millie. Das sind sie nicht. Warum? Hattest du vor, nach dem Unterricht eins zu essen?«
Ich unterdrückte ein Lächeln. Ein Scherz von Lady Weatherby! Würden die Wunder nie aufhören?
Wir hatten zwanzig Minuten Zeit, um einen Schutzzauber vorzubereiten, dann war es an der Zeit, unsere Arbeit vorzustellen.
»Also, Hexen, ihr seid euch alle sicher, dass ihr einen Weg gefunden habt, eure Eier zu schützen?«, fragte Lady Weatherby, und wir nickten alle. »Gut. Wir fangen mit Millies Zauber an. Sophie, warum versuchst du nicht, ihn zu durchbrechen?«
Sophie warf einen nervösen Blick zu Millie. »Du hast doch nicht etwa fiese Schmerzelemente hinzugefügt, oder?«
Millie schüttelte den Kopf. »Obwohl ich das leicht hätte tun können. Schutzzauber sind eine meiner Stärken.«
»Ich weiß nicht, wie du es schaffst, den Überblick über sie alle zu behalten«, sagte Lady Weatherby kühl. »Du hast offensichtlich so viele davon.«
Millie schien den ironischen Tonfall nicht zu bemerken. Stattdessen nahm sie es als Zuspruch auf und lächelte stolz. Ach, herrje.
Sophie griff zaghaft nach Millies Ei. Ein zischendes Geräusch erfüllte die Luft, Sophie zuckte mit einem gedämpften »Aua« zurück und steckte hastig ihre Finger in den Mund.
»Das ist nur ein magischer Stromkreislauf, der dir eine zwiebeln soll«, sagte Millie.
»Na ja, das hat zumindest funktioniert«, bemerkte Sophie.
Lady Weatherby ließ ein zufriedenes Nicken sehen. »Jetzt du, Sophie. Millie, du kannst versuchen, ihr Ei zu holen.«
Millie wollte es schlau angehen und richtete ihren Zauberstab auf das Ei. »Ganz ohne Geschrei / lass Sophies Ei frei.« Ihr Zauberstab begann zu vibrieren und dann ihr Arm, bis ihr kompletter Körper zitterte. Ihr Zauberstab fiel klappernd auf den Boden.
»Gut gemacht, Sophie«, sagte Lady Weatherby. »Miss Hart, warum versuchen Sie nicht, sich das Ei von Laurel zu holen?«
Ich durchquerte den Raum, wo Laurels Ei auf dem Tisch lag.
»Ich bin mir nicht sicher, ob Emma die Richtige für meine Herangehensweise ist«, sagte Laurel langsam.
»Warum sollte das wichtig sein?«, fragte Lady Weatherby.
Laurel zuckte zusammen. »Weil ich meinen Schutz so eingestellt habe, dass …«
Als ich nach dem Ei griff, überrollte mich eine Welle der Übelkeit. Es gab keine Möglichkeit, sie niederzuringen.
»… er starke Übelkeit verursacht«, beendete Laurel.
Und mit diesen Worten übergab ich mich unversehens auf das Ei.
Zurück im Geheimversteck ließen wir Millie über Lady Weatherbys Entscheidung, Laurel mit in die Fluchbrecher-Sitzungen einzubeziehen, maulen und mosern.
»Ich meine, wir haben alle bewiesen, dass wir außergewöhnliche Hexen sind«, murrte Millie. »Ich verstehe nicht, warum sie das nicht anerkennen kann.«
»Und welche Mitglieder des Hexenzirkels arbeiten genau daran?«, warf Sophie ein. »Das wüsste ich auch gerne. Gibt es irgendwelche Spezialisten? Oder sind es nur die üblichen Verdächtigen wie Meg, Ginger und Professor Holmes?«
»Höchstwahrscheinlich wird Laurel es uns nach ihrem ersten Treffen verraten können«, sagte ich.
Laurel nickte nachdrücklich. »Betrachtet mich als eure interne Quelle. Es ist mir egal, ob sie mich zur Verschwiegenheit verpflichten. Ihr wisst, dass ich euch alles erzähle.«
Das war doch mal eine echte Freundin. Der Gedanke führte mich zu meiner nächsten Frage. »Also, es gibt da etwas, das ich euch fragen wollte.«
»Ja, wir finden, du solltest ihn heiraten«, erwiderte Millie mit einem genervten Seufzer. »Musst du uns das wirklich ständig unter die Nase reiben? Du hast den perfekten Mann gefunden. Der zudem ein heißer Engel ist. Warum solltest du Zweifel haben?«
Ich räusperte mich. »Eigentlich habe ich keine Zweifel, aber danke für deinen aufschlussreichen Einwurf. Was ich fragen möchte, ist, ob ihr alle daran Interesse hättet, Brautjungfern zu sein.«
Die Hexen hielten abrupt inne und starrten mich an.
»Im Ernst?«, fragte Laurel. »Sogar ich? Bist du sicher, dass ich nicht besser ein Blumenmädchen sein soll oder so?«
»Du bist dreizehn, nicht drei«, gab ich zurück. »Du bist ein gleichberechtigtes Mitglied dieser Gruppe und genauso meine Freundin wie alle anderen hier. Es wäre eine Beleidigung für mich, wenn du keine Brautjungfer wärst.«
Laurel schlang ihre Arme um meinen Hals. »Du hast keine Ahnung, was es mir bedeutet, das von dir zu hören!« Als jüngstes von fünf Kindern hatte ich den Eindruck, dass Laurel sich oft übersehen und unbedeutend fühlte, trotz ihrer vielen Talente. In unserer Gruppe hatte sie einen wichtigen Platz, so wie es jede von uns verdiente.
»Müssen wir dann auch hässliche Kleider tragen?«, fragte Millie. »So etwas machen die Bräute doch, oder? Weil sie am schönsten aussehen wollen, stecken sie all ihre hübschen Freundinnen in hässliche Kleider.«
Begonia schnaubte. »Ich glaube nicht, dass Emma Probleme haben wird, von sich aus schön auszusehen.«
»Danke, Begonia«, sagte ich. »Ich verspreche, dass ich euch nicht zwingen werde, hässliche Kleider zu tragen. Ihr könnt sogar gern mit mir ins Ready-to-Were gehen. Ricardo wird uns allen helfen, die perfekten Kleider zu finden.«
»Das klingt wunderbar«, rief Sophie und klatschte in die Hände. »Ich war noch nie Brautjungfer. Das ist so aufregend.«
»Wo wird die Hochzeit denn stattfinden?«, fragte Millie. »Im Country Club?«
Ich zögerte. »Ich weiß, das wird sich für euch seltsam anhören, aber Daniel und ich haben beschlossen, dass wir die Zeremonie am Swan Lake abhalten wollen.«
Begonia riss ihre blauen Augen auf. »Derselbe Ort, an dem er fast Elsa geheiratet hätte? Ist das nicht … seltsam?«
Das war die Antwort, die ich erwartet hatte. »Wir haben darüber gesprochen und beschlossen, dass es uns egal ist. Am Swan Lake haben wir uns kennengelernt, und es fühlt sich einfach richtig an. Natürlich wird es nicht so dramatisch wie bei der Fast-Hochzeit, denn diesmal wird niemand zur Heirat gezwungen.«
Sophie drückte meine Schulter. »Ich finde es sehr romantisch. Es wird eine wunderschöne Hochzeit sein, da bin ich mir sicher.«
»Habt ihr schon ein Datum festgelegt?«, wollte Laurel wissen. »Wenn wir es bis dahin schaffen, den Fluch zu brechen, könntet ihr vielleicht sogar in die Flitterwochen fahren.«
Ich hatte diese Möglichkeit nicht einmal in Betracht gezogen. Und die Flitterwochen wären nicht die einzige Option. Ich könnte nach Hause fahren, zurück nach Lemon Grove, Pennsylvania. Nicht, dass es dort noch etwas für mich gab. Mein ganzes Leben spielte sich hier in Spellbound ab, Fluch oder kein Fluch.
»Das ist eine schöne Idee«, sagte ich. »Aber wir sollten uns nicht zu viele Hoffnungen machen.« Ich dachte an meine leibliche Mutter und ob sie vielleicht noch irgendwo da draußen war. Wenn wir es schaffen würden, den Fluch vor der Hochzeit zu brechen, könnte ich sie vielleicht finden. Vielleicht könnte sie dann an meinem großen Tag hier sein. Der Gedanke war kaum erträglich.
»Emma?«, sagte Begonia sanft. »Geht es dir gut?«
Ich schüttelte die Gedanken ab. »Ja, entschuldige. Ich habe darüber nachgesonnen, was es alles zu tun gibt. Wir haben uns sechs Wochen Zeit gegeben, das sollte genug sein, um alles unter Dach und Fach zu bringen.«
Begonia seufzte verträumt. »Stell dir das vor. Schon bald wirst du Mrs Daniel Starr sein.«
Ich schüttelte den Kopf. »Nee. Er wird Mr Emma Hart sein.«
Millie blieb der Mund offen stehen. »Das kann nicht dein Ernst sein.«
Ich lachte. »Nein, er wird immer noch Daniel Starr sein, und ich werde immer noch Emma Hart sein, und wir werden heiraten.«
»Und wer von uns wird deine Trauzeugin?«, erkundigte sich Sophie.
Ich hatte gewusst, dass diese Frage kommen würde. Zum Glück hatte ich vorher bereits lange darüber nachgedacht. »Ich glaube, es gibt einen Paranormalen, der für diese Rolle geboren wurde.«
Nachdenklich zog Begonia die Nase kraus. »Wirklich? Wer ist das?«
Ich lächelte. »Gareth, natürlich.«
Althea, meine Gorgonen-Assistentin, tänzelte in mein Büro, als wäre sie bereit für den nächsten Discobesuch. Das Erste, was mir auffiel, war das Fehlen ihres üblichen Kopftuchs. Stattdessen trug sie eine weiße Leinenserviette, die mit einer Sicherheitsnadel zusammengehalten wurde.
»Hast du heute etwas zu Hause vergessen?«, fragte ich und tippte mir an den Kopf.
Althea blickte aufwärts. »Die Mädels und ich hatten heute Morgen eine kleine Meinungsverschiedenheit. Ihnen gefiel nicht, was ich zu sagen hatte, also haben sie das Kopftuch, das ich trug, zerkaut. Mein anderes ist in der Wäsche, also habe ich mich mit dem begnügt, was ich dahatte. Es ist sauber, also mach dir keine Sorgen.«
»Du hast nur zwei Kopftücher?« Meiner Meinung nach hätte sie mindestens fünf haben müssen.
»Ich weiß«, sagte sie. »Dumm, nicht wahr? Ich sollte mir eins von meiner Schwester Amanda ausleihen. Sie hat eine ganze Sammlung davon.«
»Warum hast du keine Sammlung?«
Althea verzog das Gesicht. »Ich sammle nichts. Sie mag ihre mit vielen Verzierungen. Ich bevorzuge die schlichten.«
»Na ja, Amanda ist auch ein besonderes Exemplar«, sagte ich. Die jüngere Gorgone stellte beruflich Gartenzwerge her. »Trotzdem ist es wahrscheinlich sicherer, ein Kopftuch mit Kürbismustern zu tragen als gar keins.«
»Ich werde niemanden wegen einer Serviette zu Stein verwandeln«, betonte Althea. »Sie sind gut gesichert. Für den Fall der Fälle habe ich irgendwo in meiner Kommode zu Hause einen Zauber, den Agnes vor Jahren für mich entwickelt hat. Es ist nur eine vorübergehende Lösung, aber er würde mich für eine begrenzte Zeit davon abhalten, jemanden zu versteinern.«
Ich lächelte bei der Erwähnung von Agnes. »Sie hat einen Zauberspruch für dich entwickelt?«
Althea nickte. »Deine Agnes steckt voller Wissen und Macht. Ich habe schon hundertmal gesagt, dass es töricht ist, diese Hexe aufs Abstellgleis zu schieben. Lady Weatherby ist begabt, aber ihre Mutter ist eine Naturgewalt.«
Ich widersprach nicht. Allerdings hatte ich auch eine Schwäche für Agnes und ihre ganz speziellen Verrücktheiten.
Althea blickte auf die leere Fensterbank. »Hast du herausgefunden, wer unsere Pflanze vergiftet hat?«
Ich folgte ihrem Blick. »Noch nicht. Ich war mit anderen Angelegenheiten beschäftigt.«
»Apropos andere Angelegenheiten«, sagte sie und holte eine Akte hervor. Ich war so auf das windelartige Kopftuch fixiert gewesen, dass ich gar nicht bemerkt hatte, dass sie etwas in der Hand hielt. »Heute kommt ein neuer Mandant zu dir.«
Ich presste meine Lippen aufeinander. »Lass mich raten. Der Mandant wird in einer halben Stunde hier sein.«
Althea blinzelte. »Nö. Du hast mindestens eine Stunde Zeit.«
Ich stöhnte. »Ich hoffe, es geht um kein allzu schweres Vergehen. Ich bin im Moment so abgelenkt vom Leben.«
»Es geht um einen Fall von Hausfriedensbruch«, informierte Althea. »Ein Werluchs namens Tomlin.«
Ich überprüfte den Inhalt der Akte. »Okay, ich denke, ich sollte mir das jetzt ansehen.«
»Ist das mein Stichwort, um zu Brew-Ha-Ha zu stiefeln und die übliche Dosis Koffein zu besorgen?«, fragte sie.
Ich lächelte. »Ich glaube, wir grooven uns langsam ein.« Als ich eine Seite umblätterte, wurde Altheas Aufmerksamkeit auf meine Hand gelenkt.
»Sterne und Staub«, sagte sie. »Was funkelt denn da? Wann hast du dieses schöne Schmuckstück bekommen, Miss Sparkle?«
Ich hielt meine Hand zur Begutachtung hoch. »Ich dachte, du wüsstest es. Wir haben beschlossen, es offiziell zu machen.«
»Solche Neuigkeiten würde ich nicht vergessen.« Althea gab ein beifälliges Geräusch von sich. »Das ist aber sehr offiziell, nicht wahr? So etwas Offizielles hätte ich auch gerne an meinem Finger.«
»Nichts hindert dich daran, dir einen schönen Ring zu kaufen«, entgegnete ich.
»Ich glaube, das magere Gehalt, das mir gezahlt wird, hindert mich daran«, antwortete sie mit einem vielsagenden Blick.
»Aber wenn man liebt, was man tut, ist es, als würde man keinen einzigen Tag in seinem Leben arbeiten.« Ich schenkte ihr ein freches Grinsen.
Althea brummte. »Das sagen Angestellte nur, weil sie nicht viel Geld verdienen. Wenn du erst einmal deinen reichen Engel geheiratet hast, wirst du dir nie wieder Sorgen um Geld machen müssen.«
»Es ist ja nicht so, als würde ich jetzt Sorgen haben«, erklärte ich. »Die Lebenshaltungskosten sind hier nicht sehr hoch.« Und ich hatte das Haus von Gareth umsonst bekommen. Wenn wir schon von einer Chance im Leben sprachen: Es verging kein Tag, an dem ich nicht dankbar dafür war.
»Ich schätze, Gareth ist vampirselig über das ganze Hochzeitsgerede«, sagte Althea.
»Das ist noch milde ausgedrückt. Er weiß, dass das seine Erfahrung sein wird, die dem Himmel am nächsten kommt.« Ich konnte nicht anders, als zuzusehen, wie sich die Schlangen bewegten. Es war hypnotisierend. »Ich glaube, deine Mädels starren mich an.«
Althea blickte hinunter auf ihren üppigen Busen.
»Die falschen Mädels«, sagte ich.
»Oh.« Althea blickte nach oben. »Das liegt daran, dass sie dich mögen.«
»Seit wann?«, platzte ich heraus.
»Glaub mir. Ich weiß, wann sie jemanden nicht mögen. Sie sind genauso unverblümt wie ich. Hast du einen besonderen Wunsch für deinen Latte?«
Ich schüttelte den Kopf. »Überrasch mich.«
Althea lächelte. »Oh, wir spielen heute zur Abwechslung mal mit dem Feuer. Ich mag das.«
Sie verließ das Büro, und ich nahm mir die wenige Zeit, die mir blieb, um die Akte durchzusehen. Tomlin war ein fünfunddreißigjähriger Werluchs, der beim unerlaubten Betreten des Grundstücks von Henrietta und Bob Akers erwischt worden war. Ich kannte die Adresse nicht. Tomlin war ledig und kinderlos. Das klang vielversprechend. Vielleicht wäre er ein guter Kandidat fürs Speed-Dating. Es überraschte mich immer wieder, wie viele alleinstehende Paranormale sich in Spellbound herumtrieben.
Tomlin kam fünf Minuten zu spät und sah ein wenig unordentlich aus. Sein Hemd war nur teilweise in die Hose gesteckt und das Haar wirkte ungekämmt. Okay, ohne Umstyling kein guter Kandidat fürs Speed-Dating.
»Sie müssen Tomlin sein«, sagte ich. »Bitte kommen Sie herein und nehmen Sie Platz.«
Tomlin schlurfte herein und setzte sich vorsichtig auf den Stuhl gegenüber von mir. Er schien so nervös zu sein, dass ich mich besonders anstrengen müssen würde, um ihn zu beruhigen.
Althea eilte direkt hinter ihm herein. »Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat. Henrik hatte ein Problem mit dem Milchschäumer. Eine der Pixies musste mit Pixiestaub einspringen.«
»Althea, das ist Tomlin.«
»Schön, Sie kennenzulernen. Tut mir leid, dass ich Ihnen nichts mitgebracht habe«, wandte sich Althea an Tomlin.
Ich nippte an dem Latte. Ich schmeckte Zimt und etwas anderes, mir Unbekanntes. »Was ist der Extra-Schuss?«
»Ich habe mich für Zen entschieden«, antwortete sie. »Du hast viel zu tun. Zen schien mir angemessen.«
»Du kennst mich so gut.«
Als Althea in ihr Büro zurückkehrte, lehnte ich mich in meinem Stuhl zurück und konzentrierte mich auf Tomlin.
»Sie können sich entspannen«, sagte ich. »Ich bin Ihre Verteidigerin, nicht der Staatsanwalt.«
Er erschauderte. »Eine Anwältin zu haben, klingt so ernst.«
»Es ist ziemlich ernst, aber nicht das Ende der Welt. Und es ist meine Aufgabe, Sie zu verteidigen. Wenn Sie sich während dieses Prozesses bei irgendjemandem wohlfühlen sollten, dann bin ich das.«
Er schenkte mir ein besorgtes Lächeln. »Entschuldigung. Sehe ich nervös aus? Ich bin noch nie in Schwierigkeiten geraten. Zumindest nicht offiziell. Ich meine, ich habe als Kind oft Ärger bekommen. Ich habe Süßigkeiten aus dem Glas stibitzt und so was. Ich habe immer Münzen eingesteckt, die ich hinter den Sofakissen meiner Freunde gefunden habe.«
Der Werluchs schien nicht das selbstbewusste Auftreten zu haben, das man oft mit einigen der größeren Shifter assoziierte. Was die Nahrungskette anging, war er eigentlich nicht allzu weit von der Spitze entfernt.
»Warum erzählen Sie mir nicht mit Ihren eigenen Worten, was passiert ist?«, fragte ich. »Dann können wir über die besten Optionen für Ihren Fall sprechen.«
Tomlins Fingerknöchel waren fast weiß, weil er die Armlehnen des Stuhls so fest umklammert hielt. Ich erwog, meinen Latte zu teilen. Dieser Typ brauchte Zen im ganz großen Stil.
»Mir war nicht klar, dass ich mich auf dem Grundstück von jemand anderem befand«, erklärte er. »Ich dachte, es wäre freies Gelände. Es war nicht abgesperrt oder so.«
»Waren Sie in Sichtweite des Hauses?«, fragte ich.
Er kniff die Augen zusammen und dachte nach. »Ich konnte es sehen, aber es war nicht so nah, dass ich hätte vermuten müssen, ich sei in ihrem Garten.«
Ich überprüfte die Akte noch einmal. »Ich sehe keinen Hinweis auf eine Beschilderung. Gab es eine offensichtliche Begrenzung?«
Tomlin schüttelte unmissverständlich den Kopf. »Nein, ich wäre nicht dort gewesen, wenn ich irgendwelche Anzeichen dafür gesehen hätte. Ich habe es nicht mit Absicht getan.«
»Waren Sie das erste Mal an diesem Ort?«
Sein Blick wanderte zu Boden. »Nein, es war wahrscheinlich mein drittes Mal.«
Kein Wunder, dass die Grundbesitzer Sheriff Astrid angerufen hatten. Wahrscheinlich hatten sie Tomlin schon zweimal einen Freifahrtschein gewährt. »Haben sich die Besitzer jemals an Sie gewandt?«
»Nein, das ist ja das Problem. Sie haben sich mir nie genähert. Ich habe sie nicht einmal gesehen. Ich wusste erst, dass ich etwas falsch gemacht hatte, als die Sheriffin vor meiner Tür stand, um mich zu verhaften.«
Das war merkwürdig. Wenn sie so verärgert darüber waren, warum hatten sie Tomlin nicht wissen lassen, dass er unbefugt das Grundstück betreten hatte? Oder jemanden angeheuert, der das Grundstück mit Schutzzaubern versah? Demetrius hatte das für mich getan, dabei hatte ich nicht mal unerwünschten Besuch von einem Werluchs bekommen.
»Darf ich fragen, was Sie auf dem Grundstück gemacht haben?«
Tomlin zappelte unruhig in seinem Stuhl. »Nichts Schlimmes. Ich habe nach Gemüse gesucht.«
»Wäre es nicht einfacher, dafür auf den Markt zu gehen?«, fragte ich.
»Ich bringe mir selbst das Kochen bei und gehe gerne auf Nahrungssuche. Wahrscheinlich das Tier in mir«, erklärte er. »Meine Freundin … Verzeihung, meine Ex-Freundin war eine Expertin für Nahrungssuche, zumindest für selbst gekochte Mahlzeiten. Sie sagte stets, dass das Essen besser schmeckt, wenn man es direkt vom Land holt. Geena hat immer für uns gekocht – sie ist Köchin, wissen Sie –, und als sie mich verließ, musste ich mir das alles selbst erarbeiten.«
»Was ist mit Geena passiert?« Eine Köchin klang für mich wie eine ideale Partnerin. Köstliche Mahlzeiten, ohne dass ich mich anstrengen müsste … hervorragend!
Seine Miene verfinsterte sich. »Sie hat mich für einen Werfuchs verlassen. Sie wohnt jetzt am anderen Ende der Stadt. Wahrscheinlich kocht siejetzt alle seine Mahlzeiten.«
»Ich wette, sie hat viel mehr getan, als nur für Sie zu kochen, als Sie noch zusammengewohnt haben«, sagte ich. Das würde sein ungepflegtes Aussehen erklären. Er war noch dabei zu lernen, wie er sich selbst versorgen konnte. Mit fünfunddreißig Jahren hätte ich mir allerdings mehr Unabhängigkeit erhofft.
»Ja, Geena hat viel im Haushalt gemacht«, sagte er. »Sie meinte, ich sei faul. Das war ein ständiger Streitpunkt in unserer Beziehung.«
»Würden Sie ihrer Einschätzung zustimmen?«
Er schenkte mir ein reumütiges Lächeln. »Ich weiß, ich war faul. Ich überließ ihr alle Aufgaben und bot ihr nie meine Hilfe an. Ich glaube, sie hatte es satt, darauf zu warten, dass ich mal den Hintern hochbekomme.« Er hielt inne. »Jetzt muss ich jeden Tag den Hintern bewegen, sonst bleibt alles liegen.«
Willkommen in der realen Welt, wollte ich am liebsten rufen. »Es tut mir leid, Tomlin. Das muss ein schwieriger Übergang für Sie sein.«
Er kaute an seinem Fingernagel. »Ich habe das Gefühl, dass es mit jedem Tag ein bisschen besser wird. Ich bin stolz auf mich, wenn ich etwas Neues lerne. Ich glaube, diese ganze Erfahrung hat mein Selbstvertrauen gestärkt, auch wenn ich am Anfang völlig durcheinander war.«
»Na ja, ich hoffe, wir können das Problem lösen, damit Sie sich nicht mit noch einem Schlamassel herumschlagen müssen.«
»Danke«, sagte er. »Ich habe meine Lektion gelernt, wenn es um die Nahrungssuche geht. Ich wünschte nur, die Leute hätten die Sache nicht eskalieren lassen. Wären sie beim ersten Mal zu mir gekommen, hätten wir das alles hier vermeiden können.«
»Da stimme ich Ihnen vollkommen zu, Tomlin«, erwiderte ich. Und nun war es meine Aufgabe, die Gründe dafür herauszufinden.
Ich saß im Schneidersitz auf dem Bett im Spellbound-Pflegeheim. Der Gemeinschaftsraum wurde gerade zum Basteln genutzt, also arbeiteten Agnes und ich in ihrem Zimmer an einem Manifestationszauber. Obwohl Lady Weatherby an einer weiteren Fluchbrecher-Sitzung teilnahm, entging mir nicht, dass Agnes dies als Ausrede wahrnahm, damit ihre Tochter sie nicht besuchen musste.
»Sie hat immer etwas Wichtigeres zu tun«, murrte Agnes.
»Um ehrlich zu sein, ist das Brechen des Fluchs wahrscheinlich wichtiger als alles andere, was sie tun könnte.«
»Na schön, Benedict Arnold«, schnaubte sie. »Dann ist das wohl so.«
»Du weißt nur, wer Benedict Arnold ist, weil ich es dir erzählt habe«, sagte ich.
»Sieh nur, wie ich das Wissen, das mir gegeben wurde, anwende!«, konterte Agnes. »Es wäre schön, wenn du das auch tun würdest. Ich verstehe nicht, warum es dir so schwerfällt, diese Briefe herbeizuholen. Wie oft haben wir es jetzt schon versucht?«
Agnes und ich hatten daran gearbeitet, ein Paket mit Briefen meiner leiblichen Mutter zu finden. Ich hatte ihre Existenz entdeckt, als ich in einem Wachtraum verzaubert wurde, und war entschlossen, sie nach Spellbound zu holen, damit ich mehr über meine Vergangenheit erfahren konnte.
»Ich habe aufgehört zu zählen«, antwortete ich. »Ist es möglich, dass die Briefe in der menschlichen Welt mit einer Art Schutzzauber belegt sind? Etwas, das verhindert, dass sie durch Magie beschworen werden?«
Agnes tippte mit ihrem langen Fingernagel gegen ihr Kinn. »Das ist das Intelligenteste, was ich dich … nun ja, jemals habe sagen hören.«
Ich funkelte sie an. »Ich bin sicher, ich habe schon andere intelligente Dinge gesagt.«
»Nicht zu mir.«
»Ich fordere dich zu einer Partie Kniffel heraus«, verkündete ich und deutete auf die Schachtel auf ihrem kleinen Tisch am Fenster. Als ich bei einem meiner missglückten Manifestationszauber um die Briefe bat, hatte ich dabei das Wort »knifflig« benutzt. Das hatte die Magie wohl falsch verstanden und mir Kniffel gebracht.
»Ich verstehe nicht einmal, was das für ein Spiel ist«, schnauzte sie. »Warum sollte es Spaß bringen zu würfeln, wenn man dabei nicht trinkt?«
»Sagt die Frau, die gerne Flohhüpfen spielt«, schoss ich zurück.
Agnes verengte ihre Augen auf eine Weise, die mich an ihre Tochter erinnerte. »Das ist ein reines Geschicklichkeitsspiel, das darfst du nicht vergessen.«
»Ich nehm dich beim Wort.« Ich schlug die Beine übereinander. »Nehmen wir also an, die Briefe sind mit einem Schutzzauber belegt. Was können wir tun, um ihn zu brechen?« Ohne uns zu verletzen, natürlich.
Agnes blätterte in ihrem Stapel Tarotkarten, den sie auf dem Tisch abgelegt hatte. »Ich glaube nicht, dass ich jemals einen Schutzzauber für ein Objekt brechen musste, das sich in einem anderen Reich befand. Das heißt natürlich nicht, dass ich es nicht versuchen werde. Ich mag Herausforderungen genauso wie jede andere Hexe.«