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Sprachdidaktik und Textlinguistik. Praxiserfahrung mit Texten.
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© 2006I.S.U. Università Cattolica – Largo Gemelli, 1 – Milano
http://www.unicatt.it/librario
ISBN edizione cartacea: 978-88-8311-471-7
ISBN edizione ePub: 978-88-6780-489-4
Meinem Freund Julián
Vorwort
Einleitung
Erster TeilDer Begriff ‚Text’ und die Textlinguistik
Kapitel 1Text und Textanalyse
1.1.Vorbemerkungen
1.1.1.Was ist ein Text? Eine erste Annäherung an den Begriff
1.1.2.Der Text in der Alltagssprache
1.1.3.Der Text in der elektronischen Welt: der Hypertext
1.1.4.Der Text in der Sprachwissenschaft: Vorwegnahme der Textlinguistik
1.2.Die Entstehung der Textlinguistik
1.2.1.Die Textualität aus der transphrastisch-grammatischen Perspektive
1.2.2.Vom Satz zum Text: Das Bedürfnis einer umfassenden Textanalyse
1.2.3.Der integrative Textbegriff von Klaus Brinker
1.3.Der Text als Kommunikationsakt
1.3.1.Der Text innerhalb der Kommunikationssituation
1.3.2.Elemente der Kommunikation und ihre Funktionen
1.4.Schlussbetrachtungen
1.5.Textanalyse/Übungen
Zweiter TeilAusdruckstechniken in der Textanalyse
Kapitel 2Die syntagmatische Achse: Textkürzung und Textdehnung
2.1.Syntagmatische und paradigmatische Beziehungen
2.2.Die syntagmatische Achse
2.3.Die Flexibilität des Textes
2.3.1.Die Variabilität der Länge der syntagmatischen Achse
2.3.2.Syntagmatische Ausdruckstechniken: Eine mögliche Textkürzungs- und Texterweiterungstypologie
2.4.Die Textkürzung
2.4.1.‚Sprachliche’ Textkürzung
2.4.1.1. ‚Allgemeine’ Textkürzung
2.4.1.2. ‚Zielgerichtete’ Textkürzung’
2.4.2.‚Bearbeitete’ Textkürzung: ‚Zusammenfassung’ oder ‚Synthese’
2.4.2.1. Der Übergang von Text A zum Text B
2.4.2.2. ‚Proportionale’ Textkürzung
2.4.2.3. ‚Harmonikaartige’ Textkürzung
2.5.Die Texterweiterung
2.5.1.‚Rhetorische’ Texterweiterung
2.5.2.‚Lehrhafte’ Texterweiterung
2.6.Textanalyse/Übungen
Kapitel 3Die paradigmatische Achse: Anwendungsbereiche der Übersetzung
3.1.Vorbemerkungen
3.2.Die paradigmatische Achse
3.3.Die Übersetzung
3.3.1.Die intralinguale Übersetzung
3.3.2.Die sprachlichen Register
3.3.3.Die Synonymie
3.3.4.Die Antonymie
3.4.Die ‚intersemiotische’ Übersetzung
3.4.1.Die Übertragung eines Bildes in Sprache
3.4.3.Die Beschreibung eines Bauwerks
3.5.Schlussbetrachtungen
Kapitel4Die Rhetorik der Tropen und der rhetorischen Figuren: Anwendungshereiche
4.1.Zwei Auffassungen der Rhetorik
4.2.Tropen und rhetorische Figuren
4.2.1.‚Paradigmatische’ Rhetorik: die Tropen
4.2.2.,Syntagmatische’ Rhetorik: die rhetorischen Figuren
4.3.Analyse von Sprichwörtern
4.4.Textanalyse und Übungen
Schlussfolgerungen
Literaturverzeichnis
Die vorliegende Einführung in den BegriffTextund in die damit verbundenen syntagmatischen und paradigmatischen Ausdruckstechniken ist danach ausgerichtet, Studienfortgeschrittenen des FachesDeutsche Sprachwissenschaftmit der Analyse von schriftlichen Texten vertraut zu machen und bei der Bearbeitung der analysierten Ausdruckstechniken einen möglichst leichten Weg anzubieten. Zugleich dient sie zur Vorbereitung auf die Prüfung im TeilfachTecniche Espressive della Lingua Tedesca(„Ausdruckstechnicken der deutschen Sprache“). Das Buch kann darum für alle Studenten des FachesDeutsch als Fremdsprachevon Nutzen sein. Die Einführung eignet sich vor allem für die Verwendung im Unterricht; die vielen beigefügten Aufgaben und Lösungen ermöglichen es doch den Studenten, sich auch im Selbststudium in die einzelnen Wissensgebiete einzuarbeiten. Das Werk wendet sich an die Studenten des Master-Diplom-Sudienganges der FakultätScienze Linguistiche e Letterature StranierederUniversità Cattolica del Sacro Cuore(Mailand).
Viel von dem im Buch angebotenen Material ist dasselbe, das während der Übungsstunden im akademischen Jahr 2005/2006 verwendet wurde. Die Texte wurden teils von der Dozentin, teils von den Studenten gesammelt. Es handelt sich um Artikeln aus Zeitungen und Zeitschriften (vor allem ausDer Spiegel), um Beispieltexte aus der deutschen Literatur, sowie aus Dialogen aus dem Alltag. Es wurde versucht, eine möglichst breite Anzahl von Texten und Texttypologien anzubieten, um Studierenden Kompetenzen zu vermitteln und vor allem, um ihnen die Gelegenheit zu bieten, ihre eigenen sprachlichen Kompetenzen zu vertiefen und sie bewusst einzusetzen. In diesem Zusammenhang kommt sowohl der Reflexionüberdie Sprache, als auch der Arbeit und dem Spielmitder Sprache eine besondere Rolle zu.
Die Arbeit ist praxisbezogen und sie verfolgt zwei Ziele: Durch die Präsentation der grundlegenden linguistisch-theoretischen Basis sollen Studierende durch eine gesteuerte, schriftliche Praxiserfahrung in die empirische Arbeit eingeführt und bei der Analyse einiger Ausdruckstechniken begleitet werden. Die Übungen, die während der Übungsstunden immer im Plenum diskutiert und von der Dozentin korrigiert wurden, erscheinen innerhalb oder am Ende jedes Kapitels mit den entsprechenden Lösungen.
Dieses Handbuch ist die Frucht meiner Arbeit zur Gestaltung der Übungsstunden für den von Frau Prof. Federica Missaglia im Jahr 2004-2005 und im SS 2005-2006 gehaltenen Kurs „Ausdruckstechniken der deutschen Sprache“ an derUniversità Cattolica del Sacro Cuore(Mailand).
Als Betreuer dieser Arbeit muss ich Prof. Dr. Sergio Cigada danken, an dessen KursTecniche Espressive e Tipologia dei Testisich diese Arbeit anlehnt. Für nützliche Ratschläge und Kommentare bin ich meinem Prof. Dr. Giovanni Gobber, Frau Prof. Federica Missaglia, Frau Christa Hellstern und meinem Bruder Carlo dankbar.
Fürs Korrekturlesen danke ich Frau Christa Hellstern und Dr. Jan Henschel. Für Hilfe und Unterstützungen verschiedenster Art während dieser Zeit der Textabfassung möchte ich meinen Familienangehörigen sowie meinen lieben spanischen und italienischen Freunden herzlich danken, insbesondere Nacho, Josef, Sonia, Cristiana, Sabrina, Elena, Margherita und Maria.
Mailand, im November 2006
Die Idee eines Handbuchs über Sprachdidaktik und Textlinguistik entsteht aus der didaktischen Erfahrung mit Studenten des Master-Diplom-Studiengangs an derUniversità Cattolica del Sacro Cuorein Mailand. Durch diese Erfahrung wurde es klar, dass oft auch fortgeschrittene Deutsch-Studierende den Gegenstand Sprache noch nicht genau und kritisch genug betrachtet haben und deswegen die Abfassung schriftlicher Texte noch sehr schwierig finden. Und da sie oft ihre mündlichen Sprachkenntnisse ohne genügendes Hintergrundwissen verwenden, scheint eine eingehendere Einführung in die Theorie und in die Praxis der Textanalyse nötig.
Die hier vorgeschlagenen Übungen möchten für die Studenten nichts anderes sein, als eine Reflexion auf die Sprache und auf ihre Eigenschaften. Solche Reflexionen haben sich in der Geschichte in Beschreibungen und Theorien über die Sprache besonders in den verschiedenen Hochkulturen entwickelt. Die Grammatik als Teil der Sprachwissenschaft der sich mit den sprachlichen Formen und deren Funktion im Satz, mit den Gesetzmäßigkeiten und dem Bau einer Sprache beschäftigt, sind ein Beispiel solcher wissenschaftlichen Darstellungen.
Mit diesem Buch wird jedoch keine Vollständigkeit der Darstellung angestrebt; vielmehr möchte man mit der Anwendung der Textlinguistik in der Sprachdidaktik zeigen, dass die (manchmal noch großen) Mängel der Studierenden sehr wohl (besonders mit den Endungen des deutschen Adjektivs und mit dem finiten Verb in Nebensätzen) mit ständigen Übungsstunden und mit Hilfe des Dozenten, der seine Korrekturen anbietet, behoben werden können. Die zweijährige Erfahrung im deutschen sprachdidaktischen Rahmen und die vierjährige Erfahrung im italienischen Sprachgebiet hat also die Notwendigkeit gezeigt, einem Bedürfnis der Studenten entgegenzukommen und die grammatischen, morphologischen, syntaktischen Regeln, die sie in den ersten Jahren des Bachelor-Diplom-Studiengangs erlernt haben, als bleibendes Gut für die Analyse literarischer und authentischer Texte fruchtbar zu machen. Dafür sind die Übungsstunden gedacht, durch welchen es Studenten möglich sein sollte, im universitären DaF-Unterricht den Mechanismus bzw. die linguistische Struktur der deutschen Sprache zu vertiefen und sich bei der Produktion schriftlicher Texte zu üben. Man darf nämlich nicht vergessen, dass die Grammatik immer eine unentbehrliche Basis für die genaue Organisation mündlicher und schriftlicher Texte und für die Verbesserung des kontinuierlichen Fremdsprachenerwerbs ist.
Andererseits muss man jedoch gestehen, dass die unterschiedlichen Inputs, die vom Dozenten kommen, oft nicht zu den erwarteten Ergebnissen führen. Das reaktive Lernen ist bei vielen Studenten und in vielen Lehrveranstaltungen noch eine Gewohnheit. Häufig folgen viele Studenten den Anweisungen des Dozenten und den Anleitungen der Lehrbücher mit Mühe und Oberflächlichkeit. Die Einzelarbeit bzw. dasselbstverantwortliche Lernensollte dagegen aber einen hohen Stellenwert gewinnen, weil die Vorkenntnisse der Studenten oft sehr stark voneinander unterschiedlich sind und die große Kluft zwischen einander mit nur zwei wöchentlichen Übungsstunden nicht überbrückt werden kann. Zwar liegt es sicher in der Eigenverantwortung der Studenten, sich im Studium voranzubringen, doch brauchen sie, theoretische und fachwissenschaftliche Grundlagen dazu. Dies verlangt dann seinerseits vom Sprachdidaktiker sowohl die Beherrschung der theoretischen Grundlagen der sprachwissenschaftlichen Disziplin, als auch eine adäquate, d.h. den Fähigkeiten der Studenten entsprechende planmäßige Anwendung der fachlichen Kenntnisse und Sprachfertigkeiten.
Unter Begleitung eines Dozenten bzw. Fachexperten sollen die Schwierigkeiten überwunden werden. Wesentliche Rolle spielt dabei die Diskussion im Plenum über die gelösten Aufgaben, wodurch Studenten zur ständigen konstruktiven Kritik und zum ständigen Vergleich mit dem Dozenten und Kollegen angeregt werden. Der (akademische) Sprachdidaktiker als Experte für Sprachen steht ihnen ja zur Verfügung, seine Aufgabe ist es, ihre Fehler zu erklären und einen praktischen Weg zu ihrer Vermeidung zu zeigen. Seine Rolle hat sich aber in den letzten Jahren sehr geändert: Die Sozialformen, die heutzutage in den Veranstaltungen des Master-Diplom-Studiengangs bevorzugt werden sollte, ist nämlich die Einzelarbeit. Dabei ist der Dozent nicht mehr nur Wissensvermittler – wie beim Frontalunterricht -, sondern eher Helfer im Lernprozess. Gerade dies erzieht Studierende zur Verantwortung und zumselbstverantwortlichen Lernen. Doch je umfangreicher das theoretische Wissen und die linguistischen, soziolinguistischen und pragmatischen Kompetenzen des Dozenten sind, desto erfolgreicher kann dieser seinen Studierenden zur Hilfe kommen. Ein Beherrschen der deutschen Sprachwissenschaft allein reicht nämlich nicht, und es muss ein Basiswissen sowohl im didaktischen und sprachlernpsychologischen Bereich, als auch im linguistischen und kommunikativen Fachgebiet (kognitiven Psychologie, Spracherwerbsforschung und Linguistik) aufgebaut werden.
Die Konzeption des Buchs ist also daraufhin angelegt, den unterschiedlichen Bedürfnissen von Studierenden der Sprachwissenschaft entgegen zu kommen: Es stellt sich als eine Einführung in die sprachdidaktischen Rahmenbedingungen für den Gebrauch der Textlinguistik im universitären DaF-Unterricht vor und es eignet sich sowohl als Begleitbuch für Einführungsveranstaltungen in das Gesamtgebiet der Sprachwissenschaft als auch als Grundlagenlektüre für jüngere Dozenten über den Teilbereich Textlinguistik in der Sprachdidaktik und als Leitfaden zum Studium und zur Praxiserfahrung der Linguistik, d.h. der Angewandten Linguistik.
Das größte Gewicht wird auf die Analyse schriftlicher Texte gelegt, weil darin die Merkmale der Textualität prototypisch verwirklicht sind. Man darf selbstverständlich nicht vergessen, dass der linguistische Textbegriff auch für Texte gesprochener Sprache gilt, wenn diese die textlinguistischen Bedingungen erfüllen. Diese sollen Ausgangspunkt für den ganzen Kurs und Thema für die 20 damit verbundenen Übungsstunden sein, in denen der schriftlichen Arbeit, dem ‚Spiel’ mit der Sprache eine besondere Rolle zukommt. Der Kurs umfasst 40 theoretische Stunden, in denen eine linguistische Basis angeboten wird, und weitere 20 Übungsstunden, in denen Studenten eingeladen werden, wöchentlich eine schriftliche Arbeit über ein Thema abzufassen. Ziel der Wochenarbeit ist, ihnen eine Methode zu geben, um Texte zu analysieren und dadurch die eigenen Kenntnisse der deutschen Sprache zu verbessern bzw. ihre Kompetenzen zu erweitern.
Die vorliegende Einführung ist darum für die Verwendung im Unterricht gedacht und hat somit alle jüngeren Dozenten im Sinn, die ein weiteres Beispiel für die Gestaltung des universitären deutschen DaF-Unterrichts haben möchten. Die beigefügten Aufgaben und Lösungen ermöglichen es gleichzeitig den Studenten, sich auch im Selbststudium in die einzelnen Wissensgebiete einzuarbeiten. Zugleich ist sie für Studenten, die sich auf das Examen im TeilfachDeutsche Sprachwissenschaftvorbereiten, gedacht. Schließlich kann das Buch Schüler und Studenten des FachesDeutsch als Fremdsprachevon Nutzen sein. Zu diesem Zweck wird anhand der heutzutage meist gebrauchten didaktischen Methode, derkommunikativen Methode, der Begriff Text als Kommunikationsakt angeboten.
Seit den 70er- und 80er-Jahren, als die sog. ‚pragmatische Wende’ stattfand, wurde das kommunikative Handeln zum zentralen Bezugsfeld der Sprachwissenschaft und die Theorien über den Text und die Textualität gewannen allmählich an Bedeutung. In den Mittelpunkt der Forschung wurde die (sprachliche) Interaktion zwischen Gesprächspartnern gestellt und der Sprachunterricht orientierte sich allmählich an den kommunikativen alltäglichen Erfordernissen, so dass Dozenten begannen, Texte aus dem Alltagsleben in den Deutschunterricht einzufügen. Für die Sprachdidaktik spielte somit die Kommunikation im Unterricht eine immer wichtigere Rolle.
Als theoretischer sprachdidaktischer Ausgangspunkt wird darum diekommunikationsorientierteMethodevorgeschlagen, die in Verbindung mit dem pragmatischen Ansatz steht. Die Arbeit ist darum eine Einführung in den BegriffTextund in die damit verbundenen theoretischen Grundlagen der Textlinguistik in Hinblick auf die wesentlichen Theorien, die – wie jene von Brinker (1997) – einen möglichst integrativen Textbegriff enthalten und dadurch eine möglichst eingehende Textanalyse als Ausgangspunkt der gleichzeitig strukturellen und kommunikativen Methode anbieten. Die Textanalyse wendet sich an Texte, die als Kommunikationsakte innerhalb ihres spezifischen kommunikativen Kontextes analysiert werden sollen. Dadurch können Studenten zu den wesentlichen Elementen und Dimensionen des Textes und somit zur Befähigung des kommunikativen Gebrauchs der Fremdsprache eingeführt werden.
Durch die Rezeption und die Bearbeitung der Texte, die auch aus der Literatur genommen werden, möchte man beweisen, dass der unterschiedliche Ansatz zwischen sprachlicher und literarischer Wissenschaft sich auch als sehr fruchtbar erweisen kann. Sie führt zu einer wechselseitigen Bereicherung: Die Literaturwissenschaft kann in der Linguistik ein Interesse für den Text und für seine kulturelle Dimension erwecken; auf der anderen Seite kann die Linguistik in der literarischen Wissenschaft ein immer größeres Interesse für ihre Dimension erwecken.
Was sollen nun Deutsch-Studierende durch ein solches Handbuch gewinnen? Der Wunsch der vorliegenden Arbeit nimmt seinen Ausgang von der Theorie deshabit changedes Sprachwissenschaftlers Peirce (1839-1914). Man wünscht sich, dass Studenten darin einen Weg zur Verbesserung ihres Sprachgebrauchs und zur Vertiefung ihrer Kenntnisse finden. Nach Peirce besteht der Sinn der in einer kommunikativen Situation zwischen zwei Gesprächspartnern ausgetauschten Sprachzeichen immer in einer Veränderung beim Empfänger. Im kommunikativen Austausch ist nämlich die Botschaft immer ein unerwartetes Geschenk. Wenn nun also der Kommunikationsakt auch hier seinen Zweck erreicht, d.h. ein sog.habit changedes Empfängers (und des Senders) hervorgerufen wird, so wünscht man sich mit dieser Arbeit, dass die Studenten in den Übungsstunden eine Veränderung in ihremhabitus, d.h. in ihrer Einstellung dem Studium gegenüber und so auch in ihren Kenntnissen und in ihrem Fremdsprachengebrauch erleben können.
Ein Kernpunkt der Theorie Peirce ist ja auch, dass derhabit changeauf zwei verschiedenen Niveaus geschehen kann: auf einem rein oberflächlichen, emotionalen, und auf dem höheren Niveau einer Verhaltensänderung des Empfängers der Wirklichkeit gegenüber. Gerade auf dieses zweite Niveau hinzielt die vorliegende Arbeit: Studenten sollten durch diesen Kurs lernen, „quasi“ selbständig mit der deutschen Sprache umzugehen, d.h. mit Hilfe sprachlicher Instrumente wie Nachschlagewerke, Wörterbücher und mit dem vom Dozenten gegebenen linguistischen Instrumentarium allein zu arbeiten.
Hier sollen sie die deutsche Sprache nicht nur als einfaches Kommunikationsinstrument - wie im Grundkurs -, sondern auch als ein sich von der Muttersprache unterscheidendes Mittel zur Welterfahrung kennen und gebrauchen lernen. Das gelingt insbesondere durch die Einübung der komplexeren schriftlichen und mündlichen Redemittel (sprachliche Register und Synonymie) wie durch die Beschäftigung mit verschiedenartigen Texten, in denen die deutsche Sprache in ihrer ausgeprägtesten Form verwirklicht wird, nämlich mit denen der Literatur und der Zeitungen und Zeitschriften. Sprachliche Register werden von den Studenten zu oft vermischt und ungenau angewendet.
Poi che, tacendo, si mostrò spedital’anima santa di metter la tramain quella tela ch’io le porsi ordita,io cominciai[…]DANTE, Pd XVII, 100-102
In den ersten Phasen der Didaktik einer Fremdsprache werden vor allem Dialoge verwendet, aus denen Lehrer und Dozenten mit Schülern und Studenten die grammatischen Regeln der Fremdsprache entnehmen. Texte haben der Sprachdidaktik immer zur Verfügung gestanden und sollten auch wesentlicher Bestandteil aller Phasen der Erlernung einer Fremdsprache bleiben, so dass Studierende allmählich ihren ganzen Reichtum entdecken können. Nicht zufällig steht der Text in der vorliegenden Arbeit im Mittelpunkt des didaktischen Prozesses, der die letzten Universitäts-Studienjahren betreffen soll.
In der Vertrautheit mit dem Gegenstand Sprache laufen Studenten des Master-Diplom-Studiengangs oft Gefahr, die schon zum (mehr oder weniger größten) Teil studierte Fremdsprache nicht mehr genau und kritisch genug betrachten zu können oder zu wollen. Das Bekannte erscheint ihnen oft banal und die Eigentümlichkeiten des Forschungsobjektes werden oft übersehen (vgl. Steinig/Huneke 2002: 8). Dozenten müssen deshalb fähig sein, Sprachdidaktik als theoretische und als empirische Erforschung sprachlicher Gegenstände und Prozesse zu betreiben, mit dem Bewusstsein, dass die linguistische Ausbildung propädeutisch ist und in das Verständnis der Textkomplexität einführt. Die Sprachdidaktik soll infolgedessen den Studierenden Kompetenzen sowohl im theoretischen Wissen als auch auf dem Bereich der Praxiserfahrung vermitteln: Theorie und Praxis bilden so die zwei unvermeidlichen Richtlinien einer gesteuerten Kompetenzerweiterung im Umgang mit der erkannten Vielfalt der Sprache.
Was heißt aber ‚Kompetenzerweiterung zu steuern’? Zur Beantwortung dieser Frage werden im Folgenden die Arbeitsfelder im Schulfachdeutsch kurz analysiert, die an deutschen Schulen im Mittelpunkt stehen und als Muster für den DaF-Unterricht auch an italienischen Schulen bzw. Universitäten genommen werden könnten. Nach Steinig/Huneke (2002: 10) gibt es fünf Hauptarbeitsfelder:
–mündliche Kommunikation (miteinander sprechen)
–Umgang mit Texten (lesen und verstehen)
–Reflexion über Sprache (Sprache untersuchen)
–Texte schreiben (Aufsatzunterricht)
–Rechtschreiben
Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist die Lehre der deutschen Sprache durch Texte in den letzten Universitätsjahren. Was versteht man aber mit dem TerminusText? Trotz der vielen Begriffe, die innerhalb der Sprachwissenschaft bzw. der Textlinguistik angeboten worden sind, besteht der Zweckdieser Arbeit nicht darin, die ganze Entwicklung des Begriffs Text mit den damit verbundenen theoretischen Ansätzen zu beschreiben; vielmehr handelt es sich, innerhalb des DaF-Unterrichts darum, eine theoretische Basis mit den Bezugswissenschaften der Sprachdidaktik für eine möglichst eingehende Analyse verschiedenartiger Textsorten in einem praktischen Sinn zu untersuchen. Dafür wird im Laufe der Arbeit derBegriff Text nicht nur als eine einfache Gesamtheit verschiedener Sätze, sondern als ein kommunikativer Akt innerhalb einer kommunikativen Situation verstanden. Ausgangspunkt ist die Konzeption der Texte als kommunikative Ereignisse, die immer in Kontexte eintreten. Ihre Analyse schließt darum ein, sowohl die textinternen als auch die textexternen Faktoren in Betracht zu ziehen. Erstere betreffen z.B. alle linguistisch-grammatischen und inhaltlich-thematischen Eigenschaften eines Textes, während die textexternen Faktoren die verschiedenen Elemente der Kommunikation mit den damit verbundenen Funktionen betreffen
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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