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Tod im Altpörtel Diebe stehlen aus dem Historischen Museum der Pfalz in Speyer die wichtigsten Ausstellungsstücke. Als sie versuchen, durch fingierte Geistererscheinungen die Menschen vom alten Stadttor, dem Altpörtel, fernzuhalten, stören sie dabei unheimliche Wesen auf, die schon seit langer Zeit unbemerkt das Altpörtel bewohnen. Als sich im alten Kerker eine dunkle Macht zu regen beginnt, werden Almut Ohnesorg und ihr Freund, der Schrat Oggelwey in unheimliche Abenteuer verwickelt. Kann das Unheil noch rechtzeitig abgewendet werden? Alle Orte und beinahe alle Personen, die in den Büchern erwähnt werden, lassen sich in Speyer und in der Geschichte Speyers so oder ganz ähnlich entdecken. Ob es sich um das Versteck Almuts in der Krypta handelt, aus dem sie der Schrat vor den Dieben rettete oder das Relief des roten Löwen an der Außenfassade, hoch oben über der Afra-Kapelle. Man kann Almut und ihren Freunden anhand der Ortsbeschreibungen auf ihren Wegen durch die Stadt folgen und die Orte aufsuchen, an denen die Geschichten spielen. Manch ungeklärte Begebenheiten in der Speyrer Geschichte habe ich aufgegriffen und in meine Geschichten eingebaut, wie zum Beispiel die überstürzte Unterbrechung der Plünderung der Gräber im Dom durch die französischen Soldaten im Pfälzischen Erbfolgekrieg, auf den die Fundstücke der Ausgrabung im Jahre 1900 folgen ließen. Die bösen Menschen und Gestalten in der Neuzeit sind natürlich völlig erfunden. Die guten haben fast alle lebende Vorbilder. Almut setzt sich aus den Eigenschaften von drei Schwestern aus Speyer zusammen. Die drei Jungs im zweiten Band existieren genauso. Die Menschen der Vergangenheit haben historische Vorbilder und sind mit ein bisschen Forschungseifer in Schriften und Überlieferungen zu finden. Auch die historischen Begebenheiten haben sich so oder zumindest ganz ähnlich abgespielt.
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Seitenzahl: 124
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Die Geheimnisse von Speyer 2
Fotonachweis
Ich danke ganz herzlichen allen,
deren Fotos ich freundlicherweise verwenden durfte!
Auto & Technik Museum Sinsheim e.V.
c/o Technik Museum Speyer,
Tourist-Information Speyer,
Haag Kirchner, Thorsten Krüger, Karl Hoffmann,
Michael Varrelmann, Bildservice H.Scherer,
Stadt Speyer, Christian Zinser,
Jörg Siegmund und Dietlind Castor
Zeichnungen:
Regine Fries
Für Katrin, Antonius, Johannes und Jeremias
Prolog
Kapitel: Geheimnis in der Nacht
Kapitel: Schreck am Morgen
Kapitel: Ferien in Speyer
Kapitel: Die Heilerin
Kapitel: Das Altpörtel
Kapitel: Jerry in der Grube
Kapitel: Das Geheimnis Des Henkers
Kapitel: Almut Ohnesorg
Kapitel: Der Schrat erzählt
Kapitel: Ein guter Plan
Kapitel: Was Antonius erfährt
Kapitel: Die Frau des Köhlers
Kapitel: Antonius in der Falle
Kapitel: Antonius trifft den Schrat
Kapitel: Der Überfall
Kapitel: Jo berichtet
Kapitel: Machenschaften im Kerker
Kapitel: Ein heimliches Treffen
Kapitel: Überall Gartenzwerge!
Kapitel: Ein schrecklicher Schlag
Kapitel: Die Verschwörung
Kapitel: Almuts List
Kapitel: Nacht
Kapitel: Die Veränderung
Kapitel: Der Schrat wird gefangen
Kapitel: Barbara!
Kapitel: Das Ende
Rumms - die Tür fiel mit einem lauten Krachen hinter ihr ins Schloss. Der Schlüssel wurde energisch mit einem rauen Quietschen herumgedreht. Sie war allein.
Zitternd stand sie im Dunkeln und wagte nicht, sich zu bewegen. Sie konnte ihren eigenen Atem hören, viel zu schnell und heftig. Ein dumpfer, muffiger Geruch nach Fäulnis stieg ihr beißend in die Nase. Als ihre Augen sich an das Dunkel gewöhnt hatten, konnte sie einen schwachen Schimmer Tageslicht auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes erkennen. Langsam und vorsichtig bewegte sie sich darauf zu. Im Dunkeln stolperte sie über einen Blechnapf, der laut scheppernd über den kalten Steinboden ins Dunkle rollte. Sie erschrak heftig, ihr Herz klopfte bis zum Hals. Der Lichtschimmer drang durch einen schmalen Spalt weit oben in der Mauer. Darunter fand sie ein Lager aus feuchtem Stroh.
Frierend und müde ließ sie sich darauf sinken und schlief augenblicklich vor Erschöpfung ein.
Tausende Nächte später lag Speyer in tiefem Schlaf. Kein Laut war zu hören. Eine Eule zog lautlos auf der Suche nach einem nächtlichen Mahl ihre Kreise über den Dächern der alten Kaiserstadt. Eine Maus flüchtete schnell in ein offenstehendes Kellerfenster.
Doch plötzlich waren leise Schritte in den engen Gassen zu hören, kaum zu vernehmen.
Ein langer Schatten strich über die alten Gemäuer. Eine uralte Tür öffnete sich knarrend, ein Lichtstrahl fiel dünn aufs Pflaster und der geheimnisvolle Schatten schlüpfte hinein. Lautlos wurde die Türe wieder verschlossen und die Gasse lag verlassen im Dunkeln wie zuvor.
Zur gleichen Zeit erschütterte ein kaum merkliches Beben das alte Stadttor.
Dann war alles wieder still.
Unter dem Dach des alten Stadttores jedoch regte sich ein leises, besorgtes Wispern und Raunen, für menschliche Ohren kaum hörbar.
Ein kaltes, giftig grünliches Licht flackerte schwach auf und schwebte hektisch hin und her hoch über dem Boden, erlosch aber bald wieder.
Auch am anderen Ende der Maximilianstraße, im Kaiserdom, wurde etwas bemerkt.
Im Dachstuhl des alten Gemäuers, den nur selten ein Mensch betritt, wurde etwas aufgeschreckt.
Ein merkwürdiger Bewohner starrte erschrocken mit weit aufgerissenen Augen in die Dunkelheit und lauschte mit seltsamen spitzen Ohren beunruhigt in die Stille.
Ein durchdringender Schrei drang aus dem Historischen Museum in Speyer fast bis zum Domplatz, als am nächsten Morgen die Geschäftsleute ihre Läden öffneten.
Wie jeden Morgen hatte der Direktor des Museums, Professor Dr. Hall-Unke, erst einmal einen Rundgang durch seine Ausstellung unternommen, bevor er die Tore für die Besucher öffnete. Das Museum, das ganz in der Nähe des Doms liegt, zeigt nicht nur die wichtigsten Fundstücke aus der Geschichte der Pfalz, sondern zieht auch immer wieder viele Besucher durch spektakuläre Sonderausstellungen an, wie zum Beispiel vor einiger Zeit mit einer Titanic-Ausstellung, in der man echte Fundstücke aus dem gesunkenen Schiff anschauen konnte, das schon so lange auf dem Meeresgrund ruht.
Zurzeit jedoch fand eine Playmobil-Ausstellung statt, die nicht nur Kinder begeisterte, sondern auch die Erwachsenen, da viele Eltern ja auch schon mit den kleinen Figuren aufgewachsen waren und nun mit ihren Kindern die Ausstellung besuchten.
Als Professor Hall-Unke an diesem Tag vor der Öffnung des Museums vor seine Lieblingsvitrine mit wertvollen Stücken aus der Geschichte der Pfalz trat, erstarrte er vor Schreck und ein lauter Schrei entrang sich seiner Kehle.
Anstelle seines kostbarsten Ausstellungsstücks, der Grabkrone des Salierkaisers Konrad II., grinsten ihn fünf freche Playmobilmännchen durch die Glasscheibe an, die völlig unversehrt zu sein schien!
Kein Einbruch war zu erkennen, die Vitrine war wie immer abgeschlossen und hoch gesichert, was der Direktor sofort hektisch überprüfte. Er rannte zum nächsten Schalter und löste den Großalarm aus.
Nach nur wenigen Minuten rannten überall Polizisten durch das ganze Gebäude, die alle Zugänge abriegelten und gründlich jeden Winkel des Museums durchsuchten. Erst am Abend meldeten sie sich beim Museumsdirektor.
„Was gibt es? Haben Sie ein Ergebnis für mich? Haben sie etwas herausgefunden?“
Professor Hall-Unke war mit seinen Nerven völlig am Ende. Er hatte schon Baldrian-Tropfen genommen und Beruhigungstee getrunken, aber nichts konnte ihn beruhigen. Eigentlich war er ein großer, kräftiger Mann mit breiten Schultern, aber nun wirkte er eingefallen und um Jahre gealtert und es schien, als sei er völlig verzweifelt.
Mit hochrotem Kopf erwartete er den Bericht der Polizei. Der Polizeikommissar trat verlegen vor.
„Es tut uns sehr leid, Professor Hall-Unke, aber wir konnten wirklich gar nichts herausfinden. Es gibt bisher keine verwertbaren Spuren, nichts“, sagte er bedauernd.
„Die Scheiben der Vitrine sind unzerbrochen und auch die Schlösser weisen keinerlei Einbruchspuren auf. Wir stehen vor einem Rätsel.
Die Fingerabdrücke, die wir gefunden haben, waren sehr undeutlich und zum größten Teil von ihnen oder anderen Mitarbeitern der Stadt, die hier im Museum täglich ein- und ausgehen. Fremde Abdrücke konnten wir nicht entdecken. Wir sind da noch keinen Schritt weiter“, gab er zu und ließ den Kopf sinken.
„Was stehen sie dann noch hier herum! Los! Tun sie etwas! Irgendwas! Durchkämmen sie die ganze Stadt, befragen sie alle Leute! Diese Krone ist so außergewöhnlich, wenn sie jemand gesehen hat, wird sie ihm auf jeden Fall im Gedächtnis geblieben sein! Irgendjemand muss doch irgendetwas bemerkt haben!“, schrie der Direktor. Er war völlig außer sich. Der Polizeikommissar duckte sich vor dem Zorn des Direktors und wich wieder einen Schritt zurück.
„Glauben sie uns, wir arbeiten mit Hochdruck an dem Fall! Wir tun wirklich, was wir können“, versuchte er den Direktor etwas sanfter zu stimmen, jedoch ohne Erfolg. Professor Hall-Unke tobte und schnaubte jetzt vor Wut.
Ratlos zogen die Polizisten wieder ab und gaben Fahndungsmeldungen in alle Teile des Landes heraus. Am Abend wurde in allen Nachrichten über den Fall berichtet und am nächsten Tag prangte auf allen Zeitungen die gleiche Schlagzeile:
KOSTBARE KAISERKRONE
GESTOHLEN!
SACHDIENLICHE HINWEISE
BITTE SOFORT AN DIE POLIZEI
IN SPEYER GEBEN!
10.000 € BELOHNUNG
FÜR HINWEISE,
DIE ZUM ERFOLG FÜHREN
Die Polizei hoffte, dass es vielleicht Hinweise aus der Bevölkerung geben würde, wenn die Krone irgendwo auftauchen oder gar zum Verkauf angeboten würde.
Professor Hall-Unke war von der Aufregung völlig erschöpft, als er spät am Abend nach Hause ging.
„Das ist eine Katastrophe, eine wahre Katastrophe“, murmelte er immer wieder verzweifelt vor sich hin.
Diese Krone war ein großer Glücksfall für das Museum. Im Jahre 1900 hatte man begonnen, im alten Kaiserdom in Speyer nach den verschollenen Gräbern der Salierkaiser und -könige zu forschen, da deren genaue Lage in Vergessenheit geraten war.
Im 17. Jahrhundert wurden im Pfälzischen Erbfolgekrieg andere, dicht unter dem Fußboden des Doms liegenden Gräber von Französischen Truppen geplündert, verwüstet und völlig zerstört.
Doch bei der Plünderung der Gräber geschah plötzlich etwas Sonderbares:
Als einer der Soldaten in der Hoffnung auf noch größere Schätze sich anschickte, noch tiefer zu graben, trat plötzlich ein dunkler Schatten vor die Sonne. Das Innere des Domes wurde schlagartig dunkel. Erschreckt hielten die Franzosen inne und dann geschah es:
Ein dumpfes, bedrohliches Grollen drang tief aus dem Boden des Domes zu ihnen und ein Beben ließ die alten Mauern des Domes erzittern!
Eine plötzliche Kälte ergriff die Männer! Der Soldat, der gerade mit seiner Spitzhacke ausgeholt hatte, um den Boden noch tiefer aufzureißen, ließ die Hacke ängstlich fallen.
Er sah nämlich, wie die Erde vor ihm nachgab und wie der Sand wie in einer Sanduhr anfing in die Tiefe zu rieseln. Ein Strudel aus Erde entstand vor seinen Augen. Wie erstarrt blickte er auf den Sog, als er plötzlich meinte, eine weiße, goldberingte knöcherne Hand zu erkennen, die sich aus der Erde nach ihm streckte.
Da schrie er auf und rannte so schnell er konnte davon. Die anderen Soldaten wurden ebenfalls von einem tiefen Grauen erfasst! Sie ließen entsetzt ihre Werkzeuge fallen und flohen in alle Richtungen.
Als man im Jahre 1900 bei umfangreichen Grabungen die tieferliegenden Gräber der Salier entdeckte, fand man bei den Ausgrabungen auch die mittlerweile in der Erde liegenden verstreuten Habseligkeiten der geflohenen Soldaten.
Was genau damals die Franzosen bei ihrem Beutezug so überstürzt fliehen ließ, als sie die Gräber öffneten und die letzte Ruhe der Salier störten, konnte sich niemand erklären.
Die Sensation war groß!
Man öffnete die Saliergräber vorsichtig und fand darin die Gebeine von acht Kaisern, Königen und drei Kaiserinnen, so wie einige noch gut erhaltene Grabbeigaben. Die Aufregung war groß. Man entdeckte nicht nur den Reichsapfel Heinrichs III., sondern auch den Goldring Heinrichs IV., wertvolle Textilfragmente als einzigartige Zeugnisse der hier bestatteten Herrscher, sowie auch noch die Grabkronen der salischen Kaiser!
Aber das wertvollste Fundstück war die Krone des Kaiser Konrads II., die nun gestohlen worden war. Konrad II. war der erste der Salierkönige und der Herrscher, der auf dem früheren Standort einer Bischofskirche den Grundstein zum Speyerer Dom legen ließ.
Seine Krone hatte es mit ihren geheimnisvollen Inschriften und ihrer Schlichtheit dem Museumsdirektor besonders angetan und natürlich war sie unersetzlich und unbezahlbar.
Am nächsten Morgen waren im Museum übrigens auch die Playmobilmännchen wieder auf unbekanntem Weg aus der Vitrine verschwunden, was die ganze Sache noch mysteriöser erscheinen ließ…
Endlich Ferien! Die drei Brüder Antonius, Johannes und der kleine Jerry hatten es schon nicht mehr abwarten können, endlich Mathe, Latein und vor allem ihren Lehrern zu entkommen.
Sie kamen aus Essen, mitten im Ruhrgebiet, und wollten in diesem Jahr ihren Urlaub in Speyer verbringen, denn in dieser Stadt hatten ihre Eltern sich vor vielen Jahren während des Studiums kennengelernt.
Nach mehr als drei Stunden Autofahrt näherten sie sich nun endlich dem Ziel ihrer Reise.
„Da! Da! Ich sehe das Flugzeug! Die Boeing 747!“ Der kleinste der drei, der achtjährige Jerry ließ das Fenster im Auto herunter, als sie die Brücke über den Rhein nahe der Stadt überquert hatten und nun nach Speyer abbogen. Dabei zeigte er wild gestikulierend auf die Flugzeuge, die man schon hinter der Rheinbrücke über den Bäumen aufragen sah.
Ihr Vater hatte für die Familie Zimmer im Hotel direkt am Technikmuseum gebucht und als sie nun die in abenteuerlichen Positionen dort ausgestellten Flugzeuge aus der Nähe sahen, schrien die drei Jungs begeistert auf.
Nachdem sie das Zimmer im Hotel bezogen hatten, ging der Vater mit seinen Söhnen als erstes wie versprochen dann auch dorthin. Der kleine, etwas tollpatschige Jerry konnte gar nicht genug von der großen Rutsche bekommen, die die Besucher direkt aus einem hoch aufgebauten Flugzeug auf den Erdboden beförderte. Immer wieder kletterte er mit seiner Rutschmatte hinauf, um sich dann erneut todesmutig in die Tiefe zu stürzen. Dabei strahlte er übers ganze Gesicht und seine Stoppelhaare standen im Fahrtwind nach allen Seiten ab, so dass er aussah wie ein kleiner Igel im Sturzflug.
Der 14jährige Antonius war der älteste der drei Brüder. Er war groß und schlank und seine dicken, rotblonden Haare, die nach Meinung seiner Mutter eindeutig zu lang waren, fielen ihm verwegen ins Gesicht. Er war immer für alle Gefahren bereit. Vor nichts hatte er Angst und stürzte sich begeistert in jedes Abenteuer, immer vor allen anderen, mutig und furchtlos. Sein großer Gerechtigkeitssinn führte dazu, dass er sich auch immer wieder für Schwächere einsetzte. Seine Mutter fand seinen Einsatz oft großartig, wäre aber dankbar gewesen, wenn er dabei manchmal etwas diplomatischer vorgegangen wäre. Oft endete sein Einsatz damit, dass er sich selber in eine schwierige Situation brachte. Die ständigen Diskussionen mit Antonius Lehrern, die sich daraus ergaben, zählten nicht gerade zu den Lieblingsbeschäftigungen seiner Mutter.
Der Jüngste von ihnen, Jerry, stand seinen großen Brüdern in Abenteuerlust um nichts nach. Da er es aber oft aus Angst, etwas zu verpassen, einfach zu eilig hatte, passierten ihm so manche Missgeschicke. Aber er war hart im Nehmen und besaß ein großes Durchsetzungsvermögen, was er bei seinen großen Brüdern oft auch dringend benötigte.
Der mittlere der drei, Johannes, kurz Jo genannt, war der wissbegierigste der Jungs. Er war blond, sportlich und legte viel Wert auf sein Äußeres. Ganz im Gegensatz zu Antonius, der am liebsten alte Jeans und schwarze T-Shirts trug und sich ansonsten überhaupt nicht für seine Kleidung interessierte, so lange sie nur bequem genug war.
Jo hatte zwei tiefe Grübchen in den Wangen wenn er lächelte, und war der Schwarm aller Mädchen in seiner Klasse. Manchmal war er ein bisschen blass, weil er seine Nase oft bis spät in der Nacht in Bücher steckte. Er interessierte sich für alle möglichen Wissensgebiete und die Fakten und Forschungen, von denen er gelesen hatte, vergaß er nie. Er war ein wahres Genie in Latein und als Vertrauensschüler an seiner Schule bei Lehrern und Mitschülern sehr beliebt.
Im Technikmuseum war Antonius besonders von der Mondfähre völlig begeistert und Johannes wollte alle technischen Details und historischen Hintergründe ganz genau wissen, während Jerry alles ausprobierte und an allem herum spielte, was man anfassen konnte. Sie hatten an diesem Tag alle zusammen einen Riesenspaß.
Ihre Mutter war ebenfalls sehr erfreut über den Besuch im Technikmuseum, da sie gar nicht erst mitgehen musste! So konnte sie den ersten Tag ganz in Ruhe in der Stadt verbringen und sich von ihren wilden Jungs (einschließlich des Vaters) ein bisschen erholen.
Am Abend traf die Familie sich wieder, um zusammen im Domhof leckere Leberknödel und Saumagen zu essen (die Eltern), beziehungsweise Nudeln und Pommes (die Jungs). Dabei berichteten der Vater und die Brüder aufgeregt von ihrem Tag im Technikmuseum und die Mutter, die ganz entspannt noch die Strahlen der Sonne auf Ihrer Haut spürte, lächelte still in sich hinein.
Der Tag war für alle nahezu perfekt gewesen.
Aber es gab noch jemand anderen, der zur gleichen Zeit zu Besuch in der Stadt war: Wie jedes Jahr verbrachte Almut Ohnesorg aus Frankfurt ihre Ferien bei ihrer Speyrer Oma, die in der Altstadt im Hasenpfuhl ein kleines Häuschen bewohnte.
Almuts Eltern waren beruflich viel im Ausland unterwegs und froh, dass Almut sich so wohl bei ihrer Oma fühlte.