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Für Almut Ohnesorg kann es nichts Schöneres geben, als den Sommer bei der Oma in der alten Kaiserstadt Speyer am Rhein zu verbringen. In den alten Gemäuern der Stadt verbergen sich viele Rätsel, die tief in der Geschichte Speyers verwurzelt sind. Der alte Dom mit seiner Krypta und den Kaisergräbern birgt viele Geheimnisse und Abenteuer. Als Diebe versuchen, das Geheimnis des Steins der Weisen zu entschlüsseln, bekommen Sie es nicht nur mit Almut, sondern auch mit den Fabelwesen der Pfalz wie den Elwetritschen zu tun. Aber auch eine unheimliche Gestalt erhebt sich aus den Sümpfen und bedroht die Stadt.
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Seitenzahl: 144
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Die Geheimnisse von Speyer 1
Für Katrin
Prolog
Kapitel: Hoch über den Dächern
Kapitel: Omas Ferienbesuch
Kapitel: Gewisper in der Krypta
Kapitel: Der Schrat
Kapitel: Die alte Geschichte
Kapitel: Oma in Aufruhr
Kapitel: Almuts Ferienort
Kapitel: Wer ist Reginbald?
Kapitel: In uralter Zeit
Kapitel: Die Verbrecher
Kapitel: Der Stein der Weisen
Kapitel: Reginbalds Geschichte
Kapitel: Des Rätsels Lösung
Kapitel: Die Wesen des Waldes
Kapitel: Verstecke in der Stadt
Kapitel: Geheimnisse der Nacht
Kapitel: Schluss
Die Nacht war klar und wolkenlos. Still lag das Mondlicht auf den Dächern Speyers.
Die alte Kaiserstadt lag in tiefem Schlaf, nichts rührte sich, alles war friedlich. Lautlos und flink zogen die Fledermäuse ihre Kreise zwischen den Dächern der Häuser, deren alte Steinmauern noch die Wärme des vergangenen Tages gespeichert hatten.
Es war die Stunde der Eulen, in der sie sich aufmachten, die nächtlichen Wälder am nahen Fluss auf der Suche nach Beute zu durchstreifen.
Die Menschen der Stadt lagen in tiefem Schlummer.
Plötzlich zerriss ein dumpfer Knall für einen Augenblick die nächtliche Stille und verhallte dann in den verwinkelten Gassen der Altstadt!
Hoch oben im Dachstuhl des uralten Domes starrte ein riesiges, vor Schreck geweitetes Augenpaar in die Dunkelheit und lauschte mit seltsamen langen Ohren in die Nacht. Aber nichts rührte sich.
Denn dieser Knall kam aus den tiefsten Gewölben des Domes, aus der Krypta, in der die Gebeine der Kaiser und Könige des Landes seit Jahrhunderten in ihren Gräbern ruhten. Niemand wagte sich nachts dorthin.
Verlassen und still ragten die schmucklosen Säulen der Krypta in die Finsternis, als steinerne Zeugen längst vergangener Tage.
Kaiser Rudolph von Habsburg blickte bekümmert aus dem Relief seiner Grabplatte, die zwischen den Treppen zu den Gräbern hängt. Alles schien unberührt. Nur die kleine Staubwolke einer Explosion senkte sich langsam auf die alten Gräber.
Weit draußen in den Sümpfen der Rheinauen vor der Stadt stiegen plötzlich große Blasen in einem schwarzen, stillen Tümpel an die Oberfläche, zerplatzen leise und hinterließen einen üblen Geruch nach Fäulnis und Verwesung.
…dann war wieder alles still.
Am nächsten Morgen stieg hell und warm die Frühlingssonne über der Stadt empor. Nach dem langen Winter hatten ihre Strahlen schon an Kraft gewonnen und wärmten die Menschen, die früh ihre Häuser verließen, um einzukaufen oder Ihrer Arbeit nachzugehen. Langsam erwachte die Stadt zu geschäftigem Treiben.
In der Morgensonne saßen schon die ersten Touristen beim Frühstück in den Cafés auf der Maximilianstraße.
Sie dachten nicht mehr an die Explosion in der Nacht. Zwar war manch einer von ihnen kurz aus dem Schlaf gerissen worden, hatte sich dann aber müde wieder auf die Seite gerollt, ohne sein Augenlid zu heben oder sich in seinen Träumen unterbrechen zu lassen.
Hoch oben über der Stadt, im Dachstuhl des alten Domes, regte sich ebenfalls etwas.
Ein seltsames, kleines, verstrubbeltes Wesen reckte und streckte sich auf einem weichen Moospolster. Der Schrecken der Nacht hatte ihm düstere Albträume beschert. Müde rieb es sich seine großen, schläfrigen Augen und versuchte, den Schlaf abzuschütteln.
Das Wesen hatte einen kleinen runden Kopf, lange spitzen Ohren und zwei riesigen Augen, die alles andere an seiner Erscheinung weit überstrahlten. Eine dicke Nase lugte zwischen ihnen hervor und überragte einen breiten Mund, der sich fast von einem Ohr zum anderen zog. Seine seltsam spitzen Ohren zuckten nervös. Leise grummelte es vor sich hin.
„Grumf…nicht zu glauben, eigentlich bin ich es doch, der anderen Albträume … was ist nur los mit mir, völlig am Ende mit den Nerven…“ und Ähnliches in dieser Art, bevor es sich daran machte, mit seinen schaufelgroßen Händen ein paar getrocknete Pilze und Beeren aus einer Spalte im Gebälk zu kramen, diese in den Mund zu stopfen und mit Wasser aus einem rostigen Eimer hinunterzuspülen.
Nachdem sich das Wesen so ein wenig gestärkt hatte, kletterte es plötzlich mit erstaunlicher Geschwindigkeit aus dem Fenster hinaus auf die Zwerggalerie des Kaiserdoms, hoch über den Dächern der Stadt. Von dort hangelte es sich mit seinen überlangen Armen in schwindelerregender Höhe auf die achteckige Kuppel empor, die die Vorhalle des Domes bekrönte. Dort ließ es sich ein wenig außer Atem auf der Brüstung nieder, seufzte tief, und begann wie jeden Morgen seit vielen, vielen Jahren das bunte Treiben tief unten auf dem Domplatz zu beobachten.
Wenn es sich weit nach vorne beugte, um alles genau sehen zu können, ähnelte es dabei einem der alten Wasserspeier, die oft an solch alten Gebäuden zu entdecken sind.
Der Domplatz füllte sich langsam mit Menschen, wie zum Beispiel den Touristengruppen, die gekommen waren, um die schöne alte Stadt mit ihrem prächtigen Dom zu besichtigen. Mit ihren bunten Frühlingskleidern zauberten sie aus dieser Höhe betrachtet ein fröhliches Muster auf den Platz, dachte das Wesen auf seinem Aussichtspunkt.
Dazwischen tummelten sich die Bewohner der Stadt, von denen viele mit Fahrrädern auf dem Weg zu ihrer Arbeit oder zum Einkaufen wagemutig zwischen den Gruppen der Touristen hindurchflitzten. Kinder liefen mit ihren Freunden oder Eltern auf dem Weg zu einer der Schulen am Dom vorbei, oder zum außerhalb liegenden Waldkindergarten, um auf der Sanddüne, die mitten im Wald liegt, ihre Burgen zu bauen.
Von dieser Höhe aus betrachtet schien alles friedlich, und das Wesen hatte seine Freude an der bunten Welt unter ihm. Nie trat es in Kontakt zu den Bewohnern und Besuchern der Stadt, und noch nie wurde aus auf seinem hohen Aussichtspunkt entdeckt. Es beschränkte sich darauf, die Menschen aus sicherer Entfernung zu beobachten. An den Tagen, an denen im Dom auch die unzugänglichen Bereiche zur Besichtigung geöffnet wurden, verkroch es sich tief im Gebälk des Dachstuhls oder auch gerne mal zwischen den unzähligen Orgelpfeifen der riesigen Kirchenorgel, die hoch über dem Hauptportal des Domes thronte.
Die prächtig schimmernde Orgel war erst vor kurzem erneuert worden. In der alten Orgel, die vorher dort stand, hatte sich das Wesen ein kuscheliges Eckchen als Versteck für solche Gelegenheiten eingerichtet. Mehr als einmal war es dort eingeschlafen, um dann vom plötzlich einsetzenden Ertönen der Orgelpfeifen aufgeschreckt zu werden.
Manchmal dauerte es danach Tage, bis es wieder hören konnte, da sein Eckchen ausgerechnet zwischen den tief und mächtig dröhnenden meterhohen Basspfeifen lag.
Die neue Orgel hatte nicht ganz so kuschelige Ecken zu bieten, aber ein paar Stunden konnte man es zwischen den Pfeifen der zweiten Oktave ganz gut aushalten.
Bis zum Nachmittag döste das Wesen auf seinem Aussichtsplatz faul vor sich hin, noch müde von seiner gestörten Nachtruhe. Es ließ seine Gedanken kreisen und dachte lange an vergangene Zeiten, bis es bemerkte, dass die Schatten auf dem Domplatz länger wurden und sich der noch kühle Frühlingsabend langsam ankündigte.
Plötzlich schallte eine hohe, angstvolle Stimme zu ihm empor!
„Geht weg, lasst das, lasst mich in Ruhe! Gebt den Rucksack her, der ist noch ganz neu!“
Ein etwa zehnjähriges Mädchen, umringt von einer Gruppe größerer Jungen, versuchte verzweifelt, seinen rosa Ballettrucksack zu erhaschen, den sich die Jungs lachend zuspielten. Sie hatten dem Mädchen den Rucksack abgenommen und traten ihn, als ob er ein Ball wäre, was dem Rucksack nicht gut bekam. Schon waren die ersten Flecken zu erkennen, während das kleine Mädchen schrie und ihm vor Wut die Tränen über das Gesicht liefen.
Schon öfter war das Mädchen dem Beobachter auf seinem luftigen Platz aufgefallen, wenn es über den Domplatz flitzte oder an der Hand einer älteren Dame, die einen weißen Dutt und oft karierte Schürzen unter ihrem Mantel trug, langsam in die Stadt schlenderte.
Es trug immer Kleider in allen möglichen Mustern und Farben des Regenbogens, kunterbunt zusammengestellt, und belebte so noch den trübsten Novembertag, wenn es in der Menge leuchtete und das gefiel dem Wesen sehr.
Die großen Jungs johlten und lachten, während das Mädchen immer wütender von einem zum anderen lief, um seinen Rucksack zurück zu holen. Da tauchte ein großer, bärtiger Mann auf dem Domplatz auf, der mit einem schwarzen Umhang und einer Laterne als Nachtwächter verkleidet war. Er wurde auf die Kinder aufmerksam und kam schnell näher. Das war einer der Stadtführer, die den Touristen in historischer Kleidung die Stadt zeigten!
Der Mann hatte tiefe, dunkle Ringe unter den Augen und schien noch sehr müde von der letzten Nachtführung zu sein.
Wahrscheinlich war er deswegen ziemlich gereizt und wohl auch etwas lärmempfindlich, denn mit seiner tiefen, kräftigen Stimme brüllte er die Kinder an:
„He! Was soll der Krach! Lasst die Kleine in Ruhe und seht zu, dass ihr wegkommt! Sonst lasse ich euch allesamt in den Kerker unterm Altpörtel werfen!“
Das war natürlich nur eine Drohung, die er gar nicht wahrmachen konnte, aber die Jungs waren einen Augenblick abgelenkt und das kleine, flinke Mädchen entriss einem der Jungen geistesgegenwärtig seinen Rucksack und rannte so schnell es konnte in den ersten Schutzwinkel, der sich ihm bot!
Es sah, dass die Dompforte offen stand und schnell rannte es dort hinein, um den frechen Jungs zu entkommen. Doch so leicht ließen die sich nicht abschütteln. Sie ließen den schimpfenden Nachtwächter einfach stehen und rannten dem Mädchen hinterher.
Damit waren sie aus dem Blickfeld des Wesens verschwunden, das die ganze Zeit von seinem luftigen Aussichtspunkt zugesehen hatte und nun missbilligend den Kopf schüttelte. Aber sein Blick fiel dabei auf drei seltsame Männer, die auf dem Domplatz aufgetaucht waren und sich auffällig unauffällig umsahen…
Im Inneren des Doms lief das kleine Mädchen schnell zwischen den Touristen hindurch weg vom Eingang, wobei es sich hektisch umblickte, auf der Suche nach einem Winkel, in dem es sich verstecken konnte.
Da fiel sein Blick auf ein für den Innenraum des Doms ungewöhnliches rot-weiß gestreiftes Kunststoffband: Die Treppe zur Krypta, in der die Gräber der alten Kaiser lagen, war mit einem Signalband abgesperrt! Auf einem Schild stand in großen Buchstaben
Aber das Mädchen bemerkte, dass dahinter die Tür zur Krypta nicht ganz verschlossen war, sondern einen Spalt breit offen stand! Die Krypta sind die unterirdische Räume des Domes, in denen die Grabkammern liegen.
Das war die Rettung! Ohne einen Moment zu zögern, huschte es unter dem Band hindurch und die Stufen hinunter durch den Türspalt.
Sofort wurde es von der Dunkelheit verschluckt.
Die Tür fiel direkt hinter ihm ins Schloss.
Schwer atmend stand das kleine Mädchen in dem dämmrigen Licht, das durch die kleinen Fenster der Krypta fiel. Es wagte zunächst nicht, auch nur einen Fuß zu bewegen, bis sich seine Augen ein wenig an die Schwärze, die es nach dem hellen Tageslicht umgab, gewöhnt hatten. Dumpf klangen von oben die Schritte der Touristen in die Stille.
Dazwischen hörte es die schnellen Schritte der Verfolger, die eben noch knapp hinter ihm waren! Es hielt den Atem an und lauschte, ob ihm die Schritte die Treppe hinunter folgten. Das wilde Getrappel der Füße kam tatsächlich näher und näher!
„Sei jetzt kein feiger Frosch, Almut!“ sprach sie sich selber Mut zu und huschte nun doch noch tiefer in das Gewölbe, denn ihre Angst vor den bösen Kindern war größer als ihre Angst vor den tiefen Schatten und der Kälte der Krypta.
Sie schlich sich die Stufen hoch bis zu den Gräbern der alten Kaiser und kauerte sich dort in der Wandnische an der linken Treppe zusammen, den Rucksack fest umklammert.
„Hoffentlich finden sie mich nicht“, flüsterte sie noch leise und wagte dann kaum noch zu atmen, denn ganz nah bei der Türe hörte sie die Stimmen der anderen Kinder:
„Hierher, ich hab sie eben noch hier gesehen, sie kann nicht weit sein!“
„ Lasst uns hier unten schauen, ich glaube sie ist hierher gerannt!“
Schon waren die Stimmen direkt vor der Tür zu hören!
Die Klinke der Tür begann sich zu bewegen! Langsam wurde sie mit einem leisen Quietschen heruntergedrückt, immer weiter und weiter, bis plötzlich laut die Stimme des Küsters ertönte:
„He! Was macht ihr da? Könnt ihr nicht lesen? Da hängt ein Schild! Da unten ist alles wegen Renovierung geschlossen! Seht zu, dass ihr nach draußen kommt, bevor ich eure Eltern informiere! Los, raus hier, aber plötzlich! Und seit leise dabei, hier wird nicht gerannt, dies ist schließlich ein Dom und kein Spielplatz!“
Die Klinke wurde losgelassen und zu Almuts Erleichterung entfernten sich die Schritte der Kinder wieder.
Sie verließen den Dom und lungerten noch eine ganze Zeit lang auf dem Domplatz herum, doch das Mädchen kam nicht wieder heraus. Irgendwann gaben sie auf und machten sich auf den Weg, jemand anderes zu ärgern.
Almut, so hieß das kleine Mädchen in der Nische, atmete hörbar aus, als die Schritte sich entfernten. Nachdem sie noch einen Moment hatte verstreichen lassen, kletterte sie aus ihrem Versteck, ging zurück zur Türe und tastete nach der Klinke. Sie drückte sie langsam herunter, aber - nichts geschah!
Sie versuchte es wieder und wieder, so fest sie konnte. Nur das leise Quietschen war zu hören, aber die Tür ließ sich nicht öffnen! Sie versuchte es mit aller Kraft und stemmte sich zuletzt verzweifelt mit ihrem ganzen Gewicht gegen die Stufen, um die Tür aufzuziehen, doch sie war und blieb verschlossen.
Almut kauerte sich entmutigt hin und begann nachzudenken. Sie konnte sich nicht erinnern, die Türe selber ins Schloss geworfen zu haben! Obwohl sie eigentlich sehr mutig war, stiegen ihr nun Tränen in die Augen, da ihr einfiel, dass ihre Oma zu Hause bestimmt schon auf sie warten und sich große Sorgen machen würde, wenn sie nicht bald nach Hause käme. Aber die Tür rührte und regte sich nicht, als ob sie schon seit Jahrhunderten nicht mehr geöffnet worden wäre.
Der Geruch von modriger Erde und uralten Staubschichten stieg Almut in die Nase und machten sie ganz benommen. Die ganze Aufregung hatte sie sehr erschöpft und sie kehrte erst einmal zurück zu ihrem Versteck in der Nische neben den Gräbern, um über ihre Situation nachzudenken. Sie hockte sich wieder neben die Steintreppe und legte ihre Arme um die Knie. Ihr war kalt.
Fieberhaft überlegte sie, wie sie wohl einen Weg aus dieser Krypta finden könnte, oder ob vielleicht jemand die Tür von außen öffnen würde.
Aber müde von der Verfolgungsjagd glitt sie langsam in dem dämmrigen Licht in einen tiefen, traumlosen Schlaf, während ihr noch eine kleine Träne über die Wange kullerte.
Zwei Wochen vorher hatte es abends bei einem der kleinen Häuschen in der Altstadt, im sogenannten Hasenpfuhl, an der Haustür geklingelt.
Die alte Dame, die das Häuschen bewohnte, deckte gerade den Abendbrottisch, beeilte sich aber zu öffnen.
Vor der Tür stand ihre Tochter in einem eleganten cremefarbenen Kostüm und hielt an der Hand den Gast, auf den sich die alte Dame schon seit Tagen freute!
Ein kleines, etwa zehnjähriges Mädchen hüpfte neben ihr auf und ab und strahlte dabei über das ganze Gesicht, als es sie sah!
„Oma!“ rief das Kind fröhlich und riss sich von der Hand los, um der alten Dame in die Arme zu fallen. „Da bist du ja endlich, Almut, mein Schatz“ rief diese gleichzeitig und drückte das kleine Mädchen fest an sich.
„Kommt schnell rein, ihr zwei, es gibt gleich Abendbrot!“ – „Mama muss gleich schon wieder fort“ antwortete das Mädchen traurig und die elegante Dame nickte.
„Es tut mir sehr leid, aber ich muss morgen schon ganz früh wieder am Flughafen in Frankfurt sein und wenn ich erst noch mit euch esse, komme ich viel zu spät nach Hause.“ Die alte Dame wusste, wie beschäftigt ihre Tochter war und nickte bedauernd.
„Ach, das ist wirklich schade. Es wird Zeit, dass du auch noch mal ein paar Tage bei mir bist! Ich würde dich wirklich gerne auch noch einmal etwas verwöhnen, so wie Almut hier.“ Die elegante Dame lächelte.
„Ja, das klingt verlockend. Wenn Almut von ihren Besuchen bei dir erzählt, klingt das immer geradezu paradiesisch. Vielleicht sollten wir unseren nächsten Wellness-Urlaub bei dir in Speyer verbringen“, meinte sie augenzwinkernd und wandte sich Almut zu..
„So, dann sei schön lieb, wie immer, mein Schatz. Wir telefonieren.“ Die Dame küsste ihre Tochter, umarmte ihre Mutter zum Abschied und schon war sie wieder in ihrem eleganten Wagen verschwunden und fuhr los.
„Hast du mir etwa roschdische Ridder gemacht?“ rief Almut in fast perfektem Pfälzisch und stürmte begeistert zur Küche, aus der ihr schon ein leichter Zimtgeruch in die Nase stieg.
„Was sonst, mein Schatz. Ich weiß doch, was du gerne magst“, antwortete die alte Dame lächelnd und schloss die Haustüre.
Almuts Mutter Susanne stammte aus Speyer, hatte aber später in Frankfurt studiert und danach einen interessanten Job bei einer großen, internationalen Firma bekommen, für die sie rund um die Welt reiste. Auf einer ihrer Reisen hatte sie auch ihren Mann, Almuts Vater, der Andreas Ohnesorg hieß, kennengelernt. Sie wohnten jetzt zusammen in Frankfurt, waren aber nach wie vor oft im Ausland unterwegs.
Ihre Tochter, die kleine Almut Ohnesorg, wurde während der Schulzeit wenn die Eltern nicht da waren von einem Kindermädchen betreut. Aber in den Ferien durfte sie zu ihrer Oma nach Speyer, was die beiden ganz großartig fanden. Die Oma wusste immer, wie sie ihrer kleinen Enkelin eine Freude machen konnte und Almut fühlte sich bei ihrer Oma pudelwohl.
Während sie die letzten Reste der rostigen Ritter, wie sie ja Hochdeutsch heißen, aus der Pfanne kratzten, fragte die Oma, wie sie in der Schule zurechtkam, weil sie wusste, dass es dort nicht ganz einfach für Almut war.