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Den Auftakt dieses Gedichtbandes bildet eine Gedichtfolge, in der das unvergleichliche Erlebnis einer Karawanenwanderung durch die Wüste Sahara geschildert wird. Nach Gedichten verschiedenen Inhalts werden poetische Reflexionen zu Worten des Yogi Bahjan angestellt. Lyrische Kommentierungen des Geschehens rund um Corona in elf datierten Folgen von März 2020 bis März 2021 beschließen das Büchlein.
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Seitenzahl: 43
Spuren im Wüstensand
Der Ursprung der Wüste
Aufbruch
Wüste
Wüstengesänge
Der Schakal
Unfassbar
Wüstenessen
Ankommen. Weitergehen
Kraft der Wüste
Stille hören
Beduinen
Spuren im Wüstensand
Der Wüstenwind
Wasser in der Wüste
Der Sand der Sahara
Hingeben an die Wüste
Trügerisches Mondlicht
Halo
Gang der Sonne über der Wüste
Dank
Zulassen
Loslassen
Luthers Theologie
Rosenmontag Bornheim (Rheinland)
am 4.3.2019 um 12.30 Uhr
Schlapp
Who too?
Zeitverlust
Deutsche Parteien
Hermeneutik
Gedanken zu Worten des Yogi
Gnothi seauton
Alles in dir
Am Anfang war das Wort
Konfliktlösung
Sei Du
Verpflichtung
Wünsche
Coronalia
Coronalium I – März 2020
Coronalium II – Anfang April 2020
Coronalium III – Ostern 2020
Coronalium IV – Vor dem 1. Mai 2020
Coronalium V – Mai 2020
Coronalium VI – Nach den Eisheiligen 2020
Coronalium VII – Juli 2020
Coronalium VIII – Ende November 2020
Coronalium IX – März 2021
Wer in die Wüste geht und wiederkehrt,
ist nicht mehr derselbe.
BEDUINISCHES SPRICHWORT
Als Allah
die Welt erschaffen hatte,
schaute er sie sich an
und nahm alles, was ihn
vom Wesentlichen ablenkte,
heraus.
So entstand die Wüste.
VON DEN BEDUINEN
Die Arbeit, die Freunde, die Familie,
das Flugzeug, die Fähre, die Autos,
wir lassen sie hinter uns zurück.
Am Rande der Wüste warten
unsere Begleiter für zwei Wochen.
Geduldig betrachten uns die Dromedare,
aus den Augenwinkeln die Beduinen.
Neugierig und unsicher
mustern wir die Szene.
Ungeschickt helfe ich
beim Bepacken der Tiere.
Dann
reihe ich mich
in froher und banger Erwartung
in die Karawane,
die sich langsam losbewegt.
Warum mache ich das? Es wird,
sagte man mir vorher,
nichts Spektakuläres geben außer
einer Reise
zu mir selbst.
Sand. Steine. Hitze.
Staub. Dürre. Fliegen.
Tonscherben. Plastikmüll. Kamelscheiße.
Vor dem ersten Schlafengehen
leuchtet ein kleines Feuer
zu einem kargen Essen.
Später klatschen die Beduinen
zum Rhythmus eines großen Tamburins
und singen ihre wilden Lieder.
Wir wollen auch
etwas singen,
aber
nichts Passendes
fällt uns ein, was wir alle
gemeinsam können, und so
stammeln wir
Karnevalslieder.
In der dritten Nacht
höre ich den Schakal
zum ersten Mal.
Er wird uns folgen
wie ein getreuer Paladin.
Seine Spuren verraten ihn am Tag,
manchmal ganz nah
an den Tritten der Dromedare.
Manches Mal nachts
beunruhigt uns
sein kurzes Heulen.
Wie es sich für einen noblen Begleiter gehört,
lässt er sich
zum Abschied
am letzten Tag
kurz sehen.
Beim Schlafen unter freiem Wüstenhimmel
unfassbar
die unendliche Menge der Sterne,
die feierliche Stille,
die feuchte Kühle des Morgens.
Ganz neu
das alles,
ganz
anders.
Unfassbar hell.
Unfassbar still.
Unfassbar weit.
Die Augen blinzeln ins Licht.
Die Seele beginnt zu schauen.
Die Ohren folgen Gesprächen.
Die Seele beginnt zu lauschen.
Die Füße treten Sand und Steine.
Die Seele beginnt zu schweben.
Zum Frühstück gibt es
aus Mehl, Wasser und Salz
auf dem Feuer frisch
gebackenes Brot, dazu
Olivenöl zum Eintunken,
Feigenmarmelade, Datteln,
eine Ecke Schmelzkäse,
Kaffee oder Tee.
Mittags entweder einen Teller
mit Gemüsesuppe oder einen Teller
mit Nudeln und einem Teelöffel Thunfisch,
zum Nachtisch einen Schnitz Melone
oder zwei Löffel Granatapfel,
zwei Schnapsgläser Tee.
Abends einen Teller Couscous,
zum Nachtisch zwei Löffel Granatapfel,
zwei Schnapsgläser Tee.
Besonders mittags
ergehen sich einige von uns
in Vorstellungen üppiger Menüs,
vor allem aber
grandioser Eisbecher.
Umgekehrt
taucht aber auch
der Gedanke auf, ob
das, was wir bekommen,
nicht schon mehr als
ausreicht.
Freund, so du etwas bist,
so bleib doch ja nicht stehn:
Man muss aus einem Licht
fort in das andre gehn.
ANGELUS SILESIUS
Ankommen. Weitergehen.
Mehr geschieht nicht.
Und ist doch nicht Routine.
Ernst und Freude,
Zweifel und Gewissheit
in die Gesichter gemalt.
Ankommen. Weitergehen.
Mehr geschieht nicht.
Und ist doch nicht Routine.
Wir werden wieder Nomaden,
was wir schon immer waren.
Gemeinsames Schweigen,
gemeinsames Sprechen darüber.
Lösungswege deuten sich an
für den inneren Nomaden.
Ankommen. Weitergehen.
Mehr geschieht nicht.
Und ist doch nicht Routine.
Reduktion auf das Nötigste,
das, was wirklich nötig ist.
Freude, dass das geht,
und immer von neuem das
Staunen über die Schönheit
des Lichts, der Stille,
der Unendlichkeit der Wüste.
Wie nah wir uns schon gekommen sind
nach so wenigen Tagen
durch den Zauber der Wüste.
Nun wird sie uns helfen,
Unnötiges wegzuwerfen,
Mitgeschlepptes mit Sand zu bedecken,
Belastendes aufzulösen,
Frieden zu machen mit dem,
was war.
Allein: du mit den Worten,
und das ist wirklich allein.
GOTTFRIED BENN
Allein und bei sich sein.
Zuhause? Höchstens
ganz früh, bevor
das Lärmen und Geplapper
losgeht, oder ganz spät, wenn
sie alle nichts mehr sagen oder
in irgendwes Armen
schweigend Betrieb machen.
Aber wenn du
wirklich
mit dir allein bist,
dann
füllt sich etwas in dir.
Du horchst,
wo es nichts zu hören gibt,
hörst die Stille.
Der beste Platz dafür
ist die Wüste. Geh weg
von der Karawane, steige
auf die übernächste Düne oder