Spuren im Wüstensand - Hartmut Günther - E-Book

Spuren im Wüstensand E-Book

Hartmut Günther

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Beschreibung

Den Auftakt dieses Gedichtbandes bildet eine Gedichtfolge, in der das unvergleichliche Erlebnis einer Karawanenwanderung durch die Wüste Sahara geschildert wird. Nach Gedichten verschiedenen Inhalts werden poetische Reflexionen zu Worten des Yogi Bahjan angestellt. Lyrische Kommentierungen des Geschehens rund um Corona in elf datierten Folgen von März 2020 bis März 2021 beschließen das Büchlein.

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Seitenzahl: 43

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INHALT

Spuren im Wüstensand

Der Ursprung der Wüste

Aufbruch

Wüste

Wüstengesänge

Der Schakal

Unfassbar

Wüstenessen

Ankommen. Weitergehen

Kraft der Wüste

Stille hören

Beduinen

Spuren im Wüstensand

Der Wüstenwind

Wasser in der Wüste

Der Sand der Sahara

Hingeben an die Wüste

Trügerisches Mondlicht

Halo

Gang der Sonne über der Wüste

Dank

Zulassen

Loslassen

Luthers Theologie

Rosenmontag Bornheim (Rheinland)

am 4.3.2019 um 12.30 Uhr

Schlapp

Who too?

Zeitverlust

Deutsche Parteien

Hermeneutik

Gedanken zu Worten des Yogi

Gnothi seauton

Alles in dir

Am Anfang war das Wort

Konfliktlösung

Sei Du

Verpflichtung

Wünsche

Coronalia

Coronalium I – März 2020

Coronalium II – Anfang April 2020

Coronalium III – Ostern 2020

Coronalium IV – Vor dem 1. Mai 2020

Coronalium V – Mai 2020

Coronalium VI – Nach den Eisheiligen 2020

Coronalium VII – Juli 2020

Coronalium VIII – Ende November 2020

Coronalium IX – März 2021

SPUREN IM WÜSTENSAND

Wer in die Wüste geht und wiederkehrt,

ist nicht mehr derselbe.

BEDUINISCHES SPRICHWORT

DER URSPRUNG DER WÜSTE

Als Allah

die Welt erschaffen hatte,

schaute er sie sich an

und nahm alles, was ihn

vom Wesentlichen ablenkte,

heraus.

So entstand die Wüste.

VON DEN BEDUINEN

AUFBRUCH

Die Arbeit, die Freunde, die Familie,

das Flugzeug, die Fähre, die Autos,

wir lassen sie hinter uns zurück.

Am Rande der Wüste warten

unsere Begleiter für zwei Wochen.

Geduldig betrachten uns die Dromedare,

aus den Augenwinkeln die Beduinen.

Neugierig und unsicher

mustern wir die Szene.

Ungeschickt helfe ich

beim Bepacken der Tiere.

Dann

reihe ich mich

in froher und banger Erwartung

in die Karawane,

die sich langsam losbewegt.

Warum mache ich das? Es wird,

sagte man mir vorher,

nichts Spektakuläres geben außer

einer Reise

zu mir selbst.

WÜSTE

Sand. Steine. Hitze.

Staub. Dürre. Fliegen.

Tonscherben. Plastikmüll. Kamelscheiße.

WÜSTENGESÄNGE

Vor dem ersten Schlafengehen

leuchtet ein kleines Feuer

zu einem kargen Essen.

Später klatschen die Beduinen

zum Rhythmus eines großen Tamburins

und singen ihre wilden Lieder.

Wir wollen auch

etwas singen,

aber

nichts Passendes

fällt uns ein, was wir alle

gemeinsam können, und so

stammeln wir

Karnevalslieder.

DER SCHAKAL

In der dritten Nacht

höre ich den Schakal

zum ersten Mal.

Er wird uns folgen

wie ein getreuer Paladin.

Seine Spuren verraten ihn am Tag,

manchmal ganz nah

an den Tritten der Dromedare.

Manches Mal nachts

beunruhigt uns

sein kurzes Heulen.

Wie es sich für einen noblen Begleiter gehört,

lässt er sich

zum Abschied

am letzten Tag

kurz sehen.

UNFASSBAR

Beim Schlafen unter freiem Wüstenhimmel

unfassbar

die unendliche Menge der Sterne,

die feierliche Stille,

die feuchte Kühle des Morgens.

Ganz neu

das alles,

ganz

anders.

Unfassbar hell.

Unfassbar still.

Unfassbar weit.

Die Augen blinzeln ins Licht.

Die Seele beginnt zu schauen.

Die Ohren folgen Gesprächen.

Die Seele beginnt zu lauschen.

Die Füße treten Sand und Steine.

Die Seele beginnt zu schweben.

WÜSTENESSEN

Zum Frühstück gibt es

aus Mehl, Wasser und Salz

auf dem Feuer frisch

gebackenes Brot, dazu

Olivenöl zum Eintunken,

Feigenmarmelade, Datteln,

eine Ecke Schmelzkäse,

Kaffee oder Tee.

Mittags entweder einen Teller

mit Gemüsesuppe oder einen Teller

mit Nudeln und einem Teelöffel Thunfisch,

zum Nachtisch einen Schnitz Melone

oder zwei Löffel Granatapfel,

zwei Schnapsgläser Tee.

Abends einen Teller Couscous,

zum Nachtisch zwei Löffel Granatapfel,

zwei Schnapsgläser Tee.

Besonders mittags

ergehen sich einige von uns

in Vorstellungen üppiger Menüs,

vor allem aber

grandioser Eisbecher.

Umgekehrt

taucht aber auch

der Gedanke auf, ob

das, was wir bekommen,

nicht schon mehr als

ausreicht.

ANKOMMEN. WEITERGEHEN

Freund, so du etwas bist,

so bleib doch ja nicht stehn:

Man muss aus einem Licht

fort in das andre gehn.

ANGELUS SILESIUS

Ankommen. Weitergehen.

Mehr geschieht nicht.

Und ist doch nicht Routine.

Ernst und Freude,

Zweifel und Gewissheit

in die Gesichter gemalt.

Ankommen. Weitergehen.

Mehr geschieht nicht.

Und ist doch nicht Routine.

Wir werden wieder Nomaden,

was wir schon immer waren.

Gemeinsames Schweigen,

gemeinsames Sprechen darüber.

Lösungswege deuten sich an

für den inneren Nomaden.

Ankommen. Weitergehen.

Mehr geschieht nicht.

Und ist doch nicht Routine.

Reduktion auf das Nötigste,

das, was wirklich nötig ist.

Freude, dass das geht,

und immer von neuem das

Staunen über die Schönheit

des Lichts, der Stille,

der Unendlichkeit der Wüste.

KRAFT DER WÜSTE

Wie nah wir uns schon gekommen sind

nach so wenigen Tagen

durch den Zauber der Wüste.

Nun wird sie uns helfen,

Unnötiges wegzuwerfen,

Mitgeschlepptes mit Sand zu bedecken,

Belastendes aufzulösen,

Frieden zu machen mit dem,

was war.

STILLE HÖREN

Allein: du mit den Worten,

und das ist wirklich allein.

GOTTFRIED BENN

Allein und bei sich sein.

Zuhause? Höchstens

ganz früh, bevor

das Lärmen und Geplapper

losgeht, oder ganz spät, wenn

sie alle nichts mehr sagen oder

in irgendwes Armen

schweigend Betrieb machen.

Aber wenn du

wirklich

mit dir allein bist,

dann

füllt sich etwas in dir.

Du horchst,

wo es nichts zu hören gibt,

hörst die Stille.

Der beste Platz dafür

ist die Wüste. Geh weg

von der Karawane, steige

auf die übernächste Düne oder