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Kurz nach der epischen Schlacht des Raumschiffs Enterprise gegen Shinzon nahmen viele langjährige Besatzungsmitglieder von Captain Jean-Luc Picard neue Posten und neue Herausforderungen an. Unter den vielen Veränderungen war auch William Rikers Beförderung zum Captain und sein neues Kommando, Rikers Hochzeit mit Counselor Deanna Troi und Dr. Beverly Crushers neue Karriere beim Medizinischen Korps der Sternenflotte. Doch die Geschichte, wie es dazu kam, wurde nie erzählt … BIS JETZT. Vor mehr als zwei Jahrhunderten schickten die Dokaalan eine unbemannte Sonde in die Leere des Alls, mit einem Hilferuf an jeden, der den Untergang ihrer Welt verhindern könnte. Doch die Nachricht erreichte den Föderationsraum zu spät, um den Planeten oder seine Bewohner zu retten. Zumindest schien es so … Viele Generationen später entdecken Jean-Luc Picard und die Besatzung des Raumschiffs Enterprise-E erstaunt die letzten der Dokaalan – eine kleine Kolonie, die in einer verlassenen Asteroiden-Abbauanlage um ihr Überleben kämpft. Auch wenn ihre Heimat vor langer Zeit zerstört wurde, hoffen sie, eines Tages einen nahegelegenen Planeten in eine neue Heimat für ihr Volk zu verwandeln. Doch es existieren erbitterte Spaltungen innerhalb der Gruppe, die zu Sabotage und Terrorismus führen. Schnell finden sich Picard und die Enterprise inmitten eines eskalierenden Konflikts wieder!
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Seitenzahl: 360
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DANKSAGUNGEN
PROLOG
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Wir danken John Ordover, dem Lektor der Zeit des Wandels-Reihe, für die Möglichkeit, an einem derart hochkarätigen Projekt mit all diesen anderen Autoren mitzuarbeiten. Als Leser und Fans von STAR TREK-Büchern lernten wir, schon lange bevor wir auf die hirnrissige Idee kamen, selbst zu schreiben, Namen wie David, Friedman, Reeves-Stevens oder Carey, zu würdigen. Dass man uns für fähig erachtete, das Niveau dieser wunderbaren Kolleginnen und Kollegen halten zu können, ist Belohnung genug.
Ein weiterer Dank geht an die anderen beteiligten Autoren: John Vornholt, Robert Greenberger, David Mack und Keith R. A. DeCandido. Jeder von ihnen hat viel mehr geleistet, als nur eine eigene Geschichte zu verfassen. Wir haben uns gegenseitig Informationen und Tipps zu den jeweiligen Manuskripten gegeben, damit aus dem Projekt eine wahrhaft gemeinschaftliche Arbeit werden konnte.
Nicht zuletzt geht ein besonderer Dank an die Leser, die die Geschichten von Kevin und mir genossen und gelobt haben. Eine der üblichen Fragen, die wir uns beim Start in ein neues Projekt immer stellen, lautet: »Was würde ein Fan lesen wollen?« Diese Frage und die damit verbundene Haltung zur Geschichte beeinflussen alles, was wir tun. Wir hoffen, dass man das den Geschichten, die ihr schließlich in Händen haltet, anmerkt.
Übersetzt aus dem persönlichen Tagebuch von Hjatyn:
Ich habe mich in der Vergangenheit nur wenig mit dem Thema Schreiben befasst, zumindest wenn es nicht um meine Arbeit ging. Allerdings zwingt mich die aktuelle Krise dazu, meine Gedanken und Gefühle niederzuschreiben. Ich bin mir absolut sicher, dass es andere geben wird, die gebildeter sind und rationaler denken und die sich in diesem Moment ebenfalls mit den Ereignissen befassen, um es zukünftigen Generationen zu ermöglichen, über diese Zeit zu lesen und sich ihr eigenes Bild zu machen. Dennoch fühle ich die Verpflichtung, ja fast den Zwang, das Gleiche zu tun.
Ich sollte mich eigentlich zur Schule begeben und dort meine Unterrichtsstunden halten. Allerdings fällt es mir zunehmend schwer, mich auf meine Aufgaben zu konzentrieren. Mit jedem weiteren Tag scheinen Dinge, die ich früher für relevant gehalten oder sogar als erfreulich empfunden habe, ihre Bedeutung zu verlieren. Nicht zum ersten Mal muss ich gegen das wachsende Gefühl ankämpfen, dass auch ich zunehmend bedeutungslos werde.
Ich habe Angst.
Meine Frau, Beeliq, sagt mir ständig, dass es keinen Grund zur Sorge gibt. Dennoch verbringt sie mit jedem Tag mehr Zeit im Büro des Kolonieverwalters. Sie fungiert als eine seiner Assistentinnen, was sie in eine Position versetzt, in der sie erfahren würde, sollte etwas nicht stimmen.
Allerdings bin ich mir langsam nicht mehr so sicher, dass sie es mir dann auch sagen würde. Seitdem ich angefangen habe, um sie zu werben, hat sie nie etwas vor mir verheimlicht, zumindest nicht soweit mir bewusst ist. Dass sie jetzt etwas zurückhalten könnte, verstärkt meine Angst nur noch. Ist es denkbar, dass man ihr befohlen hat, sogar ihrem Ehemann etwas zu verschweigen?
Denn obwohl sie sich um eine tapfere Miene bemüht, sprechen ihre sorgenvollen Augen eine deutliche Sprache.
Dieser Blick wird mit jeder der immer seltener werdenden gemeinsamen Mahlzeiten offensichtlicher. Keiner von uns hat wirklich Appetit. Während wir also die neuesten Nachrichten aus Dokaal anschauen, rührt immer häufiger keiner sein Essen an. Sogar während der Unterrichtsstunden scheint keiner mehr ohne Nachrichten auszukommen. Da alle Kommunikationswege überlastet sind, während jeder versucht, Freunde und Familie zu erreichen, bleiben uns nur die Nachrichten, um den Kontakt zu unserer Heimatwelt aufrechtzuerhalten.
Anfangs waren es nur vereinzelte Bilder der Zerstörung. Pro Jahreszeit passierte es vielleicht ein- oder zweimal. Einige Gebiete unserer Welt wurden immer schon von Erdbeben heimgesucht. Zwischenfälle dieser Art versteckten sich zwischen den anderen täglichen Nachrichten, die man von Dokaal in die Minenkolonien übertrug. Dann sorgten sich alle um Angehörige, die vielleicht in den betroffenen Gebieten lebten. Starben Verwandte bei einer solchen Tragödie, wurden Gedenkveranstaltungen abgehalten. Das kam aber zum Glück nur selten vor. Es wurde auch viel darüber gesprochen, in welchem Umfang und in welcher Form die diversen regionalen Regierungen Hilfsmaßnahmen ergreifen könnten. Normalerweise gerieten diese Themen aber schnell in Vergessenheit.
Das ist jetzt anders.
Nun erschüttern Erdbeben alle paar Tage einen anderen Teil unserer Welt. Die Auswirkungen werden von Mal zu Mal schlimmer. Vor einer Woche erreichte uns die Nachricht, dass die Hauptstadt Wyjaed mitten in der Nacht von mehreren verheerenden Beben erschüttert worden war. Die Rettungsmaßnahmen laufen immer noch auf Hochtouren. Mittlerweile nimmt man jedoch an, dass Hunderttausende umgekommen sind.
Letzte Nacht kam dann die Meldung über den neuesten Vorfall. Wir mussten bestürzt mit ansehen, wie Journalisten mit Tränen in den Augen vom Verlust der gesamten Inselnation Saorquiln berichteten. Gigantische Wellen waren durch unterirdische Beben ausgelöst worden. Mein Freund Rueq und einige andere aus unserer Kolonie hatten dort Familie. Wir sind die ganze Nacht wachgeblieben und haben auf Nachrichten über mögliche Überlebende gewartet. Allerdings scheint es nun so, dass alle Einwohner der Insel ums Leben gekommen sind.
Die Bilder und Berichte, die mittlerweile aus fast jeder Stadt eintreffen, machen uns vielleicht auch deswegen so viel Angst, weil wir uns so hilflos fühlen. Hier draußen zwischen den Asteroiden sind wir sogar mit unseren schnellsten Schiffen mehrere Tagesreisen entfernt. Außerdem stellt sich die Frage, was wir dort überhaupt ausrichten könnten. Sogar jene, die über die nötigen Fähigkeiten und das Wissen verfügen, wissen nicht, was überhaupt vor sich geht.
In einer anderen Kolonie lebt mein Freund Caesi. Seine Frau hat Kontakt mit dem Ministerium von Dokaal. Aber selbst ihre Position als Kolonieverwalterin hat ihr keine Erkenntnisse eingebracht. Niemand scheint in der Lage zu sein, zu erklären, was es mit den Phänomenen auf sich hat. Sie nennen es »unregelmäßig auftretende Rissbildungen unter der Oberfläche des Planeten«. Sie wissen nicht einmal, was die ersten Beben genau ausgelöst hat, warum sie sich fortsetzen und ob sie noch schlimmer werden, bevor sie hoffentlich irgendwann aufhören.
Es gibt eine Theorie, die unter Wissenschaftlern zunehmend Anklang findet. Danach handelt es sich um eine natürliche geologische Phase in der Entwicklung unseres Planeten. Viele Forscher sind damit beschäftigt, Beweise für frühere Ereignisse dieser Art zu finden, vielleicht sogar lange bevor sich Leben auf unserer Welt entwickelt hat. Allerdings verstehe ich nicht, wie uns dieses Wissen dabei helfen soll, die Erdbeben zu stoppen.
Was ist, wenn sie niemals aufhören?
Einige sehr angesehene geistige Führer meines Volkes propagieren eine Sichtweise, die vielen große Angst bereitet. Sie bezeichnen die Vorgänge als »die Abrechnung«. Es gibt einige religiöse Gruppierungen, die eine Sichtweise vertreten, nach der wir uns von den Prinzipien, die Dokaa zu Beginn unserer Zivilisation festgeschrieben hat, abgewendet haben. Sie glauben, dass sie verärgert ist und uns die Beben als Strafe für die Abwendung vom Glauben schickt. Obwohl in unseren heiligen Texten nichts über eine derartige Bestrafung zu finden ist, reichen die Warnungen aus, vielen Strenggläubigen große Angst zu machen.
Ich habe Beeliq oft zu Messen begleitet, allerdings habe ich die Lehren nie mit der gleichen Hingabe verfolgt wie sie. Mir ist bewusst, dass sie in Dokaas Schoß nach Trost oder sogar Vergebung sucht. Das Gleiche hat sie auch schon nach dem Tod ihres Bruders in den Minen getan. Und auch wenn ich das damals noch nicht so empfunden habe, würde sich ein Teil von mir ihr nun gern im Gebet anschließen.
Die Kolonieverwalter versuchen, eine möglichst positive Fassade aufrechtzuerhalten. Wir sollen unsere Leben so gut es geht weiterführen. Wir sollen unsere Arbeit in den Minen erledigen oder uns um die verschiedenen Versorgungsstationen für die Arbeiter und ihre Familien kümmern. Doch trotz all ihrer Bemühungen hilft uns das Arbeiten langsam nicht mehr, die Sorgen zu übertünchen. Meine Freunde und Kollegen reden vor und nach den Unterrichtsstunden und manchmal bekommt man auch eine Unterhaltung mit, wenn man im Massentransportmodul unterwegs ist, um einzukaufen oder zu essen. Jeder an jedem beliebigen Ort in allen Kolonien scheint die gleiche Frage zu stellen: Was geht hier bloß vor?
Obwohl es nicht ungewöhnlich war, dass er zu so später Stunden auf die Brücke gerufen wurde, war Captain Vanik doch überrascht. Was konnte angesichts ihrer aktuellen Mission so dringend sein?
Es war zugegebenermaßen ein eher kleiner Sektor der Galaxis, den die vulkanischen Schiffe bis zu diesem Zeitpunkt kartografiert und bereist hatten. Vanik hatte den Bereich des Alls, in dem sich sein Schiff, die Ti’Mur, zurzeit befand, in seinen fünfzehn Jahren als Kommandant unzählige Male durchflogen. Es gab hier nichts Besonderes zu entdecken. Einzig ein unbedeutender Konflikt im langwierigen Krieg mit den Andorianern hatte an diesem Ort einst stattgefunden. Keiner der Planeten im einzigen Sternsystem war bewohnbar oder besaß irgendeine wissenschaftliche oder strategische Bedeutung. Das einzig Positive an diesem Bereich war in Vaniks Augen, dass er nur wenige Ablenkungen bot, während man zu einem viel interessanteren Ort unterwegs war.
Hatte sich das nun irgendwie geändert?
Er hatte gerade mit seiner abendlichen Meditation begonnen, als die Nachricht vom diensthabenden Offizier eingetroffen war. Subcommander T’Lih war sich der üblichen Routine ihres Captains wohl bewusst und hätte ihn nicht in seiner Freizeit gestört, wenn es sich nicht um eine wirklich wichtige Angelegenheit gehandelt hätte. Was immer es war, es musste sich also um etwas Faszinierendes handeln.
Natürlich, mahnte sich Vanik, ist es nicht zielführend, weiter zu spekulieren. Die Antwort wird sich mir in Kürze offenbaren.
Der Turbolift hielt an und die Türen gaben den Blick auf die Brücke der Ti’Mur frei. Der dreieckige Raum verjüngte sich nach vorn. Die Kontrollstationen zu beiden Seiten liefen zum großen Sichtschirm zusammen, der die gesamte Vorderseite dominierte. Obwohl in anderen Bereichen des Schiffs das Licht einen typischen Tag-Nacht-Rhythmus auf Vulkan simulierte, beließ Vanik es in seinem Kommandozentrum unabhängig von der Uhrzeit stets bei normaler Helligkeit.
Trotz der späten Stunde war wie zu einer normalen Tagschicht jede Schlüsselposition der Brücke besetzt. Dem Captain fiel jedoch auf, dass auch an einer der sekundären Wissenschaftsstationen gearbeitet wurde. Ein Blick auf die Waffensysteme, die nicht aktiv waren, verriet ihm, dass es sich um keine akute Bedrohung handelte. Er konnte zwei sich überlagernde Unterhaltungen zwischen Besatzungsmitgliedern hören, deren Inhalt jedoch unauffällig war.
Er trat aus dem Turbolift und nickte T’Lih zu, als der Subcommander seine Ankunft bemerkte.
»Guten Abend, Captain«, sagte sie, während sie den Kommandosessel im hinteren Bereich der Brücke freigab. T’Lih trug wie jedes andere Mitglied der Besatzung die übliche graue Uniform der vulkanischen Weltraumbehörde. Die maßgeschneiderte Uniform wies abgesehen von einem kleinen Rangabzeichen auf der linken Seite des Kragens keine Verzierungen auf. Ihre Gesichtszüge waren kantig wie die von Vanik. Im Gegensatz zum vollen grauen Haar ihres Captains trug sie ihre schwarzen Locken raspelkurz, was ihre geschwungenen Ohren unterstrich.
»Ihnen ebenfalls, Subcommander«, antwortete Vanik. »Also, was hat Ihre Aufmerksamkeit erregt?« Statt den ihm angebotenen Platz einzunehmen, drehte er mit hinter dem Rücken verschränkten Händen eine langsame Runde um die Brücke, während er auf den Bericht seiner Untergebenen wartete.
T’Lih näherte sich ihrem Captain und antwortete: »Vor zweiundfünfzig Komma sechs Minuten bemerkten unsere Sensoren ein Objekt, das sich mit Warp eins Komma drei fortbewegt. Laut unseren Datenbanken handelt es sich um einen Typ und eine Konfiguration, die uns gänzlich unbekannt sind.«
»Lebenszeichen?«, hakte Vanik nach.
»Keine, Captain. Es scheint sich um eine unbemannte Drohne zu handeln. Sie sendet eine Nachricht, die sich alle vier Komma sieben Minuten wiederholt. Wir versuchen bereits, sie zu übersetzen. Außerdem habe ich veranlasst, dass der Ursprung der Drohne anhand der Flugroute bestimmt wird.«
Vanik nickte. Er war zufrieden mit dem Bericht und der Initiative seines Subcommanders, die auch die Präsenz der zusätzlichen Wissenschaftsoffiziere auf der Brücke erklärte. »Sind wir nah genug für eine visuelle Betrachtung?«
Statt zu antworten, erregte T’Lih die Aufmerksamkeit eines jungen Offiziers an der Hauptwissenschaftskonsole. »Lieutenant Serel?«
Ein Objekt erschien kurz darauf auf dem Sichtschirm der Brücke. Es war ein klobiges zylindrisches Modul, das auf drei Antriebseinheiten montiert war. Vanik hatte noch nie etwas Vergleichbares gesehen. Die äußere Hülle des Zylinders schien aus Metallplatten zu bestehen. Vanik erkannte die Verbindungsnähte und die unzähligen Klammern, die die Platten mit einer Art Skelettrahmen verbanden. Zwei Parabolantennen waren an beide Seiten des Zylinders montiert. Eine schien defekt zu sein. Angesichts all der erkennbaren Schäden und Dellen verwunderte das jedoch nicht.
»Die Schäden passen zu den Auswirkungen eines Ionensturms, wie wir sie auch schon auf unserer Hülle beobachten konnten«, erklärte Serel von seiner Station. »Unseren Scans nach zu urteilen, wurde das Objekt schätzungsweise vor elf Komma sechs Jahren von einem solchen Sturm getroffen.«
»Was können Sie mir über die Entwicklungsstufe des Objekts sagen?«, wollte Vanik wissen.
»Wir müssen es natürlich bergen, um eine vollständige Untersuchung durchführen zu können«, antwortete der Wissenschaftsoffizier. »Das Antriebssystem sieht jedoch recht rudimentär aus. Meine Theorie ist, dass es sich um einen experimentellen Warpantrieb handelt. Vielleicht war es sogar der erste Testlauf.«
Interessant, dachte Vanik. Es war ein Beweis für die Kunstfertigkeit der Schöpfer, dass dieses offensichtlich recht primitive Fluggerät, bei dem es sich vermutlich um die erste Generation einer Raumsonde handelte, einen solchen Zwischenfall weitestgehend intakt überstanden hatte und immer noch Daten übermittelte.
Könnte es sich bei dieser Drohne um einen ersten Schritt hin zu einem Erstkontakt mit einer neuen Spezies handeln? Obwohl er die Uniform der Raumfahrtbehörde bereits seit sechsundsiebzig Jahren trug, hatte er nur ein einziges Mal die Chance erhalten, der Zusammenführung seines Volkes mit einer anderen außerirdischen Spezies beizuwohnen. Vanik konnte nicht bestreiten, dass die Aussicht, so etwas noch einmal zu erleben, faszinierend war.
Ein Ton von Serels Konsole veranlasste ihn, sich zu dem jungen Offizier umzudrehen, der gerade aufstand. »Es gibt neue Informationen zu unseren Bemühungen, die Übertragungen der Drohne zu übersetzen, Captain«, sagte er, während er die Brücke zu Vanik und T’Lih überquerte. »Das Objekt hat auf seiner Reise erheblichen Schaden erlitten. Der Großteil der Nachricht ist so schwer beschädigt, dass wir ihn nicht wiederherstellen können. Allerdings war es mir möglich, einige Passagen zu isolieren. Die Erbauer der Drohne nennen sich selbst die Dokaalaner. Das Gerät wurde allerdings nicht als Versuch einer Kontaktaufnahme von ihrer Heimatwelt gestartet. Es war vielmehr ein Notsignal.«
Vaniks rechte Augenbraue hob sich. Ein ganzer Planet, der um Hilfe rief? Was mochte wohl zu einem derart verzweifelten Akt geführt haben? »Enthält die Nachricht einen Grund für ihren Notruf?«
»Ja, Captain«, antwortete Serel. »Ihr Planet wurde von globalen seismischen Phänomenen heimgesucht, die drohten, ihn zu zerstören. Ihre Wissenschaftler prognostizierten die vollständige Vernichtung innerhalb eines ihrer Jahre. Sie waren zwar in der Lage, mit Lichtgeschwindigkeit zu fliegen, besaßen aber keine geeigneten Raumschiffe, um ihre Leute auf einen anderen bewohnbaren Planeten zu bringen. Stattdessen starteten sie drei unbemannte Drohnen in der Hoffnung, dass ihnen jemand zu Hilfe kommen würde.«
Obwohl Vanik bereits eine Ahnung hatte, wie diese Geschichte ausgegangen war, war er dennoch verpflichtet, jede Möglichkeit abzuwägen, wie man auf diesen Notruf reagieren könnte. »Können wir die Herkunft des Objekts feststellen?«
T’Lih drehte sich zur sekundären Wissenschaftsstation um. »Subcommander Taren?«
»Ausgehend von unseren Sensordaten der Drohne«, sagte Taren, »scheint sie für dreiundachtzig Komma drei Jahre mit gleichbleibender Geschwindigkeit und auf einem weitestgehend beständigen Kurs gereist zu sein. Damit befindet sich der Ursprung in einem Bereich des Weltalls, der laut unseren Datenbanken aktuell noch unerforscht ist.«
Vanik war die Hoffnungslosigkeit der Bemühungen der Dokaalaner bewusst. Selbst wenn die Drohne schneller vorangekommen wäre, musste den Erbauern doch klar gewesen sein, wie unmöglich es war, Kontakt mit jemandem aufzunehmen, der in einer derartigen Situation die Ressourcen besessen hätte, ihnen zu Hilfe zu kommen. Vielleicht hatten sie in ihrer verzweifelten Lage dennoch nichts unversucht lassen wollen.
»Ausgehend von dem, was wir bereits wissen«, sagte Vanik, »und angenommen, dass die Wissenschaftler der Dokaalaner mit ihren Voraussagen recht hatten, käme jegliche Hilfestellung längst zu spät.« Ihm war bewusst, dass es sich dabei um eine unerfreuliche Feststellung handelte. Die Fakten ließen jedoch keinen anderen Schluss zu.
»Captain«, sagte T’Lih, »wir könnten eine Aufklärungssonde auf dem gleichen Kurs zurückschicken. Sie wird selbst mit Höchstgeschwindigkeit einige Monate brauchen, bis sie ihr Ziel erreicht, könnte aber feststellen, was aus der Heimatwelt der Dokaalaner geworden ist.«
Es war ein absolut logischer Vorschlag, den Vanik im ersten Moment unterstützen wollte. Allerdings handelte es sich um eine Spezies, der sie nie zuvor begegnet waren. Dadurch wurde es zu einer Angelegenheit, über die das Vulkanische Wissenschaftsdirektorat zu entscheiden hatte. Einzig dieses illustre Gremium durfte die Erlaubnis erteilen, mit einer neuen Spezies in Kontakt zu treten. Damit sollte verhindert werden, dass eine Kultur, die noch nicht bereit war, unbeabsichtigt Technologie, wissenschaftlichen Erkenntnissen oder selbst Ideologien ausgesetzt wurde, die zu fortschrittlich waren.
Außerdem hatte die Ti’Mur andere Prioritäten. Das Oberkommando hatte Vanik den Auftrag erteilt, die aktuelle Patrouille zu unterbrechen und die neuesten Aktivitäten der Enterprise zu observieren. Es handelte sich um das erste Erkundungsraumschiff der Menschen vom Planeten Erde, das in die Tiefen des Alls vorstoßen sollte. Auch wenn er nur wenig Interesse an den Menschen hatte, beobachtete Vanik doch ihre Entwicklung, insbesondere wenn es darum ging, den Warpantrieb zu perfektionieren und die Grenzen ihres eigenen Sonnensystems zu verlassen.
Lange schon hatte das Oberkommando beschlossen, dass man die Menschen im Auge behalten sollte. Auch wenn sie auf ihre Art erfinderisch waren, hatten sie doch auch bewiesen, dass ihre Arroganz, ihr zu großes Selbstbewusstsein und ihre Unerfahrenheit im Umgang mit einer großen Gemeinschaft verschiedener Welten vermutlich ihr Untergang sein würden.
Seit die Enterprise die Erde verlassen hatte, war es der Besatzung und insbesondere ihrem Captain gelungen, zu einem echten Ärgernis zu werden. Ein gutes Beispiel dafür stellte ihre erste Reise dar, bei der die Enterprise auf direktem Weg mitten ins Territorium der Klingonen geflogen war. Es war nur einer glücklichen Fügung zu verdanken gewesen, dass ihr Erstkontakt mit dem Kriegervolk nicht in einer Katastrophe geendet hatte, auch wenn Vanik davon überzeugt war, dass die finalen Auswirkungen dieses Zusammentreffens sich erst noch herausstellen würden.
Dann hatte es erst kürzlich das Debakel im Kloster P’Jem gegeben. Dank Captain Archer war dabei der streng geheime Beobachtungsposten unterhalb des Klosters einer Gruppe von Andorianern offenbart worden. Damit war diese Station, die wichtige Daten über Flottenbewegungen und andere Aktivitäten im Raumsektor der Andorianer geliefert hatte, nun unbrauchbar. Der Schaden, den Archer den vulkanischen Geheimdienstoperationen zugefügt hatte, würde auf Jahre zu spüren sein.
All das hatte dazu geführt, dass Vanik gut nachvollziehen konnte, warum das Oberkommando das Erdenschiff im Auge behalten wollte. Er war jedoch nicht damit einverstanden, dass man dafür ausgerechnet ein Schiff der Surak-Klasse abstellte. Vielleicht würde es der Enterprise ja gelingen, sich ein paar Tage lang von Ärger fernzuhalten, bis die Ti’Mur von einem anderen Schiff abgelöst würde.
»Subcommander T’Lih«, sagte er, »bereiten Sie bitte alle Informationen für das Oberkommando auf. In der Zwischenzeit verlassen wir unseren Kurs nur so lange, um die Drohne zu bergen. Danach gehen Sie auf den ursprünglichen Kurs zurück und passen die Geschwindigkeit an, damit wir unseren Zeitplan einhalten.«
»Verstanden, Captain«, antwortete T’Lih und machte sich an die Arbeit. Als Vanik zurück zu seinem Kommandosessel ging, beobachtete er die Brückenbesatzung dabei, wie alle sich ihren verschiedenen Aufgaben zuwendeten. Er war zufrieden, dass sie ihre Pflichten mit der üblichen Effizienz erfüllten.
Als er Platz nahm, wurde ihm klar, wie sehr er sich auf die vollständige Untersuchung des außerirdischen Objekts freute. Immerhin wäre die Zeit bis zum Zusammentreffen mit dem Erdenschiff dadurch sinnvoll genutzt.
Das Oberkommando und das Wissenschaftsdirektorat würden entscheiden müssen, ob sie ein Schiff schickten, um den Ursprung der Drohne zu erforschen. Dann würde man vielleicht herausfinden können, was mit den Schöpfern geschehen war. Vanik würde diese Bemühungen begrüßen. Bedachte man das Schicksal, das ihnen offenbar widerfahren war, war es keine schöne Vorstellung, das Rätsel um die Dokaalaner ungeklärt zu lassen.
Manchmal konnte Admiral Forrest zwischen den verschiedenen Arten von Kopfschmerzen unterscheiden, die ihn oft plagten. Es gab beispielsweise jene, die auf Stress oder Muskelverspannungen zurückzuführen waren, und andere, die von zu wenig Schlaf herrührten. Und dann gab es da noch eine neue Art von Unwohlsein, die er zunehmend verspürte, wann immer Jonathan Archer seine äußerst blumigen Statusberichte von der Enterprise übermittelte.
Aktuell unterschied Forrest allerdings nur zwischen zwei Kategorien von Kopfschmerzen: die, die von Botschafter Soval verursacht wurden, und alle anderen. Sovals Anteil nahm dabei jedoch exponentiell zu. Und obwohl er an diesem Tag nicht unter Kopfschmerzen litt, fügte er im Geiste dennoch der Soval-Liste einen Strich hinzu, als er sein Büro betrat und den dort wartenden Vulkanier erblickte.
Der Anfang eines weiteren, wundervollen Tages.
»Guten Morgen, Botschafter«, versuchte es Forrest mit einem – wie ihm bewusst war – vollkommen überflüssigen Versuch von Freundlichkeit. »Wie kann ich Ihnen heute behilflich sein?«
Soval stand mit verschränkten Händen vor dem Schreibtisch des Admirals und trug seine übliche Robe in Erdtönen. Forrest war sich nicht sicher, hatte aber den Eindruck, der Vulkanier würde mit den Kiefern mahlen. Irgendetwas hatte den Botschafter an diesem Morgen ganz offensichtlich verärgert.
»Meinen Informationen zufolge ist es Captain Archer erneut gelungen, sich in Schwierigkeiten zu bringen«, sagte Soval, »nur dass er diesmal sogar die Hilfe eines unserer Schiffe benötigte, um aus seiner Zwickmühle zu entkommen.«
Forrest nahm eine Bewegung vor seinem Fenster wahr. Ein Shuttle der Sternenflotte flog vorbei. Es war offenbar auf dem Weg zu einer der Raumstationen oder Konstruktionseinrichtungen im Erdorbit. Der Rahmen eines neuen Langstreckenraumschiffs wurde dort derzeit gefertigt. Hundertschaften von Ingenieuren und anderen Spezialisten waren damit beschäftigt, die verschiedenen Komponenten herzustellen, die für das nächste Schiff der NX-Klasse benötigt wurden. Der Gedanke befeuerte seine Vorfreude auf den nächsten Tag, an dem ihm sein sonst so voller Kalender einen kurzen Abstecher erlauben würde, um dort oben die Fortschritte dieses herausragenden Projekts mit eigenen Augen zu sehen. Das würde sicher deutlich mehr Spaß machen als alles, was heute auf seinem Plan stand.
Ob es schon zu spät ist, dass die Jungs umkehren und mich abholen?
Natürlich würde er vor seinem aktuellen Gast nicht die Flucht ergreifen. Forrest ließ sich nicht leicht einschüchtern. Er hatte gelernt, mit Persönlichkeiten umzugehen, die oftmals sogar noch hochnäsiger als Soval waren. »Dafür ist die Sternenflotte unendlich dankbar, Botschafter. Bitte richten Sie Captain Vanik und seiner Besatzung meinen herzlichsten Dank aus. Ich werde mich zu einem späteren Zeitpunkt noch direkt an das Oberkommando wenden und die Besatzung lobend erwähnen.« Mit einem Schulterzucken ergänzte er: »Vermutlich war es pures Glück, dass die Ti’Mur in der Nähe war.« Als Soval hörbar ausatmete, musste er ein Lächeln unterdrücken. Für einen Vulkanier war seine Reaktion vergleichbar mit der eines Menschen, der einen frustrierten Seufzer ausstieß.
Natürlich wusste Forrest, dass es keineswegs ein Zufall war, dass sich das vulkanische Schiff in der Nähe befunden hatte, als zwei Offiziere der Enterprise auf dem von ihnen entdeckten Kometen in Not geraten waren. Archers Berichten nach zu urteilen, standen sie bereits seit Wochen unter ständiger Bewachung der Vulkanier. Auch wenn es keine offizielle Bestätigung dafür gab, nahm Forrest an, dass Archers Handlungen in P’Jem dafür verantwortlich waren.
Das Oberkommando war alles andere als begeistert davon gewesen, dass er die geheime Überwachungsstation unterhalb des Klosters offenbart hatte. Vom ersten Tag an war das Oberkommando gegen den Start der Enterprise und die Mission zur Erkundung des Weltalls gewesen. Ihrer Einschätzung nach war die Menschheit noch nicht bereit, auf sich allein gestellt zu den Sternen zu reisen. Da verwunderte es nicht, dass die diversen Fehltritte von Archer und seiner Besatzung ihren Unmut nur noch befeuert hatten. Sie ergriffen fraglos eigene Maßnahmen, um sicherzustellen, dass Archer sich nicht noch einmal in ihre internen Angelegenheiten einmischen konnte.
»Ich war lange genug von Menschen umgeben, Admiral. Ich erkenne Sarkasmus«, sagte Soval. »Er gehört zu den Qualitäten Ihrer Spezies, die ich noch nicht zu schätzen gelernt habe.«
Obwohl er sich redlich um Zurückhaltung bemühte, konnte Forrest nicht widerstehen. Lächelnd fragte er: »Also besitzen wir Qualitäten, die Sie schätzen?«
Soval wirkte einen Moment lang, als würde er nach den richtigen Worten suchen. Erneut schien er sich zu verspannen. Archer hat vermutlich recht und Soval hat viel zu viel Zeit unter uns niederen Menschen verbracht.
Schließlich sagte der Vulkanier: »Ich schätze Ihre Beharrlichkeit und Ihren Wunsch, sich weiterzuentwickeln, Admiral. Das sind lobenswerte Ziele. Jedoch sorge ich mich ein wenig über Ihre Ungeduld. Und damit bin ich in meinem Volk nicht allein. Sie werden sicher zugeben, dass Ihre Ignoranz gegenüber der Galaxis, in der Sie leben, schon zu einigen größeren Problemen geführt hat.«
Das Kompliment, geschickt verpackt in eine offene Kritik, fühlte sich dennoch nach einem großen Lob an. Forrest wusste, dass der Botschafter in den Jahren nach dem ersten Kontakt viel Zeit auf der Erde verbracht hatte. Auch hatte er zu den vielen mahnenden Stimmen gehört, als Zefram Cochrane und Henry Archer damit begonnen hatten, an ihrem Warp-5-Projekt zu arbeiten. Forrest selbst war damals noch ein naiver Teenager gewesen, der sich mit einer vierjährigen Dienstzeit bei der Navy Geld fürs College verdienen wollte. Während Cochrane, Archer und viele andere immer weiter daran gearbeitet hatten, die eingeschränkte Warpkapazität der Phoenix zu verbessern, und dabei erste Erfolge verbuchen konnten, hatte Soval stets zu jenen gehört, die die Menschen ermahnten, dass sie unvernünftig und viel zu schnell vorgingen.
Und nun das? Ein widerwilliger Ritterschlag von einem ihrer größten Kritiker?
Soval würde auf seine alten Tage doch nicht etwa weich werden?
Pures Wunschdenken, Admiral.
Forrest bot sein ganzes diplomatisches Geschick auf und sagte: »Botschafter, uns ist bewusst, dass Jonathan Archer vielleicht nicht der erfahrenste Kommandant ist, den man sich für die Enterprise gewünscht hätte. Es gibt jedoch keinen Menschen, der derartige Erfahrungen aufweist. Wir können nur lernen und uns weiterentwickeln, indem wir uns ins All hinauswagen. Werden wir Fehler machen? Zweifellos. Aber ich vertraue Archers Urteilsvermögen.«
»Dann hoffe ich, dass Ihr Vertrauen nicht fehlgeleitet ist, Admiral«, antwortete Soval. »Wünschen wir uns einfach gemeinsam, dass Captain Archer die notwendigen Erfahrungen sammelt, bevor er sich irgendwann einen Fehltritt leistet, der langfristige Schäden verursacht.«
Da ist er ja wieder, der Soval, den ich kenne und schätze, dachte Forrest.
In einem Versuch, das Thema zu wechseln, hielt der Admiral ein Padd in die Höhe, das sein Gehilfe ihm übergeben hatte. »Wo wir gerade beisammensitzen, würde ich gern ein weiteres Thema ansprechen. Die Sternenflotte wurde gestern informiert, dass das Wissenschaftsdirektorat der Vulkanier seine Datenbanken aktualisiert hat. Eine Sache ist mir dabei besonders ins Auge gefallen.«
Auch wenn die Vulkanier äußerst reserviert gewesen waren, wenn es um das Teilen von Technologien ging, konnte man das bei anderweitigen Informationen nicht behaupten. Dazu gehörten auch Sternkarten und Navigationsdaten. Die Vorbehalte gegen den Start der Enterprise waren zwar groß, dennoch hatte sich der Austausch von Informationen seit dem Beginn der Mission deutlich erhöht.
»Diese Sonde, die die Ti’Mur entdeckt hat«, fuhr Forrest fort. »Haben Sie schon entschieden, was Sie in dieser Sache unternehmen werden?«
Soval zog eine Augenbraue hoch. Diese Frage hatte er ganz offenbar nicht erwartet. »Das Direktorat untersucht noch die Daten der Sonde. Warum fragen Sie?«
Forrest hielt kurz inne und blickte über die Bucht von San Francisco auf die Golden Gate Bridge. Sie war fast vollständig in Nebel gehüllt. Man konnte jedoch genug erkennen, um ein kleines, einsames Segelboot auszumachen, das sich aus der Bucht in Richtung offenes Meer bewegte. Ein Lächeln umspielte die Lippen des Admirals. Nicht zum ersten Mal wünschte er sich, selbst am Steuer eines solchen Boots zu stehen.
»Es ist eine faszinierende Geschichte«, sagte er. »Ich habe darüber nachgedacht, die Enterprise hinzuschicken, um die Sache zu erforschen.«
Seine eigene Position bei der Sternenflotte verhinderte, dass er selbst auf längere Mission an Bord der Enterprise oder auf einem anderen NX-Schiff gehen konnte. Das nächste sollte in etwa zwei Jahren startbereit sein. Durch die ganzen Verzögerungen und Rückschläge beim Vorantreiben des Warpprogramms blieb Männern seines Alters nichts anderes übrig, als neidisch die Abenteuer jüngerer Kollegen wie Jonathan Archer, A. G. Robinson oder allen, die ihnen ins Unbekannte folgen würden, zu beobachten.
Mit diesem Gedanken im Hinterkopf hatte dem Admiral die Vorstellung gefallen, dass Archer und seine Besatzung das Geheimnis um das Schicksal der Dokaalaner lüften könnten. Es wäre zudem eine Chance, die Enterprise auf eine Mission zu schicken, bei der man die Vulkanier nicht noch weiter verstimmen konnte.
Sovals Reaktion nach zu urteilen, teilte der Botschafter diese Sichtweise jedoch nicht.
»Unseren Berechnungen zufolge«, begann er, »würde Ihr Schiff sogar mit maximaler Warpgeschwindigkeit Monate brauchen, um den Ausgangspunkt der Sonde zu erreichen. Und selbst dann gäbe es voraussichtlich nichts, was man dort erforschen könnte.«
»Mir ist bewusst, dass das, was den Dokaalanern zugestoßen ist, schon lange zurückliegt«, antwortete Forrest. »Allerdings besaßen sie immerhin die Mittel, eine derartige Sonde zu starten. Was könnten sie noch zurückgelassen haben? Fragen Sie sich das gar nicht? Was mag ihnen zugestoßen sein?« Für den Admiral wirkte die Sichtweise des Vulkaniers etwas beschränkt. Niemand konnte einschätzen, welche Überreste ihrer Zivilisation man auf der Heimatwelt der Dokaalaner finden würde. Die Möglichkeiten schienen endlos.
»Vulkanische Wissenschaftler haben alle Informationen untersucht, die sich im begrenzten Speicher des Fluggeräts befunden haben«, sagte Soval. »Aufgrund dieser Informationen wurden einige Computersimulationen erstellt. Dabei stellte sich heraus, dass die seismischen Aktivitäten ihren Planeten vermutlich zerstört haben. Aufgrund dieser Schlussfolgerung und der primitiven Technologie der Dokaalaner kamen sie zu dem logischen Schluss, dass ihre Zivilisation durch was auch immer ihnen geschehen ist zerstört wurde. Es wäre daher nicht sinnvoll, Ihr Schiff zu schicken, Admiral. Dieser Teil der Galaxis ist unerforscht. Wir selbst werden erst in einiger Zeit beginnen, diese Regionen zu kartografieren.«
Forrest zuckte mit den Schultern. »Für mich klingt das nach dem idealen Grund, mal hinzufliegen.« Während er diese Worte aussprach, ließ er seinen Blick über die Fotografien, Bilder und Skulpturen in seinem Büro gleiten, die von wichtigen Schiffen und Momenten in der Geschichte der Navy und der Sternenflotte zeugten. Fast war er versucht, die offensichtliche Frage zu stellen: War das nicht der Grund, warum Schiffe wie die Enterprise überhaupt konstruiert wurden?
»Wie bereits gesagt«, antwortete Soval, »haben Captain Archer und seine Mannschaft schon genug damit zu tun, in diesem Teil der Galaxis Ärger zu vermeiden. Es erfüllt keinen Zweck, ihre Arbeit dadurch zu erschweren, sie auf eine lange und beschwerliche Reise zu schicken, bei der man nichts gewinnen kann.«
Hätte er Soval nicht so gut gekannt, wäre er überzeugt gewesen, einen Anflug von Belustigung in dessen Stimme zu hören.
Eher unwahrscheinlich.
Doch er musste seinem Gegenüber zustimmen. Es gab selbst in dieser kleinen Ecke der Galaxis unzählige Dinge für die Enterprise zu erforschen. Vielleicht wäre es eines Tages, wenn die Sternenflotte über viele Schiffe verfügte, möglich, einen glücklichen Captain und seine Mannschaft auszuschicken, um das Schicksal der Dokaalaner zu erforschen.
Eines Tages …
»Ich bin Zahanzei, Erster Minister der Dokaalaner. Ich spreche als Anführer meines Volkes zu Ihnen. Wir benötigen dringend Hilfe von allen, die diese Nachricht empfangen.«
Auch wenn er sich die Aufnahme bereits zweimal angesehen hatte, konnte sich Jean-Luc Picard der Bitte von Zahanzei auch dieses Mal nicht entziehen.
»Katastrophale seismische Kräfte reißen unsere Welt auseinander. Unsere erfahrensten Wissenschaftler sind überzeugt, dass die Zerstörung nicht abzuwenden ist. Unser Planet ist der einzige in unserem Sonnensystem, auf dem Leben möglich ist. Auch verfügen wir nicht über die Ressourcen, unsere Bevölkerung auf eine Welt in einem anderen System zu evakuieren. Erst kürzlich haben wir einen Antrieb erfunden, der es uns ermöglichen könnte, unser Sonnensystem zu verlassen. Doch unsere technologischen Möglichkeiten sind beschränkt. Unseren Berechnungen zufolge bleibt nicht genug Zeit, Schiffe zu bauen, die eine entsprechende Anzahl unserer Leute in Sicherheit bringen könnten, um den Fortbestand unserer Spezies zu sichern.«
Der Anführer der Dokaalaner stand vor einem Fenster, das einen malerischen Blick auf eine belebte Stadt offenbarte. Seine Gesichtszüge waren edel und nachdenklich und passten zu jemandem in seiner Position. Seine Haut war von einem dezenten und makellosen Blau, soweit Picard das erkennen konnte. Tief liegende Augen blickten forschend unter einer prominenten Stirn hervor. Ohren und Nase waren nur kleine Löcher, befanden sich aber an fast der gleichen Stelle wie bei einem Menschen. Haare besaß er keine. Die Form seines Kopfs, die man fast als pfeilförmig bezeichnen konnte, lief in ein spitzes Kinn zu. Doch obwohl er eine staatsmännische Ausstrahlung hatte, war auch eine Verletzlichkeit spürbar, die er nur mühsam unter Kontrolle hielt, um seine Aufgabe zu erfüllen und jene zu retten, die er repräsentierte.
»Daher habe ich den Bau von drei kleinen Sonden beauftragt. Eine davon hat Sie gefunden und überbringt meine Bitte stellvertretend für alle Bewohner meiner Welt: Bitte helfen Sie uns.«
Als die Nachricht beendet war und sich alle Führungsoffiziere der Enterprise am großen Besprechungstisch anblickten, erkannte Picard, dass es bereits in ihnen ratterte. Fast konnte er sie schon sehen, wie sie sich um ihre verschiedenen Aufgaben kümmerten, die eine Rettungsoperation von diesem Ausmaß nötig machte.
»Wie schnell können wir loslegen?«, fragte Commander William Riker von Picards rechter Seite und sprach damit aus, was alle Gesichter im Raum zu fragen schienen.
Als er sie alle ansah, fühlte er ein kurzes Bedauern, da er derjenige sein würde, der all ihre aufkeimenden Pläne zerschlagen und sie an die Realität ihrer aktuellen Mission erinnern musste.
»Vor drei Wochen«, sagte Picard, »entdeckte die U.S.S. Crazy Horse eine kleine, unbekannte Sonde in der Nähe des Jeluryn-Sektors. Sie wurde auf ihrer offenbar langen Reise stark beschädigt und die Ingenieure der Crazy Horse konnten nichts Brauchbares aus den Systemen bergen. Was sie allerdings feststellen konnten, war, dass es nicht das erste Mal war, dass ein Objekt dieser Spezies gefunden wurde. Laut den Datenbanken der Föderation wurde ein solches Gerät vor rund zweihundert Jahren von einem vulkanischen Schiff aufgelesen.«
»Zweihundert Jahre?«, fragte Deanna Troi, die neben Riker saß und verwirrt in die Runde blickte. »Wie kann es sein, dass wir erst jetzt davon erfahren?«
Picard nickte und musste sich zwingen, nicht über die Verwirrung seines Counselors zu schmunzeln. »Die Vulkanische Akademie der Wissenschaften hat mehrere Monate damit verbracht, die Daten der ersten Sonde zu analysieren. Sie kam zu dem Schluss, dass die vom Ersten Minister Zahanzei beschriebene Zerstörung des Planeten bereits Jahrzehnte vor dem Auffinden der ersten Sonde geschehen war. Das war noch bevor die Sternenflotte über die Mittel verfügte, derart weit ins Weltall vorzustoßen. Die Vulkanier entschieden damals, dass kein Schiff geschickt werden sollte. Damit war die Sache erledigt.«
»Die Erde hat damals viele gute Ratschläge der Vulkanier angenommen«, sagte Lieutenant Commander Geordi La Forge. »Dennoch fällt es mir schwer, zu glauben, dass die Sternenflotte dem Drang, die Herkunft der Sonde zu erforschen, wirklich widerstehen konnte. Klingt für mich, als wäre es die perfekte Mission für eins der ersten Langstreckenschiffe gewesen.«
Lieutenant Commander Data, der neben La Forge saß, erwiderte: »Es war eine äußerst bewegte, fast schon chaotische Zeit in der Geschichte der Erde, Geordi. Damals gab es nur ein einziges Schiff, das in der Lage gewesen wäre, eine solche Aufgabe zu übernehmen. Die Prioritäten der Sternenflotte haben es damals nicht erlaubt, es auf eine solch lange Reise zu schicken. Als man dann die Möglichkeiten gehabt hätte, wurde die Erde in ständige Konflikte verwickelt. Erst mit den Xindi, dann mit den Romulanern.«
Nach diesen Worten des Androiden wanderte Picards Blick unwillkürlich zur hinteren Wand des Besprechungsraums, wo all die kleinen Nachbauten der Schiffe mit dem Namen Enterprise aufgereiht waren. Ihre Geschichte reichte mehr als zweihundert Jahre zurück. Verbittert musste er sich in Erinnerung rufen, dass die Modellschiffe neben der friedlichen Erforschung auch für die vielen Jahrzehnte anhaltender Konflikte standen – einige siegreich, andere mit hohen Verlusten.
Picard musste ein Lächeln unterdrücken, als er den Austausch der beiden Kollegen verfolgte. Sogar im Angesicht dieser vermutlich vollkommen irrelevanten Mission tauschten La Forge und Data wichtige wie weniger wichtige Informationen aus, wie sie es auch bei einer wirklichen Krise tun würden. Manche Dinge ändern sich einfach nie.
»Nach der Gründung der Föderation«, schaltete er sich ein, »und bei all den neuen Freunden – von Gegnern gar nicht zu sprechen – hat die Sternenflotte ihr Hauptaugenmerk auf andere Bereiche gelegt. Als man dann irgendwann die Ressourcen gehabt hätte, war die Frage nach dem Schicksal eines einzelnen Planeten, der offenkundig seit Jahren zerstört war, einfach untergegangen.«
Picard, der ein sehr ausgeprägtes Interesse an Geschichte hatte, war natürlich vertraut mit dieser Zeit, in der sich die Erde von einer isolierten Zivilisation zu einem der Gründungsmitglieder der Föderation entwickelt hatte, die mittlerweile aus über einhundertfünfzig Welten bestand. Es war nicht schwer zu glauben, dass ein derartiges Unterfangen, das in einem vergleichsweise kleinen Zeitrahmen von nur etwas mehr als zwei Jahrhunderten bewerkstelligt worden und sowohl von Erfolgen als auch von Rückschlägen geprägt gewesen war, den Wunsch, die Zerstörung dieser Welt zu erforschen, in den Hintergrund gedrängt hatte.
Riker lehnte sich in seinem Sessel vor und stützte die Unterarme auf den Tisch. »Ich verstehe das nicht. Wenn wir nichts für diese Leute tun können, warum sehen wir uns die Nachricht dann überhaupt an?«
»Wie es scheint«, antwortete Picard, »möchte das Sternenflottenkommando, dass wir den Raumsektor kartografieren, in dem der Ursprung der Sonden vermutet wird. Dabei sollen wir versuchen, herauszufinden, was den Dokaalanern und ihrer Heimatwelt wirklich zugestoßen ist.«
»Sir«, schaltete sich nun Lieutenant Christine Vale, die als Sicherheitschefin auf der Enterprise fungierte, vom anderen Ende des Tischs ein. »Wäre dafür ein echtes Wissenschaftsschiff nicht besser ausgerüstet?«
Picard zog seine Uniform zurecht, bevor er antwortete: »Das mag stimmen, Lieutenant. Dennoch denkt Admiral Nechayev, dass die Enterprise in der aktuellen Situation perfekt geeignet ist, um diese Mission anzuführen.«
Die Worte hinterließen einen schalen Nachgeschmack in seinem Mund. Doch Picard hatte sich geschworen, seinen Untergebenen den Frust und die Irritation über diese Entscheidung nicht zu zeigen. Vale hatte recht. Es wäre sinnvoller, ein echtes Wissenschaftsschiff zur Heimat der Dokaalaner zu schicken. Es gab allerdings kein anderes Schiff und keinen anderen Captain, die man als ein vergleichbares Ärgernis innerhalb der Sternenflotte angesehen hätte.
Die kürzliche Konfrontation mit dem Dämonenschiff in Rashanar sowie die Zerstörung der U.S.S. Juno und einiger Kriegsschiffe der Ontailianer war den meisten noch allzu präsent. Picard stellte da keine Ausnahme dar. Es gab diverse Leute innerhalb der Sternenflotte, selbst solche, die Picard früher als Freunde bezeichnet hatte, die glaubten, dass seine besten Tage als Raumschiffcaptain vorbei waren. Dabei tröstete es ihn nicht, dass diese Sichtweise auf einer Lüge beruhte, um die Würde der Ontailianer zu wahren und die eigenen Fehltritte der Sternenflotte in dieser Krise unter den Teppich zu kehren.
Die Ontailianer, die in dieser turbulenten Zeit nach dem Dominion-Krieg ein wertvoller Alliierter der Föderation waren, konnten in ihrer eigenen Gesellschaft keinen politischen Zwischenfall riskieren. Eine solche Spaltung hätte zu einem Austritt aus der Föderation führen können, eine Entwicklung, die weder auf der einen noch auf der anderen Seite gewünscht war. Also wälzte man zum Wohle der Stabilität der Regierung der Ontailianer die Schuld für alles, was das Dämonenschiff betraf, einfach auf jemand anders ab.
In diesem konkreten Fall auf Picard. Obwohl man ihn offiziell von allen Vorwürfen in Hinblick auf den Verlust der Juno und der anderen Schiffe freigesprochen hatte, änderte das nichts daran, dass die breite Öffentlichkeit weiterhin dachte, er habe einen fatalen Fehler gemacht. Viele in der Sternenflotte fragten sich, ob Picard vielleicht an den diversen traumatischen Erfahrungen, die er im Rahmen seiner langen Karriere erlitten hatte, schließlich zerbrochen war. War er überhaupt noch in der Lage, ein Raumschiff zu kommandieren, und dann auch noch das mit dem geschichtsträchtigsten Namen in der Geschichte der Sternenflotte?
Doch entgegen aller Verlegenheit, Ablehnung und der teilweise sogar offen zur Schau gestellten Verärgerung, mit der ihm einige Offiziere in den höchsten Reihen der Sternenflotte begegneten, hatte Picard in Admiral Alynna Nechayev eine unerwartete Verbündete gefunden. Sie war es gewesen, die im Angesicht aller strategischer und politischer Herausforderungen, denen sich die Föderation gegenübersah, empfohlen hatte, einen Offizier mit Picards Erfahrung nicht vom aktiven Dienst auszuschließen, solange er bereit und in der Lage war, der Sternenflotte zu dienen. Für Picard selbst war diese Unterstützung völlig aus dem Nichts gekommen.
Es hatte über die Jahre mehr als einmal Probleme zwischen Picard und Nechayev gegeben, insbesondere als es vor etwa einem Jahrzehnt darum gegangen war, wie man mit dem vom Kollektiv getrennten Borg Hugh umgehen sollte, der ihnen die Chance eröffnet hatte, das gesamte Kollektiv mit einem einzigen Schlag zu vernichten. Er hatte sich gegen den Plan, den er als Genozid bezeichnete, gestellt. Auch wenn es sich bei dem Ziel um den schlimmsten Feind der Föderation gehandelt hatte. Seine Entscheidung hatte zu erheblichen Spannungen zwischen ihm und Nechayev geführt. Doch dem Captain war es gelungen, diesem und jedem weiteren Sturm, der folgen sollte, zu trotzen. Dabei hatte sich, wenn auch widerwillig, eine Art von gegenseitigem Respekt aufgebaut, bei dem beide wussten, dass die Sternenflotte besser dran war, solange sie den jeweils anderen hatte.
Nechayev hatte Picard und die Enterprise unter ihre Fittiche genommen, obwohl es bereits ein offizielles Urteil gab, das Picards Handlungen für den Verlust der Juno und das geschädigte Verhältnis zu den Ontailianern verantwortlich machte. Zunächst war sie es gewesen, die der Besatzung die Chance gegeben hatte, die Existenz des Dämonenschiffs zu beweisen. Damit waren ihre Namen reingewaschen. Da dieses Thema also nun zu den Akten gelegt war, war sie damit beschäftigt, Picard ein wenig Luft zu verschaffen und zu verhindern, dass er sofort wieder in irgendeine potenziell komplexe politische Situation geriet.
Dr. Beverly Crusher, die neben Counselor Troi Platz genommen hatte, bemerkte: »Was Sie eigentlich sagen wollen, ist, dass die Sternenflotte nicht weiß, was sie mit uns anfangen soll. Also parkt sie uns auf dem Abstellgleis, damit wir nichts anstellen können, während sie einen Plan für ihr weiteres Vorgehen ausheckt.«
Das Mahlen ihres zarten Kiefers und die Abscheu in ihren dunkelblauen Augen waren nicht zu übersehen. Picard war versucht, sie für ihren Kommentar zu tadeln, hielt sich aber zurück. Crusher war wie die gesamte Besatzung schlicht frustriert darüber, wie die Dinge sich bisher entwickelt hatten. Jeder musste hin und wieder ein wenig Dampf ablassen dürfen. Also sollten sie es lieber in dieser Runde tun, in der Gegenwart von Freunden, denen sie vertrauten, als irgendwo auf dem Schiff, wo man mit derartigen Aussagen leicht die ohnehin angeschlagene Moral der Untergebenen weiter untergraben würde.
»Admiral Nechayev ist der Meinung«, sagte Picard, »indem sie die Enterprise auf diese Mission schickt, kann sie ihre Besatzung und besonders den Captain von neuen Problemen fernhalten. Zumindest für eine Weile. Und das ist genau das, was wir tun sollten.« An Data gewandt fragte er: »Commander, wann können wir das System der Dokaalaner erreichen?«
»Mit Warp acht«, antwortete der Androide, »werden wir ihren Raumsektor in sechsundzwanzig Tagen, elf Stunden und siebenundvierzig Minuten erreichen. Diese Schätzung basiert auf den Langstreckendaten einer unbemannten Forschungssonde, die diese Region des Alls vor dreiundsechzig Jahren kartografieren sollte. Obwohl die Daten nicht vollständig sind, deutet alles darauf hin …«
»Danke, Commander«, unterbrach Picard den Vortrag, der zwar durchaus interessant klang, vermutlich aber den Großteil der Reisezeit zum Ziel der Enterprise eingenommen hätte.
»Obwohl es sich augenscheinlich um einen Auftrag mit geringem Risiko handelt«, sagte Riker, »reisen wir dennoch in einen Sektor, der bis heute weitestgehend unerforscht ist. Wir sollten also vorbereitet sein.«
Vom anderen Ende des Tischs meldete sich Vale zu Wort. »Ich stimme Ihnen zu, Sir. Mit Ihrer Erlaubnis möchte ich gern eine Reihe angekündigter und unangekündigter Sicherheitsübungen durchführen. Außerdem sollten wir eine Ebene-eins-Diagnose aller Verteidigungssysteme einplanen.«
»Keine Einwände von meiner Seite«, antwortete La Forge. »Meine Leute brauchen auch eine Beschäftigung.«