Star Wars. Das Erbe der Jedi-Ritter 17. Wider alle Hoffnung - Sean Williams - E-Book

Star Wars. Das Erbe der Jedi-Ritter 17. Wider alle Hoffnung E-Book

Sean Williams

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Beschreibung

Luke Skywalker und seine Gefährten sind beinahe am Ziel: Sie stehen kurz vor der Entdeckung des legendären lebenden Planeten Zonoma Sekot. Als sie ihn schließlich lokalisieren können, müssen sie jedoch feststellen, dass die Yuuzhan Vong ihn ebenfalls aufgespürt haben – doch der Planet wehrt sich gegen die Vong und vernichtet ihre Raumschiffe an seinem Himmel. Mittlerweile versuchen Leia und Han Solo herauszufinden, warum die beiden Relaisstationen schweigen, die die Kommunikation zwischen den inneren Systemen und den Außenregionen der Galaxis ermöglichen – und geraten dabei mitten in eine gewaltige Flotte der Yuuzhan Vong ...

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Seitenzahl: 558

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Inhaltsverzeichnis

WidmungDanksagungenDramatis PersonaePrologTEIL EINS - INFILTRATIONTEIL ZWEI - KONFRONTATIONTEIL DREI - ENTFÜHRUNGTEIL VIER - ENTHÜLLUNGEPILOGCopyright

Für Sam und Katelin

Danksagungen

Wir bedanken uns bei dem Team von Helfern, das diese Reise so viel interessanter und erfreulicher gemacht hat, als wir zu hoffen wagten: Kirsty Brooks, Ginjer Buchanan, Chris Cerasi, Leland Chee, Richard Curtis, Nydia Dix, Sam Dix, Nick Hess, Christopher McElroy, die Mount-Lawley-Mafia, Ryan Pope, Michael Potts, das SA Writers’ Center, Kim Selling, Sue Rostoni, Stephanie Smith und Walter Jon Williams. Besonders möchten wir uns bei Greg Keyes, Jim Luceno und Shelly Shapiro bedanken, die (mit offenbar grenzenloser Geduld) so viele Fäden miteinander verbunden haben. Von einem Kontinent, der sich manchmal wirklich weit, weit entfernt anfühlt, vielen Dank!

Dramatis Personae

Arien Yage, Captain der Widowmaker

B’shith Vorrik, Kommandant, Yuuzhan Vong

C-3PO, Protokolldroide

Danni Quee, Wissenschaftlerin

Droma, alter Bekannter von Han Solo, Ryn

Gilad Pellaeon, imperialer Großadmiral

Han Solo, Captain des Millennium Falken

Jacen Solo, Jedi-Ritter

Jagged Fel, Chiss-Staffel

Jaina Solo, Jedi-Ritter, Zwillingssonnen-Staffel

Jabitha, Magistra von Zonama Sekot, Ferroanerin

Kunra, ehemaliger Krieger, Yuuzhan Vong

Leia Organa Solo, ehemalige Diplomatin der Neuen Republik

Luke Skywalker, Jedi-Meister

Mara Jade Skywalker, Jedi-Meisterin

Ngaaluh, Priesterin der Göttin der List, Yuuzhan Vong

Nom Anor, ehemaliger Exekutor, Yuuzhan Vong

R2-D2, Astromech-Droide

Saba Sebatyne, Jedi-Ritter, Barabel

Shimrra, Höchster Oberlord der Yuuzhan Vong

Shoon-mi Esh, Beschämter, Yuuzhan Vong

Soron Hegerty, imperiale Wissenschaftlerin

Tahiri Veila, Jedi-Ritter

Todra Mayn, Captain der Pride of Selonia

Tekli, Jedi-Heilerin, Chadra-Fan

»Hüte dich, Jedi-Meister, damit du nicht durch Achtlosigkeit und Unaufmerksamkeit ein Ungeheuer auf die Galaxis loslässt …«

BODO BAAS, Jedi-Meister

Prolog

Beide bewegten sich nicht und sprachen kein Wort. Sie starrten einander in die Augen.

Rings um sie her, verborgen von Schatten, konnte Tahiri eine fremdartige Landschaft spüren. Sie wusste, es handelte sich um ein ausgedehntes Gelände, aber es war dennoch nicht groß genug für sie beide. Sie wollte nach unten schauen und es sich ansehen, wollte diese seltsame, verstörende Zwiespältigkeit verstehen, aber das konnte sie sich nicht leisten, nicht einmal für eine Sekunde – denn es würde nur eine Sekunde brauchen, bei diesem wackeligen Gleichgewicht der Macht den Halt zu verlieren. Ein Blinzeln, und sie würde wieder in die Dunkelheit geschleudert werden, diesmal für immer – und sie hatte nicht vor, das zuzulassen. Diese Welt gehörte ihr, und sie würde sich so lange, wie es notwendig war, nicht von der Stelle rühren, um dafür zu sorgen, dass sie auch die Ihre blieb. Es war einfach eine Frage der Zeit. Sie musste nur geduldig und stark sein.

Bald, sagte sie sich. Bald wird alles vorbei sein. Nur noch einen Augenblick …

Aber dieser Augenblick schien so lang zu dauern, wie die Schwärze, die sie umgab, tief war. Es war ein Augenblick, der bis zu der Explosion zurückzureichen schien, aus der das Universum entstanden war, und andauern würde, bis die Ewigkeit alle Sonnen abgekühlt hatte. Aber das war egal. Sie würde tausend solcher Augenblicke ertragen, um dafür zu sorgen, dass die Welt, die unter ihr lag, nicht Riina zufiel.

Riina – so hieß die andere. Sie wollte Tahiri zerstören und ihr die Welt abnehmen. Tahiri konnte die Absichten des Mädchens spüren, als wären es ihre eigenen.

Ich werde nicht nachgeben, dachte sie entschlossen. Ich bin Tahiri Veila; ich bin ein Jedi-Ritter!

Und ich bin Riina von der Domäne Kwaad, erwiderte das Mädchen. Ich gebe ebenfalls nicht nach.

Nun bewegte sich Tahiris Spiegelbild: Riinas Hand wanderte an ihre Seite, nahm das Lichtschwert vom Gürtel und aktivierte es.

Ein Lichtschwert, dachte Tahiri. Kein Amphistab. Riina wollte alles, was sie selbst hatte, und sie kämpfte auch mit allem, was Tahiri hatte.

Im Licht der Klinge konnte sie ihre Umgebung ein wenig besser erkennen. Auf einer Seite gab es trockenen, felsigen Boden, der sich unendlich weit zu erstrecken schien, und auf der anderen einen Abgrund von schrecklicher Schwärze, eine Leere, die an Tahiri zerrte, sie zum Rand der Klippe zog, auf der sie stand. Sie sah an Riinas ängstlichem Blick, dass diese Leere auch an ihr riss. Eine falsche Bewegung, und eine von ihnen würde in die Umarmung des ewigen Nichts stürzen und die dunkler werdende Welt der anderen überlassen.

Dieser Gedanke stärkte ihre Entschlossenheit, und mit einem Knacken und einem Zischen, die laut widerhallten, aktivierte sie ihr eigenes Lichtschwert.

Die beiden näherten sich einander langsam, bis die Lichtkreise ihrer Waffen einander berührten und sie sich von Angesicht zu Angesicht gegenüberstanden. Dann hoben sie die Klingen im Gleichklang, um nach dem Kopf der anderen zu schlagen. Die Lichtschwerter trafen sich mit tödlichem Knistern, und Funken sprühten in die Dunkelheit …

TEIL EINS

INFILTRATION

Han Solo riss sich zusammen und wischte sich den Schweiß nicht von der Stirn, denn er wusste, das würden die anderen als Zeichen der Nervosität deuten und als einen Hinweis auf den Wert seiner Karten betrachten.

»Was darf’s sein, Solo?«

Han versuchte, Zeit zu schinden, zum zweiten Mal innerhalb von ein paar Minuten. »Moment mal – es reicht nicht, dass ihr genug davon hattet, ganze Zahlen zu benutzen, und ihr konntet euch auch nicht mit realen Zahlen zufriedengeben. Ihr musstet außerdem anfangen, mit imaginären und transrealen Zahlen rumzuspielen.«

Das Gesicht des ruurianischen Kopfgeldjägers, der sich noch im Larvenstadium befand, war zu einem permanenten höhnischen Grinsen verzogen. »Haben Sie damit ein Problem?«

»Warum sollte ich ein Problem haben?«

»Dann machen Sie weiter.«

Han verzog den Mund zu einem schiefen Grinsen. Seine Gegner fingen an, die Geduld zu verlieren. Das könnte sich zu seinem Vorteil auswirken.

»Sie sagen also, wir können jede arithmetische Operation benutzen, die wir wollen. Wir können teilen, subtrahieren, multiplizieren …«

»Ich weiß, was Sie vorhaben«, knurrte ein schlecht gelaunter Givin, dessen knochiger Unterkiefer ungeduldig gegen seine »Oberlippe« klickte. Bei der Vorliebe seiner Spezies für Mathematik konnte man wohl davon ausgehen, dass er für die veränderten Regeln verantwortlich war. »Sie können uns nicht bluffen, Solo.«

»Vielleicht hat der große Han Solo ja über die Jahre seine Überlegenheit verloren.« Der vierte Spieler, ein Yakora namens Talien, an dessen gewaltigen Nasenrändern zahllose Goldringe hingen, gab ein verächtliches Schnauben von sich.

Han schaute auf die Chip-Karten in seinen Händen hinab. »Oder vielleicht ist auch nur meine Mathematik ein bisschen eingerostet.«

Er legte die Karten auf den Tisch und gab sich damit zufrieden, das seltsamste Sabacc-Spiel zu gewinnen, an dem er je teilgenommen hatte. Die drei 3℘ 23-Chips, die er in der letzten Runde erhalten hatte, starrten zur Decke: Stäbe, Flaschen und Münzen. Sein Entschluss, die Narrenkarte abzuwerfen und auf sein Glück zu setzen, hatte sich bezahlt gemacht.

»Seht dies und weint«, sagte Han und lehnte sich zurück. »Oder was immer ihr Jungs hier so macht.«

»Ein kubischer Sabacc?« Die roten Augen des Ruurianers glitzerten gefährlich im trüben, rauchigen Licht der Bar, als er Han anstarrte. »Das ist nicht möglich!«

»Es ist nicht unmöglich«, fauchte der Givin. »Nur ausgesprochen unwahrscheinlich.«

»Solo, wenn Sie uns betrügen, ich schwöre …«, begann der Yakora.

»Heh!«, rief Han, stand auf und zeigte mit dem Finger auf Taliens gewaltige Nase. »Sie haben mich gescannt, als ich hereingekommen bin. Wenn ich einen Skifter gehabt hätte, würden Sie das wissen.«

Die knochigen Mundplatten des Givin knirschten vor Frustration. »Skifter oder nicht, Solo, ich halte es immer noch für sicherer, an die menschliche Natur zu glauben als an Ihr angebliches Glück.«

»Das sollten Sie lieber nicht tun, Ren. Sie behaupten, ich betrüge in einem Spiel, von dessen Existenz ich nichts wusste, bis ich vor ein paar Tagen hier gelandet bin?« Er schnaubte verächtlich. »Sie überschätzen mich. Das habe ich wirklich nicht verdient.«

»Das ist alle Wertschätzung, die Sie hier erhalten werden«, murmelte der Ruurianer und streckte einen seiner vielen Arme aus, um die Chips zusammenzuraffen.

Han packte die Verbindung zwischen den beiden obersten Körpersegmenten des Ruurianers und drehte sie scharf – nicht fest genug, um Schaden anzurichten, aber es genügte, dass der Ruurianer es sich noch einmal überlegte. »Wenn Sie meinen Gewinn anfassen, werden Sie schon sehen, wie alt ich wirklich geworden bin.«

Stühle wurden knirschend zurückgeschoben, als die beiden anderen Spieler vom Tisch zurückwichen. Rufe erklangen in einem Dutzend unterschiedlicher Sprachen. Man durfte keine Waffen in den Zackigen Zeh bringen, aber das bedeutete nicht, dass Auseinandersetzungen nicht tödlich ausgehen konnten. Und was die Gäste dieses Lokals anging, so war für sie der Unterhaltungswert umso höher, je gewalttätiger es zuging.

»Aufgeblasener Müllkutscher!«, grunzte der Ruurianer und wand seinen langen Körper, um sich loszureißen. Han musste sich anstrengen, um ihn weiter fest- und gleichzeitig weit genug von sich weg zu halten. Jedes Körpersegment des Ruurianers hatte Arme, die sich feindselig nach ihm ausstreckten.

»Wen nennen Sie hier aufgeblasen?«, murmelte Han und packte ihn fester. Der Nichtmensch verfügte zwar nur über eine geringe Masse, konnte sich aber an Stellen biegen, an denen Han über keine Beweglichkeit verfügte, was es schwierig machte, die Oberhand zu behalten. Schließlich gelang es dem Ruurianer mit seinem langen Hinterteil, Han aus dem Gleichgewicht zu bringen. Noch während er fiel, zuckten bereits ein Dutzend Glieder mit scharfen Spitzen über seine Beine und die Brust und suchten nach weichen Stellen. Winzige, rasiermesserscharfe Fresswerkzeuge schnappten nach seiner Nase. Die Zuschauer johlten und feuerten die Gegner an.

Gerade als Han anfing zu glauben, dass er sich wirklich übernommen hatte, packten zwei grobe, dreifingrige Hände sowohl ihn als auch den Ruurianer, hoben sie vom Boden und trennten sie.

»Das reicht jetzt!«

Han erkannte den gutturalen Akzent eines Whiphiden und hörte sofort auf, sich zu wehren. Whiphiden sollte man sich lieber nicht widersetzen; ihre Klauen und Hauer waren ebenso gefährlich wie ihr Temperament.

»Er ist ein Betrüger!«, jaulte der Ruurianer und schnappte mit den unteren Fresswerkzeugen nach Han.

Der Whiphide schüttelte den Nichtmenschen so fest, dass Han beinahe das Rasseln des Exoskeletts hören konnte. »In dieser Bar wird nicht betrogen!«

»Genau das habe ich versucht, denen da beizubringen«, sagte Han und grinste selbstzufrieden. »Ich habe sie ohne Tricks geschlagen!«

Der Whiphide ließ beide auf den Boden fallen, dann zeigte er anklagend mit einer Klaue auf Han. »Der Boss will Sie sehen.«

Han spürte, wie eine gewisse Unsicherheit die Freude über seinen Sieg gewaltig abkühlte.

»Nicht, ehe ich meinen Gewinn eingepackt habe«, sagte er und raffte sich auf. Entschlossen ging er zum Tisch.

»Sie haben fünf Standardsekunden«, erklärte der Rausschmeißer.

Han brauchte nur zwei. Er benutzte sein Hemd und fegte alle Credits hinein. Der Ruurianer starrte ihn Unheil verkündend an und gab ein leises Knurren von sich, das nur hören konnte, wer in seiner unmittelbaren Nähe stand.

»Wissen Sie, Talien, es sind Leute wie Sie, die den Ruf der Sabacc-Spieler ruinieren.« Han konnte einfach nicht widerstehen und grinste schadenfroh, als er sich den Gewinn in die Taschen stopfte. »Als ich noch jünger war …«

»Ersparen Sie uns das.« Talien versuchte nicht mehr, Han aufzuhalten, starrte ihn aber erbost an. »Heben Sie sich das für Ihre Kinder auf. Vielleicht lassen die sich ja von dem einstmals großen Han Solo beeindrucken.«

»Du elender …« Wilder Zorn stieg in ihm auf, aber bevor er reagieren konnte, packte ihn der Rausschmeißer hinten an der Jacke und zog ihn weg.

»Ich habe gesagt, es reicht!« Wieder hob der Whiphide Han hoch, als wäre er ein Kind. Hilflos in der Luft hängend, konnte Han nur seinen Zorn herunterschlucken und das Johlen der anderen Gäste ignorieren, als man ihn aus der Bar »eskortierte«.

»Ihr Menschen macht immer Ärger«, beschwerte sich der Whiphide, als sie durch eine Tür hinten im Schankraum gingen und er Han wieder auf dem Boden absetzte. »Wenn ich für jeden Rausschmiss eines Menschen einen Credit bekommen hätte, hätte ich schon vor Jahren nach Toola zurückkehren können.«

»Kommen viele Fremde hierher?«, fragte Han und zupfte seine Jacke zurecht.

Der Whiphide sah ihn misstrauisch an. »Warum? Suchen Sie jemanden?«

»Nein, ich bin einfach nur neugierig.« Er nahm sich vor, den Mund zu halten, denn er wollte nicht noch mehr Aufmerksamkeit erregen.

Der Rausschmeißer brachte ihn eine Treppe hinauf in ein Zimmer, das nur mit einer grünen Couch und einem Wasserspender möbliert war. Han nahm an, es handelte sich um ein Vorzimmer zum Büro des Barbesitzers. Er setzte sich auf die Couch und zuckte zusammen, als aus unsichtbaren Lautsprechern eine Stimme erklang.

»Han Solo, wie?« Geschlecht, Spezies und Akzent des Sprechers wurden durch die Verzerrung unkenntlich gemacht, aber er schien unter all der Tarnung amüsiert zu sein. »Sie sind weit von zu Hause entfernt.«

»Na ja, Sie kennen mich doch«, bluffte Han. »Ich konnte nie irgendwo ruhig sitzen bleiben.«

Ein seltsames Geräusch drang aus den verborgenen Lautsprechern. Es hätte ein Lachen sein können. »Und Sie waren immer ein Spieler«, sagte die Stimme dann ernster. »Gut zu sehen, dass Sie der Alte geblieben sind.«

Han verzog das Gesicht bei dieser Vertraulichkeit. Er versuchte verzweifelt, sich zu erinnern, wer von seinen alten Bekannten vielleicht Barbesitzer auf Onadax geworden sein könnte, einer der heruntergekommensten Welten des Minos-Sternhaufens, und ob er – oder sie – vielleicht etwas gegen ihn hatte.

»Jeder braucht hin und wieder ein bisschen Spaß«, versuchte er erneut, Zeit zu schinden.

»Ich würde Ihnen gern ein paar Fragen stellen, wenn ich darf.«

Han gab schulterzuckend nach und gab sich dabei lässig. »Schießen Sie los.«

»Wer hat Sie geschickt?«

»Niemand hat mich geschickt.«

»Warum sind Sie hier?«

»Ich bin nur auf der Durchreise. Ist das ein Verbrechen?«

»Wohin sind Sie unterwegs?«

»Nelfrus, im Elrood-Sektor.«

»Dann machen Sie einen gewaltigen Umweg.«

»Man kann dieser Tage nicht vorsichtig genug sein. Die Vong …«

»Sind überall«, unterbrach ihn die Stimme. »Ja, ich weiß. Aber nicht hier.«

»Und genau deshalb habe ich diesen Weg genommen.«

Nach einer kleinen Pause fuhr die Stimme fort: »Sind Sie alleine hier?«

»Was für einen Unterschied macht das denn?«

»Vielleicht gar keinen. Der Millennium Falke ist jetzt seit zwei Standardtagen auf Onadax, einen länger als eine Fregatte der Galaktischen Allianz, die gestern hier landete. Sollte ich wirklich annehmen, dass es keine Verbindung zwischen diesem Schiff und Ihnen gibt?«

»Sie können annehmen, was Sie wollen«, erwiderte Han. »Aber diese Fregatte hat nichts mit mir zu tun. Wie, sagten Sie noch, war ihr Name?«

»Den habe ich nicht genannt. Aber er lautet Pride of Selonia .«

Han dachte demonstrativ nach. »Kommt mir irgendwie bekannt vor. Glauben Sie, jemand sucht nach mir?«

»Oder vielleicht ist es andersrum.«

»Ich bin nur wegen der Aussicht hier«, log Han. Er klimperte mit den Credits in seiner Tasche. »Und wegen allem anderen, das ich unterwegs auflesen kann.«

Nun lachte der gesichtslose Barbesitzer wieder. Onadax war eine rußige, ungastliche Welt, ohne Bodenschätze und in einer schlechten Position gegenüber den anderen Planeten des Sektors, außerdem zu klein und zu alt, um über bemerkenswerte Landschaften zu verfügen. Es gab nur zwei Dinge, die für den Planeten sprachen – sein Mangel an Ordnungshütern und eine recht entspannte Haltung gegenüber aller Bürokratie. Aber dass die Regierung gegenüber Durchreisenden beide Augen zudrückte, bedeutete nicht unbedingt, dass die Einwohner dumm waren.

»Also gut«, sagte Han, starrte die leeren Wände und die Decke an und wünschte sich, es gäbe etwas, worauf er seine Aufmerksamkeit richten könnte. »Lassen wir die Spielchen. Sie haben Recht. Ich suche tatsächlich nach jemandem. Vielleicht können Sie mir helfen.«

»Warum sollte ich?«

»Weil ich Sie freundlich bitte. Kommen hier viele Ryn vorbei?«

»Nicht mehr als üblich«, sagte die Stimme. »Sie wissen doch, wie es ist: Man braucht nur einen dreckigen Stein in der Galaxis aufzuheben, um festzustellen, dass sich eine Ryn-Familie darunter angesiedelt hat. Ihr Geschmack, was Freunde angeht, muss gewaltig den Bach runtergegangen sein, wenn Sie deshalb herkommen.«

»Ich suche nicht irgendeinen Ryn.« Han überlegte nicht zum ersten Mal, wie er den Ryn, den er suchte, beschreiben sollte. »Es geht um einen, der mich hier auf Onadax treffen sollte. Er hat sich nicht gezeigt, also suche ich nach ihm.«

»In einer Bar?«

»Na ja, was hat Onadax denn sonst schon zu bieten?«

Wieder lachte die Stimme. »Sie suchen am falschen Ort, Solo.«

»Das klingt verdächtig nach einem Rausschmiss. Ich schwöre, es geht mir nicht um irgendwelche Spielchen.«

»Diese Worte nehmen eine ganz neue Bedeutung an, wenn sie von Ihnen kommen.«

»Ich werde Sie sogar bezahlen, wenn Sie das wollen.«

»Wenn Sie glauben, dass ich das will, dann sind Sie wirklich am falschen Ort – und zur falschen Zeit.«

Der Whiphide an der Tür rührte sich.

»Sieht ganz danach aus«, sagte Han. »Und dabei breche ich mir einen ab, um mich zu erinnern, wo wir uns schon einmal begegnet sind. Können Sie mir einen Namen geben, um mir ein bisschen auf die Sprünge zu helfen?«

Keine Antwort.

»Sie kennen mich offensichtlich …«

Er hielt inne, als die Klauenhand des Whiphiden ihn wieder am Rücken packte und davonzerrte. »Geben Sie mir doch wenigstens einen Hinweis!«

Der Whiphide zerrte ihn aus dem Zimmer und zurück in den Schankraum. Das Gespräch war offenbar zu Ende, und Hans Proteste verklangen unbeachtet.

»Ist er immer so freundlich?«, fragte er den Rausschmeißer und verbesserte sich zu einem hoffnungsvollen »Oder sie?«, als die Frage nicht beantwortet wurde.

Der Whiphide packte Han fester und hob ihn vom Boden.

Dann schob er sich durch die Menge. Lachen und Applaus folgten, dann gab es verärgerte Rufe, als Hans Kopf gegen einen Gast stieß und ein Krug Bier spritzend auf den Boden fiel. Der Rausschmeißer ignorierte das alles.

»Ich glaube, ich habe da drüben gesessen«, sagte Han und zeigte hoffnungsvoll in die Richtung des Sabacc-Tischs.

Der Whiphide ignorierte das ebenfalls und schob ihn nicht allzu sanft auf die Tür zu. Es war keine Frage mehr, dass man Han anwies – nicht bat –, das Lokal zu verlassen.

Er lächelte, nahm einen Hundert-Credit-Chip aus der Tasche und steckte ihn dem Rausschmeißer zu.

»Für Ihre Mühe«, sagte er.

»Gern geschehen«, war die Antwort, als der Whiphide ihn auf die Straße warf.

»Was für eine Spelunke ist das hier?«, protestierte Han vor der geschlossenen Tür, während er auf die Beine kam und sich noch einmal den Staub abwischte. Die Schulter, mit der er auf dem Boden aufgeprallt war, schmerzte ein wenig, und die Klauen des Rausschmeißers hatten ein paar Risse in seiner Jacke hinterlassen. Aber es hätte schlimmer sein können. Zumindest hatte er seinen Gewinn noch.

Sein Kom erklang, als er durch die heruntergekommene Gasse hinkte, an der der Zackige Zeh lag. Er nahm es aus der Tasche und wusste sofort, dass Leia am anderen Ende war.

»Bist du wieder draußen?« Ihre Stimme klang leise, aber die Sorge war ihr dennoch deutlich anzuhören.

»Und immer noch unbeschädigt. Die Angestellten in dieser Bar sind nicht so zäh, wie ihre Störfelder vermuten ließen.«

»Hast du etwas herausfinden können?«

»Nichts Nützliches, obwohl ich annehme, dass hier irgendwas im Gang ist.«

»Das ist es doch immer.« Leia zögerte. »Ist das eine Schlägerei, die ich da höre?«

Han warf einen Blick hinter sich. Der Lärm in der Bar wurde jeden Moment unangenehmer.

»Ich habe das Etablissement nicht allzu unauffällig verlassen«, sagte er und begann schneller zu gehen.

»Dann sieh zu, dass du von dort verschwindest. Es ist gefährlich da draußen, Han.«

»Bin schon auf dem Weg.«

»Und ich würde dir raten, auch nirgendwo sonst mehr Halt zu machen, selbst wenn dich das verdächtig machen sollte.«

Han lächelte in sich hinein. In den alten Tagen wäre er tatsächlich versucht gewesen. Aber die Entscheidung zwischen Leia und einer schummrigen Absteige fiel ihm mit jedem Jahr leichter. »In Ordnung.«

Der sichere Kanal wurde mit einem leisen Klicken geschlossen. Hans Lächeln verging, als die Schlägerei hinter ihm sich auf die Straße verlagerte. Schnell schloss er sich dem Strom von Leuten an, die auf der Hauptstraße unterwegs waren. Die Behandlung, die man ihm im Zackigen Zeh verabreicht hatte, nagte immer noch an ihm. Dass der Besitzer der Bar ihn gekannt hatte, störte ihn nicht sonderlich; sein Name war überall in der Galaxis bekannt, besonders in den Halbweltkreisen, zu denen er einmal gehört hatte. Aber diese Schweigsamkeit bezüglich des Ryn beunruhigte ihn. Seine anderen Quellen hatten nichts gewusst, aber sie waren zumindest offen gewesen. Unwissen war etwas vollkommen anderes als Schweigen.

Er rieb sich die Schulter und eilte zum Falken zurück, in der Hoffnung, dass Jaina auf der anderen Seite der Stadt mehr Erfolg gehabt hatte.

Luke Skywalker hielt sich an seinem Sitz fest, als die Jadeschatten rau aus dem Hyperraum fiel. Die Schotten ächzten unter der Belastung, und man konnte hören, wie diverse Vorratsbehälter im Passagierraum auf den Boden fielen. Weiter im Inneren des Schiffs war das Pfeifen des aufgeregten R2-D2 zu vernehmen.

»Was war das denn?«, fragte er seine Frau, die neben ihm auf dem Pilotensitz saß, als die Unruhe nachließ.

Mara war bereits dabei, Schalter zu bedienen und sich mithilfe der Bildschirme einen Überblick über das Schiff zu verschaffen. »Ein Loch von der Größe eines Sternzerstörers hat sich gerade vor uns geöffnet.«

Bei jedem Hyperraumsprung, den sie in den letzten paar Wochen durchgeführt hatten, hatte es Gefahren und Unsicherheiten gegeben. Nicht einmal mit den detaillierten Karten der Vorgeschobenen Verteidigungsflotte der Chiss konnten sie jede Anomalie des Hyperraums vorhersehen. Aber wenn überhaupt jemand einen Weg durch die Riffe und Strömungen auf der anderen Seite des bekannten Raums finden konnte, dann war es Mara. Luke vertraute seiner Frau, sie sicher ans Ziel zu bringen.

Er warf einen Blick auf die Displays vor ihm. »Hoffen wir, die Widowmaker hat es ebenfalls geschafft.«

Lichter flackerten über die Displays, und ein neuer leuchtender Fleck erschien – erst ein wenig zittrig, aber er wurde schnell stabiler.

»Da ist sie«, sagte Mara.

Sekunden später erklang die Stimme von Captain Arien Yage über das Kom. »Wie wäre es beim nächsten Mal mit einer Vorwarnung?«

Luke lächelte. »Tut mir leid, Arien. Wenn wir das könnten, würden wir es tun.«

»Kein Problem. Wir haben es geschafft, und das ist das Wichtigste.«

Die Fregatte war an den Navicomputer der Jadeschatten angeschlossen und würde jede Bewegung nachvollziehen, die Mara an den Untiefen der Unbekannten Regionen vorbeiführte, aber im Hyperraum gab es keine Möglichkeit zu kommunizieren und daher auch keine Vorwarnungen.

»Das hier wird langsam ärgerlich«, murmelte Mara, nachdem sie noch einen Moment ihre Displays überprüft hatte. »Ich kann einfach nicht feststellen, was ich falsch gemacht habe.«

Luke war ebenso verwirrt. Sie hatten schon dreimal versucht, das letzte Parsec zu dem leeren System von Klasse Ephemora zurückzulegen, und waren dreimal gescheitert. Jacen war auf Csilla zu dem Schluss gekommen, dass sie in diesem System den lebenden Planeten Zonama Sekot finden würden. Aber nun schien es beinahe, als hielte etwas sie bewusst fern. Mara versicherte ihnen, dass dem nicht so war: Hyperraumanomalien waren ein natürliches Phänomen, und sie handelten nicht. Dennoch war es unheimlich, dass es genau in diesem Teil des Raums so viele von ihnen gab.

»Vielleicht waren genau diese Anomalien der Grund, wieso Zonama Sekot hierhergekommen ist«, spekulierte Luke. »Hier ist der Planet sicher. Sobald er sich im System befand, konnte er davon ausgehen, dass andere ihm nicht so leicht folgen würden.«

»Nun, die Sonden der Chiss haben es geschafft«, erklärte Mara. »Und wenn sie es geschafft haben, dann schaffe ich es ebenfalls.«

Luke sandte seiner Frau eine Welle des Trosts und stützte ihr Selbstvertrauen, das unter dieser demonstrativen Entschlossenheit begonnen hatte nachzulassen. Sie war eine erheblich bessere Navigatorin als jeder Astromech, und so sinnlos es sein mochte, über die Fähigkeiten einer planetengroßen Intelligenz wie Zonama Sekot zu spekulieren, er war sicher, dass sie allemal ebenso gut fliegen konnte.

»Es könnte dunkle Materie sein«, warf Soron Hegerty ein, die hinter ihnen stand. Die ältere Professorin – eine Spezialistin für exotische Spezies – war aus dem Passagierbereich gekommen und stützte sich dabei mit einer schlanken Hand an der transparenten Kuppel des Cockpits ab.

Luke drehte sich zu ihr um. »Glauben Sie, Doktor?«

»Könnte sein«, sagte Hegerty. Sie hielt einen Moment inne und versuchte offenbar, all ihre Studien zu diesem Thema in möglichst wenige Worte zu fassen. »Dunkle Materie interagiert nur auf der Schwerkraftebene mit dem Rest des Universums. Sie sammelt sich in Massen, ebenso wie gewöhnliche Materie, und bildet Haufen und Galaxien ähnlich der, die wir bewohnen. Einige Wissenschaftler glauben, unsere Galaxis sei von solchen Galaxien umgeben – vollkommen unsichtbar, aber dennoch vorhanden.

Danni und ich haben erst gestern darüber gesprochen«, fuhr sie fort. »Sie fragte sich, ob es nicht eine solche unsichtbare Zusammenballung dunkler Materie ist, die die Hyperraumstörungen in den Unbekannten Regionen hervorruft. Vielleicht ist ein Sternhaufen dunkler Materie gerade dabei, mit unserer Galaxis zusammenzustoßen, und berührt sie unsichtbar, nur wahrnehmbar durch seine Schwerkraft. Cluster sind in ihrer Dichte nicht einförmig: es gibt Staubstraßen und leere Blasen – und selbstverständlich Sterne. Die ungleichmäßige Verteilung dunkler Materie könnte für die Schwierigkeiten verantwortlich sein, die wir dabei haben, diese Region vom ›echten‹ Universum aus zu vermessen. All das könnte das Ergebnis des Zusammenstoßes mit einer anderen Galaxie sein, der über Milliarden und Abermilliarden von Jahren hinweg stattfindet.«

Hegerty schaute durch die vorderen Luken, die Augen weit aufgerissen vor Staunen über die unsichtbaren Welten, die sie sich dort vorstellte.

Mara strich sich das rote Haar aus der Stirn. »Das ist alles sehr interessant, Doktor. Aber gibt es eine Möglichkeit, die dunkle Materie irgendwie zu vermessen und herauszufinden, wie sich der Hyperraum hier faltet?«

Hegerty kehrte mit einem Schulterzucken aus der Unendlichkeit zurück. »Theoretisch vielleicht. Sie bräuchten einen Schwerkraftdetektor, der entsprechend große Bereiche umfasst, und die Möglichkeit herauszufinden, wie die dunkle Materie den Hyperraum beeinflusst.«

»Aber im Augenblick würde uns das nichts helfen?«

Hegerty schüttelte den Kopf. »Ich wollte Sie nur wissen lassen, dass Sie es vielleicht mit einem wechselhaften Phänomen zu tun haben. Wenn Zonama Sekot die Schwerkraftauswirkungen des Durchzugs von dunkler Materie durch unsere Galaxis wahrnehmen kann, hat der Planet vielleicht eine Blase bemerkt, die kurz davor stand, sich zu schließen. Er könnte sich in diese Blase begeben haben, und dann schlossen sich die Wände aus dunkler Materie um ihn herum und garantierten seine Sicherheit. Nichts würde mehr durchkommen, ehe die dunkle Materie sich bewegt und die Blase sich wieder öffnet.«

Luke sah Mara an, dass sie diese Idee überhaupt nicht mochte.

»Die Blase müsste in diesem Fall groß genug sein, um ein gesamtes Sternsystem zu enthalten«, sagte sie. »Ich glaube nicht, dass etwas so Großes vollkommen nahtlos sein kann. Es muss einen Weg nach drinnen geben – und auch einen nach draußen. Wenn ich ein lebendiger Planet auf der Flucht wäre, würde ich mich niemals irgendwo einschließen. Es muss einen Weg geben.«

Luke legte ihr beruhigend die Hand auf den Arm. »Ich schlage vor, dass du dich ein wenig ausruhst, meine Liebe. Wir werden nichts erreichen, solange du so frustriert bist.«

Mara wollte gerade widersprechen, aber dann wurde ihr Blick sanfter, und sie ließ sich wieder auf ihren Sitz sacken. »Du hast selbstverständlich Recht. Vielleicht lege ich wirklich zu große Hast an den Tag. Aber je schneller wir Zonama Sekot finden, desto eher können wir nach Hause zurückkehren.«

Luke konnte ihr das nur zu gut nachfühlen. Ben, ihr Sohn, war weit entfernt, zusammen mit den anderen Jedi-Kindern im Schlund versteckt, wo sie vor den Yuuzhan Vong sicher waren. Die letzten Holos, die sie erhalten hatten, hatten eine Sehnsucht genährt, die ihn nie vollkommen verließ. Der Junge wuchs ohne seine Eltern auf, genau wie Luke elternlos aufgewachsen war. Das war notwendig, aber alles andere als ideal.

Mit Maras Zustimmung wies er alle an, sich auszuruhen. Tief in der sternenglitzernden Schwärze der Unbekannten Regionen legten sie eine kurze Rast ein.

Jag Fel saß an Tahiris Bett und starrte das junge Mädchen vielleicht zum zehnten Mal innerhalb der letzten zwei Stunden neugierig an. Ihre Stirn war schweißnass und musste immer wieder abgewischt werden. Sie klammerte sich fest an die Laken, auf denen sie lag. Hin und wieder gab sie ein seltsames Wimmern von sich, das für Jag beinahe wie ein unterdrückter Schrei klang.

Jaina wollte, dass immer jemand bei Tahiri war, für den Fall, dass sie aufwachte.

Und das hier war Jags Schicht. Tatsächlich hoffte er, Tahiri würde nicht während seiner Wache die Augen aufschlagen – denn falls es sich um Riina handeln sollte, die aus der Bewusstlosigkeit auftauchte, würde er alles Notwendige unternehmen, um für die Sicherheit der anderen zu sorgen.

Das Summen des Kom riss Jag aus seinen Gedanken. Captain Mayn von der Selonia hatte eine kompakte Kommunikationsanlage in Tahiris Zimmer installieren lassen; wer immer hier Wache hielt, konnte so erfahren, was anderswo geschah. Er antwortete, bevor das Geräusch Tahiri stören konnte, und landete mitten in einem Gespräch zwischen Jaina und ihren Eltern.

»Irgendwas stimmt hier nicht«, sagte Jaina.

»Im Zackigen Zeh?« Das war Han, der offenbar auf die Brücke des Falken zurückgekehrt war. Er klang ein wenig atemlos. »Das dachte ich auch. Der Kerl, mit dem ich gesprochen habe – wer immer das sein mochte –, hat eindeutig irgendwas vor.«

»Nicht das«, sagte Jaina. »Aber das kubische Sabacc ist ein eindeutiger Hinweis. Es ist einfach zu unwahrscheinlich. Jemand hat dich gewinnen lassen.«

»Was ist mit dem berühmten Solo-Glück?«

»Keiner hat so viel Glück, Dad. Jemand wollte einfach nicht, dass du dich weiter umhörst. Und das Spiel so aufzuziehen, dass es aussah, als hättest du betrogen, war leichter, als dich ohne Grund rauszuschmeißen. Das ist die einzig logische Erklärung.«

Ihr Vater musste das widerstrebend zugeben. »Es könnte schon möglich sein.«

»Das sagt uns immer noch nicht, wer dahintersteckt.« Leias Unbehagen ließ sich nicht so leicht beruhigen.

»Eindeutig der Barbesitzer. Er will entweder, dass wir verschwinden, oder sucht nach einem anderen Vorteil. Wie auch immer, wir wissen, dass wir dort wieder hingehen sollten.«

»Was ist mit dir, Jaina?«, warf Jag ein. »Hast du etwas herausgefunden?«

Sie schnaubte gereizt. »Wenn ich es nur mit Schweigen zu tun hätte, wäre es einfach. Ich habe keine Spur des Ryn gefunden, und jetzt wird das wohl auch nicht mehr passieren.«

»Jetzt, da sie wissen, was wir wollen«, fügte Han finster hinzu.

»Schlimmer. Hier draußen gibt es Probleme. Eine Auseinandersetzung, und sie breitet sich aus.« Zum ersten Mal konnte Jag über Jainas Stimme hinweg die Stadtgeräusche hören. Er hörte Rufe und etwas, was nach zerbrechendem Transparistahl klang. »Selbstverständlich gibt es hier keine Polizei, also wird es sehr schnell unangenehm.«

»Wie weit bist du vom Falken entfernt?«, fragte Leia.

»Ein Dutzend Blocks, aber es wird jeden Augenblick schlimmer. Wartet einen Moment.«

Jaina schwieg. Jag war bereit, zusammen mit den anderen zu warten, aber dann erklang Captain Mayns Stimme.

»Wir haben hier ein kleines Problem«, sagte sie. »Die Sicherheit warnt vor einem Aufstand, der in der Stadt ausgebrochen ist. Offenbar ist ein Haufen Pöbel auf dem Weg.«

Das passte zu den Geräuschen, die Jag über die Verbindung hörte.

»Wissen Sie, was den Aufstand ausgelöst hat?«, fragte Leia.

»Nicht genau. Es gibt Gerüchte über einen Vorfall in der Stadt. Es heißt, ein Agent der Galaktischen Allianz habe versucht, in einen abgesicherten Bereich einzudringen, und sich dann mit einem Vermögen abgesetzt.«

»Ich wüsste nicht, dass wir hier Agenten haben«, sagte Leia.

»Außer uns selbst«, warf Han ein.

»Tut mir leid«, meldete sich Jaina nun wieder. »Ich habe im Verkehr festgesessen. Der Weg zum Falken ist blockiert. Ich versuche, zur Selonia durchzukommen.«

Ihre raschen Schritte waren über das Kom zu hören. Jag nahm deutlich die Sorge in Leias Stimme wahr, als sie sagte: »Beeil dich, aber sei vorsichtig. Jemand versucht vielleicht, die Leute gegen uns aufzubringen.«

»Warum das denn?«

»Das können wir uns später fragen«, sagte Han. »Wenn du sicher wieder hier bist.«

Jag konnte sich dem nur anschließen, als Jainas Kanal abgeschaltet wurde. »Klingt für mich, als versuchte jemand, seine Spuren zu verwischen«, sagte er zu den anderen.

»Den Eindruck habe ich ebenfalls, Jag«, sagte Han. »Und wenn Jaina nicht noch da draußen wäre, würde ich diesem Planeten mit Vergnügen den Rücken kehren.«

»Das wäre vielleicht ohnehin das Beste«, stellte Leia fest. »Wir haben nach dem Ryn gesucht und ihn nicht gefunden. Sie hatten jede Menge Gelegenheit, sich mit uns in Verbindung zu setzen, und haben es nicht getan. Ich denke, wir verschwenden hier nur unsere Zeit.«

Han gab ein Knurren von sich, das seine Zustimmung signalisierte.

»Ich bereite den Start vor«, sagte Mayn pragmatisch wie immer. »Wenn Sie wollen, können wir starten, sobald Jaina an Bord ist.«

»Soll ich die Zwillingssonnen in Alarmbereitschaft versetzen?«, fragte Jag.

»Noch nicht, Jag«, erwiderte Leia. »Wenn es sein muss, können wir lange genug mit allem zurechtkommen, was Onadax aufbieten kann, um hier zu verschwinden.«

»Dann warte ich hier.« Er nickte steif. »Danke, dass Sie mich informiert haben.«

»Warten Sie auf weitere Anweisungen«, sagte Mayn.

Mit einem leisen statischen Zischen brach die Verbindung ab.

Jag widersetzte sich dem Impuls, auf und ab zu gehen. Er hasste es, hier in der Medstation festzusitzen, während Jaina draußen in der Stadt in Gefahr war, aber er konnte nichts unternehmen. Ein Befehl war ein Befehl, und seine Chiss-Ausbildung ließ ihm keine andere Möglichkeit, als zu gehorchen. Er konnte nur darauf warten, dass Mayn oder die anderen ihn informierten.

Tahiri bewegte sich ein wenig und gab wieder eins dieser seltsamen gequälten Geräusche von sich.

Beeil dich, Jaina, dachte er und wischte Tahiri die Stirn ab. Komm bald zurück zu mir …

Jacen verzog das Gesicht und versuchte es noch einmal.

»Mon Calamari Kommunikationszentrale, hier spricht Farmboy Eins. Bitte kommen, Mon Calamari. Ich wiederhole, hier spricht Farmboy Eins. Bitte antworten Sie.«

Stille.

Mit einem müden Seufzer lehnte er sich zurück. Während Luke und Mara ruhten, war Jacen für die Jadeschatten zuständig, und da er bei seinem Onkel und seiner Tante zuvor eine ihm schon vertraute Wehmut gespürt hatte, hatte er beschlossen, sich in der neuen Hauptstadt zu melden und vielleicht etwas Neues über seinen Vetter Ben zu erfahren. Es beunruhigte ihn, dass er keine Verbindung nach Mon Calamari bekommen konnte, obwohl er wusste, dass es dafür wahrscheinlich eine vollkommen logische Erklärung gab. Die Kommunikation mit den Unbekannten Regionen war alles andere als ideal; alles, was gesendet wurde, musste durch einen Engpass am Äußeren Rand geleitet werden. Dieser Engpass hatte sich zuvor zwar noch nie vollkommen geschlossen, aber das bedeutete nicht, dass es unmöglich war.

Bevor er jedoch übereilte Schlüsse zog, wollte Jacen jede alternative Hypothese überprüfen. Die Kom-Systeme der Jadeschatten arbeiteten über kürzere Strecken hervorragend – mehrere Gespräche mit der Widowmaker bewiesen das. Und als er das Ziel änderte und versuchte, sich mit der Chiss-Flotte in Verbindung zu setzen, hörte er sofort die präzise Stimme eines Kom-Offiziers der Chiss, also war es klar, dass auch die Subraumsender immer noch arbeiteten.

»Mon Calamari Kommunikationszentrale, hier spricht Farmboy Eins«, fuhr er fort. »Wir haben einen Notfall. Wir verlangen eine sofortige Antwort!«

Als er nach ein paar Minuten immer noch nichts gehört hatte, kam er zu dem Schluss, dass das Problem tatsächlich bei einer der Zwischenstationen zwischen den Unbekannten Regionen und dem Rest der Galaxis liegen musste. Ihm fiel keine andere Möglichkeit mehr ein.

»Um was für einen Notfall geht es denn?«

Als Jacen sich umdrehte, sah er Danni in der Tür stehen. »Wir haben keine blaue Milch mehr«, log er. Er wollte niemanden beunruhigen, ehe er nicht Gelegenheit hatte, mit seinem Onkel zu sprechen. »Du weißt, wie mürrisch Mara werden kann, wenn sie kein vernünftiges Frühstück bekommt.«

Sie setzte sich auf den Kopilotensitz neben ihm.

»Niemand kann abstreiten, dass du ein erstaunlicher Jedi bist, Jacen Solo, aber als Lügner bist du wirklich eine Null.«

Jacen lächelte. Bei all seinem neuen Verständnis der Macht, zu dem er durch Vergeres Lehren gekommen war, bei allen Fähigkeiten als Jedi, die er im Lauf von Jahren des Kampfes gegen die Yuuzhan Vong gesammelt hatte, war Danni dennoch imstande, ihn sofort zu durchschauen.

»Ich kann keine Verbindung nach Mon Cal bekommen«, sagte er nun ernster. »Es scheint irgendwo eine Unterbrechung zu geben.«

»Welche Art von Unterbrechung?«

»Das ist von hier aus schwer zu sagen. Aber wenn wir uns nicht mit Mon Cal in Verbindung setzen können, werden wir ihnen auch nicht sagen können, was wir hier finden.«

»Falls wir etwas finden. Das ist noch nicht sicher, Jacen.«

»Du hast die Daten gesehen …«

»Ja, und ich stimme dir zu. Ich versuche nur, die Diskussion in deinen eigenen Gedanken zu fördern.« Dannis lockiges blondes Haar rahmte ihren Kopf ein und schimmerte im Licht der Instrumente; der Blick ihrer grünen Augen war beinahe bohrend. »Ich spüre, wie angespannt du bist, Jacen. Du summst wie ein überladener Schild. Was, wenn wir nichts finden oder wenn es nicht das ist, worauf du hoffst? Das denkst du doch, oder? Hinter allem anderen ist es das, was dir Sorgen macht.«

Er nickte. Die Angst war stets in seinem Hinterkopf präsent, ein stetiger Rhythmus, der ihn beunruhigte und zu Überreaktionen verleitete. »Vielleicht hast du Recht«, sagte er. »Wir sind wirklich nicht vollkommen abgeschnitten. Wir können Csilla immer noch erreichen. Vielleicht sollte ich dort nachfragen, ob sie nach Mon Cal durchkommen. Wenn nicht, können sie es weiter versuchen, während wir unsere Mission fortsetzen.«

Ihr Lächeln wurde strahlender. »Manchmal müssen wir nur die Gedanken, die uns beunruhigen, aus unserem Kopf holen und aussprechen, damit sie uns deutlicher werden.«

Sie streckte den Arm aus, um ihm die Schulter zu tätscheln, aber noch bevor sie ihn berühren konnte, spürte er etwas Mächtiges, Seltsames. Er wich zurück und glaubte zunächst, was er empfand, müsse etwas mit Danni zu tun haben. Aber das Gefühl blieb, und ihre Miene spiegelte seinen Schrecken.

»Kannst du das spüren?« Was immer es war, es wurde stärker – und es kam durch die Macht.

Danni nickte und drückte sich die Hände auf die Ohren. »Was ist das?«

»Ich weiß es nicht.« Sein Kopf begann zu vibrieren wie eine Glocke. Er wandte sich den Displays zu. »Aber ich habe vor, es herauszufinden.«

Saba schreckte aus tiefem Schlaf hoch. Sie schrie erschrocken auf und schlug wild um sich, bis ihr klar wurde, wo sie war: im Mannschaftsquartier der Jadeschatten. Sie hatte die Augen geschlossen, um zu meditieren, als Mara angekündigt hatte, sie würden eine Rast einlegen, und dann war sie wohl eingeschlafen.

Kein Alarm erklang, sie konnte keine Panik-Pheromone in der Luft wahrnehmen, und alles schien vollkommen normal zu sein – bis auf die Tatsache, dass der Riss in ihrem Schädel offenbar immer breiter wurde …

Knurrend setzte sie sich hin, die scharfen Zähne zu einer festen Zackenlinie zusammengebissen. Sie runzelte die wulstige, knotige Stirn, konzentrierte sich auf eine Stelle an ihrem Bett und versuchte verzweifelt festzustellen, wer oder was ihr diese Schmerzen verursachte.

Finde den Schmerz, sagte sie sich. Folge ihm zurück zu deinem Angreifer!

Sie atmete tief durch die Nase ein und versuchte, ihre innere Ruhe zu finden, die stille Mitte ihres Wesens. Es hatte Jahre gedauert, bis sie in der Lage gewesen war, sich über die natürlichen Instinkte ihrer Spezies hinwegzusetzen, und in Stresszeiten – wenn jede einzelne Faser in ihr reißen und zuschlagen wollte, statt sorgfältig nachzudenken und erst dann zu handeln – waren diese Bedürfnisse besonders schwer zu unterdrücken. Aber sie war stark und entschlossen.

Die Macht kam mit vertrauter Leichtigkeit zu ihr und durchflutete sie mit Energie, die die Müdigkeit und Verwirrung vertrieb. Und mit der Macht kam das Wissen, dass das, was sie spürte, ebenfalls durch die Macht selbst kam, als wäre etwas Gewaltiges in der Nähe aufgeschreckt worden.

Aber durch das Unbehagen, das ihr die schiere Intensität ihrer Wahrnehmungen verursachte, spürte sie auch das erste Aufblitzen von Aufregung. Es konnte nur eines sein, was sie da spürte!

Saba eilte durch das Schiff. Sie wusste, dass die anderen dort ihre Aufregung teilten. Meister Skywalker, Mara, Jacen, Tekli, Danni – sie konnten es alle fühlen. Auf einem Schiff voller Machtsensitiver war es unmöglich, etwas so Deutliches nicht wahrzunehmen. Nur Soron Hegerty schien immun und schlief immer noch in einer der Kabinen.

R2-D2 pfiff, als Saba vorbeikam. Sie berührte leicht die schimmernde Kuppel des Droiden, blieb aber nicht stehen. Der Geruch nach menschlicher Unsicherheit aus dem Bug des Schiffs war intensiv, und Saba begann durch den Mund zu atmen, damit ihre Gedanken nicht davon beeinflusst wurden und weiterhin klar und konzentriert blieben.

»… auf diese Entfernung nicht sicher sein«, sagte Mara gerade zu den anderen, die im Passagierbereich standen. »Es könnte alles sein. Massive psychische Störungen treten aus allen möglichen Gründen auf.«

Meister Skywalker nickte. »Sie hat Recht, Jacen. Als Alderaan vom Todesstern zerstört wurde, konnte Obi-Wan das spüren, obwohl er sehr weit weg war.«

»Ich weiß, aber das hier ist nahe«, widersprach Jacen, heiser vor Aufregung. »Ich kann es spüren. Was sonst sollte es sein?«

Saba bemerkte, dass die anderen es gerne geglaubt hätten, aber immer noch zögerten, sich auf die Ahnung des jungen Jedi zu verlassen.

»Jacen hat Recht«, sagte sie, und die Worte kamen rau aus ihrer von Stress zugeschnürten Kehle. »Zonama Sekots Schrei erklingt durch den Raum.«

Der Jedi-Meister sah sie an. »Aber warum?«

»Der Planet ist … verzweifelt.« Der gequälte Ausdruck auf den Gesichtern vor ihr sagte ihr, dass die anderen es ebenfalls wahrnahmen. Es war unmöglich, sich zu verschließen.

»Beinahe verängstigt«, spekulierte Danni und schlang die Arme um den Oberkörper. »Aber auch zornig.«

»Also gut, nehmen wir einmal an, es ist tatsächlich Zonama Sekot«, sagte Mara. »Was dann? Versuchen wir, uns mit ihm in Verbindung zu setzen?«

»Das hängt davon ab, ob du glaubst, diesem Signal zu seiner Quelle folgen zu können.«

Die Jedi-Meisterin runzelte die Stirn. »Es ist möglich, aber ich bin nicht sicher, ob mir die Idee gefällt, uneingeladen aufzutauchen. Dieses Ding klingt ohnehin schon ziemlich aufgeregt. Wenn wir uns ihm nähern, könnte das den Planeten noch mehr gegen uns aufbringen.«

»Mag sein«, erwiderte ihr Mann, »aber ich denke, es wäre besser, näher zu kommen und unsere Absichten zu zeigen, als zu versuchen, sie aus der Ferne zu erklären.« Er wandte sich der Barabel zu. »Jacen, Saba – ihr seid unsere Lebenssensitiven. Was denkt ihr?«

Jacen wirkte unsicher.

»Ich kann diesen Geist ebenso wenig deuten, wie ich den gesamten Inhalt der Chiss-Bibliothek lesen könnte«, sagte Saba, deren Schwanz unruhig zuckte.

»Wird es nicht alles noch schlimmer machen, wenn wir näher heranfliegen?«, fragte Danni.

Auch Meister Skywalker schien nicht vollkommen sicher zu sein. »Ich weiß nur, dass dies unsere beste Gelegenheit ist, an unser Ziel zu gelangen. Wenn wir sie ignorieren, erhalten wir vielleicht keine andere mehr.«

Mara holte tief Luft. »Also gut, dann tun wir es, solange wir noch können.«

Luke öffnete den Kanal zum Captain der Widowmaker. »Arien, bitte schließen Sie Ihren Navicomputer wieder an unseren an und bereiten Sie sich auf einen sofortigen Weiterflug vor. Wir haben eine Spur, und wenn unsere Instinkte uns nicht trügen, werden wir unser Ziel bald erreicht haben. Wir wissen allerdings nicht, was uns dort erwartet, also seien Sie auf alles gefasst.«

»Wir sind bereit«, erklang die Antwort. »Yage Ende.«

Luke sah sich im Cockpit um, wo nervöse Gesichter ihn beobachteten. »Vielleicht sollten wir ein Machtgeflecht errichten«, schlug er vor. »Wenn wir unsere Konzentration vereinen, könnte es für Mara einfacher sein, der Spur zu folgen.«

Danni hatte nur begrenzte Erfahrung mit dem, was die Jedi als Machtgeflecht bezeichneten, aber sie nickte ebenso wie die anderen. Saba begann die vertrauten Übungen mit einer Reihe tiefer Atemzüge. Sie spürte die Lebensfunken der anderen, die nun wirkten wie Kohle in einem weiß glühenden Brennofen. Die Stärke des Signals überdeckte sie beinahe vollkommen. Aber die Barabel konzentrierte sich und erfasste sie immer deutlicher, und langsam vereinigten sich ihre Gedanken in einer festen Umarmung.

Maras Geist tanzte mit den Hyperraum-Koordinaten, Instrumententafeln und den anderen Navigationsinstrumenten. Saba fügte ihre Wahrnehmung des fernen Welten-Geists der Mischung aus Gedanken und Eindrücken hinzu, die Mara umgaben. Danni bot das klarste Wissen über astronomische Kräfte. Saba stellte sich vor, wie sie auf der dunklen, roten Welt von Barab I auf die Jagd nach einem Shenbit-Knochenbrecher ging, alle Sinne geschärft. Zonama Sekot war nicht das Gleiche wie eine grüne Raubeidechse, aber die Prinzipien waren die gleichen. Saba und die anderen Jedi befanden sich auf der Jagd, und sie war eine gute Jägerin …

Mara nahm alles, was man ihr gab, und berechnete einen Kurs. Der Hyperraumantrieb der Jadeschatten erwachte brüllend zum Leben, und Saba spürte das vertraute Gefühl von Licht, das an ihnen vorbeiraste und zurückblieb, als die seltsame Topologie des Hyperraums sie aufnahm.

Das hier war Maras Territorium. Selbst mit der Anleitung durch die Macht war der Weg schwierig und voller Gefahren. Die Jadeschatten tat ihr Bestes, den Anweisungen zu folgen, die sie erhielt, dicht gefolgt von der Widowmaker, aber sie stieß beinahe sofort auf die gleiche Barriere wie zuvor. Mit einem Übelkeit erregenden Reißen wurde sie wieder in den Echtraum geworfen, nur geringfügig näher an Klasse Ephemora als zuvor.

Mara gab nicht auf. Das Signal von dem fernen Geist war so stark wie zuvor. Saba konzentrierte sich darauf, spürte den unsichtbaren Wegen zwischen diesem Geist und ihrer Position nach. Es lag nichts als Vakuum zwischen ihnen, sagte sie sich. Dieses Vakuum zu durchqueren sollte so leicht sein, wie durch ein Zimmer zu springen. Ihr Schwanz bebte vor Anstrengung, als sie sich den Hyperraumsprung in Einzelheiten vorstellte.

Die Jadeschatten sprang erneut. Saba hatte den Eindruck unklarer Schatten, die vorbeifegten, bizarrer n-dimensionaler Membranen, die sich widerstrebend auffalteten, um sie durchzulassen. Sie wusste nicht, was sie waren und woher sie kamen, aber einige Zeit sah es tatsächlich so aus, als kämen sie voran. Sie waren näher an ihrem Ziel – sie mussten es einfach sein!

Dann fielen sie klappernd wie ein alter Frachter wieder in den Echtraum. Sie warteten, um zu sehen, wie es der Widowmaker erging. Die Fregatte kam nur Sekunden nach der Jadeschatten aus dem Hyperraum gehinkt.

»Hält die Widowmaker stand?«, fragte Mara.

»Wir haben schon Schlimmeres erlebt«, versicherte ihr Captain Yage. »Ich denke, sie wird noch weiterfliegen, lange nachdem wir aufgegeben haben.«

Zufrieden sammelte Luke die Jedi für einen weiteren Versuch um sich.

»Ich glaube, diesmal können wir es schaffen«, ermutigte er sie. »Mara hatte Recht, als sie sagte, es müsse einen Weg nach drinnen geben. Wir müssen ihn nur finden.«

Finster entschlossen festigten sie das Geflecht und versuchten es noch einmal. Saba spürte, wie sie sich in den verwirrenden Wahrnehmungen auflöste, als der Hyperraum sich erneut rings um sie her auffaltete. Die Anziehung von Zonama Sekot war stärker als zuvor und wurde mit jeder Sekunde, die verging, intensiver. Die Barabel fühlte sich, als ertrinke sie in diesem gewaltigen Erguss von Gefühlen, ein Sandkorn in einem Staubsturm, von einem stärker werdenden Sog mitgerissen, unfähig zu beherrschen, wohin er sie brachte.

Einen zeitlosen Augenblick verlor sie alles Gefühl ihrer selbst. Sie wurde aufgenommen, absorbiert, ausgelöscht. Die Jagd verschlang sie. Ihre gesamte Aufmerksamkeit war auf ihre Beute gerichtet – sie zu verfolgen, zu finden, zu fangen …

Dann änderte sich etwas ganz abrupt. Sie wusste nicht, was es war, aber die Intensität der Gedanken war nun eine andere. Es fühlte sich an, als hätten sie das Auge eines Wirbelsturms erreicht. Immer noch wirbelte Energie um sie herum, aber in ihrer Mitte gab es so etwas wie Frieden und Gleichgewicht. Saba spürte, wie ihre Gedanken sich wieder ein wenig normalisierten und zu einem einzigen zusammenhängenden Strom vereinten. Sie waren erneut aus dem Hyperraum gekommen, aber diesmal rasten Daten über die Schirme: Auf einem war eine Sonne zu sehen, auf einem anderen ein Gasriese. Ein kleiner grünblauer Fleck hing in der Mitte des dritten Schirms – und dieser Fleck war es, an den sich ihre Sinne klammerten. Grün bedeutete Chlorophyll, blau Wasser. Wenn ein Planet leben wollte, braucht er beides.

Zonama Sekot!

Aber als die Sensoren sich auf den Planeten einzoomten, sah sie gelbe und hellrote Wolken, die darauf hinwiesen, dass rings um die Atmosphäre Energiewaffen abgeschossen wurden. Schiffe mit schmalen Rümpfen rissen unter dem Einfluss verblüffender Kräfte auf und schleuderten zahllose Leben in die harsche Leere des Raums.

Und das war nicht alles. Was Saba hinter dem Raumkampf wahrnahm, war etwas, das weit über all ihre Erfahrungen hinausging. Leuchtende fedrige Bänder lösten sich wie frei gewordene Strahlenkränze von den Polen des Planeten. Flüchtige Bewegungen tanzten in der oberen Atmosphäre und ließen gewaltige Energien aufblitzen. Massive leuchtende Wände umzüngelten den Äquator und wurden schneller, bis sie sich zu einem glatten Ring verbanden, dann schlugen sie mit einem durchdringenden Krachen nach oben zu, wie eine Peitsche aus reiner Energie. Magnetische Feldverläufe, die die Jadeschatten messen konnte, begleiteten, was offenbar Traktorstrahlen von einer Kraft waren, die Saba nie für möglich gehalten hätte.

Es waren offenbar Yuuzhan-Vong-Schiffe, die den Planeten angriffen: zwei mittelgroße Kreuzer und zahllose Korallenskipper. Aber sie waren nicht die einzigen Schiffe im Raum. Zwischen ihnen umher schossen winzige Lichtpunkte, anders als alle Schiffe, die Saba je zuvor gesehen hatte. Jedes einzelne von ihnen war anders, jedes einzelne war wunderschön, und jedes einzelne war tödlich.

Zonama Sekot schlug zurück!

Dann blitzte Zorn auf – hässlich in seiner Wildheit, vernichtend in seiner Wirksamkeit –, und mit ihm kehrte der Sturm zurück. Saba hatte kaum Zeit, um sich zu fragen, was geschehen würde, wenn der Geist, den sie gesucht hatten, sie schließlich bemerken würde, als eine Mauer psychischer Energie sie traf und in die Dunkelheit schleuderte.

»Verschonen Sie mich, Herr! Verschonen Sie mich!«

Der Höchste Oberlord Shimrra blickte mit kalter Verachtung auf das sich windende Wesen vor seinen Füßen nieder. Man hatte die Beschämte gefoltert und geschlagen, aber sie war immer noch nicht gebrochen. Man sah dem gottähnlichen Herrscher der Yuuzhan Vong nicht an, ob er das verwirrend fand.

»Verschonen?«, sagte er und ging langsam um die liegende Gestalt herum. »Warum? Damit du weiter meine Gemächer mit deinen falschen Unschuldsbezichtigungen besudeln kannst?«

»Sie sind nicht falsch, Herr! Sie müssen mir glauben!«

»Du wagst, mir vorzuschreiben, was ich tun muss?«, fauchte Shimrra.

Der Gegenstand seines Zorns zitterte jämmerlich. »Verzeihen Sie mir mein Unwissen! Wenn ich die Antworten auf Ihre Fragen wüsste, würde ich es ganz bestimmt sagen!«

»Aber du kennst die Antworten. Du gehörst zu dieser abscheulichen Sekte, die es wagt, den Jeedai zu folgen.«

»Herr, ich schwöre bei …«

»Erspar mir deine Schwüre an deine Ungläubigen-Götter. Ich werde mir diese Lügen nicht mehr anhören.« Shimrra machte eine herrische Geste, und die Beschämte wurde weggeschleppt. Die Leichengruben, in denen Ketzer unehrenhaft hingerichtet wurden, hatten in der letzten Zeit Tag und Nacht gearbeitet. Ein Schwarm gieriger Yargh’un – Nagetiere mit Reißzähnen, so lang wie das Bein eines Beschämten – verschlang die Opfer schnell. Jenen, die man der Ketzerei für schuldig befand, gewährte man weder Gnade noch einen ehrenhaften Tod. Sie wurden verkrüppelt und mit gebrochenen Gliedern in die Gruben geworfen.

»Vernichtet die Yargh’un«, befahl Shimrra den Wachen, die auf ihn zugekommen waren und seine Befehle erwarteten.

Die Wachen blieben wie angewurzelt stehen, verwirrt über den Befehl des Höchsten Oberlords. »Herr?«

»Die Tiere wurden durch das Ketzerblut besudelt«, sagte er. »Holt sie aus der Grube und verbrennt sie.«

»Was sollen wir mit dieser hier tun?« Die Wachen zeigten auf die Beschämte, die bebend zwischen ihnen hing.

»Das Übliche. Brecht ihre Beine und werft sie in die Grube.« Shimrra begab sich wieder auf seinen Thron und stieg gewichtig über die pulsierenden Hau-Polypen. »Sie kann dort verhungern und verdursten wie ein Tier. Ihre Leiche wird bleiben, wo sie ist, um den anderen zu zeigen, was jenen zustößt, die es wagen, dieser Ketzerei Vorschub zu leisten. Wer den Göttern den Rücken zuwendet, hat keinen einfachen Tod verdient.«

Die Wachen gehorchten Shimrra mit finsterer Entschlossenheit und ignorierten die kläglichen Schreie der Verurteilten. Die Schreie wurden zu Kreischen, als alle Hoffnung verging, dann zu fernem Klagen, als die Beschämte erst aus dem Thronsaal gezerrt war.

Shimrra wartete, bis das letzte Echo verklungen war, bevor er wieder etwas sagte.

»Gut gemacht, Ngaaluh. Wieder einmal haben Ihre Ermittlungen einen Feind in unserem eigenen Lager entlarvt.«

Die schlanke Priesterin verbeugte sich tief. »Ihr Lob ehrt mich, Allerhöchster.«

»Sie haben Erfolg, wo viele andere versagten.« Shimrras Unheil verkündender Blick fiel auf die Gesichter von Priestern, Gestaltern, Kriegern und Intendanten, die dem Verhör beigewohnt hatten. »Wir müssen wachsam bleiben, damit sich die Wurzeln der Ketzerei nicht noch weiter ausbreiten. Und mehr als das: Wir müssen aktiv nach den Nestern dieser Falschheit und ihrer Quelle forschen.«

Die Zustimmung war laut und absolut.

»Seien Sie versichert, Allerhöchster«, sagte der Hochpräfekt Drathul, der oberste Verwalter von Yuuzhan’tar, »dass wir alle erdenklichen Anstrengungen unternehmen, um diese schreckliche Flut aufzuhalten.«

»Ihr Wille – der Wille der Götter – wird geschehen«, fügte Kriegsmeister Nas Choka hinzu und hob seinen Zermonial-Tsaisi. »Wir werden nicht ruhen, bis wir den letzten Ketzer zertreten haben!«

»Etwas anderes würde ich auch nicht erwarten«, sagte der Höchste Oberlord. »Tatsächlich werde ich von nun an alles, was nicht von absoluter Begeisterung für die Auslöschung der Ketzerei zeugt, als Kollaboration betrachten. Und Kollaboration wird auf die gleiche Weise bestraft wie Verrat. Verstanden?«

Die Echos der Worte des Höchsten Oberlords hallten durch den Thronsaal, und alle, die sie hörten, verbeugten sich feierlich.

»Sie werden Ihre Arbeit weiterführen, Ngaaluh«, erklärte Shimrra. »Ich kann nicht jeden persönlich verhören und jeder Hinrichtung beiwohnen, aber es ist meine Verantwortung, das zu erhalten, was die Götter uns anvertraut haben. Ich bin daher froh, jemanden zu haben, dem ich vertrauen kann. Gehen Sie und finden Sie mehr Futter für die Yargh’un-Grube. Wenn sie voll ist, werde ich eine andere bauen lassen, und dann noch eine, bis diese widerwärtige Ketzerei endgültig aus der Galaxis verschwunden ist und die Götter uns wieder gnädig sind.«

»Ja, Allerhöchster.« Ngaaluh verbeugte sich noch tiefer als beim ersten Mal.

Der Höchste Oberlord rutschte auf seinem Thron hin und her und starrte ausdruckslos über die Köpfe seiner Untergebenen hinweg. »Lasst mich jetzt allein. Es gibt so vieles, worüber ich nachdenken muss.«

Einer nach dem anderen verließen die Angehörigen von Shimrras Hof den Saal. Die Priesterin Ngaaluh gehörte zu den Letzten, die gingen. Sie drehte sich noch einmal zu Shimrra um und gab dem kleinen Villip, den sie trug, einen letzten Ausblick auf den Höchsten Oberlord, der auf seinem Thron saß.

Für Nom Anor, der tief unter der Oberfläche von Yuuzhan’tar die Ereignisse auf einem Villip-Chor beobachtete, wirkte Shimrra einsam, aber ungebrochen. Die Macht und das Selbstvertrauen des Höchsten Oberlords waren seiner geraden Haltung und der Beiläufigkeit, mit der er seinen Hof entließ, deutlich anzusehen. Der Herrscher der Galaxis hatte zahllose Stürme überstanden, und wenn man seinem entschlossenen Blick nach gehen konnte, hatte er vor, noch viele weitere zu überstehen.

Nom Anors Lächeln, zuvor breit und triumphierend, verschwand bei diesem Anblick. Er ballte die knotigen Hände zu Fäusten und begann, in seinem Audienzraum – dem sechsten innerhalb von sechs Wochen – auf und ab zu gehen. Die Übertragung von Ngaaluh fand ein Ende, als sie den Sicherheitsperimeter von Shimrras Thronsaal überquerte.

»Wieder ein Erfolg«, murmelte Kunra. Der entehrte Krieger, Nom Anors Berater für alle nicht-religiösen Dinge, stand an der Tür und wirkte vollkommen entspannt. Aber Nom Anor wusste es besser; Kunra hielt aufmerksam nach Ärger Ausschau und belauschte angestrengt, was auf der anderen Seite der Tür geschah. »Wir haben viele wichtige Informationen erhalten, seit Ngaaluh sich uns angeschlossen hat. Sie ist unentbehrlich für unseren wachsenden Einfluss.«

Nom Anor nickte nur zerstreut. Als wäre dieses Schweigen eine Herausforderung, tat Kunra weiter seine Begeisterung kund.

»Shimrra findet eine Verräterin in seiner direkten Umgebung, aber er kann ihr nicht einmal ein Geständnis abringen! Hast du seinen Gesichtsausdruck gesehen? Er hat Angst vor uns!«

»Es fällt mir schwer, so etwas mit anzusehen.« Shoon-mi erschien aus dem Schatten neben dem Sessel des Propheten mit einer Schale Wasser, um die Nom Anor gebeten hatte. Der Beschämte trug ein verblichenes Priestergewand und zeigte sein narbenloses Gesicht voller Stolz. Seine Miene jedoch war stets düster, und das schien jeden Tag schlimmer zu werden.

Nom Anor verstand die Sorge seines religiösen Beraters vollkommen. »In uns allen lauert ein Rest von Loyalität zu den alten Wegen, Shoon-mi. Manchmal fällt es selbst der Wahrheit schwer, die Programmierung eines ganzen Lebens zu löschen.«

»Das meinte ich nicht, Meister.« Shoon-mi wirkte beinahe mürrisch. »Ich sprach von Eckla von der Domäne Shoolb.«

Nom Anor starrte Shoon-mi einen Augenblick begriffsstutzig an, bis es ihm dämmerte. Eckla war die Beschämte, die gerade in Shimrras Thronsaal zum Tode verurteilt worden war.

»Ja, selbstverständlich«, sagte er. »Ihr Opfer war nobel und wird nicht unbemerkt bleiben.« Die Worte flossen glatt und verdeckten die Tatsache, dass Eckla von der Domäne Shoolb für Nom Anor aufgehört hatte zu existieren, als nicht mehr die Gefahr bestand, dass sie ihn verriet. »Man wird sich an sie als an eine Märtyrerin für unsere Sache erinnern.«

»Eine von vielen.«

Nom Anors Instinkte drängten ihn, diesen dreisten Niemand, der es wagte, ihn zu tadeln, ordentlich zurechtzuweisen. Aber er zwang sich, ruhig zu bleiben. »Der Weg zur Befreiung ist lang und schwer, Shoon-mi. Das wussten wir alle, als wir den ersten Schritt auf diesem Weg machten, und wir würden alle das Gleiche tun wie Eckla, wenn unsere Zeit käme.«

»Ohne Zögern, Herr.« Shoon-mi machte alle angemessenen Gesten, aber in seinem Ton lag immer noch eine Spur von Trotz. »Ich erinnere jeden neuen Gläubigen daran, dass oft die einzige Belohnung für Frömmigkeit in Schmerz besteht. Das scheint nur wenige abzuschrecken.«

»Zumindest gibt es etwas, was über den Schmerz hinausgeht«, versuchte Nom Anor, seinem Assistenten das spirituelle Futter zu geben, das er brauchte. »Die Jeedai versprechen ein neues Leben, während das alte nichts als Tod und Dienerschaft bringt. Freiheit ist doch die Gefahr von Schmerzen wert, denkst du nicht?«

»Ja, Meister.«

Da er nichts mehr zu sagen hatte, verbeugte sich Shoon-mi und verließ den Audienzsaal. Nom Anor hätte bei der Auswahl der nächsten Verbreiter der Botschaft seine Hilfe brauchen können, aber er ließ es ihm durchgehen. Wenn ihn das Leben von Eckla von der Domäne Shoolb auch nur im Geringsten interessiert hätte, hätte auch er ein wenig Zeit alleine gebraucht, um nachzudenken.

Er bedeutete Kunra, die Tür zu schließen. Er fühlte sich ruhelos und nervös. Wenn Ngaaluhs Infiltration von Shimrras Hof so erfolgreich war, wieso war er dann nicht zufriedener? Warum konnte er nicht wie Kunra davon ausgehen, dass Shimrra die Auswirkungen der Ketzerei, die seine Autorität untergrub, deutlich spürte?

»Erzähl mir von denen, die du in dieser Region ausbildest«, sagte er müde, als er überzeugt war, dass niemand mithörte. »Wie weit bist du gekommen?«

»Ich habe drei unserer fähigeren Leute ausgewählt, ohne dass Shoon-mi davon weiß.« Der entehrte Krieger entfernte sich von der Tür, trat auf Nom Anor zu. Die selbstsichere Unbeschwertheit seiner Bewegungen machte deutlich, dass ihm seine Position als Diener und Hauptmann des Propheten inzwischen sehr zusagte. »Sie verfügen alle über das richtige Maß an Fanatismus und Dummheit für diese Aufgabe. Ich lasse sie gegeneinander kämpfen, um zu sehen, wer der Beste ist.«

»Sie kämpfen tatsächlich?« So etwas passte nicht zur Jedi-Ketzerei, aber Nom Anor wusste, dass Kunra einen dunklen, rauen Aspekt besaß und vielleicht wirklich so weit gehen würde, seine Leute mit Waffen gegeneinander antreten zu lassen.

Kunra schüttelte jedoch den Kopf. »Die erfolgreichen Bewerber müssen imstande sein, dem Blick von Shimrras Lakaien zu begegnen, aber ohne Zuflucht zur Gewalttätigkeit zu nehmen. Sie werden ihre ersten Schritte hin zu echtem Trotz gegeneinander vollziehen. Der Erste, der zuschlägt, wird der Erste sein, dessen ich mich entledige.«

»Und damit meinst du …«

Kunra nickte. »Eliminieren.«

Nom Anor nickte zufrieden. Eine Organisation wie die seine musste sich vielen widerstrebenden Anforderungen stellen. Die erste bestand darin, neue Wege zu finden, um die Ketzerei auf Wegen zu verbreiten, die nie dazu gedacht gewesen waren, wirksam oder verlässlich zu sein. Die Beschämten hatten stets Klatsch und Gerüchte verbreitet, aber ohne sich um Genauigkeit zu bemühen, und ihre einzige Sicherheit kam aus der Tatsache, dass sich weiter oben niemand darum scherte, was sie redeten. Nun jedoch, da die höheren Ränge aufmerksam geworden waren, mussten Vorsichtsmaßnahmen ergriffen werden, damit die Botschaft nicht zu ihrer Quelle zurückverfolgt werden konnte. Diese beiden Ziele liefen einander häufig zuwider, und Nom Anor verließ sich auf seine beiden Assistenten, um ein Gleichgewicht zwischen ihnen zu finden, ob sie dies nun im Einzelfall wussten oder nicht.

Shoon-mi war daher verantwortlich dafür, die Botschaft weiter zu verbreiten, und Kunra stopfte die undichten Stellen. Er und eine kleine, handverlesene Gruppe von Leuten, die Nom Anor als »spirituelle Polizei« bezeichnete, arbeiteten insgeheim daran, alle losen Fäden zu verknoten, die drohten, das gesamte Gewebe des Plans zu ruinieren. Die Arbeit des ehemaligen Kriegers wurde dadurch vereinfacht, dass im Falle eines Verschwindens alle selbstverständlich annahmen, der Betreffende sei den Autoritäten zum Opfer gefallen. Jede gezielte Eliminierung hatte außerdem die zusätzliche Auswirkung, die Paranoia zu stärken und damit seine eigene Rolle weniger wichtig zu machen.

Aber je weiter sich das Netz ausbreitete, desto mehr Leute gaben die Jedi-Botschaft weiter, und die Gefahren wuchsen ins Unendliche. Manchmal erwachte Nom Anor mitten in der Nacht nass vor Angstschweiß bei dem Gedanken, dass Shimrra ihm trotz all seiner Vorsichtsmaßnahmen immer näher kam.