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Während in der Galaxis die Klonkriege toben, wird der Jedi-Meister Mace Windu mit einer gefährlichen und persönlich schwierigen Mission betraut: In seiner von Separatisten besetzten Heimatwelt gilt seine Lieblingsschülerin Depa Billaba seit einiger Zeit als verschollen und wird verdächtigt, für ein fürchterliches Massaker verantwortlich zu sein. Ist sie der dunklen Seite der Macht verfallen?
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Seitenzahl: 617
Veröffentlichungsjahr: 2012
Für meine Frau Robyn,denn ihretwegen freue ich mich,dass ich kein Jedi bin,
– und für die Fans,denn sie erhalten den Traum am Leben.
In meinen Träumen mache ich es immer richtig.
In meinen Träumen stehe ich auf dem Balkon der Arena. Geonosis. Unten auf dem Sand: Obi-Wan Kenobi, Anakin Skywalker, Senatorin Padmé Amidala. Auf dem grob behauenen Stein, nur eine Armeslänge entfernt: Nute Gunray. In Reichweite meiner Klinge: Jango Fett.
Und Meister Dooku.
Nein. Nicht mehr Meister. Graf Dooku.
Ich werde mich nie daran gewöhnen, ihn so anzusprechen. Selbst in meinen Träumen nicht.
Jango Fett starrt vor Waffen. Der geborene Killer: der tödlichste Mann der Galaxis. Jango kann mich innerhalb eines Sekundenbruchteils töten. Das weiß ich. Auch wenn ich den Bericht von Kenobi aus Kamino nicht gelesen hätte, würde ich die Gewaltbereitschaft spüren, die Jango ausstrahlt: in der Macht ein Pulsar des Todes.
Doch ich mache es richtig.
Meine Klinge beleuchtet nicht die Unterseite von Fetts kantigem Kinn. Ich verschwende keine Zeit mit Worten. Ich zögere nicht. Ich glaube.
In meinen Träumen versengt das purpurne Glühen meines Schwertes Dookus Bart, und in der entscheidenden halben Sekunde, die Jango braucht, um auf mich zu zielen und zu schießen, steche ich zu und reiße Dooku mit mir in den Tod.
Und rette die Galaxis vor einem Bürgerkrieg.
Ich hätte es tun können.
Ich hätte es tun können.
Weil ich es wusste. Ich habe es gespürt.
Im Strudel der Macht um mich herum konnte ich die Verbindung spüren, die Dooku zwischen Jango und der Handelsföderation geschmiedet hatte, mit den Geonosianern, mit der gesamten Separationsbewegung: Verbindungen aus Gier und Furcht, voller Lügen und unverhüllter Einschüchterungsversuche. Ich wusste nicht, worin diese Verbindungen bestanden – ich wusste nicht, wie Dooku sie geschmiedet hatte oder warum –, aber ich fühlte ihre Kraft: die Kraft dessen, das ich als Netz des Verrates kenne, das er geknüpft hatte, um die Galaxis darin einzuwickeln.
Ich spürte, dass dieses Netz – wenn er es nicht aufrechterhielte, wenn er die Risse nicht ausbesserte und die Schwachstellen verstärkte – verfaulen würde, vergehen und verrotten würde, bis ein leichter Hauch es zerreißen konnte und seine Fäden von den unaufhörlichen stellaren Winden zerstreut wurden.
Dooku war der Bruchpunkt.
Ich wusste es.
Darin besteht meine Begabung.
Man stelle sich einen Corusca-Stein vor: ein Mineral, dessen verflochtene Kristallstruktur härter ist als Durastahl. Man kann mit einem Fünf-Kilo-Hammer darauf einschlagen und beschädigt höchstens den Hammer. Die gleiche Kristallstruktur, die den Corusca so stark macht, beinhaltet jedoch ebenfalls Bruchpunkte: Stellen, an denen man den Stein durch präzise Anwendung sorgfältig abgemessener Kraft – nicht mehr als ein leichtes Tippen – in Stücke brechen kann. Um diese Bruchpunkte finden und ausnutzen zu können, bedarf es eines jahrelangen Studiums und eines tief gehenden Verständnisses der Kristallstruktur, dazu strikter Übungen, um die perfekte Kombination von Kraft und Präzision zu trainieren, die den erwünschten Bruch erzeugt.
Es sei denn, man besitzt eine Begabung wie meine.
Ich kann Bruchpunkte erkennen.
Dieser Sinn ist kein eigentliches Sehen, aber sehen ist jenes Wort in Basic, mit dem man die Sache am besten beschreiben kann: Es handelt sich um eine Wahrnehmung dessen, um ein Gefühl dafür, wie sich das, was ich betrachte, in die Macht einfügt, und wie die Macht es an sich und alles andere bindet. Ich war sechs oder sieben Jahre alt – und hatte schon lange mit meiner Ausbildung im Jedi-Tempel angefangen –, als ich begriff, dass andere Schüler, Jedi-Ritter und sogar weise Meister solche Verbindungen nur mit großen Schwierigkeiten, mithilfe intensiver Konzentration und langer Praxis erkennen konnten. Die Macht zeigt mir die Stärken und die Schwächen, verborgene Makel und unerwarteten Nutzen. Sie enthüllt mir die Belastungsvektoren, Zug und Druck, Drehmoment und Schubkraft; so sehe ich, wie die Muster dieser Vektoren sich vereinen und die Matrix der Realität bilden.
Schlichter gesagt: Wenn ich Sie durch die Macht ansehe, erkenne ich, an welcher Stelle Sie brechen werden.
Ich sah Jango Fett auf dem Sand der geonosianischen Arena an. Er stellte die perfekte Kombination aus Waffen, Geschick im Umgang mit ihnen und dem Willen dar, sie einzusetzen: die Kristallgitterstruktur eines Killers. Die Macht deutete auf einen Bruchpunkt hin, und ich hinterließ eine Leiche ohne Kopf in der Arena. Die Leiche des tödlichsten Mannes der Galaxis.
Jetzt: selbst ein Toter.
Situationen haben ebenso wie Edelsteine ihre Bruchpunkte. Allerdings sind diese fließend und flüchtig, erscheinen nur für Augenblicke und verschwinden, ohne eine Spur ihrer Existenz zu hinterlassen. Sie sind eine Funktion der Zeit.
So etwas wie eine zweite Chance gibt es nicht.
Falls – oder wenn – ich Dooku das nächste Mal begegne, wird er nicht mehr der Bruchpunkt des Krieges sein. Mit einem einzigen Toten kann ich diesen Krieg nicht beenden.
An jenem Tag in der geonosianischen Arena wäre ich dazu jedoch in der Lage gewesen.
Einige Tage nach dem Kampf suchte mich Meister Yoda in einem Meditationsraum des Tempels auf. »Euer Freund war er«, hatte der alte Meister gesagt, ehe er noch durch die Tür gehinkt war. Yoda scheint diese eigentümliche Gabe zu haben, stets zu wissen, was ich denke. »Respekt habt Ihr geschuldet ihm. Sogar Liebe. Ihn niederstrecken konntet Ihr nicht – nicht nur aus einem Gefühl heraus.« Aber ich hätte es gekonnt.
Ich hätte es können sollen.
Aus genau diesem Grund verbietet unser Orden persönliche Beziehungen. Hätte ich Dooku nicht so sehr verehrt – ja, so sehr gemocht – würde jetzt Frieden in der Galaxis herrschen. Aus einem Gefühl heraus, hatte Yoda gesagt.
Ich bin ein Jedi.
Seit meiner Geburt hat man mich gelehrt, meinen Gefühlen zu vertrauen.
Aber welchen Gefühlen sollte ich vertrauen?
Als ich vor der Wahl stand, einen früheren Jedi-Meister zu töten oder Kenobi, den jungen Skywalker und den Senator zu retten … da habe ich die Macht für mich entscheiden lassen.
Ich habe die Wahl eines Jedi getroffen.
Und daher entkam Dooku. Und daher befindet sich die Galaxis im Krieg. Und daher sind viele meiner Freunde gefallen.
So etwas wie eine zweite Chance gibt es nicht.
Seltsam: Ich bin ein Jedi und bereue trotzdem, ein Leben verschont zu haben.
Viele Überlebende von Geonosis leiden unter Albträumen. Jedi-Heiler, die sich mit jenen befasst haben, erzählten mir davon. Albträume sind unausweichlich; seit dem Sith-Krieg vor viertausend Jahren hat es kein derartiges Gemetzel unter den Jedi gegeben. Niemand konnte sich vorstellen, wie es sich anfühlte, in dieser Arena zu stehen, inmitten der Leichen von Freunden, im grellen orangefarbenen Mittagslicht und im Gestank, der vom blutgetränkten Sand ausging. Vielleicht bin ich der einzige Überlebende von Geonosis, der keine Albträume von diesem Ort hat.
Denn in meinen Träumen mache ich es stets richtig.
Mein Albtraum beginnt erst, wenn ich aufwache.
Auch Jedi haben Bruchpunkte.
Mace Windu blieb in der Tür stehen und versuchte, zu Atem zu kommen. Bogenförmig breitete sich ein Schweißfleck auf der Kapuze seiner Robe aus, und das Hemd klebte ihm auf der Haut: Er kam direkt von einem Trainingskampf im Tempel, ohne dass er sich die Zeit für eine Dusche genommen hätte. Und während er durch das Labyrinth des Galaktischen Senats geeilt war – fast im Laufschritt –, hatte er auch nicht verschnaufen können.
Palpatines privates Büro in der Suite des Obersten Kanzlers, unterhalb der Großen Rotunde des Senats, breitete sich weit und nüchtern vor ihm aus. Auf dem ausgedehnten, hochglanzpolierten Ebonitboden standen einige einfache, weiche Stühle und ein niedriger Schreibtisch, ebenfalls aus Ebonit. Mit Ausnahme zweier einsamer Statuen wies der Raum keinen Schmuck auf; nur deckenhohe holographische Übertragungseinheiten projizierten Echtzeitaufnahmen von der Hauptstadt der Galaxis, wie man sie von der Spitze des Kuppeldaches des Senats aus sah. Draußen würden die Orbitalspiegel bald von Coruscants Sonne abgewandt werden, und dann würde über der Stadt die Dämmerung anbrechen.
Lediglich Yoda war anwesend. Allein. Feierlich saß er auf seinem Schwebestuhl und hielt die Hände um den Knauf seines Stabes gefaltet. »Rechtzeitig Ihr kommt«, bemerkte der alte Meister, »aber nur knapp. Einen Stuhl Euch nehmt; gefasst müssen wir sein. Ernst dies ist.«
»Ich habe nicht gerade eine Party erwartet.« Mace’ Stiefel klackten auf dem polierten Boden. Er zog einen der weichen, einfachen Stühle näher an Yoda heran und setzte sich mit dem Gesicht zum Tisch neben ihn. Vor Anspannung schmerzte sein Kinn. »Der Bote sagte, es gehe um die Operation auf Haruun Kal.«
Die Tatsache, dass der Kanzler von allen Mitgliedern des Jedi-Rates und des Oberkommandos der Republik nur die beiden ältesten Mitglieder des Rates gerufen hatte, ließ nichts Gutes ahnen.
Diese beiden ältesten Angehörigen hätten sich nicht stärker voneinander unterscheiden können. Yoda war keine siebzig Zentimeter groß, hatte eine an chadianischen Wanderkelp erinnernde grüne Haut und große, vorstehende Augen, die manchmal wie von selbst zu leuchten schienen; Mace dagegen war für einen Menschen von großer Gestalt, knapp zwei Meter groß, hatte breite, starke Schultern und kräftige Arme, dunkle Augen und ein grimmiges Kinn. Während Yoda seine kärglichen Haare einfach sprießen ließ, war Mace’ Schädel glatt rasiert und hatte die Farbe von poliertem Lammas.
Der deutlichste Unterschied bestand vielleicht in der Ausstrahlung der beiden Jedi-Meister. Yoda wirkte sanft und klug und besaß dazu jenen schelmischen Sinn für Humor, der für den wahren Weisen charakteristisch ist; doch aufgrund seines hohen Alters und seiner großen Erfahrung erschien er manchmal ein wenig fern, ja fast entrückt. Er näherte sich dem neunhundertsten Jahr seines Lebens und neigte dazu, die Dinge langfristig zu betrachten. Mace dagegen war noch vor seinem dreißigsten Geburtstag in den Jedi-Rat berufen worden. Seine Erscheinung bildete den genauen Gegensatz. Hager. Angespannt. Energisch. Er verströmte scharfen Intellekt und unbezwingbaren Willen.
Zum Zeitpunkt der Schlacht von Geonosis, mit der die Klonkriege begonnen hatten, war Mace bereits seit mehr als zwanzig Standardjahren Mitglied des Rates. Seit wenigstens zehn Jahren hatte ihn niemand mehr lächeln gesehen.
Im Stillen fragte er sich manchmal, ob er überhaupt je wieder lächeln würde.
»Aber nicht der Planet Haruun Kal es ist, der schweißgebadet Euch in dieses Büro bringt«, sagte Yoda jetzt. Seine Stimme klang hell und verständnisvoll, doch sein Blick war scharf. »Sorge um Depa es ist.«
Mace senkte den Kopf. »Ich weiß: Die Macht bringt, was sie will. Aber der Geheimdienst der Republik berichtet, dass die Separatisten sich zurückgezogen haben; ihre Basis außerhalb von Pelek Baw ist verlassen …«
»Aber zurückgekehrt sie nicht ist.«
Mace faltete die Finger ineinander. Er atmete durch, und nun wirkte seine Stimme wieder wie gewohnt tief und leidenschaftslos. »Haruun Kal ist nominell immer noch ein Planet der Separatisten. Und Depa wird von den dortigen Behörden gesucht. Es wird ihr nicht leicht fallen, die Welt zu verlassen. Oder auch nur ein Signal zu senden, um herausgeholt zu werden – die dortige Miliz stört alle Signale, und was sie nicht stören, wird angepeilt; ganze Partisanengruppen wurden ausgelöscht, weil sie unvorsichtigerweise Funkverkehr unterhielten …«
»Eure Freundin sie ist.« Yoda piekte Mace mit dem Stab in den Arm. »Um sie Euch sorgt.«
Mace sah ihm nicht in die Augen. Er hegte tiefe Gefühle für Depa Billaba.
Vier Standardmonate war sie auf dieser Welt gewesen. Sie konnte nicht normal mit ihm kommunizieren; Mace hatte ihre Aktivitäten mithilfe von Berichten des Geheimdienstes der Republik über Sabotageakte auf der Sternjäger-Basis der Separatisten verfolgt – und durch die Beobachtung der vergeblichen Versuche der Balawai-Miliz, Depas Guerillaeinheit zu vernichten oder zumindest in Schach zu halten. Vor über einem Monat war beim Geheimdienst die Nachricht eingegangen, dass die Separatisten sich in den Gevarno-Cluster zurückgezogen hatten, weil sie ihre Basis nicht länger aufrechterhalten und verteidigen konnten. Einen größeren Erfolg hätte sie nicht erringen können.
Allerdings fürchtete er sich davor, zu erfahren, zu welchem Preis.
»Aber es kann einfach nicht sein, dass sie vermisst wird, oder …«, murmelte er. Sein kahler Schädel errötete kurz, als er begriff, dass er seine Gedanken laut ausgesprochen hatte. Er spürte Yodas Blick und zuckte halb entschuldigend mit den Schultern. »Ich habe nur gedacht: Wenn sie in Gefangenschaft geraten ist oder getötet wurde, gäbe es keine Notwendigkeit für solche Geheimhaltung.«
Die Falten in Yodas Gesicht vertieften sich, und er gab diesen schnalzenden Laut von sich, in dem jeder Jedi sofort milde Missbilligung erkennen würde. »Leichtsinnig Spekulation ist, wenn Geduld alles enthüllen wird.«
Mace nickte knapp. Meister Yoda widersprach man nicht; das lernte man im Jedi-Tempel schon als Kind. Kein Jedi vergaß es je. »Es ist … zum Verrücktwerden, Meister. Wenn nur … ich meine, vor zehn Jahren hätten wir einfach zugreifen können …«
»An der Vergangenheit hängen ein Jedi nicht darf«, unterbrach Yoda ihn ernst. Der starre Blick seiner grünen Augen erinnerte Mace daran, nicht über den Schatten zu sprechen, der die Wahrnehmung der Macht durch die Jedi verdunkelt hatte. Außerhalb des Tempels debattierte man nicht darüber. Nicht einmal hier. »Ein Mitglied des Jedi-Rates sie ist. Eine mächtige Jedi. Eine brillante Kriegerin …«
»Das sollte sie jedenfalls sein.« Mace versuchte zu lächeln. »Ich habe sie ausgebildet.«
»Aber Euch Sorgen macht Ihr. Zu viele. Nicht nur um Depa, sondern um alle Jedi. Seit Geonosis.«
Mace brachte kein Lächeln zustande. Er gab den Versuch auf. »Ich möchte nicht über Geonosis sprechen.«
»Seit Monaten ich das weiß.« Yoda stieß ihn erneut an, und Mace sah auf. Der alte Meister beugte sich zu ihm vor, seine Ohren neigten sich nach vorn, und seine riesigen grünen Augen glitzerten. »Aber wenn endlich Ihr zu sprechen wünscht … zuhören werde ich.«
Mace bedankte sich mit einem stillen Nicken. Daran hatte er nie gezweifelt. Dennoch wollte er gern über etwas anderes sprechen.
Irgendetwas anderes.
»Seht diesen Ort Euch an«, murmelte er und deutete mit dem Kopf auf das riesige Büro des Obersten Kanzlers. »Selbst nach zehn Jahren wird der Unterschied zwischen Palpatine und Valorum deutlich. Wie dieses Büro war, in jenen Jahren …«
Yoda hob den Kopf zu diesem, ihm eigenen umgekehrten Nicken. »Erinnern an Finis Valorum ich mich sehr gut kann. Der Letzte einer großen Linie war er.« Sein Blick bekam plötzlich etwas Fernes: Möglicherweise schaute er auf seine neunhundert Jahre als Jedi zurück.
Der Gedanke war unbehaglich, dass die Republik in ihrem tausendjährigen Bestehen eigentlich nicht viel älter war als Yoda selbst. Wenn Yoda Geschichten aus seiner Jugend erzählte, war es, als höre man Berichte aus der Jugend der Republik: wie sie sich ungestüm, kühn und voller Vitalität in der Galaxis ausbreitete und Cluster um Cluster, System um System und Welt um Welt den Frieden brachte.
Für Mace war es sogar noch unbehaglicher, über den Kontrast nachzudenken, den Yoda sah.
»Mit der Vergangenheit Valorum verbunden war. Verwurzelt tief im Boden der Tradition.« Mit einem Wink schien Yoda Finis Valorums ausgefallene Sammlung von glänzenden Möbeln heraufzubeschwören, dazu die Kunstwerke, Skulpturen und Schätze von tausend Welten. Einst hatte das Erbe von dreißig Generationen des Hauses Valorum diesen Raum gefüllt. »Vielleicht zu tief: Ein Mann der Geschichte Valorum war. Palpatine …« Langsam schlossen sich Yodas Augen. »Ein Mann des Heute ist Palpatine.«
»Ihr sagt das, als würde es Euch schmerzen.«
»Vielleicht das stimmt. Oder vielleicht: Mein Schmerz nur von diesem Tag herrührt, nicht von diesem Mann.«
»Mir gefällt das Büro so.« Mace deutete mit dem Kopf auf den weiten Boden. Karg. Einfach und kompromisslos. Für Mace war es ein Spiegel von Palpatines Charakter: Der Oberste Kanzler widmete sein Leben ganz der Republik. Kleidete sich schlicht. Sprach direkt. Hielt sich nicht mit Zierrat oder Luxus auf. »Schade, dass er die Macht nicht berühren kann. Er hätte einen guten Jedi abgegeben.«
»Aber dann wir einen anderen Obersten Kanzler brauchten.« Yoda lächelte freundlich. »Vielleicht auf diese Weise es besser ist.«
Mace stimmte mit leichter Verneigung zu.
»Bewundern Ihr ihn tut.«
Mace runzelte die Stirn. Darüber hatte er noch nicht nachgedacht. Seit er erwachsen geworden war, hatte er sein Leben nach den Befehlen des Obersten Kanzlers ausgerichtet … doch hatte er dem Amt gedient, nicht dem Mann. Was hielt er vom Obersten Kanzler als Person? Welchen Unterschied konnte das ausmachen?
»Ich nehme an.« Lebhaft erinnerte sich Mace daran, was die Macht ihm enthüllt hatte, während er vor zehn Jahren der Vereidigung Palpatines zum Obersten Kanzler beigewohnt hatte: Palpatine war ein Bruchpunkt, von dem die Zukunft der Republik – ja möglicherweise der ganzen Galaxis – abhing. »Die einzige andere Person, von der ich mir vorstellen könnte, dass sie die Republik durch diese dunkle Stunde führen könnte …« Er öffnete eine Hand. »… seid Ihr, Meister Yoda.«
Yoda schaukelte auf seinem Schwebestuhl vor und zurück und gab jenes Schniefen von sich, das bei ihm ein Lachen war. »Kein Politiker ich bin, kein törichter.«
Manchmal redete er noch so, als wäre Mace sein Schüler. Mace hatte nichts dagegen. Dann fühlte er sich jung. Ansonsten fühlte er sich dieser Tage alt.
Yodas Lachen verklang. »Und kein guter Führer für diese Republik ich würde sein.« Er senkte die Stimme fast bis zum Flüstern. »Von Dunkelheit umwölkt meine Augen sind; die Macht mir nur Leid zeigt, Zerstörung und den Anbruch einer langen, langen Nacht. Ohne die Macht vielleicht ein Führer besser dran ist; gut genug sehen der junge Palpatine kann, wie es scheint.«
Der »junge« Palpatine – der Mace wenigstens zehn Jahre voraus hatte und doppelt so alt wirkte – wählte genau diesen Moment, um, begleitet von einem weiteren Mann, den Raum zu betreten. Yoda stieg von seinem Schwebestuhl herunter. Mace erhob sich respektvoll. Die Jedi-Meister verbeugten sich und begrüßten den Obersten Kanzler mit der angemessenen Förmlichkeit. Dieser hingegen tat die Höflichkeiten mit einem Wink ab. Palpatine sah müde aus: Das Fleisch schien sich unter der hängenden Haut aufzulösen, und die hohlen Wangen waren stark eingefallen.
Der Mann bei Palpatine war kaum größer als ein Junge, obwohl er die Vierzig längst überschritten hatte; langes, dünnes Haar umrahmte sein nichts sagendes Gesicht, das Mace sofort wieder vergessen würde. Die Augen waren rot gerändert, und der Mann hielt sich ein Taschentuch an die Nase. Er sah aus wie ein niedriger Beamter, ein Schreiberling auf einem aussichtslosen Posten in der Regierung, der ihm Arbeitsplatzsicherheit bot, ansonsten jedoch nichts, und Mace vermutete automatisch einen Spion in ihm.
»Wir haben Neuigkeiten von Depa Billaba.«
Seinen vorherigen Überlegungen zum Trotz wurde Mace angesichts der Traurigkeit in der Stimme des Kanzlers flau im Magen.
»Dieser Mann ist gerade von Haruun Kal eingetroffen. Ich fürchte – nun, am besten solltet Ihr Euch die Sache selbst anschauen.«
»Was ist passiert?« Mace’ Mund wurde staubtrocken. »Ist sie in Gefangenschaft geraten?« Die Behandlung, die ein gefangener Jedi von Dookus Separatisten erwarten durfte, war auf Geonosis demonstriert worden.
»Nein, Meister Windu«, erwiderte Palpatine. »Ich fürchte – ich fürchte, es ist noch schlimmer.«
Der Agent öffnete einen großen Koffer und holte einen altmodischen Holoprojektor hervor. Einen Augenblick lang fummelte er an den Bedienelementen herum, dann erschien auf dem spiegelblank polierten Ebonitschreibtisch von Palpatine ein Bild.
Yoda legte die Ohren an und kniff die Augen zusammen.
Palpatine wandte den Blick ab. »Solche Bilder habe ich schon zu oft gesehen.«
Mace ballte die Hände zu Fäusten. Ihm stockte der Atem.
Die flimmernden Leichen waren so groß wie seine Finger. Er zählte neunzehn. Sie wirkten wie Menschen – oder zumindest fast so. Außerdem sah man eine Anzahl Fertighäuser, die verbrannt und zerstört waren. Die Überreste eines Palisadenzaunes bildeten einen Ring um die Szene. Das alles war von Dschungel umgeben, der auf Palpatines Schreibtisch vierzig Zentimeter emporragte und anderthalb Meter Platz beanspruchte.
Der Agent räusperte sich entschuldigend. »Dies, äh, scheint das Werk von loyalistischen Partisanen unter dem Kommando von Meister Billaba zu sein.«
Yoda starrte die Projektion fassungslos an.
Mace ebenfalls.
Dort – diese Wunden … Mace musste sie näher in Augenschein nehmen. Als er die Hand in den Dschungel schob, bildeten sich auf seiner Hand die hellen Streifen der Laser des Holoprojektors ab. »Die hier.«
Er zeigte auf eine Gruppe von drei Leichen, die klaffende Wunden aufwiesen. »Vergrößern Sie das mal.«
Der Agent des Geheimdienstes der Republik antwortete, ohne das Taschentuch von den geröteten Augen zu nehmen. »Äh, ich … Meister Windu, diese Aufnahme ist, äh, ziemlich unfachmännisch gemacht, sozusagen … primitiv …« Seine Stimme ging in ein Niesen über, bei dem er nach vorn fuhr, als hätte man ihn auf den Hinterkopf geschlagen. »Tut mir Leid … tut mir Leid, ich kann nicht … ich kann einfach keine Histaminblocker vertragen. Jedes Mal, wenn ich nach Coruscant komme …«
Mace bewegte die Hand nicht. Er sah nicht auf. Er wartete, bis der Agent zu jammern aufgehört hatte. Neunzehn Leichen. Und dieser Mann beschwerte sich über seine Allergie.
»Vergrößern Sie das mal«, wiederholte Mace.
»Ich, äh, ja, Sir.« Der Agent fummelte erneut am Holoprojektor herum, wobei seine Hände leicht zitterten. Wirklich nur leicht. Der Dschungel verschwand. Einen Augenblick später erschien er wieder und breitete sich nun zehn Meter über den Boden des Büros aus. Die oberen Äste der holographischen Bäume verwandelten sich an der Decke zu einem glimmernden Muster; die Leichen erreichten nun fast halbe Lebensgröße.
Der Agent senkte den Kopf und wischte sich eingehend die Nase mit dem Taschentuch. »Tut mir Leid, Meister Windu. Tut mir Leid. Aber die Aufnahmetechnik ist …«
»Primitiv, ja.« Mace watete durch die Lichtbilder, bis er die Leichen erreichte. Er hockte sich hin, stemmte die Ellbogen auf die Knie und faltete die Hände vor dem Gesicht.
Yoda kam heran und beugte sich vor, um besser zu sehen. Mace blickte ihm in die traurigen grünen Augen. »Seht Ihr?«
»Ja … ja«, krächzte Yoda. »Aber daraus man keine Schlüsse ziehen kann.«
»Exakt das meine ich auch.«
»Würdet Ihr das bitte auch für jene unter uns erklären …« Die Stimme des Obersten Kanzlers Palpatine klang freundlich bestimmt wie die eines Karrierepolitikers. Er umrundete seinen Schreibtisch und setzte das leicht verwirrte Lächeln eines Mannes auf, der vor einer unangenehmen Situation steht und im Stillen hofft, alles möge doch von allein einen guten Ausgang nehmen. »… die keine Jedi sind?«
»Ja, Sir. Die anderen Leichen verraten uns wenig, da sie durch Verwesung und Einwirkung von Aasfressern ausgesprochen stark beschädigt sind. Einige Verstümmelungen im weichen Fleisch jedoch« – Mace’ Hand fuhr über klaffende Wunden im Torso einer Frau – »stammen allerdings nicht von Krallen oder Zähnen. Und sie rühren ebenfalls nicht von einer Energiewaffe her. Seht Ihr die Spuren an den Rippen? Ein Lichtschwert – oder sogar eine Vibroklinge – würde glatt durch den Knochen geschnitten haben. Diese Wunde wurde mit einer toten Klinge zugefügt, Sir.«
Abscheu verzerrte die Miene des Obersten Kanzlers. »Eine – tote Klinge? Ihr meint, ein einfaches Stück Metall? Nur ein scharfes Stück Metall?«
»Ein sehr scharfes Stück Metall, Sir.« Mace neigte den Kopf einen Zentimeter nach rechts. »Oder Keramik. Transparistahl. Möglicherweise Karbonit.«
Palpatine holte Luft, als wollte er einen Schauder unterdrücken. »Das hört sich ausgesprochen … bestialisch an. Und schmerzhaft.«
»Manchmal trifft das zu, Sir. Nicht immer.« Er machte sich nicht die Mühe zu erklären, woher er das wusste. »Aber diese Schnitte sind parallel geführt und alle von fast derselben Länge. Daher war die Frau vermutlich tot, ehe sie ihr zugefügt wurden. Oder zumindest bewusstlos.«
»Oder …« Der Agent schniefte und hustete entschuldigend. »… oder einfach, äh, wisst Ihr, gefesselt.«
Mace starrte ihn an. Yoda schloss die Augen. Palpatine senkte den Kopf, als empfinde er Schmerzen.
»Im Konflikt auf Haruun Kal ist es schon häufiger zu, äh, ich nehme an, Ihr würdet sagen: Folterungen aus Lust gekommen. Auf beiden Seiten.« Der Agent errötete, als schäme er sich, über solches Wissen zu verfügen. »Manchmal ist der Hass so groß, dass es nicht genügt, den Feind nur zu töten …«
Mace mochte es nicht glauben, dass dieser sanfte kleine Mann – dieser Zivilist – Depa Billaba solcher Scheußlichkeiten beschuldigen konnte, wenn auch nur andeutungsweise, und in seinem Herzen flammte Zorn auf. Mit einem langen, kalten Starren suchte er alle Stellen am Körper dieses kleinen Mannes, wo ein einziger gezielter Hieb tödlich wirken würde; der Agent erbleichte, als würde er Mace die Gedanken an den Augen ablesen.
Mace jedoch war schon lange genug ein Jedi, um sich der Wut nicht so leicht hinzugeben. Mit zwei Atemzügen gewann er die Fassung zurück und erhob sich. »Ich habe nichts gefunden, das auf Depas Beteiligung hindeutet.«
»Meister Windu …«, begann Palpatine.
»Worin bestand der militärische Wert dieses Außenpostens?«
»Militärischer Wert?« Der Agent schien zu erschrecken. »Also, er hatte keinen, nehme ich an. Es handelte sich um Balawai-Dschungelprospektoren. Dschups nennt man sie. Manche Dschups fungieren als eine Art irreguläre Miliz, aber die Irregulären sind fast ausschließlich Männer. Hier waren sechs Frauen dabei. Und die Balawai-Milizeinheiten, äh, führen niemals ihre Kinder mit sich …«
»Kinder«, wiederholte Mace.
Der Agent nickte widerwillig. »Drei. Hm, Bioscans zeigen ein Mädchen von zwölf, und die anderen beiden sind möglicherweise zweieiige Zwillinge. Ein Junge und ein Mädchen um die neun. Ich musste Bioscans machen …« Mit den geröteten Augen flehte er Mace an, keine Details erklären zu müssen.
Denn nach ein paar Tagen im Dschungel war nicht mehr genug von ihnen übrig geblieben, um sie auf andere Weise zu identifizieren.
Mace sagte: »Ich verstehe.«
»Es war keine Miliz, Meister Windu. Sie waren lediglich Dschungelprospektoren, die sich zur falschen Zeit am falschen Ort aufhielten.«
»Dschungelprospektoren?« Palpatine demonstrierte höfliches Interesse. »Und was sind Balawai?«
»Außenweltler, Sir«, antwortete Mace. »Die Urwälder von Haruun Kal sind die einzige Quelle der Galaxis für Thysselrinde sowie Portaakblätter, Jinsol, Tyruun und Lammas. Unter anderem.«
»Gewürze und exotische Hölzer? Sind die wertvoll genug, um Immigranten von anderen Welten anzuziehen? In die Kriegszone?«
»Habt Ihr Euch in letzter Zeit einmal nach dem Preis von Thysselrinde erkundigt?«
»Ich …« Palpatine lächelte reumütig. »Eigentlich kümmere ich mich um solche Dinge nicht. Ich habe wohl einen einfacheren Geschmack; man kann einen Jungen aus dem Mittleren Rand holen, aber …«
Mace schüttelte den Kopf. »Nebensächlich, Sir. Meine Meinung: Das waren Zivilisten. Depa würde sich an einem solchen Gemetzel nicht beteiligen. Das könnte sie gar nicht.«
»Voreilig Eure Behauptung ist«, entgegnete Yoda ernst. »Alle Beweise gesehen, fürchte ich, wir nicht haben.«
Mace sah den Agenten an. Der errötete abermals.
»Nun, äh, ja … Meister Yoda hat Recht. Diese, äh, Aufnahme …« Mit einer Kopfbewegung deutete er auf die geisterhaften Leichen, die das Büro füllten, »… wurde mit der Ausrüstung der Prospektoren gemacht; sie entspricht dem technischen Stand von Haruun Kal, wo hoch entwickelte Elektronik …«
»Ich brauche keinen Vortrag über Haruun Kal«, sagte Mace scharf. »Ich will Beweise sehen.«
»Ja, ja, natürlich, Meister Windu …« Der Agent suchte kurz in seinem Koffer herum, dann holte er einen altmodischen Kristall-Datenwafer hervor. Er reichte ihn Mace. »Es ist, äh, nur eine Audioaufzeichnung, aber … wir haben eine Stimmanalyse durchgeführt. Sie ist nicht sehr exakt, und außerdem enthält die Aufnahme viele Geräusche der Umgebung, andere Stimmen und derlei, doch die Übereinstimmungswahrscheinlichkeit liegt bei neunzig Prozent.«
Mace wog den Kristallwafer in der Hand und starrte ihn an. Dort. Genau an der Stelle: Mit dem Druck eines Fingernagels könnte er ihn in zwei Teile brechen. Das sollte ich tun, dachte er. Dieses Ding zerstören. Es einfach zerbrechen. Es vernichten, ehe wir es angehört haben.
Denn er wusste es. Er fühlte es. In der Macht breiteten sich die Belastungslinien auf dem Wafer aus wie Frostspuren auf supergekühltem Transparistahl. Er konnte das Muster nicht erkennen, doch spürte er die Kraft.
Das würde eine hässliche Geschichte werden.
»Wo haben Sie es gefunden?«
»Gleich am … Ort des Massakers. Es war … nun am Tatort.«
»Wo haben Sie es gefunden?«
Der Agent zuckte zusammen.
Erneut atmete Mace durch. Und noch einmal. Beim dritten Mal löste sich die Anspannung in seiner Brust. »Tut mir Leid.«
Gelegentlich vergaß er, wie sehr sich manche Männer von seiner Größe und seiner Stimme einschüchtern ließen. Nicht zu vergessen, von seinem Ruf. Er wollte nicht gefürchtet sein.
Zumindest nicht unter den Getreuen der Republik.
»Bitte«, sagte er, »es könnte von Bedeutung sein.«
Der Agent murmelte etwas.
»Wie bitte?«
»Ich sagte, es befand sich in ihrem Mund.« Er zeigte mit der Hand in die ungefähre Richtung der holographischen Leiche zu Mace’ Füßen. »Jemand hat … ihr die Kiefer verschlossen, damit die Aasfresser nicht drankommen, wenn sie … also, für Aasfresser ist die, die, äh, Zunge ein Leckerbissen …«
Übelkeit breitete sich unter Mace’ Rippen aus. In seinen Fingerspitzen kribbelte es. Er starrte auf das Abbild der Frau. Diese Flecken im unteren Teil ihres Gesichts – er hatte sie einfach nur für Flecken gehalten. Irgendein Pilz oder irgendwelche Bakterien. Jetzt erkannte er sie, und er wünschte, er hätte sich das erspart: stumpfe goldfarbene Erhebungen unter dem Kinn.
Dornen des Messingkrauts.
Jemand hatte ihr damit die Kiefer zugenagelt.
Er musste sich abwenden. Und sich setzen.
Der Agent fuhr fort: »Der Chef unseres Postens erhielt einen Tipp und schickte mich los, um die Sache zu untersuchen. Ich habe einen Dampfkriecher von Pleite gegangenen Dschups gemietet, dazu ein paar Männer aus der Stadt angeheuert, die mit schweren Waffen umgehen können, und dann sind wir dort hochgefahren. Ihr seht ja, was wir entdeckt haben. Dieser Datenwafer – als wir ihn fanden …«
Mace starrte den Mann an, als sehe er ihn zum ersten Mal. Und in gewisser Weise stimmte das auch: Jetzt endlich konnte er ihn richtig sehen. Ein mittelmäßiger kleiner Mann: weiches Gesicht, unsichere Stimme, zittrige Hände und Allergie; ein mittelmäßiger kleiner Mann, der jedoch eine Zähigkeit besitzen musste, die Mace sich kaum vorstellen konnte. Einen Tatort aufzusuchen, von dessen Laseraufzeichnung allein Mace schon übel wurde; das alles zu riechen – zu berühren – und im Mund einer Toten zu stochern …
Und anschließend die Aufzeichnungen hierher zu bringen, wobei er alles noch einmal durchleben musste …
Mace hätte es gekonnt. Das glaubte er jedenfalls. Wahrscheinlich. Er hatte schon einiges gesehen.
So etwas allerdings noch nicht.
Der Agent sagte: »Unsere Quellen sind ziemlich sicher, dass der Tipp direkt von der HBF kam.«
Palpatine blickte ihn fragend an. Mace sprach, ohne sich von dem Agenten abzuwenden. »Die Hochland-Befreiungsfront, Sir. Das war Depas Partisanengruppe; ›Hochländer‹ könnte man Korunnai in etwa übersetzen – so nennen sich die Bergstämme.«
»Korunnai?« Palpatine runzelte abwesend die Stirn. »Gehört Ihr nicht auch zu diesem Volk, Meister Windu?«
»Mein … Volk.« Er zwang sich, sein Kinn zu entspannen. »Ja, Kanzler. Ihr habt ein gutes Gedächtnis.«
»Der Trick eines Politikers.« Palpatine lächelte bescheiden und machte eine wegwerfende Geste mit der Hand. »Bitte, fahren Sie fort.«
Der Agent zuckte mit den Achseln, als gäbe es nicht mehr viel zu berichten. »Wir haben viele … beunruhigende Berichte erhalten. Über Hinrichtungen von Gefangenen und Übergriffe gegen Zivilisten. Von beiden Seiten. Für gewöhnlich kann man sie nicht beweisen. Der Dschungel … verschlingt alles. Als wir diesen Tipp bekamen …«
»Sie haben diesen Tatort also gefunden, weil jemand wollte, dass Sie ihn entdecken«, fuhr Mace für ihn fort. »Und jetzt denken Sie …«
Mace drehte den Datenwafer in den Händen und betrachtete die Lichtreflexionen. »Sie denken, diese Leute wurden nur deshalb umgebracht, um eine Nachricht zu überbringen.«
»Was für ein abscheulicher Einfall!« Palpatine ließ sich langsam auf die Kante seines Schreibtisches nieder und wandte sich an den Agenten. »Das darf doch wohl nicht wahr sein.«
Der Agent ließ den Kopf hängen.
Yoda legte die Ohren an und kniff die Augen zusammen. »Bei manchen Botschaften es am wichtigsten ist, wie überbracht sie werden. Und nur in zweiter Hinsicht wichtig ihr Inhalt ist.«
Palpatine schüttelte ungläubig den Kopf. »Diese HBF-Partisanen – sind wir mit ihnen verbündet? Oder die Jedi? Was für Ungeheuer sind das?«
»Ich weiß es nicht.« Mace reichte den Wafer an den Agenten zurück. »Finden wir es heraus.«
Der schob den Wafer in einen Schlitz an der Seite des Holoprojektors und drückte auf einen Knopf.
Die Lautsprecher des Projektors erweckten den Dschungel um sie herum zum Leben: Man hörte das Rascheln von Laub im Wind, schrille, laute Insektenrufe, den Dopplereffekt der Schreie vorbeifliegender Vögel und das Heulen und Brüllen von Raubtieren aus der Ferne. Inmitten dieses Lärms ließ sich Flüstern vernehmen, eine menschliche oder fast menschliche Stimme, die in Basic vor sich hin murmelte. Manchmal konnte man ein Wort oder einen Satz verstehen, dann wieder bewegte sie sich außerhalb des hörbaren Bereichs. Mace erhaschte die Wörter Jedi und Nacht oder nackt – dazu etwas, das wie Schau zwischen die Sterne klang …
Stirnrunzelnd blickte er den Agenten an. »Können Sie das ein bisschen klarer bekommen?«
»Das ist schon die klare Version.« Der Agent holte einen Datenblock aus seinem Koffer, schaltete ihn ein und reichte ihn Mace. »Wir haben ein Transkript erstellt. Das ist nur das vorläufige Ergebnis. Besser haben wir es nicht hinbekommen.«
Das Transkript bestand nur aus Satzfetzen, dennoch reichte es, damit Mace eine Gänsehaut bekam: Jedi-Tempel … Lehre (oder Leere) … dunkel … ein Feind. Aber … Jedi … im Schutze der Nacht.
Ein Satz stach vollkommen deutlich heraus. Mace las die Worte vom Bildschirm des Blocks ab, während das Flüstern hinter seinen Schultern ertönte.
Ich nutze die Nacht, und die Nacht nutzt mich.
Er vergaß zu atmen. Das war schlecht.
Es wurde noch schlimmer.
Das Flüstern wurde zu einer Stimme. Der Stimme einer Frau.
Depas Stimme.
Auf dem Datenblock in seiner Hand und als Murmeln hinter seinem Rücken …
Ich bin die Dunkelheit im Dschungel geworden.
Die Aufnahme ging weiter. Und weiter.
Ihr Gemurmel entzog ihm Gefühl, Kraft, sogar das Denken; je länger es andauerte, desto größere Leere breitete sich in ihm aus. Dennoch schockierten ihn ihre letzten Worte noch mehr.
Sie sprach zu ihm …
Ich weiß, du wirst kommen und nach mir suchen, Mace. Du hättest mich niemals herschicken sollen. Und ich hätte nie herkommen sollen. Aber was ich getan habe, kann man nicht mehr rückgängig machen. Jetzt wirst du sicherlich glauben, ich sei verrückt geworden. Bin ich jedoch nicht. Mir ist etwas viel Schlimmeres zugestoßen.
Ich bin normal geworden.
Deshalb wirst du kommen, Mace. Deshalb musst du kommen.
Weil nichts gefährlicher ist als ein Jedi, der am Ende normal wird.
Ihre Stimme verklang zwischen den Geräuschen des Dschungels.
Niemand regte sich oder sagte ein Wort. Mace saß da und hatte das Kinn auf die gefalteten Hände gelegt. Yoda lehnte mit geschlossenen Augen und zusammengepressten Lippen auf seinem Stab. Palpatine starrte ernst in den holographischen Dschungel, als sehe er hinter dessen Begrenzung die Wirklichkeit.
»Das, äh, ist alles.« Der Agent streckte zögernd die Hand aus und schaltete den Holoprojektor aus. Der Dschungel verschwand wie ein böser Traum.
Nun rührten sich alle, richteten sich auf und strichen unbewusst ihre Kleidung zurecht. Palpatines Büro wirkte plötzlich irreal: als wären der saubere Teppichboden und die klaren Linien der Möbel, die reine gefilterte Luft und der Blick auf Coruscant durch die großen Fenster eine holographische Projektion, als würden sie eigentlich noch im Dschungel sitzen.
Als wäre nur der Dschungel real.
Mace sprach als Erster.
»Sie hat Recht.« Er hob das Kinn von den Händen. »Ich muss ihr folgen. Allein.«
Palpatines Augenbrauen zuckten. »Das erscheint mir … nicht weise.«
»Dem Kanzler Palpatine ich zustimmen muss«, sagte Yoda langsam. »Große Risiken man eingehen würde. Zu wertvoll Ihr seid. Andere schicken wir sollten.«
»Es gibt sonst niemanden, der diese Sache erledigen kann.«
»Aber ja doch, Meister Windu.« Bei allem Respekt lächelte Palpatine ungläubig. »Ein verdecktes Operationsteam des Geheimdienstes der Republik oder sogar eine Gruppe Jedi …«
»Nein.« Mace erhob sich und richtete sich auf. »Ich muss gehen.«
»Bitte, gewiss verstehen wir alle Eure Sorge um Eure frühere Schülerin, Meister Windu, doch bestimmt …«
»Gründe er haben wird, Oberster Kanzler«, unterbrach ihn Yoda. »Anhören wir sie sollten.«
Selbst Palpatine fand es nicht angemessen, Meister Yoda zu widersprechen.
Mace bemühte sich, bestimmt zu klingen. Mit seiner besonderen Gabe der Wahrnehmung gingen manchmal gewisse Schwierigkeiten einher. Einige der Dinge, die ihm ganz offensichtlich waren, ließen sich nur schwer beschreiben: Es war, als müsse er erklären, dass es regnete, während er in einem Gewitter stand.
»Wenn Depa … durchgedreht ist – oder schlimmer, sich der dunklen Seite angeschlossen hat«, begann er, »ist es für die Jedi von lebenswichtiger Bedeutung, zu erfahren, warum. Und herauszufinden, was ihr angetan wurde. Bis dahin sollten nicht mehr Jedi dieser Gefahr ausgesetzt sein, als unbedingt nötig. Außerdem könnte diese ganze Aufzeichnung gefälscht und nur ein Versuch sein, sie zu diskreditieren. Die Umgebungsgeräusche in dieser Aufnahme …« Er sah den Agenten an. »Wenn ihre Stimme gefälscht war, sagen wir, synthetisch durch einen Computer erzeugt, könnte der Lärm benutzt worden sein, um Hinweise auf eine Manipulation zu überdecken?«
Der Agent nickte. »Nur aus welchem Grund sollte jemand ihr dies anhängen wollen?«
Mace tat den Einwand mit einer wegwerfenden Geste ab. »Gleichgültig, wir müssen sie holen. Und zwar bald – ehe die Gerüchte solcher Massaker sich in der Galaxis ausbreiten. Auch wenn sie nichts mit dieser Sache zu tun hat, würde es das öffentliche Vertrauen in die Jedi schädigen, falls ihr Name im Zusammenhang mit dieser Angelegenheit auftaucht. Deshalb muss sie zu diesen Beschuldigungen Stellung beziehen, ehe sie an die Öffentlichkeit gelangen.«
»Einverstanden, sie muss hergebracht werden«, stimmte Palpatine zu. »Bleibt jedoch die Frage: Warum von Euch?«
»Weil sie vielleicht nicht freiwillig mitkommen will.«
Palpatine schaute nachdenklich drein.
Yoda hob den Kopf, schlug die Augen auf und strahlte den Obersten Kanzler an. »Wenn zum Schurken sie geworden ist … sie zu finden schwierig sein wird. Sie zu ergreifen …« Er unterbrach sich, als würden ihm die folgenden Worte Schmerzen bereiten. »Gefährlich ist.«
»Depa war meine Padawan.« Mace trat von dem Schreibtisch zurück und starrte zum Fenster hinaus, wo die Silhouette der Stadt im Zwielicht dunkler wurde. »Die Bindung zwischen Meister und Padawan ist sehr … stark. Niemand kennt Depa besser als ich; und keiner kennt diesen Dschungel so gut wie ich. Ich bin der Einzige, der sie finden kann, wenn sie nicht gefunden werden möchte. Und wenn sie ..«
Er schluckte und starrte auf die Lichtscheibe, die von einem der orbitalen Spiegel reflektiert wurde. »Wenn sie … aufgehalten werden muss«, sagte er schließlich, »bin ich vielleicht ebenfalls der Einzige, dem das gelingen wird.«
Palpatine zog die Augenbrauen in höflichem Unverständnis zusammen.
Mace holte tief Luft, bemerkte, dass er erneut auf seine Hände schaute, durch seine Hände, und sah ein Bild vor seinem inneren Auge, so deutlich wie ein Traum: Lichtschwert gegen Lichtschwert in einem Trainingssaal des Tempels; der grüne Blitz von Depas Klinge, die überall gleichzeitig zu sein schien.
Er konnte nicht ungeschehen machen, was er getan hatte.
Man bekam keine zweite Chance.
Ihre Stimme hallte in ihm wider: Weil nichts gefährlicher ist als ein Jedi, der am Ende normal wird. Aber er sagte nur:
»Sie ist eine Meisterin im Vaapad.«
In der anschließenden Stille studierte er alle Falten und Runzeln seiner verschränkten Finger und richtete seine Aufmerksamkeit ganz auf sein Blickfeld, um den dunklen Traumgeist von Depas Klinge zu verscheuchen, die auf die Nacken von Jedi niederfuhr.
»Vaapad?«, wiederholte Palpatine nach einer Weile. Vielleicht war er es leid, auf eine Erklärung zu warten. »Ist das eine Art Tier?«
»Ein Raubtier auf Sarapin«, erklärte Yoda ernst. »Unsere Schüler nennen so die siebte Form des Lichtschwertkampfes.«
»Hm. Ich habe immer nur von sechs Formen gehört.«
»Sechs es waren, Generationen von Jedi lang. Die siebte .. nicht sehr bekannt sie ist. Eine mächtige Form. Die tödlichste von allen … Doch tödlich sie ist – für ihren Meister und für ihren Gegner. Wenige sie studieren. Nur ein einziger Schüler sich je zu ihrer Meisterschaft erhoben hat.«
»Aber wenn sie die einzige Meisterin ist – und dieser Kampfstil so tödlich ist –, was lässt Euch glauben …«
»Sie ist nicht die einzige Meisterin, Sir.« Er hob den Kopf und schaute Palpatine ins gerunzelte Gesicht. »Sie ist nur meine einzige Schülerin, die je Meisterin geworden ist.«
»Eure einzige Schülerin …«, wiederholte Palpatine.
»Ich habe Vaapad nicht studiert.« Mace ließ die Hände an den Seiten hängen. »Ich habe es entwickelt.«
Nachdenklich zog Palpatine die Augenbrauen zusammen. »Ja, jetzt erinnere ich mich: Ein Hinweis in Eurem Bericht über den Verrat von Meister Sora Bulq. Habt Ihr ihn nicht ebenfalls ausgebildet? Hat er nicht auch behauptet, ein Meister des Vaapad zu sein?«
»Sora Bulq war nicht mein Schüler.«
»Also Euer … Gefährte?«
»Und er war kein Meister des Vaapad«, erwiderte Mace grimmig. »Vaapad hat ihn beherrscht.«
»Ah – ich verstehe …«
»Bei allem Respekt, Sir, ich glaube kaum.«
»Ich verstehe genug, um beunruhigt zu sein, wenn auch nur ein bisschen.« Die Wärme von Palpatines Lächeln nahm seinen Worten das Beleidigende. »Die Beziehung zwischen Meister und Padawan ist stark, sagtet Ihr; und ich glaube es Euch gern. Als Ihr Dooku auf Geonosis gegenüberstandet …«
»Ich würde es vorziehen«, sagte Mace leise, »nicht über Geonosis zu sprechen, Kanzler.«
»Depa Billaba war Eure Padawan. Und gleichzeitig ist sie vielleicht Eure engste Freundin, nicht wahr? Wenn es erforderlich ist, sie zu töten, seid Ihr sicher, es vollbringen zu können?«
Mace schaute zu Boden, dann zu Yoda, zum Agenten und am Ende blickte er Palpatine erneut in die Augen. Es war nicht nur Palpatine von Naboo, der gefragt hatte; der Oberste Kanzler selbst hatte diese Frage gestellt. Sein Amt verlangte eine Antwort.
»Möge die Macht es gewähren, Sir«, sagte Mace langsam, »dass ich dies niemals herausfinden muss.«
Durch den gebogenen Transparistahl wirkte Haruun Kal wie eine Mauer aus Wolken und Bergspitzen. Der Planet schien so nahe zu sein, dass man nur die Hand ausstrecken musste, um ihn zu berühren. Langsam bewegte sich der Shuttle im spiralförmigem Orbit auf die Oberfläche zu: Bald schon würde er ihn tatsächlich berühren können.
Der Shuttle war nur ein Zwanzigsitzer und trotzdem zu drei Vierteln leer. Die Shuttle-Gesellschaft hatte ihn gebraucht von einem Reiseunternehmen gekauft; der röhrenförmige Rumpf bestand komplett aus Transparistahl. Außen war er zerkratzt und von Kleinstlebewesen überzogen, im Innern kahl, wenn man von den grauen Matten absah, die ein Ausrutschen verhindern sollten.
Mace Windu war der einzige Mensch an Bord. Mit ihm reisten zwei Kubaz, die sich aufgeregt über die kulinarische Verwendung von Zwickkäfern und Brummwürmern unterhielten, und ein ungleiches Paar, bei dem es sich um zwei Komödianten auf Tournee zu handeln schien: ein Kitonak und ein Pho Ph’eahianer, deren stereotype Witzeleien in Mace den Wunsch nach Ohrstöpseln aufkeimen ließ. Oder nach einem Vakuum. Oder nach altmodischer Taubheit. Es musste ihnen schlecht ergangen sein, wenn sie einen Touristenshuttle nach Pelek Baw nahmen. Haruun Kals Hauptstadt war ein Ort, der für jede Karriere eine Einbahnstraße darstellte. Die Passagierschiffe der Gevarno-Spirale legten hier lediglich aus dem Grund einen Stopp ein, weil sie wegen des Systemtransits sowieso in den Realraum wechseln mussten.
Mace hatte sich so weit von den anderen Passagieren entfernt gesetzt, wie es der begrenzte Platz im Shuttle erlaubte.
Der Jedi-Meister trug Kleidung, die zu seinem Inkognito passte: eine schmuddelige Weste aus correllianischem Sandpantherleder über einem weiten Hemd, das einmal weiß gewesen war, und eine hautenge schwarze Hose mit grauen Flecken. Die Stiefel zeigten Spuren von Schuhcreme, allerdings nur oberhalb der Knöchel; das Oberleder war so abgewetzt, dass es schon fast wie Wildleder aussah. Die einzigen gepflegten Teile waren das geschmeidige Holster an seinem rechten Oberschenkel und die glänzende Merr-Sonn Power 5 darin. Das Lichtschwert hatte er in der Reisetasche neben seinem Sitz untergebracht, getarnt als altmodischer Leuchtstab.
Der Datenblock auf seinem Schoß war ebenfalls ein getarntes Gerät: Obwohl er darauf immerhin seine Tagebucheinträge schreiben konnte, handelte es sich im Wesentlichen um einen Miniatur-Subraumtransmitter, dessen Frequenz fest auf das Band eingestellt war, das von dem Kreuzer Halleck im Ventran-System überwacht wurde.
Das Korunnal-Hochland kam in Sicht, ein riesiges Plateau in allen möglichen Grüntönen, das von unerschöpflichen Wolkenwirbeln gesäumt und von mehreren Bergketten durchkreuzt wurde. Die höchsten Gipfel hatten weiße Spitzen; aus vielen der kleineren Berge wallten Gas und Rauch auf. Die östliche Hälfte von Haruun Kal lag bereits hinter dem Terminator; als der Shuttle in den Planetenschatten eintauchte, glitzerten dunkelrote und orangefarbene Flecken auf der Welt wie Raubtieraugen außerhalb des Kreises eines Lagerfeuers: die aktiven Krater der vielen Vulkane des Hochlands.
Es war ein Anblick von berauschender Schönheit. Mace beachtete ihn kaum.
Er hielt den Aufnahmestab seines falschen Datenblocks und sprach sehr, sehr leise hinein.
[Erster Eintrag Haruun Kal]
Dort unten ist Depa. Genau in diesem Moment.
Ich sollte daran nicht denken. Ich sollte überhaupt nicht an sie denken. Noch nicht.
Trotzdem …
Sie ist dort unten. Schon seit Monaten ist sie dort unten.
Ich kann mir nicht vorstellen, was ihr zugestoßen sein könnte. Ich will es mir nicht vorstellen.
Denn ich werde es früh genug herausfinden.
Fokus. Ich muss meinen Fokus ausrichten. Mich auf das konzentrieren, von dem ich weiß, dass es der Wahrheit entspricht, während ich darauf warte, dass der Schlamm zu Boden sinkt und sich das Wasser klärt …
Eine Lektion von Yoda. Aber manchmal kann man nicht warten. Manchmal wird das Wasser niemals klar.
Ich kann meinen Fokus auf das richten, was ich über Haruun Kal weiß. Und über den Planeten weiß ich eine Menge. Hier einiges davon:
HARUUN KAL (Al’har I): einziger Planet des AL’HAR-Systems. Haruun Kal wird er in der Sprache der eingeborenen menschlichen Bevölkerung genannt, den Korunnai (Hochlandbewohner). In Basic übersetzt bedeutet der Name »Über den Wolken«. Aus dem All scheint die Welt von einem Ozean bedeckt zu sein, und aus dem unsteten vielfarbigen Meer erheben sich lediglich wenige Inseln. Doch das täuscht: Das Meer, aus dem diese Inseln ragen, besteht nicht aus Flüssigkeit, sondern aus Gasen, die schwerer sind als Luft und unaufhörlich aus den zahllosen aktiven Vulkanen des Planeten quellen. Lediglich auf den Berggipfeln und den Hochplateaus kann Leben existieren, das auf Sauerstoff angewiesen ist – und auch nur an Orten weit über dem Wolkenmeer, denn sonst wird es durch die unvorhersagbaren Winde von Haruun Kal bedroht. Insbesondere während des kurzen Winters, wenn der thakiz baw’kal – der Abwärtssturm – weht, dessen Winde das dichte Wolkenmeer so weit aufwallen lassen, dass in den tiefer liegenden Gebieten innerhalb von Stunden alle Sauerstoff atmenden Wesen sterben. Die Hauptstadt, PELEK BAW, liegt auf der einzigen bewohnten Landmasse, einem Plateau namens KORUNNAL-HOCHLAND, und sie stellt die größte Siedlung auf dem ansonsten überwiegend von Dschungel überzogenen Planeten dar. Die eingeborenen Menschen leben in halbnomadischen Stammesverbänden, die Ghôsh genannt werden und die die Siedlungen meiden, in welchen Außenweltler verschiedener Spezies wohnen. Die Korunnai bezeichnen alle Außenweltler und jegliches sesshafte Volk mit dem Begriff »Balawai« – Untenlebende. In der Geschichte fand eine Vielzahl lokaler Konflikte statt …
Das hilft mir nicht weiter.
Ich kann mein Wissen über Haruun Kal nicht in eine Beschreibung wie aus einem Reiseführer einflechten. Zu viel dessen, was ich weiß, besteht aus der Farbe des Sonnenblitzes und dem Geruch des Windes an Großvaters Schulter, aus dem seidigen Gefühl, wenn man die Wolle eines Grasers durch die Finger gleiten lässt, oder aus dem heißen grimmigen Stich, den ein Akk-Hund auslöst, wenn er die Macht berührt.
Ich wurde auf Haruun Kal geboren. Weit oben im Hochland.
Ich bin ein reinrassiger Korun.
Hundert Generationen meiner Vorfahren atmeten diese Luft und tranken dieses Wasser, aßen die Früchte dieser Erde und wurden in ihr begraben. Nur einmal bin ich zurückgekehrt, vor fünfunddreißig Standardjahren – doch seitdem habe ich diese Welt stets im Herzen getragen. Wie sie sich anfühlt. Die Macht ihrer Stürme. Das Gewirr der Dschungel. Der Donner ihrer Gipfel.
Aber sie ist nicht mein Zuhause. Mein Zuhause ist Coruscant. Mein Zuhause ist der Jedi-Tempel.
Ich habe keine Erinnerungen an meine früheste Kindheit unter den Korunnai; meine erste Erinnerung besteht aus Yodas freundlichem Lächeln und seinen großen sanften Augen, die sich schließen. Diese Erinnerung ist noch immer lebendig in mir. Ich weiß zwar nicht, wie alt ich war, doch bestimmt konnte ich noch nicht laufen. Vielleicht war ich noch zu klein, um zu stehen. In der Erinnerung sehe ich meine plumpen Kinderhände, die nach den weißen Haarbüscheln über Yodas Ohren greifen.
Ich erinnere mich an mein Schreien – Gekreische wie von einer verwundeten Leuchtfledermaus, pflegte Yoda es zu nennen –, weil ein Spielzeug, wahrscheinlich eine Rassel, über mir in der Luft hing, geradewegs außerhalb meiner Reichweite. Ich weiß noch, wie weder Schreien, Kreischen, Heulen und Tränen diese Rassel auch nur einen Millimeter näher brachten. Und ich erinnere mich an den Augenblick, als ich das erste Mal ohne meine Hände nach dem Spielzeug griff: wie ich es dort hängen fühlte und spürte, auf welche Weise Yodas Geist es hielt … und in meinen Ohren begann ein Flüstern der Macht zu summen.
Meine nächste Lektion: Yoda kommt, um die Rassel fortzunehmen, und ich – mit dem instinktiven Egoismus eines Kindes – weigere mich, sie loszulassen, indem ich alles an Macht herbeirufe, was ich bewerkstelligen kann. Die Rassel brach entzwei – in meinem kindlichen Empfinden eine Tragödie wie das Ende der Welt. Das war Yodas Weise, mich in das Jedi-Gesetz der Nichtbindung einzuführen: Wenn wir etwas zu fest halten, das wir lieben, werden wir es am Ende zerstören.
Und uns auf diese Weise das Herz brechen.
An diese Lektion möchte ich im Augenblick nicht denken.
Dennoch kann ich nicht anders. Nicht jetzt.
Nicht, während ich hier oben bin und Depa dort unten ist.
Depa Billaba trat durch Zufall in mein Leben: durch eines dieser freudigen Zusammentreffen, mit denen uns die Galaxis manchmal beschenkt. Ich habe sie gefunden, nachdem ich die Piraten und Mörder ihrer Eltern bekämpft und getötet hatte; diese Piraten hatten die niedliche Tochter ihrer Opfer entführt. Ich habe niemals erfahren, was sie eigentlich mit ihr vorhatten. Oder ihr antun wollten. Ich weigere mich, darüber Spekulationen anzustellen.
Ein Vorteil meiner Jedi-Disziplin: Ich kann mich davor bewahren, mir solche Dinge auszumalen.
Sie wuchs im Jedi-Tempel zum Mädchen heran und wurde als meine Padawan zur Frau. Der stolzeste Moment in ihrem Leben war der Tag, als ich mich erhob und dem Jedi-Rat vorschlug, sie zu ihrem neuesten Mitglied zu machen.
Sie ist eine der Jüngsten, die je in den Rat berufen wurden. An diesem Tag deutete Yoda an, es sei meiner Ausbildung zu verdanken, dass sie es in so jungem Alter so weit gebracht hatte.
Ich glaube, das hat er eher aus Höflichkeit gesagt und nicht ernst gemeint; sie hat es so jung so weit gebracht, weil sie diejenige ist, die sie nun einmal ist. Mein Unterricht hatte damit wenig zu tun. Ich habe nie jemanden wie sie kennen gelernt.
Depa ist mehr als eine Freundin für mich. Sie ist eine dieser gefährlichen Bindungen. Sie ist die Tochter, die ich niemals haben werde. Alle Jedi-Disziplin der Galaxis kann das menschliche Herz nicht vollständig überwinden.
Wieder und wieder höre ich ihre Stimme: … Du hättest mich niemals herschicken sollen. Und ich hätte nie herkommen sollen … Ich kann mich nicht zurückhalten, nach der Macht zu greifen, obwohl ich weiß, wie sinnlos das ist. Kurz bevor Qui-Gon Jinn und Obi-Wan Kenobi vor dem Rat von der Wiedergeburt eines Sith berichteten, verhüllte ein geheimnisvoller Schleier der Dunkelheit die Macht. Nahe – sowohl räumlich als zeitlich – war die Macht stets: Führer und Verbündeter, meine unsichtbaren Augen und unsichtbaren Hände. Doch wenn ich jetzt durch die Macht nach Depa suche, finde ich nur undeutliche und bedrohliche Schatten. Die kristallklare Reinheit der Macht hat sich zu einem Nebel der Gefahr verdichtet. Noch einmal: … was geschehen ist, kann man nicht ungeschehen machen …
Ich kann den Kopf schütteln, bis mein Gehirn klappert, aber mir gelingt es nicht, diese Worte zu verscheuchen. Ich muss meinen Geist klar halten; Pelek Baw ist in der Hand der Separatisten, und ich muss wachsam sein. Ich muss aufhören, an sie zu denken. Stattdessen denke ich an den Krieg.
Die Republik hat es kalt erwischt. Nach tausend Jahren Frieden konnte sich niemand, vor allem wir Jedi-Ritter nicht, einen Bürgerkrieg vorstellen. Wie auch? Nicht einmal Yoda konnte sich an den letzten großen Krieg erinnern. Der Frieden ist nicht nur eine Tradition. Er ist die Grundlage der Zivilisation.
Das war der große Vorteil, den die Konföderation uns gegenüber besaß: Die Separatisten erwarteten den Krieg nicht nur, sondern sie setzten darauf.
Zu dem Zeitpunkt, als der schwelende Klonkrieg auf Geonosis aufloderte, hatten sie ihre Schiffe bereits in Bewegung gesetzt. In den darauf folgenden Wochen leckten wir Jedi unsere Wunden und betrauerten unsere Toten, während der Senat sich bemühte, eine Flotte aufzustellen – irgendeine Flotte, die man der Streitmacht der Konföderation Unabhängiger Systeme entgegenstellen konnte, während der Oberste Kanzler Palpatine Senatoren bekniete, bat und manchmal bedrohte, der Republik treu zu bleiben und die Klonarmee mit Credits und Ressourcen zu unterstützen. Derweil machten sich die Separatisten in der Galaxis breit und besetzten die Hyperraumrouten mit ihren Verbänden. Die größeren Angriffe auf den Raum der Separatisten wurden von Droiden-Sternjägern geführt und von den jetzt erst enthüllten großen Schiffen: geonosianische Schlachtschiffe, die in geheimen Werften vom Stapel liefen. Strategisch war die ganze Sache ein Meisterstück. Jeder Vorstoß in die Welten des Kerns der Konföderation wurde vereitelt und lange genug verzögert, bis die Separatisten ihre Reserven in Stellung bringen konnten; jeder Angriff mit ausreichender Wucht, um die Vorposten zu überwinden, hätte hunderte und tausende von Welten schutzlos den Separatisten ausgeliefert. Hinter der Droiden-Front konnten sie in Ruhe ihre Verbände sammeln und sich die Republiksysteme nach und nach einverleiben.
Noch bevor die Republik zum Kampf bereit war, hatte sie schon verloren.
Yoda ist der Meisterstratege des Jedi-Rates. Wenn man ein so langes Leben hinter sich hat, ist man prädestiniert, das Ganze zu überblicken. Er hat unsere gegenwärtige Strategie entwickelt, bei der wir uns begrenzt an verschiedenen Fronten engagieren; unser Ziel ist es, die Separatisten aufzureiben, sie in einem Zermürbungskrieg zu ermüden und zu verhindern, dass sie ihre Stellungen festigen können. Auf diese Weise hoffen wir, Zeit zu gewinnen, um die Produktionsstätten der Republik auf den Bau von Schiffen, Waffen und anderem Kriegsmaterial umzustellen.
Und Zeit zu gewinnen, um unsere Truppen auszubilden. Die kaminoanischen Klonkrieger sind nicht nur die besten Soldaten, die wir haben, sie sind sogar fast unsere einzigen. Wir sollten sie einsetzen, um zivile Freiwillige und Gesetzeshüter in Taktik und im Umgang mit Waffen zu schulen, aber den Separatisten ist es gelungen, fast die gesamten 1,2 Millionen Krieger zu binden, indem sie von System zu System und von Planet zu Planet jagen und mit ihrer bestürzenden Vielfalt von Kampfdroiden angreifen, die die Techno-Union mithilfe des finanziellen Rückhalts der Handelsföderation in anscheinend unbegrenzter Menge herstellen kann.
Da wir alle Klone brauchen, um die Systeme der Republik zu verteidigen, müssen wir Wege finden, ohne sie zum Angriff überzugehen. Die Separatisten dürfen sich nicht über ungetrübte Popularität freuen, nicht einmal in ihren Kernsystemen; und in jeder Gesellschaft gibt es Randsubjekte, die bereit sind, sich bewaffnet gegen die Machthaber zu erheben. Getarnt haben sich Jedi in hunderte von Welten eingeschlichen, alle auf der gleichen Mission: den Widerstand der Loyalisten zu organisieren, Partisanen in Sabotage und Guerillataktiken zu unterweisen und grundsätzlich alles zu unternehmen, was die Regierungen der Separatisten destabilisieren kann.
Deswegen ist Depa Billaba nach Haruun Kal gegangen.
Ich habe sie hergeschickt.
Das Al’har-System, dessen einziger Planet Haruun Kal ist, liegt im Nexus verschiedener Hyperraumrouten: Es ist die Nabe eines Rades, das wir die Gevarno-Spirale nennen, dessen Speichen in die Separatistensysteme Killisu, Jutrand, Loposi und den Gevarno-Cluster mit Opari, Ventran und Ch’manss führen – Letztere sämtlich Loyalisten. Den lokalen Sternkonstellationen entsprechend – und angesichts der Massesensibilität der modernen Hyperrouten – kann ein Schiff, das von einem dieser Systeme in ein anderes reist, mehrere Tage Standardzeit sparen, wenn es über Al’har fliegt, selbst wenn man den tagelangen Realraumtransit durch das System selbst mit einbezieht.
Keines dieser Systeme ist von besonderem strategischem Wert – aber die Republik hat durch Abspaltung schon zu viele Systeme verloren, um sich den Verlust weiterer an die Separatisten leisten zu können. Mit der Herrschaft über den Al’har-Nexus kontrolliert man die gesamte Region. Daher hatte der Rat entschieden, sich um Haruun Kal zu kümmern – und zwar nicht allein aus militärstrategischen Überlegungen.
In den Tempelarchiven gibt es Berichte von Jedi-Anthropologen, die die Korun-Stämme erforschten. Sie haben die Theorie entwickelt, dass vor tausenden von Jahren – möglicherweise in den Wirren des Sith-Kriegs, als so viele Jedi verloren gingen – ein Jedi-Schiff zur Notlandung gezwungen war. In den Urwäldern von Haruun Kal sind mehrere Arten von Pilzen heimisch, die sich von Metallen und Silikaten ernähren; ein Schiff, das nicht sofort wieder abhebt, wäre für immer gestrandet, ohne einen Notruf absetzen zu können. Die Vorfahren der Korunnai, so glaubten die Anthropologen, waren diese gestrandeten Jedi.
Das ist die beste Erklärung für ein eigenartiges genetisches Phänomen: Alle Korunnai können die Macht berühren.
Die wahre Erklärung könnte noch einfacher lauten: Wir müssen. Jene, die die Macht nicht nutzen können, überleben nicht lange. In diesen Dschungeln können Menschen nicht existieren; die Korunnai überleben, indem sie ihren Graserherden folgen. Graser, große sechsbeinige Kolosse, roden den Dschungel mit ihrer Stirn und ihren gewaltigen Kiefern. Den Namen tragen sie, weil hinter ihnen nur grasbewachsene Wiesen zurückbleiben. Auf diesen Grasflächen führen die Korunnai ihr gefährliches Leben. Die Graser schützen die Korunnai vor dem Dschungel. Im Gegenzug beschützen die Korunnai die Graser mithilfe ihrer machtempfänglichen Akk-Hunde. Als sich die Anthropologen der Jedi zur Abreise bereitmachten, baten sie die Ältesten vom Ghôsh Windu, ein Kind mitnehmen zu dürfen, um es in den Künsten der Jedi auszubilden, denn dadurch könnte die Begabung der Korunnai in der Macht dem Frieden der gesamten Galaxis dienen.
Dieses Kind war ich.
Ich war ein Säugling, eine Waise, die nach dem Namen meines Ghôsh benannt war, weil der Dschungel sich meine Eltern vor meinem Namenstag geholt hatte. Sechs Monate war ich alt. Die Wahl fiel auf mich.
Ich habe mich deswegen niemals beschwert.
Depa kam hierher, um die Korunnai zu Partisanen auszubilden und sie im Kampf gegen die Regierung einzusetzen. Die Zivilregierung von Haruun Kal besteht ausschließlich aus Balawai: Einwanderer von anderen Welten und deren Nachkommen, die am Handel mit Thysselrinde gut verdienten. Eine Regierung der Balawai aus Balawai für Balawai.
Die Korunnai müssen keiner Entscheidung zustimmen.
Die Regierung – und die Miliz des Planeten, ihr militärischer Arm – traten der Konföderation Unabhängiger Systeme bei, um auf zynische Weise eine Untersuchung des Justizministeriums bezüglich der Behandlung der eingeborenen Korunnai zu umgehen; im Tausch gegen die Nutzungsrechte des Raumhafens der Hauptstadt als Basis zur Reparatur und Ausrüstung der Droiden-Sternjägerflotte von Al’har lieferten die Separatisten Waffen für die Miliz und sahen über die illegalen Aktivitäten der Balawai im Korunnal-Hochland hinweg. Doch seit Depas Ankunft mussten die Separatisten erkennen, dass schon eine kleine Gruppe entschlossener Guerillas eine verheerende Auswirkung auf ihre militärischen Operationen haben kann.
Insbesondere, wenn diese Guerillas die Macht berühren können.
Das vor allem war Depas Argument, hierher zu kommen, und deshalb bestand sie darauf, die Sache selbst durchzuführen. Nicht ausgebildete Benutzer der Macht können ausgesprochen gefährlich sein; in solchen Populationen wuchern wilde Talente unvorhersagbar. Depas Meisterschaft im Vaapad macht sie im Zweikampf so gut wie unbesiegbar, und ihre kulturelle Ausbildung – in den vornehmen philosophisch-mystischen Disziplinen der chalactanischen Adepten – verleiht ihr eine einzigartige Widerstandskraft gegen jede Form der mentalen Manipulation, von Macht erzeugter Suggestion bis hin zu Gehirnwäsche durch Folter.
Ich glaube, sie hat insgeheim auch gehofft, manche Korunnai könnten überzeugt werden, sich der Armee der Republik anzuschließen; ein Kader von Kommandos, die über die Macht verfügen, könnte die Jedi stark entlasten und Missionen erfolgreich durchführen, die kein Klonkrieger zu überleben hoffen darf.
Außerdem nehme ich an, dass sie auch aus Sentimentalität diese Mission angetreten ist: weil ich auf Haruun Kal geboren wurde. Obwohl diese Welt niemals meine Heimat war, trage ich bis heute ihren Stempel.
Die Kultur der Korunnai basiert auf einer simplen Grundlage, den so genannten Vier Säulen: Ehre, Pflicht, Familie, Herde.
Die Erste Säule ist die Ehre, die Verpflichtung sich selbst gegenüber. Handle integer. Sprich die Wahrheit. Kämpfe ohne Furcht. Liebe ohne Rückhalt.
Wichtiger hingegen ist die Zweite Säule, Pflicht, die Verpflichtung anderen gegenüber. Tue deine Arbeit. Arbeite hart. Gehorche den Ältesten. Stehe zu deinem Ghôsh.