1,99 €
Joss and Braden Carmichael sind glücklich verheiratet - doch was wäre, wenn sich die beiden nicht an jenem schicksalhaften Tag vor über zehn Jahren begegnet wären? Joss Carmichael ist erfolgreiche Autorin und lebt mit ihrem Mann Braden und ihren drei Kindern in der Dublin Street. Als sie gebeten wird, eine "Wäs-wäre-wenn-Geschichte" über ihr Leben zu schreiben, muss sie sofort an den Tag denken, an dem sie Braden kennengelernt hat. Wo stünde sie jetzt, wenn sie ihn nie getroffen hätte? Das kann sich Joss kaum vorstellen. Sie ist sich sicher, dass es ihr Schicksal war, Braden früher oder später zu treffen. Aber was, wenn sie bei dieser Begegnung schon 30 und nicht erst 21 Jahre alt gewesen wäre? Vielleicht wäre sie selbst reifer gewesen und hätte vor der großen Liebe nicht solche Angst gehabt. Aber was, wenn Braden bereits von der Liebe enttäuscht worden wäre? Hätte er dann auch mit aller Kraft um sie gekämpft? Oder wäre ihre Liebe zum Scheitern verurteilt gewesen? Joss und Braden sind zurück – und dabei genauso leidenschaftlich, schlagfertig und sexy wie eh und je! Bestseller-Autorin Samantha Young hat eine zauberhafte Novella geschrieben, in der sie das beliebte Paar aus DUBLIN STREET einer alternativen Realität aussetzt.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 184
Die Autorin Samantha Young wurde 1986 in Stirlingshire, Schottland, geboren. Seit ihrem Abschluss an der University of Edinburgh arbeitet sie als freie Autorin und hat bereits mehrere Jugendbuchserien geschrieben. Mit ihrer ersten Serie, den Edinburgh Love Stories, wurde sie zur internationalen Bestsellerautorin. Homepage der Autorin: authorsamanthayoung.com
Das BuchJoss and Braden Carmichael sind glücklich verheiratet - doch was wäre, wenn sich die beiden nicht an jenem schicksalhaften Tag vor über zehn Jahren begegnet wären? Joss Carmichael ist erfolgreiche Autorin und lebt mit ihrem Mann Braden und ihren drei Kindern in der Dublin Street. Als sie gebeten wird, eine „Wäs-wäre-wenn-Geschichte“ über ihr Leben zu schreiben, muss sie sofort an den Tag denken, an dem sie Braden kennengelernt hat. Wo stünde sie jetzt, wenn sie ihn nie getroffen hätte? Das kann sich Joss kaum vorstellen. Sie ist sich sicher, dass es ihr Schicksal war, Braden früher oder später zu treffen. Aber was, wenn sie bei dieser Begegnung schon 30 und nicht erst 21 Jahre alt gewesen wäre? Vielleicht wäre sie selbst reifer gewesen und hätte vor der großen Liebe nicht solche Angst gehabt. Aber was, wenn Braden bereits von der Liebe enttäuscht worden wäre? Hätte er dann auch mit aller Kraft um sie gekämpft? Oder wäre ihre Liebe zum Scheitern verurteilt gewesen?
Von Samantha Young sind in unserem Hause bereits erschienen:
Dublin Street – Gefährliche Sehnsucht • London Road – Geheime Leidenschaft
Jamaica Lane – Heimliche Liebe • India Place – Wilde Träume • Scotland Street – Sinnliches Versprechen • Nightingale Way – Romantische Nächte • Fountain Bridge – Verbotene Küsse (E-Book) • Castle Hill – Stürmische Überraschung (E-Book) • Valentine - Tag der Liebenden (E-Book) • King’s Way – Verlockende Berührung (E-Book)
Hero – Ein Mann zum Verlieben
Into the Deep – Herzgeflüster • Out of the Shallows – Herzsplitter
The Real Thing – Länger als eine Nacht • Every Little Thing – Mehr als nur ein Sommer
Samantha Young
Stars Over Castle Hill
Schicksalhafte Begegnung
Roman
Aus dem Englischen von Nina Bader
Ullstein
Besuchen Sie uns im Internet:Ullstein.de
Wir wählen unsere Bücher sorgfältig aus, lektorieren sie gründlich mit Autoren und Übersetzern und produzieren sie in bester Qualität.
Deutsche Erstausgabe im Ullstein Taschenbuch 1. Auflage September 2017 © für die deutsche Ausgabe Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2017 © 2017 by Samantha Young All rights reserved including the right of reproduction in whole or in part in any form. Titel der englischen Originalausgabe: Stars Over Castle Hill Umschlaggestaltung: zero-media.net, München, nach einer Vorlage von Samantha Young Titelabbildung: depositphotos / © Konradbak (Paar) depositphotos / © StockCube (Schloss) Autorenbild: © privat
ISBN 978-3-8437-1697-0
Hinweis zu Urheberrechten
Sämtliche Inhalte dieses E-Books sind urheberrechtlich geschützt. Der Käufer erwirbt lediglich eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf eigenen Endgeräten. Urheberrechtsverstöße schaden den Autoren und ihren Werken, deshalb ist die Weiterverbreitung, Vervielfältigung oder öffentliche Wiedergabe ausdrücklich untersagt und kann zivil- und/oder strafrechtliche Folgen haben.
Für alle meine Leser, die Joss und
Braden mehr Liebe und Unterstützung entgegengebracht
haben, als ich je zu hoffen gewagt hätte.
Wenn ich ein Buch beendet hatte, verspürte ich immer ein Kribbeln im Bauch, bevor ich es an meinen Agenten und Verleger schickte. Das war vermutlich ganz normal. Doch jetzt, während mein Drucker die Geschichte ausspuckte, die ich in den letzten vier Wochen geschrieben hatte, war es etwas ganz anderes, nie Dagewesenes.
Zum ersten Mal wollte ich, dass Braden als Allererster meine Geschichte las. Sogar noch vor meinen Korrekturlesern.
Das lag hauptsächlich an dem sehr persönlichen Charakter.
»Mum!«
Wohl wissend, dass meine zwölfjährige Tochter gleich in mein Büro stürmen würde, obwohl mein ›Vorsicht – Schriftstellerin bei der Arbeit‹-Schild an der Tür hing, kniff ich die Augen zusammen. Jeder in unserer Familie wusste, dass ich das Schild nur aufhing, wenn ich mich in schöpferischer Trance befand und keine Unterbrechung gebrauchen konnte, die meinen Wortfluss in ein Chaos verwandelte.
Braden hatte mir das Schild geschenkt.
Ich wusste die Geste zwar zu schätzen, gab aber zu bedenken, dass ich nicht ständig auf Krawall gebürstet war, es gab also keinen Grund, sich vor mir zu fürchten.
Ich war temperamentvoll. Das war ein Unterschied.
Braden lachte nur, aber ich meinte es vollkommen ernst.
Er lachte nur noch schallender.
Unmöglicher Kerl.
»Mum!« Beth stieß meine Bürotür auf, aber ich war darauf gefasst. Ich sah schon zur Tür und wartete darauf, ihre neueste Geschichte zu hören, die sicher wieder ziemlich aufregend war. Im Leben eines Fast-Teenagers war jeder Tag wundervoll und beängstigend und eine Frage von Leben und Tod.
Jedenfalls war es bei mir so gewesen.
»Mum, wir müssen Donnerstagabend shoppen gehen. Bitte! Cassie Hogan veranstaltet eine Geburtstagsparty, und da kann ich nicht in einem Kleid hingehen, das jeder in der Klasse schon mal gesehen hat.«
»Du hast tausend Kleider.«
Beth verzog das Gesicht. »Mum, übertreib doch nicht so maßlos.«
»Das würde mir nicht im Traum einfallen.«
Sie ignorierte meinen Sarkasmus, schließlich gehörte er auch zu ihren herausragenden Eigenschaften. »Bitte, Mum. Amanda und Sarah haben gesagt, sie bekommen für die Party auch neue Sachen.«
»Ob Amanda und Sarah neue Sachen bekommen oder in Chi …«
»Sag jetzt nicht ›oder ob in China ein Sack Reis umfällt‹. Alle sagen das. Und du bist Schriftstellerin, Mum. Solltest du dich dann nicht etwas origineller ausdrücken können?«
Ich starrte sie verblüfft an und unterdrückte nur mühsam einen Lachanfall. Der würde sie nur ermutigen, und dieses Mädchen piesackte mich auch so schon oft genug. Es verging kein Tag, an dem sie mich nicht wegen meines Akzents aufzog. Nachdem ich so lange mit Braden lebte, hatte ich mir den schottischen Tonfall noch stärker angewöhnt als zu Lebzeiten meiner Mom. Mittlerweile hatte ich diesen eigenartigen amerikanisch-schottischen Akzent, den Beth so gerne nachäffte. »Sorry, hast du mich gerade um etwas gebeten?«, erkundigte ich mich.
Beth lächelte süß. »Bitte, Mum.«
Shoppen. Hmm. Mir fiel nur eine Möglichkeit ein, das durchzustehen.
Ellie.
Ellie war in punkto Shoppen viel besser als ich. Es war zum Piepen, wie mein Kind mir so ähnlich sein und zugleich eine so typisch mädchenhafte Seite haben konnte wie ihre Tante Ellie. Beth besaß mehr Klamotten und Schuhe und Nagellacke und pinkfarbenen Krimskrams und hatte mehr Poster einer nervtötenden, international erfolgreichen Boygroup in ihrem Zimmer hängen als zwanzig Mädchen kurz vor dem Teenageralter zusammen. »Na schön. Aber wir fragen Tante Ellie, ob sie Lust hat, uns zu begleiten.«
Beth tätschelte meine Schulter und schenkte mir ein unbeabsichtigt (zumindest hoffte ich das) gönnerhaftes Lächeln. »Hab ich schon gemacht. Wir wissen beide, dass du Shoppen hasst. Ich habe dich nur aus Höflichkeit gefragt, ob du mitkommen willst.«
»Und weil ich die Kreditkarte habe, mit der dein Kleid bezahlt werden soll«, erinnerte ich sie.
»Das auch!« Beth feixte und schlenderte aus meinem Büro. »Mum ist beschäftigt«, hörte ich sie von oben herab sagen.
»Du bist auch reingegangen!«, erwiderte mein neunjähriger Sohn.
»Ich bin älter.«
»Das sagst du immer«, empörte sich Luke, als er hineinstürzte. »Mum.« Er rannte mit all der Ausgelassenheit und Energie seines Alters auf mich zu. Wie ich ihn beneidete! »Wo sind meine Fußballsocken?«
Ich strich ihm das dunkelblonde Haar aus dem Gesicht, und prompt wich er mir aus, um weiteren Streicheleinheiten zu entgehen. »Welche?«
»Meine Glückssocken«, sagte er, als läge das auf der Hand. Erst neun, und dennoch schlug er mir gegenüber bereits diesen Kannst-du-dir-doch-denken-Ton an. Ich wünschte mir, dass er wieder vier wäre und ständig kuscheln wollte.
»Zur Hölle mit den alten Zeiten«, brummelte ich leise vor mich hin.
Luke schnitt eine Grimasse. »Was?«
»Denk beim Sprechen an Regel Nummer zwei.«
»Mum«, stöhnte er und sah mich genervt an. »Ich bin doch kein kleines Kind mehr.«
»Regel Nummer zwei«, beharrte ich.
»Es heißt nicht ›was‹, sondern ›wie bitte‹.« Er verdrehte die Augen.
Dabei war ich mir so sicher gewesen, dass die Sache mit dem Augenrollen bei Jungen erst später anfing. Beth verdrehte natürlich schon die Augen, seit sie drei war, wenn ich ihr den Anlass dazu bot.
»Ich habe deine Glückssocken noch nicht gewaschen. Dein nächstes Spiel ist erst am kommenden Samstag.«
»Aber ich will mit Allan auf The Green Fußball spielen.«
»Und dafür brauchst du deine Glückssocken?«
»Yeah. Ich will gewinnen.«
»Schatz, angesichts des Umstands, wie verschlissen deine Glückssocken sind, fürchte ich, dass sie nicht mehr allzu viele Spiele erleben werden. Willst du das Glück, das sie dir bringen, wirklich für ein inoffizielles Spiel verschwenden?«
Als er zu einer Antwort ansetzte, fuhr ich rasch fort: »Und so weit von Zuhause entfernt spielst du auch nicht Fußball.«
Ich musste mir ein Lächeln verkneifen. Wenn mein Sohn die Stirn runzelte, dann betraf das nicht nur seine Augenbrauen und Augen, er schien sein ganzes Gesicht in Falten zu legen. Es war beeindruckend. Und anbetungswürdig. Worauf er ganz und gar nicht abzielte, da war ich sicher. »Das ist nur fünf Minuten weit weg.«
»In einer Stadt reichen einem Kriminellen fünf Minuten aus, um dich zu verschleppen.«
»Was ist ein Krimineller?«
Zur Antwort reichte ich ihm mein Lexikon. Da er meine Methode, sich so viel Wissen wie möglich selbst anzueignen, kannte, suchte Luke darin nach dem Wort. »Hast du deinen Dad gefragt, ob du gehen darfst?«, fragte ich.
»Ja, aber der hat Nein gesagt.« Braden kam mit unserer Jüngsten, Ellie (nach ihrer Tante so benannt) auf dem Arm in den Raum. Ellie war achtzehn Monate alt und schon ein totales Papakind. Woraus ich ihr keinen Vorwurf machen konnte.
Im Moment sah Braden jedoch Luke finster an. »Was habe ich dir über den Versuch gesagt, hinter dem Rücken des einen den anderen zu fragen? Wenn einer Nein gesagt hat, heißt das Nein, Luke.«
Luke verzog das Gesicht, und ich witterte einen Wutanfall am Horizont. »Ich langweile mich!«
Yup.
»Und ich habe gesagt, ich komme mit, wenn du auf The Green Fußball spielen willst.«
»Keiner von den anderen bringt seinen Dad mit! Ich würde wie ein Kleinkind dastehen!«
»Große Neuigkeit.« Braden bückte sich und verlagerte Ellie in seinen Armen. »Du bist ein kleines Kind. Und wenn du mich noch einmal anschreist, bekommst du eine Woche Hausarrest.«
»Na und? Rausgehen kannich ja eh nich!«
»Es heißt kann ich nicht«, warf ich ein.
»Kannichnich, kannichnich, kannichnich!«, brüllte er und hüpfte auf und ab.
Ich zuckte zusammen. Mein Sohn war laut, wenn er wollte. Zu laut!
»Das war’s. Hausarrest«, verkündete Braden.
»Ups!«, gluckste Ellie und kicherte dann.
Braden und ich sahen uns an und hatten Mühe, nicht zu lachen.
Luke war nicht nach Lachen zumute. »Mum!« Er lief zu mir hinüber und trat von einem Fuß auf den anderen, als müsste er pinkeln. »Sag es ihm!«
»Kind, reduzier deinen Lärmpegel. Und du hast deinen Dad gehört. Du hast Hausarrest. Glaub mir, das tut mir mehr weh als dir.«
»Haha!«, krähte Beth von der Tür her.
»Lach du lieber über deine eigenen genialen Gedanken statt über die Strafe deines Bruders, Beth Carmichael!«, rief ich.
»Definitiv über Ersteres.« Sie spähte um die Ecke. »… und nicht darüber, wie komisch es ist, dass Luke sich seinen Hausarrest selbst eingebrockt hat.«
»Halt die Klappe!« Luke stürzte sich auf sie, doch Braden bekam sein T-Shirt zu packen, während Beth quiekend die Flucht ergriff.
»Ups!«, gurgelte Ellie erneut.
»Wir müssen ihr ein neues Wort beibringen.«
»Ich weiß nicht.« Braden ließ Luke los. »Immer, wenn sie es benutzt, scheint es zu passen.«
»Ups!«
»Oder auch nicht«, sagte ich.
Er schnaubte, als Ellie ihren kleinen Arm nach Luke ausstreckte. »Uke! Uke! Will Uke!«
Luke gehorchte und breitete die Arme aus. Sowie sie sich in seine kräftigen Kleine-Jungen-Arme gekuschelt hatte, war ich mehr von Emotionen überwältigt, als ich verkraften konnte. »Ich wünschte, Beth wäre wie du, Ellie«, murmelte er.
Braden feixte. »Keine Sorge. Eines Tages ist sie alt genug, um genauso nervig zu sein. Genieß es, solange es geht.«
Luke seufzte, als läge die Last der Welt auf seinen Schultern. »Schön. Wir gucken uns Trickfilme an. Ich hab ja Hausarrest.« Auf dem ganzen Weg zur Tür hinaus beklagte er sich murrend bei seiner kleinen Schwester.
Und dann herrschte in meinem Büro wunderbare Stille.
Braden drehte sich um und starrte mich an.
Ich starrte zurück.
»Du wolltest ja unbedingt Kinder«, schnaubte ich.
»Yeah, mag sein, aber du bist schließlich so verdammt sexy, dass ich weder meine Finger von dir lassen noch mein wirkungsvolles, babyerzeugendes Sperma aus dir heraushalten konnte.« Er grinste.
Ich rümpfte die Nase. »Charmant.«
»Immer, Babe.«
»Okay, ich dachte, du wüsstest es schon, aber offenbar doch nicht, also ganz unverblümt: Sperma? Nicht gerade ein sexy Wort.«
Er zog mich an sich. »Angekommen.«
Ich verschmolz mit seiner intensiven Hitze. Selbst nach all diesen Jahren war ich unfähig, mich mit meinem Mann in einem Raum aufzuhalten, ohne am Ende irgendwie an ihm zu kleben.
Er küsste meinen Hals, und dann fiel sein Blick auf mein ausgedrucktes Manuskript. »Woran arbeitest du denn gerade?«
»Was das betrifft … mein Warnhinweis an der Tür scheint inzwischen seine Wirkung zu verfehlen.«
»Möchtest du, dass ich dir etwas einen Tick Aggressiveres besorge?«
»So etwas wie ›Verpiss dich‹?«
»Ich fürchte, das könnte unsere Kids kränken.«
»Ich glaube, es gibt nichts, was unsere Kids kränken könnte. Unser Nachwuchs verfügt über ein geradezu anormal dickes Fell und entschieden zu viel Energie.«
Er lachte und zeigte auf den Papierstapel. »Und nun zu dir. Was ist das?«
Ich drehte mich um und fuhr mit dem Finger geistesabwesend das Muster auf seinem Hemd nach. »Offen gestanden möchte ich dich bitten, es zu lesen, bevor ich entscheide, ob ich es einreichen soll.«
In seinen hellblauen Augen flammte Neugier auf. »Oh?«
»Ich wurde gefragt, ob ich mich an einer digitalen Anthologie beteiligen möchte. Wir sollen eine auf persönlichen Erfahrungen basierende und gleichzeitig fiktionale Geschichte schreiben. So war es formuliert.«
»Und das heißt?«
»Das Konzept ist, dass ich eine Geschichte schreibe, die davon handelt, wie mein Leben vielleicht verlaufen wäre, wenn es einen entscheidenden Moment darin nicht gegeben hätte.«
Er verrenkte sich den Hals, um einen Blick auf die Seiten werfen zu können. »Klingt interessant.«
»Genau das dachte ich auch. Also habe ich sie geschrieben. Ich habe mich für eine alternative Realität entschieden, die auf dem basiert, was passiert wäre, wenn ich nie auf Ellies Suchinserat nach einer Mitbewohnerin geantwortet hätte.«
»Und du möchtest, dass ich es lese?«
Ich hielt ihm das Manuskript hin. »Wenn du gerade nichts Besseres zu tun hast.«
»Natürlich nicht.« Braden nahm die Blätter entgegen. »Ich lese es jetzt gleich.«
Das leise, unbehagliche Kribbeln war wieder da. »Bist du sicher?«
Er bedachte mich mit einem spöttischen Blick. »Steht da irgendetwas drin, was dir unangenehm ist?«
»Nein. Nur … du könntest es kitschig finden.«
Er warf lachend den Kopf in den Nacken und lachte noch lauter, als er meine finstere Miene sah. Dann küsste er mir das Schmollen von den Lippen. »Du bist Jocelyn Carmichael. Du könntest noch nicht einmal kitschig sein, wenn du es versuchen würdest.«
Ich stieß ihn spielerisch weg. »Früher hätte ich dir da zugestimmt, aber dann kamst du, hast mich ganz gefühlsduselig gemacht und mir drei phantastische Kinder geschenkt, die meine Hormone komplett durcheinandergebracht haben, so dass ich jetzt schon bei Joghurtwerbung anfange zu weinen.«
Er setzte sich kichernd auf meinen Stuhl und scheuchte mich weg. »Geh und spiel mit den Kids, und lass mich in Ruhe lesen.«
Ich quittierte den Befehl mit scheinbarer Empörung, schickte mich aber an, den Raum zu verlassen.
An der Tür drehte ich mich um und beobachtete, wie er es sich bequem machte und seine langen Beine auf meinen Schreibtisch legte.
Ich rief mir die ersten Worte ins Gedächtnis, die er lesen würde, und fragte mich, wohin ihn diese Worte tragen würden …
Von J. B. Carmichael
Was wäre, wenn? Ich bin sicher, dass wir uns alle mindestens ein Mal in unserem Leben diese Frage stellen. Viele vermutlich häufiger, als es ihnen lieb ist. Kurz bevor ich zweiundzwanzig wurde, hat mich diese Frage so sehr verfolgt, dass ich bloßes Existieren mit wirklichem Leben verwechselte. Aber dann traf ich an ein und demselben Tag einen Mann und eine junge Frau: der Tag, der mein Leben für immer verändern sollte.
Nachdem ich den beiden begegnet war, habe ich mir diese Frage sehr viel seltener gestellt. Und in den letzten Jahren überhaupt nicht mehr.
Bis ich darum gebeten wurde.
Was wäre, wenn?
Dieser Text ist meine Antwort darauf. Ich bin unerschütterlich davon überzeugt, dass es unabhängig von Zeit, Tag und Alter mein Schicksal war, diesem Mann und dieser jungen Frau zu begegnen.
Aber dennoch … was wäre, wenn?
Die Zeit verändert uns ständig. Umstände, Erfahrungen, alles verändert uns.
Aber nur weil es unser Schicksal ist, einem bestimmten Menschen zu begegnen, heißt das noch lange nicht, dass diese Begegnung immer gleich verläuft: Das Ergebnis jedoch wird in einer anderen Welt, vor oder nach dieser Begegnung, dasselbe sein.
Die Möglichkeiten sind unerschöpflich.
Und spannend.
Und furchteinflößend.
Dies ist meine ›Was wäre, wenn‹-Geschichte …
Club 39Edinburgh
Wenn mir jemand noch vor zwei Jahren gesagt hätte, ich würde wegen meines dreißigsten Geburtstages durchdrehen, hätte ich ihn ausgelacht. Das Alter war für mich kein Grund, verrückt zu werden. Es gab Schlimmeres im Leben als das Älterwerden.
Zum Beispiel, gar nicht erst die Chance dazu zu bekommen.
Aber verdammt noch mal, ich wurde dreißig und flippte aus.
Ich hatte nicht das erreicht, was ich mit dreißig im Leben erreicht haben wollte.
Ich sah auf die Uhr, als ich einem Gast ein Bier zapfte, und seufzte. In zwei Stunden war Mitternacht, und mein goldener Käfig des Zwanzig-Plus-Lebens stand kurz davor, sich in einen riesigen, rostigen Eimer zu verwandeln.
Meine frühen Zwanziger waren okay gewesen. Ich hatte es perfektioniert, echte emotionale Bindungen zu vermeiden, und ich war überzeugt, dass ich genau das wollte. Nein, sogar brauchte. Die Vorstellung, tatsächlich einen Menschen so nah an mich heranzulassen, dass er es wert wäre, um ihn zu trauern, wenn ich ihn verlor, löste in mir ausgewachsene Panikattacken aus.
Es war leichter, einfach nur die Freundin statt beste Freundin zu sein.
Selbst meine ehemals beste Freundin Rhian dachte so. Wir hatten uns in dem einen Punkt nahegestanden, dass wir die andere nicht zu nahe an uns heranlassen wollten. Für uns funktionierte das. Es war beruhigend zu wissen, dass sie da und doch nicht wirklich da war. Aber sie heiratete ihren Collegefreund James. Das veränderte sie, und wir hatten nicht mehr viel gemeinsam.
Dasselbe war mir mit meiner Freundin Jo passiert. Sie hatte hier im Club 39 mit mir an der Bar gearbeitet, bis ein gutaussehender tätowierter Typ auftauchte und sie Mrs. Jo McCabe wurde. Ich hatte seit … Himmel … ich konnte mich noch nicht einmal mehr erinnern, seit wie vielen Jahren ich nicht mehr mit Jo gesprochen hatte.
Der Typ, den ich bediente, hob seinen Blick von meinen Brüsten und bedachte mich mit einem breiten, anflirtenden Lächeln, als ich ihm sein Wechselgeld reichte. Ich wandte mich ab, um mich um den nächsten Gast zu kümmern, denn ich und Männer … yeah … da war schon eine Weile nichts mehr gelaufen.
Eine deprimierend lange Weile, um genau zu sein.
Eine als-Jungfrau-wiedergeboren lange Weile.
Na gut, es war jetzt drei Jahre her, seit ich zuletzt Sex gehabt hatte. Mit achtzehn schlief ich ziemlich viel in der Gegend herum, und eines Morgens wachte ich mit zwei Kerlen im Bett auf und konnte mich nicht erinnern, wie zum Teufel ich da hingekommen war.
Echt krass.
Daraufhin habe ich mich von der ganzen Sexgeschichte verabschiedet.
Und dann gab es mit Anfang zwanzig nach einem wirklich tollen Kuss an der Bar eines Abends eine Nummer mit meinem Kollegen Craig. Von da an hatte ich alle paar Monate einen One-Night-Stand, um meine sexuellen Bedürfnisse zu befriedigen.
Das ging so lange, bis ich mich vor drei Jahren auf einen One-Night-Stand mit einem Typen einließ, der sich danach als Klette entpuppte. Er fing an, in der Bar aufzukreuzen und mich anzuglotzen. Als ich ihn aufforderte, damit aufzuhören, dachte er gar nicht daran, woraufhin ich ihn gegen die Wand stieß, seine Eier packte und ihm drohte, ihn zu kastrieren, wenn er je wieder in meine Nähe kommen sollte. Zum Glück stand er nicht darauf, eine Frau zu stalken, die sich nicht von ihm einschüchtern ließ, und ich sah ihn nie wieder.
Doch das brachte mich von den One-Night-Stands ab.
In den letzten drei Jahren hatte ich etliche Vibratoren verschlissen.
Gott, wie sehr ich Sex vermisste!
Vielleicht waren drei Jahre genug Zeit, um darauf zu vertrauen, dass nicht jeder Mann ein durchgeknallter Stalker war.
»Du bist heute Abend so still, Joss«, sagte mein Kollege Jeb zu mir. »Denkst du über das Schreiben nach?«
Jeb war neunzehn und fand es cool, dass ich ein Buch veröffentlicht hatte. Tatsächlich hatte ich mehrere herausgebracht. Fantasy und Vampirgeschichten. Sie verkauften sich ganz gut, aber ich war bei weitem noch nicht die erfolgreiche Schriftstellerin, die ich sein wollte. Im Moment liebäugelte ich mit zeitgenössischer Literatur. Als ich Jeb davon erzählte, dachte er, das hieße, dass ich von nun an nur noch missmutige und herablassende Charaktere entwerfen wollte.
Ich hoffte wirklich, dass er mich falsch verstanden hatte. Ich brachte es nicht über das Herz, ihn zu korrigieren.
Außerdem war es lustig.
Möchten Sie gerne weiterlesen? Dann laden Sie jetzt das E-Book.